Breeds - Matts Umarmung - Lora Leigh - E-Book

Breeds - Matts Umarmung E-Book

Lora Leigh

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Beschreibung

Romantisch, erotisch, Breeds!

Matthias Slaughter und Grace Anderson waren dazu bestimmt, Gefährten zu sein. Bis zu dem Tag, als Grace ihn dabei beobachtet, wie er einen Tötungsauftrag ausführt, und um ihr eigenes Leben fürchtet. Als sie jedoch sein wirkliches Selbst erkennt, kann sie die Gefühle und die Leidenschaft für ihn nicht länger unterdrücken. Es scheint, als könnten sie ihr Glück doch nicht finden, bis klar wird, dass Mächte am Werk sind, die Grace in größte Gefahr bringen ...

"Neben all den phantastischen heißen Szenen ist es auch eine wundervolle und zutiefst berührende Liebesgeschichte, die mich zu Tränen gerührt hat." Pearl's World of Romance Blog

Eine neue Novella aus der Welt der Breeds



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Seitenzahl: 193

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Inhalt

TitelZu diesem BuchVorwortWidmung12345678910111213141516Die AutorinDie Romane von Lora Leigh bei LYXImpressum

LORA LEIGH

Breeds

Matts Umarmung

Ins Deutsche übertragen von Silvia Gleißner

Zu diesem Buch

Matthias Slaughter und Grace Anderson waren dazu bestimmt, Gefährten zu sein. Bis zu dem Tag, als Grace ihn dabei beobachtet, wie er einen Tötungsauftrag ausführt, und um ihr eigenes Leben fürchtet. Als sie jedoch sein wirkliches Selbst erkennt, kann sie die Gefühle und die Leidenschaft für ihn nicht länger unterdrücken. Doch es sind Mächte am Werk, die Grace schon bald in größte Gefahr bringen …

Vorwort

Sie wurden nicht geboren, sondern erschaffen. Sie wurden nicht aufgezogen, sondern gedrillt.

Man brachte ihnen bei, wie man tötet, und nun werden sie ihre Ausbildung dazu nutzen, ihre Freiheit zu sichern.

Sie sind Breeds. Genetisch verändert mit der DNA der Raubtiere der Erde: Wolf, Löwe, Puma, Tiger – die Killer in der Welt. Sie sollten die Armee einer fanatischen Gesellschaft werden, die sich ihre eigene persönliche Streitmacht aufbauen wollte.

Bis die Welt von ihrer Existenz erfuhr. Bis das Council die Kontrolle über seine Geschöpfe verlor und diese Geschöpfe begannen, die Welt zu verändern.

Jetzt sind sie frei. Sie schließen sich zusammen, schaffen sich eigene Gemeinden, ihre eigene Gesellschaft und ihre eigene Sicherheit. Und sie kämpfen darum, jenes Geheimnis zu bewahren, das sie vernichten könnte.

Das Geheimnis des Paarungsrausches. Die chemische, biologische und emotionale Reaktion eines bestimmten Breed auf den Partner, der für sie oder ihn bestimmt ist. Eine Reaktion, die verbindet und mehr verändert als nur die körperlichen Reaktionen, die die Lust steigern. Mutter Natur hat den Paarungsrausch zur Achillesferse der Breeds gemacht. Er ist ihre Stärke und ihre Schwachstelle zugleich. Und Mutter Natur hat ihr Spiel noch nicht beendet.

Der Mensch hat versucht, ihre Schöpfungen zu manipulieren. Und nun wird sie der Menschheit ganz genau zeigen, wie sie sie läutern kann.

Killer werden zu Liebenden, Anwälten, Politikern – und Helden. Und bei alledem werden sie sich festhalten, an einer Gefährtin, an einem Herzen, und sie werden eine Dynastie erschaffen.

Ich träumte von einem Mann, verloren, gebrochen und allein.

Ich träumte von einer Frau, desillusioniert, weinend und zur Ruhelosigkeit verdammt.

Ich träumte von einem Kind, frierend, hungrig und ohne Zuhause.

Ein Wolf heulte auf.

Ein Löwe brüllte.

Und der einsame Adler schrie über den Winden, wo er schwebte.

Und in einem Traum wurde eine Geschichte geboren.

Dank sei Gott für die Träume.

1

New York City

Dubbree Suites Hotel

2023

Zwei Mordanschläge in einem Monat, und jeder stand in Verbindung zu bekannten oder mutmaßlichen Mitgliedern des Genetics Council. Das Ganze wuchs sich zu einem PR-Albtraum für die Raubkatzen unter den Breeds aus.

Erst General Cyrus Tallant. Natürlich war seine Ermordung den hochrangigen Mitgliedern des Genetics Council zur Last gelegt worden. So würde es auch diesmal laufen. Immerhin lastete auf Dr. Benedikt Adolf Albrecht ebenso sehr, wenn nicht noch stärker, der Verdacht, mit dem geheimnisvollen zwölfköpfigen Vorstand des Council in Kontakt zu stehen.

Matthias Slaughter wusste, dass Albrecht mehr als nur in Kontakt mit dem Vorstand des Council stand – er war in der Tat ein Mitglied. Außerdem oblag ihm die Leitung der Ausbildung. Die höllische Existenz, die die Breeds in den Laboren durchlitten hatten, war sein Vermächtnis, das seines Vaters und dessen Vaters.

Die Spezies der Breeds hatte nicht das Glück gehabt, geboren zu werden. Nein, in all ihrer Einsicht und Gnade hatte Mutter Natur keine genetische Perversion in die Anlagen eines gewöhnlichen Menschen eingeschleust. Eher im Gegenteil. In einem ihrer seltenen Anfälle von Humor hatte sie stattdessen beschlossen, mit dem zu arbeiten, was der Mensch erschaffen hatte. Was Monster wie Albrecht kreiert hatten. Mit deren Genie in der Gentechnik und den Gräueltaten der Vorväter war es dem Council gelungen, die Spezies aus Mensch und Tier zu erschaffen, die Albrecht als seine persönliche Armee vorgeschwebt hatte. Eine Armee, die mit ihrer Muskelkraft hinter seinem Streben nach Macht stünde.

Darüber musste Mutter Natur ganz schön gelacht haben.

Matthias kam es so vor, als habe er sie im Laufe der Jahre auch ein- oder zweimal kichern gehört.

Körperlich, mental und genetisch waren die Breeds alles, was das Council sich erhofft hatte, wofür es bezahlt und getötet hatte. Psychologisch gesehen blieben sie weit hinter den Erwartungen zurück. Wie ihre natürlichen Cousins, die Raubtiere der Erde, hielten die Breeds die Freiheit und ihre eigene Ehre hoch.

Viele waren umgekommen, weil sie diesem inneren Kodex, der mehr ein Ideal als ein Regelwerk war, treu blieben: ein instinktiver Hunger und ein Antrieb, die Freiheit zu erlangen, die ihre wilden Cousins kannten.

Sie waren Tiere in menschlichen Körpern. Von Instinkt geleitet, wild und raubtierartig. Und intelligent.

Diese Intelligenz hatte den Untergang für die Pläne des Council bedeutet. Und sie hatte ihn hierhergebracht, nun, mehr als ein Jahrhundert, nachdem der erste Breed seinen ersten Atemzug getan hatte.

Die Technikzauberei eines anderen Breed-Enforcers sorgte dafür, dass die Überwachungskameras nicht aufzeichneten, wie Matthias eintrat und später wieder gehen würde. Sie sorgte dafür, dass dieser Todesfall dem Council selbst zur Last gelegt würde, so wie zuvor der des Generals.

Das Council räumt offenbar auf.

Matthias grinste, als er sich die Schlagzeilen vorstellte. Doch das Grinsen war schnell verschwunden, und er wartete geduldig ab, als er hörte, wie die Türen zum Penthouse aufgingen.

Er spannte sich nicht an. Nicht einmal ein Atemzug war zu hören, als er vorsichtig Luft holte. Es war bekannt, dass Albrecht mit mehreren Leibwächtern reiste, doch wie jede Nacht während dieses kurzen Aufenthalts in New York war auch heute Abend zu hören, dass seine Leibwächter in ihre eigenen Zimmer weiter hinten auf dem Flur gingen.

Ausgezeichnet. Albrecht war bekannt dafür, dass er sich auf die Sicherheitsmaßnahmen des Dubbree Hotels verließ. Arroganter Bastard. Er glaubte, seine Position würde ihn schützen. Er glaubte, dass sein Genie in der Gentechnik und sein Vermögen, das er mit Pharmazeutika gemacht hatte, ihn vor Vergeltung bewahren konnten. Aber seine Sicherheitsleute hatte er immer zur Schau gestellt. Nur so aus Spaß an der Freude. Wer würde es schließlich wagen, ihm etwas anzutun?

»Kretins.« Matthias zog die Lippe hoch und enthüllte die gefährlichen Reißzähne in seinem Mund, als er den schweren deutschen Akzent hörte.

Benedikt Adolf Albrecht war nicht gerade bekannt dafür, dass er seinen Leibwächtern Respekt zollte.

Licht flammte im Eingang auf, die Türen gingen zu, und Matthias wartete.

Seine Beute war ein Geschöpf mit planvollen Gewohnheiten. Albrecht glaubte, ein organisierter Verstand sei ein stabiler Verstand. Das war eine mögliche Erklärung für die Vorwürfe, die Matthias regelmäßig in Bezug auf seine eigene geistige Gesundheit zu hören bekam. Oder in Bezug auf seinen Mangel an derselben.

Geduldig wartete er im abgedunkelten Wohnzimmer. Ihm gegenüber befand sich die Bar. Dorthin würde Albrecht sich zuerst begeben.

Und exakt wie ein Uhrwerk flammten die gedämpften Lichter auf, als Albrecht langsam zur Bar ging – alle bis auf die beiden neben Matthias.

Albrecht sah aus wie eine Leiche. Hochgewachsen, mager, dünnes graues Haar, das ihm am Kopf klebte, und blasse, fast ausgebleichte Haut. Er ging zur Bar, und zugleich hob Matthias die Waffe von seinem Schoß.

Eis klirrte ins Glas, und Alkohol lief hinein. Matthias zielte, drückte den Abzug und sah zu, wie Albrechts Hinterkopf durch die Kugel zerplatzte. Eine Sekunde später fiel der Mann des Council über den Bartresen. Kristallkaraffen rollten zu Boden und zerbrachen, berstendes Glas und der Geruch von Alkohol. Doch nicht einmal das konnte den Schreckenslaut von der Tür übertönen.

Das geschockte Aufkeuchen einer Frau, der Duft von Furcht – und Wiedererkennen. Zum ersten Mal in den dreißig Jahren seines Lebens empfand Matthias Bedauern und einen Anflug von Traurigkeit. Denn er wusste: Soeben hatte sich sein Schicksal entschieden.

Matthias drehte sich zur Seite, ein Knurren nicht nur in der Stimme, sondern auch im Gesichtsausdruck.

»Gottverdammt, Grace.«

Statisches Knistern im Headset an Matthias’ Ohr.

»Schaff sie da weg, Matthias. Ich kann die Überwachungsmonitore für höchstens fünf Minuten kontrollieren. Nehmt die Treppe und geht ins Erdgeschoss. Lawe wartet am Ausgang mit dem Van.«

Matthias war schon in Bewegung, noch während Jonas Befehle in den Empfänger an seinem Ohr rief. Er war durch das Zimmer hindurch, bevor die schlanke, rehgleiche Gestalt der Direktionsassistentin Grace Anderson loslaufen konnte.

Ihre Lippen öffneten sich, und Luft füllte ihre Lungen. Doch bevor der Schrei aus ihrer Kehle kam, lag seine Hand über ihrem Mund und ihrer Nase, sein anderer Arm zog sie an seine Brust, drückte ihre Lungen zusammen und ließ sie auf der Stelle bewusstlos werden.

Er warf sie sich über die Schulter und verließ zügig die Suite, blieb nur eine kostbare Sekunde lang stehen, um dafür zu sorgen, dass ihre Fingerabdrücke nirgendwo an der Tür waren und das Schloss gesichert war, bevor er ging.

Er registrierte die Geräusche der Leibwächter im Zimmer nebenan, das Fernsehprogramm, das sie gerade sahen, und einer duschte. Er ging an der Tür vorbei, glitt durchs Treppenhaus nach unten und lief zügig die Stufen abwärts.

Grace wog nicht viel, und ihr Duft hüllte ihn ein wie seidige Reue. Sie hätte nicht hier sein sollen. Er hatte zugesehen, wie sie in ihr Auto gestiegen war und sich in den Verkehr eingereiht hatte, der Manhattan an diesem Nachmittag verstopfte. Eigentlich sollte sie gerade auf dem Weg aus der Stadt sein; sie sollte Urlaub machen und die Stadt verlassen, um Frieden und Entspannung in den Bergen zu finden.

Sie sollte nicht hier sein. Und schon gar nicht irgendwo in der Nähe von Albrecht.

Die Direktionsassistentin des exklusiven Hotels hatte sich eine Pause von der Stadt mehr als verdient. Sie hatte mit ihm darüber gelacht und ihn eingeladen, ihr zu folgen, wenn seine Angelegenheit erledigt war. Sonne, Spaß, klares Wasser und jede Menge Bäume, damit hatte sie ihn gelockt. Und er hatte versprochen, dass er ihr folgen würde, gleich als Erstes morgen früh.

Hölle und Verdammnis, wieso war sie zurückgekommen?

»Lawe ist in Position, du hast drei Minuten«, hörte er Jonas an seinem Ohr. »Du musst zum Ausgang hinaus und im Van sein, bevor die Kameras wieder auf Normalbetrieb gehen.«

Der Zeitplan der Sicherheitsverbesserungen war streng geheim. Nicht einmal das Sicherheitspersonal der Etage wusste, wann sie stattfinden würden. Jonas als der Wunderwirker, der er war, hatte es nicht nur geschafft, herauszufinden, wann es so weit sein würde, sondern auch noch, wie lange die Maßnahmen dauern würden.

»Ich habe noch zehn Sekunden«, brummte er und stürmte die Stufen hinab. Seine Schritte waren lautlos, seine Bewegungen trotz seiner Last sicher. »Haltet die Türen auf.«

»Offen und bereit«, meldete Lawe. »Leg einen Zahn zu, Großer, die Ecke hier wird nicht die ganze Zeit gesichert bleiben.«

Leg einen Zahn zu. Matthias schnaubte, als er das hörte. Als wäre er nicht schon schnell genug.

»Brich dem Mädchen das Genick und werde sie los.« Das war eine andere Stimme in der Leitung. »Sie ist eine Belastung.«

Ein Grollen vibrierte in Matthias’ Kehle, doch er wurde nicht langsamer.

»Klappe, Simon«, befahl Jonas. »Zwei Minuten, Matthias.«

Er würde es locker in der Zeit schaffen, falls Dornröschen nicht beschloss aufzuwachen und auszuflippen. Und ausflippen konnte sie gut. Er war ihr bei dem Überfall begegnet, den Jonas inszeniert hatte, damit Matthias sie retten konnte. Hätte er nicht wie vereinbart eingegriffen, hätte Simon den Breeds wohl noch Gefahrenzulage berechnet.

Zum Glück blieb sie still. Er erreichte den Ausgang, duckte sich und verschwand im Van, und das noch mit zwei Sekunden Luft. Die Tür schlug zu und verfehlte dabei knapp Grace’ Kopf. Weniger als eine Sekunde später beschleunigte der Van und entfernte sich vom Ausgang.

»Überwachungssystem aktiv. Alle Monitore zeigen normalen Betriebsstatus. Die Monarchensuite ist verschlossen und gesichert. Gute Arbeit, Matthias«, gratulierte Jonas.

Matthias legte die Hand schützend an Grace’ Kopf, ließ sie von der Schulter gleiten und legte sie auf den mit Planen bedeckten Boden des Vans.

Simon sah ihm spöttisch grinsend dabei zu. Der blonde Söldner mit dem weichen Südstaatenakzent war schon unter normalen Umständen eine Nervensäge. Ein blauäugiger Frauenheld und selbsternannter Schurke, doch zugleich war er auch ein taktisches Genie.

Neben ihm saß Jonas, Direktor des Büros für Breed-Angelegenheiten, auf dem gesicherten Sitz vor einer Reihe von Monitoren und tippte so liebevoll auf seinem Keyboard herum, als sei es eine Geliebte. Der militärische Schnitt seines schwarzen Haares enthüllte ein imposantes Profil, auch wenn seine silbernen Augen verdammt merkwürdig für einen Löwen-Breed waren.

Breed-Enforcer Lawe Justice fuhr, und Rule Breaker – was für eine Namensgebung für Raubkatzen – musterte ihn erwartungsvoll vom Beifahrersitz aus.

»Er hat sie nicht getötet.« Simon starrte Grace fast traurig an, schob seinen Cowboyhut in den Nacken und warf Matthias einen kurzen Blick zu. »Was zur Hölle hast du mit ihr vor, Wolf?«

»Meine Sache.« Matthias warf einen Blick über Jonas’ Schulter auf die Monitore, welche die Überwachung des Hotels aufzeichneten und Personal und Alarme verfolgten.

»Kein Alarm.« Jonas bewegte sich über Tastaturbefehle zwischen den Monitoren hin und her. »Dein Kommen und Gehen wurde nicht aufgezeichnet oder gesehen. Wir sind aus dem Schneider.«

Jonas drehte sich auf seinem Sitz um, und Matthias lehnte sich mit dem Rücken an die Wand des Vans, während Jonas den Blick auf die bewusstlose Grace richtete.

»Warum hast du sie nicht getötet?«, wiederholte Jonas Simons Frage leidenschaftslos. »Wenn sie so spät in Albrechts Suite war, dann gehörte sie zu ihm.«

Matthias erwiderte seinen Blick kalt. »Ich honoriere ihre Hilfe nicht damit, dass ich ihr das Genick breche.«

»Dann tue ich es«, entschied Jonas und machte Anstalten, genau das zu tun.

Matthias zog die Lippe hoch und knurrte. Jonas blieb stehen.

»Matthias, sie ist ein Risiko. Sie kann dich identifizieren und dich belasten. Welche andere Wahl hast du?« Stechende Silberaugen begegneten seinem Blick.

»Ich kläre die Situation.«

»Und wenn sie als vermisst gemeldet wird? Ich konnte ihren Wagen von einem meiner Enforcer holen lassen, aber sie hat nur eine Woche Urlaub genommen. Was dann?«

Matthias richtete den Blick von Jonas auf Grace. Ihre Züge waren entspannt, ihre taubengrauen Augen geschlossen. Weiche Dornröschenlippen und helle, cremige Haut.

Er hatte sie erschreckt, doch für Sanftmut war keine Zeit geblieben.

»Ich übernehme die Verantwortung für sie«, konstatierte er entschlossen.

»Und wenn sie meldet, was sie gesehen hat?«, fragte Jonas mit harter Stimme. »Wenn sie meldet, dass ein Breed mit bekannten Verbindungen zum Büro für Breed-Angelegenheiten Dr. Albrecht getötet hat, was ist dann, Matthias? Du bringst die gesamte Gemeinschaft in Gefahr, nicht nur dich selbst.«

»Fass sie an, und ich töte dich als Nächsten«, grollte Matthias, und das harte Vibrieren von Gewalt in seiner Stimme ließ die hitzige Anspannung im Van hochschnellen. »Denk nur daran, ihr wehzutun, und ich töte dich.«

»Dann versteck sie.« Jonas zuckte mit den Schultern. »Und versteck sie gut, Wolf, denn sollte sie auch nur einen Hauch der Ereignisse von heute Abend wiedergeben, sorge ich dafür, dass sie nie wieder einen Atemzug tut.«

Einige Stunden später sah Jonas zu, wie Matthias seine nun wieder wache, gefesselte und geknebelte süße Last auf den ausgeklappten Beifahrersitz lud, anschnallte und wegfuhr.

Er lehnte sich an die Außenwand des Vans und grinste. Hölle, er konnte nicht anders. Manchmal faszinierten ihn seine Leute einfach, besonders diejenigen, die noch nicht die Wahrheit über den Paarungsrausch, oder die ersten Anzeichen dafür, erfahren hatten.

Der gesunde Menschenverstand fiel dem Rausch als Erstes zum Opfer, und fast bedauerte er es, den Wolf-Breed in unbekanntes Terrain davonfahren zu lassen. Wäre ein toller Spaß gewesen, zuzusehen.

»Er wird sich mit ihr paaren«, meinte Simon im Van. »Der Ausdruck in seinen Augen war nicht misszuverstehen. Ich dachte schon, er zerfetzt mir die Kehle, als ich ihm sagte, er solle ihr das Genick brechen.«

»Er war nahe dran«, grinste Jonas.

»Du hättest ihn warnen sollen«, seufzte Lawe.

»Du hättest ihn zurück nach Sanctuary schleifen sollen, für diese bescheuerten Tests«, knurrte Rule. »Wenn die nicht bald ein Heilmittel für den Mist finden, werde ich nie wieder vögeln. So langsam wird mir das Ganze unheimlich.«

Jonas lachte leise. »Wir müssen es begreifen, aber ein Heilmittel kannst du vergessen. Außerdem haben Ely und die Forscher bei den Wolf-Breeds schon genügend Opfer. Hat keinen Sinn, ihnen noch ein Paar zu liefern.«

»Und wenn er sie nicht dazu bringen kann, den Mund zu halten?« Simon sprach die Frage aus, die Jonas im Kopf herumging. Er dachte an die Antwort darauf und verzog das Gesicht.

»Verfolge seine Spur«, befahl er dem Mann. »Wenn er sie nicht überzeugen kann, den Mund zu halten, müssen wir es tun.«

Dauerhaft, falls nötig. Er würde es hassen. Es würde seine Seele krank machen, aber er hatte schon Schlimmeres getan, um das Überleben der Breeds zu sichern; und er war überzeugt, dass er es wieder tun würde. Doch unschuldiges Blut zu vergießen, würde ihm noch weitere Albträume bescheren, und darauf freute er sich nicht gerade. Soweit es Jonas betraf, hatte er schon mit genügend Albträumen zu kämpfen.

2

Sie hätte den kurzen schwarzen Rock und die weiße Bluse, die sie zur Arbeit trug, ausziehen sollen. Sie hätte Jeans oder eine andere Hose tragen sollen, alles, nur nicht den kurzen Rock, der ihren Beinen schmeichelte und den sie so mochte. Denn jetzt hing er um ihre Oberschenkel, und das so unanständig, dass Grace spürte, wie sie rot wurde.

Und wenn sie schon über kürzliche Fehlentscheidungen nachdachte: Sie hätte jemanden wissen lassen sollen, dass sie zurückgekehrt war. Sie hätte einchecken sollen. Es aufschieben, sich um Albrechts Beschwerden zu kümmern. Alles, nur nicht das, was sie am Ende getan hatte.

Doch sie hatte einfach noch einmal zurückkommen müssen, um den dämlichen Badeanzug zu holen, den sie in ihre Jackentasche gestopft hatte. Und dabei hatte Mr Albrechts Nachricht auf ihrem Gerät aufgeleuchtet. Eine zornige Nachricht. Mit der Forderung, etwas zu unternehmen wegen irgendeiner unbedeutenden Kränkung durch das Personal.

Sie hatte sich die Nachricht angehört und dann gelöscht, denn in solchen Dingen war sie pedantisch, und dann war sie zu Albrechts Suite gegangen. Ihr größter Fehler.

Die Tür war leicht geöffnet gewesen, doch Albrecht war bekannt für diese Art von Geistesabwesenheit. Er war so arrogant und überzeugt, dass niemand es wagen würde, ihn unter den Adleraugen der Überwachungskameras anzugreifen, dass er jede Vorsichtsmaßnahme ignorierte. Das Sicherheitspersonal hatte ihn wiederholt gewarnt, dass man nicht für seine Sicherheit garantieren könne, wenn er ständig die Tür zur Suite offen ließ. Normalerweise kontaktierte jemand vom Sicherheitspersonal seine Leibwächter im anderen Zimmer und überließ ihnen das Ganze. Doch heute Abend hatte man sich darum nicht gekümmert. Was bedeutete, dass das Überwachungssystem aktualisiert wurde. Und das wiederum bedeutete, dass das verdammte System, ebenso wie das Back-up, offline waren. Und das hieß, dass niemand wusste, was zum Teufel ihr zugestoßen war!

Zehn Minuten. Das System war nur zehn verdammte Minuten lang offline gewesen, und jetzt war einer ihrer einflussreichsten Gäste tot.

Dass er ein Arschloch war, spielte keine Rolle. Tot war er trotzdem. Und Matthias hatte ihn getötet.

Ihr stockte der Atem, während sie gegen die Tränen ankämpfte, die ihr in die Augen steigen wollten. Der Mann, in den sie sich verliebt hatte, war ein Killer.

Sie warf einen Blick auf ihn.

Sein Gesichtsausdruck war beeindruckend im trüben Licht vom Armaturenbrett. Die schlimme Narbe, die sich über seine Stirn zog, über sein Auge und bis mitten auf die Wange, war vor ihrem Blick verborgen. Sein Profil enthüllte nur die dunkle, überhebliche Krümmung seiner Gesichtsknochen und die Wölbung dunkler Augenbrauen. Dichtes, zottiges schwarzes Haar, dunkel wie die Nacht, fiel ihm über den Nacken und wurde im Genick von einer Art Plastikband zusammengehalten.

Breite Schultern und ein Körper, so fest und hart, dass er einem Mädchen feuchte Höschen bescherte. Er trug seine übliche schwarze Lederhose, schwere Stiefel, ein T-Shirt und eine schwarze Lederjacke.

Die Handschuhe an seinen Händen waren auch schwarz gewesen. Sie waren inzwischen verschwunden.

Und obendrein war er ein Wolf-Breed. Kraftvoll, charismatisch, von Narben gezeichnet und gefährlich. Alles, was das Herz eines Mädchens des Nachts klopfen ließ.

Und er war ein Killer.

Sie zuckte zusammen, als seine Hand sich bewegte, und dann holte sie unsicher Luft, als der Knebel aus ihrem Mund verschwand. Er hielt nicht an, um sie loszubinden oder die Fesseln zu lösen, die sie auf dem abgesenkten Sitz festhielten. Doch wenigstens konnte sie jetzt sprechen.

»Sag mal, wie bescheuert bist du eigentlich?« Die Worte kamen ihr über die Lippen, bevor sie nachdenken konnte. »Du hättest mich gleich im Hotel umbringen sollen, denn ich schwöre bei Gott, ich werde zusehen, wie du auf dem elektrischen Stuhl schmorst.«

Sie wollte sich losreißen und warf sich wütend in ihren Fesseln hin und her.

»Wenn du so weitermachst, kriege ich noch mehr zu sehen als nur deine hübschen Oberschenkel, Grace.« Seine rauchige Stimme ließ sie erstarren, und ihr Blick huschte zu seinen Augen, die ihre Oberschenkel musterten, bevor sie an sich herabsah.

»Oh ja, als hättest du nicht schon dafür gesorgt, dass du mehr zu sehen bekommst«, schrie sie ihn an und wurde rot, als ihr klar wurde, dass ihr Rock bis zum Schritt ihres Höschens hochgerutscht war – ihres feuchten Höschens. »Was hast du jetzt vor: mich vergewaltigen, bevor du mich tötest?«

Er starrte sie an mit Augen in der Farbe von Whiskey. Diese Augen wirkten fast hypnotisierend auf sie.

»Würde ich dich umbringen wollen, würde ich dich nicht vorher vergewaltigen«, versprach er spöttisch. »Das riecht irgendwie einfach nach falschem Spiel.«

»Und Mord etwa nicht?«, keuchte sie wütend auf.

»Albrecht war ein Mitglied des Genetics Council.« Der Klang seiner Stimme, tief, rauchig und nahe an diesen gefährlichen Knurrlauten, die sie gehört hatte, kurz bevor er sie schnappte, ließ sie zusammenzucken. »Das war kein Mord, Grace, sondern ein Akt der Gnade.«

Sie starrte ihn geschockt an.

»Er war ein gemeiner alter Mann«, räumte sie ungläubig ein. »Aber er kann nicht mehr Mitglied des Genetics Council gewesen sein. Er war so zerstreut, dass er ständig vergaß, die blöde Tür seiner Suite zu schließen. Wenn er ein Mitglied war, dann hatte er es inzwischen wahrscheinlich vergessen. Das macht es zu einem Mord.«

Sie hasste Lügner.

»Du hast mich die ganze Zeit nur benutzt.« Zorn erfüllte sie bei dem Gedanken. »War der Überfall auch inszeniert? Eine Möglichkeit, sich mit der dummen Assistentin gut zu stellen? War es das? Und dann kriege ich noch nicht einmal ein Mitleidsnümmerchen für meine Mühe.«

Er hatte nicht mit ihr gesehen werden wollen, und sie hatte gedacht, es läge an ihrem schlichten Äußeren. Er sagte, es liege daran, dass er ein Breed sei und nicht wolle, dass sie verletzt würde. Doch das war nicht der Grund gewesen. Sondern dass genau dort in ihrem Wohnzimmer, in ihrem kleinen Bücherschrank, alle Informationen waren, die er gebraucht hatte, um an Albrecht heranzukommen.

Aber wie hatten die gewusst, wann das Überwachungssystem offline sein würde? Und war Matthias allein, oder gab es noch andere?

»Dein Reisegepäck ist hinten«, erklärte er und biss dabei offensichtlich die Zähne zusammen. »Um deinen Wagen hat man sich gekümmert.«

»Sollte ich dir dafür danken?«

Er ignorierte sie wieder.

»Mir gefiel der Gedanke, zu dir in die Hütte zu kommen. Ich habe den Ort letzte Woche ausgekundschaftet. Ist ein hübsches Plätzchen. Ich dachte mir, ich begleite dich dort hinauf und bleibe vielleicht eine Weile. Um ein paar Dinge mit dir zu besprechen.«