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Jonas lebt seit Jahren mit einem Albtraum, der ihn jede Nacht heimsucht: Eine endlose Brücke aus Glas, ein Schatten ohne Gesicht, der ihn jagt, bis er fällt. Immer wieder. Ohne Ausweg. Er hat sich damit abgefunden, dass Schlaf für ihn nur eine tägliche Folter ist – bis Clara in sein Leben stolpert. Sie ist kühl, rational, unnahbar, und gerade deshalb die Letzte, die sich mit seiner wirren Geschichte befassen will. Doch als Jonas sie bittet, ihm zu glauben, beginnt Clara, Risse in ihrer eigenen Fassade zu spüren. Eines Nachts findet sie sich plötzlich an seiner Seite wieder – mitten in seinem Albtraum. Auf der Brücke. Hand in Hand. Zum ersten Mal bricht der Schatten sein Muster. Zum ersten Mal fällt Jonas nicht. Gemeinsam müssen sie begreifen, was dieser Traum bedeutet – und warum Clara der Schlüssel zu Jonas’ Freiheit ist. Doch je tiefer sie in die surreale Welt seiner Träume eintauchen, desto klarer wird: Es geht nicht nur darum, einen Schatten zu besiegen. Es geht darum, ob Jonas es wagt, endlich zu leben. Und ob Clara bereit ist, ihr Herz zu öffnen. „Bleib“ ist ein Roman über Angst und Hoffnung, über das Gewicht von Träumen und die Leichtigkeit der Liebe – mit einer Prise Humor, die selbst im Dunkeln nicht verschwindet.
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Veröffentlichungsjahr: 2025
„Das Brot hat heute beschlossen, mich zu hassen.“
Clara stand vor dem Toaster, der bereits zum dritten Mal ihr Frühstück verkohlt hatte, und starrte auf die schwarze Scheibe wie auf eine persönliche Beleidigung. „Das ist nicht witzig“, murmelte sie, als der Rauch sich langsam in der kleinen Küche ausbreitete. „Ich hab heute kein Nerv für Küchenrebellion.“
Der Toaster antwortete nicht – was gut war. Er knackte nur leise, als wolle er ihr stumm ins Gesicht lachen.
Sie riss die verkohlte Scheibe heraus, warf sie in den Mülleimer und griff nach dem Brotbeutel. Doch da war nichts mehr. Kein einziges Stück. Ein leerer Beutel, der sie auslachte wie der Toaster.
„Perfekt. Einfach perfekt.“
Sie griff nach der Kaffeetasse, die immerhin zuverlässig war. Ein Schluck. Bitter, zu stark, aber wenigstens kein Verrat.
Dann klingelte es.
Dreimal, kurz hintereinander. Wie immer.
Clara verdrehte die Augen, stellte die Tasse ab und murmelte: „Natürlich. Weil es nie reicht, dass mein Frühstück stirbt. Jetzt kommt auch noch der Wahnsinn persönlich vorbei.“
Sie öffnete die Tür – und da stand er.
Jonas. Mit einem Lächeln, das nicht nur Türen, sondern auch Herzklappen gefährlich weit aufspringen ließ. In seinen Händen hielt er eine Plastiktüte vom Bäcker.
„Guten Morgen“, sagte er, als hätte er nicht gerade das Universum gerettet. „Ich hab zu viele Brötchen gekauft.“
Clara blinzelte ihn an. „Das sagst du jeden Montag.“
„Dann musst du langsam glauben, dass ich einfach nicht zählen kann.“
Er schob die Tüte vor, als wäre sie ein Friedensangebot. Warm duftende Brötchen, golden und unschuldig. Der Geruch von Rettung.
Clara nahm sie entgegen, versuchte dabei, nicht zu sehr wie ein ausgehungerter Wolf auszusehen. „Danke. Mein Toaster führt gerade Krieg gegen mich.“
„Schon wieder?“ Jonas trat ein, ohne zu fragen, als gehöre ihm der Platz neben ihrem Küchentisch sowieso. „Vielleicht solltest du ihm mal Therapie vorschlagen.“
Clara lachte leise, schüttelte den Kopf und stellte die Brötchen auf den Tisch. „Du bist unmöglich.“
„Und trotzdem bringe ich dir Frühstück. Stell dir mal vor, wie schlimm es wäre, wenn ich möglich wäre.“
Er setzte sich hin, als hätte er nie etwas anderes getan. Seine Haare standen ein bisschen ab, die Spuren einer Nacht, in der er vermutlich wieder zu spät schlafen gegangen war. Clara kannte das – sie hatte ihn oft genug mit Augenringen gesehen. Aber es war nicht die Müdigkeit, die sie störte. Es war dieses verdammte Lächeln.
Das Lächeln, das ihr Herz jedes Mal erinnerte, dass es mehr konnte, als nur Blut pumpen.
Sie tat so, als wäre alles normal, schnitt ein Brötchen auf und schmierte Butter darauf. Doch die Worte, die sie nicht sagen wollte, hingen ihr schon auf der Zunge.
Du weißt nicht, wie gefährlich du bist.
Stattdessen sagte sie: „Hast du wieder geträumt?“
Sein Blick zuckte kurz auf, als hätte sie ihn ertappt. Jonas hatte diese Angewohnheit: nie von sich aus über seine Träume zu reden, aber sie jedes Mal zu durchleben, als wären sie realer als der Morgenkaffee.
„Ja“, murmelte er und spielte mit der Serviette. „Zum dritten Mal diese Woche.“
„Und?“ Clara biss in das Brötchen, tat so, als sei sie nur beiläufig interessiert. „Diesmal wieder gestorben?“
„Natürlich.“ Er lachte kurz, aber ohne Humor. „Sonst wär’s ja langweilig.“
Clara schluckte, legte das Brötchen ab und starrte ihn an. Er sagte es so leicht, so locker – aber in seinen Augen lag etwas anderes. Etwas Schweres.
„Jonas…“
„Schon gut.“ Er winkte ab, als wäre es wirklich nichts. „Es war nur ein Traum. Außerdem, hey – immerhin bringe ich danach immer Frühstück. Das ist doch ein Deal, oder?“
Sie sagte nichts. Weil sie wusste, dass es kein Zufall war. Niemand stirbt dreimal pro Woche in seinen Träumen – außer, irgendwas stimmt nicht.
Und Clara hasste es, wie sehr sie diesen Gedanken festhielt.
Clara starrte Jonas an, als könnte sie durch seine Augen direkt in seine Träume schauen. Was natürlich Quatsch war. Wäre sie dazu in der Lage, hätte sie längst Antworten. Stattdessen hatte sie nur Fragen. Und Brötchen.
„Weißt du“, begann sie langsam, „die meisten Menschen träumen davon, zu spät zur Arbeit zu kommen, oder plötzlich ohne Hose im Supermarkt zu stehen. Normale Albträume. Aber du?“
Jonas zuckte die Schultern, riss ein Brötchen auf und schmierte viel zu dick Marmelade darauf. „Vielleicht bin ich einfach kreativ.“
„Kreativ ist, wenn man in seinen Träumen Gedichte schreibt oder einen Drachen reitet. Nicht, wenn man dauernd stirbt.“
Er biss ab, kaute demonstrativ genüsslich und grinste sie mit Marmeladenresten im Mundwinkel an. „Aber ich sterbe sehr stilvoll. Gestern zum Beispiel – ein Sturz von einem gläsernen Turm. Sah bestimmt episch aus.“
„Das ist nicht lustig.“ Claras Stimme war leiser, als sie wollte.
„Doch“, sagte er. „Sonst müsste ich mir Sorgen machen.“
Und da war er wieder, dieser unsichtbare Riss zwischen ihnen. Sie spürte ihn jedes Mal, wenn Jonas über seine Träume sprach. Als würde er etwas zurückhalten, ein Geheimnis, das er mit einem Lächeln zudeckte.
Clara nahm ihre Tasse, trank einen großen Schluck Kaffee und versuchte, nicht zu sehr an diesem Gedanken zu kauen.
„Und sonst?“, wechselte sie das Thema. „Hast du schon wieder Ärger auf der Arbeit?“
Jonas verzog das Gesicht. „Meine Chefin hält mich für unzuverlässig.“
„Bist du ja auch.“
„Na danke.“
„Bitte.“
Sie grinste – ein kleiner Schlagabtausch, den sie beide kannten. Aber hinter dem Scherz lag wieder etwas anderes. Denn Jonas war tatsächlich unzuverlässig. Nicht in dem Sinn, dass er ein schlechter Mensch wäre, sondern… er war nicht ganz hier. Nie ganz anwesend. Als würde ein Teil von ihm immer noch in seinen Träumen hängenbleiben.
Und Clara wusste, dass es sie mehr störte, als es sollte.
