Champagner rot-weiß - Nina Becker - E-Book

Champagner rot-weiß E-Book

Nina Becker

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Beschreibung

Als er sich auf einen mutmaßlichen One-Night-Stand einlässt, ist eine feste Beziehung definitiv das Letzte, was Rookie Sven vorschwebt, und Marc bevorzugt ohnehin die schnellen Abenteuer.
Welten prallen aufeinander, als die zwei sich trotzdem ineinander verlieben: Sven reibt sich an Marcs bewegter Vergangenheit und eckt umgekehrt mit der Weigerung, seine Komfortzone zu verlassen, regelmäßig bei Marc an.
Ein harmonisches Miteinander sieht anders aus und insbesondere Marc gibt alles, seinen Freund auf Kurs zu bringen. Nach einigen Fehlversuchen scheint ausgerechnet der unkonventionellste Einfall am ehesten geeignet, die Gräben zwischen den beiden ein für allemal zu überwinden...

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Veröffentlichungsjahr: 2015

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Nina Becker

Champagner rot-weiß

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Sven

Der letzte Nachtbus bremst unsanft an der Haltestelle und spuckt seinen einzigen Fahrgast hinaus in die Dunkelheit. Kaum dass jener festen Boden unter den Füßen hat, geht die Innenbeleuchtung hinter ihm aus. Leise quietschend rastet die Türautomatik ein, der Busfahrer setzt den Blinker und gibt Gas.

Der blonde Junge am Straßenrand ist bereits vergessen.

Noch drei Stationen bis Feierabend.

 

 

Sven

 

Sven sieht dem Bus hinterher bis die Rücklichter nur noch winzige Punkte am Ende der lang gezogenen Geraden sind, ballt die Hände zur Faust, murmelt ein „Jetzt!“ und gleich noch einmal: „Jetzt!“, wie ein nur ihm einleuchtendes Mantra.

Die feuchte, muffige Unterführung bewusst ignorierend, quert er mit schnellen Schritten zwei Fahrspuren, klettert über die Mittelleitplanke und kreuzt die beiden Fahrstreifen in die Gegenrichtung.

(Tagsüber ein hoffnungsloses Unterfangen, um diese Zeit allerdings keine Kunst mehr. Sollte heute noch irgendwo das Leben toben, dann definitiv nicht hier!)

Die Gebäude, die Svens Weg im Folgenden säumen, sind allesamt dreigeschossig, unten ehemalige Ladengeschäfte, darüber Wohnraum. Gemeinsam ist ihnen das Flachdach, doch abgesehen davon wirken sie willkürlich aneinandergereiht, jedes mit seiner eigenen Architektur und obendrein eines hässlicher als das andere.

Was einst eine florierende Geschäftszeile gewesen sein dürfte, macht aus der Nähe einen maroden Eindruck. Einige Schaufenster der Ladenlokale sind mit Spanplatten vernagelt, anderswo mühen sich schmutziggraue Scheiben vergebens, das verlassene Innere zu kaschieren. Ein Plakat in einem der Fenster verkündet in verblassten roten Buchstaben auf gelbem Untergrund Räumungsverkauf, wobei es wohl noch ein Relikt aus dem vergangenen Jahrhundert ist.

In den oberen Etagen der Häuser sind kaum Fenster erleuchtet, nur hier und da flackert mal ein Fernseher. Die meisten Rollläden sind hingegen dicht geschlossen, nicht wenige der Wohnungen dürften gänzlich leer stehen, und obwohl Sven wachsam in jede Einfahrt späht, ist weit und breit niemand zu sehen.

Gelegentlich erfassen Autoscheinwerfer seine eigene Gestalt, doch das kümmert ihn nicht.

Noch ist er auf sicherem Boden.

Die Ameisen im Bauch melden sich erst, als er an der nächsten Kreuzung links in eine Seitenstraße einbiegt.

Ab hier wirkt die Gegend noch düsterer, was dieses Mal nicht nur ein subjektiver Eindruck ist. Der Abstand zwischen den einzelnen Straßenlaternen ist zu groß, ganz abgesehen davon, dass die trüben Funzeln an sich schon ein Witz sind, alle paar Meter taucht Sven aus einem kümmerlichen Lichtklecks wieder in den Schatten.

Bei der Straße an sich handelt es sich um eine Sackgasse, welche in einem Wendehammer endet. Dreistöckige Wohnhäuser grenzen unmittelbar an den Bürgersteig, aber sämtliche Bewohner scheinen schon im Tiefschlaf zu liegen. Auch diesmal gilt: Dunkle Fenster oder bis zum Anschlag herabgelassene Rollläden.

Merkwürdig.

Immer häufiger blickt der nächtliche Spaziergänger sich um, was nichts an der Tatsache ändert, dass er ganz allein hier durch die Nacht streift. Selbst die Sohlen von Svens Turnschuhen scheinen sich auf mysteriöse Weise den äußeren Umständen anzupassen, verschlucken jeden seiner Schritte, wie um seine Anwesenheit zu verschleiern.

Sven zieht die Schultern hoch und stopft die Hände tiefer in seine Jackentaschen. Vor seinem Gesicht kristallisiert der Atem in der Luft.

Sein Ziel liegt am untersten Ende der Straße, sticht jedoch schon von weitem hervor durch eine grelle Leuchtreklame.

Sven nähert sich auf der verkehrten Straßenseite, seine ehemals flüssigen Schritte werden zäher je dichter er herankommt, doch irgendwann ist er auf Höhe des betreffenden Gebäudes angelangt.

Unregelmäßige schwarze Buchstaben auf weißem Untergrund verkünden Fragile, und Sven bleibt auf der gegenüberliegenden Seite stehen und fragt sich einmal mehr, wie man um alles in der Welt auf die Idee kommen kann, eine Kneipe auf den Namen ‚Zerbrechlich’ zu taufen.

Vielleicht ist der Kellner so tollpatschig, überlegt er mit einem hauchfeinen Grinsen, wenn es denn überhaupt einen gibt.

Vielleicht gibt es bloß einen Barmann?

Sven hat keine Ahnung, was ihn dort im Inneren erwartet, aber im Grunde bleibt nur eine Möglichkeit, es herauszufinden. Er macht einen halbherzigen Schritt nach vorn, da ausgerechnet öffnet sich drüben die Tür und jemand tritt hinaus auf das vorgelagerte Podest.

Wie der Blitz weicht Sven zurück, verschmilzt auf der Stelle mit dem Schatten der Hauswand hinter ihm, aber das erscheint ihm noch nicht sicher genug, auf leisen Sohlen quetscht er sich in die Ausbuchtung des Hauseingangs drei Stufen darüber. Von dort aus beobachtet er, wie es auf der anderen Seite weitergeht.

Der Mann, der Sven dermaßen aus dem Konzept gebracht hat, hält kurz inne, um sich eine Zigarette anzuzünden, wobei die Flamme des Feuerzeugs sein Gesicht für den Bruchteil einer Sekunde erhellt.

Svens Herzschlag beruhigt sich wieder.

Denjenigen hat er mit Sicherheit nie zuvor gesehen.

Während der Betreffende sich nun nichtsahnend entfernt, inspiziert Sven seinen unplanmäßigen Aufenthaltsort. Die Eingangstür des Hauses ist aus massivem Holz, rechts daneben befindet sich eine Leiste mit vier schwarzen Klingelknöpfen, deren zugehörige Namensschilder in der Finsternis jedoch unmöglich zu entziffern sind.

In die umgekehrte Richtung hat Sven von seinem Beobachtungsposten aus die perfekte Aussicht auf das ominöse Haus auf der anderen Straßenseite: Es ist das vorletzte in der Reihe, ein Altbau mit einer Fassade aus Abbruchsteinen genau wie die meisten anderen Gebäude in dieser Straße auch. Das überdachte Podest vor der Tür ist über drei Treppenstufen von beiden Seiten zu erreichen, aber seit dem Zwischenfall von vorhin hat sich dort nichts mehr gerührt.

Laut seiner Uhr ist es kurz nach Mitternacht und längst ist Sven das Warten auf Was-auch-immer langweilig. Der Mangel an Bewegung lässt ihn frösteln und er stülpt die Ärmel seiner Jacke über die Hände.

Entweder du gehst jetzt da rein oder du machst die Biege ab nach Hause!

Der Gedanke ist noch nicht ganz zu Ende gedacht, als ein leises Geräusch ganz aus der Nähe den Jungen zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit in allerhöchste Alarmbereitschaft versetzt. Angestrengt lauscht er in die Nacht hinein.

Das feine Sirren kommt von einem dunklen BMW direkt vor ihm am Straßenrand, dessen Scheibe der Beifahrertüre unaufhaltsam hinab gleitet.

„He!“ ruft jemand aus dem Wagen.

Sven macht sich stocksteif.

Eine dunkle Gestalt lehnt sich vom Fahrersitz in Richtung Fenster hinüber und biegt den Kopf in die Höhe.

Nach einem Moment des Zögerns fragt Sven: „Ich?“

Dämliche Frage.

Entsprechend amüsiert klingt die Gegenfrage: „Wer sonst?“

Sven steigt die Stufen hinunter, bleibt aber mit einigem Sicherheitsabstand neben dem Fahrzeug stehen. Noch immer hat der Unbekannte im Auto den Kopf schräg in den Nacken gelegt, um bessere Sicht zu haben. Zu Svens Erleichterung gehört die Geisterstimme zu einem ungefähr gleichaltrigen Jungen. Er tritt ein wenig näher.

„Was ist denn?“

„Was treibst du da oben?“

„Darf man nicht mehr spazieren gehen?“

Das latente Unbehagen lässt Svens Reaktion schroffer ausfallen als eigentlich beabsichtigt.

„Eine Dreiviertelstunde vor einer verschlossenen Tür?“

Die Erwiderung ist betont spöttisch angelegt, aber die Spur Misstrauen darin ist nicht zu überhören.

„Hast du mich etwa die ganze Zeit über beobachtet?“ vergewissert Sven sich entgeistert.

„Unter anderem.“

Ein unverschämtes Grinsen begleitet das Eingeständnis. Genau genommen wirkt es gar nicht so unsympathisch.

Während Sven noch um eine schlüssige Erklärung ringt, kommt von drinnen die Offerte: „Lust einzusteigen?“

Er weicht wieder einen Schritt zurück.

„Wieso sollte ich?“

„Dann müsste ich mir nicht die ganze Zeit den Hals verrenken.“

Ratlos tritt Sven von einem Fuß auf den anderen, denn…

Bedrohlich sieht der Typ eigentlich nicht aus.

Ganz im Gegenteil…

Aber er kann doch nicht einfach…

Solchermaßen abgelenkt, hat Sven das übrige Geschehen vernachlässigt – ein eindeutiger Fehler, wie ihm siedendheiß klar wird, als urplötzlich eine fremde Hand seinen Hintern tätschelt. Entrüstet fährt er herum.

Grundsätzlich ist er auf alles gefasst gewesen, bloß nicht auf die beiden schrillen Gestalten vis-a-vis. Eine davon ist mindestens 1,90m groß, die andere dagegen reicht der ersten bloß bis zur Schulter. Alle beide haben lange Locken, einmal blond und einmal rot, und sie tragen ungeachtet der Kälte jeweils einen ultrakurzen Rock, darunter hohe Stiefel mit ebenso hohen Absätzen, im Falle der Rothaarigen eine taillierte weiße Pelzjacke, während die Blonde ihren Ledermantel offen trägt, so dass etwas Paillettenbesetztes darunter hervorblitzt.

Svens Blick schwenkt von einer zur anderen, dabei bewegt er den Kopf mit wie ein Zuschauer beim Tennismatch.

Trotz der bescheidenen Lichtverhältnisse sticht ihm bei beiden die übertrieben dick aufgetragene Schminke ins Auge und eine schwere Parfümwolke kitzelt seine Nase.

„Na Süßer“, haucht eine rauchige Stimme. „Heute Nacht schon was vor?“

Die Blonde leckt sich mit der Zungenspitze über die bemalten Lippen und streckt parallel dazu ihren Arm nach Svens Hand aus. Spitze lackierte Krallen streifen flüchtig seine Haut und jagen ihm eine Gänsehaut die Arme hinauf. Sven macht einen Satz rückwärts und prallt gegen das parkende Fahrzeug hinter ihm.

Ehe er begriffen hat wie ihm geschieht, findet er sich auf dem Beifahrersitz wieder.

Die Sticheleien von draußen verebben, als die Scheibe mit einem energischen Klack schließt. Mit offenem Mund verfolgt Sven, wie die zwei Gestalten von dannen ziehen.

„Oh Mann“, presst er heraus. „Was war das denn?“

Der Besitzer des Wagens biegt sich vor Lachen, aber Sven realisiert etwas ganz anderes. Viel zu kurz nur gewährt ihm die Innenraumbeleuchtung einen Blick in das Gesicht seines zufälligen Verbündeten und damit das faszinierendste Augenpaar, in das er jemals geblickt hat. Dunkelbraun, undurchdringlich, zieht es ihn unausweichlich in seinen Bann.

Wie eine softe Blende im Film erlischt das Licht, überlässt die beiden im Auto den schwachen Ausläufern des Lichtkegels der nächstgelegenen Laterne, welche bestenfalls für unterschiedlich ausgeprägte graue Schattierungen sorgen, in denen sich auch Sven nun neugierig gemustert fühlt. Verlegen schüttelt er sich die blonden Haare aus der Stirn.

Der wortlose Austausch währt vielleicht eine Minute bis der fremde Junge schließlich das Schweigen durchbricht.

„Wie heißt du?“

„Sven“, antwortet ebendieser, herumrätselnd, ob er mit seinem richtigen Namen rausrücken soll.

„Ich bin Marc“, erläutert sein Nebenmann ungefragt. „Kommst du öfter her?“

Zum x-ten Mal innerhalb kürzester Zeit hat Sven keine zufriedenstellende Antwort auf Lager und beißt unschlüssig auf seiner Unterlippe herum.

„Ich hab dich schon mal hier in der Gegend gesehen“, behauptet Marc. „Letzten Freitag, oder?“

In der relativen Dunkelheit dürfte Svens tomatenrotes Gesicht kaum auffallen, was ihn zum Gegenangriff ermutigt: „Und was suchst du hier?“

Wieder das Zwinkern in Marcs Augen und das inzwischen schon fast vertraute spitzbübische Grinsen.

„Vielleicht das gleiche wie du?“

Boing. Die Zeit bleibt stehen.

Ein Kribbeln aktiviert jede Faser in Svens Körper, sein Magen macht einen Satz wie auf der Achterbahn im freien Fall, als Marc sich herüberbeugt, als dessen Mund unendlich langsam näher kommt.

Zwei Hände umfassen Svens Nacken, warme Lippen finden seine, eine Zunge bahnt sich ihren Weg, behutsam erst, dann schneller und zwingender.

Instinktiv erwidert Sven die Küsse – auch wenn es ihm ein bisschen flott geht – aber mit dem Denken hakt es sowieso schon seit geraumer Zeit.

Magie.

Etwas anderes kann es nicht sein, das die Umgebung in einem dicken Wattepolster versinken lässt, jedes Geräusch tilgt, bis auf das leise Aufeinandertreffen von Zungen und Lippen und bisweilen ein lauteres Atmen.

Stück für Stück rutscht eine Hand von Svens Schulter an abwärts, seinen Arm entlang und von dort aus auf seinen Oberschenkel. Svens neue Bekanntschaft verschwendet wirklich keine Zeit, in rasantem Tempo verbreitet sich die von Marcs Hand ausgehende Wärme, hinterlässt eine Spur wie glühende Lava.

Die Illusion der Schwerelosigkeit währt fort, bis ein spürbarer Ruck durch Marc hindurch geht und dieser blitzschnell loslässt. Im Moment, wo Sven die Augen wieder aufreißt, hat Marc sich bereits zurück hinter das Lenkrad katapultiert, den Zündschlüssel herumgedreht und den Motor gestartet.

Erschrocken greift Sven zum Türgriff.

„Was ist los?“

„Guck mal nach vorn.“ Auf dem Bürgersteig nähern sich zwei Polizeibeamte auf Streife, welche jeweils mit einer Taschenlampe ins Innere der abgestellten Fahrzeuge leuchten. Mittlerweile sind sie nur noch zwei Wagenlängen entfernt.

In Windeseile schaltet Marc das Licht ein, setzt den Blinker und parkt aus.

Es ist ein unspektakuläres Entkommen, denn niemand macht Anstalten, die beiden aufzuhalten, aber erst Minuten später realisiert Sven tatsächlich, wie haarscharf er grade davongekommen ist.

„Ach du Scheiße! Das war knapp.“

Marc lächelt zweideutig und neigt erwartungsvoll den Kopf zur Seite.

„Und wie weiter? Zu dir oder zu mir?“

 

* * * * *

 

Samstag, 1. März 2008

 

 

Ein penetrantes Geräusch weckt Sven am nächsten Morgen, halb im Unterbewusstsein identifiziert er das Gurren einer Taube. Aus einiger Entfernung antwortet eine zweite.

Der Junge blinzelt.

Sonnenstrahlen fluten das Zimmer, die normalerweise der Rollladen abhalten sollte, aber das ist nicht das einzige, das nicht stimmt.

Über seine Füße hinweg guckt Sven auf ein weißes Lowboard mit einem großformatigen Fernseher. Wenn er sich hochreckt, kann er einen DVD-Player im Fach darunter erkennen.

Die Zimmerdecke ist allen Ernstes stuckverziert und unnatürlich weit oben (was sich teilweise dadurch erklärt, dass Sven fast auf dem Fußboden liegt – und dann auch noch in einem Futonbett!!!).

Das Zimmer an sich ist wiederum kaum größer als eben jenes Bett.

Überhaupt das Bett – sogar der Bettbezug fühlt sich ungewohnt an, kühl und glatt irgendwie, auf seiner – nackten?! – Haut.

Eine leichte Bewegung, ein Knistern der Bettdecke neben ihm, machen ihm bewusst, dass er nicht allein ist.

Die Person an seiner Seite verschwindet fast komplett unter der Zudecke, heraus guckt bloß der Hinterkopf, respektive ein paar Haare, mehr als genug allerdings, um Svens Erinnerungsvermögen auf die Sprünge zu helfen.

Marc!

Sein Herz beginnt zu rasen und mit einem Schlag ist er hellwach.

Okay, denk nach!

Du hast die Nacht hier verbracht, daran ist nichts mehr zu rütteln, aber ihr habt kaum geredet, er weiß wenig mehr von dir als den Vornamen.

Wenn du dich auf der Stelle aus dem Staub machst…

Gedacht, getan – Sven schiebt sich ganz behutsam aus dem Bett, aber sein Herz hämmert so mörderisch, dass er fürchtet, Marc allein dadurch aufzuwecken.

In Zeitlupe entwirrt er den Klamottenstapel auf dem Fußboden und dass er dabei den falschen Slip nimmt, ist ein kleines mutwilliges Versehen am Rande. Immer wieder wandert ein besorgter Blick zu dem Schlafenden hinüber, aber von dem ist nichts zu hören, außer seinen regelmäßigen Atemzügen. Es dauert eine gefühlte Ewigkeit bis Sven vollständig angezogen ist und die Schuhe behält er sicherheitshalber noch in der Hand.

Ratlos blickt er nun um sich.

Zu beiden Seiten gibt es eine altmodische weißlackierte Holztür, von denen eine ins Bad führt, die andere in Marcs Wohnraum und gleichzeitig Richtung Ausgang, nur ist Sven sich nicht mehr ganz sicher, welche davon welche ist.

Er entscheidet sich für die rechte, die mit dem überdimensionalen quietschbunten Keith-Haring-Poster, hat in sofern Glück, als dass es die richtige ist, bloß knarzt die Tür beim Öffnen leider ganz entsetzlich.

Hinter ihm raschelt das Bettzeug.

„Sven?“

Der Angesprochene fährt zusammen und startet dann durch, als wäre der Teufel hinter ihm her.

 

* * * * *

 

Mittwoch, 5. März 2008

 

 

In einer Traube von Schülern quetscht sich Sven am folgenden Mittwochmittag durch den Hauptausgang seiner Schule – und bleibt wie festgewachsen mitten auf der Treppe stehen, als er kapiert, wer dort am Bauzaun lehnt.

„Ey, du Penner!“ flucht jemand hinter ihm, aber der Geschmähte hört es nicht einmal.

Eine Hirnhälfte befiehlt ihm die sofortige Flucht, während die andere den fatalen Impuls gibt, Marc auf der Stelle in die Arme zu fliegen. Das, was er braucht, ist schleunigst einen Plan, aber in seinem Kopf herrscht gähnende Leere, so als hätten sich zumindest sämtliche Gedanken erfolgreich verkrümelt.

Sven kassiert einen neuerlichen Rempler von irgendeiner Schultasche und stakst danach doch noch die restlichen Stufen hinab. Etwas anderes bleibt ihm sowieso nicht übrig, denn Marc hat ihn ebenfalls entdeckt und steuert geradewegs auf ihn zu.

„Hi Sven.“

„Was willst du?“

„Du hast deine Jacke bei mir vergessen.“

„Und?“

Sven runzelt die Stirn, denn es sieht nicht danach aus, als hätte Marc das Kleidungsstück dabei.

„Hab sie im Auto“, erklärt dieser nun. „Kommst du?“

„Ich verpasse meinen Bus.“

„Ich kann dich fahren.“

„Nee, lass mal.“

„Gibt’s ein Problem?“ Der rotblonde, sommersprossige Junge, der an Svens Seite das Schulgebäude verlassen hat, schiebt sich in den Vordergrund und baut sich mit verschränkten Armen vor Marc auf. Die Pose wirkt lächerlich, denn er ist mindestens einen halben Kopf kleiner als Marc, wenn auch kräftiger. „Er will nicht, hast du doch gehört. Verpiss dich!“

„Meinst du nicht, dass Sven alt genug ist, um das allein zu klären?“

„Hört auf!“ Sven drängt sich dazwischen, sichtlich bemüht, diese Diskussion zu beenden, bevor noch mehr seiner Mitschüler darauf aufmerksam werden.

„Ist gut gemeint, aber ich regele das schon. Wir sehn uns dann morgen!“

„Sicher?“

Wenig überzeugt guckt Svens Bodyguard von ersterem zu Marc und wieder zurück.

„Ganz sicher. Mach’s gut.“

Das gezwungene Lächeln auf Svens Lippen verschwindet, als er sich zu Marc umwendet und missmutig fragt: „Wo hast du geparkt?“

„Ein Stück weiter unten.“

Marc macht eine vage Handbewegung entlang der Südallee.

Ohne einen einzigen Blick oder ein weiteres Wort zu wechseln, machen die beiden Jungen sich Seite an Seite auf den Weg unter den Alleebäumen hindurch, vorangetrieben im Strom der Schüler, der sich jedoch mit jedem Meter ausdünnt. Am Auto angekommen, entriegelt Marc die Türen, aber er bleibt davor stehen, bis sein Begleiter eingestiegen ist und sich angeschnallt hat, wie um zu verhindern, dass dieser doch noch ausreißt. Erst danach steigt er selber ein.

Sven begrüßt ihn mit einem feindseligen Blick.

„Hast du jetzt, was du wolltest?“

Bedächtig steckt Marc den Zündschlüssel ins Schloss, aber er dreht ihn nicht um.

„Auf ein bisschen mehr Begeisterung hätte ich schon gehofft.“

„Wie hast du mich überhaupt gefunden?“

„Detektivarbeit?“, deutet Marc an. „Du hast erwähnt, dass du in die 12. Klasse gehst. Also hab ich am Montag mit dem Görres-Gymnasium angefangen, gestern war ich am Eichendorff und heute hier. Nur langsam wurde es auffällig, weil ich dafür selber immer die letzte Stunde blaumachen musste. Aber notfalls hätte ich mir eben morgen das Hilda vorgenommen.“

„Das ist doch ne Mädchenschule!“ rutscht es Sven heraus.

„Ach so.“ Marc grinst ein wenig spöttisch.

Das Hilda-Gymnasium ist das einzige im Stadtgebiet mit überwiegendem Mädchenanteil, für den einen oder anderen Jungen gerade der Grund, dorthin zu wechseln.

„Ganz schön viel Aufwand für eine alte Jacke“, lenkt Sven schnell ab.

„Wer redet denn davon?“ grinst sein Nebenmann.

„Ich glaube, ich nehme doch lieber den Bus!“ beschließt Sven und zerrt überstürzt die Jacke von der Rückbank hervor. „Danke, dass du sie mir mitgebracht hast.“

Er will zum Türgriff greifen, aber Marc beugt sich blitzschnell rüber und packt sein Handgelenk.

„Stopp! Du hast auch noch was von mir!“

Sven erstarrt mitten in der Bewegung. Hektisch wendet er den Kopf ab, aber ihm ist sonnenklar, dass Marc nichtsdestotrotz mitbekommt, wie er dunkelrot anläuft.

„Du hast sie an“, flüstert dieser ihm prompt ins Ohr. „Du kleine, falsche Schlange.“

 

 

Marc & Sven

 

 

Marc & Sven

 

Wie verabredet erreicht Marc pünktlich um halb sieben die Kreuzung, an der Sven vor ein paar Stunden aus seinem Wagen ausgestiegen ist. Ein bisschen hektisch ist es am Ende geworden, denn hinter ihm liegt ein wahrer Aufräummarathon. (Nicht, dass seine Bude so unordentlich gewesen wäre, aber er hat präventiv ein paar Dinge aus dem Weg geräumt, ehe diese unnötig Verwirrung stiften können.)

Ein Schatten am Wegesrand löst sich aus dem nahezu nächtlichen Dunkel und dann wird die Autotür geöffnet.

„Da bist du ja!“

Marc lächelt, fast ein bisschen erleichtert, denn er hat bis zu diesem Augenblick nicht vollständig daran geglaubt.

„Logisch“, behauptet Sven forsch und lässt sich in die schon vertraute tiefe Sitzschale sinken. Kaum dass er den Gurt ins Schloss geklickt hat, tritt Marc aufs Gas, als könnte sein Beifahrer es sich noch anders überlegen. Auf den Straßen ist nicht mehr viel los, der gröbste Feierabendverkehr ist bereits abgeflaut, und Marc tut ein Übriges dafür, dass sie flott vorankommen.

„Meckern deine Eltern nicht, wenn du ständig ihr Auto nimmst?“ äußert Sven, die Überlegung, die ihm im Kopf herumgeht, laut.

Marc deutet eine leichte Grimasse an.

„Das ist meins. Mom fährt nen Twingo.“

„Hast du im Lotto gewonnen, oder was? Der BMW ist beinahe neu.“

„Sagen wir mal, die Werkstatt hat ihn wieder ganz gut hingekriegt.“

Geistesabwesend reibt Marc sich mit dem Handrücken über die Nasenspitze. „Ich hatte ihn erst zwei Monate, als ich einen kleinen Abflug ins Gelände damit gemacht habe“, gesteht er dann. „Die Karre war fast ein Totalschaden. Daraufhin hat Mama sich geweigert, die Vollkasko weiter zu bezahlen. Seitdem bin ich etwas vorsichtiger unterwegs.“

Instinktiv geht Svens Hand in Richtung Türgriff.

„Das ist beinahe zwei Jahre her“, sieht Marc sich genötigt, seinen Beifahrer zu beruhigen. „Der BMW war das Geburtstagsgeschenk von meinem Daddy zum 18.“

„Eine Nummer kleiner ging es wohl nicht?“

„Ach, das zahlt der aus der Portokasse.“

Sven ist noch dabei, diese Eröffnung zu verdauen, aber Marc deutet seinen Gesichtsausdruck falsch und bietet ihm an: „Magst du mal fahren?“

Der Angesprochene schüttelt verlegen den Kopf.

„Ich hab nicht mal einen Führerschein.“

„Ich bringe es dir bei.“

„Verrückt geworden?“

Sven tippt sich an die Stirn.

Fürs Erste erledigt sich das Thema von allein, denn nach nur knapp 7 Minuten Fahrzeit ist ihr Ziel in greifbare Nähe gerückt. Die Dunkelheit verhindert, dass Sven dieses Mal mehr erfährt über die Gegend, in der Marc zuhause ist. Das Haus liegt jedenfalls in unmittelbarer Nähe der Rhein-Mosel-Halle, aber so schlau war Sven auch beim letzten Mal schon.

Wie um seine Fahrkünste unter Beweis zu stellen, parkt Marc nun gefühlvoll am Straßenrand zwischen zwei Autos ein.

„Willkommen daheim.“

Im Licht einer Laterne steigen sie aus dem Wagen, doch für Sven hält sich der Wiedererkennungseffekt in Grenzen. Dasselbe Gartentörchen, gefolgt von dem Plattenweg dahinter, der schnurstracks durch den Vorgarten auf eine Treppe an der linken Gebäudeseite zuläuft, muss er schon einmal passiert haben, aber getragen von einer Adrenalinwelle hatte er rundherum kaum etwas mitbekommen.

Ein Bewegungsmelder lässt eine Lampe über der Eingangstür im Parterre aufflammen, doch Marc lässt beides links (oder vielmehr rechts) liegen und steigt stattdessen die breite Treppe hinauf, welche auf eine altmodische Veranda führt. Dort oben gibt es eine neuerliche Außenleuchte, in deren Schein Marc die massive Haustür aufschließt. Jene gibt beim Aufschwingen ein leichtes Quietschen von sich und ist bestimmt ebenso alt ist wie das Gebäude selbst. Trotz dem das Haus ein Altbau ist, ist es kein zweckmäßiger Nachkriegskasten, sondern eine Art Villa und soweit Sven es bisher beurteilen kann, recht gepflegt und gut in Schuss.

Der Windfang hinter dem Eingang versetzt Sven noch einmal geschätzte 100 Jahre in der Zeit zurück, aber die Glastür, die unmittelbar gegenüber in eine Wohnung führt, ist neu und modern.

Ab hier meldet sich seine Erinnerung zurück: Vor einer knappen Woche sind sie nämlich nicht geradeaus weiter gegangen, sondern links die Treppe hoch, auf der sie sich zum ersten Mal ungestört und ausgiebig geküsst hatten. Undsoweiter.

Diesmal brennt hinter der Glastüre vis-a-vis Licht, aber Marc nimmt den erwarteten Weg nach oben, wo ihnen eine allerletzte Tür im Wege steht. Nach dem Aufschließen drückt Marc drinnen einen Lichtschalter, mit der Folge, dass ein gutes Dutzend Halogenstrahler das Zimmer in gleißende Helligkeit taucht.

„Komm rein!“

Sven tut wie ihm geheißen und wird fast erschlagen von der Größe des Raumes, den er nun zum ersten Mal bei Licht sieht. Marcs Wohnzimmer füllt fast die ganze Etage aus, es hat die Form eines spiegelverkehrten L’s und die beiden Jungen befinden sich quasi am unten Ende davon. Links in der Ecke steht Marcs Schreibtisch mit dem Computer unter einem Fenster, welches nach hinten zum Garten hinaus führen müsste. Der größere und längere Teil des Raums ist jedoch nach vorne zur Straße hin gelegen, wo es auch zwei weitere Fenster gibt.

In diesem Bereich gibt es einiges an Regalen und, wie es aussieht, einen Kleiderschrank, einen zweiten Fernseher samt einer Spielkonsole und einen Couchtisch aus Glas.

Marc hat eine Vorliebe für klare Linien, denn alles ist irgendwie eckig und in schwarz oder weiß mit Chrom. Die einzigen Farbtupfer bilden das Sofa mit einem knallig roten Veloursbezug und der passende Sessel in apfelgrün.

Aus Erfahrung weiß Sven, dass sich links in dem Rechteck, das der Raum ausspart, das Schlafzimmer befindet und dahinter das daran angrenzende Bad.

Er schluckt nahezu unhörbar.

Das einzige, was ihn stören würde, sind die unpraktischen Durchgangszimmer und wenn man es ganz genau nimmt, die fehlende Küche, aber alles in allem fällt der Abgleich mit seinem 13m² Kinderzimmer eher unbefriedigend aus.

„Wohnst du ganz allein hier?“

„Moms Wohnung ist eine Etage tiefer.“

Unschlüssig blickt Sven vom Sessel zum Sofa und wieder zurück.

Letztes Mal sind sie ohne Umschweife im Schlafzimmer gelandet und jetzt weiß er nicht so richtig, wo hin mit sich.

„Magst du was trinken?“

„Später.“

Mehr aus Verlegenheit geht er zu einem der Fenster hinüber, aber draußen ist es nun stockfinster, alles was er sieht, ist sein Spiegelbild in der Scheibe. Auf dem Fensterbrett fristet eine einsame Orchidee ihr Dasein, ohne Blüten und mit nur drei halbwelken Blättern und der weiße Anstrich des Fensterrahmens ist rissig geworden, an manchen Stellen ist er schon ganz abgeblättert. Vorsichtig streicht Sven mit den Fingern darüber und prompt bleiben ein paar winzige Farbsplitter an seinen Fingerkuppen haften.

Mit der Nase am Fensterglas erkundigt Sven sich: „Weshalb wolltest du mich wiedersehen?“ und kassiert prompt die Gegenfrage: „Was hattest du letztens vor dem Fragile zu suchen?“

„Ich hab zuerst gefragt.“

„Vielleicht weil ich rauskriegen wollte, weshalb du abgehauen bist?“, schlägt Marc vor. „Oder weil ich dich süß und sexy finde?“

Sven saugt einmal hörbar die Luft ein, zeigt aber darüber hinaus keine Reaktion. Gedankenlos spielt er mit einem Blatt der Orchidee, bis sich kleine graue Staubröllchen unter seinen Fingern bilden.

„Also?“ bohrt Marc.

„Zufall?“

„Klar, und deswegen bist du mit mir mitgekommen!“

„Und wenn es nur wegen Sex war?“

Wie schon zuvor schüttelt Marc den Kopf.

„Nee.“

„Was fragst du, wenn du es eh besser weißt!“ mault Sven und dreht sich automatisch um. „Als ob das so ne Seltenheit wäre, dass ein Hetero auch mal was mit nem Kerl anfängt!“

„Okay, meinetwegen. Nur sind diese Typen in der Regel mindestens doppelt so alt wie wir und…“

Hier prustet Marc unweigerlich los und Sven hat plötzlich das Gefühl, dass sämtliche Strahler, die den Raum auf ausgeklügelte Weise nahezu schattenfrei ausleuchten, frontal auf sein Gesicht gerichtet sind.

„Und was?“

„Ich hab noch nie erlebt, dass ein Hetero mich geküsst hat.“

An dieser Stelle sackt Sven endgültig in sich zusammen mit einem Gesichtsausdruck, als hätte er was verbrochen.

„Und du hast mich nicht bloß geküsst, du hast mich fast aufgefressen!“

Svens Kopf sinkt noch ein Stück tiefer.

„Hey! Ich mag das.“

Marc geht auf seinen Besucher zu bis sie sich ganz dicht gegenüberstehen und drückt diesem beide Daumen unters Kinn.

„Küss mich so wild wie du willst.“

Irgendwie klar, dass Sven es nicht auf die Reihe kriegt, aber Marc fackelt nicht lange, berührt dessen Lippen erst vorsichtig mit dem Zeigefinger, und als die Gegenwehr ausbleibt, rückt er mit dem Mund hinterher.

In der Nanosekunde, wo ihre Lippen sich berühren, schlingt Sven seine Arme so überfallartig und fest um sein Gegenüber, dass Marc vor Überraschung zusammenzuckt. Dann erwidert er die Umarmung, forciert den Zungenkuss, in dessen weiteren Verlauf die beiden bis zum Sofa stolpern und irgendwie darauf landen, ohne einander auch nur einen Augenblick lang loszulassen.

Atmen wird zur Nebensache und als sie schließlich von einander ablassen, schnappen beide nach Luft.

Okay, Mr. Hetero. Erklärung?

„Was gibt’s zu lachen?“ hinterfragt Sven das triumphierende Lächeln auf Marcs Lippen.

„Nur Sex?“

„Musst du’s gleich wieder zerreden?“ Sven schüttelt den Kopf. Diese Entwicklung hätte er wohl kommen sehen müssen, aber irgendwie hatte er wohl gehofft, um ein Statement herum zu kommen.

Ein bisschen was wird er also preisgeben müssen, sonst wird Marc ihm schätzungsweise stetig dichter auf die Pelle rücken.

„Wenn du’s unbedingt wissen willst…“, beginnt er notgedrungen und ohne einen Plan, was dieses Bisschen sein soll. „Bis vor einem halben Jahr war ich noch mit einem Mädchen zusammen. Was anderes stand auch nie zur Debatte. Und nicht was du denkst, es war Kristina, die Schluss gemacht hat.“ Er zuckt mit den Achseln. „Vielleicht war der Sex mit ihr nicht so der Brüller, aber ich hab sie ernsthaft gemocht.“

„Aber?“

„Aber was?“

„Irgendwas muss doch passiert sein, sonst wärst jetzt nicht hier?“

„Ist doch egal. Erzähl mir lieber was von dir.“

Mit seinem plumpen Ausweichmanöver trifft er bei Marc auf wenig Verständnis, nur zwingen kann der seinen unergründlichen Gast schließlich auch nicht.

„Was magst du denn wissen?“ lenkt er widerstrebend ein.

„Na alles. Was du so machst, Eltern, Geschwister…“

„Das ist doch stinklangweilig“, behauptet Marc, erhebt sich schlussendlich aber doch, um zwei gerahmte Fotos vom Regal über dem Fernseher herbeizuholen.

„Bitte sehr.“

Die erste Aufnahme, die er seinem Gast reicht, ist eine Portraitaufnahme eines etwa 14-jährigen Mädchens mit langen, zu straffen Zöpfen geflochtenen, dunklen Haaren und einem gebräunten, fast oliven Teint, der für eine Mitteleuropäerin eher außergewöhnlich ist.

Auf dem anderen Bild ist ein Mann mit einem kleinen Jungen, der sich an dessen Hosenbein festklammert und einem weiteren Kleinkind auf dem Arm zu sehen. Es ist in einem Park entstanden oder in einem weitläufigen Garten und die Menschen darauf sind nur mittelprächtig zu erkennen.

„Meine Halbgeschwister. Lisanna, 16“ erläutert Marc Sven. „Und das sind Lily und Ron. Vier und anderthalb. Mit meinem Vater.“

Neugierig dreht Sven den Kopf in Richtung des Regals, aber es bleibt dabei, dass jemand fehlt in Marcs Galerie.

„Und was ist mit deiner Mutter?“

„Die lernst du schon noch früh genug kennen.“

„Deine Eltern sind geschieden?“ mutmaßt Sven.

Marc schüttelt den Kopf.

„Die waren nie verheiratet. Ich war so ne Art Betriebsunfall.“

Er winkt ab.

„Wie auch immer. Ist wohl auch besser so.“

Sven lanciert einen fragenden Blick, doch dieses Mal ist es Marc, der schnell das Thema wechselt.

„Weitere Fragen?“

„Auf welcher Schule bist du?“

„Auf dem Johnny.“

Klar, das Privatgymnasium der Reichen und Schönen!

Das hätte Sven sich eigentlich denken können.

„High Society, hm?“

„Red nicht so einen Quark!“ Ärgerlich runzelt Marc die Stirn. „Ich wollte da nicht mal hin!“

Hastig steht er auf, um die Bilderrahmen zurückzustellen und so, wie er sich zurück aufs Sofa plumpsen lässt, wird eine Macho-Pose draus: breitbeinig, die Ellbogen auf der Rückenlehne blickt er Sven mit zurückgelegtem Kopf an.

„Jetzt du“, fordert er. „Was ist mit deiner Familie?“

„Ich hab keine Geschwister.“

„Was machen deine Eltern?“

Sven zieht verlegen die Nase kraus.

„Mein Vater ist Richter.“

„Echt? Ist ja herb.“

„Halb so wild. Er ist Familienrichter, Scheidungen, Unterhaltssachen, so was.“

„Und deine Mutter?“

„Nichts. Hausfrau.“ Sven zuckt mit den Achseln. „Sonst noch was?“

„Hobbys?“

„Kino. Sport.“ Nach einer kurzen Pause ergänzt er: „Ich bin im Schwimmverein.“

„Krass“, findet Marc und versucht, mit seiner Hand Svens Oberarm zu umfassen, was ihm aber nicht mal zur Hälfte gelingt. „Das erklärt einiges. Du hast ne geile Figur, hat dir das schon mal wer gesagt?“

Ein zartes Rosa verteilt sich auf Svens Wangen.

„Äh. Nicht so direkt“, stottert er.

 

* * * * *

 

 

Sex.

Sie haben es wieder getan, um nicht zu sagen: wieder und wieder.

Wenn Sven sich richtig besinnt, ist er - kaum ausgezogen - über Marc hergefallen, hat ihn mehr oder weniger niedergerungen, ihn geküsst, gebissen, ihm das Salz von der Haut geleckt und ihm dabei auch den ein oder anderen Knutschfleck verpasst.

Der bloße Anblick von Marcs nacktem Körper, sein unbeschreiblicher Geruch genügt, um einen fatalen Automatismus in Gang zu setzen.

Was ein Wunder, dass Marc ihn „wild“ genannt hat!

Noch immer zuckt Svens Körper unter der Wucht des abflauenden Orgasmus, sind sein Atem und sein Herzschlag beschleunigt, doch im selben Maße, wie die wohlige Zufriedenheit verebbt, melden sich die Zweifel.

Das Gefühl hat etwas von Aufwachen aus einem Traum, bloß eben ohne die beruhigende Erkenntnis, dass alles nur ein Traum gewesen ist.

So wie Marc neben ihm auf dem Bauch liegt, einen Arm um Svens Hüfte geschlungen, seine geschmeidigen Körperlinien, die perfekte Welle seines Pos, begehrt Sven ihn so leidenschaftlich, dass es fast weh tut.

Kann man so einen Anblick jemals wieder aus dem Kopf kriegen?

Marcs Augen. Seine Lippen. Sein Lächeln…

Wenn er die Kurve jetzt nicht kriegt, dann ist es wohl endgültig zu spät!

Sven wendet das Gesicht ab, aber egal, wohin er sonst schaut – bedrohlich dicht ragen rundherum kalte, weiße Wände steil in die Höhe. Sie schieben das Zimmer zusammen, schieben das Bett zusammen, bis dass dort unmöglich noch Platz für zwei ist und pressen Svens Lungenflügel zusammen, dass der nach Atem ringt.

Unsanft drückt Sven Marcs Arm zur Seite und setzt sich auf.

„Tut mir leid, aber ich muss raus hier!“

Marc dreht den Kopf in Svens Richtung und stützt sich hoch auf die Unterarme, ohne allerdings Anstalten zu machen, seinen Gast aufzuhalten.

„Sehe ich dich wieder?“

 

* * * * *

 

 

Marc hat Sven nach Hause gebracht – wobei „nach Hause“ eine dezente Übertreibung ist, denn er weiß immer noch nicht genau, wo der andere wohnt – und ist anschließend auf direktem Weg zurückgefahren.

Jetzt liegt er auf seinem Bett, mit Kopfhörern auf den Ohren und steckt ab und zu die Nase ins Kopfkissen neben sich, wie um sich zu vergewissern, dass er nicht alles bloß geträumt hat.

Auch es vielleicht besser wäre…

Weder hat er Lust darauf, den Seelenklempner zu spielen, noch einen selbsternannten Hetero zu bekehren, nur dummerweise geht es längst nicht mehr um gekränkte Eitelkeiten, wie die gefühlte Zurückweisung, denn Fakt ist: Er hat sich verknallt.

Und dann ausgerechnet in so einen Pflegefall!!!

Normalerweise hätten sie ein bisschen Spaß miteinander gehabt – und tschüs.

Bloß normal ist an dieser Nummer von Anfang an nichts gewesen und genauso seltsam, wie es angefangen hatte, ist es weitergegangen.

Die erste gemeinsame Nacht hatte sich komplett im Dunkeln abgespielt – das blinde Rumgetaste war einigermaßen gewöhnungsbedürftig gewesen – aber auch wieder irgendwie spannend.

Endlose Küsse.

Im selben Maße wie Sven im Schutze der Dunkelheit mutiger geworden war, hatte Marc sich zurückgenommen, um den anderen noch weiter aus der Reserve zu locken.

Bloß nichts überstürzen.

Einfach abwarten, Sven machen lassen, kribblige Spannung bis zum Gehtnichtmehr gepusht, während dessen Hände jeden Quadratzentimeter von Marcs Körper erforscht hatten.

Im letzten Moment hatte Marc Sven auf sich gezogen und kaum dass die zwei harten Schwänze sich berührt hatten, war es gewesen, als hätte sich ein Stromkreis geschlossen.

Noch bei der Erinnerung kriegt Marc eine Gänsehaut.

Logisch, dass er schon professionellere Lover hatte, aber vielleicht ist es ja gerade diese merkwürdige Mischung aus Wissensdurst, Unberechenbarkeit und Unschuld, die den besonderen Reiz ausmacht.

Bei Sven kann man sich nie sicher sein, was als nächstes kommt: verlegener Rückzug oder frontaler Angriff, denn mehr als einmal war er auch wie ein Orkan durch Marcs Bett getobt, als wolle er ihm sämtliche Knochen brechen, ihn auffressen, erwürgen und mit der Zunge ersticken zugleich. Situationen, in denen Marc nicht viel Spielraum geblieben ist und eine halbwegs beängstigende Erfahrung – theoretisch zumindest, denn entgegen jeder Vernunft hatte diese Form der aggressiven Eroberung Marc außerordentlich angetörnt. 

 

* * * * *

 

 

Im Gegensatz zum letzten Wochenende, welches Svens Eltern anlässlich ihrer Silberhochzeit in Paris verbracht und Sven dadurch den Vorteil einer kontrollfreien Zone beschert hatten, geht seinem nächsten Treffen mit Marc eine akribische Vorbereitung voraus.

Seinen Eltern hat Sven erzählt, dass er das Wochenende bei seinem besten Freund verbringt, um unter anderem für die Chemiearbeit zu lernen und Ingo wiederum hat er verklickert, dass er mit dem Schwimmclub zu einem auswärtigen Turnier fährt und deswegen nur auf dem Handy erreichbar ist.

Dabei ist er der unfähigste Lügner aller Zeiten, und Sven hat die dumpfe Ahnung, dass das alles erst der Anfang ist.

Fragt sich bloß, wie lange er mit dieser Nummer durchkommen wird.

 

* * * * *

 

 

Diejenige, die sich wundert, ist jedoch nicht Svens, sondern Marcs Mutter.

Zufällig hat Sara Hermann ihren Sohn am Freitagnachmittag nach Hause kommen sehen – in Begleitung eines schlanken, blonden Jungen, der eine Reisetasche über der Schulter hatte, so als wolle er hier einziehen.

Sara hat denjenigen noch nie zuvor hier gesehen, was allerdings nichts heißen muss. Nur selten bringt Marc jemand mit nach Hause, dafür hat Sara oft genug beobachtet, wie Männer unten im Auto auf ihn gewartet haben, von denen etliche gut und gerne sein Vater hätten sein können.

Sara seufzt leise.

Was sie ihrem Sohn von Herzen wünscht, ist eine feste Beziehung, natürlich auch getrieben von der mütterlichen Sorge, dem Wissen um die Gefahren, die sein lockerer Lebenswandel mit sich bringt.

Aber Marc ist erwachsen und Sara hat schon lange keinen Einfluss mehr auf ihn – ganz im Gegenteil, jeder Ratschlag von ihr würde garantiert mit Anlauf in den Wind geschlagen. Dazu kommt, dass er kaum je etwas von sich preisgibt und so ist Marcs Mutter auf ihr Gespür angewiesen, welches ihr suggeriert, dass es diesmal etwas anderes sein könnte.

Am Wochenende geht Marc auf die Piste und dies in etwa seit er Laufen kann, aber gestern ist er mit seinem Gast daheim geblieben und nur einmal für ca. 30 Sekunden unten aufgetaucht, als nämlich der Bote des Pizza-Service an der Tür geklingelt hatte.

Bliebe abzuwarten, ob tatsächlich eine neue Ära anbricht, oder ob es nur wieder eines dieser Strohfeuer ist.

 

* * * * *

 

 

Wieder sind es ein paar lästige Tauben, die Sven am Samstagmorgen den Schlaf rauben, nur dieses Mal besteht kein Zweifel daran, wo er sich befindet.

Mit der kompletten Handfläche streicht er ein paar Mal über das Bettlaken, einfach nur so, weil es sich gut anfühlt.

Für Sven ist es eine neue Erfahrung, nackt zu schlafen, aber er mag es, das bloße Gefühl der Bettwäsche überall auf der Haut hat etwas ungeheuer Sinnliches.

Awake

Shake dreams from your hair my pretty child, my sweet one

Choose the day and choose the sign of your day, the day’s divinity

Hinter ihm schaukelt die Matratze und ein warmer Atemzug trifft Svens Nacken.

Er gibt ein behagliches Knurren von sich.

„Woran denkst du?“

„First thing you see…“ murmelt Sven und dreht sich um.

„Was?“

„Nichts. Ich mag dich küssen.“

„Dann tu’s doch!“

„Nein. Küss du mich. Ich will deine Lippen auf mir spüren. Meinem weit geöffneten Mund. Gierig. Deine Zunge…“

Er schließt die Augen, öffnet die Lippen ein wenig und reckt seinen Mund in die Richtung, in der er Marc vermutet, seufzt leise, als dessen Lippen auf seine treffen.

Marc spielt mit ihm, berührt ihn, entzieht sich wieder, beginnt mit einem sanften Abtasten, tippt mit der Zungenspitze gegen Svens Lippen, ehe er seinen Mund ganz fest darauf presst.

Parallel dazu rücken ihre Körper zusammen, drängen immer enger aneinander, Marcs Zunge bahnt sich den Weg durch Svens Lippen und trotz des frühen Morgens schmeckt der Kuss irgendwie nach Zimtkaugummi.

Ein spielerisches Ringen nimmt seinen Lauf, so lange bis Marc unvermittelt ernst macht und seinen Übernachtungsgast rücklings auf die Matratze befördert. Im nächsten Moment liegt er auf ihm.

Zwei steife Schwänze treffen aufeinander, Granit auf Granit.

Sven atmet keuchend aus.

Seine Arme umklammern Marcs Schultern, sein Herzschlag beschleunigt sich, bis sein Herz hart und wild gegen seine Rippen pocht.

Ist es überhaupt sein eigener Herzschlag? Oder doch der von Marc?

Und: Spielt das überhaupt eine Rolle?

Nie wieder loslassen.

In wilder Gier verschlingen sich die beiden Jungenkörper ineinander, heizen sich aneinander auf, bis zu dem Moment der beiderseitigen Kapitulation, wo sie zu einer einzigen glühenden Einheit verschmelzen.

Jetzt und hier tot umfallen, denkt Sven, als er wieder denken kann. Mehr geht nicht.

Marc bleibt noch eine Weile in seinen Armen liegen und Sven stört sich auch nicht an dem zunehmenden Gewicht – maximal die klebrige Feuchtigkeit zwischen ihnen ist auf die Dauer nicht so prickelnd. Vielleicht denkt Marc dasselbe, denn er lässt sich schließlich zur Seite rollen, gibt dabei einen tiefen Seufzer von sich und offenbart ein schon unverschämt zufriedenes Lächeln.

„Was strahlst du so?“

„Ich war mir nicht 100%ig sicher, ob du noch da sein wirst, wenn ich aufwache.“

„Schlechte Nachrichten.“ Sven gibt ihm einen hauchzarten Kuss auf die Nasenspitze. „So schnell wirst du mich nämlich nicht mehr los.“

Marcs Mundwinkel bewegen sich noch ein Stück weiter in Richtung seiner Ohren.

„Dann sollten wir wohl besser bei Kräften bleiben. Hast du Hunger?“

„Nee, kein Stück. Du?“

„Auch nicht so wirklich“, stellt Marc fest. „Aber ein Kaffee wäre kein Fehler, sonst hast du heute nicht viel Freude an mir.“

Sven grinst, gleichsam unbekümmert wie verliebt.

„Und wenn schon. Ich glaub, ich könnte dir auch stundenlang beim Schlafen zugucken.“

 

* * * * *

 

 

Letztlich dauert es fast bis Samstagmittag, bis insbesondere Sven sich aufraffen kann, aufzustehen – für Banalitäten wie Essen oder Trinken ist in seiner Lebenswirklichkeit momentan kein Platz.

Beim Betreten der Küche eine Etage tiefer landet er allerdings unsanft auf dem Boden der Tatsachen, denn diese ist nicht leer.

Eine Frau mit kurz geschnittenen schwarzen Haaren steht seitlich von ihnen vor der Küchenzeile und hantiert im Spülbecken.

Beim Eintreten der beiden Jungen dreht sie den Kopf.

„Morgen Mom“, grüßt Marc.

„Morgen Jungs.“

„Das ist Sven. Er hat bei mir übernachtet.“

„War schwerlich zu überhören“, lautet die trockene Antwort.

Sven kriegt rote Ohren.

„Guten Morgen“, brummt er und inspiziert dabei den Fußboden.

Marc boxt ihm in die Seite.

„He! Wir sind hier nicht bei der Inquisition. Das ist bloß meine Mutter.“

Sven schielt vorsichtig hoch und blickt in ein lachendes Gesicht.

Letztere Erläuterung hätte es nicht gebraucht, denn die Ähnlichkeit ist unverkennbar, auch wenn Marc seine Mutter eine gute Ecke überragt. Ihr Teint ist heller als seiner, ebenso die Augen, dafür sind ihre Haare richtig schwarz.

Wobei das glänzende Tiefschwarz bestimmt gefärbt ist, vermutet Sven.

Ungeachtet des Wochenendes ist sie perfekt geschminkt, so als wolle sie gleich ausgehen.

„Ich bin Sara“, erklärt sie, zieht die gelben Gummihandschuhe aus und streckt ihm eine Hand hin.

„Sven“, nuschelt er und weiß immer noch nicht so richtig, wo er hingucken soll.

Sara erleichtert ihm die Lage insofern, als dass sie ein Geschirrtuch vom Haken nimmt und sich daranmacht, eine ganze Batterie von Sektgläsern abzutrocknen.

„Was war denn hier los?“, erkundigt Marc sich missbilligend.

„Ein Dessous-Abend unter Freundinnen, wenn du es ganz genau wissen willst“, gibt seine Mutter gleichmütig zurück, während die Kristallgläser in rasantem Tempo durch ihre Hände auf ein rundes Tablett wandern.

„Brauchst du noch lange?“

Marcs Mutter hebt kurz die Augenbrauen, trocknet aber auch noch die letzten beiden Gläser ab, ehe sie das feuchte Geschirrtuch über eine Stuhllehne hängt.

„Der Kaffee ist noch heiß“, verkündet sie mit einer Kopfbewegung hin zur Kaffeemaschine, schnappt sich das volle Tablett und überlässt die beiden Jungen sich selbst. Zurück bleibt lediglich ein halbvoller Kaffeebecher auf dem Küchentisch.

Sven lässt sich auf einen Stuhl fallen und schüttelt den Kopf.

„Ist was?“

„Muss wohl ein ziemlich schräger Traum sein.“