Berührst mein Herz, begehrst mein Blut - Claudia Rack - E-Book

Berührst mein Herz, begehrst mein Blut E-Book

Claudia Rack

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Beschreibung

Nachdem Frankie Sullivan entführt wird, steht sie in ihrem Gefängnis Todesängste aus. Von der Außenwelt abgeschnitten, offenbaren sich ihr die perfiden Pläne ihrer Entführer. Erst die Begegnung mit einem weiteren Gefangenen lässt Frankie auf eine Flucht hoffen. Die Begegnung mit ihm verändert ihr Leben, denn er ist kein Mensch. Kann sie ihm trauen? Kann sie die Flucht ergreifen und zurück in ihr normales Leben? Oder wird das Wissen, welches sie in ihrer Gefangenschaft erlangt, ihr Todesurteil sein?

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Seitenzahl: 219

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Claudia Rack

Berührst mein Herz, begehrst mein Blut

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Impressum neobooks

Prolog

Caleb Serrash spürte die Veränderung sofort. Hungrig und geschwächt, nahm er einen tiefen Atemzug. Der Geruch, der ihm in die Nase stieg, ließ ihn zittern. Der Schmerz, der durch seine gefesselten Handgelenke fuhr, ließ ihn zischen. Die Klingen an seinen Handschellen, die über ihn mit Haken an der Decke hingen, schnitten bis auf seine Knochen. Somit wurde er gezwungen, ständig seine Arme über seinen Kopf zu halten. Zuerst versagten die Muskeln. Später registrierte er nur noch das eigene Gewicht, das ihn permanent nach unten zog. Mittlerweile spürte Caleb den Schmerz an den Handgelenken intensiver. Aber es war dieser Geruch, der seine Sinne vernebelte. Instinktiv roch er die Neue innerhalb dieses Gebäudes. Wie lange er in seiner Zelle gefangen gehalten wurde, konnte er nicht mit Gewissheit sagen. Der Durst und die wiederkehrenden Folterungen setzten ihm zu. Anfangs weigerte er sich, zu trinken. Sobald ein neues Opfer zu ihm gebracht wurde, erwarteten sie, dass er ihr Blut trank. Als der Hunger übermächtig wurde, gab er nach. Er konnte nicht mehr bestimmen, wie viele Frauen sie ihm vorführten. Für ihn waren sie nichts Besonderes, außer Nahrung. Seine Entführer sahen das anders. Er bekam in seiner Gefangenschaft die Experimente an ihnen mit. Ihre qualvollen Schreie und Hilferufe gruben sich in sein Gedächtnis. In der Annahme, dass er mit der Nahrungsaufnahme Kraft tanken konnte, trank er die Frauen fast blutleer. Nur um wenig später festzustellen, dass sie ihm das gewonnene Blut wieder abnahmen. Zwei Eimer standen auf dem Boden, direkt unter seinen Handgelenken, aus denen das gerade gewonnene Blut tropfte. Erneut nahm er einen tiefen Atemzug. Dieser Geruch der Frau war anders. Sie roch nach Jasmin. Sofort stellte er sich eine Blumenwiese vor, auf der sie mit ausgebreiteten Armen lag und die Sommerluft genoss. Caleb schüttelte den Kopf. Als der Schmerz sich durch seine Arme zog, stöhnte er gequält auf. Wer immer diese Frau war, die sie hierher brachten, er war direkt süchtig nach ihrem Duft. Wie war das möglich? Irritiert sortierte er seine Gedanken und versuchte, sich zu erinnern. In seinem Gedächtnis begraben, kannte er die Antwort. Dadurch das er seine Erinnerungen verloren hatte, konnte er sie nicht greifen. Seine Reaktion auf den Duft dieser Frau hatte eine Bedeutung. So viel war ihm klar. Kannte er sie? Würden sie ihn zwingen, von ihr zu trinken? Mit Sicherheit. Caleb grunzte frustriert. Sein Hunger meldete sich. Vermischt mit seiner Reaktion auf diesen Duft, war das in seiner derzeitigen Situation eine tickende Bombe. Caleb spürte es bis in seine Zellen. Er musste von ihr kosten. Langsam hob er seinen Kopf an. Seine schulterlangen dunklen Haare waren zerzaust. Er atmete ein, sodass seine Fangzähne sofort ausfuhren. Der Geruch kam näher. Angespannt starrte er auf die geschlossene Tür seiner Zelle. Es gab nur noch einen Gedanken, der ihn aufrecht hielt. Der Gedanke daran, dass er sie besitzen musste, um jeden Preis. Vergessen war der Gedanke daran, dass er sie töten konnte, wenn er von ihr kostete. Der Zwang in ihm war stärker. Er konnte nicht anders. Als Nächstes hörte Caleb Schritte, die sich seiner Zelle näherten. Hinzu kamen die hilflosen Schreie der Frau. Sie hatte keine Chance, wusste er. Jeden Moment brachten sie sie zu ihm. Erwartungsvoll starrte er auf die Zellentür und machte sich auf das gefasst, was als Nächstes geschah. Er war bereit. Er würde von ihr trinken und im Anschluss von hier fliehen. Ihr Blut gab ihm die nötige Kraft, die ihm für seine Flucht noch fehlte. Sobald ihm das gelang, gab es nur noch ein Ziel: Er schwor sich, jeden in diesem Gebäude zu vernichten.

Kapitel 1

Panisch riss Frankie die Augen auf. Das Erste, was sie spürte, waren die Kopfschmerzen. Sie stöhnte und kniff die Augen zu. Sofort schossen Bilder auf sie ein. Bilder, die sie lähmten und zittern ließen. Gerade, war sie noch auf dem Heimweg von einem Discobesuch, im nächsten Moment packte sie jemand von hinten und drückte ein weißes Tuch auf ihr Gesicht. Sie versuchte, sich zu wehren. Ihr Schrei wurde von dem Tuch erstickt. Der strenge Geruch des Chloroforms benebelte ihre Sinne, bis sie in den starken Armen, die sie festhielten, zusammensackte. Ihre Erinnerung daran erschreckte sie zutiefst. Als sie ihre braunen Augen öffnete, sah sie sich verängstigt um. Nichts in diesem Raum erkannte sie. Verängstigt versuchte Frankie sich aufzusetzen, nur um festzustellen, dass ihre Füße und Hände am Bett gefesselt waren. Das Bett bestand eher nur aus einer einfachen Matratze, die auf einem Metallgestell lag. Entsetzt starrte sie an die Decke. Ihre Atmung ging stoßweise und das Zittern konnte sie beim besten Willen nicht abstellen. War das eine Nebenwirkung des Betäubungsmittels? Als Nächstes hörte sie ein merkwürdiges Summen über sich. Sie drehte ihren Kopf, soweit es ging, bis sie die Kamera entdeckte. In der Ecke hinter ihr hing sie an der Decke. Stirnrunzelnd starrte sie direkt in die Linse. Das rot blinkende Licht unterhalb der Kamera bestätigte ihr, dass sie eingeschaltet war. Sie wurde beobachtet. Von wem? Wer hatte ihr das angetan und sie entführt? Wütend steckte sie ihre Zunge heraus, bevor sie sich erneut umsah. Die kahlen Wände waren grau, es gab keine weiteren Möbel oder Anzeichen, die ihr verrieten, wo sie war. Frankie konnte nichts dagegen tun, als Horrorszenarien sich in ihren Kopf schlichen. Szenen, in denen sie missbraucht wurde. Szenen, in denen sie von ihrem Entführer gequält wurde, bis sie nutzlos war und beseitigt wurde. Sie drückte ihre Nägel in die Handballen und die Bilder verschwanden, sobald der Schmerz sie ins Hier und Jetzt zurückholte. Wer immer sie hierher gebracht hatte, sie würde sich nicht kampflos geschlagen geben. Sie wollte leben. Sie wollte frei sein. Das hier war nicht abgemacht. Es geschah ohne ihr Einverständnis, redete sie sich ein. Frankie überlegte angestrengt, ob es in letzter Zeit Meldungen in den Nachrichten gab, die von entführten Frauen sprach. Sie erinnerte sich an Nichts dergleichen. Ihr wurde übel. Das bedeutete, niemand wusste hiervon. Kein Mensch würde sie suchen oder hier herausholen. Ihre Eltern lebten zu weit entfernt und vermissten sie noch nicht. Das geschah sicher erst, wenn sie nicht anrief. Einmal in der Woche telefonierte sie mit ihren Eltern. Das war ein festes Ritual in ihrem Leben. Würden ihre Eltern sie als vermisst melden, wenn es keinen Anruf gab? Wann hatte sie das letzte Mal mit ihnen telefoniert? Verdammt, gestern Nachmittag. Das hieß, sie galt nicht vor nächster Woche als vermisst. Eine ganze Woche? Wie sollte sie das überstehen? Verzweifelt ließ sie ihren Tränen freien Lauf. Gestern meldete sie sich noch bei ihrem Chef und erinnerte ihn daran, dass sie die nächsten zwei Wochen Urlaub nahm. Mit ihrem Discobesuch läutete sie ihren Urlaub ein. Frankie verbrachte den ganzen Abend auf der Tanzfläche. Mittlerweile verfluchte Frankie diese Idee. Wäre sie doch zu Hause geblieben. Sie hätte sich mit einem Buch auf die Couch legen sollen und den Abend mit einer schönen Geschichte ausklingen lassen können. Engere Freundschaften mit ihren Arbeitskollegen zog sie nicht in Betracht. Sie arbeitete in einem Büro eines großen Logistikunternehmens. Im Grunde kümmerte sie sich um den Papierkram, die Aufträge und sorgte dafür, dass ihr Chef seine warme Tasse Kaffee bekam. Sie war pünktlich. Ihre Arbeit begann um acht Uhr morgens und spätestens um siebzehn Uhr läutete sie den Feierabend ein. Es gab keinen Smalltalk oder Verabredungen mit den Kollegen. Niemand würde sich fragen, was mit ihr geschehen war. Sie wusste es mit absoluter Sicherheit. Ihr Chef würde sich erst nichts dabei denken und sicher vermuten, dass sie krank war. Hilflos sank ihre Hoffnung auf Rettung. Frankie zog an ihre Handschellen. Eventuell war dieses Bettgestell nicht so robust, wie es aussah. Vielleicht konnte sie die Fesseln lösen. Sobald ihre Hände erst frei waren, konnte sie die Fußfesseln lösen. Und dann? Wo sollte sie hin? Die Tür war sicher verschlossen. Frankie hatte keinen blassen Schimmer, wo sie hier festgehalten wurde. War sie noch in Brooklyn? Oder hatte man sie weiter weg von ihrer gewohnten Umgebung gebracht? Was würde sie hinter der Tür entdecken? Frankie schluckte schwer, als die Panik von ihr Besitz ergriff. Sie erinnerte sich an die Kamera. Ihre Entführer beobachteten sie. An eine Flucht war nicht zu denken. So absurd das war, blickte sie erneut direkt in die Kamera.

»Bitte, sagen sie mir, wo ich bin? Wieso haben sie mich hierher gebracht? Wer sind sie?« Die Fragen sprudelten aus ihrem trockenen Mund. Die Stille erdrückte Frankie. Keine Antwort. Nichts geschah. Enttäuscht starrte sie an die Decke. Frankie zermarterte sich den Kopf, um Antworten auf ihre Fragen zu bekommen. Ständig grübelte sie darüber nach, ob sie auf ihrem Heimweg etwas übersehen hatte. War sie verfolgt worden, ohne das sie es bemerkte? Beobachtete jemand sie beim Tanzen? Sie schüttelte den Kopf. Nein. Sie hatte nichts dergleichen wahrgenommen. Im Moment konnte sie nur warten. Sie lag auf ihrer Matratze, gefesselt und die Angst vor dem, was als Nächstes geschah, schnürte ihr die Kehle zu. Frankie tat das Einzige, was ihr in diesem Augenblick sinnvoll erschien: Sie betete zu Gott.

Kapitel 2

Als Frankie die Augen öffnete, musste sie erneut feststellen, dass die Entführung kein Traum war. Stimmen vor ihrer verschlossenen Tür ließen sie aufhorchen. Mittlerweile taten ihr die Arme weh, weil sie diese ständig im gleichen Winkel halten musste. Die fehlende Bewegungsfreiheit frustrierte sie. Die Stimmen wurden lauter. Frankie starrte die Tür an und wusste instinktiv, sie wollten zu ihr. Sie spannte sich an. Jeden Moment sah sie ihre Entführer. Sie sah die Person, die für all das die Verantwortung trug. Ihre Neugier wuchs. Wer war zu so etwas imstande? Erfuhr Frankie, weshalb sie entführt wurde? Was hatten sie mit ihr vor? Frankie war unsicher, ob sie darauf eine Antwort wollte. Endlich erklang ein ihr bekanntes Geräusch. Ein Schlüssel wurde im Schloss gedreht und als Nächstes schwang die Tür auf. Frankie konnte später nicht mehr sagen, wen sie erwartete, zu sehen. Die Person, die jetzt in ihr Sichtfeld kam, erkannte sie nicht. Der Mann war groß und schlank. Dunkelbraune, kurze Haare umrahmten sein drahtiges Gesicht. Anhand der grau melierten Strähnen an seinen Schläfen erkannte Frankie, dass er im gesetzten Alter war. Sie vermutete ihn über fünfundvierzig oder an die fünfzig Jahre. Seine dunkelbraunen Augen richteten sich sofort auf sie, sobald er ihre Zelle betrat. Als ihre Blicke sich trafen, spürte Frankie, dieser Mann war skrupellos. Zielstrebig, bereit alles zu tun, um zu erreichen, was immer er vorhatte. Instinktiv wusste sie innerhalb von Sekunden, dass sie niemals sympathische Gefühle ihm gegenüber hegte. Der Mann trat ein, dicht gefolgt von einem jüngeren Mann und zwei kräftigen Männern, die rechts und links in den Ecken Stellung bezogen. Sie registrierte die beiden als Wachen. Der jüngere Mann in seiner Begleitung vermied es, sie direkt anzusehen. Das sagte ihr, dass er nicht so zielstrebig zu sein schien, wie der unsympathische Mann. Es war ihm eher unangenehm, Kontakt mit ihr aufzunehmen, sei es nur durch einen direkten Blick. Frankie stufte ihn als uninteressanten Mitläufer ein. Ein Assistent. Sie fragte sich erneut, wo sie hier gelandet war? Was waren das für Männer? Und weshalb fühlte sie sich, wie ein gefangenes Tier oder eine Beute? Erst, als er zu ihr sprach, verdrängte sie ihre Fragen und sah zu dem Mann, der hier das Sagen hatte.

»Sie haben sicher einige Fragen«, erklang seine tiefe Stimme.

Frankie fröstelte.

»Alles zu seiner Zeit, Frankie.«

Überrascht starrte sie ihn an.

»Woher ich deinen Namen kenne? Ja, ich kenne dich besser, als du vermutest, Frankie.« Um seine Aussage zu unterstreichen, entdeckte Frankie ein Buch, welches er aufschlug. Es war in einem dunkelbraunen Lederband eingebunden. Stirnrunzelnd fragte sie sich, was darin stand? Informationen über sie? Über ihr Leben? Schlagartig wurde Frankie bewusst, dass er sie länger beobachtete. Angestrengt studierte sie ihn erneut. Sie war sicher, dass sie diesen Mann niemals zuvor in ihrem Leben gesehen hatte. Er trug einen braunen Anzug, darunter ein hellblaues Hemd und eine passende Krawatte. Seine schwarzen Schuhe blitzten sauber und gestriegelt. Auf sein Äußeres schien er viel wert zu legen. In der Zwischenzeit brachte sein Assistent ihm einen Stuhl, auf dem er sich niederließ. Das Gesicht in dem seltsamen Buch vergraben, sprach er weiter. »Ich bin Professor Allan Douglas. Ich muss zugeben, dass mir die Umstände, wie wir sie hergebracht haben, missfallen, aber es gibt keine andere Möglichkeit. Wenn ich ihnen gesagt hätte, worum es geht oder ich sie gebeten hätte, mitzukommen, wären sie sicher nicht darauf eingegangen. Also entschuldigen Sie bitte den Aufruhr, Frankie.« Verständnislos starrte Frankie den Professor an.

»Was soll das heißen? Wo bin ich hier? Und wieso haben sie mich hierher gebracht?«, bombardierte sie ihn mit ihren Fragen. Jetzt sah er von seinem Buch auf und hob die rechte Hand, um sie zum Schweigen zu bringen. Das interessierte sie nicht. »Ich verlange Antworten auf meine Fragen. Bitte tun sie nicht so, als ob das Alles hier gerechtfertigt ist. Ich weiß genau, dass sie sich strafbar machen. Das hier ist eine Entführung. Ich bin gegen meinen Willen hier«, erboste Frankie sich. »Ich fordere, sofort freigelassen zu werden.« Sein leises Lachen ließ Frankie verstummen. Machte der Professor sich über sie lustig? Er wurde ihr immer unsympathischer.

»Ihre Forderungen haben hier kein Gewicht, Frankie. Desto schneller sie das kapieren, umso besser für sie. Wir werden eine lange Zeit miteinander verbringen. Da ist es nur ratsam, wenn sie einfach tun, was wir von ihnen verlangen.«

Vehement schüttelte Frankie den Kopf. »Auf keinen Fall«, schrie sie ihn an.

»Aber, aber, meine liebe Frankie, beruhigen sie sich. Ich werde es ihnen erklären, sobald die Zeit dafür gekommen ist. Bis dahin leben sie sich erst einmal ein und dann wird das schon werden.«

Fassungslos starrte sie den Mann an. Ihre Wut wuchs ins Unermessliche. Was erlaubte dieser Professor sich? Wie konnte er es wagen? Anstatt ihre Reaktion zur Kenntnis zu nehmen, erhob er sich und gab dem Assistenten durch ein Kopfnicken ein Zeichen. Sofort winkte dieser einen weiteren Mann herein, beladen mit einem Tablett. Frankie sah Sandwiches und ein Glas Wasser darauf stehen. Sofort meldete sich ihr Magen. Wann hatte sie das letzte Mal etwas gegessen? Sie konnte sich nicht daran erinnern. Der Professor verschwand aus ihrem Sichtfeld, dicht gefolgt von den zwei Halbstarken und seinem Assistenten. Einzig der Mann mit dem Tablett blieb in ihrer Zelle und stellte das Tablett an ihr Bettende ab. Auf Frankie wirkte er, wie ein Lakai. Er sagte kein Wort, schaute nicht zu ihr. Als er das Tablett abstellte, ging er erneut heraus, nur um wenig später mit einem Hemd wiederzukommen. Das Hemd sah aus wie diese Hemden, die man in Krankenhäusern bekam. Erst jetzt stellte Frankie fest, dass sie immer noch ihre Kleidung von gestern Abend trug. Eine helle Jeans, ein enges grünes Top und ihre schwarze Lederjacke. Sie würde den Teufel tun und sich in dieses hässliche Hemd zwängen, schwor sie sich. Als ob der Mann ihre Gedanken erriet, sah er sie mit einem flehenden Blick an. Frankie verstand ihn. Er bat sie stumm darum, sich umzuziehen. Und das vor seinen Augen? Auf keinen Fall! Sie schüttelte mit dem Kopf und weigerte sich. Wenn sie ihr die Fesseln abnahmen, nur damit sie dieses Hemd überzog, war ihr das egal. Sie wollte sich nicht zu etwas zwingen lassen. Der Mann fuchtelte nervös mit den Händen und sah zum Türeingang. Sofort kamen die zwei kräftigen Kerle zum Vorschein und postierten sich bedrohlich hinter ihm. Frankie sah von einem zum anderen. Sie mussten nichts sagen, sie wusste, dass man sie zur Not mit Gewalt in dieses Hemd verfrachtete, ob sie wollte, oder nicht. Sie erkannte, dass sie keine Chance hatte. Gegen diese beiden Männer konnte sie nicht kämpfen. Sie schluckte und starrte auf das Hemd, das ordentlich zusammengefaltet, neben ihr lag. Schließlich stand sie auf und griff nach dem Hemd. Mit einem erbosten Blick zu den drei Männern drehte sie sich um und begann, sich aus ihrer Jeans zu schälen. Als sie nur noch in ihrem schwarzen Slip da stand, streifte sie sich das Hemd über. Sobald sie bedeckt war, drehte sie sich um und sah die Männer provozierend an. »Zufrieden?«, meinte sie beleidigt.

Der jüngere Mann, der Lakai, nickte und verließ daraufhin das Zimmer. Frankie dachte, dass die beiden starken Kerle ihm folgten, doch sie täuschte sich. Sie nahmen in den Ecken vor ihr die Wachhaltung ein und warteten darauf, dass sie anfing zu essen. Nicht einmal dafür gaben sie ihr Privatsphäre. Frankie fühlte sich ausgeliefert, machtlos. Gegen ihren Hunger konnte sie nur eines tun, sie musste etwas zu sich nehmen. Geschlagen setzte sie sich auf die Bettkante und griff nach dem Sandwich. Der erste Biss war eine Offenbarung. Sie stöhnte zufrieden auf und aß das Sandwich in Sekundenschnelle auf. Im Anschluss griff sie nach dem Glas und leerte es in einem Zug. Kurz darauf wurde ihr mulmig. Frankie runzelte verwirrt die Stirn. Ihre Füße fühlten sich taub an, gefolgt von ihren Händen, die seltsam kribbelten. Als sie versuchte, aufzustehen, drehte sich alles in ihrem Kopf. Sofort plumpste sie auf das Bett und schüttelte den Kopf. Der Schwindel nahm nicht ab. Ihr wurde kalt. So furchtbar kalt. Ihr Körper zitterte unkontrolliert und sie versuchte, die Arme um ihren Oberkörper zu schlagen, was ihr misslang. Sie verlor die Kontrolle über ihre Motorik. Entsetzt starrte sie einen der Männer an, der in der Ecke stand und sie mit einem Grinsen beobachtete. Sofort erkannte Frankie ihren Fehler. Ihr Blick ging zu dem leeren Glas auf dem Tablett. Sie hatten ihr etwas gegeben. Die Erkenntnis legte sich um ihre Gedanken, als die Müdigkeit sie überfiel. Im nächsten Moment sah sie noch, wie die zwei Männer auf sie zukamen. Frankie schüttelte den Kopf als stumme Abwehr. Sie spürte starke Hände, die sie hochrissen. Sofort meldete sich ihr Instinkt und sie fuchtelte mit den Händen, um sie abzuwehren. Ihre Bemühungen waren vergebens. Durch das Betäubungsmittel waren ihre Bewegungen unkontrolliert und schwach. Sie griff ständig ins Leere. »Nein, bitte nicht.« Ihre Stimme klang aus weiter Ferne, als einer der Männer sie hochhob und über seine Schulter warf. Der Aufprall auf ihren Magen ließ sie aufstöhnen. Sobald der Mann sich in Bewegung setzte, spürte sie jeden Schritt in ihrem Magen. Sie würgte und versuchte, das Essen bei sich zu behalten. Als sie das Zimmer verließen, brach die Panik in ihr aus. Geschwächt und durch das Mittel außer Gefecht gesetzt kämpfte Frankie darum, heruntergelassen zu werden. Ihre Schreie waren eher unverständliche Laute. Ihre Beine, die in der Luft zappelten, waren eher träge Schläge, die kein Ziel trafen. Verschwommen nahm sie noch wahr, wie sie einen langen Gang entlang getragen wurde. Wenig später hörte das Ruckeln auf und sie blieben vor einer Tür stehen. Frankie hob mühsam ihren Kopf, doch ihre roten langen Locken, die ihr im Gesicht hingen, versperrten ihr die Sicht. Das Geräusch, als die Tür geöffnet wurde, hörte sich für Frankie merkwürdig an. Sämtliche Sinneswahrnehmungen waren ihr fremd, sodass sie es mit purer Angst zu tun bekam. Sie hatten sie nicht vollständig betäubt, sodass sie die Geschehnisse um sich herum, wahrnahm. Aber ihre Sinne waren so vernebelt, sodass sie die Eindrücke nicht einordnen konnte und sich nicht verteidigen konnte. Im nächsten Moment hörte sie ein merkwürdiges zischendes Geräusch und vernahm kurz darauf den Geruch von verbranntem Fleisch. Das darauf folgende Brüllen ließ sie zusammenzucken. Im Anschluss vermutete sie Fesseln, die gelöst wurden, als sie ein klirrendes Metallgeräusch ausmachte. Als Nächstes wurde sie auf dem Boden abgelegt, der ihr übernatürlich kalt und hart vorkam. Sie stöhnte verzweifelt, in dem Versuch, sich mitzuteilen. Sie wollte nicht hier sein. Instinktiv spürte sie die Gefahr, die von diesem Raum ausging. Was immer hier drinnen verweilte, sie wollte es nicht kennenlernen. Anstatt ihre nuschelnden Laute anzuerkennen, gingen die beiden Wachen zur Tür und versperrten sie mit einem lauten Knall. Frankie zuckte zusammen und fand sich in völliger Dunkelheit wieder. Mit gespitzten Ohren lag sie auf dem Rücken und konnte sich nicht bewegen. Sie drehte ihre Augen hin und her, in der Hoffnung, etwas ausmachen zu können. Unheimliche Stille legte sich über sie. Der Geruch von verbranntem Fleisch und altem Schweiß stieg ihr erneut in die Nase, sodass sie diese kraus zog. Und ein ihr noch unbekannter Geruch kam ihr entgegen. Metallisch und schwer. Die Panik, die sich in ihr ausbreitete, ließ sie stoßweise atmen, sodass ihre Brust sich schwer hob und senkte. Erschrocken registrierte Frankie einen zweiten Atemzug in diesen Wänden. Das war nicht ihrer. Panisch kniff sie die Augen zusammen. Als Nächstes hörte sie eine Art Röcheln oder Husten. Sie konnte es nicht genau definieren und riss erschrocken die Augen auf. Das Geräusch kam näher. Zitternd lag sie abwartend da und bekam Todesangst. Was immer hier mit ihr in diesem Raum war, es kam zu ihr. Sie schluckte schwer und horchte angestrengt in die Stille hinein. Wo hatten die Männer sie hingebracht? Mit wem war sie hier gefangen? Noch viel wichtiger war die Frage, war die zweite Person, die mit ihr in diesem dunklen Zimmer atmete, ihr freundlich gesinnt oder nicht? Tränen liefen ihr die Wangen herunter und kitzelten sie. Sie verdrängte den Wunsch, sich zu kratzen, sie konnte es eh nicht. Gerade, als Frankie der festen Überzeugung war, das überlebte sie nicht, spürte sie einen warmen Körper, der sich auf sie legte.

Kapitel 3