Collection Baccara Band 302 - Debra Webb - E-Book

Collection Baccara Band 302 E-Book

Debra Webb

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Beschreibung

Lippen wie Samt und Seide von CHILDS, LISA
Niemals würde Priscilla sich auf einen Mann wie Brooks Hoover einlassen: Der berühmte Sportler ist ein echter Casanova! Und doch gerät ihr Blut bei jedem seiner Blicke in Wallung; seine Lippen versprechen so viel Leidenschaft. Wie lange kann sie ihm noch widerstehen?

In den Flammen der Leidenschaft von MCDAVID, CATHY
Dunkelbraune Haare, funkelnde Augen und ein durchtrainierten Körper - Gage entfacht in Aubrey Flammen der Leidenschaft - und der Verzweiflung: Nur sechs Wochen hat sie Urlaub, dann muss sie zurück in ihr altes Leben. Und in dem ist für Gage einfach kein Platz …

Schön, sinnlich und geheimnisvoll von WEBB, DEBRA
Sie ist süß und atemberaubend schön: Als John vor der Frau steht, die sein Vater für ihn ausgesucht hat, ist er begeistert. Doch so bereitwillig Amy seine heißen Küsse auch erwidert, sie verbirgt etwas vor ihm. Ist sie wirklich die Frau, die sie vorgibt zu sein?

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Seitenzahl: 595

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IMPRESSUM

COLLECTION BACCARA erscheint vierwöchentlich im CORA Verlag GmbH & Co. KG

Redaktion und Verlag:

Postfach 301161, 20304 Hamburg

Tel.: +49(040)600909-361

Fax: +49(040)600909-469

E-Mail: [email protected]

CORA Verlag GmbH & Co. KG ist ein Unternehmen der Harlequin Enterprises Ltd., Kanada

Geschäftsführung:

Thomas Beckmann

Redaktionsleitung:

Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)

Cheflektorat:

Ilse Bröhl

Lektorat/Textredaktion:

Iris Paepke

Produktion:

Christel Borges, Bettina Schult

Grafik:

Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

Vertrieb:

asv vertriebs gmbh, Süderstraße 77, 20097 Hamburg Telefon 040/347-29277

Anzeigen:

Christian Durbahn

Es gilt die aktuelle Anzeigenpreisliste.

© 2004 by Debra Webb

Originaltitel: „Romancing the Tycoon“

erschienen bei: Harlequin Enterprises, Ltd., Toronto

in der Reihe: AMERICAN ROMANCE

Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

Übersetzung: Roman Poppe

© 2010 by Lisa Childs- Theeuwes

Originaltitel: „His Baby Surprise“

erschienen bei: Harlequin Enterprises, Ltd., Toronto

in der Reihe: AMERICAN ROMANCE

Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

Übersetzung: Christiane Bowien-Böll

© 2007 by Cathy McDavid

Originaltitel: „His Only Wife“

erschienen bei: Harlequin Enterprises, Ltd., Toronto

in der Reihe: AMERICAN ROMANCE

Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

Übersetzung: Christian Trautmann

Fotos: Harlequin Books S.A.

Deutsche Erstausgabe in der Reihe: COLLECTION BACCARA

Band 302 (6) 2011 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg

Veröffentlicht im ePub Format in 05/2011 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

ISBN: 978-3-86349-006-5

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

COLLECTION BACCARA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Führung in Lesezirkeln nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte übernimmt der Verlag keine Haftung. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Satz und Druck: GGP Media GmbH, Pößneck

Printed in Germany

Der Verkaufspreis dieses Bandes versteht sich einschließlich der gesetzlichen Mehrwertsteuer.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, HISTORICAL MYLADY, MYSTERY,

TIFFANY HOT & SEXY, TIFFANY SEXY

CORA Leser- und Nachbestellservice

Haben Sie Fragen? Rufen Sie uns an! Sie erreichen den CORA Leserservice montags bis freitags von 8.00 bis 19.00 Uhr:

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74004 Heilbronn

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01805/63 63 65 *

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*14 Cent/Min. aus dem Festnetz der Deutschen Telekom,

max. 42 Cent/Min. aus dem Mobilfunknetz

www.cora.de

Debra Webb

Schön, sinnlich und geheimnisvoll

1. KAPITEL

Colby Agency, Chicago

Amy Wells schlug die nächste Seite ihrer Zeitschrift auf. „Der perfekte Mann.“

Sie zog die Augenbrauen hoch und las, wie sich Frauen zwischen achtzehn und dreißig Jahren den perfekten Mann vorstellten. Er sollte groß, breitschultrig und muskulös sein und verboten gut aussehen. So ließ sich der Text zusammenfassen. Welche Frau würde sich nicht so einen Mann wünschen?

Amy seufzte frustriert. Sie hatte es aufgegeben, nach ihrem Traummann zu suchen. Sie wusste, es gab keinen Mr Right für sie. Obwohl sie erst fünfundzwanzig war, sehnte sie sich nach einer festen, erfüllenden Beziehung. Doch bisher hatte sie nicht den richtigen Mann gefunden. Aber sie war nicht die Einzige, der es so erging. Viele ihrer Freundinnen hatten das gleiche Problem. Wo waren nur all die Traummänner geblieben?

Sie beschloss, nicht mehr daran zu denken, und konzentrierte sich auf die Arbeit. Wenn sie ihren Mr Right nicht finden konnte, wollte sie wenigstens beruflich aufsteigen. Und sie hatte schon vieles erreicht. Sie hatte eine Anstellung bei der Colby Agency erhalten, dem angesehensten Detektivbüro des Staates, wenn nicht des ganzen Landes. Dort hatte sie sich von der Empfangsdame zur persönlichen Assistentin hochgearbeitet. Aber das reichte ihr nicht. Sie wollte eine richtige Detektivin werden und auf Spurensuche gehen.

Erneut seufzte sie, als sie die Zeitschrift in die Schreibtischschublade zurücklegte. Auch wenn sie froh über ihre kürzliche Beförderung war, stimmte es sie nicht zufrieden. Amy arbeitete gern für Mildred, Victoria Colby-Camps loyale Sekretärin, doch sie sah sich zu Höherem berufen.

Sie hatte die Berichte aller Fälle gelesen, die in den letzten Jahren von der Colby Agency bearbeitet worden waren. Am Anfang war sie zufrieden mit ihren Aufgaben in der Detektei gewesen, doch mittlerweile wollte sie selbst Fälle klären. Und seit Nicole Reed-Michaels als neue Detektivin eingestellt worden war, machte Amy sich noch größere Hoffnungen. Vielleicht wurde ja eine weitere Stelle frei.

Amy genoss es, Nicole bei der Arbeit zuzusehen und ihre Geschicklichkeit und ihren Spürsinn zu erleben. Doch sie wollte einen eigenen Fall bearbeiten. Einen, bei dem sie einen Bösewicht auf frischer Tat ertappen und zum Stolz der Detektei werden würde.

Sie wollte eines Tages zu den besten Detektivinnen gehören.

Irgendwie musste sie ihrer Chefin deutlich machen, wie gut sie für diesen Job geeignet war. Vor etwa einem Jahr hatte Amy einen Kurs in Selbstverteidigung begonnen, und sie fand, sie machte sich sehr gut. Außerdem hatte sie ihren Spürsinn verfeinert, indem sie jedes Detail um sich herum genau beachtete. Schließlich hatte sie sich sogar für einen Kurs für Privatdetektive eingeschrieben.

Was konnte sie sonst noch tun?

Sie war erst fünfundzwanzig. Trotzdem lief ihr die Zeit davon. Wenn sich nicht bald etwas tat, würde sie ihren Traum, Detektivin zu werden, niemals verwirklichen können.

Na gut, das war nicht ihr einziger Wunsch. Sie wollte auch ihren Mr Right finden. Doch im Moment war es ihr wichtiger, ihre Karriere anzukurbeln. Sie hatte lange darüber nachgedacht, was passieren konnte, wenn sie sich verliebte, bevor sie Detektivin war. Natürlich war nichts falsch daran. Selbst die ehrwürdigen Detektive der Colby Agency hatten ein Liebesleben. Aber eine Beziehung konnte die Dinge komplizierter machen.

Trotzdem gefiel Amy der Gedanke, Karriere zu machen und gleichzeitig auch noch den richtigen Mann zu finden.

Doch wahrscheinlich war das nicht.

Das Telefon auf ihrem Schreibtisch klingelte und brachte sie in die Realität zurück.

Amy war immer noch Single und Mildreds persönliche Assistentin. Und daran würde sich erst mal nichts ändern.

Sie hob den Hörer ab. „Amy Wells“.

„Ich brauche die Hanover-Akte“, sagte Mildred. „Sofort.“

Amy zögerte nicht lange und ging ins Archiv, um nach der Akte zu suchen. Wieder musste sie an den Artikel in der Zeitschrift denken. Vor ihrem geistigen Auge stand ihr ein schemenhaftes Bild ihres Traummannes. Er war so, wie er in der Zeitschrift beschrieben worden war, und zugleich so viel mehr. Amy lächelte in sich hinein, während sie einen Schrank öffnete und die Akten durchblätterte. Am liebsten würde sie einen Mann bei ihrer Arbeit als Detektivin kennenlernen. Dann wüsste sie schon vieles über ihn.

„Guten Morgen, Mr Winterborne“, sagte Victoria Colby-Camp, als sie zu ihrem ungeduldigen Klienten durchgestellt wurde. Edgar Winterborne hatte darauf gedrängt, die Ermittlungen über seinen zukünftigen Schwiegersohn, den Ölmagnaten John Robert Calhoun IV., zu beschleunigen.

„Ich hoffe, Sie haben gute Nachrichten für mich“, entgegnete Edgar gereizt. „Bei diesem Geschäft geht es um sehr viel.“

Es geht auch um die Zukunft Ihrer einzigen Tochter, fügte Victoria in Gedanken hinzu.

Edgar Winterborne war dabei, die Fusion des Jahrhunderts zu vollziehen. Winterborne Industries aus Illinois und Calhoun Oil aus Texas standen kurz vor einem historischen Zusammenschluss zur Cal-Borne Alliance. Die beiden Familien waren schon vor dem amerikanischen Bürgerkrieg verfeindet gewesen. Geld hatte bei diesen Konflikten stets eine Rolle gespielt. Wer das meiste besaß, verfügte über Macht und Einfluss.

Und Edgar Winterbornes verwöhnte Tochter und der Calhoun-Erbe waren inmitten dieses Streits aufgewachsen.

„Sie können beruhigt schlafen“, teilte Victoria ihm mit. „John Calhoun ist sauber. Man kann ihm weder privat noch geschäftlich etwas anlasten. Wenn der Mann eine Leiche im Keller hätte, wären meine Detektive ihm auf die Schliche gekommen.“ Auf die Gründlichkeit ihrer Mitarbeiter konnte Victoria sich verlassen. Deshalb hatte sie keinen Zweifel an den Ermittlungsergebnissen. Die Nachforschungen über die Calhoun-Familie hatten viele Dinge ans Licht gebracht. Reichtum, Macht und ein starker Einfluss auf die Politik hatten die Familie zu dem gemacht, was sie heute war. Aber nichts deutete darauf hin, dass die Calhouns in dunkle Geschäfte verstrickt waren.

Victoria verstand nicht, warum die beiden Familien ihre Unternehmen zusammenschließen wollten. Warum konnten sie nicht weiter ihren eigenen Geschäften nachgehen, ohne ihre Kinder verheiraten zu müssen?

„Diese Angelegenheit ist mir sehr wichtig“, sagte Edgar ernst. „Das Wohl meiner Tochter bedeutet mir genauso viel wie die Zukunft meiner Firma.“

„Davon bin ich überzeugt“, log Victoria. Heutzutage gab es kaum noch arrangierte Ehen. Vor allem nicht in den Vereinigten Staaten. Sie hoffte, dass es den beiden Erben nicht bloß um Geld, sondern auch um Liebe ging. Aber wie konnte das der Fall sein, wenn sie sich nicht einmal kennengelernt hatten? Sie wünschte ihnen, dass sich das alles klärte, bevor Kinder ins Spiel kamen.

„Ich könnte Ihnen heute Nachmittag den vollständigen Bericht zukommen lassen“, unterbrach sie Edgar, der davon redete, wie viel Macht die fusionierten Unternehmen einmal haben würden.

„Das wäre wunderbar. Wir fliegen heute Abend nach Texas und verbringen dort ein paar Tage. Und ich würde gern einen Blick in den Bericht werfen, bevor wir abreisen.“

„Dann lasse ich ihn sofort zu Ihnen bringen“, bot Victoria an. „Regina freut sich bestimmt auf die Reise.“ Regina war Edgars Tochter und die Frau, deren Leben bald eine dramatische Wende nehmen sollte. Sie hatte dreimal die Universität gewechselt, bevor sie ihren Abschluss gemacht hatte. Ihr Vater war währenddessen damit beschäftigt gewesen, ihre unzähligen Rechnungen zu begleichen. Victoria war nicht sicher, mit wem sie mehr Mitleid hatte, mit Regina Winterborne oder deren zukünftigem Mann John Calhoun.

„Vielen Dank, Ms Colby-Camp. Auf Sie kann ich mich immer verlassen.“

„Ich danke Ihnen, Mr Winterborne. Schöne Reise.“ Victoria beendete das Gespräch und rief Mildred an. „Bestellen Sie bitte Amy in mein Büro.“

„Natürlich“, erwiderte ihre Sekretärin höflich.

Victoria zog besorgt die Brauen hoch, während sie auf Amy wartete. Mildred war seit Gründung der Detektei ihre Sekretärin. Victoria wollte sie nicht verlieren, doch das wurde immer wahrscheinlicher, denn Mildreds Beziehung mit Dr. Austin Ballard festigte sich von Tag zu Tag. Dr. Ballard war bereits pensioniert, die Leitung seines pharmazeutischen Unternehmens hatte er seiner Tochter übergeben. Seine Leidenschaft galt jetzt dem Reisen, und die wollte er mit der neuen Liebe seines Lebens teilen. Das nahm Victoria jedenfalls an.

Amy Wells betrat das Büro und lächelte erwartungsvoll. Wie immer war sie schick gekleidet, und ihr dunkles Haar war jugendlich frisiert. Doch ihr auffälligstes Merkmal waren ihre strahlend braunen Augen, aus denen sie Victoria wie immer freundlich anblickte.

Auch wenn Victoria Amy als großen Zugewinn für die Detektei betrachtete, konnte sie sich Mildreds Assistentin nicht als neue Sekretärin vorstellen. Und das lag nicht daran, dass Amy nicht kompetent genug war. Die Büroarbeit schien einfach nicht zu ihr zu passen. Obwohl Amy ihre Arbeit gut erledigte, fehlte ihr die Leidenschaft dafür. Und das störte Victoria. Sie musste mit ihr darüber reden.

„Wie geht es Ihnen heute, Amy?“, fragte Victoria lächelnd.

„Gut. Was kann ich für Sie tun?“

Victoria musterte sie einen Moment lang. Sie glaubte, so etwas wie Hoffnung in ihren Augen zu sehen. Vielleicht sollten sie doch jetzt miteinander reden. Aber Edgar Winterborne benötigte den Bericht sofort, damit er ihn vor seiner Abreise nach Texas lesen konnte.

Sie stapelte die Seiten übereinander und steckte sie in einen großen Umschlag. Nachdem sie Edgar Winterbornes Adresse auf die Vorderseite geschrieben hatte, übergab sie ihn Amy. „Mr Winterborne wartet auf diesen Bericht. Bitte bringen Sie den Umschlag persönlich zu ihm.“

Amy nickte. „Natürlich. Gibt es sonst noch etwas?“

Wieder war diese Hoffnung in ihren Augen zu erkennen.

Victoria sah sie verwundert an. „Gibt es etwas, über das wir reden sollten, Amy?“ Auch wenn die Zeit drängte, wollte sie ihre Mitarbeiterin nicht wegschicken, ohne nachgehakt zu haben.

Amy blickte sie verunsichert an. „Bei mir ist alles in Ordnung“, sagte sie zögernd. „Brauchen Sie noch etwas?“

Victoria wusste, dass sie miteinander reden mussten. Aber da im Moment keine Zeit dafür blieb, schüttelte sie den Kopf. „Das ist alles.“ Sie beobachtete Amy, wie sie das Büro verließ. Es war höchste Zeit, dass sie herausfand, was das Mädchen belastete. Wenn Mildred wirklich kündigte, konnte Victoria nicht auch noch mit einer unglücklichen Amy leben. Sie war die Einzige in der Detektei, die wusste, wie Mildred arbeitete. Victoria konnte es sich nicht leisten, beide Frauen zu verlieren. Doch eins war gewiss, der Liebe würde sie sich nicht in den Weg stellen.

Victoria atmete tief aus. Was sollte sie tun? Manchmal verlor sie einen Mitarbeiter, dann kam wieder ein neuer hinzu. Am Ende glich sich alles aus. Das hoffte sie jedenfalls.

Immerhin hatte auch sie die wahre Liebe im Leben gefunden. Und das gleich zweimal. Sie musste lächeln, als sie an ihren geliebten Mann Lucas Camp dachte, wenngleich ihr erster Mann James Colby, mit dem sie einen Sohn hatte, immer einen besonderen Ort in ihrem Herzen haben würde. Sie wünschte sich, alle Paare würden so eine glückliche, auf Liebe und Vertrauen aufbauende Beziehung führen wie Lucas und sie.

John Robert Calhoun IV. ritt über eine riesige Weide und beobachtete die prächtigen Pferde beim Grasen. Einige von ihnen hatten glänzendes braunes oder schwarzes Fell, andere waren weiß gescheckt. Doch eines hatten sie gemeinsam: Sie besaßen einen perfekten Körperbau. Die Wild-Horse-Ranch war stolz auf diese einzigartige Herde. John blickte auf die endlos weite grüne Weide. Aber es waren nicht die Pferde, die den Namen Calhoun bekannt gemacht hatten. Es waren die riesigen Ölfelder, die unter dem Land der Familie lagen. Das schwarze Gold hatte den Calhouns zu Reichtum und Ansehen verholfen. Und wer in Texas viel Öl besaß, verfügte über Macht.

„Du meine Güte“, murmelte John. Gab es keinen anderen Ausweg?

„Ich verstehe deine Bedenken“, sagte Nathanial Beckman, der ihn begleitete. Der engste Vertraute seines Vaters würde nicht aufgeben, bis er den Willen von J. R. Calhoun Senior durchgesetzt hatte. Nathanial arbeitete jetzt schon seit vierzig Jahren für die Familie, und soweit John wusste, hatte er seine Aufgaben immer erfüllt.

John hob den Hut und fuhr sich durchs Haar. „Das glaube ich nicht. Diesmal steht zu viel auf dem Spiel.“

„John.“ Nathanial ritt näher zu ihm und sprach nachdrücklicher. „Dir sollte klar sein, worum es hier geht. Dieser Schritt wird nicht bloß die Zukunft unserer Unternehmen, sondern des ganzen Landes bestimmen.“

Jetzt versuchte er wieder, John ins Gewissen zu reden. Wenn Calhoun Oil und Winterborne Industries miteinander fusionierten, konnte die nationale Abhängigkeit von ausländischem Öl zu einem großen Teil reduziert werden. Beide Unternehmen würden dadurch viel gewinnen und wären zum ersten Mal seit vielen Generationen vereint. Somit lag die Zukunft des Landes und seiner Familie auf seinen Schultern. Aber war es seine Schuld, dass die beiden Familien vor über hundert Jahren durch Krieg und Geldgier entzweit worden waren?

Trotzdem schob sein Vater ihm diese Verantwortung zu.

„Ich weiß, worum es hier geht“, brummte John und wünschte sich, Nathanial würde ihn mit seinen Gedanken allein lassen.

Um eine arrangierte Ehe.

John verkniff es sich zu fluchen. Nicht, dass er niemals heiraten wollte. Aber er war doch gerade erst dreißig geworden. Warum musste es jetzt schon sein? Und warum mit einer Frau, die er nicht einmal kannte?

Um die Fusion des Jahrhunderts zu beschließen.

Das würde sein Vater sagen. Die einzige Möglichkeit, die beiden Familien wieder zusammenzubringen, war eine Hochzeit. Doch das war noch nicht alles. John musste diese Frau nicht bloß heiraten, er musste auch so bald wie möglich Kinder mit ihr zeugen.

Diesmal konnte John sich den Fluch nicht verkneifen. Nathanial schreckte zusammen, blieb aber tapfer in seiner Nähe, um weiter auf ihn einzureden.

Doch das war nicht notwendig. John wusste, worauf alles hinauslief.

Er musste Regina Winterborne heiraten. Eine Frau, der man wilde Eskapaden nachsagte. Sie war attraktiv und stolz auf ihre Herkunft. Mit anderen Worten, sie war ein Snob, der ein Vermögen für Designerkleidung ausgab und mehr Affären hatte, als John je haben würde. Und das hieß schon etwas.

Auch John war ausgesprochen gut aussehend, hatte von seiner Mutter die ebenmäßigen Züge und von seinem Vater eine gewisse Verwegenheit geerbt. Die Frauen scharten sich um ihn, als wäre er ein berühmter Filmstar. Meistens beachtete er sie nicht. Doch manchmal ließ er sich auf ein Abenteuer mit einer Frau ein, das meistens schnell ein Ende nahm. Wie sollte er auch wissen, ob eine Frau wirklich an ihm interessiert war oder bloß sein Geld wollte? Das war gar nicht so einfach.

Immerhin musste er sich deswegen keine Sorgen mehr machen, wenn er sich dem Willen seines Vaters beugte. Doch was für eine Art von Leben würde er dann führen? Wie sollte er später seinen Kindern erklären, dass er ihre Mutter nur geheiratet hatte, um die Zukunft des Unternehmens zu sichern?

Doch ihm blieb keine andere Wahl. Nie zuvor hatte er seinem Vater widersprochen. Außerdem wusste er, wie wichtig die Fusion für seine Familie und die Zukunft des Landes war.

Das war die Gelegenheit, auf die sein Vater und sein Großvater schon immer gewartet hatten. So knapp waren sie noch nie vor einem Zusammenschluss der zwei mächtigsten Ölfirmen des Landes gewesen. Deshalb konnte er seinem Vater den Wunsch nicht abschlagen.

„Wann wird sie hier sein?“, fragte John.

„Ich fliege in einer halben Stunde los, um die Winterbornes persönlich abzuholen“, sagte Nathanial stolz. „Wir sollten heute Abend um fünf Uhr eintreffen. Anschließend wird Abendessen serviert. Danach wird dir etwas freie Zeit mit Miss Winterborne zur Verfügung stehen, denn dein Vater wird später am Abend mit Mr Winterborne zum Poker spielen nach Runaway Bay fahren.“

Das allwöchentliche Pokerspiel. Seit John sich erinnern konnte, hatte sein Vater keinen Freitagabend die Pokerrunde der Ölbarone in Runaway Bay verpasst. John fragte sich, ob sie auch einen Spieler akzeptieren würden, der nicht aus Texas kam. Er musste lächeln. Vielleicht würde das Wochenende trotz des ganzen Ärgers doch interessant werden.

Die Entscheidung war gefallen. John würde der Fusion nicht im Weg stehen. Er wollte nicht, dass die beiden Familien sich weitere hundert Jahre anfeindeten. Und wenn dafür eine Hochzeit notwendig war, würde er sich seinem Schicksal beugen. Noch nie hatte er sich vor einer schwierigen Aufgabe gedrückt. Er war der einzige Erbe der Familie und wollte seine Pflicht erfüllen.

Doch einer Sache war er sich sicher. Er würde seine Frau mit niemandem teilen. Sie würde allein ihm gehören. Für ihn kam nicht infrage, dass sie einen Liebhaber hatte oder ihn betrog. Wenn sie verheiratet waren, würden sie sich wie ein Ehepaar verhalten. Und das galt auch für ihr Liebesleben.

Er atmete tief durch. „In Ordnung, Nate. Lass uns das Ganze über die Bühne bringen.“

John wandte sich von den Pferden und der endlosen Weide ab. Jetzt musste er sich mit etwas weitaus Unangenehmerem beschäftigen – nämlich mit seiner bevorstehenden Hochzeit.

Amy kam mit ihrem alten, aber zuverlässigen Auto schneller durch Chicagos Freitagnachmittagsverkehr, als sie angenommen hatte. Sie entspannte sich und warf einen Blick auf den Umschlag, der auf dem Beifahrersitz lag. Alles, was sie zu tun hatte, war, den Bericht zu Edgar Winterborne zu bringen. Danach hatte sie Feierabend. Mildred hatte ihr erlaubt, nach diesem Auftrag ins verlängerte Wochenende zu gehen. Montag war der vierte Juli, der amerikanische Unabhängigkeitstag.

Amy seufzte frustriert. Warum hatte sie Victorias Frage nicht ehrlich beantwortet? Sie musste endlich mutig sein und ihrer Chefin erzählen, was ihr auf der Seele lag. Immerhin war es gar nicht so unwahrscheinlich, dass sie eine Stelle als Detektivin bekam. Sie wusste, dass sie die Richtige für diesen Job war.

Aber irgendwie musste sie das beweisen.

Doch heute konnte sie nichts mehr erreichen, denn es war Freitag, und Montag war ein Feiertag. Vielleicht sollte sie es einfach vergessen und das verlängerte Wochenende genießen. Möglicherweise fiel ihr bis Dienstag ein, wie sie ihren Plan in die Tat umsetzen konnte. Und wenn auch noch ein gut aussehender Mann bei ihr im Haus einzog und sie um Hilfe beim Umzug fragte, war alles perfekt.

Genau, das würde bestimmt passieren.

Wieder erregte der Umschlag ihre Aufmerksamkeit. Sie sah auf die Uhr. Die Fahrt zu den Winterbornes dauert mindestens eine weitere Stunde. Amy konnte eine Pause einlegen und einen Blick in den Bericht werfen. Warum auch nicht? Immerhin hatte sie bis jetzt alle Berichte der Detektei gelesen.

Ohne weiter darüber nachzudenken, hielt sie bei einer Tankstelle und öffnete den Umschlag.

John Robert Calhoun IV. Sie musterte das Bild des Mannes, der wie ein texanischer Cowboy wirkte, und musste sofort an den Artikel in der Zeitschrift denken. Der Mann auf dem Foto war groß, hatte breite Schultern und sah sehr gut aus. Er saß auf einem Pferd und trieb anscheinend gerade eine Pferdeherde zusammen. Ein lustvoller Schauer lief ihr über den Rücken, als sie das Bild betrachtete. Der Mann war wirklich atemberaubend gut aussehend.

Sie erinnerte sich daran, wie Victoria Mildred erzählt hatte, dass seine Ranch Wild Horse hieß, weil er wilde Pferde aus dem ganzen Land holte, um sie vor Wilderern zu schützen. Ein Held also. Ein hinreißender Held sogar.

Sein blondes Haar und seine blauen Augen waren ein starker Kontrast zu seiner gebräunten Haut. Er sah wie ein Cowboy aus, der jede Frau dahinschmelzen ließ. Der perfekte Mann. Amy seufzte. Und er gehörte ganz Regina Winterborne. Was für ein Glück diese Frau hatte!

Amy schüttelte den Kopf und steckte den Bericht zurück in den Umschlag. Sie machte sich doch gar nichts aus starken Cowboys. Im Moment musste sie sich darauf konzentrieren, Detektivin zu werden.

Leider blieb ihr für alles andere keine Zeit. Und dazu gehörte auch, für einen wilden Cowboy zu schwärmen, der einer anderen Frau versprochen war.

2. KAPITEL

Man konnte Regina Winterborne viele Dinge anlasten. Sie war verwöhnt und impulsiv, das stritt sie nicht ab, aber dumm war sie ganz bestimmt nicht. Auf keinen Fall hatte sie die Absicht, einen sturen Cowboy zu heiraten, der zudem ein Macho war. Und ihr war egal, was ihr Vater ihr dafür versprach.

Eine Autostunde außerhalb von Chicago zu leben, war schlimm genug. Besuche beim Friseur oder Schönheitssalon waren da nicht einfach. Selbst wenn sie nur die kleinste Angelegenheit erledigen wollte, müsste sie den ganzen Weg in die Stadt fahren. Und das hasste sie genauso, wie auf dem Land zu leben.

Dabei hatte sie eine eigene Wohnung in der Stadt gehabt. Das Penthouse war ohne Frage angemessen gewesen. Und auch über ihre drei Angestellten – einen Koch, ein Hausmädchen und eine persönliche Assistentin – hatte sie nicht meckern können. Der einzige Nachteil war das Geld gewesen, das es gekostet hatte, denn davon war für Regina einfach nie genug da.

Ihr Vater hatte entschieden, dass sie mit einem gewissen Budget auskommen musste, wenn sie nicht mehr zu Hause wohnte. Deshalb hatte er ihr monatlich einen festen Betrag überwiesen. Aber wie hätte sie von dem bisschen Geld jemals vernünftig leben sollen? Am Ende des Monats war kaum je etwas für den Lohn der Angestellten übrig geblieben. Aus diesem Grund war sie wieder zurück in ihr Elternhaus gezogen.

Sie verschränkte die Arme vor der Brust und blickte aus dem Fenster des Arbeitszimmers ihres Vaters. Auf keinen Fall wollte sie ihrem Vater direkt in die Augen sehen, denn sonst würde er sofort wissen, was sie dachte.

„Regina, dreh mir nicht den Rücken zu“, befahl er so laut, dass sich die Vorstandsmitglieder von Winterborne Industries ihnen zuwandten.

Regina verdrehte die Augen. „Das tue ich nicht, Daddy. Ich genieße bloß die schöne Aussicht.“

Er kam näher und schien sich über ihre Lüge zu ärgern. „Es ist zu deinem eigenen Besten, Regina. Ich würde nie etwas Schlechtes für dich wollen.“

Genau. Er wollte sein historisches Geschäft zum Abschluss bringen und sie gleichzeitig loswerden. „Dessen bin ich mir sicher.“

„Ich weiß, was du denkst“, sagte er gelassen.

Das glaubte sie nicht, denn sonst wäre er noch wütender geworden. Im Moment wünschte sie sich nämlich nichts lieber, als dass sie jemand aus dieser Situation befreite.

Jemand wie Kevin. Ihr Herz schlug schneller, als sie an ihn dachte. Aber das mit Kevin war lange vorbei. Er hatte schnell genug davon gehabt, dass ihr Vater sich ständig in ihre Beziehung einmischte. Genauso war es bei allen anderen Männern gewesen, mit denen sie zusammen gewesen war.

„Du glaubst, dass ich dich nur verheiraten will, damit sich jemand anderer um dich kümmern muss“, fuhr ihr Vater fort.

Sie musste sich beherrschen, um nicht laut aufzuschreien.

„Aber das ist nicht wahr“, fuhr er fort. „Du bist mein einziges Kind. Ich möchte bloß das Beste für dich.“ Er seufzte. „Und ich möchte nicht, dass so ein Nichtsnutz wie Kevin Martin dich heiratet.“

Regina wusste, wie sehr ihr Vater ihn hasste. Ihm hatten ihre Freunde nie gefallen.

Doch das war sein Pech. Ihr Vater wählte ganz bestimmt nicht den Mann für sie aus. Sie würde sich doch nicht zu einer arrangierten Ehe drängen lassen.

„Wenn deine Mutter hier wäre, würde sie dir dasselbe erzählen“, sagte ihr Vater wieder etwas sanfter. „Männer wie Kevin Martin sind wie Blutsauger. Sie interessieren sich nicht für dich, sondern nur für dein Geld. Er ist dir nicht ebenbürtig. Ich hoffe, du siehst das ein.“

„Ja, Daddy“, log sie, um das Thema wechseln zu können. „Ich weiß, dass Kevin Abschaum ist. Aber du musst dir keine Sorgen machen, er hat vor Langem mit mir Schluss gemacht.“

Das stimmte. Kevin war es satt gewesen, ständig mit ihrem Vater zu streiten und hatte sie irgendwann verlassen. Und jetzt wollte ihr Vater sie auch noch mit einem anderen Mann verheiraten, nachdem es seine Schuld gewesen war, dass Kevin die Beziehung mit ihr beendet hatte. Auf keinen Fall!

„Du bist jetzt vierundzwanzig, Regina. Es wird Zeit, dass du vernünftig wirst und Verantwortung als alleinige Erbin der Familie übernimmst. Du wirst alles bekommen, wofür ich und meine Vorfahren hart gearbeitet haben. Aber wenn du nicht bereit dafür bist, könntest du alles verlieren.“

Das machte Regina hellhörig. Jetzt sah sie ihrem Vater doch in die Augen. „Was meinst du damit?“

Er schüttelte traurig den Kopf. „Ich hatte keine andere Wahl, als ein Kodizill zu meinem Testament hinzuzufügen. Falls ich der Überzeugung sein sollte, dass du noch nicht bereit für die Führung des Unternehmens bist, wird der Vorstand die Geschäfte leiten. Während dieser Zeit erhältst du eine monatliche Zahlung. Erst wenn die Vorstandsmitglieder der Auffassung sind, dass du reif genug für deine Aufgaben bist, wirst du die Leitung des Unternehmens übernehmen.“

Reginas Hals wurde trocken. „Aber … aber … wovon werde ich leben?“ Das konnte doch nicht sein Ernst sein. Bestimmt war diese monatliche Zahlung viel zu gering. Und die Vorstandsmitglieder hassten sie wie die Pest.

„So weit muss es nicht kommen“, fuhr ihr Vater fort. „Wenn du mir vertraust, wird es dir an nichts fehlen.“

Langsam wurde ihr alles klar. „Mit anderen Worten, wenn ich den Texaner heirate, erbe ich alles … und wenn nicht, erhalte ich bloß ein mickriges Taschengeld.“

Ihr Vater sah sie entsetzt an. „Dein Taschengeld war nie mickrig! Du hast immer bekommen, was du wolltest.“ Jetzt wurde er richtig wütend. „Vielleicht ist das ein großer Fehler gewesen.“

„Daddy, du kannst nicht ernsthaft von mir erwarten, dass ich einen Mann heirate, den ich nicht kenne.“

Er hob die Brauen und musterte seine Tochter. „Genau deswegen verbringen wir dieses Wochenende auf seiner Ranch. Dadurch bekommen wir die Gelegenheit, ihn kennenzulernen. Und jetzt will ich nichts mehr zu diesem Thema hören. Wenn du es dir nicht mit mir verscherzen möchtest, wirst du mir diesen Gefallen tun.“

Regina konnte die Hochzeit ablehnen und ihr Erbe damit aufs Spiel setzen. Oder sie heiratete einen Fremden, der sie wahrscheinlich wie ihr Vater herumkommandieren würde. Das waren tolle Aussichten!

„Pack deine Sachen“, befahl ihr Vater. „In einer Stunde fahren wir los. Und benimm dich auf der Ranch, sonst wirst du es bereuen. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?“

Sie starrte ihren Vater an. Er liebte sie. Das wusste sie. In seinen Augen tat er nur das, was am besten für sie war. Sie zweifelte nicht daran, dass er ein gutes Herz hatte. Aber das machte die Sache nicht besser. Denn was war ihre Freiheit wert, wenn sie kein Geld mehr hatte?

„Ja, Daddy“, sagte sie gehorsam. „Ich gehe packen.“

Das Telefon klingelte, und ihr Vater eilte zum Schreibtisch, um das Gespräch entgegenzunehmen. Regina sah aus dem Fenster und versuchte, sich die öde Landschaft von Texas vorzustellen. Sie konnte endlose Weiten nicht ausstehen und fürchtete sich vor Pferden. Und sie hasste arrogante Machos. Wie sollte sie dieses Wochenende auf der Ranch bloß überstehen?

Doch sie musste an das viele Geld denken, das sie erben würde. Na gut, eine Weile konnte sie es dort aushalten.

„Ich komme sofort“, hörte sie ihren Vater am Telefon sagen.

Wo wollte er bloß hin, wenn sie in einer Stunde abreisten?

Er beendete das Gespräch und kam aufgebracht zu ihr zurück. „Die Arbeiter von einer der Förderanlagen sind in Streik getreten. Ich muss dorthin, um das zu klären. Im Moment kann ich mir keine schlechte Presse leisten.“

Er wollte wahrscheinlich nicht, dass die Calhouns von den Problemen erfuhren.

„Natürlich“, sagte sie erleichtert. Das bedeutete, dass sie heute nicht nach Texas flogen. Somit blieb ihr mehr Zeit, um sich aus dieser Situation zu befreien. „Mr Calhoun wird das bestimmt verstehen.“ Regina wäre am liebsten vor Freude in die Luft gesprungen.

„Nicht so schnell, Fräulein“, meinte ihr Vater. „Sein Flugzeug ist schon auf dem Weg zu uns. Du fliegst einfach vor. Ich komme nach, wenn ich die Angelegenheit geklärt habe.“ Er warf ihr einen unmissverständlichen Blick zu. „Erwähn es nur nicht, ja?“

Ihre Hoffnung zerplatzte wie eine Seifenblase. „Na gut“, murmelte sie. Was blieb ihr anderes übrig? Ihre Zukunft hing von ihrem eigenen Verhalten ab. Aber vielleicht konnte sie den Cowboy davon überzeugen, sie nicht zu heiraten. Natürlich musste es für Außenstehende wirken, als wäre es nicht ihre Schuld gewesen. Dann würde ihr Vater ihr nichts anlasten.

Sie lächelte. Der Plan konnte funktionieren.

„O mein Gott“, murmelte Amy, als sie auf der Einfahrt das Auto zum Stehen brachte und das Anwesen vor ihr betrachtete. Das Haus der Winterbornes war so groß, dass es wie ein Palast wirkte.

Sie fuhr weiter, passierte einen beeindruckenden Brunnen und parkte an der Seite des Hauses. Ihr altes Auto direkt vor dem luxuriösen Anwesen abzustellen, wäre ihr unangenehm gewesen.

Plötzlich fand sie auch ihre Kleidung nicht schick genug. Sie strich ihre Bluse glatt und bürstete schnell ihre Haare. Sie war zwar nur eine Kurierin der Colby Agency, aber hier ging es um einen wichtigen Auftrag.

Sie stieg die Treppe herauf und klingelte an der massiven Tür. Eigentlich hatte sie erwartet, dass ihr ein Butler öffnete, doch plötzlich stand eine Frau in Amys Alter vor ihr und sah sie genervt an. „Einen Moment“, keifte sie in das Telefon, das sie am Ohr hielt. „Was wollen Sie?“, fragte sie anschließend.

Amy zwang sich zu einem Lächeln. Trotz der unangenehmen Situation wollte sie professionell bleiben. „Guten Tag. Ich bin Amy Wells von der Colby Agency. Ich glaube, Mr Winterborne erwartet mich.“

Die Frau musterte sie geringschätzig. „Er ist nicht hier. Ich sage ihm, dass Sie da waren.“

So einfach wollte Amy nicht aufgeben. Immerhin hatte Victoria gesagt, dass Mr Winterborne diesen Bericht dringend brauchte. „Warten Sie!“, rief Amy, bevor ihr die Tür vor der Nase zugeschlagen wurde.

„Wie bitte?“, schnappte die Frau, während sie den Telefonhörer wieder vom Ohr nahm.

Amy stellte sich in die Tür, sodass sie nicht zufallen konnte. „Ich muss Mr Winterborne diesen Bericht übergeben. Er wartet darauf.“

„Gut. Kommen Sie herein. Sie können ihn auf dem Ölfeld anrufen.“

Amy betrat die Eingangshalle und war sofort ergriffen von der Pracht des Hauses. Von außen war es schon sehr beeindruckend, aber von innen war es atemberaubend.

Die Frau entfernte sich ein paar Schritte, um ihr Telefongespräch fortzusetzen. „Ich kann nicht glauben, dass du mich einfach anrufst“, zischte sie in den Hörer.

Amy betrachtete die imposante Architektur der Empfangshalle und tat so, als würde sie das angeregte Telefongespräch der Frau nicht hören.

„Nein“, sagte die Frau scharf. „Du hast mich verlassen, Kevin. Dir war egal, dass ich allein mit meinem Vater zurechtkommen musste.“

Jetzt verstand Amy. Die Frau war anscheinend Mr Winterbornes Tochter, und ihr Gesprächspartner ihr Exfreund.

„Las Vegas?“, fragte die Frau. „Was zum Teufel tust du in …?“

Schweigen trat für eine Weile ein.

„Wie viel?“ Die Frau schien nicht mehr wütend, sondern erstaunt zu sein. „So viel hast du gewonnen?“

Amy nahm an, dass der Exfreund der Frau in Las Vegas war, eine hohe Summe gewonnen hatte und Winterbornes Tochter zurückhaben wollte. Amy lächelte. Das Ermitteln lag ihr im Blut. Sie musste nur noch Victoria davon überzeugen. Aber einfach um eine Stelle als Detektivin zu bitten, kam nicht infrage. Amy wollte ihre Chefin beeindrucken, damit sie ihr von selbst anbot, als Detektivin zu arbeiten.

„Sag das nicht, wenn du es nicht so meinst“, fuhr die Frau wehmütig fort. „Gut, ich fahre sofort zum Flughafen und nehme den nächsten Flieger.“ Sie lächelte. „Ja, ich liebe dich auch.“

Amy hatte mit ihren Annahmen recht gehabt. Das freute sie.

Die Frau schreckte zusammen, als sie Amy erblickte. „Oh, Sie habe ich ganz vergessen.“

Amy lächelte schief. „Ich muss bloß diesen Bericht zu Ihrem Vater bringen.“

Miss Winterborne nickte. „Er ist auf dem Caldwell-Ölfeld.“ Sie ging zur Tür. „Ich kann Ihnen eine Wegbeschreibung oder seine Handynummer geben. Aber ich muss jetzt wirklich los.“

Amy folgte ihr mit dem Umschlag in den Händen. Victoria hatte sie angewiesen, den Bericht persönlich bei Mr Winterborne abzuliefern. Und wenn sie dafür zu einem anderen Ort fahren musste, war das kein Problem. Hauptsache, sie erledigte den Auftrag.“Eine Wegbeschreibung wäre gut.“

Miss Winterborne öffnete die Tür und schloss sie gleich danach wieder. Sie sah erschrocken zu Amy. „Sie sind hier.“

Wer war hier?

Wer immer es auch war, es war nicht Amys Problem. Sie hatte eine Aufgabe auszuführen. Und sie konnte es sich nicht leisten zu versagen, wenn sie Victoria beeindrucken wollte. „Können Sie mir jetzt bitte die Wegbeschreibung geben, damit ich …?“

„Ja, warten Sie hier.“ Miss Winterborne eilte zur anderen Seite der Halle und holte einen Designerkoffer, der wahrscheinlich mehr gekostet hatte, als Amy im Monat verdiente. „Ich bin gleich wieder zurück“, versicherte die Frau und verließ das Haus.

Was war hier los? Amy erinnerte sich an das Telefongespräch von Miss Winterborne, in dem sie versprochen hatte, den nächsten Flug nach Las Vegas zu nehmen.

Miss Winterborne würde sie doch wohl nicht im Stich lassen? Amy sah sich um. Das Haus schien leer zu sein. Wie sollte sie Mr Winterborne finden, wenn seine Tochter verschwunden war?

Das war unmöglich.

Amy riss die Tür auf und ging nach draußen.

Eine lange schwarze Limousine stand in der Einfahrt. Der Fahrer legte Miss Winterbornes Tasche in den Kofferraum und schloss ihn. Er lächelte Amy zu und eilte zur Fahrertür.

Wo war Miss Winterborne?

Amy blickte sich um, aber sie konnte sie nirgends sehen. Wahrscheinlich saß sie in der Limousine. Verärgert ging Amy die Stufen herunter. Sie musste herausfinden, wo sich Mr Winterborne befand.

Ein Mann stieg aus dem Auto. „Guten Tag, Miss Winterborne. Ich bin Nathanial Beckman.“

„Wo ist …?“

Bevor Amy die Frage beenden konnte, unterbrach sie der Mann und gestikulierte zur Limousine. „Das Flugzeug wartet. Mr Winterborne hat uns informiert, dass er im Lauf des Wochenendes nachkommen wird.“

Das Flugzeug? Was für ein Flugzeug?

Amy schüttelte verwirrt den Kopf. Wo war Miss Winterborne? Amy musste doch den Umschlag überbringen. „Ich habe den Auftrag …“

„Wir sind spät dran“, unterbrach der Mann sie und öffnete ihr die Tür. „Wir möchten Mr Calhoun nicht warten lassen.“

Mr Calhoun? Wen?

Sie erinnerte sich an das Foto des Mannes mit dem Cowboyhut. Das war der Mann, um dem es in dem Bericht in ihren Händen ging.

„Der Flug wird ungefähr drei Stunden dauern. Die Bar ist gut gefüllt, und Sie können einen Film sehen, wenn Sie möchten.“ Er ergriff ihren Arm und zog sie zur Tür. „Wir haben eine große Auswahl.“

Einen Moment mal! Warum hatte er sie vorhin Miss Winterborne genannt?

„Aber ich bin nicht …“, begann sie.

Mr Beckman lächelte geduldig. „Ich bin mir sicher, dass Sie das am Ende des Wochenendes sein werden. Mr Calhoun ist sehr charmant.“

Mit diesen Worten drängte er sie in die Limousine und schloss die Tür. Anschließend setzte er sich auf den Beifahrersitz und ordnete dem Fahrer an, loszufahren.

Die Türen waren verschlossen. Amy konnte nicht entkommen. Und als sie um die Ecke bogen, fiel ihr auf, dass ihr Auto verschwunden war. Sie hatte es nicht abgeschlossen und den Schlüssel stecken lassen, denn sie wollte in wenigen Minuten wieder zurück sein. Wer hätte damit gerechnet, dass es jemand an diesem Ort stehlen würde?

Da begriff sie es.

Miss Winterborne musste damit zum Flughafen gefahren sein, von wo aus sie zu ihrem Freund nach Las Vegas fliegen wollte.

Amy schüttelte den Kopf. „Hören Sie“, sagte sie zu den beiden Männern. „Das ist ein großes Missverständnis.“

Mr Beckman wandte sich ihr zu. „Alles wird in Ordnung kommen, Miss Winterborne“, beruhigte er sie. „Entspannen Sie sich, dann wird alles einfacher für Sie sein.“

Was meinte er damit? Amy war wütend. Warum hörte der Mann ihr nicht zu? „Ich versuche Ihnen doch schon die ganze Zeit zu erklären, dass ich nicht …“

Bevor sie den Satz beenden konnte, war die Trennwand zur Fahrerkabine hochgefahren.

Voller Wut klopfte sie an die Scheibe und rief den Männern zu. „Sie haben das falsche Mädchen!“ Doch sie konnten sie weder hören noch sehen.

Na gut. Sie lehnte sich zurück und atmete tief durch. Mr Beckman hatte gesagt, ein Flugzeug würde auf sie warten. Das bedeutete, dass sie zu einem Flughafen fuhren. Und sobald sie das Auto verließen, um zum Flugzeug zu gelangen, würde sie dem Mann erklären, dass sie verwechselt worden war.

Aber was passierte, wenn Miss Winterborne Ärger hatte, und Amy das jetzt für sie ausbaden musste? Langsam bekam sie es mit der Angst zu tun. Sie wusste nicht, was auf sie zukam.

Doch sie erinnerte sich, dass der Mann Mr Calhoun erwähnt hatte. Mr Calhoun wartete anscheinend auf sie. Das hieß, sie waren auf dem Weg zu ihm … nach Texas.

Sie griff nach dem Umschlag und holte den Bericht heraus. Bisher hatte sie ihn nur überflogen und nichts Negatives entdeckt. Vielleicht sollte sie ihn noch einmal sorgfältiger lesen. Mächtige Männer wie er hatten möglicherweise etwas zu verbergen. Warum sonst hatte Mr Beckman sie ins Auto gedrängt und die Türen abgeschlossen?

Kein Wunder, dass die richtige Miss Winterborne weggelaufen war.

Amy seufzte. Was war, wenn Mr Winterborne und Mr Calhoun ein Geschäft vereinbart hatten, das Winterbornes Tochter verschreckt hatte? Vielleicht hatte sie sogar Angst um ihr Leben gehabt.

5. KAPITEL

John arbeitete fast bis zum Umfallen im Stall. Er musste sich von Regina ablenken, denn er sah sie vor seinem geistigen Auge in einem fort nackt in seinem Bett, wie sie sich langsam und leidenschaftlich liebten.

Sie kannten sich erst seit einem Tag, aber er wusste jetzt schon, dass sie die Richtige für ihn war.

Leider redete sie nicht gern über sich selbst, weshalb er ihr alles aus der Nase ziehen musste. Doch er war sicher, dass er mit ihr glücklich werden konnte. Sie war so süß und unschuldig wie keine, die er bisher kennengelernt hatte. Die meisten Frauen, mit denen er zusammen gewesen war, hatten kein Hehl daraus gemacht, dass sie an seinem Geld interessiert waren. Aber bei Regina war das anders. Und das mochte er sehr an ihr.

Wenn er nur wüsste, warum sein Vater ihn vor Reginas Arroganz und Zügellosigkeit gewarnt hatte. Bisher hatte er sie stets zögerlich und alles andere als eingebildet erlebt.

Selbst der Bericht, den sein Vater ihm vorgelegt hatte, beinhaltete nur Negatives. Er stellte sie als wildes Mädchen mit unzähligen Affären dar. Doch Regina schien genau das Gegenteil zu sein.

Vielleicht verstellte sie sich.

John trug einen weiteren Strohballen aus der Scheune in den Stall. Normalerweise war das nicht seine Aufgabe, aber heute brauchte er etwas, an dem er sich abreagieren konnte.

Was war, wenn Edgar Winterborne seiner Tochter aufgetragen hatte, sich so zu benehmen? Der alte Mann wusste, was John von seiner zukünftigen Frau erwartete. Und er wollte das Geschäft bestimmt nicht durch das Verhalten seiner Tochter in Gefahr bringen. Vielleicht erhoffte er sich sogar, dass sie durch die Ehe ruhiger wurde – sofern es wirklich stimmte, dass sie so wild war.

Möglicherweise war dieses Wochenende nichts mehr als eine Show, in der Regina John beweisen sollte, dass sie die richtige Frau für ihn war. Wahrscheinlich sollte sie alles dafür tun, um das Geschäft schnellstens über die Bühne zu bringen.

Aber war Regina wirklich eine so gute Schauspielerin, um ihn die ganze Zeit täuschen zu können?

Er ballte die Fäuste, sein ganzer Körper war angespannt. Das war unmöglich! Niemand konnte ihm etwas vorspielen.

Er glaubte nicht, dass ihr Lächeln und die Verletzlichkeit in ihren Augen unecht waren.

Regina war die Richtige für ihn.

John sah auf die Uhr und fluchte. Er war spät dran. Wenn er rechtzeitig fertig sein wollte, musste er schnell eine Dusche nehmen und sich umziehen.

Er hatte heute Abend Großes vor, denn er wollte Regina die Stadt zeigen, damit sie wusste, wie das Leben hier war. Natürlich war seine Heimat nicht mit Chicago zu vergleichen, aber vielleicht würde ihr das einfache Leben auf dem Land gefallen.

Regina schien anpassungsfähig zu sein. Doch stellte sie sich ihre gemeinsame Zukunft genauso vor wie er?

Runaway Bay war ganz anders als Chicago, trotzdem war es ein schöner Ort. Auch wenn es ein Dorf voller Cowboys und Pick-up-Trucks war, bekam man alles, was man zum Leben brauchte.

Amy hatte das Stadtleben nie wirklich gemocht. Ihre Eltern hatten sie in einem kleinen Dorf außerhalb von Chicago großgezogen. Nur hatte es dort keine Cowboys und Pick-up-Trucks gegeben. Runaway Bay gefiel ihr, weil es sie an ihre Kindheit erinnerte.

„Das hier ist wie …“ Amy brach den Satz ab. Beinahe hätte sie bei mir zu Hause gesagt. „… in dem Dorf bei Chicago, in dem eine Freundin von mir gewohnt hat, mit der ich zur Schule gegangen bin. Ich habe immer sehr gern bei ihr übernachtet. Wir sind dann zur Rollschuhbahn gegangen und haben ein Eis gegessen.“

John lächelte. „Genau dasselbe habe ich auch getan. Nur ist das über zehn Jahre her.“

Sie lachten beide und sahen sich in die Augen.

Das fühlte sich unglaublich gut an.

Wie sollte sie ihm jemals die Wahrheit erzählen? Bestimmt würde sie ihren Job verlieren. Aber noch schlimmer war, dass sie John verlieren würde. Es gab keine gemeinsame Zukunft für sie.

Diese Erkenntnis schmerzte sehr. Doch was sollte das Ganze? Sie hatte es von Anfang an gewusst. Er würde gar nicht mit ihr reden, wenn er wüsste, dass sie keine reiche Ölerbin war. Wahrscheinlich würde er sie nicht einmal eines Blickes würdigen.

Sie musterte ihn traurig. Eine arrogante Frau wie Regina Winterborne hatte ihn gar nicht verdient. Dabei war alles bereits beschlossene Sache. Nur noch ein paar Formalitäten, und die beiden waren Mann und Frau. Aber John würde niemals glücklich mit Regina werden. Die beiden passten überhaupt nicht zusammen.

„Wir sind da“, gab John bekannt.

Amy blickte nach oben und sah den Runaway Bay Country Club. Sie war nie zuvor an einem solchen Ort gewesen und bezweifelte, dass sie in diese Gesellschaft passte. Aber sie wollte ihr Bestes tun, immerhin war das ihr letzter Abend als Regina Winterborne. Morgen wollte sie John die Wahrheit erzählen, denn sie konnte ihn nicht weiter belügen … welches Schicksal sie danach auch erwartete.

Doch den heutigen Abend wollte sie genießen. Nur einmal wollte sie sich wie eine Prinzessin fühlen. Das schadete jetzt keinem mehr. Und was würde es bringen, wenn sie John heute erzählte, dass sie nicht Regina war?

„Kommen Sie oft hierher?“, fragte sie, plötzlich in Sorge, sie könnten eine seiner Exfreundinnen antreffen.

„Gelegentlich. Im Sommer gibt es jeden Samstagabend eine Veranstaltung. Ich bin allerdings nur alle paar Wochen hier.“ Er legte einen Arm um sie. „Aber heute ist ein besonderer Abend.“

Einen Moment lang trafen sich ihre Blicke unter den Scheinwerfern des Eingangsbereichs. Sie erkannte ganz klar das Verlangen in seinen Augen … das gleiche Verlangen, das auch sie spürte. Nur schade, dass nichts aus ihnen werden konnte.

Drinnen angekommen, stellte John seine Begleiterin erst mal seinen Freunden und Geschäftspartnern vor. Die Besucher der Veranstaltung verfolgten ein klares Ziel: Sie wollten zeigen, was sie hatten. Und das taten sie, indem die Frauen ihren kostbarsten Schmuck und die schicksten Designerkleider zur Schau stellten, während die Männer von ihren neuesten Geschäftserfolgen berichteten.

John beobachtete Regina, die sich mit den Frauen zweier seiner Freunde unterhielt. Gestern, in dem jadegrünen Kleid, hatte sie umwerfend ausgesehen, aber das kurze schwarze Abendkleid, das sie heute trug, übertraf alles. In dem Moment, als er sie zum ersten Mal darin erblickte, hätte er sie am liebsten auf sein Zimmer getragen und die Tür hinter ihnen verschlossen. Die Vorstellung, dass andere Männer begehrliche Blicke auf ihren schönen Körper werfen könnten, war beinahe unerträglich.

Aber er musste das Ganze langsam angehen.

Er hatte nicht erwartet, dass er so schnell Gefühle für Regina entwickeln würde. Tatsächlich konnte er sich jetzt schon eine glückliche Ehe mit ihr vorstellen. Dabei hatte er nie an Liebe auf den ersten Blick geglaubt, auch wenn seine Mutter ihm versichert hatte, dass es bei ihr und seinem Vater sofort gefunkt hatte. Doch seit er Regina zum ersten Mal erblickt hatte, zweifelte er nicht mehr an den Worten seiner Mutter.

Die Band spielte ein langsames Lied. John lächelte. Jetzt war es an der Zeit, die Tanzkünste seiner Begleiterin auf die Probe zu stellen. Er bahnte sich den Weg zu Regina und flüsterte ihr ins Ohr: „Wie wäre es mit einem Tanz, schöne Lady?“

Sie sah ihm in die Augen, und sein Puls beschleunigte sich. „Ich dachte schon, Sie fragen niemals, Cowboy.“

Und als er sie auf der Tanzfläche in den Armen hielt, vergaß er alles um sich herum. Die Menschen, den Saal und selbst die Musik. Nur Regina zählte. Ihre braunen Augen faszinierten ihn, und ihr Duft betörte ihn. Wie gern hätte er sie hier und jetzt geküsst.

Aber das war nicht der richtige Ort. John wollte, dass ihr erster Kuss etwas ganz Besonderes war.

Er würde warten, bis sie wieder zu Hause waren und alles tun, um diesen Kuss unvergesslich zu machen.

John parkte das Auto vor dem Haus, stieg aus und öffnete Amy die Tür. Sie fühlte sich immer noch, als würde sie schweben.

Und als sie zur Eingangstür gingen, musste sie daran denken, wie sie eng umschlungen getanzt hatten, wie wunderbar sie sich in seinen Armen gefühlt hatte – und wie die Leidenschaft in ihr aufgeflammt war.

Erst jetzt wurde ihr klar, wie fokussiert sie den ganzen Abend aufeinander gewesen waren. Sie hatten kaum ein Wort mit jemand anderem gewechselt, nachdem sie die Vorstellungsrunde hinter sich gebracht hatten. Und welches Tempo die Band auch gespielt hatte, sie waren in ihrem eigenen Rhythmus gefangen gewesen, in ihrer eigenen kleinen Welt.

Aber jetzt war das vorbei.

Als sie die Eingangshalle betraten, wartete Amy, bis John die Tür abgeschlossen hatte, um gute Nacht zu sagen. Es war an der Zeit, in die Realität zurückzukehren. Sie würde ein letztes Mal in seiner Nähe schlafen und ganz sicher von ihm träumen. Am nächsten Morgen würde sie ihm die Wahrheit erzählen und anschließend zum Flughafen fahren.

Er würde sie hassen, und sie wäre arbeitslos. Doch das war es beinahe wert gewesen.

Wie oft hatte man im Leben die Möglichkeit, einen solchen Mann kennenzulernen? Sie würde dieses Wochenende nie vergessen. Immerhin war einer ihrer Träume wahr geworden. Wenn sie schon keine Detektivin werden konnte, hatte sie wenigstens ihren Traummann getroffen … wenn auch nur für ein Wochenende.

„Danke für den wunderschönen Abend, John“, sagte sie, als er sich zu ihr umdrehte.

„Wer sagt, dass der Abend vorbei ist?“

„Es ist spät, und …“

Dann küsste er sie.

Und als ihre Lippen sich trafen, wurde ihr ganz warm. Sofort stieg das Verlangen wieder in ihr auf.

Sie wollte nicht, dass es geschah. Aber sie konnte sich nicht dagegen wehren.

Er legte die Arme um sie, presste Amy an sich und vertiefte den Kuss. Ihr ganzer Körper kribbelte. Noch nie war sie so geküsst worden. Seine warmen Lippen fühlten sich unglaublich gut an, und das aufreizende Spiel seiner Zunge machte sie vollkommen verrückt.

Er fuhr mit den Händen über ihren Po, und dann machte er eine Bewegung, die sie vollkommen aus der Fassung brachte. Er rieb seinen Körper an ihrem, und plötzlich kam sie – ohne, dass einer von ihnen ein Kleidungsstück ausgezogen hatte, kam sie mitten in der Eingangshalle in seinen Armen.

Amy löste sich schwer atmend von ihm und sah ihn schockiert an. „Gute Nacht“, quiekste sie und lief zur Treppe.

Sie wusste nicht, ob er zu überrascht oder verwundert war, aber sie war froh, dass er ihr nicht folgte.

Unglaublich! Sie war in seinen Armen zum Höhepunkt gekommen. Dabei hatten sie sich bloß geküsst. Außer sich lief sie in ihr Zimmer und schlug die Tür hinter sich zu. Wie erbärmlich war das! Okay, es war ein verflucht heißer Kuss gewesen … aber bloß ein Kuss.

Etwas später, als sie sich ein wenig beruhigt hatte, sah sie das Ganze positiver. Sie würde niemals eine Beziehung mit John führen, geschweige denn mit ihm schlafen, doch sie hatte den besten Orgasmus ihres Lebens mit ihm erlebt.

Und daran würde sie sich immer erinnern.

Nathanial Beckman wartete ungeduldig, das Telefon klingelte bereits zum fünften Mal. Es war früh am Sonntagmorgen. Hoffentlich war Mr Winterborne nicht schon auf dem Weg. Nathanial griff nach seiner Tasse und trank einen Schluck Kaffee.

Schließlich hob jemand ab. „Ja?“

„Guten Morgen, Mr Winterborne. Nate Beckman hier.“ Nathanial beugte sich nach vorn, um die Tasse abzustellen, und lächelte selbstgewiss.

„Ist bei John und meiner Tochter alles in Ordnung?“

Was für ein fürsorglicher Vater, dachte Nathanial. Seine Tochter kam immer an erster Stelle. Zu schade, dass sie bald das Familienunternehmen leiten und das ganze Geld verprassen würde. Nathanial runzelte die Stirn. Er war mehr als überrascht von der jungen Frau. So ein wohlerzogenes, nettes Mädchen hatte er nicht erwartet. Viel mehr hatte er mit einer Wildkatze gerechnet, die das Haus auf den Kopf stellte. Stattdessen lief alles wie geschmiert.

„Es ist alles bestens. Deshalb rufe ich Sie an.“

„Ich könnte den Flug um dreizehn Uhr nehmen. Oder gibt es eine Änderung?“ Edgar räusperte sich. „Ich schätze, meine Tochter ist im Moment nicht zu sprechen?“

Jetzt wurde es heikel. „Eigentlich wollte ich Sie fragen, ob es möglich wäre, dass Sie erst morgen kommen.“

„Was?“, rief Edgar verärgert. „Warum sollte ich einen Tag später fliegen? Meine Tochter erwartet mich. Ich sehe keinen Grund …“

„Hören Sie mir zu“, unterbrach Nathanial ihn sanft. „Die Dinge haben sich besser entwickelt, als wir angenommen haben. Sie sollten die beiden zusammen erleben. Noch nie habe ich solche Turteltauben gesehen.“

„Wirklich?“

„Es ist kaum zu glauben. Sie haben sich erst am Freitag kennengelernt und sind jetzt schon ein Herz und eine Seele. Und ich rufe Sie an, weil Mr Calhoun und ich uns einig sind, dass es am besten wäre, ihnen einen weiteren Tag allein zu gönnen. Wir glauben, es ist wichtig, sie in dieser Phase nicht zu stören. Mr Calhoun ist bereit, sie in Ruhe zu lassen, wenn Sie das ebenfalls tun.“

Edgar schwieg eine Weile. Nathanial glaubte nicht mehr, dass der alte Mann einwilligen würde, als er zu sprechen begann.

„Sie haben recht“, meinte Edgar. „Wir sollten den beiden alle Zeit der Welt lassen. Mir liegt sehr viel am Glück meiner Tochter, deshalb soll sie ihn in Ruhe kennenlernen.“

„Machen Sie sich keine Sorgen, Mr Winterborne. Alles läuft so, wie wir es uns vorgestellt haben … sogar besser. Ich hatte anfangs die Befürchtung, dass sie nicht mal miteinander reden würden.“

Edgar seufzte. „Das dachte ich auch. Und Sie sagen, Sie verstehen sich gut?“

„Sehr gut sogar. Ich kann die Hochzeitsglocken schon läuten hören.“

„Schön. Schicken Sie mir morgen um neun Uhr Ihrer Zeit das Flugzeug. Ich würde gern bis zum Nachmittag auf der Ranch sein.“

„Kein Problem.“

Nathanial beendete das Gespräch und lehnte sich zufrieden zurück. Er hatte gewusst, der alte Mann würde nicht Nein sagen. Als Nathanial Mr Calhoun den Vorschlag unterbreitet hatte, war er vor Wut fast zur Decke gegangen. Aber Nathanial wusste, dass es so am besten war. John und Regina waren sich der Bedeutung dieses Wochenendes bewusst. Und wenn sie mehr Zeit allein verbrachten, konnten sie sich besser kennenlernen.

Nathanials Meinung nach stand ihm eine hohe Prämie zu, wenn das Geschäft des Jahrhunderts besiegelt war. Vielleicht sollte er Mr Calhoun von dieser Idee erzählen. Bestimmt würde der alte Mann ihm diesen Bonus nicht verwehren, nach allem, was Nathanial für die Familie getan hatte.

Der Zusammenschluss der beiden Unternehmen würde ein riesiger Erfolg werden, von dem das ganze Land profitierte. Nathanial sah schon sein Bild auf der Titelseite der Wirtschaftszeitungen: Der stille Held der Megafusion.

Er hob den Telefonhörer ab und wählte die Nummer seines Privatdetektivs, der ein Auge auf das Liebespaar hatte. Nathanial wollte über jeden Fortschritt informiert sein, damit alles lief wie geplant.

„Sind sie miteinander im Bett gelandet?“, fragte er den Detektiv nach einer kurzen Begrüßung.

„Noch nicht.“

Nathanial war etwas enttäuscht. Er kannte John. Wenn er mit Regina schlief, würde es kein Zurück mehr geben. Nicht, dass John keine One-Night-Stands gehabt hatte, aber in diesem Fall ging es um weitaus mehr als nur puren Spaß. John war ein Mann, der zu seinem Wort stand. Er würde niemals einen Rückzieher machen, nachdem er mit Regina geschlafen hatte, denn die Beziehung mit ihr war ihm offenkundig wichtig. Außerdem wollte er nicht riskieren, dass die Fusion scheiterte.

„Aber falls es Sie interessiert“, fuhr der Detektiv fort. „Die beiden haben sich leidenschaftlich geküsst.“

Nathanials Lächeln kehrte zurück. „Interessant. Wann kam es dazu?“

„Gestern Abend, nachdem sie aus dem Country Club zurückgekehrt sind. Mr Calhoun hat den ersten Schritt getan. Leider ist die Dame nach kurzer Zeit davongerannt. Ich weiß nicht, was sie dazu bewegt hat, aber ihr war anzusehen, dass sie den Kuss sehr genossen hat.“

John wusste, wie man mit Frauen umzugehen hatte. Nathanial fühlte sich siegessicher. Noch ein paar von diesen Küssen, und die Frau würde John zu Füßen liegen. Gegen seinen Charme kam selbst eine Regina Winterborne nicht an. Trotz der wilden Geschichten über sie hatte Nathanial ein gutes Gefühl zu ihr. Sie schien ehrlich zu sein. Und er mochte sie, was ihn am meisten wunderte.

„Gute Arbeit“, sagte er. „Halten Sie mich auf dem Laufenden.“

6. KAPITEL

Nach dem Gottesdienst stellte John Regina seinen Nachbarn vor. Aber lange hielt er sich nicht damit auf, denn sie schien es eilig zu haben aufzubrechen. Etwas beschäftigte sie, und er kam nicht darauf, was es war.

Den ganzen Morgen hatte sie sich in ihrem Zimmer versteckt. Und als sie schließlich herausgekommen war, hatte sie kaum ein Wort mit ihm gewechselt. Mitten in der Messe hatte er plötzlich den Eindruck gehabt, sie würde gleich in Tränen ausbrechen. Hoffentlich war er gestern Abend nicht einen Schritt zu weit gegangen. Dabei hatte er angenommen, dass sie den Kuss genauso gewollt hatte wie er.

Tatsächlich hatte er den Eindruck, dass sie es sehr genossen hatte. Denn als er mit den Händen ihren wohlgeformten Po umschlossen und sie verlangend an sich gezogen hatte, war etwas Seltsames passiert. Er war sich fast sicher, dass sie in seinen Armen zum Höhepunkt gekommen war. Sie hatte leise gestöhnt, und ihr ganzer Körper hatte vibriert. Anschließend hatte sie sich entspannt an ihn geschmiegt, bevor sie mit roten Wangen weggelaufen war.

Wenn ein Kuss sie so erregte, wie war sie erst im Bett? Aber irgendwie passte das nicht zu dem, was er über sie gehört hatte. Eine erfahrene Frau sollte sich besser unter Kontrolle haben und nicht gleich bei einem Kuss einen Orgasmus bekommen.

Doch vielleicht lag es daran, dass sie eine besondere Beziehung zueinander hatten. Wahrscheinlich war Regina genauso überrascht von ihrer Reaktion gewesen und hatte sich deshalb nicht aus dem Zimmer getraut.

Sie mussten darüber reden. Aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt dafür.

„Fahren wir?“, fragte er sie, nachdem sie sich von seinen Nachbarn verabschiedet hatten.

Sie nickte und lächelte schief. Ihm missfiel diese Spannung zwischen ihnen. Je schneller sie nach Hause kamen, desto eher konnte er das klären. Und da ihr Vater erst morgen die Ranch besuchte, blieb ihnen genug Zeit dafür.

Er wollte keine Minute verschwenden, denn bald war ihr erstes gemeinsames Wochenende vorbei. Und langsam mussten sie sich entscheiden, wie es von jetzt an mit ihnen weiterging.

„John!“

Er drehte sich um und sah Melvin Cook auf sich zukommen, dessen Grundstück an die Wild-Horse-Ranch grenzte. Wie hatte John vergessen können, Regina seinem nächsten Nachbarn vorzustellen?

Lächelnd schüttelte er ihm die Hand. „Ich habe dich in der Kirche gar nicht gesehen.“

Melvin zuckte mit den Schultern und schenkte Regina ein strahlendes Lächeln. „Du bist mir mit dieser hübschen Lady gleich aufgefallen.“

Regina errötete und lächelte dem Mann zu. John wurde sofort eifersüchtig. Er konnte es kaum abwarten, wieder allein mit ihr zu sein. „Das ist Regina Winterborne“, erklärte er. „Sie besucht uns aus Chicago.“

„Aha“, sagte Melvin und schüttelte ihre Hand. „Wie gefällt Ihnen Texas?“

„Es ist wunderschön hier“, antwortete sie.

Melvin winkte ab. „Seien Sie vorsichtig, sonst machen wir noch eine Texanerin aus Ihnen.“ Anschließend wandte er sich John zu. „Hör mal, mein Guter. Ich frage dich nur ungern, aber ich habe ein kleines Problem mit dem Auto. Ralph hat sich angeboten, mich zur Tankstelle zu fahren, um es reparieren zu lassen. Aber ich möchte nicht, dass meine Frau und meine Kinder in der Hitze warten müssen …“

„Ich bringe sie nach Hause“, sagte John und blickte zu Regina, die ihn besorgt ansah. „Wir haben genug Platz im Auto.“

Melvin klopfte ihm auf die Schulter. „Danke, Nachbar. Ich wusste, ich kann mich auf dich verlassen.“

Kurz darauf stellte John seiner Begleiterin Melvins Familie vor, und als er den Kindern ins Auto half, dachte er daran, dass Regina und er bald vielleicht selbst Kinder haben würden. Er sah zu ihr und fragte sich, ob sie dieselben Zukunftspläne hatte. Auch darüber mussten sie reden.

John wollte, dass ihre Ehe glücklich war. Und wenn er an den gestrigen Kuss dachte, zweifelte er nicht daran.

Er war immer noch nicht sicher, ob sie sich wegen ihrer übermäßigen Reaktion auf den Kuss schämte. Vielleicht nahm sie an, dass er sie deswegen für unreif hielt. Aber gerade ihre unschuldige Art gefiel ihm.

Hoffentlich hatte er bald wieder die Gelegenheit, sie zum Höhepunkt zu bringen, denn die letzte Nacht war bloß ein Vorgeschmack auf das gewesen, was er mit Regina vorhatte.

Nachdem John die Nachbarn zu Hause abgesetzt hatte, herrschte im Auto eine unangenehme Stille. Amy konnte ihr Geheimnis nicht länger für sich behalten. Sie musste es ihm erzählen.

Bestimmt würde er sie hassen. Jedes Mal, wenn er an sie denken würde, hätte er das Bild einer Betrügerin vor Augen.

Aber ihr blieb keine andere Wahl. Die Wahrheit musste jetzt ans Tageslicht kommen. Amy wusste bloß nicht, wie sie beginnen sollte.

Als sie sich der Einfahrt der Ranch näherten, wurde Amys Aufregung unerträglich. Auf keinen Fall konnte sie es John vor Liam erzählen. Und was war, wenn Mr Calhoun plötzlich auftauchte? Immerhin war heute Sonntag. Sie erinnerte sich, dass sie an diesem Tag zu brunchen pflegten.

„Wo ist dein Büro?“, platzte es aus ihr heraus.

John blickte verwundert zu ihr. „In Dallas …“

„Ich möchte es sehen“, sagte sie verzweifelt.

Er blinzelte. „Jetzt?“

Sie nickte und war sicher, dass er sie für verrückt hielt.

Einen Moment lang glaubte sie, er würde versuchen, es ihr auszureden. Aber er zuckte nur mit den Schultern und sagte mit sanfter Stimme: „Wenn es das ist, was du möchtest.“

Sie bedankte sich leise und lehnte sich im Sitz zurück. Der Abstecher nach Dallas bot ihr genug Zeit, um ihm die Wahrheit zu erzählen.

Während der neunzigminütigen Fahrt nach Dallas sagte Regina kein einziges Wort. John versuchte mehrmals herauszufinden, was nicht mit ihr stimmte. Aber sie reagierte nicht einmal auf seine Fragen.

Was immer sie auch bekümmerte, es musste ernst sein.

Den ganzen Morgen war sie ihm ausgewichen. Und jetzt wollte sie plötzlich sein Büro sehen. Hatte ihr Vater dieses Verhalten gemeint, als er sie bockig genannt hatte?

Doch John wusste genau, dass es keine Laune von ihr war. Regina lag etwas auf der Seele, doch leider hatte er nicht die geringste Ahnung, was es war. Wahrscheinlich wurde ihr langsam klar, wie sehr das Geschäft ihrer Familien ihre Zukunft bestimmen würde.