Celesta: Sammelband der epischen Fantasy-Serie »Celesta« - Diana Dettmann - E-Book
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Celesta: Sammelband der epischen Fantasy-Serie »Celesta« E-Book

Diana Dettmann

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Beschreibung

**Entdecke deine wahre Bestimmung** Emma war noch ein kleines Mädchen, als ihre Mutter verschwand. Jahre später hält sich die junge Frau mit einem Job in einer ranzigen Bar über Wasser und weiß nicht, wo ihr Leben sie hinführen soll. Bis sie eines Morgens von einer furchteinflößenden Kreatur angegriffen wird und sie die unglaubliche Wahrheit über ihre Identität erfährt. Von einem Tag auf den anderen wird Emma zur Gejagten und in den magischen Kampf der Clans Celesta, Cinder und Amber verwickelt. Ihre Fähigkeiten scheinen Emmas Weg zu bestimmen, doch ihr rebellisches Herz hat sich schon längst anders entschieden. Es schlägt für den Cinder Quinn und widersetzt sich den Gesetzen der Celesta… Ein Fantasy-Epos mit unwiderstehlichem Lesesog In der düster-romantischen Buchserie »Celesta« erschafft Erfolgsautorin Diana Dettmann erneut eine faszinierende Welt voller Magie, Dramatik und großer Gefühle. Eine überwältigende Fantasy-Liebesgeschichte in vier Bänden.   Leserstimmen: »Rundum lesenswert« »herzzerreißend« »Spannend von der ersten bis zur letzten Seite« »Eine Geschichte, die mich restlos begeistert hat!« »Mein Herz raste mit Emma's im gleichen Tempo.« //Diese E-Box ist der Sammelband zur düster-magischen Fantasy-Reihe »Celesta«. Er enthält alle Romane der Buchserie: -- Celesta: Asche und Staub (Band 1) -- Celesta: Staub und Schatten (Band 2) -- Celesta: Schatten und Glut (Band 3) -- Celesta: Glut und Asche (Band 4)// Diese Reihe ist abgeschlossen.

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Dark Diamonds Ein Imprint der CARLSEN Verlag GmbH © der Originalausgabe by CARLSEN Verlag GmbH, Hamburg 2019 Text © Diana Dettmann, 2017, 2018, 2019 Lektorat: Michéle Rösner Coverbild: pixabay.com / © geralt / © Pexels / © arvndvisual / shutterstock.com / © icsnaps / © Feaspb / © Cloudi Covergestaltung der Einzelbände: formlabor, Diana Dettmann Gestaltung E-Book-Template: Gunta Lauck / Derya Yildirim Satz und E-Book-Umsetzung: readbox publishing, Dortmund ISBN 978-3-646-30189-2www.carlsen.de

Diana Dettmann

Celesta: Asche und Staub (Band 1)

Emma war noch ein kleines Mädchen, als ihre Mutter verschwand und ein Leben voller Risse zurückließ, die niemand jemals zu flicken vermochte. Mit kaum mehr als einem kläglichen Schulabschluss in der Tasche, fristet sie Jahrzehnte später ihre Abende hinter der Theke einer ranzigen Bar, teilt sich die Wohnung mit einem Mann, den sie nicht liebt, und träumt davon, eines Tages all das hinter sich zu lassen. Bis ihr eines Morgens auf dem Weg nach Hause eine furchteinflößende Kreatur begegnet, die ihrem Leben fast ein Ende setzt. War es der unvermittelt im Nebel auftauchende Fremde, der sie gerettet hat, oder das Feuer, das plötzlich aus ihren Handflächen schoss? Die bittere Wahrheit gibt Emmas Dasein eine jähe Kehrtwendung. Denn Von einem Tag auf den anderen wird sie zur Gejagten, mit dem Schicksal ihrer Mutter im Nacken. Doch sie ist nicht allein …

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Vita

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© privat

Diana Dettmann ist geboren und aufgewachsen im häufig recht nasskalten Norden von Deutschland. Und weil die Welten und Abenteuer in den Büchern meistens viel interessanter waren als der Blick aus dem Fenster, verbrachte sie oft Stunden damit, sich in eben diesen Welten zu tummeln, mit tapferen Helden Schlachten auszufechten oder mit edlen Ladys in mittelalterlichen Settings durch wildromantische Wälder zu fliehen. Seit 2012 veröffentlicht sie selbst Fantasyromane für Jugendliche und jung gebliebene Erwachsene, die den Spaß an romantisch-abenteuerlichen Geschichten nicht verloren haben.

Prolog

Als es an der Tür klingelt, zucke ich so heftig zusammen, dass die Seite des Buches, das ich gerade in den Händen halte, einen Riss bekommt. Mums Lieblingsbuch. Mit eingezogenem Kopf schiele ich zu Dad hinüber, doch der ist so in die Nachrichten vertieft, dass er weder das Klingeln noch das Reißen der Buchseite gehört hat.

Ich lege es zur Seite, hopse vom Sessel und tapse barfuß zur Tür. Vor dem milchigen Glas der Haustür erkenne ich zwei große Schatten. Es klingelt erneut und dieses Mal reagiert Dad. Er poltert an mir vorbei und schubst mich beiseite, sodass ich mit der Schulter gegen das Treppengeländer stoße. Es fällt ihm nicht einmal auf.

Atemlos reißt er die Tür auf. Während ich die schmerzende Stelle an meiner Schulter knete, bewege ich mich langsam auf ihn zu, bis ich neben ihm stehe und in die Gesichter von zwei Fremden starre. Schon wieder Polizisten.

Seit Mums Verschwinden sehe ich häufiger welche. Beinahe jeden Tag. Heute ist allerdings das erste Mal eine Frau dabei. Sie senkt kurz den Kopf und lächelt mich an. Die Miene des Mannes bleibt hingegen ernst.

Mein Rücken kribbelt ein wenig und ich warte darauf, dass einer von ihnen was sagt. Oder dass Mum aus dem Auto aussteigt. Oder wir einsteigen und zu ihr fahren. Ein dicker Kloß bildet sich in meinem Hals, als einfach nur nichts passiert.

Ich schiebe meine Hand in die von Dad und flehe innerlich, dass einer von ihnen endlich etwas sagt. Er muss doch fragen! Doch er steht da, blinzelt und bleibt stumm.

»Habt ihr meine Mum gefunden?«

Dad lässt meine Hand los, legt seine stattdessen auf meine Schulter und drückt sie etwas zu fest. Eine Geste, die der Polizistin nicht entgeht. Sie hockt sich hin und lächelt freundlich.

»Möchtest du mir vielleicht dabei helfen, ein schönes Foto deiner Mum herauszusuchen? Wir brauchen noch eines, weißt du?«

Ich nicke. Ich kann helfen. In der Schuhkiste unter meinem Bett sind unendlich viele Fotos von ihr.

»Dein Name ist Emma, richtig? Ich bin Polli.«

Sie streckt mir ihre Hand entgegen, ich schüttle sie freundlich und ziehe sie dann, mit schnellen Schritten, in mein Kinderzimmer.

Sie setzt sich auf den für sie viel zu kleinen Stuhl, nimmt mir die Box mit den Fotos ab und öffnet sie. Schon beim ersten Bild huscht ein kleines Lächeln über ihr Gesicht.

Sie werden sie finden, denke ich.Sie brauchen ein Foto, damit sie wissen, wie sie aussieht, und besser nach ihr suchen können. Mein Herz klopft wild in meiner Brust herum, als ich die Fotos hastig ausbreite, um ihr mein Lieblingsbild zu zeigen. Doch Moment – das ist nicht hier, sondern in der Wohnstube. Ich hatte es vorhin bei mir.

Ohne ein Wort stürme ich aus dem Kinderzimmer, hinaus auf den Flur. Meine blanken Füße patschen über den Boden und ich stürze beinahe. Atemlos erreiche ich die Tür, die zur Stube führt und der Ruf nach meinem Dad liegt mir schon auf den Lippen, als ich die Stimme des Polizisten höre:

»Es gibt absolut keine Spur von Ihrer Frau, Mister Parker. Niemand hat sie gesehen.«

Dad fällt förmlich in den Sessel, während ich wie festgenagelt im Türrahmen stehen bleibe.

»Wir haben keine Hinweise gefunden, kein Anzeichen für eine Auseinandersetzung oder dafür, dass sie Probleme hatte. Sie hat laut Ihrer Aussage keine nennenswerte Summe Bargeld dabeigehabt und es erfolgte nach ihrem Verschwinden kein Zugriff auf ihr Konto. Unseren Ermittlungen zufolge hat sie auch nicht versucht, einen Bekannten zu erreichen.«

Dad starrt ins Leere und nickt, obwohl keine Frage im Raum steht. Der Polizist seufzt leise und setzt sich ihm gegenüber auf die Kante der Couch.

»Alle Befragten haben uns bestätigt, dass sie immer einen glücklichen Eindruck gemacht hat, aber das allein heißt meist nicht viel. Niemand weiß, wie es wirklich in einem Menschen aussieht, wissen Sie? Aber in diesem Fall … ich meine … niemand hat sie nach ihrem Verschwinden gesehen und es sind auch keine Lösegeldforderungen eingegangen. Ich will ganz ehrlich sein, Mister Parker, ein solcher Fall ist mir noch nicht untergekommen. Wir suchen natürlich weiter, aber …«

Eine warme Hand legt sich auf meine Schulter, während ein Beben meinen Körper durchläuft – zusammen mit dem drückenden Gefühl, dass nichts je wieder so sein wird, wie es einmal war.

Eins

Zwanzig Jahre später

Meine Augen brennen von der rauchgeschwängerten Luft, als ich die letzten Gläser von den Tischen sammle, klebrige Bierreste entferne und die aufgeschwemmten Dielen von Zigarettenstummeln und Dreck befreie.

Seit nunmehr vier Jahren ist Jimmys Bar mein zweites Zuhause. Zu etwas Besserem hab ich es nicht gebracht. Kein toller Abschluss, mit dem ich hätte etwas aus meinem Leben machen können. Die Schule habe ich nur mit Ach und Krach beendet. Mein Zeugnis taugt gerade mal als Kaminfutter. Ich glaube, es ist sogar auf genau diese Art und Weise aus meinem Besitz verschwunden. In einem Anflug von Wut und einer Prise Selbsthass – und mit der Unterstützung von reichlich Alkohol.

Das Brennen in meinen Augen lässt erst nach, als ich die Tür zuziehe, abschließe und kühle, frische Nachtluft meine Lunge füllt. Ein wenig fröstelnd schiebe ich die Hände in die Taschen und hebe den Blick zum Himmel hinauf. Es ist mittlerweile deutlich heller geworden und die Sterne verblassen zusehends.

Schnaufend mache ich mich auf den Heimweg, der, wie immer um diese Zeit, ruhig und einsam ist. Schließlich kann ich ganz am Ende der vor mir liegenden Straße das Haus mit der dunkelgrauen Fassade erkennen, in dem ich wohne. Von so weit weg sieht es gar nicht mal übel aus. Die vielen Stellen, an denen der Putz bröckelt, und das zugenagelte Fenster im zweiten Stock sind nicht zu sehen. Fast könnte man meinen, es sei nicht die heruntergekommene Bruchbude, die es nun einmal ist.

Es gibt nicht viel, das ich vorweisen kann. Ein mieser Job, eine miese Bude und Matt – ein Typ, der irgendwann bei mir eingezogen und seitdem nicht mehr gegangen ist. Jemand, der mich ›Baby‹ nennt, obwohl ich es hasse. Genau genommen mag ich ihn nicht einmal besonders. Das war mal anders, ist aber verdammt lange her. Mittlerweile ist er einfach nur noch jemand, der quasi zum Inventar gehört und den ich nicht rausschmeißen kann, weil er – im Gegensatz zu mir – niemand ist, der allein klarkäme. Ich will nicht behaupten, ich hätte ein zu gutes Herz, um ihn rauszuschmeißen, denn das habe ich nicht. Vielmehr ist es so, dass ich hin und wieder glaube, er könnte tatsächlich das einzig Normale in meiner Wohnung sein. Vielleicht bin ich nur seinetwegen noch nicht zu einer merkwürdigen Tante geworden, deren Haare wild zu Berge stehen, die fünfzig Katzen hat und niemals vor die Tür geht. Vielleicht.

Ich ziehe leicht fröstelnd die Jacke etwas fester um meine Schultern und wende den Blick nach Osten. Über den Häuserzeilen meiner Heimatstadt Thiernan, zwischen denen der zarte Dunst des Morgens hängt, kündigt die Sonne in pastelligen Tönen einen grandiosen Auftritt an. Der Himmel ist klar und bietet die perfekte Bühne für ein paar angeberische Minuten. Zumindest für diejenigen, die den Sinn dafür noch nicht verloren haben. Direkt vor mir ragt eine kleine Brücke auf, die mit ihrem barocken Geländer und dem kunstvoll gesetzten Granitpflaster über dem gemächlich plätschernden Fluss thront, dessen Namen ich mir auch nach all den Jahren partout nicht merken kann. Ich überlege für einen kleinen Moment, stehen zu bleiben und zuzusehen, mir ein paar Minuten lang einzureden, alles wäre gut und ich glücklich. Ich könnte so tun, als sei heute der Tag, an dem sich alles ändert. Nur für einen Moment.

Doch gerade, als ich mich dafür entscheide, erlöschen in einem Radius von mehreren Metern um mich herum sämtliche Lichter. In der Ferne glimmt es noch, weshalb ein Stromausfall wohl kaum der Grund sein wird. Ich bleibe mehr oder weniger verwundert stehen und schaue mich um. Ein Prickeln in meinem Nacken, wie eine Vorahnung oder ein ungutes Gefühl, überläuft mich und die Härchen an meinen Armen stellen sich auf. Die Geräusche in meiner Umgebung verstummen urplötzlich und die Temperatur ist fühlbar um einige Grad abgesackt. Mein Atem bildet weiße Wölkchen vor meinem Gesicht und ich schwöre, das hat er vor ein paar Sekunden noch nicht getan. Ich atme tief ein und puste noch einmal warme Luft in die Nacht, beobachte wie hypnotisiert den Schleier, der beinahe unwirklich dicht und fast pulsierend vor mir herumwabert, strecke die Hand danach aus – und stolpere entsetzt zurück, als mir aus genau diesem unschuldigen Nebel eine grässliche Fratze entgegenspringt.

Kälte dringt schlagartig in meine Glieder und unterdrückt den spitzen Schrei, der in meiner Kehle festhängt. Ich bekomme keine Luft, gerate ins Straucheln, falle auf den Hintern und schlage in wilder Panik um mich. Doch da ist absolut nichts, gegen das ich kämpfen könnte. Keine Fratze mehr, nur noch der Nebel, der jedem meiner Schläge wabernd ausweicht.

Japsend versuche ich verzweifelt, Luft in meine Lunge zu zwingen, reiße am Kragen meiner Jacke, will aufstehen und um Hilfe rufen, doch meine Gliedmaßen gehorchen mir nicht mehr und Punkte tanzen vor meinen Augen.

Ich sterbe. Dieser Gedanke schießt wie ein glühender Pfeil durch meine Eingeweide, während ein rasender Schmerz meine Brust erfasst und mir Tränen in die Augen treibt. Meine Fingerspitzen prickeln und nur einen Augenblick später weitet sich das Gefühl auf meine Handflächen aus. Eine Reaktion auf den Sauerstoffmangel? Ist das normal? Was zur Hölle wäre wohl gerade noch normal? Ich brauche Hilfe! Doch das Prickeln wird intensiver, schlägt um in ein Brennen – so schmerzhaft, als würden meine Hände schmelzen. Ich kippe zur Seite, kämpfe um jeden Fetzen Luft und hebe die Handflächen zitternd in mein Blickfeld. Tatsächlich besiegt für einen Moment die Überraschung meine Angst, denn meine Hände brennen. Nicht sprichwörtlich. Wörtlich! Lichterloh. Ich sollte mich darüber wohl wundern. Nein, ich sollte verdammte Angst haben! Habe ich aber nicht. Im Gegenteil. Erleichterung durchströmt mich, als ob eine Last von mir genommen wurde. Instinktiv strecke ich meine flammenden Hände dem Nebel entgegen. Keine Ahnung, warum. Vielleicht einfach, weil das Feuer die einzige Waffe ist, die ich gerade besitze. Selbst wenn ich es bin, die brennt.

Abermals bricht die furchtbare Fratze aus dem Nebel heraus, weicht zurück und kreischt laut auf. Ein zutiefst unmenschliches Geräusch, bei dem sich mir die Nackenhaare aufstellen und mich das beinahe unbezwingbare Verlangen überkommt, meine brennenden Hände auf die Ohren zu pressen. Stattdessen brülle ich zurück, halte meine Flammen wie ein Schutzschild vor mich und hoffe, dass ich stark genug bin, das hier zu überstehen.

Als der Schrei endlich verklingt, bin ich schlagartig frei. Ich sauge rasselnd und hustend Luft in meine Lunge, sinke flach auf den Boden und krieche etliche Meter rückwärts – Hauptsache weg von diesem … diesem … Monster.

Noch immer in Todesangst sehe ich mich um, versuche auszumachen, von wo der nächste Angriff erfolgen wird. Doch die Nacht um mich herum ist friedlich und nichts erinnert auch nur entfernt an das, was eben geschehen ist. Kein Nebel mehr. Ich komme auf die Beine, sehe mich blinzelnd um und starre schließlich keuchend und verwirrt auf meine Hände, drehe und wende sie. Doch da ist nichts. Weniger als nichts. Keine Flammen. Kein Glühen.

Langsam und äußerst träge nehme ich meine Umwelt wieder wahr, entdecke links von mir die Brücke und rechts von mir die kleine Bank und den Park dahinter, halb verborgen in den dunklen Schemen der Nacht. Gerade, als ich mich abwenden will, zerfetzt der wohlbekannte Schrei abermals die Stille und ich werde steif vor Angst.

Dort hinten, in den dunklen Schatten im Park, erkenne ich die dicken, weißen Nebelschwaden. Meine Handflächen sind feucht und ich gerate ins Straucheln. Angst schnürt mir abermals die Kehle zu und jede Faser meines Körpers schreit mich an, zu fliehen. Auf der Stelle! Doch dieses Mal bin nicht ich sein Ziel.

Eine Gestalt, augenscheinlich ein Mann, steht ihm gegenüber. Ich entdecke einen schwach glimmenden Gegenstand in seiner Hand, kann aber nicht genau erkennen, was es ist.

»Lauf!«, brülle ich, trotz meiner rasenden Angst, will zu ihm laufen, stoppe aber nach wenigen Schritten, weil mich der Mut verlässt. Beide wenden sich gleichzeitig zu mir um und ich erkenne, dass ich einen Fehler gemacht habe.

Während der Nebel sofort wieder auf mich zuschießt, macht der Mann etwas, mit dem ich nicht gerechnet habe. Er stellt sich diesem Ding in den Weg. Mehr noch, er greift es an. Nobel, denke ich.Und ein wenig lebensmüde. Oder einfach nur dumm. Doch schon im nächsten Augenblick ändere ich meine Meinung, denn sein Einsatz zeigt Erfolg. Mitten im Kampf dreht er sich zu mir um und ich erhasche für einen kurzen Moment einen Blick auf sein Gesicht, doch diese wenigen Sekunden reichen kaum, um mir Details einzuprägen.

»Verschwinde!«, brüllt er wütend und dann gilt seine ganze Aufmerksamkeit wieder dem Kampf. Er hindert dieses Wesen daran, zu mir zu gelangen, und auch wenn es feige ist, lasse ich mich nicht zweimal bitten, drehe mich um und laufe, als sei der Teufel höchstpersönlich hinter mir her. Ich laufe, bis das Licht der Straßenlampen mich wieder umschließt, und erst hier wage ich einen kurzen Blick zurück.

Die Brücke ruht friedlich im sanften Schein der Laternen wie eh und je. Kein Nebel, keine defekte Beleuchtung und auch kein mysteriöser Retter. Meine Gedanken überschlagen sich, mein Atem rasselt noch immer ein wenig. Ich weiß, was ich gesehen habe! Ich weiß, was ich gespürt habe!

»Miss … alles in Ordnung?« Eine Frau, die gerade die Tür direkt neben mir verlässt, erkundigt sich besorgt nach meinem Befinden, doch mein Adrenalinspiegel ist noch immer so hoch, dass ich mit einem leichten Aufschrei zurückweiche.

Ihren verwirrten Blick ignorierend drehe ich mich um und renne die letzten Meter bis zum Haus. Mit zittrigen Fingern fummle ich die Schlüssel heraus, reiße die Tür auf und sprinte in den Flur. Ohne an Tempo zu verlieren, nehme ich zwei Treppenstufen auf einmal und falle beinahe in meine Wohnung. Ich werfe Jacke und Tasche beiseite, verrammle alle Fenster und erst jetzt halte ich inne, lasse mich gegen die Wand sinken, atme tief durch und versuche rational zu denken. Es ist nichts passiert – rein gar nichts! Das war alles Einbildung. Überarbeitung. Keine Ahnung.

Vielleicht hat mir einer der Gäste was in meine Wasserflasche getan. Das könnte eine Erklärung sein. Ja, ganz sicher war es etwas in der Art gewesen. Oder einer dieser dämlichen Streiche, mit denen sich ein paar Idioten im Internet rühmen. Eine Nebelmaschine, irgendeine Art Projektor und ein vollkommen übermüdetes Opfer. Fertig war das nächste Kracher-Video, das sich wie ein Lauffeuer auf den sozialen Plattformen verbreiten würde.

Ganz langsam beruhigt sich mein Puls und mein gesunder Menschenverstand gewinnt die Oberhand. Alles harmlos. Ich meine, was denn sonst? Monster? Nebelwesen? Es gibt sicher eine ganz einfache Erklärung.

Trotzdem geben meine Knie nach und ich sinke auf die Couch, lasse mich in die weichen Kissen fallen und ignoriere das noch immer anhaltende Zittern meiner Finger. Ebenso wie den sehr realen Duft nach Schwefel.

Zwei

Die Bar ist ausnahmsweise mal ganz gut besucht. Es ist Monatsanfang und Freitag. Für ein paar Stammgäste augenscheinlich ein guter Grund, den Start ins Wochenende feuchtfröhlich zu begießen.

Viele der Gesichter kenne ich inzwischen recht gut. Ich weiß, wo sie arbeiten, kenne die Namen ihrer Kinder, Frauen und Geliebten. Ich lache über ihre Witze, lasse mir Spitznamen wie Häschen, Täubchen und Schätzchen gefallen und werfe den einsamen Herren hin und wieder ein nettes Lächeln zu. Das alles für einen Umsatz, den Jimmy bei jeder sich bietenden Gelegenheit beweint. Als könnte ich was dafür.

Diese Bar hat schlicht und ergreifend nichts, das Kundschaft anlocken, geschweige denn halten könnte. Ich habe keine Ahnung, warum die, die sich aktuell um die Tische drängeln, überhaupt hier sind. Das Bier ist schlecht und die Preise überteuert. Anfänglich habe ich versucht, mit Jimmy zu reden, eigene Ideen einzubringen, aber er ist absolut resistent, was das betrifft, und setzt lieber auf seine eigenen glorreichen Ideen.

Er versucht es mit Flyern und Events, wie er es so schön nennt. Ein Event ist bei ihm allerdings ein drittklassiger Stand-up-Comedian, eine vollkommen unbekannte Band oder, oder, oder. Er hat schon alles Erdenkliche ausprobiert. Alles, außer der unglaublich naheliegenden Möglichkeit, anständig zu putzen und zu renovieren.

Und obwohl ich Jimmy an manchen Tagen einfach nur ins Gesicht schreien möchte, dass er seinen Scheiß doch allein machen soll … dieser Job hält mich über Wasser und sind wir ehrlich: Was Besseres erwartet mich in der großen, weiten Welt einfach nicht. Also stehe ich Samstagabend hinter dem Tresen, spüle Gläser, lächle freundlich, zapfe Bier und mixe mittelmäßige Drinks.

***

Der Schreck vom gestrigen Abend ist beinahe vergessen. Zumal selbst Matt mich in meiner Vermutung bestätigt hat, es sei sicher nur ein Dummer-Jungen-Scherz gewesen. Seine Bestätigung tat gut und er schien beinahe richtig … besorgt um mich zu sein. Einer der wenigen Momente, in denen er mich daran erinnerte, warum genau er noch bei mir wohnen darf.

***

Es ist kurz nach zwei und Rauchschwaden wabern durch den nur spärlich beleuchteten Raum. Der Andrang hat nachgelassen, sodass ich Zeit habe, bereits mit dem Aufräumen anzufangen. Ich wische die Tische ab, rücke Stühle zurecht, räume leere Gläser weg und ersetze sie bei Bedarf.

Nur eine Handvoll Gäste sind noch übrig. Eine Gruppe von sechs Männern, unter ihnen Jimmys Bruder Taylor, drängt sich laut lachend um einen kleinen Tisch in der hinteren Ecke, während sie abwechselnd von den jeweils überlebten Heldentaten berichten. Glauben darf man davon nicht einmal die Hälfte. Wenn man beim Flunkern leuchten würde … da hinten wäre die Sonne.

Lächelnd schüttle ich den Kopf und lege meine Hand vorsichtig auf die eingesunkene Schulter eines älteren Herrn.

»Na, Mitch, noch eins?«, raune ich leise, um ihn nicht zu erschrecken. Mitch kommt jede Woche her, trinkt immer nur ein einziges Bier, sitzt da, lächelt in sich hinein und genießt es, nicht allein zu sein. Auch heute schüttelt er auf meine Frage erwartungsgemäß den Kopf, räuspert sich und schiebt den Stuhl zurück. Als er sicher steht, greift er in seine Hosentasche und drückt mir einen zerknautschten Zehner in die Hand.

»Ich bring dir gleich dein Wechselgeld, ja?«

»Behalt es«, murmelt er müde und tätschelt meine Hand.

»Komm schon, das ist viel zu viel.«

Doch er bleibt stur und schüttelt nachdrücklich den Kopf.

»Seit wann kann ein alter Mann«, er ächzt wie ein knorriger Ast im Wind, als er sich auf dem Tisch abstützt, »nicht einmal mehr selbst darüber entscheiden, wie viel Trinkgeld er der netten Kellnerin gibt, hmm?«

Er hustet und hält sich noch einen Moment an der Tischplatte fest, bis das Beben nachlässt. Ich lege ihm eine Hand auf die Schulter und er tätschelt sie beruhigend. Beinahe jungenhaft zwinkert er mir zu.

»Kannst es doch gebrauchen, Kleine. Steck's schon ein.«

Ehe ich erneut protestieren kann, wendet er mir den Rücken zu und schleicht auf wackeligen Beinen hinüber zu der kleinen Garderobe neben der Tür, an der sein Mantel hängt. Bereits im nächsten Moment ist er in der Nacht verschwunden.

Mit einem leicht wehmütigen Lächeln auf den Lippen wende ich mich um, wische den Tisch ab und trage sein Glas zum Tresen. Doch erst, als ich es zum Trocknen aufstelle und noch einen Blick hinüber in die Ecke zu Taylor und den Jungs werfe, bemerke ich den Mann, der mir ganz plötzlich direkt gegenübersitzt. Nur mit Mühe unterdrücke ich einen Aufschrei und widerstehe dem Drang, zurückzuweichen. Gegen die Gänsehaut, die über meinen Rücken rieselt, kann ich allerdings nichts tun.

Wann zu Hölle ist der denn aufgetaucht? Und warum habe ich ihn nicht bemerkt? Ich bin doch die ganze Zeit in der Nähe gewesen und hatte die Tür im Blick. Ich hatte die ganze verdammte Bar im Blick.

Doch er ist definitiv da. Keine Einbildung, kein Hirngespinst. Die Kälte der Nacht klebt noch immer an ihm, ebenso wie ein merkwürdiger Geruch, den ich nicht einordnen kann. Seine dunkle, fast reglose Gestalt ist in eine dicke Jacke gehüllt und eine tief hängende, schwarze Kapuze verdeckt sein Gesicht. Wortlos sitzt er auf einem der wackeligen Barhocker vor mir, die Ellenbogen aufgestützt und den Blick auf den zerkratzten Lack der Theke geheftet. Seine Finger umschließen eine zerknautschte Zigarettenpackung und lassen sie hin und her wandern. Ich weiß nicht warum, aber es erscheint mir plötzlich um einiges kühler im Raum und ich fühle mich meinem Fluchtinstinkt ziemlich hilflos ausgeliefert. Kalter Schweiß steht auf meiner Stirn und ich kann nur mit Mühe das plötzliche Zittern meiner Finger vor ihm verbergen.

»Wir schließen gleich«, murmele ich, wobei ich einen höflichen, geschäftlichen Ton wahre und versuche, einen Blick in sein Gesicht zu erhaschen. Doch es gelingt mir nicht.

Wortlos wendet er sich der noch immer laut lachenden Männergruppe zu und ich schnaufe leise.

»Auch wieder richtig …« Danke, Jungs.»Also ein Bier?«, frage ich versöhnlich und versuche, dieses lächerliche Gefühl abzuschütteln, das sich noch immer in meiner Magengrube breitmacht. Immerhin kann der Typ ja nichts für meine recht paranoide Phase. Meine Finger zittern trotzdem ein wenig, als ich nach einem der sauberen Gläser greife und ein Lächeln auf meine Lippen zwinge.

»Ich bin ehrlich gesagt nicht davon ausgegangen, Sie heute Abend hier anzutreffen.« Seine Stimme ist tief, melodisch und gerade so laut, dass ich ihn verstehen kann, ohne mich vorzulehnen.

»Kennen wir uns denn?«

Langsam hebt er die Hand an seine Kapuze und zieht sie sich vom Kopf. Zum Vorschein kommt ein dunkelblonder, zerzauster Haarschopf und ein markantes, wenn auch müdes Gesicht, halb bedeckt von einem ordentlich gestutzten, nicht zu aufdringlichen Vollbart. Unter dichten, dunklen Augenbrauen erkenne ich im Halbschatten der miesen Beleuchtung zwei gefährlich glänzende blaue Augen.

Für einen Moment vergesse ich zu atmen und kralle die Finger zu fest in das betagte Spültuch, das unter dem Druck nachgibt und reißt. Das ist der Typ von gestern. Ich hätte ihn nicht beschreiben können, aber jetzt – mit ihm direkt vor der Nase – habe ich absolut keinen Zweifel.

»Geht's dir nicht gut?«, fragt er und ein Lächeln, das seine Augen nicht erreicht, verzerrt seine Züge.

»Wie schon gesagt, wir schließen bald. Gehen Sie bitte«, sage ich mit brüchiger Stimme und löse meine Finger aus ihrer Schockstarre. Kein Grund mehr, nett zu sein.

»Klang eben noch anders«, murmelt er und macht überhaupt nicht den Eindruck, meiner Bitte nachkommen zu wollen.

»Das Angebot gilt nicht für Freaks, die sich einen Spaß daraus machen, Fremde zu Tode zu erschrecken.«

»Zu Tode zu erschrecken?« Er lacht und lehnt sich ein Stück zur Seite. Mein Herz rast und ich überlege fieberhaft, wie ich Taylor und die anderen auf mich aufmerksam machen kann. Der Typ ist mir unheimlich. Nein, sogar mehr als das. Ich habe Angst. Und das passiert mir nicht oft.

»Ich denke, ich sollte Ihrer Erinnerung vielleicht etwas auf die Sprünge helfen.«

»Und ich denke, Sie sollten jetzt gehen«, sage ich laut und erreiche damit genau das, was ich erreichen wollte. Das Gelächter verstummt und die Aufmerksamkeit der Männer gilt nun mir und meinem ungebetenen Besucher.

»Alles in Ordnung, Emmi?«, fragt Taylor etwas lauter als nötig und erhebt sich betont langsam von seinem Platz. Taylor ist breit wie ein Schrank. Ein wahrer Hüne und sicherlich niemand, mit dem man sich anlegen möchte.

Der Fremde vor mir wirkt allerdings nicht im Mindesten eingeschüchtert, lässt sich aber trotzdem vom Barhocker gleiten, wobei er nicht ein einziges Mal den Blickkontakt zu mir unterbricht. Das Lächeln auf seinen Lippen ist wie festgefroren.

»Alles in Ordnung«, rufe ich hinüber und gönne ihm nicht den Triumph, jetzt wegzusehen. »Ich habe dem Herren nur gerade mitgeteilt, dass wir gleich schließen.«

Für einen Moment wird sein Lächeln noch breiter, bevor er endlich den Blick senkt, sich umdreht und die Hände schulterzuckend seitlich ausstreckt.

»Und er hat sich angemessen für die Gastfreundschaft bedankt!« Seine Stimme klingt fast ein wenig theatralisch, als er das sagt und den Männern dabei zuzwinkert.

»Komm schon, Junge, verzieh dich einfach, ja?«, ruft Taylor offensichtlich gelangweilt, betrachtet die Sache als erledigt und setzt sich wieder.

Der Fremde löst den Blick von der Männerrunde, steckt die Hände in die Jackentaschen und wendet sich zum Gehen. Erst im letzten Moment scheint er es sich anders zu überlegen und lehnt sich noch einmal in meine Richtung.

»Pass auf dich auf. Der Weg ist recht lang, nicht wahr?« Und mit diesen Worten dreht er sich um und geht. Ich kann mir nicht helfen, aber das klang verdammt nach einer Drohung.

***

Knapp eine Stunde später haben auch Taylor und seine Kumpel unter wilden und nicht jugendfreien Gesängen die Bar verlassen. Ich bin ganz allein. Wie Tausende Male zuvor. Tausende Male, in denen mir dieser Umstand rein gar nichts ausgemacht hat, ich ihn sogar genossen und herbeigesehnt habe. Doch als ich nun die Tür abschließe und beginne, die Lichter zu löschen, überkommt mich erneut diese bislang vollkommen ungewohnte Kälte, die ich bereits vorhin gespürt habe. Eine nicht erklärbare Angst kriecht meinen Nacken hinauf und lässt meine Finger zittern.

Ich wische mir mit dem Handrücken über die Stirn, wende mich um und rede mir ein, dass alles okay ist. Ist es ja auch. Nur weil so ein Freak Spaß daran hat, herumzulaufen und Frauen Angst einzujagen, lasse ich mich sicher nicht von meinem gewohnten Tagesablauf abbringen. Ich werde ihm zeigen, dass er sich die Falsche ausgesucht hat. Ich werde nicht mit dem Bus fahren, sondern den Heimweg genießen, so wie immer. Und gnade ihm Gott, sollte er es wagen, seine Show noch einmal abzuziehen.

Ich löse den Knoten der Schürze in meinem Rücken, knülle sie zusammen und bewege mich betont langsam zu meinen Sachen hinter dem Tresen, als mich ein Knall zusammenfahren lässt. Angesichts der ohnehin erdrückenden Anspannung, die sich in mir aufgestaut hat, entringt sich augenblicklich ein spitzer Schrei meiner Kehle und ich starre panisch in die Ecke, aus der das Geräusch kam. Meine Nerven sind zum Zerreißen gespannt, doch ich entspanne mich sofort, als ich den Grund für das Geräusch erkenne. Ich lasse die hochgezogenen Schultern sinken und die angehaltene Luft entweicht aus meiner Lunge.

Einer der Stühle ist umgekippt. Daneben steht ein Mann und starrt das Möbelstück reglos an. Sicher gehört er zu Taylors lustigem Grüppchen und war nur auf der Toilette. Er wäre nicht der Erste, der nach einem kurzen Nickerchen den Anschluss verloren hat.

»Die anderen sind schon weg, Sir. Ich lasse Sie gleich raus«, erkläre ich nett lächelnd und die Erleichterung schwingt deutlich hörbar in meiner Stimme mit. Ich bin drauf und dran, mich zur Tür umzudrehen, um ihn rauszulassen, als ein markerschütterndes Knacken mich innehalten lässt.

Erneut überläuft mich eine Gänsehaut, während ich den Blick wie in Zeitlupe in die Richtung wende, aus der das Geräusch kam – und erstarre. Der Kopf des Mannes steht in einem merkwürdigen Winkel ab, tote Augen starren ins Nichts. Er macht einen Schritt auf mich zu, wobei seine Füße schwerfällig über den Boden schlurfen und die Arme leblos herabhängen und nur leicht hin und her baumeln. Ein Kloß hängt in meiner Kehle und wächst mit jedem Zentimeter, den ich zurückweiche. Einen Schritt nach dem anderen, bis ich die Tür in meinem Rücken spüre.

»Sir …« Meine Stimme klingt dünn, nicht wie eine höfliche Anrede, sondern wie ein Flehen – ein Flehen angesichts der Tatsache, dass das hier viel mehr ist als ein dummer Streich. Der Mann – oder was auch immer das da vor mir ist – bewegt sich langsam und atmet schwer. Das Geräusch gleicht eher einem Schnaufen, das sich ganz und gar nicht menschlich anhört. Ein weiteres Knacken durchläuft seinen Körper und lässt etliche Knochen hörbar zersplittern. Einige Schritte vor mir bricht er zusammen, krümmt sich und reißt sich die Kleider vom Leib, während ich einfach nur dastehe und die Szene beobachte. Steif, starr und vollständig gelähmt vor Angst. Was zur Hölle geht hier vor?

Ich schließe für einen winzigen Moment die Augen und hege die leise Hoffnung, das alles könnte nur Einbildung sein. Doch als ich sie wieder öffne, ist er noch immer da. Meine Hände tasten in meiner Hosentasche nach dem Schlüssel. Was immer hier gerade passiert, was immer das zu meinen Füßen ist – Ich muss weg. Sofort!

Zitternd bekomme ich das feste Metall zu fassen und zerre es hervor, doch es entgleitet mir beinahe im selben Moment wieder und fällt zu Boden. Schluchzend presse mich gegen das Holz der Tür, rutsche mit dem Rücken daran herab und taste nach den Schlüsseln, ohne das röchelnde und sich aufbäumende Etwas vor mir aus den Augen zu lassen. Als ich sie habe, fummle ich den richtigen heraus, erhebe mich, schlucke schwer und wende ihm den Rücken zu. Panisch versuche ich, den Schlüssel ins Schloss zu schieben, doch ich verfehle es wieder und wieder und möchte schreien vor Angst, Verzweiflung und Anspannung. Endlich gleitet er hinein und ich mache mich bereit, zu fliehen. Doch stattdessen reißt mich irgendwas mit einer solchen Wucht zurück, dass ich den Boden unter den Füßen verliere.

Ich schlage hart mit dem Rücken auf den Dielen auf, schramme ein Stück über den aufgeschwemmten, unebenen Boden und stoße mit dem Kopf hart gegen den Tresen. Sofort schießen mir Tränen in die Augen und ich krümme mich zusammen, schreie und versuche fortzukriechen. Doch etwas packt mich am Fuß und zerrt mich zurück.

Durch die Tränen hindurch sehe ich zunächst nur verschwommene Umrisse, die allerdings mit jedem Blinzeln deutlicher werden. Das da hat keinerlei Ähnlichkeit mehr mit einem Menschen. Genau genommen hat es überhaupt keine Ähnlichkeit mit irgendetwas, das ich kenne.

Seine Haut ist grau, glänzend und sieht aus, als würde sie in Fetzen herabhängen, als sei sie zu eng gewesen und an mehreren Stellen aufgesprungen. Es ist kaum mehr als eine unförmige Masse aus Gliedmaßen. Seine Haltung ist gebeugt, wie die eines Wesens, das eigentlich auf vier Beinen läuft. Seine Augen nur leblose schwarze Punkte, die starr auf mich herabblicken.

»Bitte … bitte …«, flehe ich, doch ein dröhnender Schrei lässt mich verstummen. Ich kann nichts tun, als die Kreatur ihre Klauen nach mir ausstreckt, sie um meinen Hals schließt und mich hochhebt, als wäre ich ein Püppchen. Ich bekomme keine Luft, kralle die Finger in die matschige Haut meines Angreifers, strample und trete, erreiche jedoch rein gar nichts.

Ich verstumme schlagartig, als er mich abermals gegen eine der Wände schleudert. Als ich dieses Mal zu Boden gehe, ist die Welt um mich herum für einen Moment grau und tonlos. Nur mein eigener Atem dröhnt in meinen Ohren.

Ich weiß, dass er da ist, kann ihn fühlen, riechen, doch meine Glieder gehorchen mir nicht mehr. Ein Schatten fällt auf mich, etwas greift nach meinem Arm und ich will ihn zurückziehen, mich befreien, aber jeder Versuch endet auf die gleiche Weise: Ich versage. Mit aller Macht gelingt es mir, den Kopf zu drehen, und ich sehe die scharfe Klaue, die die Kreatur an der Innenseite meines Unterarmes ansetzt und bis hinunter zum Handgelenk durch meine Haut zieht. Rotes, dickes Blut quillt hervor und der Schmerz presst mir die Luft aus der Lunge. Ich kann nicht atmen! Nicht fliehen. Nicht schreien, nicht weinen, nicht jammern, nicht einmal wimmern.

Das widerliche Vieh beugt sich zu mir hinab und leckt gierig das austretende Blut ab, während ich einfach nur daliege und mein Herz in meiner Brust hämmert.

Ich will die Augen schließen, gegen das Dröhnen in meinem Kopf und gegen die Angst und den Schmerz, der in Wellen durch meinen Körper schießt, als die Kreatur plötzlich von mir ablässt und ihr Schrei abermals durch den Raum hallt. Dieses Mal jedoch klingt er anders. Ich zwinge mich dazu, die Augen offen zu halten, und entdecke sie ein ganzes Stück von mir entfernt. Kämpfend. Und zwar mit einem Mann. Nein, nicht mit irgendeinem, sondern mit dem Mann. Mit dem Fremden von vorhin. Ich erkenne die Waffe aus dem Park wieder. Und seine Augen.

Wenn ich sprechen könnte, würde ich diesen Spinner sogar warnen. Wie heldenhaft – und dumm – von ihm, sich einer solchen Bestie entgegenzustellen. Wahrscheinlich werden sie seine Überreste, ebenso wie meine, morgen vom Boden aufsammeln.

Aber vielleicht ist genau das meine Chance. Ich drehe den Kopf und starre auf die Wunde an meinem Arm, aus der sich bereits eine große Lache Blut auf den Boden ergossen hat. Mir ist kalt. Sehr, sehr kalt. Und ich versuche trotzdem, aufzustehen, wegzukriechen. Mich und mein lächerliches, verkorkstes Leben irgendwie zu retten. Doch ich schaffe es nicht einmal, auch nur einen Finger zu rühren. Ich fühle, wie ich den Halt verliere und mein Bewusstsein schwindet. Die Farben um mich herum verblassen, die Schreie werden leiser. Meine Muskeln hören auf zu zucken und die Kälte schlägt um in eine wohlige Wärme. Ich weiß, was das bedeutet und dass ich genau jetzt kämpfen müsste. Ich weiß nur nicht, ob ich das auch kann. Denn obwohl ich mich mehr als jemals zuvor anstrenge, kann ich die Augen unmöglich noch länger offen halten. Ich höre das Kreischen, das Poltern und hoffe, die Rückkehr dieses Ungeheuers nicht mehr zu erleben. Doch als ich seine Nähe tatsächlich spüre, habe ich wahnsinnige Angst und flehe, dass es schnell gehen möge.

»Emma, hörst du mich?« Moment, das kann unmöglich …

Jemand klopft mir auf die Wange und dieser Jemand hat Hände. Warme Hände. Keine Klauen. Ist es möglich, dass der Fremde …?

»Emma, ich weiß, es ist schwer, aber du musst mich ansehen. Hörst du? Mach die Augen auf.«

Ich versuche es, doch erfolglos. Er bittet mich noch einmal und seine Stimme ist warm und weich und leise. Ebenso wie das erneute Tätscheln meiner Wange. Als jedoch auch das keine Reaktion meinerseits hervorruft, wird sein Ton rauer und drängender. Er schüttelt mich und ich will ihn anschreien, damit aufzuhören. Ich versuche es doch, verflucht!

»Mach die Augen auf, verdammt!«, brüllt er schließlich viel zu laut und ich stemme mich mit aller Macht gegen die Dunkelheit, die mich einhüllt, und dann, für einen kurzen Moment, öffne ich die Augen und schaue mitten hinein in sein Gesicht.

»Hör zu, ich kann dir helfen. Aber du musst wach bleiben, okay? Du musst unbedingt wach bleiben!« Er ist ganz nah bei mir. Ich fühle seine Hände auf meiner Haut, seine Nähe, presse die Zähne aufeinander und nicke. Als er verschwindet, wächst meine Angst, allein zu sterben, ins Unendliche. Die Kälte ist sofort zurück und ohne mein Zutun beginne ich zu wimmern wie ein Kind.

»Ich bin hier. Ich bin da. Einen Augenblick noch.«

Und tatsächlich. Da ist er wieder. Er hebt meinen Arm leicht an und diese winzige Bewegung verstärkt den Schmerz so enorm, dass ich laut aufschreie. Er presst die Lippen zusammen, schraubt ein kleines Fläschchen auf und kippt den Inhalt kopfschüttelnd über die blutende Wunde. Noch ehe der gleißende Schmerz sich vollständig in meinem Körper ausbreiten kann, umfängt mich die Nacht.

Drei

Ich schlage die Augen auf und blinzle in grelles Sonnenlicht. Mein Kopf schmerzt furchtbar, sodass ich die Lider wieder schließe und mich auf die Seite drehe, um noch ein wenig zu schlafen. Doch ich bin weit genug aus der Dunkelheit emporgetaucht, um zumindest einige intakte Hirnzellen vorweisen zu können. Und genau die nehmen jetzt, träge und nicht besonders umfänglich, ihre Arbeit wieder auf. Der Großteil von dem, was gestern passiert ist, bleibt allerdings eine graue, trübe Masse. Das Letzte, woran ich mich erinnern kann, ist die Bar. Und … dieser Typ.

Ich setze mich auf, streiche mir die Haare aus der Stirn und mein Kopf dröhnt im Takt meines Herzens. Ich lege die Hände in den Nacken und stöhne leise, während ich die verspannten Muskeln massiere und krampfhaft versuche, mir ein paar Details der vergangenen Nacht ins Gedächtnis zu rufen. Was ist passiert? Wie bin ich nach Hause gekommen? Doch da ist und bleibt nichts, nur dieses … Gefühl, das ich nicht beschreiben kann.

Schnaufend gebe ich auf. Je mehr ich Licht ins Dunkel bringen will, desto intensiver werden meine Kopfschmerzen.

»Matt?«, rufe ich mit kratziger Stimme in die schon fast gespenstische Stille der Wohnung hinein und weiß nicht, ob ich wirklich mit einer Antwort rechne. Wahrscheinlich ist er schon wieder unterwegs oder gar nicht erst nach Hause gekommen. Quälend langsam komme ich auf die Füße, rufe abermals und schleppe mich, die knarrenden Dielen umgehend, mit eingezogenem Kopf in die Küche. Hinter meinen zusammengekniffenen Lidern flackern schmerzhafte Lichter, als ich darauf warte, dass das Wasser kocht, damit ich einen verdammten Kaffee bekomme. Ich reiße eine Schranktür auf und durchwühle fluchend die Medikamente darin. Als ich endlich eine Packung Schmerzmittel gefunden habe, muss ich allerdings feststellen, dass Matt offensichtlich schneller war als ich, denn sie ist leer. Knurrend werfe ich die Packung in den Müll, gieße die Kaffeetasse zu zwei Dritteln auf und fülle den Rest mit Milch. Ich schaufle zwei Löffel Zucker dazu, lehne mich gegen die Wand und lasse den Kaffee schluckweise meine trockene Kehle hinabrinnen.

Abermals versuche ich Licht ins Dunkel zu bringen, doch noch immer ist der gestrige Abend eingehüllt in eine schwere Dunkelheit. Alles, woran ich mich erinnere, ist der Typ und … und das war's. Egal, was ich tue. Ich sehe nur ihn, seine eindringlichen blauen Augen, die im Halbdunkel liegende Bar und …

Das durchdringende Klingeln des Telefons reißt mich aus meiner kleinen Blase und vor Schreck rutscht mir beinahe die Tasse aus der Hand. Ich stelle sie zur Seite, wanke zum Telefon und blicke auf das Display. Jimmy.

»Was zur Hölle war gestern hier los?«, donnert er direkt drauflos – ohne jede Begrüßung, ohne sich die Mühe zu machen, wenigstens kurz nett zu sein. Seine schrille Stimme jagt wie ein Messer durch mein Hirn.

»Ich … ich weiß. Hör zu … ich kann es erklären, glaub ich …«

»Ich hab dir schon hundertmal gesagt, dass du mir Bescheid geben sollst, wenn mein Nichtsnutz von Bruder mal wieder hier auftaucht.«

Ich stutze. »Dein … Bruder?«

»Herrgott, bist du noch im Tiefschlaf? Ty war doch hier, oder etwa nicht?«

»Ja … ja, war er, aber –«

»Nichts ›aber‹, Emma. Er hat dich wieder überredet, ihn anschreiben zu lassen, oder? Ich hab die Kasse überprüft und den Zettel gefunden.«

Tatsächlich hat Taylor mir versprochen, seine Schulden gleich heute zu begleichen. Wie ein Blitz taucht sein lächelndes, flehendes Gesicht in meiner Erinnerung auf.

»Nichts zu deiner Verteidigung zu sagen?«

Nein, das hab ich wohl nicht.

Jimmy knurrt am anderen Ende der Leitung, beruhigt sich aber langsam.

»Okay. Ich klär das. Aber das war das letzte Mal, verstanden?«

Ich nicke, was er natürlich nicht sehen kann, aber das ist mir im Moment egal. Ohne ein weiteres Wort lege ich auf, stehe da, starre auf das Telefon und reibe über meine Arme. Sie prickeln, obwohl mir nicht kalt ist.

Ich presse die Lippen aufeinander und atme tief ein. Die Dielen knarren ein wenig, als ich zurück in die Küche schlurfe, den Kaffee austrinke und beschließe, mich erst einmal frisch zu machen.

Erinnerungslücken. Der Vorfall mit diesem … Ding. Irgendetwas stimmt nicht.

***

Ich stelle die Dusche an, schäle mich mit geschlossenen Augen aus den Klamotten und klettere mit schmerzenden Gliedern unter das heiße Wasser. Ich fühle mich furchtbar. Jeder Knochen, jeder Muskel tut weh, doch immerhin macht die Wärme die Kopfschmerzen erträglicher.

Schließlich presse ich den Rest des Duschgels aus der Packung und spüle den Dreck der Bar in den Ausguss. Den Kopf gegen die Wand gelehnt beobachte ich den Schaum, der an mir hinabrinnt, und stutze. Dunkler Schaum. Dunkles Wasser. Ich richte mich auf, schaue auf meine Hände und die bräunlich verfärbten Haare und blinzle.

Mit zittrigen Fingern stelle ich das Wasser ab, drehe mich und erst jetzt bemerke ich das verkrustete Blut, die blauen Flecke und Wunden, die meinen Körper in eine groteske Landkarte verwandeln. Besonders eine große Wunde an meinem Arm, die bis jetzt nicht einmal geschmerzt hat, erregt meine Aufmerksamkeit.

Mein Herzschlag beschleunigt sich und die Bilder und Gedanken in meinem Kopf schwirren wild durcheinander.

Die Bar. Der Typ. Da war der Typ. Und er …

Schlagartig kehren die Erinnerungen zurück. Vollständig und so abrupt, dass ich rückwärts gegen die Wand poltere, die Türen der Dusche aufreiße und nass, wie ich bin, beinahe auf den glatten Fliesen ausrutsche. Ich reiße ein Handtuch von der Stange, wickle mich ungeschickt darin ein und taste mich ab. Da sind sie. Ganz offensichtlich. Die Beweise, dass ich nicht einfach nur den Verstand verliere.

Keuchend stehe ich da, die Haare tropfnass, und zittere von Kopf bis Fuß. Was soll ich tun? Was ist gestern passiert? Warum bin ich hier? Warum lebe ich überhaupt noch?

Abermals klingelt das Telefon und ein spitzer Schrei kommt über meine Lippen. Ich klammere mich panisch am Handtuch fest und weigere mich, dieses Zimmer zu verlassen. Stocksteif und gelähmt vor Angst lausche ich dem monotonen Klingeln, bis es schließlich verstummt und erneut drückende Stille einkehrt.

Ich bin allein. Und auf irgendeine Art und Weise habe ich den gestrigen Tag überlebt. Vielleicht sollte ich herausfinden, wie … Ich schlinge ein Zopfgummi um mein wirres Haar, beuge mich über das Waschbecken und schöpfe eiskaltes Wasser, um es über meinen Nacken rinnen zu lassen. Dabei fällt mein Blick erneut auf meinen Arm und die lange, dicke, blasse Narbe.

Noch immer vollkommen ungläubig streiche ich mit der Fingerspitze über die unebene Haut und spüre nichts. Absolut nichts. Keinen Schmerz. Nur Taubheit. Das kann unmöglich passieren. Das ist schlichtweg nicht möglich. Ich hebe den Blick, wende mich zum Spiegel, will den Beschlag fortwischen, um zu prüfen, ob mich weitere Überraschungen erwarten. Doch ich komme nicht dazu, denn noch bevor meine Finger die Scheibe berühren, erkenne ich auf ihr Buchstaben. Mehr als das. Eine Nachricht.

Triff mich im Park. Heute. 12.00 Uhr

Ich taumle zurück, presse das Handtuch fest an mich, stürze beinahe über meine herumliegende Jogginghose, ehe ich meine Tasche erreiche und durchwühle. Als ich mein Handy nicht finde, kippe ich kurzerhand den gesamten Inhalt auf den Boden. Da ist es. Ich reiße es an mich, entsperre das an mehreren Stellen gerissene und zerkratzte Display und starre keuchend auf die Digitalanzeige der Uhr.

Es ist zwanzig vor zwölf.

Obwohl ich keine Ahnung habe, wie diese Nachricht an meinen Spiegel gekommen ist, und nur eine Vermutung, wer mich dort im Park erwartet, weiß ich, dass ich keine Antworten erhalten werde, wenn ich hierbleibe. Und ich brauche Antworten – verdammt dringend sogar! Also springe ich auf, reiße wahllos Klamotten aus meinem Schrank und schlüpfe hinein. Ich werfe die wichtigsten Dinge zurück in meine Tasche, greife meinen Schlüssel und stürze aus der Tür hinaus.

***

Zwei Minuten nach zwölf erreiche ich sprintend den Park, halte inne und sehe mich um. Kühle Frühlingsluft dringt in meine Lunge und angesichts meines furchtbar untrainierten Zustands klingt das Geräusch, das ich dabei von mir gebe, wenig gesund. Einige Passanten werfen mir merkwürdige Seitenblicke zu, sagen jedoch nichts. Ich muss einen erbärmlichen Anblick bieten. Meine Katastrophe von Haupthaar ist ungekämmt und gleicht sicher eher einem Nest als einer Frisur. Die Hose, die ich in der Eile aus dem Schrank gezerrt habe, weist bei genauerem Hinsehen einen gigantischen Fleck auf und der Reißverschluss meiner Jacke ist kaputt.

Doch das alles ist mir egal. Die Blicke, was sie denken – egal. Ich stehe da, ringe nach Luft und lasse meinen Blick über die überschaubare Grünfläche wandern. Der Park, wenn man ihn denn so nennen kann, hat in etwa die Größe eines Fußballfeldes und im Moment tummeln sich hier nur wenige Besucher. Ein paar Fußgänger mit Hunden, ein paar Jogger, weiter hinten höre ich das laute, hochfrequente Gelächter von Kindern. Doch niemand hier erweckt den Anschein, auf mich zu warten, und ich habe keine Ahnung, wie ich auf mich aufmerksam machen könnte.

»Bist du immer so pünktlich?«, fragt plötzlich eine raue Stimme hinter mir und ich fahre erschrocken zu der Person herum. Er steht so dicht bei mir, dass ich dabei fast gegen ihn pralle. Aber eben nur fast. Denn sobald ich ihn erkenne, stolpere ich hektisch zurück.

»Du?«

Ein arrogantes Lächeln huscht über sein Gesicht und er schiebt die Hände in die Hosentaschen. »Mit wem hast du gerechnet?«

Ich würde ihm gern eine geistreiche, schlagfertige Antwort um die Ohren hauen, doch mir fällt absolut nichts ein. Denn ja, eigentlich habe ich ja genau mit ihm gerechnet. Ich begnüge mich also damit, sein Lächeln mit einem gehässigen Schnauben zu quittieren, und wende mich halb von ihm ab.

»Geht's dir gut?«, fragt er und sein Blick wandert zu meinem Arm, den ich unwillkürlich fester an mich presse, während ich nicke.

»Ich … ich will wissen, was das war.«

»Ach wirklich? Vielleicht war das ja ein weiterer Scherz von dem kranken Freak, der sich einen Spaß daraus macht, Fremde zu Tode zu erschrecken.«

Genau meine Worte.

»Wenn das für dich unter Scherz läuft, gehörst du in eine Anstalt.«

Er lacht, als hätte ich ihm soeben ein Kompliment gemacht.

»Also … Was war das?«

Sein Gesichtsausdruck verfinstert sich und er begutachtet unsere Umgebung ausgiebig, bevor er mit dem Kopf in Richtung einer kleinen Bank nickt. Widerwillig folge ich ihm und setze mich, penibel darauf bedacht, einen gewissen Abstand zu ihm zu halten.

»Wie sagt man einem Menschen, dass die Welt, die er kennt, eigentlich ganz anders ist, ohne eine Panikattacke auszulösen?« Seine Frage klingt ernst, doch er hat schon wieder dieses dämliche Grinsen auf den Lippen.

»Noch mal: Wenn wir hier sind, damit du mich verarschen kannst, solltest du dir jetzt gut überlegen, ob du damit weitermachen willst. Ich arbeite in einer Bar, Freundchen, und du wärst nicht der erste Spinner, der …«

»Okay, okay!«, unterbricht er mich lachend, lehnt sich zurück und stützt die Unterarme auf der Rückenlehne der Bank ab, während er den Blick in die Ferne schweifen lässt. »Das gestern war ein Leech. Ziemlich widerlicher kleiner Zeitgenosse.«

»Ein … wie bitte?«

»Ein Leech. Ein Dämon. Er braucht einen Menschen, um eine Gestalt anzunehmen. Genau genommen braucht er sein Blut und dann ist der Rest … na ja … Abfall.«

Ich sitze da, starre ihn an und warte auf das Grinsen, doch es kommt nicht.

»Das andere war ein Gabon.«

»Ein … Gabon. Aha.«

»Auch ein Dämon.«

»Natürlich …«, murmle ich, greife nach meiner Tasche, hebe sie auf meinen Schoß und suche darin unauffällig nach dem Pfefferspray, das ich immer bei mir trage.

»Keine Sorge, ich weiß, dass du mich für verrückt hältst«, erklärt er beiläufig und schwenkt die kleine Dose, die ich gerade so verzweifelt gesucht habe, triumphierend in seiner Hand.

»Wie zur Hölle …?«

»Hör zu!« Ruckartig lehnt er sich nach vorn und sieht mir direkt in die Augen. »Ich kann mir vorstellen, wie krank und absolut unglaubwürdig das alles für dich klingt, aber du bist in Gefahr. Zumindest das dürftest du erkannt haben. Was glaubst du, hatte es mit diesen beiden Angriffen auf sich?«

»Ich … ich hab keine Ahnung! Aber … Dämonen, ernsthaft? Was Glaubwürdigeres ist dir nicht eingefallen?« Ich lache auf, lehne mich zurück und verschränke die Arme vor der Brust.

Urplötzlich schnellt seine Hand vor, packt meine, zerrt sie trotz meiner Gegenwehr zu sich und schiebt die Ärmel der Jacke und des Pullovers hoch. Zum Vorschein kommt die silbrig glänzende Narbe an meinem Arm. Ruckartig entziehe ich mich seinem Griff und springe auf.

»Auch nur Einbildung?«, fragt er gereizt und ich richte wütend meine Kleider, sehe aber ein, dass ich seine Argumente nicht einfach ignorieren kann.

»Okay. Was soll ich tun?«

»Du begleitest mich und wir …«

»Ich gehe nirgendwohin! Schon gar nicht mit dir«, falle ich ihm ins Wort und weiche noch etwas weiter zurück.

»Sie wissen, wo du arbeitest und wo du lebst. Sie werden wiederkommen. So oft, bis sie haben, was sie wollen.«

»Und das wäre?«

»Na, raten wir doch mal ganz mutig ins Blaue. Deinen Tod vielleicht?«

Seine Worte treffen mich und ich muss unwillkürlich an die gestrige Begegnung mit diesem Vieh zurückdenken. Keine wie auch immer geartete, halbwegs logische Erklärung deckt sich mit dem, was ich gesehen habe.

»Komm mit mir. Ich bring dich in Sicherheit«, murmelt er nun etwas versöhnlicher und erhebt sich ebenfalls von der Bank.

»Warum sind sie hinter mir her?«

»Weil du … anders bist.«

»Anders als wer?«

»Als die Menschen. Du bist … nicht wie sie.«

Ich lache, obwohl mir eigentlich danach ist, heulend und schreiend zusammenzubrechen. Das passiert nicht wirklich. Nein, das ist unmöglich! Es muss eine logische Erklärung für all das geben. Irgendeine!

Kurzerhand wende ich mich um und laufe einfach los. Ich weiß, dass es dumm ist. Aber diese Unterhaltung ist mir zu viel. Ich will mich nicht mit all dem auseinandersetzen, nicht darüber nachdenken, ob er die Wahrheit sagt oder nicht. Ich will einfach nur nach Hause und all das vergessen.

»Du träumst von Federn, nicht wahr?«, ruft er mir nach. Ich ziehe die Schultern hoch, als könnte ich ihn damit ausblenden.

»Falsch geraten, Sherlock!«, brülle ich zurück.

»Es hat aufgehört, als du zehn wurdest.«

Im Gehen wende ich mich zu ihm um und strecke ihm den Mittelfinger meiner rechten Hand entgegen. »Wenn ich dich noch einmal in meiner Nähe sehe, ruf ich die Polizei.«

Er hebt die Schultern, als könnte er meine Reaktion überhaupt nicht nachvollziehen. Sein Mund ist kaum mehr als eine schmale, blasse Linie. »Fein! Aber erwarte nicht, dass ich dich noch mal rette!«

Seine Worte im Ohr verlasse ich den Park, doch dieses Prickeln in meinem Nacken … das bleibt.

***

Zu Hause angekommen zerre ich meinen Laptop hervor und verfalle in eine fast wahnhafte Internetrecherche über Dämonen, Halluzinationen und alles, was auch nur im Entferntesten damit zu tun hat. Am Ende sitze ich da und starre auf eine kurze Liste von Notizen vor mir. Da ich mich nach wie vor weigere, an die Existenz von Dämonen und dergleichen zu glauben, bleiben nicht viele Möglichkeiten übrig. Ich könnte unter einer psychischen Störung oder einer krankhaften Veränderung des Gehirns leiden. Oder aber – und das erscheint mir wahrscheinlicher – unter den Folgen der Einnahme irgendwelcher illegaler Stoffe leiden. Gestern hätte dieser Typ mir etwas in meine hinter dem Tresen versteckte Trinkflasche schmuggeln können, aber davor? Hatte er davor die Möglichkeit, mich unter Drogen zu setzen? War er vorgestern in der Bar?

Ich beschließe, direkt morgen ins Krankenhaus zu fahren und mein Blut auf Spuren irgendeiner Droge untersuchen zu lassen. Und wenn ich schon mal da bin, können die Ärzte mein Hirn auf die besagten krankhaften Veränderungen checken. Und diese Narbe auf ihre Herkunft.

***

Am Abend schleppt Matt sich wortkarg in die Wohnung, verschlingt eine Tiefkühlpizza und ist bereits wenig später in seinem Zimmer verschwunden. Für einen Moment bin ich versucht, ihm von dem Vorfall zu erzählen, ihn zumindest zu fragen, ob ihm in letzter Zeit merkwürdige Veränderungen an mir aufgefallen sind, doch dann überlege ich es mir anders. Eine solche Unterhaltung bringt in seinem derzeitigen Zustand rein gar nichts.

Obwohl ich mich etwas beruhigt habe, kann ich den Gedanken nicht ertragen, ins Bett zu gehen, und lenke mich mit Fernsehen ab. Matt hat den Couchtisch in ein kleines Schlachtfeld verwandelt. Kein Platz also, meinen Laptop vorerst einfach dort zu deponieren. Seufzend stehe ich also auf, um ihn wieder ordnungsgemäß im Schrank zu verstauen, in dem er den Großteil der Zeit ein recht unangetastetes Dasein fristet. Nachdem ich die Tür aufgezogen habe und irgendwo in dem Chaos dahinter ein Plätzchen suche, in das ich ihn hineinquetschen kann, verselbstständigt sich ein Stapel Bücher und kippt mir entgegen. Fluchend stelle ich den Laptop beiseite und beginne die Bücher einzusammeln, als mir bewusst wird, was ich da eigentlich in den Händen halte. Meine Tagebücher.

Nach Mums Verschwinden habe ich angefangen, alles aufzuschreiben, was mich beschäftigte. Die Tagebücher waren lange Zeit der einzige Weg für mich, mit »jemandem« zu kommunizieren.

Mein Mund ist trocken, als ich mit zittrigen Fingern nach einem von ihnen greife und es wahllos aufschlage. Der Einband ist fest und alle sehen gleich aus. Ein weißer Aufkleber auf der Front zeigt in krakeliger Schrift, um welches Jahr es sich handelt. Das Buch in meiner Hand ist datiert auf das Jahr 2005. Da war ich neun.

Die Handschrift wirkt angestrengt. Die Buchstaben sind zu groß und obwohl ich keine Leuchte bin, springen mich sofort etliche Rechtschreibfehler an. Ich lächle, lese quer und bin für einen Moment wieder in meinem kleinen Zimmer, halte mit der linken Hand eine schwach leuchtende Taschenlampe und kritzle meine Gedanken in das fast volle Buch – immer in der Hoffnung, dass Dad nicht gleich hereingepoltert kommt und mich anschreit, ich solle den Mist lassen. Mum hat ebenfalls Tagebuch geführt. Ich erinnere mich, dass ich ihr gern dabei zugesehen habe, wenn sie mit ihrem silbernen Füller am Küchentisch saß und die leeren Seiten mit ihrer schönen Handschrift füllte. Vielleicht habe ich es deshalb gemacht. Weil es etwas war, das mich auch nach ihrem Verschwinden mit ihr verband. Und vielleicht hat Dad es aus genau diesem Grund so sehr gehasst. So sehr, dass er sie eines Morgens alle zusammengesucht und verbrannt hat. Jedes Einzelne. Und dasselbe hat er mit meinem getan, als er mich dabei erwischte. Seitdem schrieb ich heimlich. Im Bett. Mit der Decke über dem Kopf. Und ich sparte jeden Cent, den ich auftreiben konnte, für neue Bücher.

Fast wehmütig lasse ich die Hand über die glatten, leicht vergilbten Seiten wandern und will das Tagebuch gerade zurücklegen, als mein Blick auf eine Zeichnung fällt. Nicht auf irgendeine. Denn das da ist eine Feder. Ich blinzle und überfliege den Text, den ich vor so vielen Jahren zu Papier gebracht habe.

***

Die Träume kommen jede Nacht. Ich laufe über einen glatten, weißen Boden und da ist plötzlich eine große Tür. Dahinter ist ein Licht und ich will sehen, was es ist. Als ich sie öffne, stehe ich auf einer Wiese. Aber das Gras ist nicht grün, sondern weiß und es leuchtet. Die Bäume und Blumen auch. Alles leuchtet, nur der Himmel ist ganz schwarz. Und dann fängt es an, Federn zu regnen. Ganz viele. Und ich hab keine Angst mehr. Es ist fast so, als wäre Mama wieder da.

***

Federn. Ich klappe das Buch zu und schiebe es weit von mir weg. Dieser Irre hat doch gesagt, ich hätte von Federn geträumt. Wie konnte er das wissen? Verdammt, ich selbst hatte diesen Traum vollkommen vergessen! Ich reiße das Buch wieder an mich, blättere es durch und jetzt, da ich weiß, wonach ich Ausschau halten muss, entdecke ich überall Federn, schwarzen Himmel und weiße Bäume. Sowohl kleine Skizzen als auch seitenfüllende Zeichnungen. Auch das nächste Buch ist voll davon und dann hört es ganz plötzlich auf. Einfach so.

Es hat aufgehört, als du zehn wurdest.

Eine Gänsehaut kriecht über meinen Rücken. Vielleicht hat er mich gar nicht zuerst in der Bar gesehen. Vielleicht war er hier. In dieser Wohnung. Ganz sicher sogar. Wie sollte ich sonst hergekommen sein? Wie sonst ist die Schrift an den Spiegel gekommen? Er hat mich hergebracht, die Nachricht an meinen Spiegel geschrieben und meine Tagebücher gelesen. Ein Psychopath!

Mit trockener Kehle verstaue ich alles wieder im Schrank und nehme mir fest vor, morgen direkt nach dem Krankenhaus zur Polizei zu gehen und Anzeige zu erstatten.

***

Gleich nachdem ich alles verstaut habe, marschiere ich zur Tür und kontrolliere, ob Matt abgeschlossen und die Sicherheitskette eingehängt hat. Ich pilgere durch alle Räume und ziehe die Vorhänge nach einem letzten prüfenden Blick auf die Straße fest zu. Es ist bereits spät, doch mein Herz hämmert noch immer so stark in meiner Brust, dass ich nicht wage, zu Matt ins Bett zu klettern. Also krieche ich zurück auf die Couch und schalte abermals den Fernseher an, auch wenn ich keinerlei Interesse für das aufbringen kann, was dort gerade läuft. Erst als das große Messer aus der Küche quasi direkt vor mir auf dem Tisch liegt, beruhige ich mich langsam und verfluche diesen Mistkerl dafür, mir das angetan zu haben.

Irgendwann sind meine Lider schließlich so schwer, dass selbst die Paranoia mich nicht mehr vom Einschlafen abhält. Ich gleite in einen unruhigen Schlaf und schrecke jäh daraus empor, als ich Matt schreien höre.

Vier

Das flackernde Licht des Fernsehers erhellt die Wohnstube wie ein Stroboskop, als ich keuchend hochschrecke und mit verkrampften Fingern und rasendem Herzschlag in den dunklen Flur blinzle.

»Matt?«, rufe ich leise, richte mich vorsichtig auf und versuche, das Dröhnen in meinen Ohren zu ignorieren. »Matt?« Ich schlage die Decke zur Seite, setze einen Fuß auf den kalten Boden und zähle innerlich bis drei. »Komm schon. Bist du aus dem Bett gefallen?«

Mit einem Lachen versuche ich mich selbst zu beruhigen und rechne mit einer fluchenden Bestätigung meiner Vermutung. Stattdessen allerdings erreicht mich ein gurgelndes Geräusch, das mir schlagartig Tränen in die Augen treibt.

Ein tiefes Brummen dröhnt aus dem Schlafzimmer. Eines, das jeden Muskel in mir erstarren lässt. Nur Sekundenbruchteile später wird die Tür aus den Angeln gerissen und zerschmettert lautstark an irgendeinem Möbelstück. Ich presse mich kreischend gegen die Wand hinter mir und halte die Decke wie ein Schutzschild vor mich.

Doch sie wird mich nicht schützen, nicht gegen das, was nun den zerfetzten Türrahmen ausfüllt. Ein breiter, dunkler Schatten, begleitet von einem Geruch, der mir den Magen umdreht.

Kann das da Einbildung sein? Das Produkt eines kranken Hirns? Folge irgendeiner Droge? Oder hat dieser verdammte Mistkerl am Ende doch recht und ich stehe einem potentiell tödlichen Dämon gegenüber, der es auf mich abgesehen hat? Was also soll ich tun? Die Augen schließen und hoffen, dass er verschwindet, oder versuchen zu fliehen?

Ich starre auf das massige Wesen, das nun den Lichtkegel des Fernsehers betritt, und meine Kehle wird eng. Es trägt Matt am ausgestreckten Arm vor sich her und nun kann ich auch das gurgelnde Geräusch einordnen. Der verzweifelte Versuch, zu atmen.

»Lass … lass ihn gehen.« Meine Stimme ist dünn. Und noch während ich spreche, wundere ich mich, überhaupt den Mut für diese wenigen Worte aufgebracht zu haben. »Du … willst doch mich!« Eine These, mehr nicht. Ein Versuch, Zeit zu schinden. Ein Versuch, zumindest ein Leben zu retten. Ich habe keine Ahnung. Wirklich. Die Worte sprudeln aus mir heraus und ich sehe Angst, Verzweiflung und Schmerz in Matts Augen. Ich sehe, wie der Funke des Lebens darin nach und nach verglimmt, wie seine Gegenwehr beginnt nachzulassen. Er stirbt direkt vor meinen Augen. Und ich kann nichts tun.