Bewusstsein & Kosmos - Thomas Ahrendt - E-Book

Bewusstsein & Kosmos E-Book

Thomas Ahrendt

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Beschreibung

Großartige Möglichkeiten und Visionen die Raumfahrt betreffend zeichnen sich am Horizont ab: In den nächsten Jahrzehnten werden Menschen sehr wahrscheinlich nicht nur zum Mond zurückkehren, sondern auch auf dem Roten Planeten landen und sich dauerhaft auf diesen Welten niederlassen, sie besiedeln und Kolonien gründen. Dann, in 100 oder 1000 Jahren wird diese zukünftige Menschheit zu einer interplanetaren Spezies. Noch weiterreichende Extrapolationen gehen sogar von interstellaren Flügen aus; vielleicht von Komet zu Komet, vielleicht auch von Stern zu Stern – auf vielfältige Weise: in Multigenerationenschiffen, in relativistischen Photonenraketen oder als Emulationen. Wenn es unseren Nachfahren beziehungsweise intelligenten technischen Lebensformen gelingt, interstellare und möglicherweise intergalaktische Räume zu kolonisieren, könnte Bewusstsein über die Technologie sogar zum kosmologischen Faktor werden und auf das Universum einwirken, um die weitere Entwicklung des Weltalls zu seinen Zwecken und Zielen steuern.

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Bewusstsein & Kosmos

VorwortDie Zukunft des Universums ohne den Einfluss von Leben beziehungsweise TechnologieWarum Raumfahrt?Zukünftige RaumfahrtSuperökologieNanotechnologieDie technologische Singularität Kardaschow-ZivilisationenPostscheitelpunkt-ÄraAbschlussNachwortAnhangLiteraturverzeichnisWeitere Bücher

Vorwort

Dieses Buch ist eine tiefe Verneigung vor den Raumfahrt-Pionieren, den Astronauten und all jenen, die den Raumfahrt-Gedanken verbreiten usw. Und vor ihren Leistungen und Errungenschaften.... Am 12.04.1961: Der russische Kosmonaut Juri Gagarin fliegt mit seinem Raumschiff “Wostok 1” als erster Mensch in den Weltraum. Was mit dem Start des Sputniks am 4.10.1957 begann, findet hier einen ersten Höhepunkt. Spätestens mit dem ersten Flug eines Menschen in den (erdnahen) Weltraum beginnt eine neue Epoche – die Epoche des Raumfahrtzeitalters. Aber es beginnt auch eine neue Phase des Wettrüstens zwischen den damaligen Supermächten, den USA und der UdSSR, der Union der sozialistischen Sowjetrepubliken.

Mercury, Gemini und Apollo auf der einen Seite, Wostok, Woschod, Sojus und Saljut auf der ande­ren, dienen nur einem Ziel: wer schafft es zuerst auf den Mond? Die Geschichte ist bekannt: Am 20.7.1969 landen Neill Armstrong und Edwin Aldrin mit Apoll 11 als erste Menschen auf dem Mond – die USA hatten das Wettrennen gewonnen und führten noch 5 weitere Mondlandungen durch (Apollo 13 konnte aus technischen Gründen nicht landen; nach dem Start explodierte ein Sau­erstofftank.)

Heute, über 30 Jahre nach Apollo 17, fällt der Blick auf die bisherigen bemannten Raumfahrtaktivi­täten bescheidener aus, denn gemessen an den eigenen Visionen ist das bisherige Raumfahrtpro­gramm eher eine Enttäuschung, plante doch zum Beispiel die NASA während der Apollo-Ära in den 1960ern, zwischen 1970 und 1980 auf dem Mars zu landen und zwischen 1980 und 1990 das Jupitersystem zu erreichen. Mit Orion-Raketenantrieben hätte man schon 1980 beim Saturn sein können. (Abgesehen davon wurde das Ideal der Raumfahrt durch das Wettrennen der konkurrierenden Supermächte nicht einfach nur degradiert, sondern regelrecht diffamiert und pervertiert.) Stattdessen findet bemannte Raumfahrt nur im Erdorbit statt, wohl eine Folge des kalten Krieges, des Wettrennens zwischen den damaligen wirtschaftlich-politischen Systemen, denen es hauptsächlich darum ging, den Gegner nicht nur totzurüsten, sondern die Überlegenheit des eigenen Systems auf allen Gebieten zu demonstrieren, vor allem auf dem Gebiet der Technologie, deren Spitze die Raumfahrt ist. Während die Vergangenheit der Raumfahrtaktivitäten also eher unbefriedigend und ernüchternd war, muss dies jedoch für ihre Zukunft nicht so bleiben. Vielleicht hat die Menschheit nur tief Luft geholt und Anlauf genommen – für den großen Sprung über den tiefen Graben hin zu den Planeten und Sternen?

Wie könnte beziehungsweise wie müsste es sogar es weitergehen, will sie nicht nur nicht ausster­ben, sondern sogar eine neue Blüte, eine neue Renaissance erleben? Großartige Möglichkeiten und Visionen zeichnen sich am Horizont ab: In den nächsten Jahrzehnten werden Menschen sehr wahrscheinlich nicht nur zum Mond zurückkehren, sondern auch auf dem Roten Planeten landen und sich dauerhaft auf diesen Welten niederlassen, sie  besiedeln und Kolonien gründen. Dann, in 100 oder 1000 Jahren wird diese zukünftige Menschheit zu einer interplanetaren Spezies. Noch weiterreichende Extrapolationen gehen sogar von interstellaren Flügen aus; vielleicht von Komet zu Komet, vielleicht auch von Stern zu Stern – auf vielfältige Weise: in Multigenerationen­schiffen, in relativistischen Photonenraketen oder als Emulationen. Wenn es unseren Nachfahren beziehungsweise intelligenten technischen Lebensformen gelingt, interstellare und möglicherweise  intergalaktische Räume zu kolonisieren, könnte Bewusstsein über die Technologie sogar zum kosmologischen Faktor werden und auf das Universum einwirken, um die weitere Entwicklung des Weltalls steuern. Zumindest die physikalischen Gesetze scheinen nicht dagegen zu sprechen...

Entwickelt sich unsere Technologie, vor allem die so genannten „Scheitelpunkttechnologien” wie Computertechnik und KI-Forschung, Gentechnik und Nanotechnologie  weiterhin exponentiell – dann könnte es in 30 bis 50 Jahren zu einem tiefgreifende und extrem umwälzenden Ereignis kommen, das alle Spielregeln gegenstandslos machen wird: zur technologischen Singularität; ab da könnte (fast) alles wahr werden – alle Raumfahrtprojekte wie etwa die Besiedlung des Mondes und des Mars, des Sonnensystems, der Milchstraße usw., selbst unsere Umwandlung zu posthumanen Exes; vielleicht erleben Sie und ich es noch; unsere Kinder und Enkel werden mit großer Wahrscheinlichkeit ein Teil davon werden – von der Postscheitelpunkt-Ära mit technologischen Möglichkeiten jenseits der menschlichen Vorstellungskraft, die für uns hier und heute an Zauberei grenzen – wie jede fortgeschrittene Technologie.

In diesem Buch geht es darum, dass wir mit der Raumfahrt ein technologisches Instrumentarium zur Hand haben, welches nicht nur unser langfristiges Überleben sichern kann, sondern mit dem wir das Universum zu unseren Zwecken einrichten und auf unsere Ziele ausrichten können. (Nebenbei bemerkt versteht es sich von selbst, dass Bewusstsein nur über die Technologie die wei­tere Entwicklung des Universums steuern kann. Damit wird dieses Buch auch zu einem Fürspre­cher von Technologie, vor allem von Raumfahrttechnologie.)

“Technologie als kosmologischer Faktor” - wie hat man sich das nun vorzustellen? An dieser Stelle seien einige Möglichkeiten erwähnt:

künstliche  Weltraumhabitate und Ökosphären, also die Errichtung künstlicher Welten als Alternative zu planetaren und lunaren Kolonien, denn aufgrund der Endlichkeit einer Plane­tenoberfläche ist eine Zivilisation zur Statik verdammt, bleibt sie nur auf einer Welt – siehe Überbevölkerung, Klimaveränderungen, Abwärmeprobleme usw.

Industrialisierung und Besiedlung beispielsweise des geolunaren Raums von Weltraumhabitaten aus, mit deren Bau die solare Ökosphäre nicht mehr nur auf die Erdumlaufbahn be­grenzt ist, sondern extrem ausgedehnt werden kann – was auch Folgen für die “Drake-Glei­chung” beziehungsweise die “SETI-Formel” hat: die Anzahl lebendtragender “Welten” wird durch die Errichtung künstlicher Welten extrem steigen.

Durch Synthese von großen Antimaterie-Mengen,  zum Beispiel über die Paarerzeugung aus Laserlicht, ließen sich Antimaterie-Kunstsonnen im GSO oder in EML4 und EML5 errich­ten, um das Erdklima etwa im Falle von Eiszeiten zu stabilisieren. Antimaterie-Kunstsonnen sind auch sinnvoll, wenn die Sonne zu einem Weißen Zwerg geworden ist. Gasplaneten wie Jupiter, Saturn usw. Lassen sich entweder als Rohstoffquellen für Antimaterie-Kunstsonnen verwenden oder selbst durch sukzessive Annihilation in Kunstsonnen verwandeln, wodurch beispielsweise im Jupitersystem die Gallileischen Monde aufschmelzen würden und besie­delt werden könnten, da auf ihnen dann eine flüssige Hydrosphäre entsteht.

Aus Schwarzen Löchern ließe sich Energie gewinnen, indem zum Beispiel ihre Rotations­energie angezapft oder die Energie akkretiert wird, die bei ihrem Verdampfen freigesetzt wird. Viel Energie wird auch frei, wenn man sie fusioniert oder sie als Materie-Ener­gie-Wandler verwendet. Welche Möglichkeiten ergeben sich weiterhin, wenn sie mit Wurmlö­chern wechselwirken?

Sollten sie über eine Theorie der Quantengravitation und weiterhin über die Möglichkeit ih­rer technischen Realisierung verfügen, könnten unsere Nachfahren die Raumzeit manipulieren und Wurmlöcher, Warpkorridore oder Krasnikov-Röhren herstellen; als weiteren Effekt lassen sich mit solchen Designerraumzeiten auch Zeitreisen durchführen.

Stichworte wie Wetter- und Klimabeeinflussung durch Lichtspiegeltechnik, also durch Welt­raumspiegel, Energieversorgung zum Beispiel durch Sonnenenergiesatelliten und lunares Helium-3, Photonentriebwerke, Von-Neumann-Sonden, Endsingularität, ISRU, chemophysikalische Terraforming-Teilprozesse, Ballonstädte, Solarschilde, Geoengineering, Pantropie, Nanotechnologie, Computer-Gehirn-Schnittstellen, Virtuelle Realität und Emulationen, Kunstsonnen, Artilekte und KENE stehen für eine spekulative Thematik, die sich innerhalb eines physikalischen Rahmens mit zugegebenermaßen wissenschaftlich-technischen “Ultra”-Extrapolationen bewegt.

Diese Arbeit ist als positiver und langfristiger Zukunftsentwurf zugegebenermaßen spekulativ, doch in Zeiten, in denen “Deutschland sich abschafft” und nicht nur der Euro, sondern sogar die Welt­wirtschaft kriselt, erscheint sie durchaus angebracht zu sein, denn sie befasst sich mit den langfristi­gen Perspektiven und Möglichkeiten, die sich der Menschheit durch die Raumfahrt potenziell ergeben und ein Indiz dafür ist , dass unser Bewusstsein – über die Technologie – zu einem, wenn nicht dem kosmologischem Faktor werden kann, der letztlich die weitere Entwicklung des Alls steuert. Wie wird sich dieser Prozess auf unsere Nachfahren auswirken?

Wahrscheinlich wird es auch kritische Stimmen geben, die einiges für „zu visionär“, oder „zu weit weg in der Zukunft“ halten werden. Gibt es doch selbst unter Raumfahrtwissenschaftlern die Mei­nung, wonach zu viel „Zukunftsmusik“ oder zu „Visionäres“ der Raumfahrtentwicklung eher ab­träglich statt förderlich sei. Stattdessen kämen  angeblich nur kurzfristig realisierbare Ideen und Projekte in der Öffentlichkeit an. Doch diese Haltung ist nicht nur falsch, sondern kontraproduktiv. Vor allem Visionen und weit in die Zukunft gerichtete Realisierungsmöglichkeiten kommen gut an und können sogar begeistern, dafür liefert nicht zuletzt gerade auch die Entwicklungsgeschichte der Raumfahrt unzählige Beispiele und nicht zuletzt darin liegt ein Erfolgsgeheimnis der SF im allgemeinen (und z.B. von “Star Trek” im Speziellen). Wie vor allem Hans Barth mit seinem “Weltraumtechnik für die Umwelt” versucht auch dieses Buch, Facetten des zukünftigen Raumfahrtzeitalters auszuleuchten und den Sprung aus der irdi­schen Begrenztheit in kosmische Weiten und Zeiten als objektive Notwendigkeit erkennen zu helfen.

Die Zukunft des Universums ohne den Einfluss von Leben beziehungsweise Technologie

Das offene Universum

Unter den Annahmen, dass uns die relevanten physikalischen Gesetze bekannt und zeitlich invariant sind, verläuft die natürliche Entwicklung des offenen Universums wie folgt:

Innerhalb von 10^14 Jahren werden aus den gelben und roten, massearmen Hauptreihensternen durch Kontraktion und Abkühlung erst Weiße, dann Rote und letztlich Schwarze [Unter-]Zwerge. Sterne mit größerer Masse werden schneller zu Weißen [Unter-]Zwergen, Neutronensternen oder Schwar­zen Löchern. Parallel dazu werden sich die Planeten in weniger als 10^15 Jahren von ihren Sternen ab­koppeln, soweit sie stellare Katastrophen [zum Beispiel Supernovae] überstehen.

Innerhalb von 10^18 bis 10^19 Jahren werden sich 90 – 99% der Sterne durch gegenseitige Schwerkraf­teinflüsse von den Galaxien abkoppeln, während ihre Zentralregionen in Schwarze Löcher kollabieren. Wie schnell der Kollaps vor sich geht, hängt von Aufbau und Zusammensetzung der Kernregion ab. Es ist mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit aber auch möglich, dass Planeten in ihre Sterne fallen, da ihr Bahnimpuls wegen der Abstrahlung von Gravitationswellen abnimmt, was allgemein für sich umkreisende Massen gilt. Sollte zum Beispiel die Erde immer noch an die Sonne gekoppelt sein, während diese der Galaxis entkommt, wird die Erde nach 10^20 Jahren mit ihr zusammenfallen. Die Sternenbahnen in einer Galaxie werden ebenfalls durch Gravitationsbremsstrahlung zerfallen. Jedoch sollte die stellare Abkopplung mit 10^19 Jahren dominieren, das heißt der Effekt der dynami­schen Auflösung dominiert die Gravitationsbremsstrahlung; vergleichbares gilt für die zirkumstella­ren Planetenbahnen.

Als nächstes markantes Ereignis zerfallen die Schwarzen Löcher durch den “Hawking-Prozess”, der für Schwarze Löcher mit (rein rechnerisch) 1 Sonnenmasse 10^64 Jahre und für galaktische Schwarze Löcher mit ca. 10^9 Sonnenmassen 10^100 Jahre dauert. Am Ende wird jedes Schwarze Loch für einen Moment sehr hell.

Das kalte expandierende Universum wird für sehr lange Zeit durch sporadische “Feuerwerke” erhellt werden. Planeten u. ä. werden bis auf 0K auskühlen und sich durch quantenmechanische Tunnelprozesse verflüssigen, die Atomanordnung wird variieren, indem sie Energiebarrieren durchtunnelt. In einem Zeitraum von 10^65 Jahren verhält sich jedes Felsstück wie eine Flüssigkeit und nimmt unter dem Einfluss der Gravitation Kugelform an. Aber auch am absoluten Nullpunkt laufen nukleare und chemische Prozesse ab, schwerere Elemente als Eisen werden durch Kernspaltung und Alphastrahlung zu Eisen zerfallen, leichtere Elemente werden zu Eisen fusionieren. Innerhalb von 10^1500 Jahren erzeugt gewöhnliche Materie nukleare Energie (zum Beispiel Kernspaltung, Kernfusion).

Nach 10^1500 Jahren liegt Materie fast nur in Form von leichten Eisensternen vor. Doch da Eisensterne nicht im niedrigsten Energiezustand vorliegen, werden sie in einen Neutronenstern-Zustand kollabieren, dazu müssen sie nur eine Potentialbarierre durchdringen. Schließlich wird dieser Prozess in (10^10)^76Jahren abgeschlossen sein. Der Kollaps eines Eisensterns in einen Neutronenstern wird einen gewaltigen Energieausbruch in Form von Neutrinos und – viel weniger – Röntgen- und VIS-Photonen erzeugen. Auch nach (10^10)^76Jahren wird das Universum stellenweise aufblitzen.

Die lange Lebensdauer von Eisensternen trifft aber nur dann zu, wenn sie nicht schon vorher zu Schwarzen Löchern werden; dazu ist die Untermasse der Schwarzen Löcher entscheidend. Wenn kleine Schwarze Löcher möglich sind, kann ein kleiner Teil eines Sterns von sich aus – spontan durch den Tunneleffekt – in ein Schwarzes Loch kollabieren. Ob und wie schnell sich Neutronensterne usw. in Schwarze Löcher verwandeln, hängt von ihrer minimalen Masse ab. Ist diese gleich Null , existieren Schwarze Löcher mit beliebig kleiner Masse, zum Beispiel Elektronen, die dann sehr schnell zerstrahlen. Entspricht die minimale Masse der Planck-Masse (2*10^-5 g), verliert jedes Schwarzes Loch solange Masse, bis es diese erreicht hat, um sich dann in einem Strahlenblitz aufzulösen. In diesem Fall liegt ihre Lebensdauer bei (10^10)^26 Jahren. Ist die minimale Masse gleich der “quantenmechanischen Masse” (3 *10^14 g), dann verdampft das Schwarze Loch nach (10^10)^52 Jahren. Die „quantenmechanische Masse“ ist die Masse des kleinsten Schwarzen Lochs, für das eine klassische, das heißt nichtquantenmechani­sche Beschreibung noch sinnvoll ist.

Entspricht die Massenuntergrenze 4*10^33 g (=2 Sonnenmassen), existieren Schwarze Löcher (10^10)^76 Jahre, bevor sie verdampfen. Sollte das Massenminimum bei 2 Sonnenmassen liegen, bleiben Massen von planetarer Größenordnung und weniger für immer bestehen. Wenn die kritische Masse 3 *10^14 g entspricht, werden Planeten nach (10^10)^52Jahren verschwin­den, während Massen mit bis zu mehreren 10^8 t stabil bleiben. Bei 2*10^-5 g werden Objekte in der Größenordnung von Menschen nach (10^10)^26Jahren verschwinden, aber Körper, die kleiner als 100 Mikrometer im Durchmesser sind, werden ewig existieren. Am wahrscheinlichsten scheinen 2*10^-5 g zu sein, da die beiden größeren Grenzmassen nicht mit Hawkings Theorie der Strahlung Schwarzer Löcher übereinstimmen. Eine Massenuntergrenze gleich Null erscheint unplausibel, da Protonen sehr schnell zerfallen könnten, sofern sie instabil sind. Soweit wir uns die Zukunft vorstellen können, werden weiterhin Dinge geschehen, denn in der offenen Kosmologie hat die Geschichte kein Ende. 

Falls Dunkle Materie aus schwach wechselwirkenden, massereichen Teilchen (WIMPS) besteht, können diese von Weißen Zwergen gravitativ eingefangen werden, sich in deren Kernen sammeln und dort konzentrieren. Teilchen und Antiteilchen der Dunklen Materie können sich dabei so nahe kommen, das sie sich durch schwache Wechselwirkungsprozesse gegenseitig annihilieren, wodurch sich deren Abkühlung verzögern würde und sie über lange Zeiträume die Temperatur von flüssigem Stickstoff bei 65 Kelvin halten. Dann könnte in ihrer Atmosphäre eine neue biologische Evolution stattfinden - möglicherweise mit der Entwicklung von Komplexität und Intelligenz.

Da die für eine solche Evolution zur Verfügung stehende Zeit extrem lang ist, wären trotz der nied­rigen Temperaturen wesentlich mehr Evolutionsschritte möglich als in unserer Zivilisation; eine sol­che intelligente Art, die ihre Energie indirekt aus der Dunklen Materie bezieht, könnte sich unter Umständen wesentlich weiter als wir entwickeln, allerdings sind nach ungefähr 10^100 Jahren sämtli­che Strukturen bis auf Strahlung und leichte Teilchen wie Neutrinos, Elektronen und Positronen aufgrund des Protonenzerfalls aus unserem Universum verschwunden, die dann statt Baryonen viel­leicht Stoff für eine neue Intelligenz bilden? Falls die Expansion bis dahin exponentiell verläuft, ist die mittlere Dichte von 1 Proton pro Kubik­meter auf 1 Positron im 10^194-fachen Volumen des heutigen Universums gesunken und die Wellen­länge der Hintergrundstrahlung beträgt dann 10^41 Lichtjahre!

Das geschlossene Universum

Expansion und Kontraktion sind zeitsymmetrisch; das heißt, sie haben die gleiche Zeitdauer. Falls die Expansion oder Kontraktion des Weltalls für den Zeitpfeil verantwortlich ist, könnte sich die Vorwärtszeit in eine Rückwärtszeit umkehren; die Zeitrichtung macht sich nur in der makroskopi­schen Welt bemerkbar oder anders formuliert, ist der Zeitpfeil kein mikroskopischer Parameter. Ob sich der Zeitpfeil tatsächlich umdreht, hängt davon ab, wieviel Zeit zwischen Ur- und Endknall ver­geht. Auf jeden Fall würden Uhrenzeiger nicht plötzlich anhalten und rückwärts gehen; man würde subjektiv nicht verkehrt herum leben, denn auch das bewusste Erleben würde sich umdrehen und niemand könnte die die veränderte Zeitrichtung bemerken. Selbst das Universum schiene weiter zu expandieren.

Würde es 1 Billion Jahre dauern, bis die Expansion aufhört, würden ebenfalls 1 Billion Jahre bis zum Endknall vergehen. In seiner Endphase durchläuft das Universum die umgekehrte Entwicklung seiner Frühphase. Ist die Massendichte des Universums größer als seine kritische, würde sich die Expansion des endli­chen und geschlossenen Kosmos verlangsamen und nach vielen Gigajahren zum Stillstand kom­men. Da die Massenanziehung die Energie der Fluchtgeschwindigkeit überwiegt, stürzen die Gala­xien usw. immer schneller aufeinander zu. Dieses kontrahierende All wird immer kleiner; es stirbt den Hitzetod. Wann die Expansion in eine Kontraktion umschlägt, hängt von dem Hubble-Parameter und der mittleren Massendichte ab. Wahrscheinlich wird diese Umkehr vor dem völligen Protonenzerfall stattfinden.

Auch im kontrahierenden All könnte Leben noch viele Gigajahre existieren. Nahe Objekte hätten zwar eine Blauverschiebung, doch sehr entfernte hätten eine Rotverschiebung, da sie ihr Licht zu ei­ner Zeit aussandten, als das Weltall noch expandierte. Dazwischen gibt es Galaxien, deren Spek­trum keine Linienverschiebungen hat. Schließlich würden mögliche Beobachter feststellen, dass auch entfernte Galaxien auf sie zukommen. Das Universum wird zunächst ganz langsam in sich zusammenfallen; die Umkehr zum Kollaps fin­det vielleicht erst in 50 Gigajahren oder in 100 Gigajahren statt. Da bis dahin noch genügend Sterne leuchten, werden unsere Nachfahren beobachten, wie sich die Galaxienhaufen zunächst in ihrer Flucht verlangsamen und schließlich aufeinander stürzen. In 100 Gigajahren werden sie 4mal weiter weg sein als jetzt. Durch das höhere Alter des Kosmos werden unsere Nachfahren 10 mal weiter se­hen können; ihre Metagalaxis wird aus viel mehr Galaxien bestehen. In 100 Gigajahren lässt sich die Kontraktion nicht lange beobachten, denn die Photonen brauchen (aus der Perspektive der nicht­relativistischen Beobachter) viele Gigajahre, um das All zu durchqueren. Die meisten der weniger entfernten Galaxien werden sich annähern, dennoch wird ihr Licht für Teleskope rotverschoben sein.

 Die Temperatur der kosmischen Hintergrundstrahlung wird sich geringfügig erhöhen, was sich leichter messen lässt. Während sie in 100 Gigajahren auf 1 Kelvin gesunken ist, wird sie während der Kontraktion wieder ansteigen. Hat das Universum dabei seine heutige Dichte wieder erreicht, wird sie erneut 3 Kelvin betragen und weitere 100 Gigajahre sind bis dahin vergangen. Noch Gigajahre nach Beginn der Kontraktion werden unsere Nachkommen gut leben können. Sollte der Kollaps aber zum Beispiel erst nach 1024 Jahren beginnen, werden bis dahin alle Sterne ausgebrannt sein ...

Wann auch immer die Kontraktion beginnt, wird das Universum nach ebenso vielen Jahren, die von heute bis zu dem Umschwung vergehen, zwar seine gegenwärtige Größe wieder erreichen, doch es wird sich sehr verändert haben: die Anzahl der Schwarzen Löcher wird sehr hoch sein, die der Sterne und Planeten sehr gering. Ab dem Zeitpunkt, ab dem das All wieder seine heutige Größe haben wird, wird es sich relativ schnell zusammenziehen. Innerhalb von 3,5 Gigajahren wird es auf die Hälfte seiner Größe schrumpfen; das Tempo der Kontraktion wird sich beschleunigen. Wenn die kosmische Hintergrundstrahlung auf 100 K gestiegen ist, vereinigen sich die Galaxien und das Universum besteht aus fast gleichmäßig verteilten Sternen und Sternhaufen. Allerdings sind die meisten von ihnen Rote und Schwarze Zwerge, Neutronensterne und Schwarze Löcher.

Nach weiteren 10 Gigajahren ist die Temperatur der kosmischen Hintergrundstrahlung auf 300 K angestiegen. Erdartige Planeten können jetzt kaum noch Wärme abstrahlen; stattdessen erwärmen sie sich unaufhaltsam: erst schmelzen Gletscher und Eiskappen, dann verkochen die Meere. 40 Megajahre später ist die Hintergrundstrahlung so warm wie die Erdoberfläche (die schon längst in der Sonne verdampft ist, nämlich in einigen Gigajahren von heute an). "Klasse-M-Planeten", wie Planeten, die exakt  wie die Erde sind, in Star Trek bezeichnet werden, sind dann zumindest für vielzelliges Leben unbewohnbar, da die Hintergrundstrahlung immer heißer wird. Das Universum bricht nunmehr beschleunigt zusammen; jetzt  dauert es nur noch wenige Megajahre, bis sich seine Größe halbiert. Galaxien verschmelzen - dennoch sind stellare Zusammenstöße zunächst selten.

Doch in dem fortschreitenden Kollaps bewegen sich die Sterne immer schneller und kollidieren teil­weise. Dabei setzen sie  helle, supernovaähnliche Lichtexplosionen frei. Die meisten Sterne stoßen nicht zusammen, sondern beschleunigen auf immer höhere Geschwindigkeiten und werden bei ihrem Sturz durch das interstellare Gas zerfetzt. Während des Endkollaps werden die Bedingungen denen des Urknalls immer ähnlicher: der Nacht­himmel glüht dunkelrot und das Universum verwandelt sich in einen kosmischen Schmelzofen, der planetare Atmosphären verbrennt und Leben verglüht. Aus dem roten Glühen wird ein gelbes und schließlich ein weißes Leuchten. Die extreme Hitze verhindert, dass die Sterne ihre Energie abstrahlen, so dass sie ihre Wärme speichern und dadurch explodieren.

Die Hintergrundstrahlung, die nun eine Temperatur von mehreren Kilokelvin hat, lässt feste Körper verdampfen; ausgebrannte Sterne lösen sich auf und die schrumpfende Raumzeit füllt sich mit heißem Plasma. Die Bedingungen im Weltraum werden immer extremer und verändern sich immer schneller. Braucht es noch 100 Kilojahre für Veränderungen, sind es bald nur noch Jahrtausende und dann nur noch Jahre; im gleichen Maße steigt auch seine Temperatur auf Mega- und Gigakelvin an. Die heute dünn verteilte Materie wird auf winzige Volumina komprimiert, galaktische Massen werden auf we­nige Lichtjahre zusammengedrängt - das sind die letzten 3 Minuten! Die Temperatur wird so hoch, dass selbst Atomkerne zerfallen und die gewöhnliche Materie zu einem Brei aus Elementarteilchen wird. Alle chemischen Elemente werden wieder abgebaut, Atomkerne werden wie in einem Teil­chenbeschleuniger zerschmettert.

Bei einer Temperatur von mehreren Gigakelvin zerfallen die Atomkerne wieder zur Urmaterie, zu einem Gemisch aus Protonen, Elektronen, Neutrinos und deren Antiteilchen sowie energiereichen Photonen, aus denen sich durch den Prozess der Paarerzeugung Teilchen und Antiteilchen bilden, die fast gleichen Augenblick wieder annihilieren. Bis auf Schwarze Löcher sind alle anderen Körper verglüht. Bis zum Endkollaps dauert es nur noch Sekunden. Für die Temperatur gibt es keine Obergrenze (oder doch?), Materie liegt jetzt als Quark-Gloun-Plasma vor. In den letzten Mikrosekunden verschmelzen die Schwarzen Löcher, deren Inne­res sich kaum vom Kosmos unterscheidet. In den letzten Momenten beherrscht die Gravitation beziehungsweise die Superkraft alles; die Raumzeit-Krümmung geht gegen unendlich. Die Implosion wird nicht nur die ganze Materie, sondern selbst Raum und Zeit in einer End-Singularität verschwinden lassen, die das Ende von allem, auch von der Zeit ist. Die Frage, was nach dem Endkollaps geschieht ist genauso sinnlos wie die, was vor dem Urknall war. Unser Kosmos, der im Urknall aus dem Nichts entstand, verschwindet beim Endkollaps wieder zurück - ins Nichts.

Warum Raumfahrt?

Raumfahrt ist nicht nur existentielle Notwendigkeit; Raumfahrt-Technologie hat auf alle Kardinalfragen der menschlichen Zukunft Lösungen oder wenigstens Teillösungen anzubieten. Sie hilft direkt und indirekt und auf komplexe Art und Weise, alle Existenzgrenzen einer exponentiell zunehmenden Weltbevölkerung zu überwinden. Daher ist sie moralisch vertretbar, ökonomisch unabdingbar und kulturell sinnvoll. Wissenschaft und Technik an sich sind weder gut noch böse; es kommt allein auf den Zweck an, zu dem man sie nutzt.

Raumfahrt & Negentropie

Raumfahrt ist langfristig der entscheidende Weg  zur Entlastung der Erde. Eine echte Raumfahrtaufgabe für dieses Jahrhundert könnte darin bestehen, das irdische Wetter dahin gehend zu beeinflussen oder sogar zu lenken, landwirtschaftlich nutzbare Flächen auszuweiten, katastrophale Wetterstürze zu verhindern und ähnliches. Nur eine bessere Wissenschaft und Technik kann uns bei der Lösung heutiger schwerwiegender Probleme helfen, die deshalb schwerwiegend sind, weil sie heute vor uns stehen - aber sich die Lö­sungen erst morgen ergeben. Raumfahrt  kann beim Bevölkerungswachstum helfen - durch Erstellung von Bevölkerungsstatistiken, durch Auffinden neuer Landwirtschaftsplätze, durch frühzeitiges Erkennen von Pflanzenkrankheiten und Düngemangel usw., durch Verbreitung von Bildungs- und Aufklärungsprogrammen, die auch das Wissen über Familienplanung verbreiten. Allerdings muss die Überbevölkerung auf der Erde gelöst werden - eine Massenauswanderung in außerirdische Siedlungen scheint kein Ausweg zu sein (oder doch?).  Die Nahrungsgrenze beziehungsweise Lebensmittelknappheit lässt sich durch Raumfahrt ausweiten, indem mögliche Anbaugebiete sowie Pflanzenkrankheiten und Düngemittelmangel erkannt werden und durch Wetterinformation, landwirtschaftliche Informationen usw. Bei der Energieverknappung könnten Energiesatelliten helfen. Neue Abbaumethoden könnten heute noch nicht rentable Lager erschließen, Wiederverwertung, also Recycling lässt sich wohl noch aus­bauen, Satelliten könnten neue Lagervorkommen erschließen; überhaupt könnten außerirdische Quellen das (irdische) Rohstoffproblem gegenstandslos machen.

Mit Raumfahrt lässt sich auf 3fache Weise Negentropie – das Gegenteil der Entropie - erzeugen: mit Energiesatelliten, die Kraftstrom auf die Erde strahlen; mit der Lichtspiegeltechnik, durch die zusätzliche Sonnenenergie  zum Beispiel  für die Landwirtschaft (Fotosynthese) auf die Erde eingestrahlt wird und durch die Annihilation (von Materie und Antimaterie oder magnetischer Monopole oder WIMPS und Anti-WIMPS), durch die künstliche Sonnen möglich werden und durch die das Erdklima stabilisiert wird, etwa bei Eiszeiten oder nach dem die Sonne die Hauptreihe verlassen hat und zu einem Weißen Zwerg geworden ist.

Weltraumtechnik bedeutet den Sieg über die Gravitation; keine andere Wissenschaft, Technik und Geistesleistung sonst kann einen derart gewaltigen, komplexen, weitreichenden und folgenschweren Evolutionsakt in Aussicht stellen. Weltraumtechnik und -produktion bieten einer energiehungrigen, rohstoffarmen, nahrungsbedürfti­gen und durch Treibhausgase und Abwärme umweltbelasteten Erde von morgen das Potenzial zum Überleben. Dadurch, dass sie ein hohes Maß an Negentropie beziehungsweise Syntropie erzeugt, lässt sich das thermodynamische Gleichgewicht hinausschieben, welches eintritt, wenn durch die Material- und Energieintensität menschlichen Handelns und Wirtschaftens alle Energieressourcen ihr Minimum und die Umweltbelastung ihr Maximum erreichen und es infolgedessen auf Megajahre hinaus kein (höheres) Leben auf der Erde gibt. 

Durch leistungsstarke Energieanlagen im erdnahen Orbit wird ein gewaltiger, zielbewusster Eingriff in den irdischen beziehungsweise planetarischen Energie- und Wasserhaushalt möglich. Industrie- und Rohstoffbasen auf den Planeten und Monden und industrielle Fertigungsanlagen im erdnahen Weltraum bedeuten einen gewaltigen Eingriff in den Energie- und Stoffwechsel zwischen der Erde und außerirdischen und z.T. künstlichen Ökosystemen. Die Umwandlung von Planeten durch Terraforming, die Erschaffung künstlicher Antimateriesonnen und die Synthese von Computronium wären eine Gipfelleistung der materiell-kosmischen Evolution. Die biologisch-kosmische Evolution wird zukünftig durch neuartige Lebens- und Arbeitsbedingungen in gravitationsärmeren und sauerstoffreichen künstlichen Ökosystemen und in mikrogravitativen, luftleeren und strahlungsreichen Umwelten bestimmt, sowie durch Anpassung an lebensun­freundliche Umwelten und durch die Verbreitung biologischen Lebens in künstlichen  Raumhabita­ten und auf anderen Planeten und Monden im Sonnensystem und in der Milchstraße.  Unsere fernen Nachfahren werden auf verschiedenen Welten innerhalb und außerhalb des Sonnen­systems leben. Ihr gemeinsames Erbe, die Achtung ihres Heimatplaneten und die Kenntnis, das von allen Lebewesen im Universum nur die Menschen von der Erde stammen, wird sie vereinen. 

Raumfahrt als Evolutionssprung

Raumfahrt ist ein gewaltiger Evolutionssprung, in etwa vergleichbar mit dem Schritt des Lebens aus dem Wasser aufs Land oder mit der Erfindung des Feuermachens. Der Sprung in den Weltraum wird hauptsächlich durch existentielle Notwendigkeiten motiviert; der qualitative Unterschied zu den bisherigen Evolutionssprüngen ist der, das die kosmische Entwicklungsphase im Gegensatz zur biologischen und kulturellen erstmals ausschließlich von Intelligenz- und Bewusstseinsträgern eingeleitet, ermöglicht und gestaltet worden ist. Fanden materielle, biologische und kulturelle Entwicklungsphasen bisher chronologisch statt, wird es in der kosmischen Weiterentwicklung ein wechselwirkendes Nebeneinander geben; die extraterrestrische Evolution wird auf diesen Ebenen eine neue Revolution einleiten und ablaufen lassen.

Es kann viele Gründe geben, warum unsere Nachfahren die Erde und das Sonnensystem verlassen - etwa in Multigenerationenschiffen mit autarken Biosphären und künstlicher Schwerkraft durch Beschleunigung oder Rotation. Was wird uns dort draußen erwarten? Wie wird das Unbekannte, Fremde an sich auf uns zurückwirken? Als destruktive Angst oder konstruktive, Potenzial entfaltende Hoffnung? Der Umzug ins All ist als vernünftige Alternative zur Bevölkerungsexplosion, zu Nahrungsproble­men usw. gedacht und beweist außerdem die Nützlichkeit moderner Wissenschaft und Technik bei der Lösung der Probleme, vor denen die Menschheit steht und denen sie sich nur ungenügend ge­wachsen zeigt.

Schon die ersten Raumfahrtpioniere wie Ziolkowski, Oberth Goddard usw. schlugen die eine oder andere Variante einer möglich Aussiedlung vor. Vielleicht wird die Schaffung erweiterter künstli­cher Lebensräume in den nächsten Jahrhunderten tatsächlich eines der großen Menschheitsvorhaben sein, doch die Aussiedlung macht die Lösung dieser dringenden Probleme nicht überflüssig; im Ge­genteil: ein so groß angelegtes perspektivisches Unternehmen wie das Aussiedlungsprojekt setzt die Lösung heutiger "irdischer", menschlicher Probleme, die hauptsächlich auf Geld und damit auf ant­agonistischen Widersprüchen beruhen, geradezu voraus; militärische Hochrüstung usw. verschlin­gen nicht nur wirtschaftlich-monetäre Unsummen sondern auch geistiges Kapital, die friedlichen Projekten der Wissenschaft und Technik verlorengehen. Die Aussiedlung setzt also ein gesundes internationales Klima einer hochentwickelten Zivilisation voraus, die friedliche, wissenschaftlich-technische Programme favorisiert. Wenn wir uns dazu ent­schließen, kosmische Wohnstätten anzulegen und zu bevölkern, müssen wir erst die gegenwärtigen Fragen lösen, denn diese technische Schöpferkraft setzt eine progressive Entwicklung menschlicher Produktivkräfte voraus. Technische Wunder sind nur dann sinnvoll, wenn sie unserem Wohl dienen und dazu beitragen, Krieg, Not und Elend zu beseitigen. 

Diese Orientierung auf eine friedliche Zukunft, auf eine konstruktive und synergetische Kooperati­on der Völker und Staaten ist die wichtigste Motivation für alle großen Zukunftsprojekte, ohne die sie sich nicht realisieren lassen werden. Raumfahrt lässt großartige Perspektiven erkennen, doch es liegt an uns, sie zu realisieren - mit dem was wir wann tun und was wir unterlassen. Eine weitere Argumentengruppe "pro Raumfahrt" umfasst die Verwirklichung einer kosmischen Kultur; also den Aufstieg der Menschheit zu einer Typ-II-Zivilisation (oder mehr), zu der die Erkundung des Univer­sums zählt und damit zusammenhängend die Erweiterung des menschlichen Weltbildes, die Verbes­serung des allgemeinen technischen Standards sowie die Errichtung von Raumstationen und Welt­raumstädten und die Besiedlung der Planeten und deren Monde.

Das Bedürfnis zur Exploration, zur wissenschaftlichen Erforschung aber auch langfristig die auf eine Nutzung des Weltraums und dauerhafte Präsenz des Menschen im All ausgerichtete Aktivität, sind treibende Kräfte für die menschliche Entwicklung, unsere Kultur und unseren Wohlstand. Menschen versuchen immer wieder - und oft auch erfolgreich - Grenzen zu erforschen und zu über­schreiten; die Abwendung von dieser erfolgreichen Strategie und der freiwillige Verzicht auf immer neue Grenzüberschreitungen würde zum Zerfall der Menschheit führen. Die bemannte Weltraum­fahrt ist diese neue Grenze. Generelles Ziel der Weltraumexploration ist es, gegenwärtige Grenzen des Zugangs zum Sonnensystem und dereinst zur Galaxis mit Robotern und Menschen zu erweitern sowie neue Fragen zu suchen, das Verständnis von der Entstehung und Entwicklung unseres Plane­tensystems zu vertiefen und eventuell den Ursprung des Lebens zu erfahren.      (Noch) kann kein Roboter die intelligente Inspektion und die emotionale Erfahrung des Menschen vor Ort ersetzen.

Für unsere Zukunft ist es wichtig zu wissen, was die Natur der Weltraumumgebung ist, welche kos­mischen Gefahren für die Erde bestehen und das Potenzial einer permanenten Präsenz der Men­schen im Weltall zu verwirklichen. Die Erde zu verlassen wird durch Nutzung von Rohstoffen vom Mond und den Planetoiden materi­elle Vorteile bringen. Schließlich und endlich wird die Besiedlung anderer Welten von größter Be­deutung für unser Überleben sein; die Eroberung des Weltraums verbessert unsere Chance, der Aus­löschung durch globale Katastrophen wie der Klimaveränderung und Schädigung der irdischen Bio­sphäre durch Umweltgifte oder einem Nuklearkrieg zu entgehen.

Das Aussiedlungsprojekt muss umso schneller angegangen werden gerade weil die Ressourcen schwinden und die Produktionstechnologien mit großen irreversiblen Schäden einhergehen; es könnte diese Risiken verringern oder sogar ausschalten. Vielleicht entsteht in dessen Verlauf sogar eine "bessere" Menschheit, indem das Öffnen eines neuen weiten Lebensraums unser Bestes hervor­ruft und dass das Neuland, das wir uns im Weltraum erschaffen (Go West) beziehungsweise die Be­siedlung der Galaxis usw. uns neue Unabhängigkeit in der Suche nach besseren Regierungsformen, Sozialstrukturen und Lebensweisen gewährt; eine Welt, in der wir unsere Potenziale, unsere Omnipotenz voll entfalten können. Nicht zuletzt und vor allem eröffnet sie die "kosmische Perspektive" - den kosmischen Imperativ; diese ist unvereinbar mit einer rigorosen Stabilisierung, mit dem Status quo, mit statischer Stagnati­on. Da Raumfahrt Wohlstandsperspektiven usw. eröffnet, beseitigt sie also Mängel, die Motivation für "Gegensatz-ismus" sind ( Sozialismus - Kapitalismus; Kollektivismus - Individualismus; Staats­wirtschaft - Privatwirtschaft; Freund - Feind) und aus dem Spannungen inklusive aller weiteren Gefahren und Eskalationen resultieren.

Mit Raumfahrt gibt es keine "Wachstumsgrenzen" mehr, die nur für eine abgeschlossene Erde zu­treffen, denn wir schwimmen in Energie und sind von Rohstoffen umgeben. Die meisten Grenzen werden durch den "kosmischen Imperativ" gegenstandslos: Das Weltall muss erschlossen werden - das schulden wir nicht zuletzt unseren Nachfahren, denen wir keinen Mangel, sondern Wohlstand und Aktivität und Dynamik vererben sollten. Der leider viel zu große, arme Teil der Weltbevölkerung kann realistische Hilfe nur aus dem Überfluss schöpferischer Erfolge erhalten, also aus denen der Wissenschaft und Technik und einem - umweltverträglichem - Industriewachstum. "Grenzen des Wachstums" gibt es nicht für eine aktive Menschheit, die nach den Sternen greift und ihre Lebensbasis kosmisch sieht.  Langfristig bleibt uns oder unseren Nachfahren keine Alternative zur kosmischen Migration, etwa weil die Klimaerwärmung die Erde im 3. Jahrtausend unbewohn­bar macht - es sei denn Geoengineering, also Terraforming und/oder Pantropie, also Human Engineering kehren diese Prozesse um und lassen Spielraum.

Außerdem ist die (bemannte) Raumfahrt eine Komponente unseres Kulturbedürfnisses, mit der wir uns qualitativ von Urwaldmenschen und "Naturvölkern" unterscheiden. Sie ist eine neue Dimension menschlichen Denkens und Wirkens, durch die wir aus einem begrenzten Planetenraum in die Grö­ße und Weite der Metagalaxis aufbrechen. Mit ihr könnte die Entwicklung vom Homo sapiens weiter zum Homo cosmicus gehen...  Die technischen Möglichkeiten um die Welt zu verändern, verlangen aufgrund potenzieller Gefah­ren sehr viel Besonnenheit und Vorsicht. Es ist eine paradoxe Situation: die uns bedrohenden weil potenziell zu missbrauchenden Technologien und die Befreiung von dieser Bedrohung entspringen ein und derselben Quelle. Unsere Zukunft wäre viel optimistischer, gäbe es viele autarke und auto­nome Kolonien auf  verschiedenen Welten; jede wäre zu Recht stolz auf ihre Errungenschaften, auf ihre Ingenieurskunst, ihr Sozialgefüge und ihren Genpool; genau diese Individualität, diese Anders­artigkeit - nicht zu verwechseln mit Nationalismus oder gar Rassismus - wäre ein Mittel zum Über­leben. (Nach meiner ganz persönlichen Meinung ist auch die gegenwärtige Gesellschaftsform, also der Kapital-ismus, suboptimal für Wissenschaft und Technik, denn sie ist überwiegend auf Profit ausge­richtet und ihre (Forschungs-)Ergebnisse werden oft militärisch missbraucht. Während Geld für vie­les [Un-]Mögliche da ist, reicht es für Wissenschaft und Technik selten und auch um das wenig Vor­handene reißen sich die Forscher - aus Neid, Prestige, Konkurrenz u.v.a.m. - und sind sich uneinig, aber sie sind eben auch nur Menschen.)

Schon in wenigen Jahrzehnten (wenn auch die technologische Singularität eintreten soll) könnten wir mit der Besiedlung der Planetoiden, Monde und Planeten beginnen. Biotechnologie und subzel­lulare Maschinen werden am meisten zu unserer Ausbreitung im Universum beitragen. Die Erforschung und Besiedlung des Sonnensystems wird eine kulturelle Blütezeit und eine Epoche erstaunlicher Fortschritte in Wissenschaft und Technik einläuten; es wird der Anfang der Geschichte sein, nicht deren Ende. Ist intelligentes Leben erst einmal durch die Rohstoffe des Weltalls unabhängig geworden, ist es die wichtigste, größte Ressource im Sonnensystem, dessen Energie- und Rohstoffvorräte versprechen der Menschheit eine unendliche Zukunft; wir können nicht nur den Fesseln der Erde entfliehen, sondern auch denen der Sonne und ihrem feurigen Ende.

Das All wird auch ein Zufluchtsort für manche Kolonisten sein, die auf der Suche nach Freiheit vor religiöser, politischer und ethischer Verfolgung sind. Weiterhin ist seine wirtschaftliche Erschlie­ßung eine existentielle Notwendigkeit. Die Rohstoffe des Weltalls werden alle Spielregeln verändern und uns fantastische Reichtümer bescheren; durch sie werden schwindelerregende Reisemöglichkeiten möglich.  Unsere Nachfahren werden in der Galaxis auf ein breites Spektrum neuer fremder stellarer, planetarer und anderer Umgebungen treffen. Je weiter sie sich dann in der Milchstraße ausbreiten werden, umso größer werden Spezifikation, Dissimilation[1] und Biodiversität, so dass sich die verschiedenen Ableger des Homo Sapiens sapiens aufgrund langer genetischer Isolation und Anpassung an sehr unterschiedliche Welten und deren Anziehungskräfte usw. irgendwann nicht mehr untereinander fortpflanzen können; durch die Kolonisation werden wir Milliarden neue Arten hervorbringen. Mit ihren  Technologien werden sie Planeten und Monde terraformen und sich und andere tierische und pflanzliche Arten den Umständen fremder Welten anpassen, so dass Milliarden Rassen, Billio­nen Arten und noch mehr Individuen aus ihnen hervorgehen werden.

Die Kultur unserer Nachfahren wird anders, ihre Technologien ( zum Beispiel  Nano- und Femto­technologie, Wurmlöcher) werden weiterentwickelt, ihre Sprache verändert, ihr Verhältnis zu KI vertrauter und ihr Erscheinungsbild wahrscheinlich ganz anders beziehungsweise viel umfassender als unseres sein. Doch damit wir überhaupt noch in Mega- und Gigajahren existieren, müssen wir schon HEUTE  uns und unsere Institutionen ändern, denn sollten wir auch nur etwas gewalttätiger, beschränkter, dümmer und selbstsüchtiger werden - das könnte zunächst nur eine Trendfrage, später Mode und schließlich Kultur werden - haben wir mit großer Wahrscheinlichkeit keine Zukunft. Vielleicht kommt es auch rechtzeitig zum Scheitelpunkt und die Besiedlung des Multiversums ist eine Aufga­be von EXES, Posthumanen und KENEN - von denen wir irgendwie ein Teil sein werden, eventuell als Emulationen... 

Dort bei Alpha Centauri, Epsilon Eridani, Tau Ceti, Sigma Draconis und all den anderen Sternen und Galaxien wird eine uns verwandte Art eintreffen, die unsere Schwächen verringert und unsere antagonistischen Widersprüche annulliert und die unsere Stärken potenziert haben wird - eine Art, die zuversichtlich und vorausblickend lebt und konstruktiv, effektiv, aber auch klug und vorsichtig ist; alles das was man sich von seinen Kindern wünscht und auf die wir stolz sein werden können. Wird unsere Motivation dieselbe sein, während wir uns innerhalb geologischer und kosmologischer Äonen verändern (nach der Scheitelpunkthypothese jedoch schon viel früher)? Vielleicht gibt es dann viel wichtigere Gründe für seine Erforschung als nur die Besiedlung einiger Welten - etwa den, um in die Evolution des Universums einzugreifen; damit würde  Bewusstsein dann zum kosmologischen Faktor.

Bei Raumfahrt geht es um den Aufbruch aus der räumlichen und zeitlichen Begrenztheit in die raumzeitliche (relative) Unendlichkeit des Universums; nur durch sie werden die Begrenzungen der irdischen Biosphäre überwunden. Dieses Überwinden eines begrenzten und bedrohten Planeten­raums und das Erschließen neuer Existenzräume für das Leben in diesem Sonnensystem und - lang­fristig - in interstellaren Dimensionen würde alles bisherige verblassen lassen; mit dem Anbruch des Raumzeitalters kann man durchaus damit rechnen, dass auch das Leben des Homo sapiens und die aus ihm entstehenden Homo sapiens spaciens, Homo galacticus und letztlich Homo cosmicus und die jeweils von ihnen hervorgebrachten Kulturen in die Transzeitlichkeit beziehungsweise Unzeitlichkeit hineinwachsen können.

Uns nachfolgende Generationen werden den Sprung aus der irdischen Ökosphäre in den Ökokosmos meistern, der sich zunächst auf unser eigenes Sonnensystem beschränkt. Indem sie neue Exo-Ökosysteme erschaffen und die alten auf der Erde umweltfreundlicher gestalten, werden sie ihre irdischen Entwicklungsgrenzen erweitern beziehungsweise aufheben, was möglich wird durch praktisch unerschöpfliche Energiequellen, Erschließung neuer Rohstoffquellen, Erschaffung zusätzlicher, umweltneutraler Produktionsräume, zusätzlicher ökologischer Regelkreise, durch die unendliche Wärme- und Abfallsenke Weltraum und die Möglichkeit, verlorengehende Sonnenenergie für spätere Bedürfnisse zum Teil als Antimaterie zu speichern und damit in den Energiehaushalt unseres Sonnensystems einzugreifen. Die Entwicklung von der Ökosphäre zum Ökokosmos wird die sozialen, kulturellen, geistigen, wirt­schaftlichen und sittlichen Bereiche des Mensch-Seins enorm beeinflussen. Durch die Besiedlung des Alls, also durch Raumfahrt, erscheint es möglich, nicht nur weitere Siedlungsräume zu erschließen, sondern uns und unsere Kultur in eine Ultrazukunft hinüberzuretten. Hat sich das irdische Leben bisher praktisch nur zweidimensional entwickelt, entspricht der kosmische Wirkungs- und Lebensraum, also der Ökokosmos einem dreidimensionalem Bezugssystem, in dem alle Raumkoordinaten theoretisch unendliche Größen darstellen. 

Solange unsere Sonne strahlt, lässt sich von einem praktisch unendlichen Existenzraum sprechen; die Ausbreitung in intergalaktische Bereiche lässt sich weiterhin als relative Unendlichkeit verste­hen, wobei eine absolute Unendlichkeit dem Hinüberwachsen unserer trans- und posthumanen Nachkommen in den Kreislaufprozess des gesamten Universums entspricht. Mit Scheitelpunkttech­nologien als 1. technologische Singularität und Designerraumzeiten als 2. technologische Singulari­tät könnte auch der 3. kosmische Evolutionssprung gelingen - jener in die "absolute Unendlichkeit", die für das Universum beziehungsweise die Metagalaxis als Ganzes und als Kreislaufprozess even­tuell gegeben ist. (Kommen wir nun zum Multiversum...) Unsere natürliche Umwelt endet nicht an der äußeren Atmosphäre; das Universum selbst ist unsre Natur, von der die Erde nur ein kleiner, wenn auch sehr schöner, aber im kosmischen Maßstab nicht einmal ein repräsentativer Ausschnitt daraus ist. Also muss Raumfahrt als langfristiges evolutionäres Ziel verstanden werden. Sie und ihre Ziele können nicht von kurzfristigen, angeblich "bodenständig-wissenschaftlichen" Überlegungen allein abhängig gemacht werden.

Warum Raumfahrt? Warum schießen wir für teures Geld immer wieder und immer mehr Raketen und Raumsonden ins Sonnensystem, warum lassen wir es uns "soviel" kosten, herauszufinden, ob es auf Mars, Europa, Titan usw. Leben gibt (wenn auch nur Mikroorganismen), warum schicken wir Botschaften per Raumsonden aus unserem Sonnensystem hinaus, warum senden wir Radiobotschaften  zum Beispiel  an M 13, einen Kugelsternhaufen, warum machen wir SETI, warum werden teure und zeitaufwendige Unternehmen teilweise über Jahrzehnte hinweg gestartet, unermüdlich und in der Hoffnung, eines Tages erfolgreich damit zu sein? Weil es unsere Bestimmung ist! Denn das ist das Ziel: dem Leben jeden Platz zu erobern, auf dem es bestehen und weiter wachsen kann; jede unbelebte Welt zu beleben und jede lebende sinnvoller zu gestalten.

Raumfahrt ist unmöglich ohne Computer und bessere Computer bedeuten bessere Raumfahrt. Raumfahrt gibt der Entwicklung von KI und KL, also von Robotern und Computern einen Riesen­schub: die Entwicklung von Robotern mit einer gewissen Entscheidungsfreiheit ist durch sie be­schleunigt worden und wird zukünftig noch mehr zunehmen. Man denke da an Robonauten, die auf der ISS eingesetzt werden. Eine weitere große Motivation ist die Lichtmauer beziehungsweise das Echtzeitproblem: Signale zum Beispiel zu Marsrobotern sind über 20 min unterwegs; eine Interak­tion dauert also über 40 min. Das ist für eine Echtzeitfernsteuerung viel zu lang und macht eine ei­gene Entscheidung und Steuerung erforderlich.

Diese Wechselwirkung zwischen Raumfahrt und Computern bewirkt starke synergetische Effekte. Wenn die Computer der Zukunft nicht mehr aus Silizium bestehen, sondern der Biochip kommt, ein Sandwich aus Glas und Metall mit einer Zwischenschicht aus Proteinen; also der organische Computer oder Neuronen, die auf Chips wachsen, wäre es dann möglich, dass Biosphäre und Technosphäre letztlich zu einer Einheit werden, dass wir und die Roboter und Computer verschmelzen oder sogar ineinander aufgehen - in einer Symbiose zu einer transhumanen oder posthumanen Lebens­form?