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Theresia von Jesu war eine Unbeschuhte Karmelitin, die noch in der heutigen Zeit weithin verehrt wird. Theresia ist aufgrund der Einfachheit und Praktikabilität ihrer Herangehensweise an das spirituelle Leben ein einflussreiches Vorbild besonders für Katholiken. Die Vielseitigkeit der Theresianischen Korrespondenz ist durch die Umstände von selbst gegeben. Als geistiges Haupt der jungen Ordensreform wird Theresia in allen auftauchenden wichtigen Angelegenheiten des Ordens von allen Seiten um ihren Rat gefragt, nicht nur von ihren geistlichen Töchtern bzw. den Oberinnen der neugegründeten Klöster, sondern auch von den Oberen des Männerordens. In den Wirken des Kampfes um die Erhaltung der Reform ist sie es vorzugsweise, die die anderen stützt und ermutigt; ist sie es, die mit dem König und dem Ordensgeneral und den Bischöfen verhandelt. So kommt es bisweilen vor, dass Theresia an ein und demselben Tag an den König Philipp II. schreibt, ihn um Hilfe bittend in Sachen der Stützung der Reform; dass sie an den General des Ordens schreibt, um das Verhalten ihrer geistlichen Söhne zu entschuldigen; dass sie an irgendeine adelige Persönlichkeit schreibt, um ihr zu danken für eine ihr erwiesene Wohltat; dass sie in einem anderen Briefe irgendeine Priorin zurechtweist ob eines nicht ganz korrekten Vorgehens. Nehmen wir dazu die zahlreichen Briefe, die ausschließlich über Angelegenheiten des geistlichen Lebens handeln, Richtlinien und Fingerzeige geben für größeren Fortschritt auf dem Wege der Vollkommenheit, oder Aufschluss geben über mystische Zustände und Vorgänge; rechnen wir dazu so viele Briefe, die an ihre Familienangehörigen gerichtet sind oder an gute Freunde, und in denen sie sich um deren alltäglichsten Angelegenheiten kümmert, so gestaltet sich aus all dem ein selten schönes Bild, das uns die Persönlichkeit dieser einzigartigen Frau in den schönsten Farben zeigt, das uns die Biegsamkeit ihres Geistes und die Anpassungsfähigkeit an alle Lebensformen, ihre hohe Intelligenz und ihre erstaunliche Willenskraft, die Anmut ihres liebenswürdigen Wesens wie ihre glühende Gottesliebe in gleicher Weise offenbart. Ungeachtet der Überfülle von Arbeit, die die heilige Reformatorin Jahr um Jahr zum Wohle der Erneuerung ihres Ordens zu leisten hat, verliert sie doch nie ihren angeborenen Frohsinn und ihren Opfermut, wie er sich in allen Zeilen ihrer Briefe ausprägt. Niemals lässt sie sich entmutigen, auch nicht in den schlimmsten Zeiten der Verfolgung, wo schon alles verloren zu sein scheint. Gerade in solchen Tagen finden sich oft in ihren Briefen eingestreut scharfsinnige Sentenzen, irgendein gelungener Scherz, ein geistreicher Einfall, manchmal eine boshafte Bemerkung, die nicht selten bei dem Empfänger des Briefes ein herzhaftes Lachen auslösen musste. Dies ist der zweite von zwei Bänden.
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Seitenzahl: 749
Veröffentlichungsjahr: 2025
Briefe
Teil 2
THERESIA VON JESU
Briefe Teil 2, Theresia von Jesu
Jazzybee Verlag Jürgen Beck
86450 Altenmünster, Loschberg 9
Deutschland
Übersetzt von P. Aloysius Alkofer Oh. Carm. Disc.
ISBN: 9783988682031
www.jazzybee-verlag.de
221. Brief — An Rochus de Huerta in Madrid. 1
230. Brief — An Doña Johanna Dantisko in Madrid. 18
240. Brief — An Pater Hieronymus Gracián. 38
250. Brief — An Pater Hieronymus Gracián in Madrid. 54
260. Brief — An Pater Hieronymus Gracián. 71
270. Brief — An Pater Hieronymus Gracián in Madrid. 83
280. Brief — An die Mutter Maria Baptista, Priorin in Valladolid. 103
290. Brief — An Rochus de Huerta in Madrid. 121
300. Brief — An Pater Hieronymus Gracián in Alcalá. 136
310. Brief — An Pater Hieronymus Gracián in Alcalá. 155
320. Brief — An Don Laurentius de Cepeda in la Serna bei Ávila. 175
330. Brief — An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla. 192
340. Brief — An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla. 211
350. Brief — An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla. 228
360. Brief — An Pater Hieronymus Gracián in Alcalá de Henares. 251
370. Brief — An Pater Hieronymus Gracián in Valladolid. 262
380. Brief — An Hieronymus Reinoso, Kanonikus in Palencia. 280
390. Brief — An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla. 296
400. Brief — An Pater Hieronymus Gracián in Salamanca. 314
410. Brief — An Doña Beatrix de Ovalle, ihre Nichte, in Ávila. 329
420. Brief — An den Kanonikus Montoya in Rom... 339
430. Brief — An die Schwester Eleonora von der Barmherzigkeit, Novizin in Soria 355
440. Brief — An die Mutter Anna von den Engeln, Priorin in Toledo. 375
Anhang. 380
1. Briefsammlung des Marquis de S. Juan de Piedras Albas. 380
2. Unterschobene Briefe. 387
Ávila, am 9. März 1578
Prüfungen der Karmelitinnen im Kloster der Menschwerdung.
Jesus sei allezeit mit Ihnen! Amen.
Morgen, Montag, wird es acht Tage, dass ich Ihnen durch einen Fuhrmann von hier einen Brief übersandt habe, worin ich Ihnen über die Heldentaten des Paters Provinzials Madaleno Nachricht gab. Zugleich übersandte ich Ihnen eine Abschrift der [königlichen] Verfügung und Kundgebung, die ihm zugestellt wurde. Ich habe bis jetzt noch nicht erfahren, ob Sie dies alles erhalten haben. Ich wünschte sehr, dass Sie mir darüber Nachricht geben würden, da ich deshalb sehr besorgt bin. Was nachher geschehen ist, erfahren Sie aus beiliegenden Billetten. Mit diesen Nonnen habe ich innigstes Mitleid. Mein Schmerz ist so groß, dass ich es nicht sagen kann. Gott muss sie innig lieben, da er ihnen so viele und so lang andauernde Leiden zuschickt.
Seit zehn Tagen weilen der Pater Provinzial und Pater Waldemar hier; und während dieser ganzen Zeit haben sie alles Mögliche aufgeboten, um die Nonnen durch Drohungen einzuschüchtern und Leute zu gewinnen, die ihnen nahelegen mussten, welche Strafen sie zu gewärtigen hätten, wenn sie ungehorsam wären und nicht so abstimmen würden, dass dadurch ihre frühere Wahl und die an das Königliche Ratskollegium eingesandte und von ihnen unterzeichnete Klageschrift hinfällig gemacht werde. Eben jetzt, da der Provinzial alles durchgesetzt hat, was er gewollt, beeilt er sich sehr, an den Hof zu kommen, um, wie man sagt, dem Königlichen Ratskollegium die von den Nonnen unterzeichnete Neuwahl vorzulegen. Ich bitte Sie um der Liebe willen, wenden Sie alles auf, damit die Wahrheit ans Licht kommt und man zur Einsicht gelangt, dass alles erzwungen ist! Es wäre das eine große Wohltat für diese armen Nonnen, damit die Mitglieder des Königlichen Ratskollegiums nicht die Ansicht bekommen, als beruhten die Berichte jener Patres auf Wahrheit, während doch alles nur Tyrannei gewesen ist. Zeigen Sie auch dem Herrn Padilla beiliegende Billette, wenn er Einsicht davon nehmen kann.
Pater Madaleno hat für ganz gewiss behauptet, er sei im Besitze eines königlichen Auftrages, um sich Ihrer Person zu bemächtigen, wenn er Sie in Ávila antreffe. Er sei schon zwei Meilen von Madrid entfernt gewesen, als man ihn zurückberufen und ihm diesen Auftrag erteilt habe. Auch besitze Pater Tostado, so behauptet er, volle Gewalt über die Beschuhten und Unbeschuhten, und er habe den Pater Johannes vom Kreuz nach Rom geschickt. Möge Gott, der alles vermag, diesen Pater aus seinen Händen befreien! Ihnen aber verleihe er seine heilige Gnade!
Heute ist der 9. März.
Ihre unwürdige Dienerin
Theresia von Jesu
Nochmals bitte ich Sie um der Liebe Gottes willen, sorgen Sie ja doch recht bald dafür, dass die Herren des Königlichen Ratskollegiums von dem gewaltsamen Vorgehen dieser Patres gegen die Nonnen Kenntnis erhalten! Das wird für diese Angelegenheit von großer Bedeutung sein. Ach, es findet sich niemand, dem die Leiden dieser Märtyrinnen zu Herzen gehen!
Schon drei Tage sind vorüber, seitdem dieser Brief geschrieben wurde, und noch immer quält dieser Provinzial die Nonnen.
Anschrift: An den hochherrlichen Herrn Rochus de Huerta, königlicher Oberforstmeister.
Ávila, am 11. März 1578
Verfolgung der Nonnen im Kloster der Menschwerdung. Not und Bedrängnisse einiger Klöster der Reform.
Jesus sei mit meinem Vater und befreie ihn von diesen Ägyptern!
Ich versichere Sie, dass mich das Verfahren dieser Beschuhten mit den armen Nonnen entsetzt. Ich habe sie zu bewegen gesucht, sich zu unterwerfen, da das Ärgernis schon einen hohen Grad erreicht hatte. Dies hielten viele andere, besonders die Dominikaner, in diesem Falle für das Beste. Es ist mir nämlich der Verdacht gekommen, dass diese Beschuhten einander unterstützen, um mit vereinten Kräften die Reform dieses Klosters hintanzuhalten; ich war wirklich schon müde, ihr arges Lärmen und Geschrei zu hören. Diese Nonnen hatten in der Tat schon lange zu leiden gehabt. Dennoch aber würden sie, wie ich glaube, nicht nachgegeben haben, wenn ich ihnen nicht den Rat übersandt hätte, sich zu unterwerfen mit dem Hinweis darauf, dass sie dadurch ihre gerechte Sache keineswegs schädigen würden.
Seitdem die unbeschuhten Väter nicht mehr hier sind, ist die Angelegenheit der Nonnen wenig gefördert worden. Ich habe auch in der Tat an Rochus und an Padilla geschrieben, dass es nicht nötig sei, diese Angelegenheit beim Königlichen Ratskollegium zu beschleunigen, wenn die Sache der Unbeschuhten keine gute Wendung nehmen und die Beschuhten Visitatoren bleiben sollten; denn in diesem Falle hielte ich es für töricht, mich als Priorin in das Kloster zu begeben, selbst wenn der Prozess für die Nonnen gut ausgehen würde; andererseits schien es mir wieder sehr unrecht, dieses Amt nicht anzutreten und die Nonnen im Stiche zu lassen, nachdem sie meinetwegen so vieles ausgestanden hatten. Immerhin werde ich mich, wie ich glaube, nicht weigern können, wenn auch nach meiner Ansicht die Angelegenheit keinen guten Ausgang nimmt, falls der Herr diesen Seelen nicht irgendwie zu Hilfe kommt. Ich habe großes Mitleid mit ihnen; denn sie sind sehr betrübt, wie Sie aus beiliegenden Zetteln ersehen können.
Senden Sie doch um der Liebe willen diese Zettel an Pater Germanus, damit er diese Nonnen Gott empfehle! Es ist ein Glück, dass dieser Pater wieder in Freiheit gesetzt wurde. Aber die Leiden des Paters Johannes vom Kreuz gehen mir sehr zu Herzen. Wenn sie nur nicht wieder eine neue Verleumdung gegen ihn erheben! Gott verfährt doch recht schrecklich mit seinen Freunden; allein er tut ihnen in Wahrheit nicht unrecht, weil er ebenso auch mit seinem Sohne verfahren ist.
Lesen doch Euere Paternität den beiliegenden Brief, den mir ein Edelmann von Ciudad-Rodrigo gebracht. Er kam zu keinem anderen Zweck, als um die Angelegenheit jener Nonne zu betreiben, von der er viel Lobenswertes berichtet. Wenn dies wirklich so ist, so wäre sie ein großer Gewinn für uns. Sie bringt vierhundert Dukaten mit und noch dazu eine bedeutende Ausstattung. Die Schwestern in Alba ersuchen mich, ihnen eine Nonne zu senden. Diese Postulantin wünscht in das Kloster Salamanca zu kommen; sie wird aber auch ins Kloster zu Alba eintreten, obwohl man sie in Salamanca notwendiger brauchen würde, da durch ihre Mitgift dem schlechten Zustand des Klosters abgeholfen werden könnte. Sie kann nur da eintreten, wohin Euere Paternität sie senden. Ich verspreche Ihnen, dass ich sie dazu bestimmen werde. Sie scheint mir für beide Häuser tauglich zu sein.
Ins hiesige Kloster zu Ávila wollen auch zwei Kandidatinnen aus Burgos eintreten, die, wie man sagt, sehr tugendhaft sein sollen; sie bringen fünfzehnhundert Dukaten mit. Diese Aussteuer wäre sehr notwendig für die Erweiterung des Klosters und für den Bau der Klostermauer. Käme noch eine Nonne mit solcher Aussteuer, so könnte man alles vollenden! Wollen Euere Paternität die Erlaubnis zur Aufnahme geben!
Sehen Sie doch auf den Lärm, den die Gesellschaft Jesu wegen der Schwester der Priorin von Veas in Szene setzt! Ich habe der Priorin von Malagón sagen lassen, sie möge sich erkundigen. Hier werden Sie sehen, was man sagt, und man muss noch viel mehr wissen. Überlegen darum Euere Paternität, was zu tun ist; denn ich versichere Sie, diese Naturanlage bleibt immer dieselbe. Wenn auch Anna von Jesu sie nur zwei oder dreimal gesehen hat, so muss man doch alles berichtet haben. Ich habe ihr so geantwortet, wie wenn ich schon alles gewusst hätte, was ich setzt weiß. Im Drange der Verhältnisse hat, wie ich sah, weder der Bruder noch die Schwester mit ihr geredet. Der Bruder ist nämlich ein Mitglied der Gesellschaft Jesu, und da ist es mir leicht erklärlich, dass alle zusammenhelfen.
Es fällt mir sehr schwer, dass ich schon so lange nicht mehr bei Eurer Paternität beichten kann. Denn hier finde ich das nicht, was ich in Toledo hatte; und das ist eine große Prüfung für mich. —
So weit schrieb ich gestern; heute erzählt man mir, mit welch großer Ungerechtigkeit die Beschuhten gegen die Nonnen des Klosters der Menschwerdung vorgehen; es ist dies wirklich zum Erbarmen. Einige Nonnen des Klosters zum heiligen Joseph sind, wie mir scheint, in Furcht, sie möchten in die Hände dieser Menschen fallen, und ich wundere mich nicht, dass sie dies befürchten; denn es ist Grund dazu vorhanden. Möge Gott ihnen zu Hilfe kommen und Euere Paternität erhalten! Es ist jetzt schon spät in der Nacht, und morgen früh wird der Bote abgehen.
Heute ist der 11. März.
Eurer Paternität unwürdige Dienerin
Theresia von Jesu
Ávila, in der Fastenzeit 1578
Nachrichten über ihre Gesundheit und über den Tod einer Dame aus der Familie dieses Verwandten.
Jhs
Die Gnade des Heiligen Geistes sei mit Ihnen!
Gott hat es gnädig gefügt, dass ich doch meinen rechten Arm nicht gebrochen habe, und so bin ich noch imstande, Ihnen diesen Brief zu schreiben. Jetzt geht es, Gott sei Dank, wieder besser, und ich kann die Fasten halten. Bei den Erquickungen, die Sie mir immer zusenden, wird sich’s leicht ertragen lassen. Unser Herr vergelte es Ihnen! Sie senden sie zwar nur mir, allein die Schwester Elisabeth vom heiligen Paulus trägt eine so innige Liebe zu mir, dass Sie ihr noch mehr Freude bereiten als mir. Es ist für mich ein großer Trost, in ihrer Umgebung zu sein, denn sie kommt mir vor wie ein Engel. Dass Sie und die dortigen Damen wohl sind, ist für mich ebenso sehr tröstlich; ich küsse ihnen vielmals die Hand und empfehle diese sowie auch Sie recht oft unserem Herrn.
Der Tod dieser Dame, von der Sie sprechen, hat mich recht tief geschmerzt. Kurz zuvor hatte ich dem Don Teutonio Glück gewünscht zu ihrer Vermählung; ich antwortete ihm nämlich auf einen seiner Briefe, da ich ihm sehr verpflichtet bin. Über diese Herrschaften kommen doch so schwere Prüfungen! Da zeigt es sich klar, dass sie [wahre] Diener Gottes sind; denn Leiden sind das kostbarste Geschenk, das Gott uns auf dieser Erde geben kann. Wenn dieses ohnehin so kurze Leben überhaupt zu etwas nütze ist, so ist es, damit wir uns dadurch das ewige Leben erwerben. Ich preise unseren Herrn, dass Sie nicht unbekümmert um dieses ewige Leben sind, und bitte Sie sowie die dortigen Damen, dass Sie immer in dieser Gesinnung verharren. Don Laurentius de Cepeda empfiehlt sich jenen und auch Ihnen vielmals.
Ihre unwürdige Dienerin
Theresia von Jesus
Ávila, im März 1578
Erhabenheit des Begriffes, den Pater Gracián über unsern Herrn hat.
Der Begriff, den Paulus von der Größe Josephs zu haben vorgibt, ist erhaben; aber trotzdem gibt es in den Werken, die man zu seiner Ehre vollbringt, eine größere oder geringere Vollkommenheit. Es hängt dies von der rechten Meinung ab, von der wir nicht immer einen genauen Begriff haben. Darum muss man bei diesen Gunstbezeigungen mit derselben Vorsicht zu Werke gehen wie überall und auf sich selber wenig vertrauen.
Wie wird doch mein Vater über diese meine Torheiten lachen! Er wird glauben, dass ich immer an Paulus denke. Da Sie jedoch bei Ihren anderen Sorgen meine Vorstellungen vergessen könnten, darum halte ich es für gut, sie hier zu wiederholen; wenigstens schadet es nichts.
Ávila, am 26. März 1578
Beileid beim Tode einer ihrer Verwandten und bei anderen Heimsuchungen.
Jhs
Die Huld des Heiligen Geistes sei allezeit mit Eurer Durchlauchtigsten Gnaden und verleihe Ihnen die notwendigen Kräfte zur Ertragung so großer Prüfungen!
Es war dies in der Tat ein harter Schlag, und der Schmerz, den Sie darüber empfinden, verursacht mir tiefes Herzeleid. Indessen bestärken mich die Gnaden, die Ihnen der Herr schon erwiesen hat, im Vertrauen, dass er nicht unterlassen wird, Sie inmitten dieser Trübsal zu trösten und Ihrem Gedächtnisse all die Leiden vorzuführen, die unser Herr und seine glorreiche Mutter in dieser heiligen Zeit erduldet haben. Würden wir, wie es billig ist, diese Leiden mitfühlen, so könnten wir alle Widerwärtigkeiten des Lebens leicht ertragen.
Ich wünsche recht sehr, da zu sein, wo es mir möglich wäre, Eurer Gnaden Gesellschaft zu leisten und Ihren Schmerz mittragen zu helfen, wenn ich auch hier großen Anteil daran nehme. Ich fand keinen anderen Trost, als dass ich den heiligen Joseph und unseren Herrn bat, Ihnen beizustehen. Auch haben wir nicht unterlassen, anderweitige Gebete für Euere Gnaden und jene heilige Seele zu verrichten, und ich hoffe zu unserem Herrn, dass er sie bereits zu seiner Anschauung zugelassen hat, da er sie aus dieser Welt nehmen wollte, ehe sie noch deren Eitelkeit besser kennenlernte. Geht doch alles so schnell vorüber, dass wir, wenn unsere Vernunft klar sehen und erkennen würde, unmöglich über jene trauern könnten, die dahingeschieden sind, um Gott zu schauen; wir müssten im Gegenteil uns freuen über das ihnen zuteil gewordene Glück.
Auch der Graf hat mein Bedauern im hohen Grade erregt, wenn ich das allein betrachte, was wir vor Augen haben. Allein die Gerichte Gottes sind erhaben, und seine Geheimnisse können wir nicht ergründen. Vielleicht ist es zu seinem ewigen Heile, dass er jetzt seiner Stellung beraubt ist. Nach meinem Dafürhalten wendet der Herr für alle Ihre Angelegenheiten besondere Sorgfalt auf; denn er ist ein sehr treuer Freund. Haben wir darum Vertrauen zu ihm, dass er das im Auge gehabt hat, was den Seelen ersprießlich ist; an allem anderen aber ist im Vergleich mit diesem wenig gelegen. Das ewige Heil und das ewige Weh ist es, was bei uns in die Waagschale fällt. Darum bitte ich Euere Gnaden um der Liebe unseres Herrn willen, nicht an das zu denken, was Ihnen Schmerz verursacht, sondern nur an das, was seiner Natur nach Ihnen Trost bereiten kann. Auf diese Weise gewinnt man viel, während man im Gegenteil verlieren würde. Auch könnten Sie Ihrer Gesundheit schaden, auf die zu achten Sie schon deshalb verpflichtet sind, weil für uns alle daran so viel gelegen ist. Gott schenke sie Ihnen viele Jahre lang, wie wir ihn alle darum bitten!
Die hiesigen Schwestern und die Mutter Priorin lassen Sie ehrerbietigst grüßen; ich entbiete meine Grüße der Doña Beatrix.
Heute ist Mittwoch in der Karwoche.
Ich habe Ihnen deshalb nicht früher geschrieben, weil ich mir dachte, Euere Gnaden würden [infolge Ihres Schmerzgefühls] keine Lust haben, Briefe zu lesen.
Eurer Durchlauchtigsten Gnaden unwürdige Dienerin und Untergebene
Theresia von Jesu
Anschrift: An die Durchlauchtigste Herrin Doña Maria de Mendoza, meine Gebieterin in Valladolid.
Ávila, am 28. März 1578
Einige Aufträge an diese Priorin und Verhaltungsmaßregeln in Bezug auf die Leitung des Klosters.
Jesus sei mit Ihnen, meine Tochter, und verleihe Ihnen und allen Ihren Töchtern so gute Osterfeiertage, wie ich ihn darum bitte!
Es war für mich ein großer Trost, zu erfahren, dass Sie alle gesund sind. Mein Befinden ist wie gewöhnlich; mit meinem Arm steht es sehr schlimm und mit meinem Kopfleiden ebenso; ich weiß selbst nicht, welches Offizium man betet. Dieser Zustand muss wohl für mich der beste sein.
Es wäre ein großer Trost für mich, so viel Gesundheit zu haben, um Ihnen einen langen Brief schreiben und Ihnen und allen Ihren Töchtern die Beweise meiner innigsten Liebe entgegenbringen zu können. Grüßen Sie mir alle aufs Beste, besonders die Schwester [Elisabeth] vom heiligen Franziskus, deren Briefe uns sehr große Freude bereiteten. Glauben Sie es mir, die Zeit, während der sie Priorin war, hat sie ermutigt, sich öffentlich zu zeigen. Oh mein Jesus, welch eine Vereinsamung ist es für mich, so weit von Ihnen entfernt zu sein! Möge uns Gott alle in jener Ewigkeit vereinigen! Dieser Gedanke tröstet mich, wenn ich sehe, dass alles hienieden sobald zu Ende geht.
Ihre Bemerkung betreffs der Fehler, die Sie an den Schwestern des Paters Bartholomäus gewahren, finde ich für sehr gut. Könnte man auch mit ihrer Aussteuer das Haus vollständig bezahlen, so blieben sie doch für das Kloster eine unerträgliche Last. Wenn es ihnen an Verstand fehlt, so nehmen Sie dieselben für keinen Fall auf! Es wäre dies ein Verstoß gegen die Satzungen, und dieses Übel ist unheilbar. Die andere Kandidatin, von der Sie sprechen, ist noch zu jung, da sie erst dreizehn Jahre alt ist; in diesem Alter sind die Mädchen allzu sehr veränderlich. Sehen Sie selbst, was zu tun ist! Seien Sie überzeugt, dass ich in allem nur das Wohl des Klosters im Auge habe.
Damit ich es nicht vergesse, will ich hier bemerken, dass es mir nicht lieb ist, wenn die Schwestern aufzeichnen, was sie im Gebete erfahren. Es führt das zu vielen Missständen, über die ich mit Ihnen sprechen möchte. Seien Sie überzeugt, wenn dies auch nichts anderes wäre als Zeitverlust, so würde es schon genügen; allein die Seele wird dadurch auch in der Freiheit des Geistes gehemmt. Es können dabei vielerlei Vorspiegelungen zutage treten. Wenn ich mich daran erinnere, werde ich mit unserem Vater darüber sprechen; sollte ich es aber vergessen, so reden Sie mit ihm! Sind es Dinge von Bedeutung, die man im Gebete erfährt, so vergisst man sie niemals; vergisst man sie aber doch, so ist es nicht mehr notwendig, davon zu sprechen. Wenn die Schwestern unseren Vater sehen, so wird es genügen, ihm das zu sagen, woran sie sich erinnern. Sie wandeln, soweit ich es erkenne, auf sicherem Wege; und wenn ihnen etwas nachteilig sein kann, so ist der Grund der, weil sie zu viel Gewicht auf das legen, was sie im Gebete schauen oder vernehmen. Haben die Schwestern nur Gewissensskrupel, so können sie diese Eurer Ehrwürden eröffnen; denn ich halte Sie für eine Oberin, der Gott die notwendige Erleuchtung zur Leitung der Nonnen geben wird, vorausgesetzt, dass sie Vertrauen zu Ihnen haben. Ich kenne die Nachteile, die das Nachsinnen über das, was man aufschreiben will, mit sich bringt, und weiß, was der Teufel alles vorspiegeln kann. Darum bin ich so entschieden dagegen. Kommt etwas sehr Wichtiges vor, so können Euere Ehrwürden selbst es aufschreiben, ohne dass die Schwestern es erfahren. Hätte ich auf die Mitteilungen der Schwester Elisabeth vom heiligen Hieronymus etwas gegeben, so wäre ich mit ihr niemals fertig geworden. Wenn mir auch einiges von dem, was sie mir mitteilte, gewiss erschien, so ging ich doch nicht weiter darauf ein. Glauben Sie es mir, das Beste ist, den Herrn zu lobpreisen für das, was er gibt, und demütig zu sein, wenn er seine Gunstbezeigungen zurückzieht; dann wird die Seele gewiss daraus Nutzen ziehen.
Was Sie mir von der Schwester vom heiligen Elias berichten, ist gut; da ich aber nicht so gelehrt bin wie sie, so weiß ich nicht, was diese Assyrier bedeuten, von denen sie spricht. Empfehlen Sie mich ihr vielmals, denn ich habe sie sehr gern; ebenso der Beatrix und ihrer Mutter. Ich habe eine große Freude, wenn Sie mir von dieser erzählen und von allen Schwestern Gutes berichten. Gott verzeihe diesen Brüdern, die uns solche Leiden bereiten!
Es ist nicht notwendig, dass Sie in Sevilla alles glauben, was man über unsere Angelegenheiten sagt; denn hier gibt man uns bessere Hoffnungen. Wir freuen uns dessen, wenn auch im Dunkel, wie die Mutter Elisabeth vom heiligen Franziskus sagt.
Nebst den Schmerzen meines Armes habe ich seit einigen Tagen wieder bedeutendes Herzleiden. Senden Sie mir etwas Orangenblütenwasser, aber sorgen Sie dafür, dass das Gefäß, in dem Sie es schicken, auf dem Wege nicht zerbricht. Weil ich dies befürchtete, habe ich nicht schon früher darum gebeten. Das Engelwasser war so kostbar, dass ich Bedenken trug, es für mich zu benützen; ich verwendete es deshalb für die Kirche, und hier hat es zur Verherrlichung des Festes des glorreichen heiligen Joseph gedient.
Wollen Sie, bitte, dem Prior de las Cuevas meine herzlichsten Grüße entrichten; denn ich trage eine große Liebe zu diesem heiligen Mann. Grüßen Sie mir ebenso den Pater García Alvarez und meine Gabriela, [sicher hat auch unsere Mutter einen Grund, sie »ihre« Gabriela zu nennen]. Da könnte fast Eifersucht entstehen, wenn unsere Liebe nicht derart wäre, dass wir sie im Herrn liebten, und wenn wir nicht wüssten, dass alle Liebe die wir Eurer Ehrwürden und Ihren Töchtern erzeigen, gut angewendet ist. Aber wo denkt denn die Mutter Elisabeth vom heiligen Franziskus hin, wenn sie sich Mühe gibt, uns darüber aufzuklären? Wäre diese auch zu keinem anderen Zwecke nach Sevilla gekommen, als um Euere Ehrwürden und alle dortigen Schwestern bis in die Wolken zu erheben, so hätte sie ihre Aufgabe vollkommen gelöst. Übrigens werden Sie, meine Mutter, wo Sie sich auch immer befinden, durch Ihre eigene Tugend gelobt. Gepriesen sei der Herr, der Ihnen so viele Fähigkeiten und dazu die Gnade verliehen hat, sie gut anzuwenden!
Ich empfehle mich dem Gebet der Mutter Elisabeth vom heiligen Franziskus — mehr vermag ich nicht — sowie dem Gebete aller anderen Nonnen, insbesondere der Schwester vom heiligen Hieronymus. Theresia empfiehlt sich dem Gebete Eurer Ehrwürden. Der Herr Laurentius de Cepeda befindet sich wohl. Gebe Gott, dass Sie, meine Mutter, diesen Brief lesen können! Denn der Schreibapparat ist schlecht, und überdies hatte ich große Eile. Welche Mühe werden Sie dabei haben!
Heute ist Karfreitag.
Senden Sie mir von dem Orangenblütenwasser vorerst nur ganz wenig; ich will erst sehen, wie es ankommt.
Eurer Ehrwürden
Theresia von Jesu
»Das Folgende schreibt die Sekretärin Elisabeth vom heiligen Paulus, Ihre und des ganzen Klosters Dienerin. Eben erinnere ich mich, meine Mutter, gehört zu haben, dass Sie in Sevilla sehr große und schöne Bilder auf Papier haben, die Julian de Ávila sehr lobte. Unsere Mutter sagt mir, ich sollte Euere Ehrwürden um ein Bild des heiligen Paulus bitten. Senden Sie mir also ein recht hübsches und verzeihen Sie mir diese Freiheit! Dieses Bild soll aber derart sein, dass sein Anblick mir Freude macht.«
Ávila, am 15. April 1578
Mittel und Wege zur Errichtung einer eigenen Provinz der Unbeschuhten.
Jesus sei mit Eurer Paternität, mein Vater!
Nach der Abreise des Paters Prior von Mancera habe ich mit Magister Daza und mit Doktor Rueda über die Errichtung einer eigenen Provinz gesprochen. Ich möchte eben nicht, dass Euere Paternität etwas unternehmen, wovon man sagen könnte, es wäre verfehlt. Dies würde mich, selbst wenn es einen guten Ausgang nähme, mehr schmerzen als alles andere, was in Bezug auf unsere Angelegenheit ohne Schuld von unserer Seite übel ausfallen würde. Es scheint Ihre Aufgabe sehr schwierig zu sein, wenn sich in der Eurer Paternität ausgestellten Vollmacht nicht eine besondere Klausel befindet, die Ihnen gestattet, sie vollführen zu können. Insbesondere ist Doktor Rueda dieser Ansicht, und seinem Gutachten schließe ich mich ganz und gar an; denn ich sehe, dass er in allem das Rechte getroffen hat, und zudem ist er ein Mann von großer Gelehrsamkeit. Weil es sich hier um Übertragung einer Jurisdiktion handelt, so ist nach seiner Ansicht die Wahl eines Provinzials eine schwierige Sache. Gesetzt, der General oder der Papst würden dazu nicht die Erlaubnis geben, so könnten Sie keine Wahl vornehmen, da die Stimmen der Wählenden nicht gültig wären. Da dürften sich die Beschuhten, wie er sagt, nur an den Papst wenden und lautes Geschrei erheben, dass man sich dem Gehorsam entziehe und Obere wähle, ohne dazu ein Recht zu haben; dies würde einen üblen Eindruck machen. Nach seiner Ansicht wäre es viel schwieriger, vom Papste die Bestätigung einer solchen Wahl zu erlangen als die Erlaubnis zur Errichtung einer gesonderten Provinz. Diese Erlaubnis würde der Papst gern erteilen, wenn der König in dieser Angelegenheit nur einen einfachen Brief schreiben würde. Es ginge dies ganz leicht, wenn man dem Papste nahelegen würde, wie die Beschuhten ihre unbeschuhten Brüder behandeln. Der König würde uns vielleicht gerne diesen Dienst erweisen, wenn man an ihn das Ansuchen stellte. Damit hätte auch die Reform selbst viel gewonnen; denn dann würden die Beschuhten mehr Rücksicht auf uns nehmen und ihren Plan, die Reform gänzlich zu vernichten, endlich einmal aufgeben.
Vielleicht wird es gut sein, wenn Euere Paternität mit dem Pater Magister Chaves sich besprechen und ihm den Brief lesen lassen würden, den ich Ihnen durch den Pater Prior gesandt habe. Denn er ist ein sehr kluger Mann; und wenn er seinen Einfluss beim König benützt, so könnte er vielleicht in unserer Angelegenheit etwas erreichen. Diese Briefe des Königs könnten dann unsere Patres, die bestimmt sind, nach Rom zu reisen, mitnehmen. Würde dies aber auch nicht geschehen, so möchte ich doch auf keinen Fall, dass diese Reise unterbliebe, da es nach der Meinung des Doktors Rueda der sicherste Weg und das einfachste Mittel ist, sich direkt an den Papst oder an den General zu wenden. Ich versichere Sie, dass diese Angelegenheit schon in Ordnung wäre, wenn wir sie im Verein mit dem Pater Padilla beim König betrieben hätten. Auch Euere Paternität könnten selbst mit dem König und mit dem Erzbischof sich darüber besprechen. Denn wenn der Provinzial nach seiner Erwählung vom König bestätigt werden und dieser ihm seine Huld zuwenden soll, so ist es besser, wenn man sich schon jetzt darum bewirbt. Dieser Schritt kann nicht umsonst sein; dann könnten wir uns wenigstens die Schande und die Demütigung ersparen, die uns treffen würde, wenn die Wahl des Provinzials vollzogen und nicht bestätigt würde. Es wäre immer eine Schande für uns, wenn man etwas unternähme, wozu man nicht ermächtigt war und was man nicht überlegt hätte; Euere Paternität würden dadurch viel an Ansehen verlieren.
Nach der Ansicht des Doktors Rueda würde man auch weniger dagegen einzuwenden haben, wenn der Visitator aus dem Dominikanerorden oder ein anderer die Wahl leitete, als wenn die Unbeschuhten für sich allein ihre Oberen wählten. Denn in Sachen der Jurisdiktion ist es, wie ich schon erwähnt habe, von großer Bedeutung und Wichtigkeit, dass das leitende Oberhaupt von der gesetzlichen Autorität bevollmächtig ist. Wenn ich daran denke, dass man Eurer Paternität in dieser Angelegenheit mit Grund einen Fehler vorwerfen könnte, so verliere ich den Mut; würde man Sie aber ohne Grund anschuldigen, dann würde mein Mut nur um so mehr gestärkt werden. Ich habe die Stunde nicht erwarten können, Ihnen dies alles zu schreiben, damit Sie es wohl überlegen.
Wissen Sie, was mir in den Sinn gekommen ist? Ich habe mir gedacht, unser Pater General könnte sich vielleicht meiner Briefe, die übrigens voll Ehrfurcht abgefasst waren, zu unseren Ungunsten bedienen, und man habe sie den Kardinälen gezeigt. Und da habe ich mir vorgenommen, nichts mehr zu schreiben, bis diese Angelegenheiten geschlichtet sind. Aber es dürfte sich empfehlen, dem Nuntius gelegentlich irgendein Geschenk anzubieten. Ich sehe voraus, dass Sie, mein Vater, da Sie sich in Madrid befinden, an einem Tage vieles erreichen werden. Wenn Sie dort mit diesen und jenen sich besprechen, vorzüglich mit Ihren Bekannten im Palaste, und wenn auch Pater Antonius die Herzogin von der Sache unterrichtet, so könnte man dadurch viel gewinnen und vom König die Verwirklichung unserer Wünsche erreichen; denn er will die Erhaltung der Klöster der Reform. Aus Pater Mariano, der öfter Gelegenheit hat, mit dem König zu sprechen, könnte ihn von unserer Lage unterrichten, ihn um seine Huld bitten und ihm vor Augen stellen, wie lange der kleine Heilige, Pater Johannes vom Kreuz, schon im Gefängnisse schmachtet. Der König schenkt ja allen Gehört, und ich sehe nicht ein, warum ihm dies nicht besonders Mariano sagen und ihn um die gewünschte Gnade bitten sollte.
Aber wie gesprächig bin ich wieder und welch ungereimtes Zeug schreibe ich Eurer Paternität! Und das ertragen Sie alles an mir. Ich versichere Sie, ich härme mich ganz ab, dass mir die Freiheit fehlt, das selbst auszuführen, was ich anderen zu tun anrate. Da jetzt der König eine so weite Reise antritt, so wünschte ich, dass noch etwas zum Abschluss gebracht würde. Gott wolle dies verwirklichen, da er es kann!
Mit großer Sehnsucht erwarten wir diese Damen. Die hiesigen Nonnen sind fest entschlossen, Ihre Schwester nicht fortzulassen, sondern ihr hier das Ordenskleid zu geben. Euere Paternität sind ihnen zu großem Danke verpflichtet. Ich rechne ihnen dies hoch an. Es sind ihrer nämlich schon ziemlich viele, und sie leiden auch etwas Mangel; allein um des Wunsches willen, eine Ihrer Schwestern im Kloster zu haben, überwinden sie jedes Hindernis. Und was sagt und tut nicht alles die kleine Theresia! Auch ich würde mich über den Eintritt Ihrer Schwester ins hiesige Kloster freuen; denn da, wo sie hingeht, werde ich mich nicht so an ihr erfreuen können wie hier, und vielleicht werde ich sie nie mehr wiedersehen, da der Ort weit entlegen ist. Übrigens hängt diese Frage von mir ab, und ich werde die Nonnen von der Ausführung ihres Entschlusses abhalten; denn Ihre Schwester ist schon in Valladolid aufgenommen und wird sich dort ganz wohl fühlen. Es würde dies die dortigen Schwestern und besonders Casilda sehr verdrießen, wenn sie nicht dorthin ginge. Die Juliana gedenke ich hier zu behalten, wenn ich auch den Schwestern noch nichts davon sage; ich will sie nicht nach Sevilla schicken, da dies der Doña Johanna zu schwerfallen würde. Vielleicht würde es auch dieses Kind, wenn es einmal älter geworden, selbst schmerzlich empfinden. Oh wie bekümmert bin ich doch um Ihre andere Schwester, die sich im Dameninstitut befindet! Weil sie es nicht einsieht, kann ihr auch nicht geholfen werden. Bei uns würde sie gewiss viel ruhiger und vergnügter sein als da, wo sie ist.
Mein Bruder Laurentius, der Ihnen diesen Brief überbringt, begibt sich an den Hof und von da, wie ich glaube, nach Sevilla. Wollen Euere Paternität ihm doch die Erlaubnis geben, dass er das Kloster betrete, um da einen Kochherd in Augenschein zu nehmen, den die Priorin anfertigen ließ! Die Nonnen erzählen Wunderbares von diesem Herde; und wenn ihn mein Bruder nicht sieht, so können wir hier keinen solchen aufstellen lassen. Ist dieser Herd wirklich so, wie man ihn schildert, dann wäre er für alle Brüder und Nonnenklöster ein kostbarer Schatz. Ich schreibe der Mutter Priorin, sie möge meinen Bruder zu dem besagten Zwecke eintreten lassen. Wenn Euere Paternität dies nicht für einen genügenden Grund halten, so geben Sie mir, bitte, Nachricht; denn mein Bruder wird sich einige Zeit in Madrid aufhalten. Wüssten Sie, was man über diesen Herd schreibt, so würden Sie sich nicht wundern, dass man hier auch einen solchen zu haben wünscht. Man behauptet, er sei sogar vorzüglicher als die kleine Schmiede des Soto; mehr könnte man wohl nicht sagen.
Weil auch die Priorin, wie ich glaube, Ihnen schreiben wird, so füge ich nichts weiter bei, als dass Gott Euere Paternität behüten möge. Die Priorin von Alba ist sehr krank. Empfehlen Sie diese Gott! Mag man auch dieses oder jenes an ihr auszusetzen haben, man würde doch viel an ihr verlieren; denn sie ist sehr gehorsam; und wo dies der Fall ist, da bessert man auch alles, wenn man darauf aufmerksam gemacht wird. Was haben doch die Nonnen von Malagón dadurch auszustehen, dass ihre Mutter Brianda nicht mehr bei ihnen ist! Indessen habe ich doch lachen müssen über ihren Wunsch, wieder nach Malagón zurückzukehren.
Doña Luise de la Cerda hat ihre jüngste Tochter durch den Tod verloren. Die Leiden, die Gott dieser Dame sendet, gehen mir sehr tief zu Herzen. Es bleibt ihr jetzt nur mehr die eine Tochter, die Witwe ist. Ich halte es für billig, dass Euere Paternität ihr schreiben und sie trösten, da wir ihr sehr viel verdanken.
Überlegen Sie es, ob nicht Ihre Schwester doch hier bleiben soll! Wenn Sie es für besser halten und die Doña Johanna sie gerne mehr in ihrer Nähe haben möchte, so will ich kein Hindernis in den Weg legen. Da sie jedoch schon entschlossen ist, nach Valladolid zu gehen, so fürchte ich, es möchte später eine Versuchung über sie kommen, wenn sie von den Annehmlichkeiten des dortigen Klosters erzählen hört, die hier nicht zu finden sind, sei es auch nur des Gartens wegen, im Vergleich zu dem der hiesige ein elender Boden zu nennen ist. Gott erhalte Sie, mein Vater, und mache Sie so heilig, wie ich ihn darum bitte! Amen, Amen. Mit meinem Arm beginnt es besser zu werden.
Heute ist der 15. April.
Eurer Paternität unwürdige Dienerin und Tochter
Theresia von Jesu
Doña Guiomar ist hier und befindet sich besser; sie hat großes Verlangen, Euere Paternität zu sehen. Sie und alle Nonnen beklagen ihren geliebten Pater Johannes vom Kreuz. Es war dies ein schwerer Schlag. Im Kloster der Menschwerdung geht allmählich alles wieder den gewohnten Gang.
Ávila, am 17. April 1578
Uneinigkeiten und Bedenken der Nonnen des Klosters zu Malagón.
Jesus sei mit Ihnen, mein Vater!
Es wäre mein innigster Wunsch, Ihnen recht ausführlich schreiben zu können; allein ich versichere Sie, mein Kopfleiden nötigt mich zur Kürze. Durch Ihren Brief haben Sie mir eine große Freude bereitet.
Was die Angelegenheit Ihrer Schwester betrifft, die meine Tochter geworden ist, so freue ich mich, dass ihr ebenso wenig wie Ihnen eine Schuld zufällt. Ich weiß nicht, was dieser Wirrwarr bedeutet, noch auch, worauf die Mutter Vorsteherin sich stützt. Die Mutter Priorin, Brianda vom heiligen Joseph, hat mir darüber geschrieben, und ich habe ihr geantwortet. Nach meiner Ansicht soll man in der Weise vorgehen, wie sie schreibt, wenn Sie es für gut halten; wenn nicht, so mag geschehen, was Sie befehlen; denn ich will in dieser Angelegenheit kein Wort mehr verlieren.
Betreffs der Schwester Marianna wünsche ich, dass sie, sobald ihre Zeit kommt, Profess ablegt. Wenn sie nur die Psalmen lesen kann und auf das übrige aufmerkt, dann reicht es nach meiner Überzeugung aus; wir haben schon mehrere solche Schwestern zur Profess zugelassen, und zwar nach dem Gutachten gelehrter Männer. Wenn Sie auch diese Ansicht haben, so werde ich in diesem Sinne der Mutter Vorsteherin schreiben; wenn nicht, dann füge ich mich in das, was Sie bestimmen werden.
Der Schwester Johanna Baptista und der Beatrix bitte ich meine Empfehlungen zu übermitteln. Warum wenden sich denn diese, da doch Sie bei ihnen sind, in ihren Seelenangelegenheiten an die Mutter Vorsteherin, wenn sie bei ihr, wie es scheint, keinen Trost finden? Sie sollten doch einmal mit ihren Klagen ein Ende machen! Denn diese Vorsteherin wird sie gewiss nicht bis zum Sterben plagen und auch das Kloster nicht in Unordnung bringen; sie gibt auch den Schwestern, was sie notwendig haben, und ist überaus liebevoll. Ich habe die Klagen dieser Schwestern gar wohl begriffen, allein es lässt sich nichts machen, bis der Pater Visitator dorthin kommt.
Oh mein Vater, was ist es doch für ein Kreuz für mich, wenn ich die Nonnen dieses Klosters so unbeständig sehe! Wie vieles schien ihnen unerträglich an derselben Person, die sie jetzt anbeten! Bei ihnen ist die Vollkommenheit des Gehorsams mit großer Eigenliebe vermischt; darum straft sie Gott gerade in dem, wodurch sie fehlen. Möge Seine Majestät uns in allem vervollkommnen! Diese Nonnen stehen noch immer auf den Anfangsstufen der Tugend; ich würde mich nicht wundern, wenn sie nicht unter Ihrer Leitung stünden. Unser Herr erhalte Sie mir! Unterlassen Sie nicht, mir zu schreiben; denn Ihre Briefe gereichen mir zum Troste, der mir sonst im geringen Maße zuteil wird.
[Heute ist] der 17. April.
Ich hatte mir vorgenommen, an die Schwester Marianna zu schreiben; allein ich vermag es nicht, da mein Kopf jetzt so angestrengt ist. Wollen Sie ihr sagen, dass wir mit ihrer Unbeholfenheit im Lesen Nachsicht haben, wenn sie handelt, wie sie schreibt. Ihr Brief hat mich sehr gefreut, und als Antwort sende ich ihr die Erlaubnis zur Ablegung der Profess. Kann sie auch ihre Gelübde nicht in die Hände unseres Vaters ablegen, der vielleicht länger ausbleibt, so soll man doch nicht zuwarten, vorausgesetzt, dass Sie es für gut erachten. Ihre Hände sind wohl würdig, ihr den Schleier zu reichen. In dieser Beziehung braucht sie keine Sorge zu haben; denn im Grunde genommen legt sie ihre Gelübde ja doch in die Hände Gottes ab.
Ihre unwürdige Dienerin und Tochter
Theresia von Jesu
Ávila, am 17. April 1578
Ermahnung zur Vorsicht auf seinen Reisen, damit ihn nicht die beschuhten Väter gefänglich einziehen. Reise seiner Mutter und Schwester nach Valladolid.
Jesus sei mit Eurer Paternität, mein Vater!
Oh wie übel haben Sie doch gehandelt, dass Sie mir einen so kurzen Brief sandten, nachdem Sie doch einen so verlässigen Boten wie Johann hatten! Ich habe mich wirklich gefreut, ihn zu sehen und von ihm ausführliche Nachrichten über Euere Paternität zu vernehmen. In dem Briefe, den Ihnen Pater Prior von Mancera überbrachte, hatte ich schon einige Punkte, worüber Sie meine Meinung zu hören verlangten, beantwortet. Sie haben mir in der Tat eine Abtötung auferlegt, wenn Sie so viel auf mich halten. Übrigens wird das, was Euere Paternität für gut finden, sicherlich auch das Richtige sein.
Seitdem ich sehe, dass der Teufel alles Gute ins Böse verkehrt, bin ich sehr in Furcht; ich wünschte, man möchte doch, bis einmal die Stunde für diese Väter vorüber ist, keinem eine Veranlassung geben, ferner etwas wider uns zu reden oder zu unternehmen. Denn es gelingt ihnen, wie ich schon öfters gesagt habe, alles so, dass ich mich nicht über das wundern werde, was sie vollbringen. Sie meinen nicht gegen den Willen Gottes zu handeln, weil sie die Oberen auf ihrer Seite haben; um den König kümmern sie sich nicht, weil sie sehen, dass er zu ihrer ganzen Handlungsweise schweigt. Wenn sie sich etwa erdreisten sollten, etwas gegen Euere Paternität zu unternehmen, so gerieten wir dadurch in eine sehr schlimme Lage; denn abgesehen von dem tiefen Schmerz und der großen Betrübnis, womit ein solches Ereignis uns alle erfüllte, würden wir alle Kraft und allen Mut verlieren. Möge Gott uns retten! Und er wird uns auch, wie ich hoffe, retten; aber er will, dass wir auch selbst uns helfen. Diese und andere Gründe, die ich Eurer Paternität schon mitgeteilt habe, nötigen mich, von der Bitte, Sie möchten hierherkommen, abzustehen, so sehr ich auch darnach Verlangen trage.
Die Priorin von Alba ist sehr krank; deshalb wäre es notwendiger, dass Euere Paternität sich dorthin begaben. Allein ich wünschte, dass Sie diese Reise mit mehr Ruhe zurücklegen könnten, als es jetzt möglich ist, sowie auch, dass Sie sich nicht von Madrid entfernen, bis die Verhältnisse mehr geordnet sind und dieser Peralta abgereist ist. Aus dem Umstand, dass der König den Pater Mariano zu sich beschieden hat, entnehme ich, was die Beschuhten getan haben, wie sie auch in der Tat in Madrid sich weniger erlauben als hier. Anderseits tut es mir weh, dass Sie Ihrer Mutter, und zwar einer solchen Mutter, die Freude des Wiedersehens nicht bereiten können. Ich weiß darum nichts anderes zu sagen, als dass man in dieser Welt gar nicht mehr leben kann.
Euere Paternität fragen, ob es nicht besser sei, einen anderen Weg zu nehmen, weil jener über Ávila allzu weit sei. Darauf antworte ich, dass ich große Sehnsucht habe, diese Damen zu sehen; allein wenn Sie diese begleiten wollen, würden Sie viel unbemerkter auf dem anderen Wege reisen, weil es dort keine Klöster jener guten beschuhten Väter gibt. Ich meine indessen nicht, dass Sie dies wirklich tun sollen; denn es würde mir schwerfallen, wenn Sie mich wegen eines Umweges von acht Meilen der Freude des Wiedersehens beraubten. Sie könnten dabei einige Tage hier ausruhen und zugleich auch den Schwestern den Trost, Sie zu sehen, bereiten, wonach sich alle sehnen. Ich habe Ihnen dies übrigens schon in dem Briefe geschrieben, den mein Bruder mitbringt, der heute nach Madrid abgereist ist.
Sie sagen drittens, Doña Johanna wolle selbst ihre Tochter bis nach Valladolid begleiten. Es ist mir sehr leid, dass die gnädige Frau gerade jetzt auf die Gefahr ihrer Gesundheit hin, an der so viel gelegen ist, einen Weg von achtzig Meilen zu machen entschlossen ist, da sie dies ja doch so leicht unterlassen kann. Ich habe selbst diesen Weg gemacht, begleitet von Doña Maria de Mendoza, die mir alle Sorgfalt und Aufmerksamkeit angedeihen ließ; aber dennoch ist er mir recht lang vorgekommen.
Wissen Sie, mein Vater, ich bin entschlossen, Doña Johanna nicht weiter als bis hierher reisen zu lassen; denn es ist in der Tat nicht notwendig, da Doña Maria ja so in Begleitung einer Frau und ihres Bruders reisen kann. Unsere Schwestern in Valladolid werden daran keinen Anstoß nehmen, und es wäre für Ihre Mutter ein großer Fehler, eine solche Anstrengung aus sich zu nehmen, nachdem sie ihre Tochter schon gesehen hat. Besser ist es, wenn sie ihre Reise bis auf das Schleierfest verschiebt. Bis dahin wird es, so Gott will, nicht mehr so gefährlich stehen, und dann können Euere Paternität Ihre Mutter leichter begleiten als jetzt. An ihrer Gesundheit ist so viel gelegen, dass ich es nicht wagen möchte, Ihrer Meinung bezüglich dieses Planes beizupflichten. Wenigstens werde ich tun, was ich kann, um sie hier in Ávila zurückzuhalten. Bis hierher ist die Reise weniger ermüdend, da die Witterung gut ist. Eben fällt mir ein, dass es, wenn sie die Reise per Wagen unternimmt, vorzuziehen ist, über Ávila zu reisen; auf diesem Wege gibt es nach meinem Dafürhalten keinen Engpass wie auf dem anderen.
Gesetzt den Fall, dass Doña Johanna die Reise nicht unternimmt und Herr Thomas de Gracián seine Schwester allein begleitet, wäre es da nicht gut, wenn Pater Anton, der bereits wieder gesund ist, mit ihnen kommen würde? Euere Paternität werden wohl sagen, dass er auch ein Unbeschuhter sei. Doch seine weißen Haare schützen ihn vor jeder üblen Nachrede; und wenn nur Sie nicht dabei sind, so wird man nicht auf die Reisenden achten; denn auf Euere Paternität sind jetzt aller Augen gerichtet. Ich werde mich sehr freuen, diesen Pater wiederhergestellt zu sehen. Dies alles ist mir in den Sinn gekommen. Wenn es nicht zweckdienlich ist, so betrachten Sie es als törichtes Geschwätz! Ich weiß nicht mehr, als ich gesagt habe.
Ich wiederhole, dass es mich sehr freuen würde, Doña Johanna zu sehen; allein es scheint diese Reise für uns ein großes Wagnis zu sein, besonders wenn sie weiter als bis hierher reisen wollte. Möge Gott Erbarmen mit mir haben, da ich so wenig auf meine Ruhe achte! Der Herr verleihe mir einige ruhige Tage, in denen meine Seele sich längere Zeit mit Eurer Paternität geistig erquicken kann!
In dem Brief, den ich meinem Bruder für Sie mitgegeben, habe ich Ihnen schon mitgeteilt, welch große Schwierigkeit Doktor Rueda und Magister Daza in der Wahl der Prioren, die ohne Vollmacht des Papstes oder des Ordensgenerals vorgenommen würde, finden, da es sich hier um eine Sache der Jurisdiktion handelt. Weil ich Ihnen darüber schon ausführlich geschrieben habe, so will ich Sie jetzt nur bitten, um der Liebe unseres Herrn willen dies wohl zu erwägen. Es ist keine kleine Arbeit für Sie, bei so vielen Geschäften auf alles zu achten. Doch Gott wird Ihnen eine andere Zeit dafür geben.
Jetzt, mein Vater, müssen wir Gott bitten, dass er Sie behüte. Die Priorin und die Subpriorin sandten Ihnen durch meinen Bruder Briefe. Wenn es notwendig ist, dass Ihnen der Staatsrat Covarrubias einen Dienst erweisen soll, so müssen Sie es sagen; denn er ist mit meinem Bruder gut befreundet. Der Herr sei mit Eurer Paternität und erhalte Sie mir viele Jahre und lasse Sie zunehmen an Heiligkeit!
Heute ist der 17. April.
Eurer Paternität unwürdige Dienerin
Theresia von Jesu
Wissen Sie, mein Vater, ich bin in peinlicher Verlegenheit, da ich nicht gedacht, dass Doña Johanna so bald kommen werde. Das Chor ist abgedeckt, die Arbeitsleute machen großen Lärm, und die Gitter sind entfernt. Es wäre schon eine große Freude für mich, wenn ich sie am Gitter sehen könnte. Sehen Sie da, welches Leben wir haben! Man konnte im Chor nicht mehr bleiben, weil es im Winter zu kalt und im Sommer zu heiß war; jetzt aber wird es sehr gut hergerichtet. Sehen Sie, ob es nicht möglich ist, der Doña Maria die Erlaubnis zu geben, dass sie das Kloster betreten darf. Sie wird zwar alles in Unordnung finden; aber es wird ihr dann das Kloster, in das sie sich begeben will, besser gefallen.
Ávila, am 17. April 1578
Ihre bevorstehende Reise nach Ávila.
Jhs
Die Gnade des Heiligen Geistes sei allezeit mit Ihnen und vergelte Ihnen die Aufmerksamkeit, die Sie mir durch Ihren Brief und durch die freudige Nachricht erwiesen, dass Sie und Doña Maria hierherkommen!
Seien Sie mir herzlich willkommen! Sie haben wohl alle Ursache, sich zu freuen; denn ich weiß in der Tat nicht, welch höheres Glück Ihnen Gott hätte erweisen können, als dass er Ihre Tochter in einen Orden beruft, in dem sie, ganz dem Dienste Seiner Majestät obliegend, sich eines größeren Friedens erfreuen wird, als sie sich denken kann. Ich hoffe zum Herrn, dass dies zu seiner größten Verherrlichung gereiche.
Einerseits sehne ich mich recht innig nach Ihrer Ankunft, da ich schon seit langer Zeit an nichts mehr eine sonderliche Freude finde; andererseits fällt es mir schwer, wenn ich bedenke, dass Sie jetzt eine so weite Reise unternehmen, da Sie diese doch auch unterlassen könnten. Ihre Gesundheit gilt mir nämlich mehr als meine Freude. Ich schreibe zugleich auch an unseren Pater Visitator über diesen Punkt und über sein Vorhaben, Sie auf dieser Reise zu begleiten, und lege ihm meine vielen Bedenken nahe. Was jedoch Seine Paternität bestimmen, das wird das beste sein. Möge der Herr die Zeit vorübergehen lassen, in der wir uns auch der besten Handlungen wegen fürchten müssen, weil gewisse Augen mit so großer Leidenschaft auf uns gerichtet sind!
Den Brief, den Sie nach Ihrer Bemerkung an mich geschrieben, habe ich nicht erhalten. Alle hiesigen Schwestern und die Priorin entbieten Ihnen ihre Verehrung; sie sehnen sich gar sehr nach Ihrer und der Doña Maria Ankunft. Der Herr möge alles zu seiner größeren Ehre lenken! In Valladolid sind die Schwestern schon daran, das Wollzeug für den Habit der Doña Maria zurechtzurichten. Die göttliche Majestät erhalte Sie und den Herrn Sekretär! Dem letzteren sowie auch allen dortigen Damen entbiete ich meine Grüße, besonders aber der Doña Adriana, wenn sie mich auch ganz vergisst.
Heute ist der 17. April.
Ihre unwürdige Dienerin
Theresia von Jesu
Meine Elisabeth von Jesu hat mir schon geschrieben. Alle Schwestern sind mit ihr überaus zufrieden, und zwar mit Recht.
Ávila, am 26. April 1578
Ankunft der Doña Johanna in Ávila.
Jesus sei mit Eurer Paternität, mein Vater und mein Vorgesetzter, wie Sie sich nennen, worüber ich nicht wenig gelacht und mich gefreut habe! Sooft ich mich daran erinnere, gereicht es mir zur Erheiterung, zu sehen, mit welchem Ernste Sie mich zu mahnen scheinen, über meinen Vorgesetzten nicht abzuurteilen. Wie wenig hatten Sie, mein Vater, es nötig, zu schwören, nicht einmal wie ein Heiliger, geschweige denn wie ein Fuhrmann! Es ist eine Wahrheit, von der ich überzeugt bin: Wem Gott einen solchen Eifer und ein solches Verlangen nach dem Heile der Seelen gegeben hat wie Ihnen, der hätte die Sorge für seine Untergebenen nicht vernachlässigen sollen. Doch über diesen Punkt will ich weiter kein Wort mehr verlieren. Nur daran möchte ich Euere Paternität erinnern, dass Sie mir erlaubt haben, über Sie zu urteilen und zu denken, soviel ich will.
Doña Johanna kam gestern Abend, den 25. April, Gott sei Dank, ganz wohlbehalten an. Es war schon spät und fast Nacht. Ich habe mich sehr gefreut, sie bei mir zu haben; denn ich liebe sie von Tag zu Tag mehr, und sie scheint mir täglich tugendhafter und verständiger.
Auch war ich sehr erfreut, unsere [neue] Nonne so glücklich zu sehen; ich kann Ihnen ihre Freude nicht beschreiben. Bei ihrem Eintritt in unser Kloster benahm sie sich so, als wäre sie schon ihr ganzes Leben lang da gewesen. Ich hoffe zu Gott, sie werde eine sehr tüchtige Nonne werden. Sie besitzt einen angenehmen Charakter und eine seltene Geschicklichkeit. Ich wünschte recht sehr, Doña Johanna möchte nicht weiterreisen; allein Euere Paternität haben diesen Engel mit einer solchen Vorliebe für Valladolid erfüllt, dass alle unsere Bitten nicht imstande waren, ihn zum Hierbleiben zu bestimmen. Gott sei gepriesen, und er beschütze Euere Paternität!
Oh was hat Theresia nicht alles getan und gesagt! Sie hat sich gut herausgeholfen, da sie sehr verständig ist. Sie hat mir versichert, sie werde tun, was ich wünschte; aber man konnte doch deutlich erkennen, dass sie auf unsere Absichten nicht einging. Ich habe noch ganz allein mit ihr gesprochen und ihr vieles von diesem Kloster erzählt, besonders dass es wie durch ein Wunder entstanden sei, und anderes mehr. Darauf entgegnete sie mir, dass es ihr einerlei sei, hier oder in Valladolid zu sein. Wir meinten nun schon etwas erreicht zu haben, allein ich bemerkte, dass sie traurig gestimmt war. Zuletzt redete sie noch insgeheim mit Doña Johanna und bat sie, sie nach Valladolid zu führen, ohne merken zu lassen, dass sie selbst es wünsche.
Der Doña Johanna und mir schien es durchaus notwendig, dass Ihre Schwester nicht in Ávila bleibe; denn wenn Doña Maria hier eingekleidet würde und dann nach Valladolid käme, so könnte das für sie ein Anlass zur Unzufriedenheit werden. Sie erklärte mir auch offen, dass es ihr schwerfallen würde und sie es nicht über sich bringen könnte, ein Kloster zu verlassen, in das sie eingetreten sei. So wird denn, wie ich glaube, Doña Johanna morgen nach Tisch mit ihrer Tochter abreisen. Ich hätte gewünscht, dass sie wenigstens noch bis Montag hierbleiben würde. Allein da ich all die Ausgaben sehe, die sie machen muss, so will ich ihr durch vieles Zureden nicht lästig fallen.
Sie wohnt im Hause meines Bruders, und Aranda sorgt sehr gut für sie. Gott geleite sie auf der Reise! Ich bin sehr besorgt um sie; obwohl sie schon den schwierigsten Teil des Weges zurückgelegt hat, kam sie doch sehr wohlbehalten hier an. Gott wird verhüten, dass ihr ein Übel zustößt; denn sie ist gesund und besitzt eine gute Körperkonstitution. Weil ich sie innig liebe, habe ich sie in dem Augenblick, als Doña Maria eintrat, an der Pforte umarmt. Möge sie Gott wieder wohlbehalten in ihr Heim zurückführen; denn ihre Gesundheit ist für uns kostbar!
Ávila, am 7. Mai 1578
Einkleidung der Doña Maria. Zweite Einrichtung des gebrochenen Armes der Heiligen.
Jesus sei mit Eurer Paternität, mein guter Vater!
Vorgestern erfuhr ich, dass Doña Johanna wohlbehalten nach Valladolid gekommen ist und dass Doña Maria am Vorabende des Festes des heiligen Angelus oder an diesem Feste selbst eingekleidet worden ist. Gebe Gott, dass dies zu seiner Ehre gereiche, und er mache die junge Nonne recht heilig! Auch die Priorin von Medina schreibt mir, man würde dort Ihre Schwester gern eingekleidet haben, wenn sie gewollt hätte; allein mir scheint, Doña Maria hat dies gar nicht im Sinne gehabt.
Wie ich Eurer Paternität geschrieben habe, waren die Nonnen von Valladolid schmerzlich berührt, dass Sie nicht dorthin [zur Einkleidungsfeier] gekommen sind. Ich habe ihnen aber schon mitgeteilt, dass dies mit Gottes Hilfe bald geschehen werde. Ihre Anwesenheit ist dort in der Tat sehr notwendig. Ist einmal Tostado abgereist, dann ist nichts zu fürchten.
Ich habe dem Pater Mariano geschrieben, er möge Sie mitnehmen, wenn er mit dem Sizilianer kommt; denn soll in dem, was er im beiliegenden Briefe schreibt, eine Verständigung erzielt werden, so ist diese Zusammenkunft unerlässlich. Wenn es so ist, wie dieser sizilianische Pater sagt, so versichere ich Euere Paternität, dass sich unsere Angelegenheiten auf diesem Wege mit unserem Pater General am besten in Ordnung bringen lassen; alle übrigen Mittel scheinen mir allzu umständlich zu sein. Ist dieser Schritt getan, und sehen wir, dass er keinen Erfolg hat, so bleibt uns noch immer Zeit, zu anderen Mitteln zu greifen. Der Herr möge alles leiten!
Falls dieser Pater nicht hierher kommen sollte, so wünschte ich, dass Euere Paternität mit ihm eine Zusammenkunft verabredeten. Für jeden Fall ist es nach meiner Ansicht notwendig, dass wir uns besprechen. Was indessen Euere Paternität tun, wird immer das richtigste sein.
Weil ich Ihnen erst vor kurzem einen langen Brief geschrieben habe, so beschränke ich mich hier auf das Gesagte, denn man hat mir auch heute Briefe von Caravaca gebracht, die ich beantworten muss; auch nach Madrid soll ich schreiben.
Oh mein Vater, was habe ich vergessen! Endlich ist die Frau gekommen, um meinen gebrochenen Arm wieder einzurichten. Freilich kostete sie das viele Mühe und mich viele Schmerzen. Die Priorin von Medina hat gut getan, sie mir zu senden. Weil schon eine lange Zeit verflossen war, seitdem ich gefallen bin, so war das Handgelenk schon zugrunde gerichtet. Und so wurde die Operation für diese Frau schwierig und für mich schrecklich schmerzlich. Trotzdem habe ich mich gefreut in dem Bewusstsein, etwas Weniges von dem zu kosten, was unser Herr gelitten. Es scheint nun, dass ich geheilt bin, wiewohl man bei dem Schmerze, den ich empfinde, nicht recht sagen kann, ob die Heilung eine vollständige ist. Ich kann zwar wieder die Hand ohne Mühe bewegen und den Arm bis zum Kopfe erheben; aber es wird noch lange dauern, bis der Arm wieder ganz hergestellt ist. Glauben Euere Paternität, dass ich krüppelhaft geblieben wäre, wenn man nur noch kurze Zeit zugewartet hätte. Aber es hätte mich in der Tat nicht besonders geschmerzt, wenn es so Gottes Wille gewesen wäre. Es gab so viele Menschen, die dieser Frau zuströmten, dass das Haus meines Bruders sie nicht fassen konnte.
Ich versichere Sie, mein Vater, dass ich seit Ihrer Abreise von hier von Leiden aller Art arg heimgesucht war. Manchmal scheint der Leib müde und die Seele etwas kleinmütig zu werden, wenn eine Prüfung auf die andere folgt, wenn auch der Wille in rechter Verfassung zu bleiben scheint. Gott sei allezeit mit Eurer Paternität!
Alle Ihre Töchter des hiesigen Klosters empfehlen sich Ihren Gebeten.
Heute ist der Vorabend von Himmelfahrt.
Doña Guiomar befindet sich besser; sie ist jetzt hier.
Eurer Paternität unwürdige Tochter
Theresia von Jesu
Ávila, am 8. Mai 1578
Pater Anton und die Karmelitinnen zu Malagón. Die Vorsteherin dieses Klosters.
Jesus sei mit Eurer Paternität!
Nachdem ich den hier beiliegenden Brief schon geschrieben hatte, erhielt ich heute am Himmelfahrtstage auf dem Wege über Toledo die Ihrigen, die mir großen Kummer bereitet haben.
Ich versichere Sie, mein Vater, diese Maßregel des Paters Anton ist sehr unklug. Zerreißen Euere Paternität sogleich den Brief, sobald Sie davon Einsicht genommen! Sie werden selbst sehen, was daraus entsteht, da er sich schon sehr über mich beklagt. Dieser Pater ist mir in der Tat sehr lästig, obwohl ich große, ja sehr große Liebe zu ihm trage; er ist ein heiliger Mann. Aber trotzdem muss ich wahrnehmen, dass ihm Gott zu diesem Amte keine Fähigkeit verliehen hat. Sehen Sie jetzt nicht, welches Vertrauen er jenen von der Leidenschaft eingenommenen Nonnen geschenkt hat und wie er ohne weitere Untersuchung zu Werke geht?
Ich sehe wohl ein, dass die Vorsteherin nicht die nötigen Eigenschaften zur Leitung des Klosters besitzt; allein ihre Fehler sind nicht derart, dass sie den Orden in Schande stürzen, da sie außerhalb des Klosters nicht bekannt werden. Ich habe den Nonnen schon geschrieben, dass Euere Paternität dorthin kommen werden, um alles in Ordnung zu bringen, sowie auch, dass sie ihre Versuchungen nicht der Vorsteherin, sondern dem Beichtvater vortragen sollten. Der Elisabeth von Jesu die Leitung des Klosters übertragen und ihr das Amt einer Subpriorin anvertrauen zu wollen, wäre eine große Torheit. Sie hat einige Tage während der Abwesenheit der Mutter Brianda das Kloster geleitet, und dieselben Nonnen konnten mit ihren Klatschereien und Spottreden zu keinem Ende kommen. Sie werden sie auch nie für dieses Amt haben wollen. Obwohl sie eine vortreffliche Nonne ist, so ist sie doch für dieses Amt untauglich. Andererseits wäre es ebenso töricht, der Anna von der Mutter Gottes wegen der paar Tage die Leitung des Klosters abzunehmen; denn Pater Anton hat es so eilig, dass er die Mutter Brianda ohne Verzug nach Malagón bringen will. Was mich betrifft, so kann ich nur sehr schwer diesem Vorhaben zustimmen; ich würde es nur tun, um sie bald wieder bei Gelegenheit einer Klosterstiftung von dort wegzunehmen. Denn ich könnte sie nur mit banger Furcht in jenem Kloster sehen, solange sich daselbst jener befindet, der gegenwärtig dort ist.
Dieser Pater wirft der Vorsteherin vor, dass sie nichts für die unbeschuhten Väter tue; allein ihr Verhalten gegen sie ist in allem der Verordnung entsprechend, die Euere Paternität erlassen haben. Man murrt über alle ihre Amtshandlungen; allein ich glaube nichts von dem, was man ihr nachsagt. Ich bin auch überzeugt, dass sie nicht mit neidischem Auge auf das sieht, was man für mich tut; ich kenne sie und weiß, dass sie durchaus nicht knauserig, sondern vielmehr sehr freigebig ist. Aber man muss, wie es scheint, alle ihre Worte abwägen. Euere Paternität wissen schon, dass mir Brianda geschrieben hat, ich möchte ihr befehlen, keinem Unbeschuhten etwas zu geben. Eine andere Nonne schrieb mir, man habe für diese Brüder mehr ausgegeben als für alle Kranken, deren es in jenem Jahre sehr viele gab. Ich glaube, mein Vater, dass diese Nonnen auch an der heiligen Klara eine Menge Fehler finden würden, wenn sie die Leitung dieses Klosters übernähme; der Grund ist die Gegenwart dessen, der sich dort befindet, und der Eigensinn der Schwestern.
Die Anschuldigung, dass die Vorsteherin die Kranken nicht gut pflege, ist eine arge Verleumdung; denn ihre Liebe ist sehr groß. Mit der früheren (Priorin oder Vorsteherin) kam ich, mein Vater, sehr in Verlegenheit; allein dies hat keine Bedeutung, wenn nur der Ruf nicht befleckt wird, besonders an einem Orte wie Malagón, durch den viele Menschen reisen. Das, was sie über ihren Ruf sagen, ist erbärmlich; denn die Priorin hat ihn in keiner Weise geschmälert, und sie verließ Malagón nur auf den Rat der Ärzte hin, um ihre Gesundheit wiederherzustellen. Ich weiß wahrhaftig nicht, was Euere Paternität hier tun sollen.
Ich finde es sehr nett, dass Pater Anton es für richtig gehalten, den Nonnen zu verbieten, dass sie den Namen Brianda aussprechen; er hätte nichts Besseres tun können. Überlegen Euere Paternität um der Liebe willen alles genau! Das geeignetste Mittel hierfür wäre wohl, nach Malagón eine Priorin wie Elisabeth vom heiligen Dominikus zu senden sowie eine gute Subpriorin und einige Nonnen aus diesem Kloster zu entfernen. Vor allem aber ist notwendig, dass Euere Paternität dem Pater Anton mitteilen, er möge keine Veränderung vornehmen, bis Sie alles sorgfältig geprüft haben. Ich werde ihm schreiben, dass man nichts tun könne, bis man sieht, welche Anordnungen Euere Paternität treffen. Auch werde ich ihn über mehrere Punkte aufklären.
Der Klosterbau dieser Nonnen macht mir Sorge, und es schmerzt mich, dass niemand ihnen zu Hilfe kommt. Sie müssen wohl schon einen kleinen Bau aufgeführt haben; ich wünschte aber, dass wenigstens zwei Stockwerke fertiggestellt würden und der Bau mit einer Klausurmauer umgeben werde, damit, wenn man jetzt nicht weiterarbeiten kann, nicht alles umsonst ist. Die Schwestern werden dann in diesem Neubau, auch wenn es nur kurze Zeit dauert, immerhin eine bessere Wohnstätte haben als da, wo sie jetzt sind. Wollen Euere Paternität ihnen dieses mitteilen!
Ich begreife nicht, mein Vater, wie Sie dem Pater Anton Ihre Vollmacht als Kommissär des Klosters zu Malagón übertragen konnten, ohne ihm zugleich eingehende Verhaltungsmaßregeln hierfür zu geben. Ich versichere Sie, dass ich darüber ganz verblüfft bin. Andererseits ist es nach meiner Ansicht eine große Schande für das Kloster, wenn man, und zwar so ganz ohne Grund, eine Nonne von ihrem Amte entfernt und dafür eine andere an ihre Stelle setzt. Könnte ich hoffen, dass dieser Pater N. sich bessert, so wäre es das Beste für ihn, dass er sein Amt abgibt, aber den Titel Prior behält, bis es erlischt. Doch diese Hoffnung habe ich aufgegeben. Indessen haben Pater Bartholomäus von Jesu, Pater Franz von der Empfängnis und Anton Ruiz so sehr auf sein Verbleiben im Amte gedrungen, dass ich es für gewagt hielt, gegen ihre Ansicht zu handeln. Wollen Euere Paternität sich erkundigen und eine Entscheidung treffen, die Ihnen der Herr eingibt! Dieses wird gewiss das richtigste sein. Ich werde ihn bitten, er möge Sie erleuchten. Es ist aber dringend notwendig, dass Sie dem Pater Anton sogleich schreiben, er möge davon erblassen, die Vorsteherin, die eine wahre Heilige ist, zu martern. Gott sei allezeit mit Ihnen!
Eurer Paternität unwürdige Dienerin
Theresia von Jesu
Die Mutter Elisabeth vom heiligen Dominikus wird sich, wie ich glaube, nicht weigern, nach Malagón zu gehen; sie könnte im dortigen Kloster wieder alles in Ordnung bringen. Nach Segovia könnte man dann Brianda oder Maria vom heiligen Hieronymus senden. Möge Gott hier Abhilfe schaffen! Das Klima des Landes ist wohl zu warm für die Gesundheit der Elisabeth vom heiligen Dominikus; allein die Nonnen werden nicht wagen, sich über sie zu beklagen, da sie eine so erprobte Vorsteherin ist.
Ich habe diesen Brief aus Furcht, er möchte etwa verlorengehen, wieder geöffnet, um auszustreichen, was ich über Mariano gesagt hatte. Möge der Brief nicht verlorengehen! Ich bereite ihm arge Versuchungen.
Ávila, am 14. Mai 1578
Verlangen, den Pater Gracián zu sehen. Einkleidung der Schwester Maria vom heiligen Joseph. Projekt der Gründung der Klöster zu Villanueva de la Jara und Madrid.
Jesus sei mit Eurer Paternität!
Ich hatte den beiliegenden Brief schon geschrieben und wollte ihn eben absenden, als die unbeschuhten Karmeliten hier ankamen und mir die Briefe von Ihnen überbrachten. Ich versichere Sie, diese Briefe haben mich wieder gesund gemacht. Denn seit gestern Abend, wo ich die beiliegenden Briefe von Malagón erhielt, hat sich mein Katarrh noch verschlimmert, da ich mich mit Lesen und Schreiben so sehr abmühen musste. Ihre Briefe aber haben mich so erfreut, dass ich jetzt eine große Erleichterung verspüre. Gott sei dafür gepriesen, dass er Ihnen Gesundheit verleiht, um so vieles zu seiner Ehre zu vollbringen und das Heil so vieler Seelen zu fördern! Es ist das für mich ein überaus großer Trost.
Trotz alledem möchte ich, dass Sie hier wären. Denn da es in jener Gegend so lange nicht mehr geregnet hat, so muss es dort sehr ungesund sein, und ich sehe nicht ein, warum Sie es vorziehen, dort zu bleiben, als hierher zu kommen. Ohne Zweifel hat der Herr, der die Ereignisse voraussieht, diese Zeit zur Förderung der Seelen ausersehen; Ihre Mitwirkung musste notwendigerweise die reichlichsten Früchte bringen.
Ich habe vergessen, im beiliegenden Brief zu bemerken, wie unangenehm es mir war, dass Pater Ferdinand Medina unsere Nonne eingekleidet hat. Ich begreife nicht, wie diese kleine Priorin versucht sein kann, diesen beschuhten Vätern sich gefällig zu erzeigen. Aus dem Briefe des Paters Angelus werden Euere Paternität ersehen, dass jene schon gewusst hatten, dass Sie Ihre Schwester begleiten sollten. Deshalb hat es mich gefreut, dass Sie nicht gekommen sind; jetzt können Sie sehr gut kommen. Ich habe dem Ardapilla schon geschrieben, er möge dahin wirken, dass Sie kommen; auch machte ich ihn auf einige Gründe aufmerksam, die Ihre Anwesenheit bei uns notwendig erheischen. Wenn Sie auch nicht wollen, so müssen Sie sich am Ende doch dazu entschließen, da sich die Sache anders nicht machen lässt.