10,99 €
Ganz neue Gedichte in bester Tradition. Nichts für modische Weichlinge. Es wird aufgetischt, was gut ist. Heine läßt grüßen, und Benn ist nicht weit. Ebenso Alfred Lichtenstein. Es gibt auch Romantik, und sie hat Sand im Getriebe. Allerhand Versarten tauchen auf, Sonette und Kinderreime. Es wird nicht an Grobheiten und Bosheiten gespart. Da und dort gibt es auch Schmutz und Schund (und Sauereien). Ein Leckerbissen für Lyrik-Liebhaber: Wenn sie den Trauermantel nicht scheuen, und einen Blick in die schöne neue Welt werfen wollen.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 60
Veröffentlichungsjahr: 2013
Peter Fischer, Chapeau–claque
© 2013 Peter Fischer
Umschlagbild: Göttin im Palast. Collage von Pescador.- Verwendung des Titelfotos mit freundlicher Genehmigung der Marlene Dietrich Collection GmbH, München.
Umschlag, Satz und Lektorat: Pescador
Gesetzt in der Baskerville 12 Punkt.
Verlag: tredition GmbH, Hamburg
ISBN: 978—3–8495—5191–9
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Bibliografische Information der Deutschen
Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Peter Fischer
Chapeau Claque
Neue Gedichte in Versen
Meist falschen, teils traurigen Inhalts
Mit einem Zwischenspiel von Archangelo Nestfink,
Und über allem hängt ein alter Lappen – Der Himmel…heldenhaft und ohne Sinn.
Alfred Lichtenstein, Die Fahrt nach der Irrenanstalt I
Doch lockt die Kirsche noch so sehr, Die Vogelscheuche schreckt noch mehr.
Heine, Zeitgedichte
Das, was ihr hier lest, ist in Versen geschrieben! Ich sage das, weil ihr vielleicht nicht mehr wißt
Erste Abteilung:
Haus-und Halts-Gedichte
Tendenz behauptet
Wer lebt, der macht sich nicht beliebt,
War hier und da nicht zu erwarten,
Gold von Gulf Oil wird nicht mehr gesiebt,
Und wer dahin ist, baut sich keinen Garten.
Der Frieden war ein schlechter Börsentip,
Beim Exitus frei Haus ist die Marge schmal,
Hosianna uns, dazu freie Wahl der Qual,
Der Dollar ist so fest als wie ein Damenslip.
Bei Transaktionen hat die Seele viel gewonnen,
Der Hirsch röhrt abendlich in seinem Tann,
Profit fragt nicht, woher du kommst, und wann,
Bevor du denkst, hat der schon zugenommen.
Es lohnt sich nicht zu fahren aus der Haut,
Du kommst nicht weit, wenn es sein muß,
Adam und Eva schicken einen schönen Gruß,
Hatten nichts Besseres für uns gebaut.
Ach, Freunde, laßt uns nicht verzagen,
Auch wenn Tod und Präsidenten tagen,
Die Börse schließt, und öffnet wieder,
Singt Gott dem Herrn die neuen Lieder.
Lokalblatt
Und wenn der Alte einmal pißt,
Wird nicht Mann und Maus vermißt,
Gestern braucht man keinen Morgen,
Und los sind wir nun alle Sorgen.
Das sagten schon der Fritz und Franz.
Danach fragt bestimmt kein Schwanz.
Nach dem letzten Krieg
Das Tableau ist sehr bewegend,
Kein Schlachtfeld wird mehr untergehen,
Gott selbst schleicht durch die Gegend,
Um für sein Essen anzustehen.
Rambow 1
Der letzte Sieg ist weit entfernt,
Und alle Helden müssen hinken,
Die Kerle haben nie gelernt,
Daß sie in den Himmel stinken.
Rambow 2
Für Helden ist kein Platz hier oben,
Sie ruhen weich und tief im Massengrab,
Der Ruhm ist’s, der es ihnen gab,
Sie sollten ihren Dienstherrn loben.
Rambow 3
Der Tod für’s Vaterland ist ehrenhaft,
Weil er das Leben uns abschafft,
Die Zukunft führt also ins Ungewisse,
Wir ruhen sanft in einer Knechtschaftspisse.
An eine Dichterin
(Als sie auf dem Schiffe fuhr)
Ein schmales Band von Hysterie
Völlig ist durch dich geschlungen,
Davon hat mancher schon gesungen,
Es hat gefallen, und der Industrie.
Leben wird am Markt betrieben,
Der Singverein ist auf dem Blutgerüst,
Schaden gibt’s hier nach Belieben,
Es ist so, weil es eben ist.
Nach der Feier geht die Bowle um,
Du wirst die Hackmaschine putzen,
Empfinden macht die letzten Worte stumm.
Es frage niemand nach des Vorgangs Nutzen,
Man legt ein graues Tuch auf alle Schädel,
Das Publikum liebt sich und unser Mädel.
Denn so steht es mit den Dichterienen,
Sind des Staates allerbeste Trienen.
Königssee
Es hängt ein Lüngerl an der Wand,
Und dir wird es flau im Magen,
Doch wer darf seine Trauer tragen,
Wenn er stirbt im Trachtenland.
Denn unser Herzog ist der Beste
Wir wollen, daß er niemals stirbt,
Und droben dann im Himmel wirkt,
Wir feiern für ihn tausend Feste.
Doch selbst auf Gottes schönster Welt,
Ist alles nicht bestens bestellt,
Bei Autobahn und Lederhos,
Ach, wohin führet das Leben bloß.
Frontbericht
Im Wirtshaus soll der Teufel bleiben,
Hier wird am Samstag viel gefegt,
Ein Haus ins andere verlegt,
Da wird keiner Schlimmes treiben.
Der Schneider stopft die letzten Rosen,
Dem Bäcker geht der Ofen aus,
Ein Metzger bettelt um Almosen,
Kein Wanderer wandert noch aus.
Das fördert Leben ganz enorm,
Mädchen plätten ihre Hauben,
Knaben sammeln saure Trauben,
Die Schule bietet Theo Storm.
Damit ist das Glück noch nicht am Ende,
Ein armes Schwein hängt sich Sylvester auf,
Geburten nehmen weiter ihren Lauf,
Für Hinrichtung gibt es nie genügend Wände,
Wir müssen uns zum nächsten Einsatz melden,
Wir brauchen Nachschub und noch viele Helden.
Letzte Ölung
Vaterlos und froh dabei,
Das kannst du nicht verstehen,
Die Welten machen viel Geschrei,
Wenn sie untergehen.
Bald überwuchert die Natur,
Kanonen und Raketen,
Das wird eine schöne Kur,
Wir müssen sehr viel beten.
So bleibt die Hoffnung stets bei Fuß,
Junge, du bist wirklich schick,
Erheb’ die Hand zum letzten Gruß,
Du wirst noch etwas in der Politik.
Aussichten
In diesem Land will keiner leben,
Kein Mensch, der je die Sonne sah,
Und keinen Heller auf dich geben,
Du Muselmann mit Blick auf’s Kanada.
Wirf einen Blick auf letzte Perspektiven,
Sonntags röhrt der Hirsch im Tann,
In diese Welt mußt du dich hieven,
Mit Erfolgen dann und wann.
Wenn man den Herrn zu Arsche kriecht,
Weht der Wind in eine gute Richtung,
Weil nun das Leben besser riecht,
Braucht der Mensch die schöne Dichtung.
Deutschland, du sollst nicht verzagen,
Was wird morgen ohne gestern sein,
Ganz unten knien, und oben fragen,
Das kann bei uns halt jedes Schwein.
Lokalteil
Guten Morgen, Herr Präsident,
Wir haben das Wetter im Griff,
Sehen Sie, wie der Himmel brennt,
Gestern ging das letzte Schiff.
Das Publikum kriegt was zu fressen,
Freiheit bringt Television,
Und ist im Augenblick vergessen,
Und Gott schickt seinen guten Ton.
Der Präsident muß zur Begrüßung schreiten,
Viel Geld von Süd nach Nord begleiten,
Wer Arbeit findet, ist zufrieden,
Ein alter Nazi ist noch lang nicht tot,
Er rackert sich beim Seifensieden:
„Laßt doch dem alten Mann sein Brot.“
Peregrination
Ich bin nach Santiago gefahren,
Da hatte ich keine Not,
Das war vor vielen Jahren,
Jetzt bin ich schon lange tot.
Das war eine Fabel für Kinder,
Und andere Zeitzünder.
Ausschußsitzung
Da sitzt der Held in seiner Badewanne,
Hinter sich die letzte Flasche Wein,
Was ist, das kann auch jetzt nicht sein,
Ein Kerl haut selbst sich in die Pfanne.
Wir wollen jetzt noch einen Schluß erreichen,
Von diesem Vorgang hat kein Schwein gehört,
Weil das Straßen und Verkehre stört,
Die Natur läßt sich sehr schnell erweichen.
Ob einer, oder tausend Helden lügen,
Was Recht ist, pfeift auf die Gesetze,
Was edel ist, zieht Geld in seine Netze,
Das Publikum will schließlich sein Vergnügen.
Drum macht mit dieser Sache endlich Schluß!
Denn worauf läuft das Ganze raus?
Friede sei sofort in unserm Haus,
Sonst wäre unser Vorgang Stuß.
Es sorge keiner für ein Gegenteil,
Die Hausfrau braucht noch was zum Waschen,
Drei Groschen geh’n in unsre Taschen,
Wir bieten jetzt die Badewanne feil.
Zweite Abteilung:
Stamm-und Tisch-Gedichte
Ein paar Lebensfragmente
1. Hausmusik
Hier spielt das Schicksal seine schönste Geige,
Der gute Mann denkt an sich selbst zuletzt,