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Burnout ist so lange nur etwas für die Anderen, solange es einen nicht selbst erwischt. Erst dann ist man bereit, sich den Tatsachen zu stellen. Nicht etwa, weil man will, sondern weil man muss. Die Autorin erzählt offen über ihren Weg aus der Krise und gibt wertvolle Tipps zu Themen wie Schlafstörungen, Erhöhung der Konzentrationsfähigkeit, Selbstfürsorge und Achtsamkeit.
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Seitenzahl: 212
Veröffentlichungsjahr: 2025
„Der Stern, der uns leuchtet, ist in uns geboren“ (Charles Dickens, Eine Weihnachtsgeschichte)
Genau deshalb beginnt der Weg zur Heilung in unserem Inneren. Es gibt ihn, diesen Weg und wer sich auf eine Reise in sein eigenes Inneres einlässt, wird ihn auch finden.
Emmi Schneider
BurnIN - BurnOUT
Ein Erfahrungsbericht
© 2025 Emmi Schneider
Website: www.schneiderschreibt.de
Druck und Distribution im Auftrag der Autorin:
tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Deutschland
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist die Autorin verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne ihre Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag der Autorin, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Deutschland. Kontaktadresse nach EU-Produktsicherheitsverordnung: [email protected]
Cover
Titelblatt
Urheberrechte
Erloschenes Feuer
Burn-IN
Burnout – was ist das überhaupt?
Was passiert bei einer Burnout-Entwicklung?
Der Tag X – Zusammenbruch
Burnout als Chance begreifen
Die ersten Monate
Burn-OUT
Ambulante Therapie
Erster Klinikaufenthalt
Vorbereitung und Herausforderungen
Erster Tag in der Klinik
Zettelwirtschaft oder Stundenplan
Ein Leben unter der Käseglocke
Neue Grenzen setzen, alte verändern
Disziplin und Leistungsdruck
Wann ist später?
Abgeschiedenheit – draußen soll draußen bleiben
Heilender Rückzug
Vortragsreihen
Schuld – sei nachsichtig mit dir selbst
Sie überlasten Ihr System – Essverhalten
Rollenspiele und Problemlösen
Sport, Tanzen und Qi Gong
Konzentration
Entlassung aus dem Schutz der Käseglocke
Ende der Verschnaufpause
Zweiter Klinikaufenthalt
Selbstorganisation als Therapie
Fluchtgedanken
Ich lasse mich darauf ein
Flirt als Therapie
Die heilende Wirkung von Musik
Hypnotherapie
Meine inneren Anteile
Entlassung aus dem zweiten Klinikaufenthalt
Mein Leben nach dem Burnout
Tipps und Infos
Burnout-Symptome
Systemische Psychotherapie
Werkzeugkoffer für Notfälle
Interview mit einem Hypno-Therapeuten
Eine Übung, innere Bedürfnisse zu erkennen
Work-Life-Balance
Selbstfürsorge
Schlaf - warum ist er so wichtig?
Strategien für einen besseren Schlaf
Gedankenspirale und Grübelattacken
Tipps gegen Panikattacken
Das Glück kommt zu Besuch
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Erloschenes Feuer
Das Glück kommt zu Besuch
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Erloschenes Feuer
Erloschenes Feuer wieder zum Lodern zu bringen, ist schwer – eigentlich ist es unmöglich. Wer es mit großer Anstrengung doch schafft und sich über neu erwachte, wärmende, knisternde und lebendige Flammen freuen kann, hat nicht etwa das alte Feuer zum Leben erweckt. Man hat neues gemacht. Vielleicht sogar – oder sehr wahrscheinlich – auf einer anderen Feuerstelle, denn auf der alten liegt nur Schutt. Alles an brauchbarem Material hat sich in Rauch aufgelöst und schwirrt nun irgendwo herum – unerreichbar, unwiederbringlich. Alle Mühen, ein erloschenes Feuer wiederzubeleben, sind vergebens. Das neue Feuer brennt jetzt mit vorher unbekanntem oder unerreichbarem Material. Aber bis dahin ist es ein langer Weg.
Es ist eine unglaublich schwere Entscheidung, eine alte, bewährte Feuerstelle aus Mangel an Material aufzugeben. Die Erkenntnis, dass gewohnte Brennstoffe und Energien nicht mehr zur Verfügung stehen, sorgt für Unsicherheit. Es tut weh, einen einst gefassten Plan aufzugeben, den man mit viel Energie, einem hohen Maß an Konzentration, einer Menge Herzblut und starkem Engagement verfolgt hat. Zu begreifen, dass einst gefasste Ziele nicht erreicht werden können, kratzt am Selbstbewusstsein. Ein Scheitern war im bisherigen Lebensplan nicht vorgesehen. Menschen, die mit all ihren Kräften ihr inneres Feuer lebendig erhalten haben, geben nicht so leicht auf. Die lodernde Flamme wurde über Jahre und Jahrzehnte hinweg mit Brennstoff versorgt, dessen Energie von anderer Stelle weggenommen wurde. Geliehen oder gestohlen. Nicht immer brauchbar, aber Hauptsache, sie nährt das Feuer. Tag und Nacht. 24/7. Das soll jetzt alles umsonst gewesen sein? All die übergroße Anstrengung, die Disziplin, das Pflichtbewusstsein und der Zwang, Leistung zu erbringen. Oder waren es gar keine von außen auferlegten Anforderungen, denen man blind gefolgt war und einfach immer weiter gemacht hatte – ohne Rücksicht auf die eigenen schwindenden Kräfte? War es am Ende lediglich genau dasselbe verbissene Verhalten, das man bei anderen immer so sehr kritisiert hatte? Die anderen … das sind diejenigen, die mit eingeschränktem Tunnelblick und kompromisslos sich selbst gegenüber zu Werke gegangen sind. Plötzlich wird klar: Es besteht zum eigenen selbstzerstörerischen Verhalten gar kein großer Unterschied.
Quälende Zweifel machen sich breit. Sie tun weh. Sie machen dich orientierungslos. Und wenn du merkst, dass du keinen Plan B aus dem Hut zaubern kannst, zieht es dir den Boden unter den Füßen weg.
Zurück zur Feuerstelle. Ein Blick in die Umgebung zeigt, dass es auch andere Lebensentwürfe gibt. Rings herum lodern die Flammen von anderen Menschen. Nicht alle sind so hoch, nicht alle so wärmend, so schillernd und so energiegeladen wie bei dieser einen, unserer eigenen Flamme … damals, als sie am Höhepunkt ihrer Leistung war. Es gibt auch einige erloschene Feuerstellen. Viele davon sind verlassen, an anderen wird noch herumgewerkelt, oft verzweifelt versucht, aus der noch schwelenden Glut wieder neues Leben herauszulocken. Es gibt auch eine ganze Reihe von mittelstark brennenden Feuern. Die Menschen, die dafür verantwortlich sind, kümmern sich nicht ständig darum, dass sich die Flammen möglichst hoch in den Himmel strecken, dafür umso liebevoller und umsichtiger. Dort ist man zufrieden, wenn das Feuer wärmt. Nicht mehr und nicht weniger. Manchmal droht das Feuer auch auszugehen, bevor in letzter Minute ein neues Scheit Holz nachgelegt wird. Sorgsam ausgesucht, behutsam auf die Glut gelegt, nicht bevor die dafür passende Stelle oft mit viel Zeit ausgesucht wurde.
Man kümmert sich um das Feuer, behütet und umsorgt es, zwingt es nicht zur Höchstleistung und freut sich daran, wenn es behagliche Wärme ausstrahlt – und man hat Zeit und Muße, diese Behaglichkeit in aller Ruhe zu genießen.
Wie gesagt: nicht mehr und nicht weniger.
Noch ein Blick auf die vielen erloschenen Feuerstellen, an denen, wie bei der eigenen, nichts mehr geht. Alle zur Verfügung stehenden Energien sind aufgebraucht worden. Rücksichtslos wurden alle Ressourcen ausgebeutet. Mit Hektik, zwanghafter Geschäftigkeit, quälender Ruhelosigkeit sollte etwas am Leben erhalten werden, das … ja, was eigentlich? Wer sich so sehr darauf konzentriert, das Feuer lodern zu lassen, vergisst mit der Zeit, warum das eigentlich so unbedingt notwendig sein soll. Das Ziel gerät in den Hintergrund, denn es geht nur noch darum, ständig auf dem Höchstlevel funktionieren zu können. Bis zu dem Moment, an dem nichts mehr geht. Zusammenbruch. Burnout. Ausgebrannt. Ende. Übrig bleibt ein kahler, stinkender Haufen. Rückstände verbrannter Energie. Deprimierend. Das Gefühl von Verlust, Verzweiflung und Versagen macht sich breit, wenn vom verbrannten Material nur noch graue, übelriechende Asche vor einem liegt, die partout keinen Funken mehr hergeben will. Das ist nun der Moment, in dem die Entscheidung gefällt werden muss, ob die Feuerstelle unter allen zehrenden Umständen wiederbelebt oder aufgegeben werden soll.
Welche Chancen eröffnet eine neue Feuerstelle? Woher nehme ich die Energie dafür, sie am Lodern zu halten? Wie hoch muss mein neues Feuer brennen, damit ich mit ihm zufrieden sein kann? Oder besser gesagt: damit ich mit MIR zufrieden sein kann?
Burn-IN
Wie kann das überhaupt passieren? Wieso sind die Fallstricke des Alltags erst dann zu erkennen, wenn man bereits darüber gestolpert ist oder sich sogar heillos darin verheddert hat?
Leider stellt man sich als Burnout-Betroffener diese wichtigen Fragen erst im Rückblick. Dabei wäre es so wichtig, sich damit zu beschäftigen, bevor sich die ersten Anzeichen eines Zusammenbruchs bemerkbar machen.
Aber dazu fehlt meistens die Zeit und so ist der Weg in den Burnout – BurnIN – vorprogrammiert.
Burnout – was ist das überhaupt?
Zunächst ein bisschen Theorie und eine Definition: Burnout – darunter versteht man das Ergebnis eines dauerhaften Zustands der geistigen, seelischen und körperlichen Erschöpfung. Vorausgegangen ist nahezu immer eine lange Phase der Anstrengung und sogar der Überanstrengung. Interessant ist die Tatsache, dass es vor einiger Zeit dem Grunde nach keine offizielle Diagnose gab, die „Burnout“ heißt. Nach der international gültigen Katalogisierung und Verschlüsselung von Diagnosen (ICD) wurde Burnout der Ziffer Z73 zugeordnet („Probleme mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung“). Nur wenn sich die Symptome in Richtung einer Depression entwickelten, wurde häufig die Diagnose F32.9 (Erschöpfungsdepression) gestellt. Ansonsten fasst der Diagnoseschlüssel ein Sammelsurium an möglichen Problemen und Symptomen zusammen. Burnout als Krankheit wurde nicht explizit erfasst.
Erst im Jahr 2019 hat die WHO die Kombination verschiedener Beschwerdebilder im Zusammenhang mit Überlastung als Syndrom definiert. Damit erhält Burnout eine eigenständige Diagnose-Verschlüsselung. Die WHO hat mit dieser Entscheidung einer weltweiten Entwicklung Rechnung getragen. Dauerhafte Überlastung ist offensichtlich kein individuelles Problem, sondern eine globale Erscheinung – zumindest in Industrieländern. Als Anhaltspunkt für die Zuordnung an die neue Klassifizierung, die unter dem Sammelbegriff „Stress am Arbeitsplatz, der nicht erfolgreich verarbeitet werden kann“ geführt wird, gelten folgende Symptome:
• Erschöpfungsgefühl
• Negative Haltung mit Distanz zum Job mit zunehmender Tendenz
• Nachlassendes Leistungsvermögen
Ein positiver Nebeneffekt der neuen Klassifizierung: Das Auftreten von Burnout kann nun statistisch besser erfasst und registriert werden.
Der Zusammenhang mit einer depressiven Entwicklung ist trotzdem nicht vom Tisch.
Depressionen haben verschiedene Ursachen – eine davon ist Stress. Kein Wunder also, dass Burnout-Patienten meistens auch Depressionspatienten sind. Zur Behandlung von Depressionen gibt es mindestens so viele Ansatzmöglichkeiten, wie für die Entstehung verantwortlich sein können. Das gilt auch für die Erschöpfungsdepression. Eine Folge davon ist, dass Burnout-Patienten nicht nur eine Veränderung der Arbeitsbedingungen helfen kann, sondern dass vor allem eine Therapie zur Verbesserung der psychischen Beschwerden vonnöten ist. Die beiden Ansätze gehören untrennbar zusammen. Denn es macht keinen Sinn, wenn jemand nach erfolgreich überstandener Depression wieder genau dorthin zurückkehrt, wo der Ursprung der Krankheit liegt. Die Behandlung konzentriert sich daher bei nahezu allen Burnout-Betroffenen auf die psychischen Symptome und gleichzeitig auf die Umstrukturierung des Lebens „danach“.
Es gehört aber noch eine dritte Komponente dazu und sie ist, meiner Meinung nach, die wichtigste: Die eigene Bereitschaft, Heilung und ein besseres Leben danach auch wirklich zu wollen. Gerade eine Depression gehört zu den Krankheiten, die ohne eigenes Zutun nicht geheilt werden können – sofern sie nicht ausschließlich biologische Ursachen hat. Es ist wichtig, zu erfahren, wie es zum Zustand des Ausbrennens gekommen ist und wie hoch der eigene Anteil daran ist. Wie konnte es so weit kommen? Welche äußeren und inneren Einflüsse haben dazu beigetragen, dass ich jetzt am Ende mit meiner Kraft bin? Manche Antworten auf solche Fragen werden dir vielleicht nicht gefallen. Die Reise ins Innenleben kann anstrengend werden. Ich wurde mit Erkenntnissen über mich selbst überrascht, die mir nicht immer gefallen haben. Aber sie waren notwendig, um die Chance zu bekommen, es künftig anders zu machen.
Auch wenn es wichtig ist, zu verstehen, woher die eigene Depression kommt, konzentriert sich dieses Buch nicht auf die vielfältigen Varianten von Depressionen und deren Ursachen; der Schwerpunkt wird vielmehr auf die Chancen gelegt, die sich dem Leben durch einen Burnout bieten.
Was passiert bei einer Burnout-Entwicklung?
Die Entwicklung zeigt sich schleichend und mündet nicht selten in einer Katastrophe. Im schlimmsten Fall nehmen sich die Betroffenen das Leben, erleiden einen Herzinfarkt oder Schlaganfall mit schlimmen bleibenden Schäden oder sogar mit Todesfolge. Auch schwere Autounfälle können passieren, wenn der Fahrer oder die Fahrerin unkonzentriert und übermüdet ist – aufgrund des übermächtigen Gefühls der absoluten Erschöpfung und – das ist nicht zu unterschätzen – aufgrund von schweren bis schwersten Konzentrationsstörungen, die bei allen Burnout-Patienten schon während der Entstehung im steigenden Maß auftreten. Gut, wenn man vorher bereits die Notbremse gefunden hat und einem sich abzeichnenden Zusammenbruch entgegensteuern konnte. Manchmal bedarf es der Aufmerksamkeit von Menschen aus dem Umfeld, die den entscheidenden Hinweis geben. Die Betroffenen selbst spielen das Schwinden ihrer Kräfte üblicherweise herunter, falls sie es überhaupt wahrnehmen. Dabei sind sie doch selbst die Einzigen, die sich helfen können. Und es wäre so wichtig, eine eigene, persönliche Bilanz ziehen zu können. Wann ist es Zeit, etwas im Leben zu ändern? Dazu muss man zur Reflektion in der Lage sein. Und dazu ist Ruhe und Kraft notwendig. Also genau das, was ein Mensch mit einer derartigen Überlastungssituation nicht aufbringen kann.
Es gehört zum Wesen einer Burnout-Entwicklung, dass die Betroffenen stets die Probleme anderer Menschen sehen, erkennen und zu helfen versuchen – die eigene Situation aber völlig außer Acht lassen. Die Erkenntnis, etwas ändern zu müssen, kommt einfach nicht. Man kann es Betriebsblindheit nennen oder auch ein völlig übersteigertes Anforderungsprofil an die eigene Person. Selbstkritik oder Reflektion ist nicht erlaubt, nicht geplant und überhaupt: Zusammenbruch, das ist etwas für die anderen. So muss man also warten, bis wirklich nichts mehr geht, damit endlich wieder was gehen kann.
Obwohl Burnout – ausgebrannt sein – in aller Regel durch Überlastung entsteht, ist es nicht damit getan, sich einfach ein paar Tage oder Wochen auszuruhen. Wer sich jahrelang immer nur kurze Pausen oder überhaupt keine Auszeiten gegönnt hat, kann dieses Defizit auf dem Höhepunkt der Erschöpfung durch ein paar Tage Urlaub nicht mehr ausgleichen. Auch die oft praktizierte Methode, bei Krankheiten erst einmal zu warten, ob sie vielleicht von selbst wieder vergehen, wird genauso wenig helfen. Ein „wird schon wieder“ nützt nichts. Wenn das Kind erst einmal in den Brunnen gefallen ist, hilft nur eins: eine Therapie.
Welche Therapie sinnvoll ist, kann nicht verallgemeinert werden, denn jeder Patient bringt seine eigene Geschichte mit. Ich kann in diesem Buch deshalb auch nur meinen eigenen Weg beschreiben und zusätzlich das schildern, was ich in den vielen zurückliegenden Jahren auch bei anderen Menschen beobachten konnte, die gegen die Folgen von Burnout kämpften.
Dieses Buch soll einerseits helfen, rechtzeitig die Reißleine ziehen zu können, damit es erst gar nicht zum absoluten Tiefpunkt kommt. Andererseits soll es Betroffenen und Angehörigen Hoffnung auf Heilung machen. Wer am untersten Punkt einer Erschöpfungsdepression in sich zusammengesunken kauert und aufgeben will, kann den Silberstreif am Horizont von alleine noch nicht entdecken. Der Bericht über meine eigene Heilung soll der Blickrichtung dorthin ein wenig auf die Sprünge helfen. Es ist möglich, schon vor dem absoluten Burnout die Richtung zu ändern! Es ist aber auch noch möglich, zu handeln, wenn scheinbar alles zu spät ist.
Dieses Buch soll in erster Linie helfen, selbst in den tiefsten und dunkelsten Phasen die Hoffnung auf Besserung nicht zu verlieren. Es gibt ein Leben nach dem Burnout, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Die Frage ist nur: Wie lässt sich der Weg finden, der aus dem Burnout wieder herausführt, und was kann man tun, um das Leben „danach“ so schön wie möglich zu gestalten?
Ich weiß, wie lange und steinig der Weg – mein Weg – war. Burnout-Heilung ist kein Zuckerschlecken. Aber wie in allen Bereichen des Lebens gilt auch hier einer meiner Glaubenssätze: Niemand hat uns versprochen, dass das Leben leicht sein würde! Es kommt darauf an, wie man mit Schwierigkeiten und Problemen umgeht, und darauf, dass man sich Hilfe holt. Wer sich gerade auf Talfahrt befindet oder den Tiefpunkt schon erreicht hat, kann sich nicht vorstellen, dass es jemals auch wieder aufwärts geht. Niemand muss in dieser Illusion verharren! Hol dir ärztliche und/oder therapeutische Hilfe. Falls du nicht weißt, wohin du dich wenden kannst, suche am besten deine Hausarztpraxis auf und lass dir Adressen und Kontaktdaten geben. Vielen hilft es, sich im Internet nach Gleichgesinnten umzuschauen. Es gibt Selbsthilfegruppen, Foren und Gruppen in Social-Media-Plattformen. Auch dort kannst du Tipps erhalten, wie du auf der Suche nach therapeutischer Hilfe am besten vorgehen kannst.
Warum habe ich dieses Buch geschrieben?
Mein Wunsch ist es, anderen Menschen zu helfen, die sich gerade in einer Phase befinden, wo es nicht vorwärts und nicht rückwärts zu gehen scheint. Am Ende des Tunnels ist Licht! Ich möchte dieses Licht schon einmal ein bisschen glitzern lassen und damit signalisieren, dass es einen Ausweg, Rettung und Heilung gibt.
Bevor es nun losgeht, noch eine sehr wichtige Anmerkung:
Alle Inhalte dieses Buches sind medizinisch nicht fundiert. Ich schreibe von meinen ganz persönlichen Erfahrungen und Erlebnissen, was Therapien mit mir gemacht haben und wie ich die eine oder andere Situation beurteile. Als medizinischer Laie gebe ich keine wissenschaftlich begründeten Erklärungen ab: Dazu gibt es andere Bücher, die das viel besser können. Ich spreche auch keine Empfehlungen für Medikamente aus – weder im Allgemeinen noch im Speziellen. Hier geht es lediglich um einen Erfahrungsbericht mit Burnout aus der Sicht einer Betroffenen – aus meiner Sicht.
Der Tag X – Zusammenbruch
Tag X. Ich kämpfe gegen Windmühlen. Mein System stemmt sich mit aller Gewalt gegen sämtliche Stürme, die von allen Seiten auf mich zukommen. Es donnert und blitzt, die Windböen reißen jeden klaren Gedanken mit sich. Weit und breit ist keine Besserung der Wetterlage in Sicht. Ich verliere den Kampf, der von Anfang an aussichtslos war. Er war aussichtslos, weil ich die wirksamen Waffen, Schutzräume und Hilfsmöglichkeiten nicht kenne. Noch nicht. Was übrig bleibt, ist eine verzweifelte Leere im Kopf und in der Seele sowie körperliche Null-Leistung.
Bei jedem sieht der Burnout-Zusammenbruch anders aus, es gibt aber dennoch Parallelen.
Manchmal ist es eine Ohnmacht, eine Kreislaufschwäche oder ein Zustand, in dem man als nicht ansprechbar gilt – zwar wach, aber dennoch nicht fähig, auf Fragen sinnvoll zu antworten. Bei einigen haben sich schon Wochen vorher Knochen und Gelenke schmerzhaft bemerkbar gemacht. Die körperliche Beweglichkeit wirkte eingeschränkt, Rückenschmerzen, Knieprobleme oder eine schleichende Versteifung des Schultergelenks – ständige Kopfschmerzen, Ohrgeräusche, Sehstörungen. Die Leere im Kopf, das Unvermögen, sich konzentrieren zu können, und das übermächtige Gefühl einer körperlichen und geistigen Erschöpfung sind Symptome, die fast alle aus ihren Vorgeschichten kennen. Dazu kommen Schlafstörungen, Gereiztheit, Neigung zu Sarkasmus, häufiges Schwitzen und das Gefühl, dass die Zeit einfach nicht mehr reicht. Egal wofür. Die Spirale, in der man sich rettungslos gefangen fühlt, wird immer enger. Das Hamsterrad dreht sich schneller und, was unweigerlich folgt, ist der Zusammenbruch.
In einem solchen Fall wird häufig der Notarzt geholt, und der tut das, was er tun muss: Einweisung ins Krankenhaus. Dort wird alles durchgecheckt und, da man in den seltensten Fällen eine körperliche Ursache für den Zusammenbruch findet, wird der Patient oder die Patientin versehen mit dem Rat, künftig kürzer zu treten, wieder entlassen. „Aller Wahrscheinlichkeit nach psychisch“, bekommt man gesagt, was in diesem Moment für denjenigen, der es zu hören bekommt, überhaupt keine Option ist. „Alle unfähig“, lautet die gedankliche Antwort. „Wenn die Ärzte nichts finden, ist es psychisch … typisch.“ Der Sarkasmus gewinnt als vermeintlicher Schutzschild wieder die Oberhand. Dann folgen ein paar Tage Krankschreibung, vielleicht wird eine Kur im nächsten Sommer geplant, aber jetzt erst mal weitermachen, denn die Pflicht ruft.
Solange die Glut irgendwie am Leben erhalten werden kann, wird immer wieder dieselbe Feuerstelle geschürt und befeuert.
Irgendwann geht dann aber wirklich nichts mehr. Die allerletzten Reserven sind aufgebraucht und dann ist Schluss.
Fast als Glücksfall kann man es deuten, wenn durch den Zusammenbruch die Denkfähigkeit ausgeschaltet wird. Klingt erstmal seltsam, aber nichts macht den Menschen mehr Angst, als das Gefühl, verrückt zu werden oder nicht mehr zu wissen, wer man ist und was man tut. Körperliche Probleme werden mit Tabletten niedergedrückt, ignoriert und nicht genügend wertgeschätzt. Wer aber das Gefühl hat, nicht mehr denken zu können, ständig alles zu vergessen und Zusammenhänge nicht mehr zu begreifen, gerät schnell in Panik und sucht Hilfe. Der erste, immens wichtige Schritt in Richtung Rettung ist getan. Ansprechpartner in diesem Fall sind Hausärzte, Neurologen, Therapeuten und manchmal sind es auch Fachärzte, die mit ihrer speziellen Ausrichtung auf den ersten Blick gar nicht „zuständig“ sind, aber dennoch erkennen, welches Grundproblem der Patient, die Patientin hat. Bei mir war es der Orthopäde, aber dazu später. Ein Patentrezept oder eine Therapie für alle gibt es nicht, denn jeder und jede hat seinen eigenen Weg hinter sich gebracht. In jedem Fall aber wird eine individuell angepasste Psychotherapie sinnvoll sein, denn: Der Weg aus dem Burnout kann nur in deinem Inneren beginnen.
Burnout als Chance begreifen
Burnout ist ein Zusammenbruch des Systems aus Körper und Geist. Die Symptome zeigen sich meistens in beiden Bereichen (psychosomatisch). Es gibt eine Reihe von körperlichen (somatisch) und geistigen (psychischen) Beschwerden. Wer akut davon betroffen ist, kann zunächst nicht unterscheiden, ob der Zusammenbruch körperliche oder psychische Ursachen hat. Da die somatischen Symptome im akuten Geschehen die Oberhand haben, denkt man zuerst an Herzinfarkt, Schlaganfall, Hörsturz oder einen sonstigen körperlichen Zusammenbruch. Manche Menschen brauchen mehrere Zusammenbrüche, bis sie bereit sind, den Bedürfnissen ihres eigenen Systems nachzugeben. Ich weiß, wovon ich spreche. Erst