Cäcilie - Patricia Weiss - E-Book

Cäcilie E-Book

Patricia Weiss

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Beschreibung

Es ist Halloween. Die Nacht des Grauens und der Toten. Laura Peters lädt ihr Team in eine verlassene Nervenheilanstalt ein, um dort einen gruseligen Abend zu verbringen. Die Regeln sind klar, jeder kommt verkleidet, Justin sorgt für die Musik, Freundin Barbara bringt den Champagner mit. Und vor allem: Keiner entfernt sich von der Gruppe! Was als ausgelassene Party beginnt, wird jedoch bald zu einem Alptraum. Sie finden Hinweise, dass in früheren Zeiten ein kleines Mädchen ein furchtbares Martyrium in der alten Villa durchleben musste. Und dass ihre Seele bis heute keine Ruhe gefunden zu haben scheint. Doch erst als ein Teammitglied nach dem anderen spurlos verschwindet, merkt Laura, dass etwas Böses in den verfallenen Mauern lauert und alles daran setzt, dass keiner von ihnen die Nacht überleben wird ...

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Seitenzahl: 134

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Cäcilie
Das Buch
Die Bücher von Patricia Weiss
Kontakt
Impressum
Dark Factor – das Böse in uns
Prolog
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
Nachbemerkung

Impressum neobooks

Cäcilie

Eine Halloween-Novelle

von

Patricia Weiss

Das Buch

Es ist Halloween. Die Nacht des Grauens und der Toten. Laura Peters lädt ihr Team in eine verlassene Nervenheilanstalt ein, um dort einen gruseligen Abend zu verbringen. Die Regeln sind klar, jeder kommt verkleidet, Justin sorgt für die Musik, Freundin Barbara bringt den Champagner mit.

Und vor allem: Keiner entfernt sich von der Gruppe!

Was als ausgelassene Party beginnt, wird jedoch bald zu einem Albtraum. Sie finden Hinweise, dass in früheren Zeiten ein kleines Mädchen ein furchtbares Martyrium in der alten Villa durchleben musste. Und dass ihre Seele bis heute keine Ruhe gefunden zu haben scheint. Doch erst als ein Teammitglied nach dem anderen spurlos verschwindet, merkt Laura, dass etwas Böses in den verfallenen Mauern lauert und alles daran setzt, dass keiner von ihnen die Nacht überleben wird.

Die Bücher von Patricia Weiss

Cäcilie- Eine Halloween-Novelle ist der sechste Roman von Patricia Weiss.

Die Halloween-Novelle Escape If You Can und die Laura-Peters-Serie mit Das Lager, Böse Obhut, Zweiundsiebzig, Moloch Unsterblich,Monströse Moral und Verlassene Seelen sind erhältlich als Taschenbuch und als E-Book im Internet, zum Beispiel auf der Autorenseite

https://www.patriciaweiss.de

Kontakt

Patricia Weiss freut sich auf den Austausch mit ihren Lesern auf der Facebook-Seite Patricia Weiss – Autorin, auf Twitter Tri_Weis und auf Instagram tri_weiss.

Impressum

Texte: © Copyright 2020 by Patricia Weiss

c/o

Relindis Second Hand

Gotenstr. 1

53175 Bonn

[email protected]

Covergestaltung und Foto: Patricia Weiss

Model: Daniela Fischer

Lektorat: Katharina Abel

Alle Rechte vorbehalten.

Veröffentlichung: Halloween 2020

Cäcilie ist als Taschenbuch und als E-Book erhältlich.

„... aber es hätte so gewesen sein können.“

Für meine Oma Katharina.

... die getanzt, gelacht, gefeiert

und unseren Fluch mit Humor getragen hat.

Love life, stay weird.

Dark Factor – das Böse in uns

„Je stärker die Persönlichkeitsmerkmale Psychopathie, Narzissmus und Machiavellismus, auch Dunkle Triade genannt, ausgeprägt sind, umso „böser“ ist ein Mensch.

Doch wir können uns jeden Tag erneut für das Gute entscheiden.

Es sind die Entscheidungen, die wir treffen, die uns ausmachen.“

Drake Tomlin

Prolog

Bonn in den Zwanzigerjahren des letzten Jahrhunderts

Der Geruch des Todes.

Sie bemerkten ihn sofort. Direkt in dem Augenblick, als sie die Tür aufgestemmt hatten und die prachtvolle Villa betraten. Der Kommissar rückte seinen Hut zurecht und gab den uniformierten Männern ein Zeichen. Zwei sollten das Erdgeschoss durchsuchen, zwei ihn nach oben begleiten.

Er hielt sich ein Taschentuch vor die Nase, stieg langsam die Treppe hoch und wappnete sich für das, was er vorfinden würde. Die Zeiten waren hart, viele hatten keine Perspektive und sahen keinen Ausweg mehr. Er war daran gewöhnt, Selbstmörder zu finden. Doch die meisten warfen sich vor den Zug oder hängten sich im Wald auf. Und auch wenn ihre Leichen oft in keinem guten Zustand waren, gab es am Fundort wenigstens frische Luft. In geschlossenen Räumen hingegen war der Gestank für ihn fast unerträglich.

Er musste sich regelrecht dazu zwingen, weiterzugehen.

Aus dem Augenwinkel bemerkte er die staunenden Blicke seiner Männer. In solche Prachtvillen kamen sie nicht oft. Die meisten kriminellen Vorfälle fanden in kleinen, schmutzigen Hinterhofwohnungen oder in heruntergekommenen Spelunken statt. In den feineren Kreisen gab es keine Verbrechen.

Jedenfalls keine, die an die Öffentlichkeit drangen.

Er öffnete die erste Tür und die Männer drängten sich hinter ihn, um einen Blick zu erhaschen. Eine Bibliothek mit Hunderten in Leder gebundenen Büchern, ein vornehm geschwungener Schreibtisch, prachtvolle Gemälde, teure Teppiche und kunstvoll gestaltete Vasen.

„Hier ist niemand. Weiter.“

„Ich glaube, der Geruch kommt von dort.“ Einer seiner Männer wies auf die gegenüberliegende Seite. Der Kommissar durchquerte den Flur, atmete noch einmal ein und öffnete die Tür.

Der Gestank, der ihnen entgegenschlug, ließ ihn zurückprallen. Er kniff die Augen zusammen und trat näher. Kämpfte sich geradezu durch den giftigen Nebel, einer Mischung aus Verwesungsgasen, Verzweiflung und Verdammnis. Bis zu einer Operationsliege. Und bis zu dem, was darauf lag und was einmal ein Mann gewesen war. Bevor ihn die vielen Wunden, Fäulnis und Zersetzung bis zur Unkenntlichkeit entstellt hatten.

Davor, auf dem Boden, in einer Lache aus getrocknetem Blut und anderen Körpersäften lag ein Skalpell. Die Klinge schwarz von geronnenem Blut.

„Der ist ermordet worden. Bestimmt wegen des verschwundenen kleinen Mädchens.“

Er hatte gar nicht gemerkt, dass einer der Polizisten neben ihn getreten war. „Die Schlussfolgerungen überlassen Sie mir“, wies er ihn brüsk zurecht.

„Natürlich.“ Der Mann zog erschrocken den Kopf ein und trat einen Schritt zurück.

Der Kommissar presste das Taschentuch fester vor Mund und Nase und beugte sich vor. Nahm den Arm des Toten näher in Augenschein.

An der rechten Hand fehlte der kleine Finger.

Dann hörten sie Rufe aus dem Erdgeschoss.

„Hierher. Im Schlafzimmer!“

Er rannte auf den Flur zurück, froh, diesen Ort des Gemetzels verlassen zu können, und lief die Treppe hinunter.

„Hier hinten!“

Er folgte der Stimme durch die große Eingangshalle, einen Flur entlang bis zu einem Schlafzimmer, das die Ausmaße eines Tanzsaals hatte. Wuchtige Samtvorhänge hielten das Sonnenlicht fern und ein dicker Teppich schluckte das Geräusch seiner Schritte.

Doch nichts konnte den Gestank kompensieren.

„Im Bett.“

Auch hier waren es nur noch die Überreste eines Menschen, der zusammengekrümmt auf der Matratze lag. Sein Körper war als solcher kaum noch zu erkennen und schien durch den Fäulnisprozess fest mit der über ihn gebreiteten Decke zusammengebacken worden zu sein.

„Ekelhaft“, flüsterte der Polizist neben ihm.

Kurz überlegte er, ihn zu tadeln, etwas mit Respekt vor den Toten und Menschenwürde zu sagen, aber dann sah er davon ab.

Das hier hatte keine Ähnlichkeit mit einem Menschen mehr.

„Haben Sie das gesehen?“ Der Polizist wies auf ein schmutziges Skalpell, das zwischen den fast vollständig skelettierten Fingern des Toten steckte.

Zwischen vier skelettierten Fingern.

Der fünfte fehlte.

„Natürlich“, antwortete er knapp. „Ich denke, der Fall ist klar: Mord und anschließende Selbsttötung. Sagt den Kollegen, sie sollen beim Abtransport der Leichen die fehlenden Finger nicht vergessen. Die müssen noch irgendwo hier sein. Wir können im Augenblick nichts mehr ausrichten. Abmarsch.“

Sie sammelten sich in der Eingangshalle und verließen geschlossen die Villa.

Den Schauplatz des Grauens.

Als sie über die Zufahrt zurück zum Tor gingen, atmete der Kommissar tief durch. Versuchte, seine Lungen und seine Seele von der Aura des Verfalls, der Verzweiflung und des Wahnsinns zu reinigen.

Genoss die Wärme und das Licht der Sonnenstrahlen.

Und warf keinen Blick zurück.

Sonst hätte er gesehen, dass sich oben im Turmfenster ein Vorhang bewegte.

1. Kapitel

Gute Absichten führen oft auf direktem Wege in die Hölle.

„Willkommen in der verlassenen Nervenheilanstalt zur Nacht der wandelnden Leichen. Willkommen an dem Ort, wo die Seelen gequälter Patienten keine Ruhe finden, durch die Korridore streifen und nach Vergeltung für die erduldete Schändung lechzen. Willkommen zu einer Nacht des Horrors und des blutigen Gemetzels. Zeigen wir den Kreaturen der Dunkelheit, dass wir standhaft sind in unseren Werten, ebenbürtig in einem Kampf ohne Ehre oder Moral, und jagen wir sie zurück in die Hölle!“

Detektivin Laura Peters wies schwungvoll auf die mächtige Villa mit den Türmchen und Erkern, die hinter dem schmiedeeisernen Tor dunkel in den Nachthimmel ragte.

„Möge die Halloweenparty beginnen. Aber wie kommen wir jetzt da rein?“

Das Team stand um sie versammelt, bepackt mit Kerzen, geschnitzten Kürbisköpfen, Getränken und Snacks, und war mehr oder weniger kunstvoll verkleidet für den gruseligen Partyabend. Assistentin Gilda, weiß geschminkt mit roten Lippen, von denen ein Rinnsal Theaterblut zum Kinn hinunterlief, die langen Haare offen wallend über einem dunklen Cape, trug eine Tasche mit italienischen Vorspeisen und Fingerfood aus dem Restaurant ihrer Eltern über der Schulter.

Detektiv Drake Tomlin, ganz in Schwarz mit weißem Kragen und überdimensionalem, silbernen Kreuz vor der Brust, stellte den Bierkasten ab und atmete tief durch.

„Was bist du eigentlich? Eine Punkerin?“, fragte er Lauras Freundin, die Pianistin Barbara Hellmann, in deren Tasche drei Flaschen feinster Champagner leise klirrten. Sie hatte die goldblonden Haare unter einer schwarzen Irokesenperücke versteckt, trug schwarzes, eng anliegendes Leder mit Reißverschlüssen und ins Gesicht hatte sie sich eine Narbe geschminkt.

„Ich bin Lisbeth aus diesen Jahrtausend-Krimis. Ist doch klar, du Exorzistenpriester. Zeigst du nachher, was du drauf hast? Wir tanzen dann das Böse aus diesem Kasten heraus.“

„Lisbeth. Wusste ich direkt.“ Justin, dessen hochgewachsene, schlaksige Gestalt in einem Werwolf-Ganzkörper-Plüschanzug steckte, grinste breit. Er war erst fünfzehn und damals für den ersten großen Fall der Detektei als Unterstützung für eine Observierung angeheuert worden. Seitdem hatte er in der Agentur sein zweites Zuhause aufgeschlagen. Da seine Eltern sich nicht sonderlich um ihn kümmerten, hatte es Laura zugelassen, dass er seine Hausaufgaben bei ihnen machte und mit durchgefüttert wurde.

„Du hast die Bücher gelesen?“ Barbara sah ihn überrascht an.

„Nein. Aber ich habe den Film gesehen. Den mit James Bond. War ganz okay.“

„Den hab ich auch gesehen. Hätte nicht gedacht, dass du so was magst.“

„Ich auch nicht. Aber ein Mädchen aus meiner Klasse ist Fan von so alten Filmen und wollte ihn unbedingt gucken.“

„Ah, ein Mädchen aus deiner Klasse ...“ Barbara zog das letzte Wort in die Länge, doch da er nicht reagierte, ließ sie das Thema fallen. Stattdessen wandte sie sich zu Laura um: „Wann kommt Swetlana? Sollen wir hier draußen auf sie warten?“

Swetlana Braun gehörte eigentlich nicht zum Team, hatte aber beim letzten großen Fall der Detektei Peters ausgeholfen, weil die Detektive zu dem Zeitpunkt in alle Winde verstreut gewesen waren und weil sie über bemerkenswerte Talente verfügte. Eine Mischung aus Skrupellosigkeit, Tatkraft und Unerschrockenheit. Kurz darauf war sie von Mareks früherer Kollegin Maria, die ein Spezialteam eines osteuropäischen Geheimdienstes leitete, angeheuert worden.

Laura schüttelte den Kopf. „Ihr Flug aus Kasachstan oder von wo auch immer hatte Verspätung und ich weiß nicht, ob sie den Anschlussflug noch bekommen hat. Wir sollen nicht auf sie warten, hat sie geschrieben. Aber ich habe ihr den Standort geschickt und sie kann uns finden, wenn sie es noch rechtzeitig schafft. Sag mal, Marek, es war deine Idee, die Party in dieser verlassenen Irrenanstalt zu feiern. Wie überwinden wir die erste Hürde und kommen jetzt auf das Gelände?“

Sie rüttelte leicht an dem Tor und starrte durch die eisernen Stäbe in den dunklen, verwilderten Park. Und auf eine gewundene Auffahrt, auf der vereinzelt Kieselsteine im Mondlicht glitzerten und die sich bis zum Haupteingang der Villa schlängelte.

„Nichts leichter als das.“

Detektiv Marek Liebermann, der auf ein Kostüm verzichtet hatte mit dem Kommentar, echte Männer bräuchten keine Verkleidung, drängelte sich durch die Kollegen, hantierte einarmig an dem Schloss (denn unter dem anderen Arm trug er eine Weinkiste), ließ den rechten Torflügel aufschwingen und nickte ihnen zu, ihm zu folgen.

Das Team betrat den nächtlichen Garten und der Detektiv schob das Eisentor wieder hinter ihnen zu.

Es fiel metallisch klackend ins Schloss.

Barbara drehte sich um und sah kurz zurück, auf das geschlossene Gitter, die dahinterliegende, nächtlich verlassene Promenade, auf den dunkel glitzernden Rhein, der nur wenige Meter entfernt lag, und erschauerte. „Hoffentlich haben wir uns jetzt nicht selbst unseren Fluchtweg versperrt.“

„Hast du Angst?“ Marek grinste sie an. Im fahlen Mondlicht konnte sie außer seinen Zähnen und den silberreflektierenden Reißverschlüssen seiner Lederjacke kaum etwas von ihm erkennen.

Sie gab sich einen Ruck. „Quatsch. Natürlich nicht. Wir werden einen Monsterspaß haben. Let’s go!“

Sie wanderten die Auffahrt entlang, vorbei an wuchernden Büschen und herunterhängenden Zweigen mächtiger Bäume. Keiner von ihnen sagte ein Wort. Von Zeit zu Zeit knirschte ein Stein unter ihren Füßen, ansonsten war es still. Justin hatte sich an die Spitze gesetzt, ließ die Taschenlampe über den Weg wandern und machte die anderen auf kleinere Hindernisse und Unebenheiten aufmerksam. Trotzdem kam Laura ins Straucheln und konnte sich gerade noch an Drake festklammern. „Upsi, danke, Hochwürden, fast hätte es mich hingebrezelt.“

„Es gehört zu meinen vornehmsten Aufgaben, gefallene Frauen zu erretten und der Läuterung zuzuführen.“ Er bemühte sich um einen salbungsvollen Tonfall, dann lachte er. „Mir ist fast das Herz stehen geblieben, ich dachte schon, ein Zombie fällt mich an.“

„Das soll ein Zombie sein?“, mischte sich Barbara ein. „Ein bisschen mehr Mühe hättest du dir schon geben können, Laura. Ich habe dir x-mal angeboten, dir mit dem Make-up zu helfen.“

„Ja, ja“, wiegelte Laura ab. Genauso wie Marek war sie kein großer Fan von Verkleidungen und hatte sich nur dem Team zuliebe in letzter Minute in ein zerrissenes Hemd und ausgefranste Jeans geworfen und grünlichen Lidschatten über das Gesicht verteilt.

Der Schrei eines Käuzchens drang durch die Nacht. Sie blieben kurz stehen und sahen sich an.

„Du hast wirklich ganze Arbeit geleistet, Marek, atmosphärisch stimmt alles.“ Laura klopfte ihm leicht auf die Schulter, dann drehte sie sich zur Villa um und musterte die Fassade.

Drei halbrunde Steinstufen führten zu einem monumentalen Portal, die großen Sprossenfenster reflektierten das Mondlicht. „Wenn man zu lange guckt, hat man das Gefühl, da drinnen ist jemand und starrt einen an. Da unten ist eine Scheibe kaputt. Sollen wir dadurch einsteigen? Das wird aber eng.“

„Natürlich nicht. Im Dunkeln und mit unserem ganzen Partyzeug viel zu gefährlich. Wir gehen selbstverständlich durch den Haupteingang.“ Marek stieg die Treppenstufen zum Eingang hoch, machte sich am Schloss zu schaffen, öffnete die Tür und ließ die anderen in die verlassene Villa.

Sie betraten eine weiträumige Eingangshalle, von der eine breite Treppe in die oberen Etagen führte. Justin ließ den Strahl der Taschenlampe über die verblichenen, vielfach zerbrochenen Bodenfliesen wandern. „Sollen wir zuerst einen Rundgang machen?“

„Auf keinen Fall“, japste Gilda. „Ich will die Tasche mit den ganzen Fressalien loswerden, sonst bricht gleich meine Schulter ab. Meine Eltern haben es wirklich gut mit uns gemeint und Berge von Essen eingepackt. Ich hoffe, ihr habt Hunger, denn ich werde das Zeug auf keinen Fall wieder mit zurückschleppen.“

„Gute Idee“, stimmte Drake zu. „Justin, guck mal, wohin die Tür da vorne führt. Wenn wir Glück haben, ist es ein Wohnzimmer oder Aufenthaltsraum, wo wir unsere Party feiern können.“

Justin näherte sich der hölzernen Kassettentür, drückte mit dem Ellenbogen seines Werwolfkostüms die Klinke herunter und leuchtete in den Raum. „Strike. Sogar ein Kamin. Ganz schön smart von dir, Drake.“

„Na ja“, murmelte der bescheiden und grinste.

Sie schleppten die Kisten und Taschen in das Zimmer und sahen sich um.

„Das ist ja ein Saal!“ Barbara stellte die Umhängetasche auf einen langen Esstisch und nahm die Champagnerflaschen heraus. „Gilda, stell die großen Kerzen in den Kamin und die Kürbislaternen auf die Tischchen daneben. Und zünde die Duftkerze an. Hier riecht es ganz schön muffig.“

„Zu Befehl, Boss!“ Die Assistentin stakste mit langen, dünnen Beinen und schwingendem Cape durch den Raum, entzündete die Kerzen und Teile des Wohnzimmers wurden im flackernden Schein sichtbar: ein mannshohes Porträt eines streng dreinblickenden Arztes im weißen Kittel und mit geschwungenem Schnurrbart, zerschlissene Sessel und ramponierte Möbel, schwere Samtvorhänge vor den breiten Fenstern.

„Perfekt“, lobte Drake. „Jemand ein Bier?“

„Wir sollten mit dem Schampus starten“, wandte Barbara ein. „Er ist noch schön kalt, wäre schade um das gute Zeug, wenn es warm würde.“ Mit sattem Ploppen entkorkte sie die erste Flasche und schenkte die Gläser voll. „Bedient euch!“ Dann hielt sie inne. „Was war das? Habt ihr das auch gehört?“

„Sehr witzig.“ Laura nahm sich ein Glas und nippte daran.

„Nein, ernsthaft. Ich glaube, jemand ist im oberen Stockwerk.“

„Unwahrscheinlich“, beruhigte Marek. „Höchstens irgendein Tier, das durch das kaputte Fenster reingekommen ist. Aber wir können nachher mal nachsehen.“

„Machen wir Musik? Ich habe die Box mitgebracht. Wir können die Halloweenplaylist von meinem Handy hören.“ Justin platzierte den Lautsprecher auf dem Kaminsims und schon drang leise die Titelmusik einer bekannten Mystery-Serie durch den Raum.

„Lasst uns ein paar Sessel hierher stellen. Dann erzählen wir uns unheimliche Geschichten und später, wenn wir richtig in Gruselstimmung sind, erkunden wir das Gebäude.“ Drake zog einen Lehnsessel näher und kurz darauf saß das Team mit Getränken versorgt rund um den Kamin versammelt.