Briefe an einen jungen Therapeuten - Victor Chu - E-Book

Briefe an einen jungen Therapeuten E-Book

Victor Chu

0,0
29,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Innenansichten eines "unmöglichen" Berufs - Fernab üblicher Therapie-Manuale: Hier steht, was man sonst nicht in Büchern findet oder in der Ausbildung lernt - Auch interessant für: PatientInnen und Interessierte, die Einblicke in die Innenwelt von TherapeutInnen gewinnen möchten In diesen "Briefen" schreibt der erfahrene Gestalttherapeut Victor Chu seinem jungen Alter Ego, der vor 45 Jahren die ersten unsicheren Schritte ins therapeutische Metier machte: Welche Erkenntnisse und Einsichten hat er im Laufe seiner Laufbahn gewonnen? - Warum entscheide ich mich für solch einen "unmöglichen" Beruf? - Was macht einen guten Therapeuten, eine gute Therapeutin aus? - Für welche KlientInnen eigne ich mich, für welche nicht? - In welche Verwicklungen kann ich in der Beziehung zu ihnen geraten? - Wie gestalte ich die "professionelle Intimität" in der therapeutischen Beziehung? - Was tue ich, wenn ich zu viel für einen Klienten, eine Klientin empfinde? - Wie kann ich mich davor schützen, durch die Arbeit mit schwer traumatisierten KlientInnen selbst traumatisiert zu werden? - Wie vereinbare ich Privatleben und Beruf? Chu ermutigt den jungen Therapeuten, mehr auf sich zu hören und sich zu trauen, eigene Wege zu gehen. Besonders wichtig ist ihm dabei die Balance zwischen Privatleben und Beruf. Höhen und Tiefen im Privatleben erweisen sich als wichtige Lernschritte, um ein menschlicher Therapeut zu sein. Dieses Buch richtet sich an: Angehende und erfahrene PsychotherapeutInnen jeglicher Richtung; Laien; KlientInnen/PatientInnen

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 345

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Victor Chu

Briefe an einen jungen Therapeuten

Einblicke in das Herz der Psychotherapie

Impressum

Victor Chu

www.vchu.de

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Besonderer Hinweis

Die Medizin unterliegt einem fortwährenden Entwicklungsprozess, sodass alle Angaben, insbesondere zu diagnostischen und therapeutischen Verfahren, immer nur dem Wissensstand zum Zeitpunkt der Drucklegung des Buches entsprechen können. Hinsichtlich der angegebenen Empfehlungen zur Therapie und der Auswahl sowie Dosierung von Medikamenten wurde die größtmögliche Sorgfalt beachtet. Gleichwohl werden die Benutzer aufgefordert, die Beipackzettel und Fachinformationen der Hersteller zur Kontrolle heranzuziehen und im Zweifelsfall einen Spezialisten zu konsultieren. Fragliche Unstimmigkeiten sollten bitte im allgemeinen Interesse dem Verlag mitgeteilt werden. Der Benutzer selbst bleibt verantwortlich für jede diagnostische oder therapeutische Applikation, Medikation und Dosierung.

In diesem Buch sind eingetragene Warenzeichen (geschützte Warennamen) nicht besonders kenntlich gemacht. Es kann also aus dem Fehlen eines entsprechenden Hinweises nicht geschlossen werden, dass es sich um einen freien Warennamen handelt.

Dieses E-Book basiert auf der aktuellen Auflage der Printausgabe

Schattauer

www.schattauer.de

© 2021 by J. G. Cotta’sche Buchhandlung

Nachfolger GmbH, gegr. 1659, Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten

Cover: Jutta Herden, Stuttgart

unter Verwendung eines Fotos von Faye Cornish (Unsplash)

Gesetzt von Eberl & Kœsel Studio GmbH, Krugzell

Gedruckt und gebunden von Friedrich Pustet GmbH & Co. KG, Regensburg

Lektorat: Marion Drachsel

Projektmanagement: Dr. Nadja Urbani

ISBN 978-3-608-40063-2

E-Book: ISBN 978-3-608-12125-4

PDF-E-Book: ISBN 978-3-608-20505-3

Inhalt

Vorwort

TEIL 1

Du und Dein Beruf

Hallo!

Warum gerade dieser Beruf?

Vom Anfängergeist: Fürchte Dich nicht, mit der Arbeit zu beginnen

Wofür lebst Du?

TEIL 2

Lass uns starten: Einiges zum äußeren und inneren Arrangement einer Therapie

Mach es Dir gemütlich: Von Einrichtungen und Hilfsmitteln

Der Erstkontakt

Für sich werben

Das Erstinterview

Mit welchen Klienten kannst Du am besten arbeiten?

Einen zu Dir passenden Klienten aussuchen

Mit welchen Klienten solltest Du lieber nicht arbeiten?

Der Therapievertrag

TEIL 3

Grundlegende Themen in der Psychotherapie

Wozu Therapie?

Wege zum Selbst: Meditation und Therapie

Meditation

Therapie: Die Widerspiegelung durch ein Gegenüber

Die Begegnung von Subjekt zu Subjekt

Zur Objektivierung des Menschen durch die naturwissenschaftliche Betrachtungsweise

Die therapeutische Begegnung

Zur Integration der objektivierenden Betrachtungsweise in die therapeutische Beziehungsarbeit

Vom Wesenskern zum Wesenskern: Über die intime Begegnung

Gestalttherapie als eine Therapie im intimen Raum

Hier und Jetzt

Experimente

Ich und Du

Die Person des Therapeuten als Therapeutikum

Professionelle Intimität: Über die Widersprüchlichkeit der therapeutischen Beziehung

Therapie als professionelles Verhältnis und Dienstleistung

Therapie als Abhängigkeitsverhältnis

Therapie als asymmetrische und einseitige Beziehung

Die therapeutische Beziehung im Spannungsfeld zwischen funktionalem und persönlichem Verhältnis: Ich-Du und Ich-Es

Ich-Du-Beziehung

Ich-Es-Beziehung

Wozu Therapie?

Der vertraute Fremde

Verstrickungen und Verwicklungen in der therapeutischen Beziehung

Zweckfremde Einflüsse in der Therapie

Therapie als Auftrag

Unzureichende Sicherung der Therapie

Therapie im Auftrag einer dritten Partei

Der Klient kommt aus anderen Motiven zur Therapie

Innere Störfaktoren beim Therapeuten

Es geht dem Therapeuten selbst nicht gut

Der Therapeut arbeitet aus übermäßigen Schuld- und Verpflichtungsgefühlen

Negative oder positive Übertragung des Therapeuten auf den Klienten

Konfluenz: Identifikation des Therapeuten mit dem Klienten

Projektionen des Therapeuten auf den Klienten

Gegenübertragung: Der Therapeut wird ins System des Klienten »hineingezogen«

Der Therapeut fühlt sich vom Klienten erotisch angezogen oder ist von ihm fasziniert

Eine Klientin oder ein Klient verliebt sich in den Therapeuten

Der Klient bleibt dem Therapeuten fremd

Therapiefremde Bindungen und Verwicklungen zwischen Therapeutinnen und Therapeuten und Klienten

Macht und Ohnmacht in der Psychotherapie

Macht und Ohnmacht des Therapeuten

Macht und Verantwortung des Therapeuten

Vom therapeutischen Narzissmus

Moral und ethische Werte in der Psychotherapie

Ethisch-moralische Grundsätze von Therapeut und Klient

Konflikt zwischen therapeutischer Toleranz und der eigenen moralischen Einstellung

Der Körper in der Psychotherapie: Körper und Trauma

Zur Kongruenz von Körper und Geist

Der Körper als Vermittler zwischen Emotion und Umwelt

Als Therapeut seine eigenen Körperreaktionen beobachten

Menschen in ihrer Körperlichkeit beobachten

Atem und Stimme

Die Augen als Fenster zur Seele

Musik, Gesang und Tanz als Ausdruck des Lebensflusses und -rhythmus

Traumatherapie: Die Zurückgewinnung unserer biologischen Reflexe (Somatic Experiencing)

Körper, Angst und Trauma – Bindung und Co-Regulation

Psychosomatik: Wenn der Körper die Last des Lebens übernimmt

Sexualität in der Psychotherapie

Die Behandlung des Themas Sexualität in der Therapie

Sexuelle Grenzverletzungen in der Therapie

Geld und Psychotherapie

Käufliche Liebe

Intimität als Instrument

Reden ist Silber, Handeln ist Gold

Systemische Zusammenhänge

Therapeutischer Selbstschutz

Sekundäre Traumatisierung

Erhalt der seelischen Gesundheit

Abschiednehmen in der Therapie

Dankbarkeit in der Psychotherapie

Unique au monde

Der alte Therapeut

TEIL 4

Ausklang

Liebe und die (Wieder-)Verzauberung der Welt

Rilkes Briefe an einen jungen Dichter

Von der Liebe

Liebe und die Verzauberung der Welt

Abschiedlich leben

Leben und Sterben: Wozu das alles?

Dank und Abschied

Literatur

Sachverzeichnis

An meine Kinder

Vorwort

Ich möchte ein Buch für junge Therapeutinnen und Therapeuten1 schreiben, in dem ich meine therapeutischen Erfahrungen aus vier Jahrzehnten zusammenfasse. Der Titel soll »Briefe an einen jungen Therapeuten« heißen, in Anlehnung an Rainer Maria Rilkes(1) »Briefe an einen jungen Dichter«.

Dabei habe ich als Adressat keinen konkreten jungen Kollegen im Sinn. Es ist eher mein junges Alter Ego, das vor 45 Jahren seine ersten zaghaften Schritte ins therapeutische Milieu machte. Ich möchte ihn ermutigen, sich mehr zu trauen und seine persönlichen Erfahrungen zu machen. Ich möchte ihn auch auf einige Fallstricke auf seinem professionellen Weg hinweisen.

Das Buch richtet sich an alle Therapeutinnen und Therapeuten, unabhängig von ihrer Ausbildung und Therapierichtung. Es geht vor allem um die persönliche Haltung in der therapeutischen Beziehung: Wie gestaltet man den Kontakt zum Klienten/Patienten? Welche Nähe, welche Distanz ist förderlich? Welche professionellen Grenzen sind zu beachten? Wie geht man als Therapeut/Therapeutin mit den eigenen Normen und moralischen Vorstellungen um, wenn diese nicht mit denen des Klienten übereinstimmen? Was macht man, wenn man zu viel für den Klienten empfindet? Was macht man, wenn man ihn umgekehrt nicht »riechen« kann? Was tut man, wenn man auf einmal Angst vor oder um den Klienten bekommt? Was gibt man von seinem Privatleben preis, was behält man für sich? Wie geht man mit so »profanen« Dingen wie Pünktlichkeit oder der Höhe des Honorars um?

Solche Fragen werden kaum in Therapie-Manualen erörtert. Als junge Therapeutin und junger Therapeut muss man mittels Versuchs und Irrtums seinen Weg durch das therapeutische Dickicht finden. Hier möchte ich aus meinen persönlichen Erfahrungen erzählen und dem Berufsanfänger Selbstvertrauen vermitteln. Ich will kein methodisches Wissen vermitteln, dafür ist die therapeutische Ausbildung zuständig. Stattdessen konzentriere ich mich auf die allgemeinen menschlichen und professionellen Fragen, die auftauchen, wenn man therapeutisch arbeitet.

Es soll ein Buch sein, in dem sowohl der angehende als auch der erfahrene Therapeut gerne blättert und Anregungen findet. Ich habe versucht, so persönlich wie möglich auf die erwähnten Fragen einzugehen. So hat der Leser die Möglichkeit, das Gelesene mit seinen eigenen Erfahrungen zu vergleichen. Ich biete keine Patentlösungen an, sondern möchte Kolleginnen und Kollegen dazu anregen, über ihre Tätigkeit und ihren Beruf nachzudenken.

Besonderen Wert lege ich auf eine ausgeglichene Balance zwischen der Arbeit und dem Privatleben eines Therapeuten. Da man es als Therapeut nicht mit einem x-beliebigen Job zu tun hat, sondern mit seinen Klienten in einer besonderen, intimen Beziehung steht, besteht die Gefahr, sich zu sehr im Beruf zu verlieren und seine eigentlichen Beziehungen mit dem Lebenspartner, der Familie und den Freunden zu vernachlässigen. Therapeut zu sein bringt sehr viel narzisstischen Gewinn mit sich, sodass mit der Zeit eine Art Pseudoleben, ja Pseudoidentität (als Wohltäter, Heiler oder Guru) entstehen kann, die nichts mit der eigentlichen Person des Therapeuten zu tun hat.

Demgegenüber vertrete ich die Auffassung, dass man erst aufgrund der eigenen Lebenserfahrungen, die man in seinem Privatleben(1) macht, mit all seinen Höhen und Tiefen, mit allen persönlichen Fehlern und Unzulänglichkeiten, fähig wird, ein guter, d. h. menschlicher Therapeut zu sein. Das ist die Hauptbotschaft meines Buches. (Hier sehe ich auch die Parallele zu Rilke(2), der seine Dichtung stets von innen heraus, aus der Bewegung seiner Seele, geschaffen hat.)

Für den Laien kann das Buch ebenfalls von Interesse sein. Er gewinnt einen Einblick in die Innenwelt von Therapeutinnen und Therapeuten, die von außen gesehen oft schillernd, bedrohlich und unverständlich erscheint. Diesen »unmöglichen« Beruf (Kernberg et al. 2013) möchte ich entmystifizieren und in seinem menschlichen Antlitz zeigen.

Victor Chu

Mauer bei Heidelberg, im Winter 2020

TEIL 1

Du und Dein Beruf

Hallo!

Lieber …,

ich sehe einen jungen Mann vor mir, offen und frohen Mutes, ganz eifrig dabei, möglichst viel zu lernen und sich als Therapeut einzusetzen.

Ich freue mich, dass Du diesen Beruf gewählt hast. Es ist kein normaler Beruf (und schon gar nicht für einen Mann). Es ist kein einfacher Beruf. Er wird Dir viel abverlangen, ja, Dich an Deine Grenzen führen. Er wird Dir aber auch sehr viel Freude bereiten. Er wird Dir Sinn geben und Deine Augen öffnen für die Schrecknisse und die Wunder des Lebens.

Ich möchte Dich nicht erschrecken, aber Du wirst keine richtige Freude daran finden, wenn Psychotherapie nicht Deine Berufung ist. In diesem Fall ist es durchaus keine Schande, wenn Du sie als eine Art Handwerk(1) betreibst, eine Fertigkeit, die Du erlernen und erfolgreich einsetzen kannst. Psychotherapie ist auch ein Handwerk, in dem man die theoretischen Grundlagen erlernen und sich das technische Know-how aneignen kann. So ausgerüstet, kannst Du das Leiden, das Dir Deine Klienten und Patienten präsentieren, lindern und sogar heilen. Jedoch ist das Wesentlichste, was Du als Therapeut einsetzt, nicht Dein handwerkliches Können oder Deine Fachkenntnis, sondern Deine eigene Person.

Denn als Therapeut begegnest Du als Mensch einem anderen Menschen. Er ist Dir Mitmensch, Mitleidender, Mitliebender, Mitsuchender. Manchmal wird es Dir vorkommen, als säßet ihr im selben Boot.

Du bist kein Trainer, der neben dem Ruderer von seinem Motorboot aus dirigiert. Ihr sitzt zwar nicht im selben Boot. Aber auch Du fährst den Fluss des Lebens hinunter, Du in Deinem Boot, der Klient in seinem. Vielleicht ist Dein Boot dichter, während seines leckt. Aber was tust Du, wenn sein Boot sinkt? Es wird nicht reichen, ihm zuzurufen, wie er das Wasser herausschöpfen soll. Wenn sein Boot untergeht und er nicht schwimmen kann, wirst Du möglicherweise ins Wasser springen und ihn vor dem Ertrinken retten müssen. Dann werdet ihr beide mit der Strömung zu kämpfen haben. Kannst Du schwimmen? Kannst Du so gut schwimmen, dass Du einen anderen retten kannst?

Seelisches Leiden gehört zum Menschsein. Und das Leiden Deines Gegenübers wird Dich unweigerlich an Dein eigenes Leiden erinnern. Du wirst Deinem Klienten nur soweit helfen können, wie Du selbst mit Deinem Leiden fertig wirst.

Niemand konfrontiert sich gerne mit seinem eigenen Leid. Auch Therapeutinnen und Therapeuten nicht. Auch wir wenden uns normalerweise lieber angenehmeren Dingen zu. Nur wenn das Leiden zu stark geworden ist, sind wir bereit, uns umzudrehen und den Kampf aufzunehmen, statt davor wegzulaufen. Wenn Du dazu bereit wärst, hast Du die Chance, ein guter Therapeut zu werden.

Warum gerade dieser Beruf?

Nun würde ich mich gerne mit Dir über die Gründe unterhalten, weshalb Du Dir den Beruf des Psychotherapeuten(1) ausgesucht hast. Was ist also Deine Motivation, Dich mit der Psyche des Menschen zu befassen?

Warum in aller Welt entscheidet man sich ausgerechnet für so einen Beruf? Es gibt doch helfende Berufe, die sich mit etwas Konkreterem befassen: Arzt, Krankenpfleger oder Krankenschwester, Sozialarbeiter, Seelsorger, Coach. Der Psychologe hat von alldem etwas, und doch – sein Gebiet ist die Psyche. Die Psyche ist weniger fassbar als der menschliche Körper, um den sich Ärzte und Pfleger kümmern. Sie ist auch weniger konkret als soziale und berufliche Fragen, für die sich Sozialarbeiter und Coachs zuständig fühlen. Nur der Seelsorger geht mit etwas noch weniger Konkretem um, ist sein Augenmerk doch auf das Seelenheil eines Menschen gerichtet.

Die Psyche handelt vom inneren Befinden eines Menschen – wie er sich fühlt, was er denkt, wie er sich in seiner Welt verhält und wie er seine Beziehungen gestaltet. Und doch berührt die Psyche alle vorher erwähnte Bereiche: Wenn die Psyche leidet, kann man körperlich krank werden. Seelische Probleme können zu Beeinträchtigungen im Beruf und im sozialen Umgang mit anderen Menschen führen. Und die Sinnfrage(1) – wofür lebe ich, woran glaube ich – steht vielleicht sogar im Zentrum des psychischen Geschehens. Die Psyche verbindet uns also mit allen diesen Lebensbereichen. Sie ist etwas Integratives. Deshalb ist sie wichtig. Deshalb lohnt es sich, sich mit der Psychologie zu beschäftigen.

Lass uns nun einen Schritt weitergehen. Nun ist ja Psychologie – die Wissenschaft über die Psyche – nicht gleichbedeutend mit Psychotherapie! Psychotherapie widmet sich der Heilung der Psyche, genauer: Heilung der leidenden Psyche. Es gibt ja außerhalb der Psychotherapie viele interessante Forschungsgebiete in der Psychologie, etwa die heute boomenden Neurowissenschaften, die sich mit dem Gehirn befassen. Aber Du willst nicht nur die Psyche erforschen, sondern psychisches Leiden lindern!

Jetzt wird es interessant! Denn nun taucht die Frage auf: Weshalb interessierst Du Dich für die leidende Psyche? Warum willst Du Dich so intensiv mit der Behandlung von Phänomenen wie Depression, Angst, psychischer Gewalt und anderen (selbst-)destruktiven Tendenzen, Zwängen, Süchten, Persönlichkeitsstörungen und Psychosen beschäftigen, wo normale Menschen vor solchen abnormen Erscheinungen eher zurückschrecken? Schrecken sie Dich denn nicht ab? Kann es sein, dass Du sogar so etwas wie Faszination für solche »Verrücktheiten« verspürst? Fühlst Du Dich gar von ihnen magisch angezogen?

Dann darf ich Dich im Club begrüßen!

Meiner Ansicht nach gibt es nämlich zwei Hauptmotive für Menschen, sich intensiv mit Psychotherapie zu beschäftigen: Entweder hat man selbst ein psychisches Leiden oder man hat bzw. hatte eine nahe Beziehung zu psychisch gestörten oder psychisch kranken Menschen aus seiner nächsten Umgebung oder in der eigenen Familie. Manchmal beides: Man kennt psychisches Leiden bei sich selbst und bei Menschen, die einem nahestehen. Auf jeden Fall ist man selbst Betroffener.

Ich habe oft gesehen, dass ein Mensch von frühester Jugend an beschließt, Arzt oder Krankenschwester zu werden, wenn ein naher Angehöriger schwer erkrankt oder gar verstorben ist. Da erwacht im Kind der dringende Wunsch, dem Angehörigen oder zumindest anderen Menschen, die an der gleichen Krankheit leiden, zu helfen. Nicht anders geht es Kindern psychisch kranker Eltern(1). Wenn das Kind aus nächster Nähe erlebt, wie es ist, mit einer depressiven Mutter oder einem alkoholkranken Vater zusammenzuleben, dann spürt es den dringenden Wunsch, der Mutter bzw. dem Vater aus der Not zu helfen. Das ist Ausdruck eines tiefen Helfer-Instinkts, der in jedem Kind schlummert.

Wenn ein Elternteil psychisch gestört oder krank ist, führt dies zwangsweise zu starken Beeinträchtigungen für das Kind. Es leidet mit. Nicht selten entwickelt es selbst psychische Symptome wie Ängste, Trauer, unterdrückte Wut, Misstrauen oder depressive Verstimmungen. Es wird selbst psychisch krank. Sein eigenes Leiden, kombiniert mit dem Wunsch, den Eltern zu helfen, zieht es zu einem Beruf, der sich dem Heilen seelischer Schmerzen widmet.

Manchmal leidet ein Kind auch, ohne dass ein naher Angehöriger psychisch krank ist. Es könnte von einer angeborenen Besonderheit betroffen sein, wie einer geistigen oder körperlichen Behinderung. Es ist vielleicht hochbegabt, hochsensibel oder autistisch veranlagt. Oder es hat ein körperliches oder seelisches Trauma erlebt, wenn es etwa früh verwaist ist oder wenn es Misshandlung oder Missbrauch erfahren hat. Oder es ist in politische Unruhen oder Kriegswirren geraten, die traumatische Spuren in ihm hinterlassen haben. All dies kann in ihm den Wunsch wachrufen, sich mit psychischen Störungen und deren Heilung zu beschäftigen.

Nun gibt es ein sehr interessantes Phänomen bei Menschen, die leiden: Die einen lassen sich ins Leiden hineinfallen – sie werden krank, verlieren ihren Lebensmut und suchen nach Hilfe. Die anderen – das sind oft die Aktiveren, die Willensstarken und Widerstandskräftigen – wehren sich gegen die innere Not und kämpfen dagegen an. Sie werden Helfer(1)!

Das ist erst einmal ein Segen. Denn sie gehen wirklich daran, anderen Leidenden zu helfen. Sie packen an. Sie geben den Ängstlichen Mut, ziehen die Schwermütigen aus dem Sumpf und richten die Hoffnungslosen wieder auf.

Die Gefahr ist bloß: Irgendwann stoßen sie an ihre Grenze. Burnout(1)! Wie kommt es dazu?

Zum einen rufen sie möglicherweise bei den Schwermütigen die paradoxe Reaktion hervor, dass diese sich noch schwerer machen und sich ziehen lassen. Zum anderen kennen die Helfer ihre eigenen Grenzen nicht und arbeiten bis zur Erschöpfung, ohne auf sich selbst aufzupassen.

Möglicherweise resultiert ihr Helfen-Wollen aus einer Verdrängung ihrer eigenen Not. Davon wollen sie aber nichts wissen. Stattdessen projizieren sie ihre eigene Not in ihre Patienten, also in die Menschen, die sie behandeln. Die Verdrängung ihrer eigenen Not hindert sie daran, sich um ihre eigene Gesundheit zu kümmern. Ihr verdrängtes inneres Leid nötigt sie, sich fast suchtartig immer mehr für Hilfsbedürftige einzusetzen, bis sie vor Erschöpfung zusammenbrechen. Umgekehrt verhindern sie gerade durch ihre Überaktivität und ihr Überengagement, dass sich ihre Patienten auf ihre eigenen Selbstheilungskräfte(1) besinnen und ihr eigenes Leben in die Hand nehmen. Die Überaktivität des Therapeuten hindert die Patienten daran, selbst initiativ zu werden und etwas für sich zu tun. Sie werden immer passiver, während der Helfer immer aktiver wird. Der eine zieht, der andere lässt sich ziehen (und macht sich vielleicht noch schwerer)!

Ich mache nämlich immer wieder die gegenteilige Erfahrung, dass Klienten2 in dem Moment zur Selbsthilfe(1) greifen, wenn ich keinen Rat mehr weiß und in meinen therapeutischen Bemühungen aufgebe. Dann besinnt sich mancher Klient und kommt plötzlich mit einer unerwarteten Lösung, die bis dahin keinem von uns beiden eingefallen ist!

Fazit: Lieber Therapeut, schau auf Dich selbst und Dein eigenes Leiden. Nicht nur Deine Patienten leiden. Du bist selbst ein Mitleidender. Sorge dafür, dass Du selbst gesund wirst!

Vom Anfängergeist(1): Fürchte Dich nicht, mit der Arbeit zu beginnen

Nun wirst Du vielleicht fragen: Wenn ich aber selber seelisch nicht vollkommen gesund bin, darf ich dann überhaupt therapeutisch arbeiten? Wäre es nicht unverantwortlich, dass ich auf die Menschheit losgelassen werde?

Das ist tatsächlich eine wichtige ethische Frage: Wie gesund sollte ein Psychotherapeut sein, damit er praktizieren darf?

Nun musst Du wissen, dass psychische Gesundheit ein recht schwammiger Begriff ist. Es gibt zwar psychologische Tests, die vorgeben, den »Neurotizismus« eines Menschen objektiv feststellen zu können. Ich sehe darin jedoch eine pseudowissenschaftliche Haltung, die sich anmaßt, die Seele eines Menschen messen zu können wie seine Körpergröße. Es gibt keine objektiven Kriterien für die seelische Gesundheit. Diese hängt (a) vom subjektiven Empfinden des Betreffenden ab, (b) von der Umwelt, in der er sich gerade befindet, und (c) von den Fachleuten, die ihn bewerten. Ein normaler Europäer würde mit seinem Verhalten von den Ureinwohnern in den Urwäldern des Amazonas als ziemlich sonderbar wahrgenommen werden. Ein kriegserprobter Soldat würde sich mit seiner wachsamen Bereitschaft, auf jedes ungewohnte Geräusch hin sofort kampfbereit zu sein, im lauten Straßenverkehr einer Großstadt schrecklich desorientiert fühlen. Während er im Kriegseinsatz als ein hervorragender Kämpfer angesehen werden würde, würde er in Friedenszeiten womöglich als traumatisiert diagnostiziert werden.

Die seelische Gesundheit eines Menschen ist also relativ. Solange wir eine halbwegs behütete Kindheit erlebt haben und in einer stabilen und friedfertigen Umwelt leben, sind die meisten von uns einigermaßen seelisch gesund. Wenn sich unsere Umweltbedingungen(1) jedoch drastisch verändern, kann selbst ein widerstandsfähiger Mensch psychisch zusammenbrechen. Im Grunde ist keiner jemals davor gefeit, psychisch zu dekompensieren.

Nun zurück zu der Frage: Wie gesund sollte ein Therapeut sein?

Er sollte mit seinem eigenen Leben gut zurechtkommen – in seinen Beziehungen, seinen finanziellen Verhältnissen, seiner körperlichen Gesundheit und seinem Lebensstil. Wenn er mit seinem Leben im Reinen ist und seine engsten Bezugspersonen ebenfalls mit ihm zufrieden sind, dann könnte er sich an diesen Beruf herantrauen.

Erlaube mir hier eine wichtige Anmerkung: Warum schließe ich die engsten Bezugspersonen eines Therapeuten in die Beurteilung der Eignung eines Menschen für den therapeutischen Beruf ein? Ich kenne einige Kolleginnen und Kollegen, die beruflich außerordentlich erfolgreich sind und einen ausgezeichneten Ruf genießen. Ihr Privatleben(2) sieht jedoch alles andere als glücklich aus. Ich denke beispielsweise an einen Kollegen, der dabei war, sich endlich einen lang gehegten Herzenswunsch zu erfüllen und eine Klinik zu eröffnen. Genau in dieser Zeit reichte seine Frau, mit der er mehrere Kinder hatte, die Scheidung ein.

Du wirst vielleicht einwenden: Du fühlst Dich aber noch ziemlich unfertig. Du stehst gerade am Anfang Deiner Laufbahn, hast Dein Studium gerade abgeschlossen und weißt nicht genau, wohin es weitergeht. Außerdem kommst Du aus einem schwierigen Elternhaus, trägst noch manche Altlasten auf Deinen Schultern. Vielleicht bist Du alleinstehend, sehnst Dich nach einer Liebesbeziehung und fühlst Dich noch nicht im »richtigen« Leben angekommen.

Ich darf Dich beruhigen: Auch ich war ein ziemlich naiver junger Mann, als ich meine ersten therapeutischen Schritte machte. Meine erste Klientin, die mir von der Klinik zugewiesen wurde, berichtete von ihren schwierigen Liebesbeziehungen. Mein erster Gedanke war: »Ach je! Ich habe doch die gleichen Probleme! Wie soll ausgerechnet ich ihr je helfen können?« In dieser ersten Therapie habe ich nur so getan, als wüsste ich mehr als sie. Ich spielte sozusagen den Therapeuten. Und wunderlicherweise ging es ihr nach ein paar Stunden besser. Rückblickend war vielleicht nur die Aufmerksamkeit, die ich ihr schenkte, während sie ihr Herz ausschüttete, das therapeutische Agens, das geholfen hat – und meine eigene Betroffenheit, die ihr bestimmt nicht entgangen war.

Damit habe ich zwei der wichtigsten therapeutischen Mittel genannt, die uns als Therapeuten zur Verfügung stehen: unsere ungeteilte Aufmerksamkeit und unsere persönliche Betroffenheit. Beides vermittelt dem Klienten das Gefühl, in seiner Not vom Therapeuten gesehen, gehört, wichtig genommen und verstanden zu werden.

(Diese erste Klientin kam einige Jahre später sogar noch einmal, nachdem ich mich in einer eigenen Praxis niedergelassen hatte, diesmal in eine therapeutische Gruppe. Sie wechselte ihren Beruf und machte mir zum Abschied ein wunderbares Geschenk, das ich heute noch besitze. Vielen herzlichen Dank – wo immer sie auch sein mag!)

Wir beginnen also alle als naive, unerfahrene Berufsanfänger. Das ist keine Schande. Wir dürfen lernen. Wir dürfen unsere Vorbilder imitieren und ihnen nacheifern. Wir dürfen diese oder jene therapeutische Technik ausprobieren. Unsere ersten Klientinnen und Klienten sind tatsächlich so etwas wie unsere Versuchskaninchen. Aber dafür bekommen sie etwas anderes, sogar etwas Wertvolleres als die Routine eines Altmeisters, nämlich unseren »Anfängergeist«3, unsere Begeisterung, mit der wir uns in dieses große Abenteuer stürzen, unser persönliches Engagement in diesem frischen Arbeitsfeld und unsere Faszination an jedem neuen Fall. Sie bekommen die ungeteilte Aufmerksamkeit eines Gegenübers, das sich mit seinem ganzen Herzblut für ihre Probleme und ihr Anliegen interessiert. Das ist in höchstem Maße therapeutisch.

Wir dürfen also als Anfängerinnen und Anfänger mit frischem Mut an dieses Handwerk herangehen. Wir dürfen Fehler machen (solange wir diese erkennen und korrigieren). Wir dürfen uns unserer ersten Erfolge erfreuen. Wir dürfen Erfahrung sammeln. Wir dürfen sogar kreativ sein und Neues ausprobieren. Gerade als Anfänger tapsen wir gelegentlich unversehens wie ein Entdecker in unerforschte Gebiete und müssen dann ad hoc neue Wege finden, wie wir weiterkommen. Dabei probieren wir neue Vorgehensweisen aus und erfinden – völlig unbeabsichtigt, aus dem Moment heraus – vielleicht eine neue therapeutische Technik. Solche persönlichen Entdeckungen sind ein Highlight im Leben eines Anfängers.

Ein persönliches Beispiel

Als junger Gestalttherapeut(1) hatte ich gelernt, wie der Klient einen Menschen, mit dem er Probleme hat (z. B. den Vater), in seiner Vorstellung auf einen gegenüberliegenden Stuhl setzen und mit ihm einen Dialog führen kann. Indem er zwischen dem eigenen und dem gegenüberliegenden Stuhl hin- und herwechselt, kann der Klient einmal seine persönlichen Gedanken aussprechen, das andere Mal sich in sein Gegenüber hineinversetzen und quasi aus dessen Munde antworten. Nun bekam ich irgendwann einen Klienten, der Probleme mit seinem verstorbenen Vater hatte. Bis dahin hatte ich mit der »Stuhltechnik«(1) nur aktuelle Probleme mit lebenden Bezugspersonen behandelt. Ich wusste nicht, ob man auch Verstorbene auf den gegenüberliegenden Stuhl setzen könnte. Ich tat es trotzdem – und der verstorbene Vater reagierte ganz lebendig auf die Vorwürfe seines Sohnes, sodass ein lebhafter Dialog entstand und der Klient am Ende ganz befriedet von dannen zog. Seither weiß ich, dass unsere verstorbenen Angehörigen durchaus sehr lebhaft an unserem Leben beteiligt sind!

Diese Erkenntnis nutze ich heute in meinen Familienaufstellungen(1), in denen verstorbene Angehörige genauso zu Wort kommen wie lebende (s. Kap. Systemische Zusammenhänge, S. 135).

Ich kann Dir also nur Mut machen, beherzt Deine ersten Schritte als Therapeut zu machen. Suche Dir neue, persönliche Pfade auf diesem neuen Terrain. Wichtig ist nur, dass Du in Supervision und Intervision gehst (bei Ersterer mit einem erfahrenen Ausbilder, bei der Zweiten mit Deinen Kollegen). Arbeite nie ohne Supervision oder Intervision! Der Supervisor bzw. Deine Kollegen können Dich auf Deine »blinden Flecken«, Deine Projektionen und Deine Übertragungen und Gegenübertragungen hinweisen. Lerne aus Deinen Fehlern.

Wofür lebst Du?

Zur Wahrhaftigkeit(1) als Therapeut

Ich lese gerade in Albert Camus’(1) »Der Mythos von Sisyphos«. Das Buch beginnt mit den Sätzen: »Es gibt nur ein wirklich ernstes philosophisches Problem: der Selbstmord(1). Die Entscheidung, ob das Leben sich lohne oder nicht, beantwortet die Grundfrage der Philosophie.« (Camus 1968, S. 9)

Dies regt mich an, Dich zu fragen: Wofür lebst Du?

Die Antwort auf diese Frage ist entscheidend, nicht nur für Dein eigenes Leben, da sie Dir Ziel und Richtung vorgibt, sondern auch für Deine therapeutische Arbeit. Denn das, was Du als das Wichtigste im Leben ansiehst, wird durch jede Deiner therapeutischen Interventionen durchscheinen. Sie entscheidet darüber, ob Du Dir die Mühe machst, einem lebensmüden Klienten zu helfen, sich aus seiner Depression herauszuarbeiten, oder ob Du ihn in seinem Lebensüberdruss bestätigst. Deine Lebenshaltung entscheidet darüber, ob Du eine frustrierte Ehefrau darin bestärkst, sich endlich von ihrem Partner zu trennen, oder ob Du versuchst, sie zur Versöhnung und zu einem Neubeginn zu bewegen.

Deine Lebenseinstellung und -haltung, Deine Lebensphilosophie schimmern hinter jeder Äußerung von Dir durch. Selbst wenn Du versuchst, Dich in Deinen verbalen Meinungen zurückzuhalten, wird der Klient aus dem Klang Deine Stimme, aus Deiner Mimik und Deinen Gesten ablesen können, wie Du zu seinen Problemen stehst. Abstinenz ist in diesem Sinne zwecklos. Du kannst Deine Meinungen und Einstellungen niemals verstecken.

Darum ist es wichtig, Dir darüber klar zu werden, was Dir im Leben wichtig ist. Wofür lebst Du? Was ist das Wichtigste in Deinem Leben? Und auch: Wie bist Du selbst durchs Leben gekommen? Welche sind Deine Freuden und Glücksmomente? Worunter leidest Du am meisten? Was sind Deine Überlebensstrategien? Welche Hindernisse hast Du im Leben überwunden? Vor welchen Herausforderungen schreckst Du zurück? Kannst Du zu Deiner Lebensgeschichte stehen? Siehst Du darin eine Entwicklungslinie und einen Sinn? Welche Werte verkörperst Du, welche stellen für Dich eher Lippenbekenntnisse dar? Wie wichtig ist Dir Dein Leben überhaupt? Und, den Gedanken Camus’ aufnehmend, ist der Freitod für Dich eine Option?

Je klarer Du weißt, wer Du bist, desto deutlicher stehst Du in Deiner therapeutischen Arbeit. Wenn Du Dich hingegen davor scheust, zu Deinem eigenen Leben mit all Deinen Stärken und Schwächen zu stehen, wirst Du in den Augen Deiner Klienten schwammig erscheinen. Sie fänden keinen verlässlichen Halt in Dir. Vor allem wirst Du sie nicht unterstützen können, ihr Leben in die Hand zu nehmen. Möglicherweise würdet Ihr beide bei heiklen Fragen schwanken und keinen Boden unter die Füße bekommen. In diesem Fall möchte ich Dir empfehlen: Gehe selbst in Therapie und bringe erst Dein eigenes Leben in Ordnung. Sonst läufst Du Gefahr, dass Du Deine Schwierigkeiten in Deine Klienten projizierst und Deine Probleme durch sie bearbeiten lässt. Damit löst Du Deine eigenen Probleme nicht. Überdies würde ich fragen: Weshalb hast Du diesen Beruf gewählt, wo es darum geht, dass Menschen zu sich finden? Benutztest oder missbrauchtest Du nicht die therapeutische Tätigkeit dazu, um Dich besser oder überlegener zu fühlen als Deine Klienten?

Einen festen Standpunkt im Leben einzunehmen, auch in der therapeutischen Arbeit, heißt nicht, dass Du dem Klienten Deine Meinung aufzwingen sollst. Es bedeutet nur, klar zu formulieren, wie Du zu einem Thema stehst. Du kannst und darfst Deinen Standpunkt klar aussprechen. Das heißt nicht, dass Dein Klient ihn übernehmen soll. Wenn wir die Ich-Du-Beziehung ernst nehmen, geht es darum, dass beide Seiten klar Stellung beziehen: Wie denke ich darüber? Welche Meinung vertrittst Du? Hier kann durchaus eine Grenze zwischen beiden Ansichten bestehen. Eine Ich-Du-Beziehung bedeutet: für mich selbst klar Stellung zu beziehen, gleichzeitig mein Gegenüber in seiner Position zu respektieren, mir seine Argumente anzuhören und sie in mir zu bewegen. Daraus kann sich eine fruchtbare Auseinandersetzung ergeben.

Ein junger Klient, mit dem ich einige Jahre lang recht fruchtbar gearbeitet habe, der aber in einigen Dingen sehr streng und rigide war, sagte auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise(1): »Wenn die (gemeint waren die Flüchtlinge) kommen, werde ich mein Heim und meine Familie mit allen Mitteln verteidigen!« Er sah dabei sehr grimmig und entschlossen aus. Ich musste ziemlich schlucken, weil ich in der Flüchtlingsfrage ganz anders eingestellt bin. Zunächst fragte ich ihn, ob er denn überhaupt Kontakt mit Flüchtlingen habe. Er verneinte. Nach einer kurzen Schweigepause, in der ich abwog, wie ich unser Gespräch fortführen sollte, erzählte ich ihm, dass ich ja selbst als Fremder nach Deutschland gekommen und dankbar sei, dass ich von den meisten Einheimischen freundlich aufgenommen worden bin. Dann ging ich auf die aktuelle Situation über und schilderte ihm, wie meine Familie und ich uns seit drei Jahren um vier geflohene afghanische Männer in einem Flüchtlingsheim bei uns in der Gemeinde kümmerten. Ich beschrieb die Höflichkeit dieser jungen Männer (einige von ihnen im Alter meines Klienten), ihren Respekt den hiesigen Frauen gegenüber sowie ihre Liebe für Kinder. Mein Klient hörte mit großen Augen zu. Er wurde recht nachdenklich.

Mir war bewusst, dass ich möglicherweise mit meiner Enthüllung, dass ich selbst Flüchtling gewesen bin und dass ich aktive Flüchtlingsarbeit machte, in meinem Ansehen ihm gegenüber ein Stück sinken würde. Jedoch war es mir wert, dass er aus erster Hand erfuhr, wie die meisten Flüchtlinge(1) in der Realität sind und wie sie sich verhalten. Wichtig war dabei, dass ich mir der Tragfähigkeit unserer Beziehung sicher war, selbst wenn wir in dieser Frage konträre Stellungen bezogen.

Umgekehrt wäre es mir unerträglich gewesen, in unserem Gespräch nur seine Ansichten gelten zu lassen, ohne meinen eigenen Standpunkt deutlich zu machen. Dann hätte sich in mir womöglich eine unsichtbare Trennwand zwischen uns hochgezogen. Ich wäre innerlich ein Stück von ihm abgerückt. Eine solche Entfremdung hätte unsere Arbeitsbeziehung beeinträchtigt. Indem ich meine Meinung nicht nur offen darlegte, sondern auch mit konkreten Erfahrungen unterfütterte, kamen wir miteinander ins Gespräch, ohne dass wir zu Gegnern wurden.

Für mich sind Wahrhaftigkeit(2) und Transparenz(1) vonseiten des Therapeuten eine grundlegende Voraussetzung für eine gute therapeutische Beziehung, ebenso Respekt vor der Meinung meines Gegenübers und die Bereitschaft, mich ernsthaft mit ihm auseinanderzusetzen.

Man könnte dagegen einwenden, dass der Therapeut in den Augen der meisten Klienten eine Autorität darstellt. Dadurch fällt es diesen möglicherweise schwer, den Therapeutinnen und Therapeuten zu widersprechen. Das ist richtig. Jedoch gilt dies vorwiegend für die Anfangsphase einer Therapie. Je weiter die Therapie voranschreitet, desto selbstbewusster wird sich hoffentlich der Klient fühlen, sodass er irgendwann auch wagt, sich gegenüber dem Therapeuten zu wehren oder ihn zu kritisieren. Wichtig ist nur, dass der Therapeut die Emanzipation(1) des Klienten zulässt und fördert. Es ist klar: Jeder Widerspruch vonseiten des Klienten stellt die Autorität des Therapeuten infrage und kann kränkend auf ihn wirken. Ein narzisstisch eingestellter Therapeut, der die Überlegenheit der Therapeutenrolle braucht, um sein eigenes Selbstbewusstsein zu stützen, könnte in Versuchung kommen, die Eigenständigkeit des Klienten als »Widerstand« zu interpretieren, der gebrochen werden müsse. Dies würde jedoch nur die Unterwürfigkeit und die Anpassung des Klienten fördern. Möglichweise würde er mit seiner persönlichen Meinung hinter dem Berg halten. Aber sobald ein Klient gegenüber dem Therapeuten unehrlich wird und sich nicht mehr so zeigt, wie er in Wirklichkeit ist, ist die Therapie gescheitert (▶ S. 42).

Man könnte es auch ganz anders ansehen:

Die allmähliche Emanzipation des Klienten von seinem anfänglichen blinden Vertrauen und Gehorsam gegenüber dem Therapeuten kann man als ein wichtiges und erstrebenswertes Therapieziel(1) betrachten.

Es entspricht dem Prozess, den ein Dreijähriger in seiner Trotzphase(1) oder ein Jugendlicher in seiner pubertären Auflehnung durchläuft. Voraussetzung dafür ist, dass der Vater bzw. die Mutter (in der Familie) und der Therapeut (in der Therapie) in sich selbst ein stabiles Selbstwertgefühl besitzt und eine feste Bindung zum Kind bzw. zum Klienten aufgebaut hat und daran festhält. Wenn sie trotz der inneren Kränkung vom Podest herabsteigen und respektvoll dem Kind bzw. dem Klienten in Augenhöhe begegnen, verhelfen sie diesem, sich von ihnen zu lösen und auf eigenen Füßen zu stehen. Damit nähern sich beide der Ich-Du-Beziehung an (▶ S. 52).

Aus meiner Ausbildung

Ich bin weitgehend vaterfern aufgewachsen. Mein Vater war die meiste Zeit beruflich unterwegs. Jim Simkin(1), mein Lehrer in Gestalttherapie, war für mich wie ein Ersatzvater. Er hat mich von Anfang an persönlich geschätzt. Aufgrund seiner Wertschätzung bin ich zu ihm in die Lehre gegangen. Diese Ausbildung bestand aus drei Teilen. Ich bin jedes Jahr für vier Wochen zu ihm in die USA geflogen. Im ersten Jahr habe ich die Zeit voll genossen. Im zweiten Jahr wurde ich widerspenstig und habe ihn kritisiert und mich heftig mit ihm auseinandersetzt. Da sagte er mir, ich solle eine Pause machen und das nächste Jahr nicht kommen. Ich war wütend und bin daraufhin zwei Jahre weggeblieben. In dieser Zeit ging ich zu anderen Ausbildern. Als ich schließlich zum letzten Ausbildungsjahr zu ihm zurückkehrte, waren wir ausgesöhnt. Ich fühlte mich erwachsener und souveräner. Wir standen uns auf Augenhöhe gegenüber. Besonders habe ich geschätzt, dass er mir beim Abschied sagte: »Du arbeitest ganz anders als ich – und das ist O. K.!«

Jim Simkin war ein außerordentlich scharfsinniger, aber gleichzeitig humorvoller(1) Therapeut. Abbildung 1 zeigt die Karikatur von Liv Estrup, einer seiner Schülerinnen, die bei ihm in Lehrtherapie war. Sie schildert darin eine Therapiesitzung (Resnick et al. 1984, S. 59).

Abb. 1

TEIL 2

Lass uns starten: Einiges zum äußeren und inneren Arrangement einer Therapie

Nachdem ich Dir im ersten Teil ziemlich persönlich auf den Zahn gefühlt habe, weshalb Du Therapeut bist oder werden willst, möchte ich in den folgenden Kapiteln auf einige Gesichtspunkte hinweisen, die auf den ersten Blick eher äußerlich erscheinen, jedoch nicht ganz unwichtig sind. Wir werden uns langsam von den äußeren zu den inneren Bedingungen einer Therapie bewegen.

Mach es Dir gemütlich: Von Einrichtungen(1) und Hilfsmitteln(1)

Wenn Du nach Deiner Ausbildung beschließt, endlich Deine eigene Praxis(1) (oder zumindest Deinen eigenen Therapieraum(1) in der Einrichtung, wo Du arbeitest) einzurichten, wirst Du Dir überlegen, in welcher Umgebung sich die Praxis befinden sollte, welches Schild Du an der Tür anbringen möchtest, wie groß der Therapieraum sein sollte, wie die Aussicht nach draußen sein sollte, wie der Boden beschaffen sein sollte, welche Bilder, welche Beleuchtung Du wo anbringen solltest, ob Du frische Blumen hinstellen solltest, wo Dein Klient bzw. Deine Klienten und Du sitzen sollten, welche Sitzmöbel Du Dir aussuchen solltest und so weiter.

In Therapie-Lehrbüchern findet man fast nichts über den Platz, an dem Therapien stattfinden. Es scheint, als sei dies nebensächlich. Vielleicht liegt es daran, dass die meisten Lehrbücher von Männern geschrieben werden. Meiner Meinung nach ist es jedoch eminent wichtig, wo Du arbeitest und wie Dein Therapieraum eingerichtet ist, damit Deine Klienten und Du Euch wohlfühlt.

Ich erinnere mich an das kahle Arztzimmer auf einer Station in dem psychiatrischen Krankenhaus, in dem ich als Assistenzarzt gearbeitet habe. Es war hoch und kahl, nur mit einem Schreibtisch, zwei Stühlen und einer Untersuchungsliege ausgestattet. Ich war zwar froh, dass ich kein Zimmer mit meiner Kollegin teilen musste, aber mich schaudert es heute noch, wenn ich mich an die Beklommenheit erinnere, als ich es zum ersten Mal betrat. Ich versuchte, es mir mit ein paar Bildern an der Wand und einer Zimmerpflanze gemütlicher zu machen. Aber es war eben ein funktional eingerichtetes Arztzimmer, nichts weiter. Wenn ich mit einem Patienten sprach, musste ich durch meine persönliche Zuwendung versuchen, das Gefühl der Kargheit zu kompensieren.

Heute lade ich meine Klienten in mein »Mußenzimmer« ein. Dieses Zimmer habe ich eingerichtet, nachdem unsere Kinder ausgezogen sind. Damals beschlossen meine Frau und ich, unsere Praxis aufzugeben und zu Hause weiterzuarbeiten. Ich suchte mir einen schönen blauen Teppich und gemütliche Ohrensessel für meine Klienten und mich aus. Meine Musikanlage mit alten Schallplatten steht darin, ebenso eine edle Kommode, in der meine CDs aufbewahrt sind (manchmal lege ich einem Klienten eine Schallplatte oder eine CD auf). In einem Schrank stehen die Bücher, auf die ich gelegentlich während der Therapiesitzungen zurückgreife (z. B. Bilder- und Märchenbücher), daneben ein Schreibtisch. Alle Möbel sind in heller Buche. Zwischen meinem Sessel und dem rechtwinklig dazu stehenden Doppelsessel für die Klienten befindet sich ein Glastisch, auf dem neben den essenziellen Taschentüchern Teekanne und Tassen stehen (im Sommer können die Klienten sich auch ein Glas Mineralwasser einschenken). Von ihrem Platz aus können sie hinausschauen auf die benachbarte Wiese, auf der sich die beiden Kühe, die Ziegen und die Hühner der Nachbarin vergnügen. Ihnen gegenüber steht ein neu bezogener alter Sessel, den ich für die gestalttherapeutische »Stuhlarbeit« nutze (▶ S. 9). In der Ecke steht ein gusseiserner Holzofen, der wie die Wolldecken im Winter für zusätzliche Wärme sorgt. An Bildern habe ich eine japanische Kalligrafie mit dem Schriftzeichen für »Stille«, eine Reproduktion der »Mandelblüten« von van Gogh, Fotos meines isländischen Lieblingsvulkans Snaefellsjökull und vom Labyrinth in der Kathedrale von Chartres sowie eine Kalligrafie von Thich Nhat Hanh mit der Aufschrift »Rechtes Lernen«. Überall liegen Bücher herum, mit denen ich mich gerade beschäftige.

Die Toilette befindet sich Tür an Tür neben dem Therapiezimmer. In einem Schrank im Flur habe ich weitere Hilfsmittel(2) wie Seile (die die Klienten bei einem Rollenspiel auf den Boden legen können, um sich von jemandem abzugrenzen), verschieden große Steine (ebenfalls für Rollenspiele) (▶ S. 51) und eine kleine Sandwanne mit Holzfiguren, mit denen wir Familienaufstellungen im Kleinen machen können. Das Telefon ist auf Anrufbeantworter umgestellt. Nichts und niemand stört uns.

So ausgerüstet kann ich es mir gemütlich machen und kann ganz entspannt Gespräche führen. Ich fühle mich zu Hause und kann mich mit meiner ganzen Aufmerksamkeit dem Klienten widmen.

Ich finde es auch wichtig, dass man für verschiedene therapeutische Angebote unterschiedliche Räumlichkeiten zur Verfügung hat. Lange Zeit habe ich meine Einzelsitzungen in meinem Gruppenraum(1) gemacht. Da ich große Gruppenräume liebe, saßen meine Einzelklienten und ich ziemlich mutterseelenallein in der Ecke des Gruppenraums. Heute kann ich mir den Luxus leisten, ein wunderschönes Gruppenzentrum für meine Wochenendseminare, meine Tai Chi-Gruppen und die Meditationsgruppe, die meine Frau und ich leiten, anzumieten.

Ich habe einmal gelesen, dass unsere Wohnräume unsere dritte Haut seien (unsere Haut ist die erste, unsere Kleidung die zweite und unsere Wohnräume sind die dritte Haut; Wansch 1989). Wie unsere Kleidung sollten die Räumlichkeiten, in denen wir uns aufhalten, zu uns und dem, was wir tun, passen. In der Therapie kreieren wir ja einen intimen Raum(1), in dem unsere Klienten und wir uns begegnen und auf ganz intime Themen im Leben des Klienten eingehen. Deshalb ist der reelle Raum(1), in dem dies alles stattfindet, von solch eminenter Bedeutung.

Nimm Dir also Zeit, einen Praxisraum(1) zu finden, in dem Du Dich wohlfühlst, und richte ihn liebevoll ein. Umgib Dich mit Dingen, die Du liebst. Gerne auch mit Antiquitäten, alten Spielzeugen oder Kuscheltieren. Gehe nicht mit dem allgemeinen Geschmack, der gerade en vogue ist. Sei individualistisch. Denn Du musst Dich wohlfühlen, wenn Du arbeitest. In einer Umgebung, in der Du Dich fremd oder unbehaglich fühlst, musst Du erst viel Energie aufbringen, um die unangenehme Atmosphäre um Dich auszublenden. Wie sollst Du gut arbeiten können, wenn Du Dich in Deiner »dritten Haut« unbehaglich fühlst? Das wäre ähnlich, wie in einem kratzigen Kleidungsstück (Deiner »zweiten Haut«) zu stecken! Wenn es Dir gut geht, wird es Deinen Klienten leichtfallen, sich ebenfalls zu entspannen und es sich gutgehen zu lassen.

Der Erstkontakt(1)

Für sich werben(1)

Es ist für einen Berufsanfänger(1) immer schrecklich aufregend, wie man zu seinen ersten Klienten kommt. Man meint zunächst, man brauche nur ein Türschild anzubringen mit seinen Sprechzeiten und seiner Telefonnummer und schon würden die Klienten hereinströmen. Dies ist natürlich nicht so, es sei denn, die Praxis befindet sich auf einer belebten Straße, man ist bekannt wie ein bunter Hund oder man hat gerade eine der neuesten Psychomethoden gelernt. Oder man hat nach entbehrungsreichen Jahren des Studiums und nach kostspieligen Ausbildungen endlich die Kassenzulassung(1) als Arzt oder Psychologe erworben. Das ist bei vielen Berufsanfängern leider nicht der Fall. Es gibt viele gute Therapeutinnen und Therapeuten, die aus anderen Berufen kommen und ihre Begabung für den psychotherapeutischen Beruf erst spät entdecken. Sie müssen neben einer therapeutischen Ausbildung auch noch die Heilpraktiker-Prüfung bestehen, damit sie in Deutschland legal Therapie ausüben dürfen.

Also muss man für sich werben! Den einen fällt es leicht, sich ins Internet zu setzen, Flyer zu verteilen, Freunde und Bekannte anzusprechen und an den Türen von Ärzten zu klopfen. Andere – und sie sind nicht die Schlechtesten – scheuen sich vor so viel narzisstischem Getue und hoffen, dass es sich mit der Zeit herumsprechen würde, dass es sie gibt. Letztendlich muss jeder auf seine Weise versuchen, sich als Therapeuten bekannt zu machen.