Cooper - Harper Sloan - E-Book

Cooper E-Book

Harper Sloan

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Beschreibung

Asher Cooper fühlt sich verloren in einer Welt ohne seinen Bruder. Wenn er nicht gerade seinen Schmerz mit Alkohol oder Frauen betäubt, sinnt er auf Rache. Der einzige Mensch, der in der Lage ist, ihn wieder ins Leben zurückzuholen, ist Chelcie Avery. Die Frau, die während seiner dunkelsten Stunde an seiner Seite stand. Sie überflutet seine Schatten mit Licht, verspricht ihm genau das Glück und die Zufriedenheit im Leben, nach der er sich schon immer gesehnt hat. Doch genau wie er hat auch Chelcie ein Geheimnis, das sie nicht preisgibt und das zerstören könnte, was sie beide zusammenhält. Denn die Vergangenheit hat eine vernichtende Macht.

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Seitenzahl: 366

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COOPER

Corps Security 4

Harper Sloan

© 2021 Sieben Verlag, 64823 Groß-Umstadt© Übersetzung Sylvia Pranga© Covergestaltung Andrea Gunschera© Originalausgabe E.S. Harper 2018

ISBN Taschenbuch: 9783967820034ISBN eBook-mobi: 9783967820041ISBN eBook-epub: 9783967820058

www.sieben-verlag.de

Für Angela Druck, Kelly Knott und Katie Benson.Ihr Ladys habt mich vom ersten Tag an unterstützt – bevorAxel auch nur ein Gedanke war – und ich weiß ohne jeden Zweifel,dass ich ohne euch nicht so weit gekommen wäre.Also, ich liebe euch.Und ich danke euch. Für alles.

Inhalt

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Epilog

Bonusszene – Zeit für Yoga

Danksagungen

Die Autorin

Prolog

Asher

„Komm schon, Coop“, flüstere ich. Im Schrank ist es dunkel, aber ich kann trotzdem seine zusammengekauerte Gestalt in der hinteren Ecke erkennen. „Komm schon, Coop. Bitte. Mom kommt bald zurück, und du weißt, dass sie wütend wird, wenn sie uns hört.“

Ich schiebe mich etwas herum, damit er die Keksschachtel sieht, die ich aus der fast leeren Küche geholt habe. Mom bringt uns in letzter Zeit kein Essen mehr mit. Ich habe Glück, dass mein bester Freund Joel in der Nähe wohnt und seine Snacks mit uns teilt, sonst hätten wir nichts zu essen.

Er stellt keine Fragen.

Nicht mehr.

„Ich habe Angst, Ash.“

Ich balle die freie Hand zur Faust, als ich seine gebrochene, schwache Stimme höre. Mein Bruder ist so klein. Ich bin letzte Woche erst zehn geworden, aber wesentlich größer. Ich weiß, dass Coop klein ist, weil er immer Angst hat. Er hat zu viel Angst, aus dem Schrank zu kommen, in den uns unsere Mutter immer einsperrt.

„Wir müssen uns beeilen. Ich komme zu dir, okay?“

„Okay.“ Seine schwache Stimme bricht.

„Frierst du immer noch?“, frage ich ihn.

„Ja“, antwortet er schwach.

Als ich die Rückseite des Schranks erreiche, schließe ich die Tür fest hinter mir, strecke den Arm aus und gebe Coop die Schachtel. Darin sind nur noch sieben Kekse. Sie sind alt, und ich musste ein paar Kakerlaken aus der Schachtel holen, bevor ich sie herbrachte. Coop mag die Käfer nicht, die in der Küche leben.

„Willst du keine?“ Er hält die Schachtel in meine Richtung, und obwohl mein Magen knurrt, schüttele ich den Kopf. „Du brauchst auch welche, Ash“, versucht er es erneut.

„Schon okay, Coop. Ich habe ein paar gegessen, bevor ich sie herbrachte. Du musst dich beeilen, bevor Mom nach Hause kommt, okay?“

Er nickt und beginnt stockend zu essen. Ich nehme eine der Wasserflaschen, die Joel mir letzte Woche gegeben hat und reiche sie ihm. Sein Kopf sinkt gegen meine Schulter, während er langsam abwechselnd isst und trinkt.

Er wird schwächer. Er konnte heute Morgen nicht aufstehen und zur Schule gehen. Er schlief einfach weiter, also blieb ich zu Hause. Mom hat es nicht einmal bemerkt. Ich konnte heute Morgen hören, wie sie sich übergab. Sie übergibt sich dauernd. Und trinkt dieses eklige Zeug.

Ich weiß nicht, wie lange wir hier gesessen haben, als ich die Eingangstür zuknallen höre und Schritte, die im Haus herum stampfen. Coop lässt die Kekse fallen und zieht die Beine an die Brust.

„Zachariah Cooper! Wo zum Teufel bist du kleiner Scheißer?“

Oh, Mist. Das wird nicht gut ausgehen.

„Ash“, sagt er zittrig.

„Schon okay. Schon okay.“

Ich nehme eine der alten Decken, auf denen wir schlafen, und werfe sie über Coop. Ich höre ihn wimmern, als ich zur Tür krieche und sie aufschiebe.

Ich weiß, dass sie kommt.

Sie lässt sich keine Möglichkeit entgehen, Coop zu zeigen, wie sehr sie ihn hasst.

Aber ich werde sie nicht lassen. Nein. Ich bin jetzt ein großer Junge und werde nicht mehr zulassen, dass sie meinem Bruder wehtut.

Ich hasse, Coop verängstigt zu sehen.

Ich stehe schon mitten im Schlafzimmer, als sie um die Ecke kommt. Ihre widerlichen Klamotten bedecken kaum ihre Scham, und ihr Gesicht ist mit altem Make-up verschmiert. Ich weiß, dass sie heute wirklich gemein sein wird.

„Wo ist der kleine Scheißer? Er war heute wieder nicht in der Schule. Ihr beiden kleinen Scheißer seid einfach zu Hause geblieben. Und jetzt rückt mir die Schule auf die Pelle und stellt Fragen!“

Sie versucht, um mich herum zu gehen, aber mit ihren hohen Schuhen kann sie sich nicht schnell genug bewegen. Die Ablenkung reicht, damit sie sich auf mich, statt auf Coop, konzentriert. Genauso, wie ich es wollte.

Bevor sie ausholt und mir ins Gesicht schlägt, verspreche ich mir, dass nie wieder jemand meinem kleinen Bruder wehtun wird.

Niemals.

Kapitel 1

Asher

„Oh, Gott, fester. Bitte fester.“

„Sei still“, keuche ich.

„Bitte, Ash“, bettelt sie.

Ich löse meinen festen Griff um ihre schmalen Hüften und streiche mit den Handflächen langsam ihren Rücken hinauf. Ich sehe, wie sie an den Stellen, die ich berühre, Gänsehaut bekommt. Ich stütze die Knie etwas weiter voneinander entfernt ab und gestatte mir endlich, sie hart zu nehmen.

Ich nehme sie so, wie sie es sich ersehnt.

Es ist ein vernichtendes Tempo, meine Eier klatschen hart gegen ihre feuchte Spalte, reiben sich an ihrem Hintern. Ich muss die Augen schließen, als ich sehe, dass sie den Kopf auf dem Kissen dreht – um ein besseres Blickfeld zu haben, da bin ich mir sicher.

„Oh, Ash. Genau so. Ich werde so hart kommen.“

„Sei still“, ermahne ich sie.

Ich will, dass sie den Mund hält. Ich will mein Vergnügen haben und selbstsüchtig an die einzige Person denken, in die ich meinen Schwanz vergraben will. Die Person, nach deren Berührung ich mich so sehne, sobald sie in meiner Nähe ist, wie ich mich nie zuvor nach etwas gesehnt habe.

„Verflucht“, stöhne ich.

„Ja, gib’s mir, Baby.“

„Ich bin nicht dein Baby“, fauche ich. Verdammt, nein.

Sie schiebt sich auf die Knie hoch, kommt jedem meiner Stöße entgegen. Ich nehme eine Hand von ihrer Schulter und drücke sie auf ihr Kreuz, womit ich sie daran erinnere, in welcher Position sie bleiben soll.

„Bitte lass mich dich berühren, Asher. Lass mich dich dieses eine Mal berühren.“

Ich schlage ihr fest auf den Hintern. Ihre Pussy verkrampft sich heftig um meinen Schwanz, und sie kommt. Ich lege die Hand wieder auf ihre Schulter, stoße noch ein paar Mal zu und spüre, wie meine Eier sich zusammenziehen und die Wärme – diese köstliche Wärme – sich vom unteren Teil meiner Wirbelsäule aus ausbreitet und meinen Körper mit dem Genuss erfüllt, nach dem ich mich sehne, bevor ich loslasse.

„Chelcie“, stöhne ich.

Mit fest geschlossenen Augen, die Hände immer noch ihre Schultern umklammernd und die Hüften eng an sie gedrückt, komme ich und bete, dass ich mich nicht so heftig nach ihr sehnen werde wie in den letzten paar Monaten.

„Wie zur Hölle hast du mich gerade genannt?“

Mein umnebelter Verstand braucht ein paar Sekunden, um die Frage zu verstehen.

Der warme Körper, den ich gerade genommen habe, beginnt ungestüm zu buckeln und drückt sich gegen meine Hüften.

Ich öffne die Augen, und der Anblick ist völlig anders als der, den ich gerade noch vor meinem inneren Auge gehabt habe.

Das glatte, blonde Haar ist verschwunden, stattdessen sehe ich rote Locken.

Die gebräunte Haut, so seidig, dass man sie am liebsten ablecken will, ist durch einen viel helleren Teint ersetzt worden.

Und als sie mich wütend ansieht, sind es nicht die tiefbraunen Augen, die mich sonst mit einer Mischung aus Mitgefühl und Freundlichkeit anblicken. Nein, es sind grüne Augen, die mich mit unverblümtem Zorn anfunkeln.

„Wie zur Hölle hast du mich gerade genannt?“, fragt sie erneut.

Als ich nicht sofort antworte, fängt sie an, zu kämpfen. Und ich meine kämpfen. Ich bekomme einen Ellbogen ins Auge, einen Fuß gegen den Schenkel und, am schlimmsten, ihre Fingernägel reißen meine Wange auf, als sie mir ins Gesicht schlägt.

„Ich halte dir die letzten zwei Monate das Bett warm, Asher Cooper, und du hast mich gerade mit dem Namen einer anderen Frau gerufen? Zwei Monate, in denen ich gedacht habe, das hier würde zu etwas führen, und dann tust du das?“

Das wäre wahrscheinlich der richtige Augenblick gewesen, um sie zu beruhigen. Es gibt nichts Schlimmeres als eine Frau, die sich benutzt fühlt – auch wenn es genau das gewesen war. Aber da ich schon ziemlich betrunken bin und der Großteil meines Hirns noch von meinem heftigen Orgasmus benebelt ist, denke ich nicht nach, bevor ich den Mund aufmache.

„Jetzt beruhige dich erst mal, Chrissy.“

„Ich heiße Clarissa, du verfluchter Idiot!“, kreischt sie und fängt an, mir gegen die Brust zu schlagen.

„Herr im Himmel, Frau. Könntest du dich etwas beruhigen?“

Wenn überhaupt, hämmert sie noch stärker mit ihren kleinen Fäusten auf mich ein. Alle paar Schläge spüre ich, wie ihre Nägel meine Haut aufreißen.

Was tue ich also? Das Einzige, was für mein alkoholvernebeltes Hirn Sinn ergibt.

Ich springe vom Bett und renne.

Ich höre, wie sie mir folgt, um mich zu fangen, aber sie hat keine Chance. Selbst wenn ich sturzbetrunken bin, kann sie mich nicht einholen.

Ich renne an der Kommode vorbei und schnappe mir mein Handy, das darauf liegt, bevor ich über einen Haufen abgelegter Kleidung springe, die Badezimmertür hinter mir zuknalle und sie abschließe. Eine Sekunde später hämmert sie mit den Fäusten gegen das Holz. Sie muss auch gegen die Tür treten, denn der ganze Rahmen bebt unter ihrer Wut.

„Du blöder Mistkerl!“

Ich verliere den Überblick über die Beleidigungen, die sie durch die Tür schreit. Dann höre ich, wie sie das Zimmer verwüstet. Ich höre dumpfe Schläge von umgeworfenen Möbelstücken und Glas, das auf Hartholz zerbricht.

Ich hebe das Handtuch, was ich vorhin benutzt habe, vom Boden auf und schnuppere daran, bevor ich es mir um die Taille schlinge. Scheiße. Okay, wahrscheinlich verdiente ich das zum Teil. Ich hatte Chrissy – nein, Clarissa – die Barkeeperin des Heavy’s, während der letzten zwei Monate immer wieder einmal mit nach Hause genommen. Ich hatte ihr nie eine Beziehung versprochen. Zur Hölle, jedes Mal, wenn ich sie mit nach Hause nahm, war ich sturzbetrunken gewesen. Vielleicht hätte ich ihr besser erklären sollen, dass zwischen uns nie mehr als Sex sein würde. Ich bin im Moment einfach nicht in der Lage, mich an jemanden zu binden.

Insbesondere nicht, wenn die einzige Frau, die ich will, sich jedes Mal, wenn ich sie berühre, benimmt, als hätte ich die verdammte Pest.

Ich will nur diese eine Frau, und bis ich herausfinde, was ihr solche Angst macht, wenn ich nur andeute, dass ich mehr als Freundschaft will, geht es mir mit meinen Freunden Jack und Jim besser.

Nach ein paar Sekunden Stille gehe ich das Risiko ein, schließe auf und öffne die Tür einen Spalt. Ich spähe durch die Öffnung und sehe, dass das Zimmer völlig verwüstet ist. Das ist genug Ablenkung für die kleinen Fäuste, die wie aus dem Nirgendwo erneut auf mich einschlagen und mein bereits verletztes Auge treffen.

„Verflucht noch mal!“, brülle ich.

„Das hast du verdient, du armseliges Stück Scheiße. Das nächste Mal, wenn du deinen Schwanz irgendwo reinstecken willst, mach dir wenigstens die Mühe, dir den Namen des Körpers zu merken, den du benutzt.“

Sie gibt mir einen kräftigen Schubs, und bevor ich das Gleichgewicht wiederfinden kann, falle ich auf den Hintern.

Und das Einzige, was ich denken kann, ist: Wie konnte ich zulassen, dass das aus meinem Leben wird?

Ich entdecke eine volle Flasche Jack Daniels, die noch ungeöffnet ist. Sie liegt in dem Chaos, das einst Maddox’ Gästezimmer war. Ich rappele mich hoch und lasse mich aufs Bett fallen, ohne mir die Mühe zu machen, mich anzuziehen. Dann fange ich an, mich in die Vergessenheit zu trinken.

Kapitel 2

Chelcie

Mist.

Wie konnte ich zwei Mal in der Woche meinen Schlüssel verlieren?

Seit ich in Dees ehemalige Wohnung gezogen bin, stehe ich ständig kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Und es hilft nicht, dass alles um mich herum sich so schnell verändert, dass ich kaum mithalten kann.

Eine neue Stadt.

Neue Freunde.

Ein neues Zuhause.

Und … das Baby.

Eine neue Welle von Verlustgefühl spült über mich hinweg, als ich an den Vater denke, den mein Kind nie kennenlernen wird.

Ich verlagere mein Gewicht, stelle die Tüte mit den Lebensmitteln auf dem Boden ab, nehme meine Handtasche in die andere Hand und fange an, nach meinem Handy zu suchen.

„Komm schon … Wo ist dieses verdammte Ding?“, murmele ich und durchsuche jedes Fach, bevor ich mich auf den mit Teppich belegten Boden knie und den Inhalt meiner Handtasche ausschütte.

Das kann doch nicht wahr sein. Es ist weg. Mein Handy ist einfach verschwunden.

Vorsichtig, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, lasse ich mich auf den Boden neben meiner Tür sinken. Ich möchte weinen, wirklich, weiß aber, dass das nichts ändern würde. Es ist Wahnsinn, wie schnell sich alles um einen herum ändern kann. Doch es könnte schlimmer sein. Das weiß ich, aber im Moment fühlt es sich an … als hätte ich den absoluten Tiefpunkt erreicht.

Ich atme tief durch, lege eine Hand auf meinen leicht gerundeten Bauch und blinzele die Tränen weg, die drohen, meine sorgfältig errichtete Mauer zu durchbrechen.

Es ist erst ein paar Monate her, dass ich alles zusammengepackt habe und nach Georgia gezogen bin. Es begann alles damit, dass meine Chefin und gute Freundin Dee angegriffen wurde, was mich mit einem solchen Gefühl von Verletzlichkeit und Einsamkeit zurückließ, dass ich nicht mehr ein noch aus wusste. Zu wissen, dass sie dem Tod so nahegekommen war, machte etwas mit mir, das ich nicht erklären konnte. Ich war immer stark und unabhängig gewesen, aber das zu sehen … traf mich schwer.

Ich wandte mich der einzigen Sache zu, durch die ich mich wieder lebendig fühlte – dem einzigartigen Zeke Cooper. Mit ihm hatte man Spaß, er war urkomisch und, was das Beste war, er lenkte mich von dem Chaos um mich herum ab. Ich war nie die Art von Frau gewesen, die sich auf jeden einlässt. Ich sehne mich nach Stabilität und liebe es, ins Bett eines Mannes zu fallen. Aber ich brauchte etwas, das er mir mehr als bereitwillig gab. Ich wusste, auf was ich mich einließ, und es war okay für mich. Er war nicht der Typ Mann, bei dem ein Mädchen sich Hoffnungen auf einen weißen Lattenzaun und ein Häuschen im Grünen macht. Nein, er war der Typ Mann, zu dem ein Mädchen geht, wenn sie der Welt um sie herum entkommen will.

Es war nur eine Nacht nötig.

Und dann … Dann wurde er allen genommen.

Ich hätte mir nie vorstellen können, dass mein Zögern, ihm zu sagen, dass er Vater wird, bedeuten würde, dass er es nie erfährt. Ich wusste nur einfach nicht, wie ich dem Abschleppkönig sagen sollte, dass sein One-Night-Stand ihm eine lebenslange Verpflichtung aufbürden würde.

Und jetzt war der Vater meines Kindes tot.

Ich hatte nie damit gerechnet, Mutter zu werden. Ich hatte einen Plan. Ich wollte einen Mann finden, einen fantastischen Mann, die Art von Mann, die dich auf ein Podest stellt und dir täglich zeigt, wie sehr er dich liebt. Ich wollte das glückliche Ende, aus dem Träume gemacht sind. Aber, was noch wichtiger war, ich wusste, dass ich niemals eine alleinerziehende Mutter sein wollte. Ich wollte, dass meine Kinder die Liebe beider Eltern erfuhren.

Ich seufzte tief, rappelte mich hoch und verdrängte den Stress, der durch Situationen entstand, über die ich keine Kontrolle hatte. Was hatte das schon für einen Sinn? Es brachte den Vater meines Babys nicht zurück.

Als ich wieder auf den Füßen stand, fiel mir ein, wer mir aus dieser Situation heraushelfen könnte.

Maddox.

Ich hatte gehört – und zwar von Izzy, die es bei einem Gespräch zwischen Axel und Cage gehört hatte – dass Maddox wieder für eine Weile in der Stadt war. Er war ein paar Wochen nicht da gewesen, weil er versucht hatte, Emmy zu überreden, nach Hause zu kommen. Das arme Mädchen hatte nach dem Mord an Coop so viel durchgemacht, dass ich mir nicht vorstellen konnte, dass er Erfolg gehabt hatte. Trotzdem hoffe ich es. Obwohl ich Emmy nicht besonders gut kenne, vermisse ich es dennoch, sie um mich zu haben.

Zu meinem Glück hat Maddox einen Schlüssel für meine Wohnung. Eins kann man über diese kleine ‚Familie’, die ich lieben gelernt habe, sagen: Sie sorgt dafür, dass man sich um jeden Lebensbereich der Familienmitglieder kümmert. Es sollte sich seltsam anfühlen, dass ein Mann, den ich kaum kenne, einen Schlüssel für meine Wohnung hat, aber im Moment, wo ich nur daran denken kann, mich ins Bett zu legen und ein Jahr zu schlafen, bin ich dankbar dafür.

Ich brauche nicht lange, um zu Maddox’ Wohnung hochzugehen, aber als ich dort ankomme, flattern mir die Nerven. Ich sollte nicht nervös sein, aber um ehrlich zu sein, gibt es nichts an Maddox Locke, was nicht unglaublich einschüchternd ist.

Es könnte schlimmer sein. Wenn es Asher wäre.

Ich verdränge diesen Gedanken schnell. Asher ist der einzige Mann, der mich wahnsinnig macht … vor ungezügeltem Verlangen.

Und das Schlimmste daran? Er ist Zeke Coopers Bruder, der Onkel meines ungeborenen Kindes.

Wir sind uns in den letzten paar Monaten nähergekommen. Ich versuche, mein Verlangen nach ihm zu verbergen, wenn er bei mir ist, aber er ist einfach so … Gott, ich weiß es nicht einmal. Er ragt über mir auf, ist wahrscheinlich um die einsneunzig groß. Er ist nicht so riesig wie Axel, aber man kann nichts an ihm klein nennen. Nein, er ist kräftig gebaut, mit schmalen Hüften und dem heißesten Hintern, den ich jemals das Vergnügen hatte anzustarren.

Was mich fast umbringt, ist, dass er seinem Bruder so ähnlich sieht. Ich weiß, dass zwischen ihnen nur ein kleiner Altersunterschied bestand, aber sie hätten als Zwillinge durchgehen können.

Ich schüttele die Gedanken an Asher Cooper ab, bleibe vor Maddox’ Wohnungstür stehen und warte darauf, dass sich mein Atem etwas beruhigt.

Nur an Asher Cooper zu denken, beschleunigt meinen Herzschlag, und meine Haut fühlt sich erhitzt an, was ein Zeichen dafür ist, wie sehr ich etwas Aufmerksamkeit brauche. Ich habe das Gefühl, dass ich bei meinen rasenden Hormonen sein Bein bespringen würde, wenn er in in der Nähe wäre.

Himmel, Chelc, reiß dich endlich mal zusammen.

Ich seufze tief und hebe die Hand, um an Maddox’ Wohnungstür zu klopfen. Es dauert ein paar Sekunden und ein weiteres Klopfen, bevor die Tür weit aufgerissen wird und ich dem blauäugigen Teufel von Sex-Appeal, Asher Cooper, gegenüberstehe.

Bevor ich auch nur den Mund aufmachen kann, knurrt er: „Was willst du?“

„Entschuldige bitte?“, sage ich und weiche von den Wutwellen zurück, die von ihm ausstrahlen. Meine Haut fängt an zu prickeln und ich weiß, dass mir hier irgendetwas entgeht.

Irgendetwas stimmt nicht.

„Ich sagte … Was zur Hölle willst du?“ Ich brauche eine Sekunde, aber als er auf mich zukommt, trifft mich der unverkennbare Geruch von starkem Alkohol.

Verdammt. Nicht schon wieder.

Die Sache bei Asher ist, dass er unglaublich nett ist und man viel Spaß mit ihm haben kann … bis er seine Trauer in Alkohol ertränkt. Dann sieht er nichts anderes mehr als seinen Schmerz.

„Äh …“

Er kneift die Augen bei meinem Gestammel zusammen, und ich sehe an seiner Miene, dass er, egal was ich sage, einen Streit vom Zaun brechen wird.

„Das ist keine so schwierige Frage, Sonnenschein. Was zur Hölle willst du? Wenn es etwas anderes ist, als dich auf den Rücken zu legen und die Beine breitzumachen, habe ich kein Interesse.“

Was zur Hölle?

„Äh …“

„Ich habe viel zu bieten“, meint er arrogant und wedelt mit der Hand vor seinem Schritt herum. „Du musst es nur sagen. Mir gefällt es, wenn meine Mädchen ein bisschen Fleisch auf den Rippen haben.“

Ich spüre, wie mein Gesicht vor Verlegenheit heiß wird. Ja, ich bin in dieser unangenehmen Phase meiner Schwangerschaft, wo ich aussehe, als hätte ich zu viel Spaß bei Kentucky Fried Chicken gehabt und wäre dann zu einer Bäckerei gegangen, um von allem etwas zu probieren. Mein Kopf sagt, dass er es nicht so meint, aber tief drinnen bin ich verletzt.

„Wie kannst du es wagen!“, quietsche ich – ja, ich quietsche.

„Was denn? Es gibt nichts, wofür du dich schämen musst. Deine Titten allerdings … verdammt, denen hat das zusätzliche Gewicht gutgetan.“

Es ist, als würde sich meine Hand ohne meine Erlaubnis bewegen. In der einen Sekunde möchte ich mich in einem tiefen Loch verstecken, in der nächsten bin ich stinksauer. Als meine Hand gegen seine Wange klatscht und seinen Kopf zur Seite wirft, was uns beide schockiert, will ich es zurücknehmen. Aber letztlich straffe ich die Schultern und warte darauf, dass er mich wieder heruntermacht.

Als sein Blick wieder meinem begegnet, hat der Schock durch meinen Schlag ihm etwas von seinem betrunkenen Überschwang genommen. Er sieht mich nur an. Ich bemerke, dass jeder meiner Finger einen roten Abdruck auf seiner gebräunten Haut hinterlassen hat, was ich jetzt sehr bedauere.

„Hast du mich gerade geohrfeigt?“, fragt er ziemlich verwirrt, weil er nicht mehr im Modus des betrunkenen Blödmanns ist.

„Du hast Probleme, Asher. Ernsthafte Probleme. Ich habe keine Ahnung, was dich wieder zum Trinken gebracht hat, aber ich verdiene deinen Mist ganz bestimmt nicht.“ Meine Atmung ist so heftig wie meine Wut, und ich will ihn am Kragen packen und die Scheiße aus ihm herausschütteln.

„Wie bitte?“

„Wie kannst du die ganze verbale Kotze vergessen haben, die du gerade ausgespuckt hast? Ach, mach dir keine Gedanken darum, Ash. Vielleicht kommst du, wenn du wieder nüchtern bist, zu dem dicken Mädchen, um dich zu entschuldigen. Im Moment will ich nur mit Maddox reden, damit ich den Ersatzschlüssel für meine Wohnung bekomme und ins Bett gehen kann. Ich bin müde und das Letzte, was ich will, ist, mich mit deinem betrunkenen Selbst auseinanderzusetzen.“

„Er ist nicht da“, sagt er und blickt mich immer noch an, als würde er mich in einem merkwürdigen Licht sehen.

„Na, ist ja toll“, murmele ich.

„Warte. Ich hole den Schlüssel.“

Er kommt ein paar Sekunden später zurück und reicht mir stumm den Schlüssel. Ich gönne ihm nicht einmal einen Blick. Ich schnappe mir den Schlüssel und gehe. Ich merke, dass ich die Beherrschung über meine Gefühle verliere und will nicht, dass er weiß, dass er mich verletzt hat.

Es liegt mir auf der Zunge, ihm genau zu sagen, was ich von ihm halte, aber ich weiß, dass er es in seinem Zustand nicht einmal hören wird.

„Hey, Chelcie“, höre ich ihn rufen, als sich die Fahrstuhltüren öffnen.

Ich wische eine einzelne Träne von meiner Wange und drehe mich um.

„Es … Es tut mir leid, okay?“

„Ja, Asher. Mir auch.“

Ich weiß, dass er es nicht so meint. Zur Hölle, vielleicht meint er es doch so. Aber wenn er betrunken ist, verwandelt er sich in jemanden, mit dem ich nichts zu tun haben will.

Aber ich frage mich, ob die kostbare Freundschaft, die wir langsam aufgebaut haben, gerade zerstört wird, weil er nicht weiß, wie er sich von dem Schmerz, seinen Bruder verloren zu haben, erholen soll.

Kapitel 3

Chelcie

Die unangenehme Begegnung mit Asher ist eine Woche her. Er hat nichts mehr dazu gesagt – ich auch nicht. Und um ehrlich zu sein, weiß ich auch nicht, was es da zu sagen gibt. Wir sind nicht eng befreundet, und an diesem Punkt weiß ich nicht einmal, ob wir Freunde sind oder ich nur ein dummes Mädchen bin, das versucht hat, eine Möglichkeit zu finden, ihm von dem Baby zu erzählen.

Klar, es hat immer eine unterschwellige Anziehungskraft gegeben, die direkt unter der Oberfläche flackert. Ich weiß nicht, ob es einseitig ist, ob nur ich so empfinde, aber manchmal denke ich, dass dieselbe Hitze, die er in mir erweckt, auch hinter seinen saphirblauen Augen glüht.

„Chelcie, hast du mich gehört?“

Ich sehe Dee stirnrunzelnd an. „Äh, tut mir leid. Ich war geistesabwesend. Ich habe in letzter Zeit nicht gut geschlafen.“

Ihre Miene wird für eine Sekunde weicher, dann kneift sie besorgt die Augen zusammen. „Und warum hast du nicht gut geschlafen? Ist mit dem Baby alles in Ordnung?“

„Was? Oh, nein, dem Baby geht es gut. Ich muss in drei Wochen zur Untersuchung, dann erfahre ich wahrscheinlich das Geschlecht.“ Ich seufze. „Ich bin nur etwas niedergeschlagen. Letzte Woche hatte ich eine Begegnung mit Asher, er war betrunken.“

Ihre Augen weiten sich, dann atmet sie scharf aus.

Ja, alle wissen, was es bedeutet, wenn Asher betrunken ist.

„War es sehr schlimm?“

„Tja, mal überlegen. Er nannte mich fett. Sagte zusammengefasst, dass er mich trotzdem ficken würde, auch wenn ich dick bin, und als ich ging, benahm er sich, als wüsste er nicht einmal, warum ich sauer bin. Also ja, es war ziemlich schlimm. Es ist nur … Ich weiß nicht, wie ich mich jetzt verhalten soll.“

„Er hat was gemacht?“, schreit sie praktisch vor Wut.

Dee dreht sich mit ihrem Stuhl, sodass sie mit dem Gesicht zu meinem Schreibtisch sitzt. Wir haben den ganzen Tag in dem Büro in ihrem Haus gearbeitet und Aufgaben erledigt, die wir vor uns hergeschoben hatten. Ich glaube allerdings, dass sie mir im Moment nur so viel Arbeit gibt, damit ich abgelenkt bin. Sie braucht mich nicht mehr so sehr, seit sie die Niederlassung ihrer Versicherung in North Carolina geschlossen hat.

Ich glaube, wir wissen beide, dass wir nach Strohhalmen greifen, damit ich weiter für sie arbeiten kann.

„Ich weiß. Es war ziemlich hart, aber zu seiner Verteidigung muss man sagen, dass er sturzbetrunken war. Nein, nicht nur betrunken – auch verprügelt. Er stank nicht nur nach Alkohol, Dee. Er sah aus, als hätte er über zehn Runden mit einer Katze gekämpft und verloren.“ Ich lächele ein bisschen bei der Erinnerung. Er mochte ein riesiges Arschloch sein, aber ich fühlte mich wohl bei dem Gedanken, dass er auf der Verliererseite gestanden hatte. „Ich weiß nicht, was zur Hölle er vor seiner … was immer das zwischen uns auch war, passiert ist. Aber er sah schrecklich aus, Dee.“

„Chelcie …“, fängt sie an.

Ich hebe die Hand, bevor sie fortfahren kann. Ich wusste, was kommen würde. Nämlich dasselbe wie jeden Tag, seit ich ihr erzählt habe, dass ich mit Coops Baby schwanger bin. Und dasselbe wird sie mir jeden Tag wieder sagen, bis ich den Mut aufbringe, Asher zu erzählen, dass ich mit dem Kind seines verstorbenen Bruders schwanger bin.

„Ich weiß, okay? Ich weiß es. Je länger ich warte, desto schwieriger wird es für alle Beteiligten. Aber bitte sag mir, wie ich einem Mann, der sich entweder besinnungslos trinkt oder sich durch alle Betten vögelt, um seinen Schmerz zu vergessen, erzählen soll, dass sein Bruder mich geschwängert hat. Hm? Denn als Erstes wird er das Schlimmste denken. Ich habe das nicht geplant, Dee. Ich bin dankbar, dass mir so die Chance gegeben wurde, Mutter zu werden … aber ich hatte es niemals vor.“ Ich beende den Satz flüsternd und wische mir verärgert mit dem Handrücken ein paar verirrte Tränen von den Wangen. Ich will nicht so ein dummes, schwaches Mädchen sein, das sofort weinerlich wird, wenn etwas schiefläuft. Ich will in meinem eigenen Leben nicht nur eine Zuschauerin sein. Ich habe es vielleicht nicht geplant – zur Hölle, ich habe diese Möglichkeit nicht einmal gewollt, nie – aber ich will verdammt sein, wenn ich mich zusammenrolle und mein Leben in Selbstmitleid verbringe.

„Wenn er kein Blödmann, Hurenbock oder Trunkenbold ist, ist er wirklich ein toller Kerl. Er ist im Moment nur so verloren. Wenn ich ihm von dem Baby erzähle, dreht er entweder durch oder gibt mir die Schuld. Das weiß ich einfach.“

Dee sieht mich mit unverhohlenem Mitleid an. Normalerweise würde mich das ärgern, aber ich weiß, dass sie es nur gut meint. Es ist eine ausweglose Situation, aber es ist meine ausweglose Situation. Ich kann nicht hier sitzen, darüber jammern und erwarten, dass jemand anders meine Probleme für mich löst. Nein, es liegt jetzt an mir, und es ist Zeit, dass ich mich zusammenreiße und etwas tue. Ich kann nicht aus diesem Loch gelangen, das ich offenbar für mich selbst gegraben habe, wenn ich nicht anfange, eine Leiter zu bauen, um herauszuklettern.

Und alles beginnt und endet mit Asher.

„Ich bin für dich da, wenn du mich brauchst, aber bitte erzähl es ihm bald. Ich sehe ihn an und habe manchmal das Gefühl, in einen Spiegel zu blicken. Er braucht etwas, an dem er sich festhalten kann, Chelcie. Er muss wissen, dass sein Leben mehr wert ist als dieser fehlgeleitete Pfad aus Rache und Selbstzerstörung.“

Ich nicke und gebe mir selbst das Versprechen, Asher allein abzupassen – und nüchtern. Und dann würde ich ihm von dem Baby erzählen.

Warum tue ich das?, frage ich mich und sehe zum tausendsten Mal mein Bild im Spiegel an.

Es ist Samstagabend und aus einem mir unverständlichen Grund habe ich mich von Dee überreden lassen, zu einem Blind Date zu gehen. Warum sie glaubt, dass ich mich im vierten Monat schwanger mit jemandem treffen sollte, entzieht sich meinem Verständnis. Kein Mann wird mich und mein kommendes Freudenbündel ansehen und denken, dass das eine sichere Sache ist.

Mein Telefon klingelt, als ich mein Make-up beende. Nachdem ich durch den kurzen Flur in das Wohn- / Esszimmer meiner kleinen Wohnung gelaufen bin, greife ich schnell nach dem Handy, bevor sich die Mailbox einschalten kann.

„Hallo?“

„Hey, du! Bist du schon aufgeregt wegen deines Dates?“, kommt Dees Stimme aufgeregt aus dem Hörer.

„Äh, nein. Du weißt, dass ich das eigentlich nicht tun will, Dee. Ich sehe keinen Sinn darin. Es ist ja nicht so, dass ich verheimlichen kann, dass ich schwanger bin, wenn ich ihn wiedersehen will. Ich würde es als unehrlich empfinden, wenn ich es ihm nicht erzähle.“

Sie zögert eine Sekunde. „Das muss nicht der Fokus deines Dates sein, Chelc. Nur weil du bald einen perfekten kleinen Wonneproppen haben wirst, definiert das nicht dein ganzes Leben. Du verdienst es auch, glücklich zu sein. Ich weiß, dass du heute Abend nicht mit Nikolas ausgehen willst, aber er ist wirklich ein netter Kerl. Wer weiß? Vielleicht verstehst du dich gut mit ihm, dann kannst du dich auf deiner Hochzeit bei mir bedanken.“ Sie kichert, und ich kann mir vorstellen, wie sie vor sich hin lacht.

Seit Dee und Beck ihre Probleme gelöst haben – und, Junge, waren das schwierige Probleme – hat sie sich von einer Gegnerin von Beziehungen in eine begeisterte Befürworterin verwandelt. Sie ist glücklich, also will sie, dass alle um sie herum genauso glücklich und verliebt sind wie sie.

Eins muss ich ihr allerdings lassen. Sie hat mit John Beckett wirklich Glück gehabt, und ich würde wahrscheinlich genauso fühlen, wenn ich an ihrer Stelle wäre. Die Liebe, die die beiden füreinander empfinden, ist einfach überwältigend anzusehen.

„Himmel, Dee. Ich glaube einfach nicht, dass es der richtige Zeitpunkt ist, verstehst du?“, beschwere ich mich. Selbst in meinen eigenen Ohren klinge ich zickig. Was ich auch bin.

„Ja, und wann ist der richtige Zeitpunkt? Wenn das Baby da ist? Wenn das Baby älter ist? Wenn du siebzig bist? Ich verstehe schon. Wirklich. Aber du kannst nicht dein ganzes Leben damit verbringen, zu arbeiten und zu Hause zu sitzen.“

„Ich sitze nicht nur zu Hause“, widerspreche ich.

„Oh, doch, das tust du.“

Ich merke, dass mich das Gespräch allmählich frustriert und das Letzte, was ich will, ist, Dee anzufauchen, die nur versucht, etwas Nettes zu tun. Auch wenn es nicht erwünscht ist.

„Ich mache auch andere Sachen“, erwidere ich schwach.

„Ha! Was denn zum Beispiel?“ Sie klingt eindeutig herausfordernd.

„Ich … äh … gestern bin ich …“

Scheiße. Sie hat recht. Es gibt wirklich nicht viel zu tun. Ich arbeite mit ihr. Ich gehe zu den wöchentlichen Essensverabredungen mit der Gruppe. Ich helfe – oder eher half – Asher. Und ich schreibe.

„Ich weiß!“, rufe ich etwas zu laut. „Vorgestern bin ich zu meiner ersten Unterrichtsstunde in kreativem Schreiben gegangen!“ Ich stoße die Faust in die Luft, weil ich weiß, dass ich sie jetzt habe.

Schreiben war schon immer meine Leidenschaft gewesen. Ich hatte nur nie den Mut gehabt, es zu vertiefen, über das Niveau von Pfusch hinaus. Erst nachdem das mit Coop passiert war, wurde mir klar, wie kostbar das Leben war. An dem Tag fasste ich den Entschluss, Dinge auszuprobieren, vor denen ich immer Angst gehabt hatte. Vielleicht würde ich mit dem Buch, an dem ich die letzten vier Jahre gearbeitet hatte, nie etwas machen, aber es ist da, und was noch wichtiger ist, es macht mich glücklich.

„So stolz ich deswegen auch auf dich bin, das zählt auf keinen Fall. Ich rede von Ausgehen und einen Mann treffen.“

„Ich brauche keinen Mann, Dee. Nur weil ich ein Baby bekomme, heißt das nicht, dass ich einen Mann brauche, der sich um mich kümmert. Meine Mom hat das gut hinbekommen. Sie war nicht nur eine alleinerziehende Mutter, sondern hat mir auch nie das Gefühl gegeben, dass ich eine Last für ihr Leben bin. Sie war die beste Mutter, die ich mir vorstellen konnte. Es hängt nicht von einem Mann ab, ob mein Leben – oder das meines Babys – schön ist.“ Ich spüre, wie sich meine Kehle zusammenzieht und meine Augen vor unvergossenen Tränen brennen, als ich an meine Mom denke.

Es ist fast fünf Jahre her, dass meine Mutter an Brustkrebs gestorben ist. Es vergeht kein Tag, an dem ich sie nicht vermisse. Sie hat ein Jahr lang gekämpft, bevor sie starb. Es kam nicht plötzlich, und obwohl wir Zeit hatten, uns mit ihrem drohenden Tod abzufinden, war es nicht leicht. Was mich antreibt, ist, dass sie, wo immer sie jetzt auch ist, stolz auf mich ist. Ich weiß, dass es so ist. Klar, sie würde nicht wollen, dass ich eine alleinerziehende Mutter werde, so wie sie. Keine Mutter will, dass ihr Kind damit zurechtkommen muss, alleinerziehend zu sein. Aber sie hat mir alles über Liebe beigebracht und – noch wichtiger – wie man ein Kind liebt. Ich weiß, dass sie jetzt glücklich ist.

„So meinte ich es nicht, Chelcie“, flüstert Dee ins Telefon. Ihre vorherige Aufregung ist wegen meiner Einstellung offensichtlich abgeklungen. Ich fühle mich sofort schuldig, weil ich meine verrückten Schwangerschaftshormone nicht unter Kontrolle gehabt habe.

„Es tut mir leid, Dee. Ich weiß, dass du nur versuchst, zu helfen. Ich weiß nur nicht, ob ich überhaupt eine Beziehung will. Ich gehe, weil – wer weiß – vielleicht will ich es doch und ich könnte jemanden treffen, der das Risiko wert ist.“ Ich atme tief durch und mir wird klar, dass das, was ich eben gesagt habe, wahr ist. Ich will eigentlich nicht gehen und glaube auch nicht, dass ich im Moment einen Mann brauche, aber ich könnte ebenso gut die Tür zu meinem persönlichen Glück geschlossen halten, wenn ich nicht gehe.

„Wirklich?“, fragt sie. Das Draufgängerische ist völlig aus ihrer Stimme verschwunden, und ich fühle mich beschissen.

„Wirklich, Dee. Danke für alles. Ich lasse dich wissen, wie es heute Abend mit Nikolas gelaufen ist, okay?“

Wir reden noch ein paar Minuten, während ich mich weiter fertig mache, bevor ich das Gespräch beende. Ich gehe ins Schlafzimmer zurück, schließe die Tür und drehe mich zu dem Spiegel um, der daran hängt. Ich atme tief durch und betrachte mich möglichst objektiv.

Mein dunkelblondes Haar hängt in lockeren Wellen herunter, ich habe nur ein leichtes Make-up aufgetragen, was dennoch vorteilhaft ist. Ich kann mir selbst eingestehen, dass ich gut aussehe. Ich werde wohl nie bei America’s Next Topmodel teilnehmen können, aber viele würden sich nach mir umdrehen. Meine Augen sind vielleicht ein bisschen zu groß für mein Gesicht, aber sie haben ein einzigartiges Goldbraun und man hat mir immer gesagt, dass das wunderschön ist. Und meine Lippen sind üppig und voll.

Mein Blick wandert meinen Körper hinunter. Ich trage ein weites schwarzes Kleid, das meinen Körper umschmeichelt und erfolgreich die kleine Wölbung verbirgt, die das Baby meinem Bauch verleiht. Ich lächele, drücke den Stoff gegen meine Körpermitte und reibe die leichte Rundung. Nur du und ich, Kleines.

Ich wende mich vom Spiegel ab, nehme die High Heels vom Bett und ziehe sie, jeweils auf dem anderen Bein balancierend, an. Dann bin ich fertig.

Auf dem Weg aus meiner Wohnung schweifen meine Gedanken zu dem Mann, der bis nicht einmal vor einer Woche mein gesamtes Denken bestimmt hat – jedenfalls bevor er sich wie ein riesiges Arschloch benahm. Ich schwärme immer noch auf lächerliche Weise für Asher Cooper, aber ich halte mich für klüger, als dass ich ihm weiterhin den Weg leuchten würde, wenn er eindeutig in der Dunkelheit bleiben will.

„Noch einen schönen Abend, Joe!“, rufe ich dem älteren, freundlichen Türsteher des Wohnkomplexes zu.

„Ihnen auch, Miss Avery!“, antwortet er und lächelt.

Ich gehe zu meinem Auto, atme tief durch und hoffe das Beste für den Verlauf dieses Abends.

Kapitel 4

Chelcie

Ich bin ein nervliches Wrack, als ich bei dem Restaurant vorfahre, in dem ich mich mit Nikolas treffen soll. Ich hatte noch nie zuvor vom Slice gehört, und ehrlich gesagt war es mir egal, wohin ich ging. Ich will es nur hinter mich bringen. Es ist Punkt sieben Uhr und ich bin so nervös, dass ich das Gefühl habe, mich gleich auf mein brandneues Kleid übergeben zu müssen.

Ich drücke die Handfläche gegen meinen Bauch, reibe die Rundung, hinter der sich mein Baby verbirgt, und bete still, dass heute Abend alles gutgehen wird. Dee schwört, dass Nikolas ein toller Kerl ist, und nach unseren paar Telefongesprächen zu urteilen, hat sie damit recht.

„Jetzt oder nie“, flüstere ich mir selbst zu. Wenn ich nur noch eine weitere Sekunde hier sitze und mich von meiner Nervosität überwältigen lasse, dann weiß ich, dass ich den Motor wieder anstellen und so schnell wegfahren werde, wie ich nur kann. Zurück nach Hause, wo es sicher ist. Wo ich so tun kann, als wäre die Welt außerhalb meiner Blase nicht riesig und ungewiss.

Ich brauche ein paar Sekunden, um mich an die Beleuchtung im Restaurant zu gewöhnen. Es ist nicht so, dass es draußen wirklich hell wäre, schließlich ist es sieben Uhr abends. Aber hier drin ist die Beleuchtung so schwach, dass ich ein paar Mal blinzeln muss, bevor ich zur Empfangsdame gehen kann.

Zumindest nehme ich an, dass sie die Empfangsdame ist.

„Ja?“, fragt sie, blickt von ihrem Schreibtisch auf, lässt ihren Kaugummi laut schnalzen und dreht ihr langes, pinkfarbenes und deutlich sehr ungewaschenes Haar um einen Finger.

Äh … okay.

„Ich glaube, ich könnte hier falsch sein“, murmele ich eher zu mir selbst als in Richtung dieses reizenden Stück Frohsinns vor mir.

„Klar“, schnappt sie, verdreht die Augen und wendet sich wieder dem Magazin zu, das sie gelesen hat, bevor ich so dreist war, sie dabei zu unterbrechen.

Ich öffne und schließe den Mund ein paar Mal und bemühe mich, meine aufwallende Wut zu beherrschen. „Entschuldigen Sie bitte!“, bringe ich zwischen zusammengepressten Zähnen hervor.

„Was denn, Lady?“, blafft sie, wirft das Magazin beiseite und starrt mich an, als wäre ich diejenige, die sich hier danebenbenimmt.

„Bin ich hier tatsächlich im Slice?“ Ich weiß verdammt gut, dass es so ist, aber ich kann beim besten Willen nicht verstehen, wie dieses Ding vor mir überhaupt einen Job hat, geschweige denn einen, bei dem sie die Verantwortung für den ersten Eindruck hat!

„Äh, Lady, können Sie nicht lesen? Es steht direkt über der Tür, wenn Sie hereinkommen.“

Was zur Hölle?

Ich spüre, wie ich vor Wut rot werde. Ich werde wegen dieses Mädchens explodieren, und es wird nicht schön werden. Normalerweise habe ich kein Problem, meine Gefühle zu beherrschen, aber wenn Leute sich wie schwachsinnige Idioten benehmen, kann ich mich nicht zurückhalten.

„Jetzt hör mir mal zu, Püppchen. Ich weiß nicht, welche Laus dir heute Morgen über die Leber gekrochen ist und dich in die Ausgeburt Satans verwandelt hat. Aber das ist kein Grund, dich zu benehmen, als wärst du etwas Besseres. Aus irgendeinem unbekannten Grund hat dein Chef entschieden, dass du eine so angenehme Person bist, dass du hier auf dem Hintern sitzen und zahlende Kunden wie Dreck behandeln darfst. Soll ich dir zeigen, wie man jemanden richtig begrüßt? Du wiederholst es, also pass gut auf. Guten Abend und willkommen im Slice. Wie kann ich Ihnen helfen?“ Ich muss die Hände zu Fäusten ballen, um mich davon abzuhalten, damit ich nicht nach dieser Idiotin greife und sie schüttele. Meine Brust hebt und senkt sich schnell vor Frustration.

Sie kneift die übertrieben mit tiefschwarzem Eyeliner nachgezogenen Augen zusammen und ich sehe, wie es dahinter arbeitet, und dass sie etwas sagen will, was mich noch wütender machen wird. Ich hebe die Hand – nur Zentimeter von ihrem Gesicht entfernt – und verdrehe die Augen, als ich sehe, dass sie vor Wut rot wird.

Sie ist wütend auf mich!

„Hör zu, ich bin sicher, dass du normalerweise so unglaublich nett bist, dass du dich gerade dafür entschuldigen wolltest, so ein Miststück gewesen zu sein, aber ich erspare dir diese Mühe. Geh zur Drogerie und hol dir Midol. Vielleicht triffst du dort einen netten Mann, der es dir besorgen kann, denn du leidest offensichtlich unter großem Frust. Wenn du dann immer noch nicht die Wellen der Glückseligkeit spürst, findest du vielleicht etwas anderes, mit dem du deine Zeit verbringen kannst. Mit Menschen zu arbeiten ist ganz eindeutig nicht dein Ding. Und jetzt sag mir, wo zur Hölle in diesem feinen Etablissement die Bar ist?“

Ich senke die Hand, als ich fertig bin und verdrehe die Augen, denn sie steht nur da und starrt mich an. Schließlich hebt sie die Hand und zeigt nach links. Ich zögere keine Sekunde und drehe mich auf dem Absatz um. Ich gehe in einen dunklen Gang, von dem ich hoffe, dass er zur Bar führt.

Ich hätte dem Gefühl von Beklemmung, das mir eine Gänsehaut verursacht, mehr Aufmerksamkeit schenken sollen, aber leider hat es mir der kleine Sonnenschein an der Tür unmöglich gemacht, mich auf etwas anderes zu konzentrieren.

Das Slice ist nicht so schlimm, wie ich erwartet hatte, aber es ist auf keinen Fall ein Restaurant und definitiv kein Ort, an dem meiner Meinung nach ein erstes Date stattfinden sollte.

Der Raum, in den ich komme, ist riesig und dunkel. Rauchwolken schweben in der Luft, und ich huste ein paar Mal, als ich eine besonders dichte durchquere. Hier drinnen ist die Beleuchtung sogar noch schwächer, und so wie die Lichter in diesem Bereich blinken und der Rhythmus eines aktuellen Popsongs dröhnt, vermute ich, dass ich gerade eine Bar betreten habe – und keine, die ich normalerweise genießen würde.

An den Wänden reihen sich Sitznischen, außerdem gibt es einige Stehtische, an die Barhocker gezogen wurden, und in der Mitte des Raums befindet sich ein langer, rechteckiger Tresen. Ich vermute, dass er über dem Raumniveau liegt, denn außer dem Meer von Körpern darum kann ich nicht viel sehen.

Die Barkeeperinnen tragen etwas, das ich nur als Unterwäsche bezeichnen kann. Die Shorts, die hauteng und knallrot sind, schmiegen sich an ihre Kurven und machen mir bewusst, dass ich nicht mehr Größe 36 trage. Ihre BH-ähnlichen Tops umklammern, schieben und quetschen ihre Möpse. Zur Hölle, sie besiegen die verfluchte Schwerkraft. Ich sehe auf meine eigene Brust hinunter, an der nichts auszusetzen ist, aber mein Oberteil schiebt meine Nippel definitiv nicht in meine Augäpfel.

Ich seufze tief und mache mich in der Hoffnung, dass es leichter sein wird, Nikolas zu finden, als es aussieht auf den Weg zur Bar. Zum Glück haben wir E-Mails und ein paar Fotos ausgetauscht, sodass wir beide wissen, wie der andere aussieht. Er hat mir heute Morgen gesagt, was er tragen würde, was keine große Hilfe ist, weil so gut wie jeder andere Mann in der Nähe der Bar ein schwarzes Shirt anhat.

Ich gehe zum Tresen, versuche die Aufmerksamkeit der Barkeeperin zu erregen, erkenne aber schnell, dass ich es viel leichter haben würde, wenn ich einen Schwanz hätte.

Das war ein Fehler, denke ich. Ich habe keinen Grund, hier zu sein