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Auf den Stufen einer Kirche wird ein totes Mädchen gefunden. Die Spritze steckt noch in ihrem Arm, alles sieht nach einer Überdosis aus. Für die Polizei ein klarer Fall, doch der Leiter der Drogenberatungsstelle hat Zweifel und schaltet die Detektei Peters ein. Ihr zweiter Fall führt Laura und ihr Team in ein Internat im tiefsten Sauerland. Dort finden sie nicht nur Hinweise auf Verstrickungen mit der internationalen Mafia, sondern geraten auch ins Visier eines erbarmungslosen Mörders. Laura muss feststellen, dass das Böse sich in den Reihen vermeintlicher Beschützer verbergen kann, und dass jede Rechnung irgendwann beglichen werden muss...
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Seitenzahl: 371
Veröffentlichungsjahr: 2016
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Impressum neobooks
Der zweite Fall für Laura Peters
Kriminalroman
von
Patricia Weiss
Als ein totes Mädchen auf den Stufen einer Kirche gefunden wird, scheint der Fall für die Polizei klar zu sein – eine Überdosis. Doch Detektivin Laura Peters hat Zweifel und stößt auf ein Netz aus Lügen und Verbrechen.
Ihr zweiter Fall führt Laura in ein Internat im tiefsten Sauerland und in die Abgründe von schwarzer Pädagogik und Medikamentenversuchen. Sie erkennt, dass das Böse sich in den Reihen vermeintlicher Beschützer verbergen kann und dass jede Rechnung irgendwann beglichen werden muss.
Ein nervenzerreißender Wettlauf gegen die Zeit: Laura kommt einem erbarmungslosen Serienmörder auf die Spur, den sie den Totengräber nennen, weil er seine Opfer lebendig begräbt, und merkt viel zu spät, dass er sie längst im Visier hat.
Böse Obhut ist der zweite Roman, in dem Laura Peters mit ihrem Team ermittelt.
Die Laura-Peters-Reihe mit Das Lager, Zweiundsiebzig, Moloch Unsterblich, Monströse Moral, Verlassene Seelen und dieHalloween-Novellen Cäcilie und Escape If You Can sind als Taschenbuch und als E-Book im Internet erhältlich.
https://www.patriciaweiss.de
Texte: © Copyright by Patricia Weiss
c/o
Relindis Second Hand
Gotenstr. 1
53175 Bonn
Covergestaltung und Foto: Patricia Weiss
Lektorat: Katharina Abel
Alle Rechte vorbehalten.
Veröffentlichung: 2016
Böse Obhut ist als Taschenbuch und als E-Book erhältlich.
Für Doro.
Seit den 50er-Jahren bis in die 70er-Jahre des letzten Jahrhunderts testeten Pharmafirmen ihre Medikamente in Kinderheimen. Bis heute, November 2016, hat eine zufriedenstellende Aufarbeitung dieses Themas nicht stattgefunden und es wurden auch keine Entschädigungen gezahlt.
Viele der Firmen profitieren noch heute von den Produkten, die sie damals an den Kindern getestet haben.
„Und auch für mich scheint irgendwann die Sonne ..."
Sie saßen an den Tischen vor den Resten ihres Abendessens und sangen seit über einer Stunde ohne Unterbrechung. Die Liedtexte, die Onkel Heini selbst gedichtet hatte, konnten sie im Schlaf herunterbeten. Michael merkte, dass sein Kopf immer leichter wurde. Hoffentlich wurde ihm nicht wieder so schwindelig, dass er vom Stuhl fiel. Unauffällig versuchte er, sich an der Tischplatte festzuhalten. Sein Mund war trocken und sein Hals schmerzte, aber wer mit dem Singen aufhörte, bekam bei einer Privataudienz Onkel Heinis Gürtel zu spüren. Gleich am allerersten Tag war ihm das passiert. Danach hatte er zwei Tage lang kaum sitzen können und die Kameraden hatten sich über ihn lustig gemacht.
„Mein Leben war ein Scherbenhaufen, jetzt bin ich glücklich, in Waldheim zu sein ..."
Leicht schwankend dirigierte Onkel Heini die Lobeshymne auf sein Internat mit dem leeren Bierkrug. Das war an diesem Abend zum dritten Mal das Signal für Fräulein Jakob, in der Küche zu verschwinden und mit einer vollen Flasche zurückzukehren. Vorsichtig schaute Michael sich um. Die meisten Jungen hielten den Blick gesenkt, nur nicht die drei Ältesten, Onkel Heinis Kapos, um später melden zu können, wer nicht richtig mitgesungen hatte. Das Lied ging in die letzte Strophe über:
„Aus der Gosse kamen wir hierher. Onkel Heini, wir danken dir sehr!"
Michael hasste alle Lieder, aber diese Zeile widerstrebte ihm so dermaßen, dass er sie kaum über die Lippen brachte. Hinter sich hörte er ein Poltern. Bloß nicht umdrehen, bloß nicht hinsehen. Einfach weitersingen. Gleich würde es vorbei sein. Onkel Heini ließ sie immer nur so lange singen, bis einer von ihnen umfiel. Der war dann der Taugenichts, der zur Strafe und Abschreckung für die anderen noch zwei Stunden im dunklen Flur stehen musste.
Onkel Heini hob die Hand zum Zeichen, dass sie ruhig sein sollten. Alle saßen mucksmäuschenstill. Keiner durfte sich rühren, mit den Füßen scharren oder auch nur husten. Schwerfällig erhob er sich und schlurfte zum Ausgang. Als er den Raum verlassen hatte, stand Fräulein Jakob auf und sah nach dem Jungen, der umgefallen war. Aus dem Augenwinkel konnte Michael erkennen, dass es wieder der kleine Milan war, der dort lag. Er war der Jüngste in der Kameradenschar und wurde am häufigsten bestraft. Michael tat er leid, er hätte ihm gerne geholfen, aber das war nicht möglich. Warum machte er auch ständig Fehler und stellte sich so dumm an?
Fräulein Jakob versetzte Milan drei klatschende Ohrfeigen, um ihn aufzuwecken. Als dies nichts half, nahm sie ein Glas Wasser vom Tisch und schüttete es dem Jungen ins Gesicht. Er stöhnte, dann rührte er sich endlich und blinzelte benommen.
„Steh auf!" Kalt sah die Erzieherin auf den Kleinen herab und stieß ihn mit der Fußspitze in die Seite, als er nicht sofort reagierte.
Unsicher rappelte sich Milan auf. Er war kreidebleich, seine Augen wirkten unnatürlich groß in dem schmalen Gesicht.
„In den Flur!"
Er nickte ergeben, ging mit wackeligen Knien aus dem Raum und stellte sich mit gesenktem Kopf neben der Treppe auf.
„Gassenlauf!"
Erschrocken sah Michael auf. Gassenlauf? Das war schlimm! Unter den Jungen entstand beunruhigtes Gemurmel.
„Ruhe! Oder möchte einer von euch Milan beim Gassenlauf Gesellschaft leisten?"
Schlagartig wurde es still.
„Aufstellung!"
Die Schüler verließen ihre Plätze und stellten sich in zwei Reihen auf und bildeten eine Gasse. Fräulein Jakob gab den drei Kapos einen Wink. Die flitzten zum Schirmständer neben dem Eingang und holten jeder einen Armvoll Holzstöcke, die sie an die Kameraden verteilten. Dann klopfte sie an die Tür von Onkel Heinis Arbeitszimmer. Es dauerte eine Weile, bis er öffnete und sich schwankend und mit gerötetem Gesicht an den Türrahmen lehnte.
Die Strafe begann.
Die Jungen standen mit erhobenen Stöcken in Reih und Glied, Milan wurde von Fräulein Jakob unsanft nach vorne geschubst. Ein Schluchzen erschütterte den mageren Körper. Mit eingezogenem Kopf und gekrümmtem Rücken taumelte er vorwärts. Seine Kameraden prügelten mit den Knüppeln heftig auf ihn ein, denn wer nicht hart genug zuschlug, durfte gleich als Nächster durch die Gasse laufen. Der Kleine stolperte mehrmals und versuchte, sein Gesicht mit den Händen zu schützen. Doch es gab kein Entkommen.
Keine Gnade.
Auch Michael schlug zu. So fest er konnte.
Fröstelnd klappte Laura Peters den Mantelkragen hoch und eilte durch den tristen, winterlichen Vorgarten des Jugendstil-Altbaus, in dem ihre Detektei ihren Sitz hatte. Die blattlosen, grauen Büsche schienen ihre Äste nach ihr auszustrecken und wie jeden Morgen hakte sich die Ranke einer Heckenrose, die weit über den Weg ragte, an ihrem Ärmel fest. Mit klammen Fingern löste sie die Stacheln aus dem dicken Wollstoff und nahm sich zum wiederholten Male vor, etwas gegen den Wildwuchs zu unternehmen. Klienten kamen nicht oft in die Agentur, die meisten Aufträge konnten online abgewickelt werden. Aber wenn sich doch jemand hierher verirrte, sollte derjenige sich nicht erst durch eine Dornenhecke kämpfen müssen.
Sie strich sich die braunen Haarsträhnen, die der eisige Wind vor ihre Augen blies, aus dem Gesicht und suchte in der Tasche nach dem Schlüssel. Als sie die Haustür öffnete, riss ihr ein heftiger Windstoß die Klinke aus der Hand. Die Tür donnerte gegen die Wand im Treppenhaus. Laura musste einige Kraft aufwenden, um sie wieder zu schließen. Sorgfältig putzte sie die schwarzen Lammfell-Stiefel an der Matte ab und betrat die Büroräume.
Hier war es so kalt, dass der Atem kondensierte und in Dampfwölkchen aus dem Mund stieg. Hoffentlich war die Heizung nicht ausgefallen. Der Hausmeister ließ sich immer reichlich Zeit, bis er geruhte, etwaige Problemchen, wie er es nannte, zu beheben. Noch im Mantel drehte sie die Thermostate höher und ging dann in die Küche, um eine Kanne Kaffee aufzusetzen. Sie füllte ein Glas mit Wasser und warf ein Aspirin hinein.
Während es sich zischend auflöste, lehnte sie den Kopf an den Küchenschrank und versuchte, sich an die letzte Nacht zu erinnern. Eine ekstatisch tanzende Menge, laute Clubsounds, zuckendes Schwarzlicht, ein paar Drinks zu viel. Und ganz verschwommen ein kantiges Gesicht, dunkle Augen, sinnlicher Mund, hautenges T-Shirt. Trainierte Muskeln unter ihren suchenden Fingern. Laura kramte in der Jeanstasche nach dem Stück Bierdeckel, das er ihr in die Hand gedrückt hatte. Carlos, die Telefonnummer, ein Herzchen. Sie seufzte und leerte das Glas in einem Zug. Immerhin war sie im eigenen Bett aufgewacht.
Allein.
Sie hörte, wie sich die Eingangstür öffnete, und drehte sich um. Eine unförmige Gestalt schob sich in den Vorraum. Gilda, ihre Assistentin, war vermummt wie ein Eskimo, eingepackt in eine Daunenjacke, die sie, der Größe nach zu urteilen, von ihrem Vater geliehen hatte, und umwickelt mit mehreren Schals. Von ihr selbst war fast nichts zu sehen, nur die warmen, dunkelbraunen Augen blitzten unter einer bunten Peruaner-Mütze hervor.
„Ciao Laura. Bist du aus dem Bett gefallen?" Gilda wickelte sich ein grün-rot gestreiftes Ungetüm vom Hals, das strahlende Lächeln wurde sichtbar.
„Morgen, Gilda. Ja, ich bin heute etwas früher. Ich möchte meinen Schreibtisch leer kriegen. Der Papierkram türmt sich bis zur Decke." Laura wandte sich wieder der Kaffeemaschine zu und füllte Wasser in den Behälter.
„Es passt gut, dass du schon da bist. Gleich kommt ein neuer Kunde. Anwalt Herckenrath hat ihn geschickt."
„Worum geht es", fragte sie mäßig interessiert.
„Man benötigt unsere Hilfe, um ein Klassentreffen zu organisieren."
Sie verzog einen Mundwinkel und schüttelte den Kopf. „Ich fürchte, ich bin beschäftigt. Das kriegst du allein hin. Informationen im Internet suchen ist dein Fach."
Gilda war die Computer-Expertin im Team und Laura ließ die meisten Recherchen von ihr durchführen.
„Klar, ich kann das übernehmen." Die Assistentin stopfte die abgewetzte Daunenjacke hinter den Schreibtisch. Mit zwei geübten Umdrehungen eines Haargummis fixierte sie die dunkelbraunen Haarsträhnen am Hinterkopf zu einem leicht zerzausten, dicken Chignon. Laura schmunzelte beim Anblick der langen, dünnen Beine in den zerschlissenen Jeans. In der Detektei gab es keine Kleiderordnung, aber die Klienten würden sich auch dann nicht über ihre Mitarbeiterin beschweren, wenn sie einen Kartoffelsack trüge.
„Die Fälle, die Herckenrath in der letzten Zeit an uns weiterleitet, werden immer banaler. Scheidungsgeschichten, Zeitungsdiebe, eifersüchtige Ehefrauen und jetzt das Klassentreffen. Wenigstens leben wir gut davon."
Laura hatte Anwalt Herckenrath im Zusammenhang mit dem ersten großen Fall der Detektei Peters kennengelernt. Er vertrat eine wohlhabende Familie aus Bad Honnef und hatte ihr eine großzügige Kooperation zugesichert, die der Detektei ein mehr als gutes Auskommen garantierte. Für Laura war die finanzielle Absicherung eine Erleichterung, gleichzeitig musste sie sich eingestehen, dass sie sich zunehmend langweilte. Die Aufträge waren meist vom Computer aus lösbar und für Gilda ein Kinderspiel. Nur noch selten begaben sie sich in die freie Wildbahn und recherchierten vor Ort. Vielleicht sollten sie mehr Werbung machen, um interessantere Jobs an Land zu ziehen. Da war der erste Fall ein anderes Kaliber gewesen. Eine Serie von Mädchenmorden in Bonn hatte bundesweit für Schlagzeilen gesorgt und die Polizei vor ein Rätsel gestellt. Doch die Detektei Peters hatte den Fall aufklären können und war so zu einiger Berühmtheit gelangt. Sie waren als Team während dieser Zeit eng zusammengewachsen: Gilda, Barbara, Justin und sie selbst. Und Marek. Laura musste unwillkürlich lächeln, als sie an ihn dachte. Er war früher bei den Streitkräften in Polen gewesen - und vermutlich auch beim Geheimdienst - und hatte ihr eine Menge beigebracht. Die Zusammenarbeit mit ihm war freundschaftlich, locker und vertraut. Sie fühlte sich wohl mit ihm. Und sie mochte ihn. Sehr. Doch er war ihr auch ein Rätsel geblieben. Und nach der Lösung des ersten Falles war er plötzlich auf nimmer Wiedersehen verschwunden. Angeblich hatte er eine Auszeit gebraucht, eine Pause, um wichtige Dinge zu erledigen. Das war vor zwölf Wochen gewesen, seitdem hatten sie nichts mehr von ihm gehört. Laura seufzte. Sie vermisste ihn. Es waren aufregende Zeiten gewesen.
Mareks Büro war noch so, wie er es verlassen hatte. Nur der zwölfjährige Justin, den er für die Observierung eines Verdächtigen angeheuert hatte, hielt sich regelmäßig darin auf. Zum Dank für seine Unterstützung hatte der Junge von Marek eine Spielekonsole bekommen, die er in dessen Büro aufgestellt hatte. Mit nach Hause nehmen wollte Justin sie nicht. Wenn sein Stiefvater sie in die Finger bekäme, würde er sie sofort verkaufen und in Bier umsetzen. Laura kannte die Familie gut genug, um zu wissen, dass die Vorsicht begründet war.
Marek fehlte dem Jungen, er war sein großes Vorbild, sein Mentor. Seine Bewunderung für ihn grenzte an Verehrung.
„Hast du etwas von Marek gehört? Ich vermisse ihn!" Gilda konnte anscheinend Gedanken lesen und hatte wie üblich keine Scheu, ihre Gefühle offen zu formulieren.
„Nein, habe ich nicht. Ich glaube auch nicht, dass er sich meldet. Wir müssen langsam daran denken, jemand Neues einzustellen. Zusätzliche Unterstützung können wir bei den vielen Aufträgen gut gebrauchen." Laura ärgerte es, dass sie den bitteren Unterton nicht vermeiden konnte. Sie wollte nicht zugeben, dass Mareks Verschwinden sie verletzt hatte.
„Du kannst doch nicht Mareks Büro an jemand anderes vergeben!"
„Wieso nicht? Er ist seit drei Monaten fort und hält es nicht für nötig, uns mitzuteilen, ob er wiederkommt. Keine Firma würde das tolerieren."
Gilda sah unglücklich auf ihre Tastatur. „Und was ist mit Justin?"
Sie zuckte die Achseln. „Was soll mit ihm sein?“
„Er hält sich so gerne in Mareks Büro auf. Es ist sein zweites Zuhause. Vermutlich der einzige Ort, wo er sich sicher fühlt. Bei seiner Familie hat er es nicht leicht. Das weißt du doch.“
„Natürlich weiß ich das. Lass uns das ein anderes Mal besprechen, wir finden einen Weg. Ich muss jetzt loslegen, sonst schaffe ich den Papierberg nicht."
Laura ging mit dem dampfenden Kaffee-Becher an ihren Schreibtisch und schaltete den Computer ein. Sie wollte nicht darüber nachdenken, welche personellen Änderungen sie über kurz oder lang würde vornehmen müssen. Von dem Team war nicht mehr viel übrig geblieben. Justin mit seinen fast dreizehn Jahren zählte nicht wirklich und ihre Freundin Barbara war nur zufällig in den ersten Fall mit hineingeraten. Ihre Kontakte zur Bonner Society, über die sie als bekannte Pianistin und Frau eines angesehenen Universitätsprofessors verfügte, hatten bei der Auflösung sehr geholfen. Aber ihre Unterstützung war eine Ausnahme gewesen. Zurzeit gab es nur noch Gilda und sie. Der Markt war ein Haifischbecken und mit so wenig Personal würden sie schnell in der Bedeutungslosigkeit verschwinden. Sie musste bald annoncieren und jemanden finden, der Marek ersetzte.
Aber nicht heute.
Es klingelte. Laura hörte, wie Gilda die Tür öffnete und mit ihrer dunklen, rauen Stimme einen Besucher begrüßte. Sie erhob sich, zog die hellbeige Strickjacke über der Jeans glatt und ging in den Vorraum. Neben der Assistentin stand ein großer Mann im langen Mantel. Sie trat einen Schritt auf ihn zu. „Laura Peters, freut mich!"
„Freut mich auch. Mein Name ist Bernd Schlüter." Mit dem geübten, strahlenden Lächeln eines Hollywood-Schauspielers drückte er fest ihre Hand und sah ihr tief in die Augen. Der würzige Geruch eines teuren Rasierwassers stieg ihr in die Nase.
Sie senkte den Blick. „Sie sind ein Bekannter von Anwalt Herckenrath?"
„Ja, wir haben uns auf politischer Ebene kennen- und schätzen gelernt. Er sagte mir, dass Sie auf Bagatellfälle spezialisiert seien, deshalb möchte ich Sie engagieren."
„So. Hat er das gesagt?“ Laura lächelte schmal. Seine Worte klangen wie ein Kompliment, aber sie fühlten sich nicht so an. Eigentlich waren sie eine Unverschämtheit. Nun, sie würde sich über die Rechnung revanchieren können. „Sie möchten ein Klassentreffen mit ehemaligen Mitschülern organisieren?"
„Ja, das ist im Prinzip die Idee. Ein früherer Schulfreund hat den Vorschlag gemacht und bat mich um Hilfe. Ich bin ja nicht gerade unbekannt, da dachte er wohl, ich hätte Mittel und Wege, die alten Kameraden zu finden."
Laura überlegte, ob sie schon von ihm gehört hatte, aber sein Name sagte ihr nichts. Sie nickte und setzte ein unverbindliches Lächeln auf.
Gilda nahm ihm den Kaschmir-Mantel und einen weinrot gemusterten Seidenschal ab und hängte die Kleidungsstücke an den Garderobenständer. „Möchten Sie etwas trinken? Ich mache einen ganz anständigen, italienischen Caffè." Als er dankend ablehnte, fuhr sie fort: „Wenn es Ihnen recht ist, führe ich mit Ihnen das Gespräch, da ich später auch die Recherchen übernehmen werde."
Doch überraschenderweise schüttelte er den Kopf und wandte sich an Laura: „Nein, es ist mir nicht recht. Ihre junge Kollegin ist bestimmt kompetent, aber ich möchte mit Ihnen sprechen, Frau Peters. Vermutlich werden Sie den Fall danach anders einschätzen. Es geht mir nicht um das simple Auffinden von Adressen. Die Angelegenheit ist etwas delikat und erfordert äußerste Diskretion."
„Also gut", stimmte Laura zurückhaltend zu. „Dann gehen wir am besten in mein Büro. Gilda, kommst du?"
Mit einladender Handbewegung wies sie auf die Sessel, die um das runde Besuchertischchen gruppiert waren.
Schlüter setzte sich, zog die Manschetten seines Hemdes unter dem maßgeschneiderten Jackett hervor und schlug die Beine übereinander. Laura registrierte, dass er trotz des kalten Wetters leichte Lederschuhe trug, die frisch geputzt glänzten und sicher ein Vermögen gekostet hatten.
Mit zusammengekniffenen Augen sah er sich um. Laura beobachtete, wie sein Blick über die nackten Magnetleisten an der Wand wanderte (schon seit einiger Zeit war kein Auftrag mehr so komplex, dass diese Art der Aufarbeitung notwendig gewesen wäre), dann das einzige Bild im Raum, eine farbenfrohe Lithografie der wehrhaften Brunhild aus der Nibelungensage, streifte und schließlich an ihr hängen blieb. Ohne mit der Wimper zu zucken, hielt sie seiner Musterung stand und bekämpfte den Impuls, die Arme vor der Brust zu verschränken. Kühl sah sie ihn an und wartete.
„Sie wundern sich vielleicht, dass ich mit Ihnen beiden sprechen möchte, aber der Fall ist etwas heikel. Vermutlich ist Ihnen bekannt, dass ich Abgeordneter im Landtag von Nordrhein-Westfalen bin. Ich stehe in jeder Hinsicht im Licht der Öffentlichkeit. Es ist wichtig, dass alle Nachforschungen absolut diskret erfolgen und Sie mir Zwischenergebnisse sofort präsentieren."
Laura und Gilda nickten, doch es war ihnen anzumerken, dass sie nicht verstanden hatten, wo die Brisanz lag.
„Unsere Schule ist ein Internat für Problemkinder. In den 60er-Jahren nannte man sie Schwererziehbare. Ich bin da gelandet, weil ich in der Pubertät entwicklungsbedingt etwas unkonzentriert war und meine Eltern wegen unserer Firma wenig Zeit für mich hatten. Eigentlich gehörte ich dort nicht hin. Die meisten meiner Mitschüler stammten aus schwierigen Verhältnissen, sie waren arm, aggressiv und manche sogar kriminell. Ich möchte es nicht an die große Glocke hängen, dass ich dort die Schulbank gedrückt habe. Das könnte die Wähler irritieren."
„Ich verstehe", sagte Laura. „Trotzdem möchten Sie das Schultreffen organisieren und Ihre Freunde wiedersehen?"
Bernd Schlüter lehnte sich vertraulich vor und stützte, nachdem er sich versichert hatte, dass die Oberfläche sauber war, seine Arme auf das Tischchen: „Ich bin mir nicht sicher, ob ich das möchte. Zu meinen Kameraden habe ich, seit ich die Schule verlassen habe, keinen Kontakt mehr. Ich habe eine gute Ausbildung absolviert und eine steile Karriere in der Politik gemacht. Die anderen hatten nicht so viel Glück. Ich bin überzeugt davon, dass es kaum einer von ihnen zu etwas gebracht hat. Natürlich hatten sie es alle nicht leicht und es kann sein, dass sie es nicht ins Leben geschafft haben. Vielleicht sind sie kriminell oder drogenabhängig oder was auch immer. Sie verstehen, dass ich auf ein Wiedersehen mit solchen Gestalten nicht sonderlich erpicht bin. Das kann ich mir in meiner Position nicht leisten. Deshalb habe ich die Organisation übernommen."
Gilda räusperte sich. „Sie wollen also kein Treffen organisieren, wenn Ihnen Ihre früheren Freunde nicht mehr gefallen?" Unschuldig blickte sie ihn an.
Bernd Schlüter zögerte, dann nickte er. „Genau. In dem Fall wird es kein Treffen geben."
„Warum überlassen Sie die Organisation nicht Ihrem Freund und gehen einfach nicht hin?"
„Ich möchte nicht, dass sie sich ohne mich treffen. Hinterher nutzen sie meine Bekanntheit für ihre Zwecke aus und ich habe keinen Einfluss darauf."
„Welche Zwecke meinen Sie?", schaltete sich Laura ein.
„Es war eine schwierige Zeit. Die 60er-Jahre sind berüchtigt für ihre schwarze Pädagogik. In unserem Internat ging es nicht zimperlich zu, das war damals einfach so. Und die Schüler waren keine Engel. Ein früherer Schulkamerad, ausgerechnet einer der ganz üblen Burschen, hat jetzt plötzlich die Idee, Ansprüche an den Heimkinder-Entschädigungs-Fonds zu stellen. Ich halte das für absoluten Blödsinn, schließlich war es eine Schule, kein Waisenhaus. Und wirklich schlimme Sachen sind nicht passiert. Jedenfalls nichts, was über das für die damalige Zeit normale Maß hinausgegangen wäre. Ich möchte nicht, dass die sich zusammenrotten und meinen Namen als Aushängeschild vor sich hertragen und für ihren Feldzug missbrauchen."
Laura spielte nachdenklich mit dem Kuli. „Es geht Ihnen also vor allem darum, die Situation unter Kontrolle zu halten. An dem Wiedersehen sind Sie nicht interessiert?"
Er schüttelte den Kopf. „Ganz so ist es nicht. Wir haben dieses Jahr fünfunddreißigjähriges Jubiläum. Das kann man schon mal feiern. Aber ich möchte sichergehen, dass es nicht ausartet und ungeahnte Folgen nach sich zieht."
„Gut." Laura nickte Gilda zu, die bereits Stift und Papier gezückt hatte. „Wo können wir ansetzen?"
„Das Internat heißt Waldheim und liegt in der gleichnamigen Stadt im Sauerland. Sie werden es vermutlich nicht kennen?" Er schaute fragend in die Runde.
Sie schüttelten die Köpfe.
„Macht nichts. Es ist ja auch ein Ort mitten im Nichts. Ich war froh, als ich von dort wegkam. Die Schule ist noch in Betrieb. Sie haben einen ausführlichen Internetauftritt, da können Sie nachlesen, dass sie auf Kinder mit besonderen Bedürfnissen spezialisiert sind. Sie bieten Förderunterricht und verschiedene sportliche Aktivitäten an, aber geändert hat sich nichts: Sie verwahren immer noch die Schwererziehbaren."
„Können Sie uns die Namen Ihrer ehemaligen Schulkameraden nennen?" Gilda sah von ihren Notizen auf.
„Ich fürchte, die meisten habe ich vergessen. Oder ich habe sie auch nie gewusst. Wir haben uns eigentlich nur mit Vornamen oder Spitznamen angeredet. Da ist natürlich Michael Ehrling, der mich kontaktiert hat und die Idee mit dem Treffen hatte. Ihn können Sie befragen, vielleicht fallen ihm noch Namen ein. Seine Kontaktdaten habe ich Ihnen aufgeschrieben." Er reichte Gilda ein Stück Papier, das sie stirnrunzelnd musterte.
„Eine Drogenberatungsstelle in Köln?"
„Richtig. Dachte ich mir, dass Sie das wundert. Und das ist genau das, was mir Sorgen bereitet. Drogenberater ist ein ehrenhafter Beruf. Ich bewundere Menschen, die sich für andere einsetzen, denen es schlecht geht, und ihnen helfen. Aber es gibt viele Vorurteile. Spontan assoziieren die Leute damit, dass solche Berater selbst Drogen nehmen - oder wenigstens früher genommen haben - oder dass sie vielleicht dealen. Auf jeden Fall bewegt sich Michael in einem Milieu, das meinem Ruf schaden könnte."
„Können Sie uns noch weitere Namen geben?"
„Ja, ich erinnere mich an meinen Kumpel Helmuth. Keine Ahnung, was aus ihm geworden ist. Und dann war da noch der fette Peter. Die Nachnamen weiß ich nicht mehr." Er starrte mit gerunzelter Stirn vor sich hin.
„Am besten ist es, Sie überlegen in Ruhe, machen eine Liste und mailen sie uns zu. Es bringt nicht viel und würde zu lange dauern, wenn Sie jetzt versuchen, sich an alles zu erinnern." Laura sah verstohlen auf ihre Armbanduhr.
Er nickte zustimmend. „Das mache ich. Können Sie die Schule kontaktieren und fragen, ob sie noch die Unterlagen über uns haben? Die frühere Internatsleitung wurde natürlich abgelöst. Das ist ja fast ein halbes Jahrhundert her. Wie ich gehört habe, hat eine der damaligen Erzieherinnen die Schulleitung übernommen. Vielleicht hat sie die Akten aufbewahrt."
„In Ordnung." Laura stand auf. „Sie schicken uns die Liste mit den Namen, an die Sie sich erinnern, und wir beginnen mit den Recherchen bei Ihrem Freund und Ihrer Schule. Am Ende der Woche stellen wir Ihnen unsere Ergebnisse vor. Bitte unterschreiben Sie, bevor Sie gehen, bei meiner Kollegin den Auftrag. Sobald wir die Anzahlung erhalten haben, legen wir los."
Wenig später klopfte Gilda an Lauras Tür und streckte den Kopf in ihr Büro. „Alles erledigt, der Auftrag ist unterschrieben, die Anzahlung haben wir in bar erhalten, Herr Schlüter ist weg."
Laura, die Papiere auf verschiedene Stapel sortierte, sah hoch. „Gut. Fang am besten gleich mit den Recherchen an. Schau mal, was du alles am Computer über diesen Michael Ehrling und über die Schule herausfinden kannst. Ich arbeite mich durch die Rechnungen, dann klinke ich mich auch ein."
Gilda nickte und schloss leise die Tür. Sie kletterte hinter den Schreibtisch, was kein leichtes Unterfangen war, da sie mehrere Kisten, die mit Computerzubehör und Kabeln gefüllt waren und nicht in die überfüllten Schränke passten, vorsichtig übersteigen musste, ohne auf die dicke Daunenjacke zu treten. Zum Glück hatte der Tisch auf der Vorderseite eine Verblendung, sodass Besucher das Chaos nicht sehen konnten. Laura bestand verständlicherweise darauf, dass der Vorraum ordentlich und aufgeräumt aussah (der erste Eindruck ist wichtig!), und hatte anfangs von ihr gefordert, den Kram, wie sie es nannte, wieder mit nach Hause zu nehmen. Doch sie hatte sie davon überzeugen können, dass dieses Equipment notwendig war, um ihre besondere Art von Recherchen durchzuführen.
Sie setzte sich an den Schreibtisch und gab zuerst den Namen des Klienten in den Computer ein. Er hatte so ein Aufhebens um seine Bekanntheit und seinen guten Ruf gemacht, dass sie wissen wollte, mit wem sie es zu tun hatten. Tatsächlich gab es viele Einträge. Er war Abgeordneter im Landtag und schien jede Möglichkeit zu nutzen, um im Licht der Öffentlichkeit zu stehen. Gelangweilt klickte sie durch eine Reihe von Bildern, auf denen Bernd Schlüter mit den Vorsitzenden von Ortsvereinen Bier trank, eine Hundeschau eröffnete, mit Unternehmern für einen guten Zweck Golf spielte und bei christlichen Frauen Rede und Antwort stand. Andere Fotos zeigten ihn beim Wahlkampf in wenig kleidsamem Orange und mit breitem Lächeln. Als Politiker musste man wirklich jeden Mist mitmachen.
Sie öffnete Bernd Schlüters Webseite und rief seine Vita auf. Ein großes Foto von ihm im dunklen Anzug prangte auf der Bildschirmseite, darunter waren die beruflichen Stationen und Erfolge aufgelistet. Informationen zu seiner Familie oder seine Zeit im Internat fehlten.
Gilda wechselte zum Browser und gab Michael Ehrlings Namen ein. Der pflegte einen deutlich zurückgezogeneren Lebensstil, sie fand lediglich einen Eintrag: Er war als Ansprechpartner der Drogenberatungsstelle DROBERA zusammen mit den Öffnungszeiten gelistet. Unter der Rubrik „Über uns“ las sie, dass die DROBERA an eine Pfarrei in der Nähe des Kölner Hauptbahnhofs angeschlossen war und sich um hilfebedürftige Kinder und Jugendliche kümmerte. Geleitet wurde die Organisation vom Pfarrer. Gilda musste schmunzeln: Der Priester hatte sich vor der Kirche neben einem massiven, steinernen Kreuz im Gegenlicht fotografieren lassen. Sowohl das Kruzifix als auch er warfen lange, pechschwarze Schatten und außer seiner Silhouette in der Soutane war nichts von ihm zu erkennen. Das Foto wirkte wie das Werbeplakat für einen Horrorfilm.
Schließlich rief sie die Webseite des Internats Waldheim auf. Anders als bei der DROBERA machte der Internetauftritt der Schule einen professionellen Eindruck. Die Bilder zeigten ein heimeliges Haus inmitten einer grünen Sommerlandschaft, davor strahlende Kinder und gütig aussehende Pädagogen. Gilda dachte an ihre heruntergekommene Realschule mit den zerkratzten, kaugummiverklebten Bänken und den gefrusteten Lehrern und seufzte. In so einer Schule hätte sie bestimmt andere Ergebnisse erzielt. Gute Noten hatte sie wegen ihrer unbehandelten Legasthenie nie geschafft, so sehr sie sich auch bemüht hatte.
Seit sie in der Detektei arbeitete, hatte sich vieles zum Besseren gewendet. Laura war zuerst schockiert gewesen über ihre Schreibfehler. Doch dann hatte sie sie gefördert, hatte ihr Berichte zum Abschreiben gegeben und sie geduldig korrigiert. Vermutlich glaubte Laura, dass sie das nicht merkte, aber es war ihr natürlich sofort aufgefallen. Und sie genoss es.
Ihre Eltern hatten sich nie für ihre schulischen Leistungen interessiert. Sie führten ein italienisches Restaurant und ihrer Meinung nach reichte es aus, wenn sie gut kochen konnte, um das Familienunternehmen später zu übernehmen. Nachhilfe und Förderunterricht hätten nur Zeit und Geld gekostet und sie daran gehindert, im Lokal zu helfen.
Damals hatte sie resigniert und sich gefügt. Aber ihr Leben am Herd zu fristen, konnte sie sich nicht vorstellen. Deshalb war sie, sehr zum Missfallen ihrer Eltern, sofort nach der Mittleren Reife für eine Weile in die weite Welt gezogen und hatte sich mit Jobben durchgeschlagen. Es war ein unstetes Leben, von der Hand in den Mund, und oft war am Ende des Geldes noch viel Monat übrig gewesen. Das war jetzt anders. Sie hatte ein regelmäßiges Einkommen (was sehr beruhigend war!), konnte ihre Fähigkeiten und Computer-Kenntnisse erfolgreich einsetzen und wurde von den Kollegen respektiert. Das gab ihr Selbstbewusstsein und plötzlich schien alles möglich. Mit der Prämie für den Dornheckensee-Fall hatte sie den Führerschein bezahlt. Jetzt sparte sie auf ein Auto, es musste ja nichts Teures sein, und plante, das Abitur am Abendgymnasium nachzumachen. Und später wollte sie sogar studieren. Sie konnte es kaum erwarten, im Sommer mit der Schule zu starten. Aber bis dahin lieh sie sich Bücher in der Bücherei aus, um sich einzuarbeiten, und außerdem leistete sie Justin so oft wie möglich Gesellschaft bei seinen Hausaufgaben. Das frischte ihr Gedächtnis auf und er war stolz, ihr Lehrer zu sein bei Themen, die sie nicht beherrschte.
Sie griff zum Telefon und wählte die Kontaktnummer des Internats. Es klingelte lange, sie wollte schon auflegen, dann meldete sich endlich eine Frauenstimme.
„Internat Waldheim."
„Guten Tag, hier spricht Gilda Lambi von der Detektei Peters in Bonn. Ich rufe im Namen eines Klienten an, der ein früherer Schüler von Ihnen ist. Er möchte ein Jubiläumstreffen organisieren und dafür suchen wir die Adressen seiner Mitschüler. Können Sie uns weiterhelfen?"
„Nein, das geht selbstverständlich nicht. Wir haben wirklich anderes zu tun."
Gilda spürte, dass ihr Gegenüber auflegen wollte.
„Augenblick, wäre das nicht eine schöne Publicity? Wiedersehensfreude, alte Verbundenheit, glückliche Erinnerungen. Sind Sie nicht neugierig, was aus Ihren Schülern geworden ist?"
Am anderen Ende der Leitung herrschte Stille.
„Hallo, sind Sie noch da? Hallo!"
„Ja", ließ sich die Frau vernehmen. „Natürlich wäre es schön zu sehen, dass die Schüler einen guten Weg genommen haben und erfolgreich sind. Aber ich wüsste nicht, wie wir dabei helfen können."
„Ganz einfach: Sie mailen mir eine Liste der Schüler, die gleichzeitig mit unserem Klienten, Bernd Schlüter, die Schulbank gedrückt haben."
„Bernd Schlüter?", kam es scharf von der anderen Seite. „Das ist doch ewig her."
„Immerhin erinnern Sie sich an ihn", bemerkte Gilda leicht erstaunt.
„Er ist ein bekannter Politiker und der Berühmteste unserer Ehemaligen."
„Wie dem auch sei, können Sie mir bitte die Namen der Schüler geben, die im Zeitraum von 1970 bis 1976 bei Ihnen ...", sie wollte schon 'einkaserniert' sagen, konnte sich aber gerade noch bremsen. „... waren?"
„Nein, ich sagte es bereits. Die Unterlagen haben wir nicht mehr. Jedenfalls nicht so ohne Weiteres. Vielleicht gibt es noch alte Ordner im Keller, aber ich habe keine Zeit, das alles durchzusehen."
„Okay." Gilda überlegte in rasendem Tempo. „Und wenn wir vorbeikommen und selbst nachsehen?"
„Auf keinen Fall!"
„Hilft es, wenn Bernd Schlüter Sie kontaktiert und darum bittet? Bedenken Sie bitte, dass er Ihnen sehr nützlich sein könnte."
„Die Mühe kann er sich sparen. Das müsste er eigentlich wissen. Keine Ahnung, warum er Sie trotzdem beauftragt hat."
„Dann drücke ich mich anders aus: Bernd Schlüter ist es wichtig, seine Freunde wiederzusehen. Er wäre sehr enttäuscht, wenn sein Vorhaben Ihretwegen scheitert. Als Politiker verfügt er über weitreichende Kontakte. Und dass Sie sich so unkooperativ zeigen, könnte sich herumsprechen. Das wollen Sie sicher nicht. Und alles nur, weil Sie ihm diesen kleinen Gefallen nicht tun möchten."
„Das ist jetzt ein Scherz, oder?“ Die Frau am anderen Ende lachte verärgert auf. „Also gut, wenn er unbedingt will. Er wird schon wissen, was er davon hat. Ich habe jedenfalls keine Zeit, mich weiter mit so einem Unsinn herumzuschlagen. Sie können jemanden vorbeischicken und sich die Unterlagen ansehen. Aber wenn da irgendetwas nicht mit rechten Dingen zugeht, ist sofort Schluss! Bernd Schlüter hin oder her! Haben Sie mich verstanden?"
Michael Ehrling schob den vergilbten Vorhang gerade so weit zur Seite, dass man ihn von draußen nicht entdecken konnte, und spähte auf den Kirchenvorplatz.
Das grelle Blaulicht zweier Polizeiautos und eines Krankenwagens blitzte rhythmisch und kalt durch den düsteren Vormittag und wurde von den Pfützen des vom Streusalz geschmolzenen Eises reflektiert. Er wusste, warum sie dort standen, schließlich hatte er selbst Zora heute Morgen auf den Kirchenstufen gefunden. Ein Blick hatte genügt, um zu sehen, dass es eine Überdosis gewesen war. Die lange, silberne Nadel der Plastikspritze hatte noch in ihrem mageren Arm gesteckt. Aber verstanden hatte er es nicht. Sie war seit Wochen clean. Dessen war er sich sicher. Wenn einer so etwas erkennen konnte, dann ja wohl er. Außerdem hatte sie ihre Schlupfwinkel, sie hätte sich niemals mitten auf dem Kirchplatz und direkt vor der DROBERA einen Schuss gesetzt. Das hätte sie ihm nicht angetan. Drogenabhängige konnten sich moralische Skrupel oft nicht leisten, doch untereinander gab es den Rest eines Ehrenkodex.
Nach einem langen Blick auf ihr totenbleiches Gesicht war er in die DROBERA gelaufen und hatte die Tür hinter sich zugeschlagen. Seine Finger hatten so gezittert, dass er kaum den Kaffee einschenken konnte. Der ordentliche Schuss Wodka, den er hinzugegeben hatte, war nach dem Schock geradezu eine medizinische Notwendigkeit.
Den Notruf hatte er nicht gewählt. Das brachte er nicht über sich. In seinem Leben war die Polizei nie ein Freund und Helfer gewesen.
„Eh, Alter, hast du gesehen, was da draußen abgeht?"
Er drehte sich um und sah Cora in der Tür stehen. Sie gehörte schon genauso lange zur Gruppe wie Zora.
„Ja, ich weiß, warum die Bullen hier sind. Es hat Zora erwischt."
„Fuck!" Cora wurde blass, ihre großen, dunkel geschminkten Augen füllten sich mit Tränen. Blind tastete sie nach einem der Stühle, die um den Tisch in der Mitte des Raumes gruppiert waren, und ließ sich darauf fallen.
Michael setzte sich zu ihr. Mit fahrigen Fingern nestelte er eine Zigarette aus einer verknitterten Packung, die neben dem überquellenden Aschenbecher lag, und zündete sie an. Tief inhalierte er den ersten Zug und ließ den Rauch mit zurückgelegtem Kopf zur Decke aufsteigen.
Cora spielte mit einer schwarzen, langen Haarsträhne und sah ihn unsicher an. „Voll krass. Was ist passiert?" Ihre Stimme zitterte.
„Überdosis."
„Wie beschissen ist das denn! Bist du jetzt völlig crazy? Sie war so gut drauf! Hatte es geschafft! Unmöglich!" Sie schüttelte den Kopf, dass die Haare flogen.
„Ist aber so. Ich habe sie draußen liegen sehen. Die Spritze war noch in ihrem Arm. Irgendwann erwischt es eben doch jeden von uns."
„Fuck, nein, nicht Zora!" Cora sprang so heftig auf, dass der Stuhl umkippte. „Sie war clean! Echt! Und wenn sie sich einen Schuss gesetzt hätte, dann never ever eine Überdosis. Sie war ein Pro!"
Michael zuckte müde mit den Schultern und nahm einen weiteren tiefen Zug.
„Irgendetwas ist da oberfaul." Cora wanderte mit aggressiven Schritten durch den Raum. „Vielleicht hat ihr so ein Spacko gestreckten Stoff untergejubelt. Aber das kann nicht sein. Sie hat immer nur bei Amdi gekauft. Der hat ihr sogar manchmal was auf Pump gegeben. Der hätte sie nie beschissen."
Michael stellte mit schwerfälligen Bewegungen den Stuhl auf, streckte die Hand aus und zog sie an ihrem dünnen Arm zum Tisch zurück. „Setz dich, du machst mich ganz kirre. Die Polizei wird gleich vorbeikommen und mit uns reden wollen. Wir sollten aufpassen, dass wir keine wilden Geschichten erzählen. Wir wissen ja auch nichts. Warst du nicht gestern Abend mit ihr unterwegs?"
„Wir haben in der City abgehangen. Unten am Rhein, am Bahnhof und auf der Domplatte. Haben ein paar Biere gezischt, geguckt, was so abgeht, ob wir was drehen können, du weißt schon", sie warf ihm einen schnellen Seitenblick zu. „Zora war okay. Nicht auf Droge. Echt."
„Ich weiß. Aber vor einem Rückfall ist man nie sicher. Du nicht und ich nicht. Und Zora auch nicht. Keiner von uns. Deshalb müssen wir der Polizei gegenüber vorsichtig sein und dürfen keine wilden Vermutungen anstellen."
Es klopfte an der Tür.
Die beiden zuckten zusammen und sahen sich angespannt an.
Ohne eine Antwort abzuwarten, traten zuerst zwei uniformierte Polizisten, dann ein kräftiger Mann mittleren Alters im ausgebeulten Anzug und abgestoßener Lederjacke ein.
„Guten Tag, die Herrschaften. Kripo Köln. Wir möchten Ihnen ein paar Fragen stellen. Auf dem Vorplatz wurde eine Frau tot aufgefunden. Könnten Sie bitte mitkommen? Sie ist wahrscheinlich keine Unbekannte für Sie."
Michael winkte ab. „Ich habe sie gesehen. Es ist Zora, sie gehört zu unserer Gruppe."
„Ach ja?" Der untersetzte Mann starrte ihn argwöhnisch an. „Sie haben uns aber nicht benachrichtigt. Das war jemand anders. Sowas können wir nämlich sehen."
Michael senkte den Blick und drückte seine Zigarette aus.
„Ist Rauchen hier nicht verboten?" Der Kommissar deutete auf die Din-A-4-großen Verbotsschilder, die überall an den Wänden klebten. „Wenn Sie es mit den Zigaretten schon nicht so eng sehen, nehmen Sie es mit der Drogenabstinenz wohl auch nicht so genau?"
Michael wand sich. „Natürlich nehmen wir das Thema Drogen ernst. Deshalb gibt es uns ja. Aber es ist nicht leicht, davon loszukommen. Vielen fällt es schwer, auf alles zu verzichten. Deshalb erlaube ich bei den Gruppensitzungen manchmal, dass geraucht wird."
Der Kommissar sah ihn missbilligend an, verfolgte das Thema aber nicht weiter. „Was können Sie mir über die Tote sagen?"
„Als ich eben zur DROBERA kam, lag sie auf den Kirchenstufen. Die Spritze steckte in ihrem Arm. Ich wollte die Polizei rufen, aber dann sind Sie ja schon gekommen. Und keine Sorge, ich habe nichts angefasst."
Der Kommissar runzelte die Stirn und zückte ein Notizbuch. „Wie ist der volle Name der Toten?“
„Sie heißt Soraya. Wir haben sie wegen ihrer roten Haare Zora genannt. Den Nachnamen weiß ich nicht auswendig, wir reden uns nur mit Spitznamen oder Vornamen an. Manche möchten anonym bleiben, wir respektieren das. Zora hat aber an einem Spezialprogramm teilgenommen, dafür musste sie ein Formular mit vollem Namen ausfüllen. Ich sehe in den Unterlagen nach."
Michael stand schwerfällig auf, ging zu einem Regal an der Stirnseite des Raums, zog einen Ordner heraus und blätterte darin. Dann schüttelte er den Kopf, sah hoch und suchte weiter. „Merkwürdig, ihr Antragsformular ist nicht mehr da. Ich weiß genau, dass ich es abgeheftet habe. Aber ich kann auf der Liste nachsehen, die wir zusätzlich führen. Augenblick."
Er schlug eine andere Mappe auf und fuhr mit dem Finger über eine Tabelle. „Ihr Name ist Soraya Kandikili. Sie ist neunzehn Jahre alt und seit sechs Wochen in dem Projekt."
„Genau", schaltete sich Cora ein, „sie hat nicht mehr gespritzt. Die kriegen so ein Zeug, damit sie von der Droge runterkommen."
„Methadon?"
Michael Ehrling schüttelte den Kopf. „Nein, es handelt sich um eine ganz neue Therapie. Den Probanden werden spezielle Medikamente zur Linderung der Entzugserscheinungen und zur körperlichen Kräftigung verabreicht. Das Projekt beinhaltet auch psychische Unterstützung, Fitness und die Vorbereitung auf eine berufliche Ausbildung. Die Kandidaten werden rund um die Uhr betreut. Es ist nicht leicht, einen Platz zu erhalten. Wir haben Glück, dass die DROBERA den Zuschlag für die Kooperation bekommen hat." Er stellte den Ordner ins Regal und schlurfte mit hängenden Schultern zurück zum Tisch.
„Eben." Cora gestikulierte wild mit den Händen. „Sie war total heiß auf den Platz. Es kann nicht sein, dass sie sich einfach ins Jenseits geschossen hat."
„Sind Sie auch in dem Projekt?" Zum ersten Mal musterte der Kommissar Cora eingehend, sein Blick blieb an den Piercingringen in ihrem Nasenflügel hängen.
„Nein, noch nicht. Aber ich krieg das hin." Sie zupfte an dem viel zu großen, schwarzen Pulli herum.
„Offensichtlich hatte Zora gestern Nacht einen Rückfall. So erfolgreich ist das Projekt wohl nicht." Aus dem letzten Satz des Kommissars war die Häme nicht zu überhören.
Michael presste die Lippen zusammen. „Professor Martin ist sehr zufrieden mit den Ergebnissen. Wir haben ihm viel zu verdanken."
„Professor Martin? Von der Suchtklinik für Schöne und Reiche draußen in Marienburg? Der leitet das Projekt?"
„Genau der!" Michael richtete sich auf und nickte. „Er hat viel für uns getan. Zusammen mit Pfarrer Zieten hat er die DROBERA ins Leben gerufen. Uns gibt es jetzt bald dreißig Jahre."
Der Kommissar sah sich geringschätzig um. „Das sieht man. Der betuchte Herr Professor hätte ruhig mal ein paar Euro für Farbe und neue Möbel lockermachen können. Wie auch immer, bei der Toten sieht es stark nach einer Überdosis aus, allerdings müssen wir die Ergebnisse der weiteren Untersuchungen abwarten, bevor wir den Fall abschließen können. Sollte es Ungereimtheiten geben, kommen wir auf Sie zu, um die Punkte zu klären. Halten Sie sich zu unserer Verfügung."
Michael nickte und atmete auf, als sich die Tür hinter den Ordnungshütern geschlossen hatte.
„Wir müssen Prof Martin Bescheid sagen!" Cora war ans Fenster gelaufen und sah den Polizisten hinterher.
„Ja, das mache ich. Er wird nicht begeistert sein. Zora war eine seiner Vorzeige-Exemplare. So hat er sie immer genannt. Jetzt bleiben nur noch Eddie, Nico und Nastja. Hoffentlich schaffen die es und bleiben standhaft, sonst sind wir die Kooperation los und können den Laden hier über kurz oder lang dichtmachen."
Cora kam zurück zum Tisch, schenkte sich einen Kaffee ein und griff beherzt zur Wodka-Flasche.
„Halt, das ist meiner!"
Ohne auf seinen Protest zu achten, goss sie einen ordentlichen Schluck in ihre Tasse, gab drei Löffel Zucker hinzu und rührte um. „Das brauche ich jetzt, ich bin total durch. Die arme Zora. Ich kann es nicht fassen. Weißt du, sie war so gut drauf. Hatte alles gecheckt, wusste genau, was sie wollte. Sie hatte irgendetwas in der Hinterhand und meinte, das wäre ihr Sechser im Lotto. Und jetzt das."
„Was für ein Sechser im Lotto?" Alarmiert sah Michael auf.
Sie zuckte die Achseln. „Keine Ahnung. Sie wollte nichts rauslassen. Hat sich total wichtig gemacht damit. Aber sie meinte, dass sie sich jetzt keine Sorgen mehr um ihre Zukunft machen müsste."
Er lachte bitter.
„Das hat ja gut geklappt. Sorgen muss sie sich jetzt keine mehr machen."
Es war Mittagszeit, als Laura die Tür ihres Büros öffnete und zu Gilda in den Vorraum trat.
„Zeit für eine kleine Pause!" Genervt strich sie sich eine dunkle Haarsträhne zur Seite, die sofort wieder zurück ins Gesicht fiel. Vor einigen Monaten hatte sie sich in einem Anfall von Depression die Haare kurz schneiden lassen und es beim ersten Blick in den Spiegel direkt bereut. Mittlerweile hatten die Haare zwar wieder eine halbwegs akzeptable Länge erreicht, waren aber immer noch nicht lang genug, um sie zusammenbinden zu können.
„Hast du Lust, mit mir nach Godesberg zu gehen? Wir könnten Döner oder Hamburger essen."
Zwanzig Minuten später wanderten sie mit ihren Snacks durch die Bad Godesberger Innenstadt und sahen sich die Schaufenster an.
„Lecker!" Gilda leckte genüsslich einen Klecks Ketchup von ihrem Zeigefinger.
„Ja, nicht schlecht", stimmt Laura mit vollem Mund zu. „Hast du schon Informationen gefunden zu unserem Fall?"
Gilda nickte und signalisierte mit dem angebissenen Cheeseburger, dass sie erst fertig kauen musste, bevor sie antworten konnte. „Ich habe mich über unseren Auftraggeber schlaugemacht. Er ist tatsächlich ein bekannter Politiker und tritt bei vielen Veranstaltungen auf. Ansonsten ist er unverheiratet, keine Familie, keine Kinder. Vielleicht ist er liiert, aber darüber habe ich nichts gefunden. Über seine Kindheit gibt es auf den ersten Blick keine Informationen. Aber ich werde bei Gelegenheit tiefer graben."
Laura nickte zustimmend.
„Dann habe ich, um die Namen der früheren Mitschüler zu erfragen, das Internat angerufen. Die waren zuerst nicht sehr kooperativ. Eher das Gegenteil. Aber ich habe Bernd Schlüter erwähnt und ziemlich übertrieben, wie viel er für den guten Ruf der Schule tun könnte. Oder dass er ihnen auch schaden könnte. Schließlich haben sie zugestimmt, dass wir die Information bekommen können."
„Gut! Darauf gönnen wir uns einen Glühwein!"
Laura zog Gilda an der Jacke mit zu einem Bistro und wenig später standen sie unter einem Heizpilz und wärmten ihre Hände an den heißen Tassen.
„Es gibt allerdings noch einen Aspekt." Gilda blies unschuldig in ihr Getränk.
„Der da wäre?"
„Die Unterlagen modern bei denen im Keller und müssen erst gesichtet werden. Natürlich haben sie keine Lust, das für uns zu machen. Das bedeutet, einer von uns muss ins Sauerland fahren und vor Ort recherchieren."
„Oh nein! Das sagst du mir, nachdem ich den Glühwein spendiert habe? Aber im Ernst", Laura verzog das Gesicht, „wir haben so viel zu tun. Das Internat liegt nicht gerade um die Ecke. So viel Aufwand, nur um ein paar Adressen zu finden?"
„Hallo, die Damen! Macht ihr eine Pause, oder seid ihr in einem verdeckten Einsatz?"
Barbara Hellmann, Pianistin und Lauras beste Freundin, stand strahlend mit ausgebreiteten Armen vor ihnen, um sie zu umarmen.
„Selbst bei dieser Kälte, wo jeder nur vermummt herumläuft, siehst du glamourös aus! Wie machst du das nur?" Laura schüttelte lächelnd den Kopf.
Barbara lachte, strich sich durch die schulterlangen, blonden Locken hinters Ohr und sah an ihrer goldenen Daunenjacke, den schwarzen, engen Jeans und den Fellboots hinunter. „Glamourös ist wohl etwas übertrieben. Wie ich sehe, seid ihr beim Glühwein. Da schließe ich mich an."
Kurz darauf kam sie mit einer dampfenden Tasse zurück und gesellte sich zu den Freundinnen. „Was gibt es Neues? Verfolgt ihr eine geheimnisvolle Spur?"
Die beiden schüttelten den Kopf.