Blaubarts Besitz - Fritz Rudolf Fries - E-Book

Blaubarts Besitz E-Book

Fritz Rudolf Fries

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Beschreibung

Die bekannte Geschichte vom bösen Frauenverführer Blaubart, aus dem Blickwinkel unserer Tage erzählt, nimmt das alte Märchen ernst und ironisiert die Zeit, aus der wir nicht herauskönnen. Der Roman ist eine Huldigung an die Liebe und ein schräger Blick auf die Merkwürdigkeiten deutscher Geschichte nach 1945.

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Seitenzahl: 216

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Fritz Rudolf Fries

Blaubarts Besitz

Roman

Inhalt

Erster Teil

Zweiter Teil

Dritter Teil

Vierter Teil

Impressum

Erster Teil

Erstes Kapitel

Der Tod ging durch den Schlaf. Jedem Schläfer im Haus gab er einen anderen Traum. Blaubarts Schlaf war ein Boot ohne Tiefgang; er schreckte oft auf, verwechselte, was er träumte, mit den Schatten an der Zimmerwand, bedrohlich nach ihm greifende Äste, die der Mond durchs Fenster schickte mit der rätselhaften Botschaft eines Kalligraphen. Rollbilder gab es viele im Haus, aus dem alten China in diese sächsische Provinzstadt R. gebracht, dank der Sammlerwut des alten Blaubart. Blaubart der Jüngere hatte sie später zusammensuchen müssen, die Rollbilder und Tuschzeichnungen, in den Müllhalden der Enteigner gefunden, die in Zeiten der Papiernot oft die Rückseiten der Blätter benutzt hatten für die neuen Parolen: WÄHLT LISTE EINS oder SO WIE WIR HEUTE ARBEITEN WERDEN WIR MORGEN LEBEN. Die Blaubarts hatten durch drei Generationen immer nur das gewollt und gewählt, was sie am Leben erhalten hatte.

Und der Tod ging durch den Schlaf Carolines, die Blaubarts Frau war. In diesen Jahren der allgemeinen Besitzergreifung hatten sie einander verloren. Ein jeder schlief hinter verschlossener Tür in seinem eigenen Bett. Carolines Schlaf war ein tosendes Meer, sie stets eine Schiffbrüchige und froh, wenn es nur ein Traum war. Der Wecker am Morgen nahm täglich von ihr Besitz, sie liebte diese Aufforderung, sich dem neuen Tag zu stellen. Minuten vor der alarmierenden Glocke verließ sie das schmale Bett und vertauschte die Wärme der Nacht mit dem lauen Wasser im Pool, stieg im Kellergeschoss nackt ins matte Licht sparsamer Beleuchtung, so als hätte man die Glühbirnen nicht ausgetauscht, seit die Umsiedler 1945 ihre Winterkartoffeln hier gelagert hatten, benutzte die eine und andere schweißtreibende Maschine, die zur Gesundheit ihrer Käufer erfunden worden war, prüfte das Wetter durch das gewaltige Spiegelglas, das den Blick in einen Park freigab, der sich dem Betrachter entgegen wölbte wie die Brust einer Liegenden. Es war Schnee gefallen, die Brust war die einer verhüllten Göttin aus Stein.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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