Buddha und die Wissenschaft vom Glück - Yongey Mingyur Rinpoche - E-Book
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Buddha und die Wissenschaft vom Glück E-Book

Yongey Mingyur Rinpoche

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  • Herausgeber: Goldmann
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2014
Beschreibung

Der vom Dalai Lama erwählte jüngste tibetisch-buddhistische Meister berichtet: Eine spannende Mischung aus Autobiographie, Meditationstechniken und neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen.

Mingyur Rinpoche lebte als Exiltibeter zunächst in Indien. Bereits mit 17 Jahren jüngster tibetischer Meditationsmeister, galt er als „Wunderkind“. Als der Dalai Lama vor Jahren gebeten wurde, für umfangreiche neurologische Untersuchungen über die Wirkung von Meditation einen Kandidaten zu benennen, fiel seine Wahl auf Mingyur Rinpoche. Die Genialität des vorliegenden Buches liegt vor allem in seiner Fähigkeit, wissenschaftliche Genauigkeit mit verständlichen, teils humorvollen Erklärungen der buddhistischen Perspektive und praktischen Unterweisungen zu verbinden. Neben seiner philosophischen Perspektive finden wir erprobte Meditationsanleitungen, die neugierig machen auf die „Früchte“ am Ende des Weges.

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Seitenzahl: 512

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort von Daniel GolemanEinleitungTEIL I - DIE BASIS
1. Die Reise beginnt2. Die Symphonie im Inneren3. Jenseits von Intellekt und Gehirn4. Leere: Die Wirklichkeit hinter der Realität5. Die Relativität der Wahrne6. Die Gabe der Klarheit7. Mitgefühl: Das Überleben der Warmherzigsten8. Warum sind wir unglücklich?
TEIL II - DER PFAD
9. Zum Gleichgewicht finden10. Einfach ruhen: Der erste Schritt11. Die nächsten Schritte: Den Geist auf Objekten ruhen lassen12. Das Arbeiten mit Gedanken und Gefühlen13. Mitgefühl: Das Herz des Geistes öffn14. Das Wie,Wann und Wo des Übens
TEIL III - DIE FRUCHT
15. Probleme und Möglichkeiten16. Ein Inside-Job17. Die Biologie des Glücks18. Der nächste Schritt
ANHANGAnmerkungenGlossarAusgewählte BibliografieDanksagungZu den AutorenCopyright

VORWORT

Wir sind Zeugen eines beispiellosen Ereignisses in der Geschichte der Wissenschaft, nämlich eines ernsthaften, anhaltenden Gedankenaustausches zwischen Vertretern der Geistes- und Naturwissenschaften und Kontemplativen. Vom wissenschaftlichen Standpunkt aus gesehen ergab sich einiges Ernüchternde aus dieser Begegnung. Zum Beispiel hatte mein eigener Wissenschaftszweig, die Psychologie, stets angenommen, dass die Wurzeln ihrer Disziplin im Europa und Amerika des beginnenden zwanzigsten Jahrhunderts zu finden seien. Doch wie sich herausstellte, ist diese Sicht der Dinge nicht nur kulturell beschränkt, sondern historisch gesehen auch kurzsichtig, denn in den meisten großen Weltreligionen, die alle ihre Wurzeln in Asien haben, wurden bereits Theorien über den Geist und seine Mechanismen – das heißt, psychologische Systeme – entwickelt.

In den 1970er Jahren reiste ich als Student in Indien umher und studierte den Abhidharma, eines der eleganteren Beispiele für ein solches, dem Buddhismus entstammendes, uraltes psychologisches System. Ich war völlig perplex, als ich entdeckte, dass hier schon seit Jahrtausenden – und nicht bloß seit einem Jahrhundert – die fundamentalen Fragen einer Geisteswissenschaft erforscht wurden. Die klinische Psychologie, zu jener Zeit mein Betätigungsfeld, strebte nach Linderungsmöglichkeiten für die vielfältigen Formen von emotionalem Schmerz. Nun stellte ich aber zu meiner Überraschung fest, dass dieses Jahrtausende alte System eine Reihe von Methoden herausgebildet hatte, die nicht nur angetan waren, mentales Leiden zu heilen, sondern auch so positive menschliche Fähigkeiten wie Mitgefühl und Einfühlungsvermögen zu verstärken und zu erweitern. Von dieser Psychologie hatte ich im Verlauf meiner Studien im Westen nie etwas vernommen.

Aus dem intensiven Dialog zwischen Praktizierenden dieser uralten Wissenschaft des Geistes und Vertretern der modernen Wissenschaft ist eine aktive Zusammenarbeit erwachsen. Maßgeblich beteiligt an dieser funktionierenden Partnerschaft waren der Dalai Lama und das »Mind and Life«-Institut, das über Jahre hinweg Buddhisten, Gelehrte und moderne Wissenschaftler zu Diskussionsrunden zusammenbrachte. Und was zunächst mit sondierenden Gesprächen seinen Anfang nahm, hat sich nun zu einem gemeinsam betriebenen Forschungsunternehmen entwickelt. Als eine Folge davon haben Experten der buddhistischen Wissenschaft des Geistes im Verein mit Neurowissenschaftlern ein Forschungsvorhaben erarbeitet, das die neuralen Auswirkungen dieser vielfältigen Methoden geistiger Schulung dokumentiert. Yongey Mingyur Rinpoche war einer der an dieser Allianz äußerst aktiv beteiligten praktizierenden Experten, die mit Richard Davidson, dem Leiter des »Waisman Laboratory for Brain Imaging and Behavior« an der Universität von Wisconsin, zusammengearbeitet haben. Dieses Forschungsunternehmen erbrachte sensationelle Ergebnisse, die, sollten sie wiederholbar sein, bestimmte fundamentale Grundannahmen der Wissenschaft auf immer verändern werden. Danach wäre zum Beispiel erwiesen, dass ein systematisches Meditationstraining, das über Jahre hinweg stetig aufrechterhalten wird, die Befähigung des Menschen zu positiven Veränderungen im Bereich der Gehirnaktivität in einem Ausmaß zu fördern vermag, wie es sich die moderne kognitive Neurowissenschaft nie erträumt hätte.

Das bis dato vielleicht unglaublichste Resultat ergab sich im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie, an der eine Handvoll Meditationsmeister teilnahm, darunter auch Yongey Mingyur Rinpoche, wie er in diesem Buch beschreibt. Während einer Meditation über Mitgefühl steigerte sich die neurale Aktivität in einem innerhalb des Gehirnsystems für das Glücksempfinden zuständigen Schlüsselzentrum um 700 bis 800 Prozent! Bei den normalen Teilnehmern an dieser Studie, freiwillige Versuchspersonen, die mit dem Meditieren eben erst begonnen hatten, nahm die Aktivität im gleichen Bereich lediglich um 10 bis 15 Prozent zu. Diese Meditationsmeister brachten ein Training mit, wie es für olympiareife Hochleistungssportler typisch ist – zwischen 10 000 und 15 000 im Laufe ihres Lebens absolvierte Übungsstunden – und hatten ihre meditativen Fähigkeiten in Jahren des Retreats fein geschliffen und geeicht.

Yongey Mingyur ist hier so etwas wie ein Genie. Schon als kleiner Junge erhielt er tief gehende Meditationsunterweisungen von seinem Vater Tulku Urgyen Rinpoche, einem der angesehensten Meister, die Tibet kurz vor dem Einmarsch der Kommunisten verlassen haben. Mit erst 13 Jahren fühlte er sich inspiriert, sich in ein Dreijahresretreat zu begeben. Und als er es beendet hatte, wurde er zum Meditationsmeister des sich anschließenden Dreijahresretreats in diesem Kloster bestimmt.

Ebenso ungewöhnlich ist Yongey Mingyurs starkes Interesse an der modernen Wissenschaft. Er nahm als glühend interessierter Zuschauer an einigen Konferenzen des »Mind and Life«-Instituts teil und ergriff jede Gelegenheit zu persönlichen Treffen mit Wissenschaftlern, die ihm mehr über ihr Spezialgebiet erklären konnten. Bei vielen dieser Unterhaltungen schälten sich bemerkenswerte Ähnlichkeiten zwischen Schlüsseleinsichten des Buddhismus und des modernen Wissenschaftsverständnisses heraus – nicht nur im Bereich der Psychologie, sondern auch auf dem Gebiet kosmologischer Prinzipien, die sich aus den neuesten Fortschritten in der Quantentheorie ergeben. Die Essenz dieser Unterhaltungen wird in diesem Buch übermittelt.

Doch sind diese eher esoterischen Punkte in eine umfassendere, mehr deskriptiv und pragmatisch orientierte Einführung in die grundlegenden Meditationspraktiken eingewoben, die Mingyur Rinpoche so eingängig lehrt. Es handelt sich hier schließlich um einen praktischen Leitfaden, um ein Handbuch, mit dessen Hilfe sich das Leben zum Besseren wenden lässt. Und diese Reise beginnt mit unserem ersten Schritt, den wir von da aus tun, wo wir uns eben gerade befinden.

Daniel Goleman

EINLEITUNG

Dieses Buch begann sein Leben in Gestalt einer relativ einfachen Aufgabe: Ich sollte die Abschriften von öffentlichen Vorträgen, die Yongey Mingyur Rinpoche in buddhistischen Zentren überall auf der Welt gehalten hat, zusammenstellen und aus dem Ganzen ein einigermaßen logisch strukturiertes Manuskript fertigen. (Angemerkt sei, dass »Rinpoche« – ein tibetischer Begriff, der sich grob mit »Kostbarer« übersetzen lässt – ein Titel ist, der dem Namen eines großen Meisters hinzugefügt wird, ähnlich wie man bei uns im Westen gegebenenfalls den Doktortitel dem Namen voranstellt. Nach tibetischer Tradition wird ein Meister, dem der Titel eines Rinpoche zuerkannt wurde, oft nur mit diesem Titel angesprochen, und man bezieht sich auch gegenüber anderen nur mit diesem Titel auf ihn.) Doch tendieren einfache Aufgaben häufig zum Eigenleben und entwickeln sich über ihren anfänglichen Umfang hinaus zu einem sehr viel umfassenderen Projekt. So auch hier. Da die meisten Niederschriften, die ich erhalten hatte, aus den frühen Jahren von Yongey Mingyurs Lehrtätigkeit stammten, spiegelten sie nicht sein detailliertes Verständnis der modernen Wissenschaft wider, das er sich durch seine nachfolgenden Gespräche und Diskussionen mit europäischen und nordamerikanischen Wissenschaftlern, seine Teilnahme an Konferenzen des »Mind and Life«-Instituts1 und seine persönlichen Erfahrungen als Versuchsperson im »Waisman Laboratory for Brain Imaging and Behavior« an der Universität von Wisconsin in Madison angeeignet hatte.

Zum Glück ergab sich eine Möglichkeit zur Arbeit am Manuskript mit Yongey Mingyur selbst, als er in den letzten Monaten des Jahres 2004 eine Pause von seinen weltweiten Teaching-Touren machte und sich für längere Zeit in Nepal aufhielt. Ich muss gestehen, dass die Aussicht, ein paar Monate in einem vom Konflikt zwischen Regierung und aufständischen Fraktionen geschüttelten Land zu verbringen, mich mehr in Angst und Schrecken denn in begeisterte Aufregung versetzte. Aber was immer an Unannehmlichkeiten mir während meines dortigen Aufenthalts widerfuhr, wurde mehr als wettgemacht vom außergewöhnlichen Privileg, jeden Tag ein bis zwei Stunden in Gesellschaft eines der charismatischsten, intelligentesten und kundigsten Lehrer zu verbringen, die ich je kennenlernen durfte.

Der 1976 in Nubri, Nepal, geborene Yongey Mingyur Rinpoche ist ein aufsteigender Stern am Firmament der neuen Generation tibetisch-buddhistischer Meister, die außerhalb von Tibet geschult worden sind. Er ist nicht nur zutiefst bewandert in den praktischen und philosophischen Disziplinen einer uralten Tradition, sondern auch erstaunlich vertraut mit den Themen und Details der modernen Gesellschaft. Dies nachdem er nun schon fast ein Jahrzehnt überall auf der Welt gelehrt hat, mit einer ungemeinen Vielfalt von Personen zusammenkam und Unterhaltungen führte – angefangen bei den Wissenschaftlern von internationalem Ruf bis hin zu einfachen Bürgern, die kleinkarierte Zänkereien mit verärgerten Nachbarn beizulegen versuchten.

Ich vermute, dass Rinpoches Leichtigkeit, mit der er die komplexen und zuweilen emotional aufgeladenen Situationen, auf die er bei seinen Lehrreisen rund um die Welt trifft, steuern kann, zum Teil daher rührt, dass er schon von frühester Jugend an auf die Härten des öffentlichen Lebens vorbereitet wurde. Mit drei Jahren wurde er vom Sechzehnten Karmapa (einen der am höchsten geschätzten und geachteten tibetisch-buddhistischen Meister des 20. Jahrhunderts) als die siebte Wiedergeburt des Yongey Mingyur Rinpoche offiziell anerkannt; dieser war ein Meditationsmeister und Gelehrter des 17. Jahrhunderts und vor allem als Meister der fortgeschrittenen Methoden buddhistischer Praxis bekannt.

Etwa zur gleichen Zeit setzte Dilgo Khyentse Rinpoche die Eltern des Jungen davon in Kenntnis, dass ihr Sohn auch die Wiedergeburt von Kyabje Kangyur Rinpoche war. Dieser, ein Meditationsmeister von immens praktischem Genie, war einer der ersten großen tibetischen Meister, die im Zuge der politischen Veränderungen, die in den 1950er Jahren Tibet zu erschüttern begannen, freiwillig das Exil auf sich nahmen; und bis zu seinem Tode schlug er eine gewaltige Zuhörerschaft von östlichen und westlichen Schülern in seinen Bann.

Für diejenigen unter Ihnen, die mit den Besonderheiten des Reinkarnationssystems der tibetisch-buddhistischen Tradition nicht vertraut sind, mag hier eine Erklärung vonnöten sein. Dieser Tradition zufolge werden große Lehrer, die die höchsten Erleuchtungszustände erlangt haben, von enormem Mitgefühl dazu bewegt, sich immer und immer wieder zu inkarnieren, um allen Lebewesen zu helfen, die vollständige Freiheit von Schmerz und Leiden in sich selbst zu entdecken. Das tibetische Wort für diese leidenschaftlich engagierten Männer und Frauen ist tulku, was man in etwa mit »körperliche Emanation« oder »Ausstrahlungskörper« übersetzen könnte. Der bestbekannte Tulku unserer Zeit ist zweifellos der gegenwärtige Dalai Lama, der dieses einem reinkarnierten Meister zugeschriebene mitfühlende Engagement für das Wohlergehen anderer beispielhaft verkörpert.

Es liegt bei Ihnen, ob Sie nun glauben wollen, dass der gegenwärtige Yongey Mingyur Rinpoche über eine Reihe von Inkarnationen hinweg die gleiche umfassende Palette praktischer und intellektueller Fähigkeiten »mitgenommen« oder aber diese durch ein wahrlich außerordentliches Maß an persönlichem Eifer und Fleiß gemeistert hat. Was den gegenwärtigen Yongey Mingyur Rinpoche von den vormaligen Titelhaltern unterscheidet, ist seine internationale Bekanntheit und Einflussmöglichkeit. Während die früheren Inkarnationen der Tulku-Linie des Yongey Mingyur Rinpoche aufgrund der geografischen und kulturellen Isolation Tibets in ihrer Wirkung eingeschränkt waren, haben nun die Umstände dazu geführt, dass der gegenwärtige Titelhalter seine Meisterschaft in ihrer ganzen Tiefe und Umfassendheit einem Publikum von Malaysia über Europa bis nach Kalifornien übermitteln kann.

Titel und Abstammungslinien schützen jedoch nur wenig vor persönlichen Schwierigkeiten, von denen Yongey Mingyur Rinpoche ganz gewiss seinen Teil abbekam. Er erzählt ganz freimütig, dass er in seinen jungen Jahren von Angst- und Panikattacken gequält wurde – westliche Ärzte hätten wohl eine Angstneurose diagnostiziert –, und das obwohl er in einer liebevollen Familie und in einem für die Schönheit seiner unberührten Natur bekannten Gebiet Nepals aufwuchs. Als er mir zum ersten Mal erzählte, wie tief reichend und stark diese Ängste gewesen waren, die seine Kindheit so sehr kennzeichneten, konnte ich nur schwer glauben, dass dieser warmherzige, charmante und charismatische junge Mann einen Großteil seiner Kindheit in einem permanenten Angstzustand verbracht hatte. Dass er ohne die Einnahme konventioneller Medikamente und ohne herkömmliche therapeutische Unterstützung imstande war, sein Leiden zu überwinden, zeugt nicht nur von seiner außerordentlichen Charakterstärke, sondern auch von der Effizienz der tibetisch-buddhistischen Praxismethoden, die er hier in seinem ersten Buch vorstellt.

Rinpoches persönliches Zeugnis ist nicht der einzige Beweis für seinen Sieg über verheerende emotionale Schmerzen. 2002 nahm er als eine von acht Personen, die seit langer Zeit buddhistische Meditation praktizieren, an einer Studie teil, die von Dr. Antoine Lutz, einem von Francisco Varela ausgebildeten Neurowissenschaftler, und von Dr. Richard Davidson durchgeführt wurde, einem weltweit anerkannten Neurowissenschaftler und Mitglied des Wissenschaftsrats des »National Institute of Mental Health«. Dabei unterwarf er sich einer ganzen Flut neurologischer Tests im Waisman Laboratory in Madison, Wisconsin. Diese Tests machten sich die Technologie der funktionellen Magnetresonanztomografie (fMRI) zunutze, eines bildgebenden Verfahrens, das – im Gegensatz zur klassischen Magnetresonanztomografie (MRI), die nur eine Art Standbildaufnahme von der Gehirn/Körper-Aktivität liefert – eine Folge von Momentaufnahmen der sich verändernden Aktivitätslevel in verschiedenen Gehirnregionen einfängt.

Auch die EEG-Ausrüstung zur Messung der winzigen elektrischen Impulse, die auftreten, wenn Gehirnzellen miteinander kommunizieren, war ausgesprochen ausgeklügelt. Während bei einer normalen EEG-Prozedur nur 16 Elektroden an der Kopfhaut befestigt werden, um die elektrische Aktivität an der Schädeloberfläche zu messen, wurden im Waisman Laboratory 128 Elektroden verwendet, um die winzigen Veränderungen in der elektrischen Aktivität tief im Innern des Gehirns der Versuchsperson zu messen.

Die Ergebnisse sowohl der fMRI- wie auch der EEG-Untersuchungen, die mit diesen acht geschulten Meditierenden durchgeführt wurden, waren auf zwei Ebenen beeindruckend. Bei der Meditation über Güte und Mitgefühl war der Gehirnbereich, der bekanntermaßen im Zusammenhang mit mütterlicher Liebe und Einfühlungsvermögen aktiviert wird, bei den langjährig Praktizierenden weitaus stärker aktiviert als bei den Testpersonen der Kontrollgruppe, die erst eine Woche davor Meditationsanweisungen erhalten hatten und gebeten worden waren, täglich zu üben. Yongey Mingyurs Vermögen, einen derart altruistischen und positiven Geisteszustand herzustellen, war wahrlich erstaunlich, da auch Leute, die ansonsten nicht unter Panikattacken zu leiden haben, in der Beengtheit eines fMRI-Scanners Platzangst bekommen. Die Tatsache, dass er seinen Geist in einem solchen Ambiente derart kompetent fokussieren konnte, lässt darauf schließen, dass sein Meditationstraining seine Neigung zu Panikattacken gänzlich außer Gefecht setzte.

Und noch bemerkenswerter war, dass die bei den langjährig Praktizierenden während ihres Meditierens vorgenommenen EEG-Messungen Ergebnisse zeitigten, die so extrem von normalen EE G-Resultaten abwichen, dass die Labortechniker wohl zunächst dachten, ihre Apparate funktionierten nicht richtig. Nach einer hastig vorgenommenen doppelten Überprüfung sahen sie sich allerdings gezwungen, die Möglichkeit einer Fehlfunktion ihrer Geräte auszuschließen und sich der Realität zu stellen, dass nämlich diese mit Aufmerksamkeit und phänomenalem Gewahrsein assoziierte elektrische Aktivität alles überstieg, was sie jemals gesehen hatten. In für moderne Wissenschaftler typisch vorsichtiger Manier äußerte sich Richard Davidson dazu in einem Interview, das 2005 im Time Magazine erschien: »Es war spannend … Wir hatten nicht erwartet, etwas derart Dramatisches zu sehen.«2

Auf den folgenden Seiten dieses Buches spricht Yongey Mingyur ziemlich freimütig über seine persönlichen Probleme und sein Bemühen, sie zu überwinden. Er beschreibt auch seine erste Begegnung mit einem jungen chilenischen Wissenschaftler namens Francisco Varela, der schließlich einer der vorrangigsten Neurowissenschaftler des 20. Jahrhunderts werden sollte. Varela war Schüler von Yongey Mingyurs Vater, Tulku Urgyen Rinpoche, der auf seinen Lehrreisen in Europa, Nordamerika und Asien Tausende von Schülern und Schülerinnen anzog. Varela entwickelte eine enge Freundschaft mit Yongey Mingyur, der damals erst neun Jahre alt war, und führte ihn in die westlichen Vorstellungen vom Aufbau und der Funktionsweise des menschlichen Gehirns ein.

Als sie sein wissenschaftliches Interesse bemerkten, begannen auch andere westliche Schüler Tulku Urgyens dem jungen Yongey Mingyur einiges über Physik, Biologie und Kosmologie beizubringen. Diese »Wissenschafts-Lektionen« hatten eine sehr umfassende und tiefgreifende Wirkung auf Yongey Mingyur. Schlussendlich inspirierten sie ihn dazu, einen Weg ausfindig zu machen, auf dem er die Prinzipien des tibetischen Buddhismus und der modernen Wissenschaft zusammenbringen konnte und der es ihm außerdem ermöglichen würde, sie jenen zugänglich zu machen, die sich nach praktikablen Methoden sehnen, um zu einem dauerhaften Gefühl von persönlichem Wohlergehen zu gelangen. Das sind oft Menschen, die sich nicht durch wissenschaftliche Publikationen hindurchwühlen können und angesichts der schieren Masse buddhistischer Bücher von Skepsis beschlichen werden oder sich davon erschlagen fühlen.

Doch bevor Yongey Mingyur ein solches Projekt in Angriff nehmen konnte, musste er erst seine formale buddhistische Ausbildung vollenden. Von seinem elften bis zu seinem 13. Lebensjahr reiste er zwischen dem Kloster seines Vaters in Nepal und dem Sherab-Ling-Kloster in Indien hin und her. Sherab Ling ist die Hauptresidenz des Zwölften Tai Situ Rinpoche, eines der wichtigsten heute lebenden Lehrer des tibetischen Buddhismus. Unter der Anleitung von buddhistischen Meistern in Nepal und Sherab Ling widmete sich Yongey Mingyur nun dem intensiven Studium der Sutren, der Lehrreden des Buddha, und der Shastren, Textsammlungen mit indisch-buddhistischen Kommentaren zu den Sutren, sowie Wurzeltexten und Kommentaren von tibetischen Meistern. 1988, am Ende dieser Ausbildungsphase, erteilte ihm Tai Situ Rinpoche die Erlaubnis, am allerersten Dreijahresretreat teilzunehmen, das in Sherab Ling durchgeführt wurde.

Das Dreijahresretreat wurde vor Jahrhunderten in Tibet als Basis eines fortgeschrittenen Meditationstrainings eingeführt. Es handelt sich um ein äußerst anspruchsvolles Programm, das das intensive Studium der Kerntechniken tibetisch-buddhistischer Meditationspraxis beinhaltet. Yongey Mingyur Rinpoche war einer der jüngsten Schüler in der Geschichte des tibetischen Buddhismus, der zu diesem Programm zugelassen wurde. Seine Fortschritte in diesen Jahren waren so beeindruckend, dass Tai Situ Rinpoche ihn nach Beendigung des Programms zum Retreatmeister für das nachfolgende Retreat in Sherab Ling ernannte. Damit war er, soweit bekannt ist, mit 17 Jahren der jüngste Retreatmeister in der Geschichte des tibetischen Buddhismus. Und in der Rolle des Retreatmeisters vollendete Yongey Mingyur insgesamt fast sieben Jahre formales Retreat.

1994 schrieb er sich, nach dem Ende des zweiten Dreijahresretreats, an einer Klosteruniversität ein, im Tibetischen Shedra genannt, um durch intensives Studium der wichtigsten buddhistischen Texte seine formale Ausbildung fortzuführen. Im folgenden Jahr ernannte ihn Tai Situ Rinpoche zum stellvertretenden Leiter von Sherab Ling. Er übertrug ihm die Oberaufsicht über sämtliche Aktivitäten des Klosters und die Wiedereröffnung der dortigen Shedra, wo er dann seine eigenen Studien fortsetzte und gleichzeitig als Lehrer fungierte. In den nachfolgenden Jahren teilte Yongey Mingyur Rinpoche seine Zeit auf zwischen der Oberaufsicht über die Klosteraktivitäten, dem Studieren und Lehren an der Shedra und seinem Dienst als Retreatmeister eines weiteren Dreijahresretreats. 1998 wurde er im Alter von 23 Jahren voll ordiniert.

Seit seinem 19. Lebensjahr – ein Alter, in dem die meisten von uns vorrangig mit weitaus weltlicheren Interessen befasst sind – hat Yongey Mingyur ein ungeheuer strapaziöses Programm eingehalten, das die Aufsicht über die Aktivitäten von Klöstern in Nepal und Indien, Reisen um die ganze Welt, um zu lehren, persönliche Beratungen und das Memorieren von Hunderten Seiten buddhistischer Texte beinhaltet. Dazu nimmt er, soviel er irgend kann, von den letzten lebenden Angehörigen der Generation von Meditationslehrern in sich auf, die noch in Tibet geschult wurden.

Doch seit ich ihn kenne, hat mich am meisten seine Fähigkeit beeindruckt, jeder Herausforderung nicht nur mit einem beneidenswerten Maß an Haltung und Beherrschung, sondern auch mit einem durchdringenden und höchst treffenden Sinn für Humor zu begegnen. Mehr als einmal gab er vor, einzuschlafen oder gleich aus dem Fenster springen zu wollen, wenn ich mal wieder mit monotoner Stimme an der Niederschrift unserer am Vortag geführten Unterhaltung herumlaborierte. Mit der Zeit merkte ich, dass er mich einfach nur aufzog, weil ich die Arbeit allzu ernst nahm, und er mir auf eine besonders direkte Art vermittelte, dass ein gewisses Maß an Leichtigkeit für die buddhistische Praxis ganz wesentlich ist. Denn wenn, wie der Buddha in seinen ersten Belehrungen über das Erlangen der Erleuchtung darlegte, die Quintessenz des normalen Lebens Leiden ist, dann ist eines der effektivsten Gegenmittel das Lachen – vor allem das Lachen über sich selbst. Hat man erst einmal gelernt, über sich selbst zu lachen, gewinnt jeder Aspekt von Erfahrung eine gewisse Heiterkeit.

Das ist vielleicht die wichtigste Lektion, die mir Yongey Mingyur während meines Aufenthalts in Nepal gab. Für sie bin ich ebenso dankbar wie für die tiefgründigen Einsichten in das Wesen des menschlichen Geistes, die er aufgrund seiner einzigartigen Fähigkeit, die Feinheiten des tibetischen Buddhismus und die wunderbaren Offenbarungen der modernen Wissenschaft zu einer Synthese zu verbinden, vermitteln konnte. Ich hoffe aufrichtig, dass alle Leserinnen und Leser dieses Buches ihren eigenen Weg durch das Labyrinth von persönlichem Schmerz, Unbehagen und Verzweiflung finden, das unser Alltagsleben charakterisiert, und dass Sie, so wie ich auch, wieder lernen, wie man lacht.

Zum Schluss noch eine Bemerkung: Die meisten Textzitate aus dem Sanskrit oder Tibetischen stammen aus vorliegenden englischen Übersetzungen. Sie sind das Werk großer Übersetzer, wahrer Giganten und Gigantinnen auf ihrem Gebiet, denen ich großen Dank schulde für ihre Klarheit, Gelehrtheit und Einsicht. Die wenigen Zitate, deren Übersetzung nicht von anderen stammen, sind meine eigene Englisch-Übersetzung, die ich mit Yongey Mingyur sorgfältig durchgearbeitet habe. Sein tiefes Verständnis der uralten Gebete und klassischen Texte ließ mich einmal mehr Einsicht in den Charakter eines wahren buddhistischen Meisters nehmen.

Eric Swanson

TEIL I

DIE BASIS

Schließlich besitzen wir und alle Wesen die Ursache für das vollkommene Erwachen.

Gampopa: Der kostbare Schmuck der Befreiung

1

DIE REISE BEGINNT

Wenn es irgendeine Religion gibt, die sich mit den Erfordernissen der modernen Wissenschaft vereinbaren lässt, dann ist es der Buddhismus.

Albert Einstein

Wer als Buddhist ausgebildet und geschult worden ist, sieht den Buddhismus nicht als eine Religion an. Sie oder er betrachtet ihn als eine Art Wissenschaft, eine Methode zur Erforschung unserer Erfahrungen mithilfe von Techniken, die eine bewertungsfreie und unvoreingenommene Untersuchung und Überprüfung unserer Handlungen und Reaktionen ermöglichen. Es ergibt sich dabei folgender Erkenntnisprozess: »Ah, so funktioniert mein Geist. Das muss ich tun, um Glück zu erfahren. Und dies sollte ich unterlassen, um Leid zu vermeiden.«

Der Buddhismus ist in seinem Wesen sehr praktischer Natur. Es geht darum, Dinge zu tun, die der heiteren Gelassenheit, dem Glück, dem Vertrauen und der Zuversicht förderlich sind, und Dinge zu unterlassen, die Sorge, Angst und Hoffnungslosigkeit heraufbeschwören. In der Essenz besteht die buddhistische Praxis nicht so sehr im Bemühen, unser Denken oder Verhalten zu ändern, um ein besserer Mensch zu werden; vielmehr geht es um die Erkenntnis, dass – ganz gleich, was wir über die Umstände denken mögen, die unser Leben bestimmen – wir schon gut, heil, ganz und vollkommen sind. Es geht um die Einsicht in das uns innewohnende Potenzial unseres Geistes. Mit anderen Worten, der Buddhismus befasst sich nicht so sehr damit, dass wir zu Gesundheit und Wohlbefinden gelangen, als vielmehr damit, dass wir zur Erkenntnis kommen, im Hier und Jetzt schon so heil und ganz, so gut, so im Kern gesund und wohlbefindlich zu sein, wie zu sein wir je hoffen können.

Das glauben Sie nicht, oder?

Nun ja, ich habe es lange auch nicht geglaubt.

Ich würde Ihnen zu Anfang gerne ein Geständnis machen, ein Geständnis, das sich aus dem Munde eines Menschen, der als wiedergeborener Lama gilt und in früheren Leben alle möglichen wunderbaren Dinge vollbracht haben soll, reichlich seltsam anhören mag: Schon in frühester Kindheit wurde ich von sehr starken Ängsten und Beklemmungszuständen heimgesucht. Sobald ich mich in der Nähe von mir unbekannten Menschen aufhielt, bekam ich Herzrasen und oft auch Schweißausbrüche. Es gab keinen Grund für dieses extreme Unbehagen. Ich lebte in einem wunderschönen Tal und war umgeben von einer liebevollen Familie und Dutzenden von Mönchen, Nonnen und anderen Menschen, die alle zutiefst damit befasst waren zu lernen, wie man inneren Frieden und Glück erweckt. Und doch begleiteten mich Angst und Beklemmung wie ein Schatten.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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