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Bindung und Exploration sind integrale und sich ergänzende Verhaltenssysteme, die bei der Anpassung des Menschen an die Aufgaben und Belastungen im Verlauf des Lebens zusammenwirken. Während es im Kleinkindalter um die Balance zwischen Nähe suchen und die Erkundung der Umwelt geht, ist es im Erwachsenenalter die Entfaltung von mentaler Freiheit in verschiedenen Lebensbereichen. Bindungstheorie, Bindungsdiagnostik und ihre klinische Anwendung werden im psychotherapeutischen sowie im transgenerationalen Kontext erläutert und neue klinische Zugangs- und Forschungsmöglichkeiten am Beispiel der Angststörungen, Depressionen und Borderline-Persönlichkeitsstörungen anhand von evidenzbasierten Verfahren beschrieben. Mit einem sicheren Arbeitsmodell von Bindung werden durch Psychotherapie die Resilienz bei Belastung sowie die Exploration neuer Bewältigungsstrategien verfügbar.
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Seitenzahl: 133
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Lindauer Beiträge zur Psychotherapie und Psychosomatik
Herausgegeben von Michael Ermann
A. Buchheim: Bindung und Exploration (2016)
U. T. Egle/B. Zentgraf: Psychosomatische Schmerztherapie (2014)
M. Ermann: Herz und Seele (2005)
M. Ermann: Träume und Träumen (2005/2014)
M. Ermann: Freud und die Psychoanalyse (2008/2015)
M. Ermann: Psychoanalyse in den Jahren nach Freud (2009/2012)
M. Ermann: Psychoanalyse heute (2010/2012)
M. Ermann: Angst und Angststörungen (2012)
M. Ermann: Der Andere in der Psychoanalyse (2014)
U. Gast/P. Wabnitz: Dissoziative Störungen erkennen und behandeln (2014)
R. Gross: Der Psychotherapeut im Film (2012)
O. F. Kernberg: Hass, Wut, Gewalt und Narzissmus (2012)
J. Körner: Abwehr und Persönlichkeit (2013)
J. Körner: Die Deutung in der Psychoanalyse (2015)
R. Kreische: Paarbeziehungen und Paartherapie (2012)
W. Machleidt: Migration, Kultur und psychische Gesundheit (2013)
L. Reddemann: Kontexte von Achtsamkeit in der Psychotherapie (2011)
A. Riehl-Emde: Wenn alte Liebe doch mal rostet (2014)
C. Stadler: Traum und Märchen (2015)
U. Streeck: Gestik und die therapeutische Beziehung (2009)
R. T. Vogel: Existenzielle Themen in der Psychotherapie (2013)
R. T. Vogel: Das Dunkle im Menschen (2015)
L. Wurmser: Scham und der böse Blick (2011/2014)
H. Znoj: Trauer und Trauerbewältigung (2012)
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Es konnten nicht alle Rechtsinhaber von Abbildungen ermittelt werden. Sollte dem Verlag gegenüber der Nachweis der Rechtsinhaberschaft geführt werden, wird das branchenübliche Honorar nachträglich gezahlt.
1. Auflage 2016
Alle Rechte vorbehalten
© W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart
Gesamtherstellung: W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart
Print:
ISBN 978-3-17-030201-3
E-Book-Formate:
pdf: ISBN 978-3-17-030203-7
epub: ISBN 978-3-17-030204-4
mobi: ISBN 978-3-17-030205-1
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Vorwort
1. Vorlesung
Bindung und Exploration aus historischer Sicht
Grundannahmen der Bindungstheorie
2. Vorlesung
Bindung und Exploration bei Kindern
Transgenerationale Weitergabe von Bindungsmustern in klinischen Gruppen
Bindungsbezogene Interventionsansätze in der Mutter-Kind-Psychotherapie
3. Vorlesung
Bindung und Exploration bei Erwachsenen
Klinische Bindungs- und Psychotherapieforschung am Beispiel von Patienten mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung
Nachweis unverarbeiteter Bindungstraumata bei der Borderline-Persönlichkeitsstörung: Forschungsbefunde und eine Einzelfalldarstellung
Konzepte der klinischen Bindungs- und Psychotherapieforschung im Kontext evidenzbasierter Borderline-Psychotherapien
Positive Veränderung von unverarbeiteten Bindungstraumata und Mentalisierungsfähigkeit durch die TFP-Behandlung
4. Vorlesung
Bindungs- und Psychotherapieforschung in der klinischen Psychotherapie
Bindung und Psychotherapie – Befunde zur therapeutischen Allianz und zur Bindung von Patienten und Therapeuten
Klinische Bindungsforschung in einer stationären psychodynamischen Behandlung mit der Katathym-Imaginativen Therapie
5. Vorlesung
Ein neurowissenschaftlicher Ansatz in der klinischen Bindungs- und Psychotherapieforschung im Rahmen psychoanalytischer Behandlungen
Veränderbarkeit von unverarbeiteten Verlusterfahrungen durch psychoanalytische Therapie
Bindungsrelevante und neurobiologische Ergebnisse der Hanse-Neuro-Psychoanalyse-Studie
Ein Fazit zur bindungsorientierten Psychotherapie und Forschung
Literaturverzeichnis
Bildnachweis
Personenverzeichnis
Sachwortverzeichnis
Bindung und Exploration sind integrale und sich ergänzende Verhaltenssysteme, die in einem verhaltensbiologischen und ontogenetischen Rahmen für die jeweilige Anpassung von Individuen an die Lebensgegebenheiten zusammenwirken. Im Kleinkindalter geht es je nach Befindlichkeit des Kindes um die Balance zwischen Nähe suchen und die Umwelt erkunden, im Erwachsenenalter um die Freiheit mentaler Exploration und die Entfaltung in den verschiedenen Lebensbereichen.
Die Vorlesung behandelt Grundlagen von Bindung und Exploration als Basis für die Ausformung unterschiedlicher Bindungsmuster, wie der sicheren, unsicheren und desorganisierten Bindung. Es wird die klinische Bedeutung der Bindung sowie Bindungsdiagnostik im transgenerationalen sowie psychotherapeutischen Kontext anhand psychischer Störungen – den Angststörungen, Depressionen, der Borderline-Persönlichkeitsstörung – dargestellt und auf die Veränderbarkeit von unsicherer und desorganisierter Bindung durch Psychotherapie eingegangen.
Aus bindungstheoretischer Sicht ist eines der Ziele von Psychotherapie, ein sicheres bzw. organisiertes inneres Arbeitsmodell von Bindung herzustellen, um eine Reaktionsbereitschaft auf Belastung bei Schutz- und Hilfesuchen sowie die Exploration neuer Bewältigungsstrategien verfügbar zu machen. Es werden Konzepte und Techniken unterschiedlicher Psychotherapieverfahren, die sich explizit auf die Bindungsforschung beziehen – die Mentalisierungsbasierte Therapie, Übertragungsfokussierte Therapie und die Schematherapie – unter dem Aspekt der Bindung und Exploration näher beleuchtet.
Bindung basiert auf dem im Verlauf der Naturgeschichte des Menschen entstandenen Grundbedürfnis nach einer besonderen Beziehung des Kindes zu seinen Eltern oder Personen, die es beständig betreuen. Die Bindungstheorie wurde von dem Psychoanalytiker und Psychiater John Bowlby (* 26. Februar 1907 in London; † 2. September 1990 auf Skye) formuliert, der in den 1940er und 1950er Jahren klinisch-psychoanalytische und evolutionsbiologische Ansätze und Betrachtungsebenen zur Grundlage seiner Forschung und seiner Publikationen machte2.
Die Bindungstheorie bietet ein Konzept zur Erklärung der menschlichen Neigung, enge emotionale Beziehungen zu anderen zu entwickeln, und ist zugleich ein Modell der Bedeutung früher Erfahrungen in den ersten Bindungsbeziehungen für die spätere sozio-emotionale Entwicklung. Grundlegend ist ein universelles, phylogenetisch determiniertes menschliches Bedürfnis nach einer engen emotionalen Bindung, das eine Überlebensfunktion beinhaltet. Aus diesem Bedürfnis heraus entwickelt ein Kind – bestimmt durch die Reaktionen der Bindungsfigur auf seine Signale – eine innere Repräsentation von Bindung, die Konsequenzen für die spezifische, ontogenetische Entwicklung von bindungsrelevanten Gefühlen und Kognitionen besitzt.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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