Crash der Lebenserwartung ! - Birgit Müller - E-Book

Crash der Lebenserwartung ! E-Book

Birgit Müller

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Beschreibung

Heutzutage gehen immer noch die meisten Experten von einer steigenden Lebenserwartung aus. Die Regierungen sowieso. Jedoch werden in diesem Buch maßgebliche Argumente erarbeitet, die auch einen anderen Schluss zulassen: Die Lebenserwartung wird dramatisch absinken! Begeben Sie sich mit der Autorin auf eine interessante Reise durch die Argumente für und gegen steigende Lebenserwartung! Dieser Klassiker, das einzige Buch weltweit, das die Theorie der steigenden Lebenserwartung der nicht thematisierten Theorie der sinkenden Lebenserwartung gegenüberstellt wurde bereits unverändert im Text (es wurde in der neuen Auflage hier nur ein neues Vorwort hinzugefügt) im Jahr 2005 unter dem Titel 'Mythos Lebenserwartung' veröffentlicht. Das Buch ist heute aktueller und wichtiger denn je!

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Inhalt

Vorwort

Es wird keine weiteren Altersrekorde geben – Einleitung

Vorgeschichte: Werden wir enden wie die Menschen auf der Titanic?

Die „grünen“ Argumente: Warum Experten uns ein langes Leben prognostizieren

Die aktuellen Prognosen der heutigen Experten

Die historische Reihe positiver Ereignisse

Der medizinische Fortschritt

Die heutigen fitten Alten

Die demographische Entwicklung

Einige Definitionen zum Thema

Erste Bedenken

Wo könnten Fehleinschätzungen liegen?

Wissenschaft braucht Phantasie

Die Zukunft ist ein Rätsel

Die pure Fortschreibung in die Zukunft

Das Neuland meiner verrückten Thesen

Die Prognose der sinkenden Lebenserwartung

Die „gelben“ Argumente: Tatbestände, die unser langes Leben bedrohen

Die Krankheiten nehmen zu

Die kranken Kinder

Die Geschichte des Heilens

Die fehlende Gesundheitsdefinition

Wo wir heute gesundheitlich stehen

Die Mythen der Medizin

Wir werden immer kränker gemacht

Weitere Denkansätze

Warum die Menschen auch früher alt wurden

Ein einziger Gegenbeweis genügt

Ein Exkurs in die Wissenschaftstheorie

Die Fata-Morgana der steigenden Lebenserwartung

Die „roten“ Argumente: Warum die Lebenserwartung sinken wird

Der Mensch als Nutztier

Das gefährdete Ökosystem „Mensch“

Die systemischen Fallstricke

Der Seerosen-Effekt beschleunigt

Die Stress-Degeneration auf Raten

Der Machbarkeitsrausch des Künstlichen

Was stimmt nun: Die Bewertung der Argumente

Was können wir noch tun? Unsere Hoffnungsträger

Anmerkungen

Abkürzungen

Adressen und Websites

Literatur

Kontakt

Vorwort

Das Buch ,Mythos Lebenserwartung' ist die Originalausgabe zu diesem neuen Titel. Geändert hat sich allerdings nur der Titel und das Vorwort. Hier habe ich ansonsten genau das Buch, das bereits 2005 herauskam, unter einem neuen Titel ,Crash der Lebenserwartung' herausgebracht. Vielleicht bekommt es nun mit dem neuen Titel endlich die Beachtung, die es verdient. Das wünsche ich nicht einmal mir selbst als Autorin - obwohl ich enorm viel Zeit und Geld in dieses Buch investierte - sondern unserer Gesellschaft und Politik. Als ich das Buch damals an ,einschlägige' Experten schickte, bekam ich nur despektierliche Aussagen und wurde belächelt. Meine Thesen wurden als verrückt abgetan. Auch Journalisten, die großen Zeitungen und Magazine hatten es nicht für nötig empfunden, zu reagieren. Wozu auch.

Doch nun, 2012, sieht das etwas anders aus. Das, was damals keiner für denkbar hielt und mich zur Verrückten abstempelte, drängt heute in unsere Realität: Die Lebenserwartung wird sinken. Ende 2011 ergab eine Anfrage der Linken an die Bundesregierung, dass die Lebenserwartung bestimmter Bevölkerungsgruppen erheblich gesunken ist. Und vor ein paar Tagen (im Juni 2012) kam eine interessante Nachricht auf N24: Die heutigen Kinder werden vor ihren Eltern sterben, fettleibig, bewegungsarm, ungesund ernährt und so weiter.

Es zeigt sich also langsam: Die Spinner sind die, die meine Thesen als absurd abtaten. Es wird Zeit, die Realität zu sehen und anders zu bewerten als bisher. Ich kann es mir nicht verkneifen zu sagen, dass ich das schon vor 10 Jahren getan habe und erstmals in meinem Buch ,Vitalität fürs Unternehmen' (2003, Gabler) beschrieben habe. Der Fahrplan entspricht genau meinen Voraussagen und meine These 1, es gibt vier davon, beweist sich selbst, jetzt in unserer heutigen Zeit. Hätte man damals schon angefangen, den schlechten Strömungen die in meinem Buch schon damals beschrieben wurden, entgegenzuwirken, dann wären wir heute erheblich weiter. Wertvolle Zeit wurde verschenkt, weil sich ein paar ,Experten', auf die auch die Regierung hört, offenbar nicht einmal die Zeit genommen hatten, meine Thesen ernsthaft in Betracht zu ziehen, zu prüfen und zu bewerten. Ausbaden muss es die Bevölkerung. Ausbaden müssen es Sie, Ihre Kinder und Enkel. Lesen Sie im Folgenden genau das Buch (als Ebook jedoch ohne Abbildungen), das damals schon alles voraus gesagt hatte.

Sie halten hier meines Wissens das einzige Buch weltweit in den Händen, das die Theorie der steigenden Lebenserwartung der Theorie der sinkenden überhaupt gegenüberstellt und beide ernsthaft und gleichberechtigt diskutiert. Und lesen sie auch, dass es mit den vorne beschriebenen, neuen Erkenntnissen des letzten Halbjahres auch nicht getan sein wird. Sehr wahrscheinlich werden sich die Tendenzen noch weiter und sehr erheblich zu unserem Nachteil verstärken. Ich hoffe, dass das Buch Ihnen dabei hilft, gegenzusteuern, und es Ihnen damit ermöglicht, sich dem allgemeinen Trend nach unten zu entziehen, denn...

Es wird keine weiteren Altersrekorde geben – Einleitung

Von der Wiege bis zur Bahre über hundert Jahre - das ist die Botschaft, die fast alle Experten uns heute entgegen rufen. Welch eine schöne neue Welt, in der wir leben! Man sagt uns, sogar 150 Jahre alt zu werden, sei bald keine Utopie mehr! Die Wissenschaft scheint auf dem unaufhaltsamen Vormarsch gegen den Tod zu sein und soll uns dank Stammzellenforschung, Transplantationen und bio-nano-technologisch hergestellter Medikamente Lebensspannen bescheren, die langsam an die der biblischen Ahnherren aus dem Buche Genesis heranreichen. Was bei einzelnen Zellarten, wie zum Beispiel Hühnerzellen, bereits gelang, soll bald auch in das menschliche Leben transferiert werden: Alt werden können wie Methusalem! Und dieser Uralte brachte es immerhin auf sage und schreibe 969 Jahre.

Doch wird es wirklich so kommen? Stehen wirklich sozusagen alle Lebenserwartungsampeln auf Grün? Können wir in der Tat so vertrauensvoll den Propheten dieser schönen neuen Welt glauben? Einer Welt, die natürlich nur auf den ersten Blick schön scheint, auf den zweiten Blick jedoch bereits aus heutiger Sicht kaum lösbare Probleme erkennen lässt, sollte es wirklich so kommen.

Die Lebenserwartungspropheten kommen dabei natürlich nicht aus dem halbseidenen esoterischen Lager. Es handelt sich um namhafte, ansonsten durchaus nüchterne Wissenschaftler aus der Demographie, der Medizin, der Biologie, der Biochemie und anderen damit befassten Disziplinen. Bei diesen Propheten handelt es sich also um Experten, deren Titel allein jedem normalen Menschen, der etwas von wissenschaftlich begründeten Prognosen hält, sofort Vertrauen abringen und implizieren, dass diese Personen es wissen müssen.

Doch ich möchte obige Frage ernsthaft – und vielleicht erstmals - in den Raum der Diskussion stellen: Wird es wirklich so kommen, dass wir immer älter werden? Zum einen möchte ich aus rein wissenschaftlichem Interesse einmal das gegenteilige Szenario diskutieren und belegen, dass man eine sinkende Lebenserwartung durchaus argumentieren kann, ohne als weltfremd oder gar unwissenschaftlich gelten zu müssen. Zum anderen glaube ich persönlich nicht, dass wir neue Altersrekorde aufstellen werden. Meiner Meinung und meinem Wissens nach gibt es Lebenserwartungsampeln, die nicht auf Grün stehen. Einige stehen bereits auf Gelb. Und manche zeigen uns bereits heute ein grelles Signal-Rot!

Ich habe Ihre persönlichen Zweifel fast im Ohr, es ist mir als säßen Sie mir gegenüber und sagten zu mir: „Aber das kann doch nicht sein! Wenn ich in meine Familie schaue, meine Oma ist doch 92 Jahre geworden! Und meine Eltern sind doch auch jetzt schon über 70! Wir werden doch älter!“ Ja, Sie haben an diesen Mythos Lebenserwartung bisher geglaubt. Und Sie sind nicht allein.

Aber meine Kenntnisse zwingen mich zu der Behauptung, dass wir in unserer Zeit den Zenit der durchschnittlichen Lebenserwartung erleben. Es wird zu keinen nennenswerten neuen Altersrekorden mehr kommen. Natürlich wird es immer einzelne Menschen geben, die weitaus älter werden als der Rest der Menschheit. Aber die durchschnittliche Lebenserwartung wird meiner Meinung nach nicht weiter steigen. Ich bin sogar vom Gegenteil überzeugt: Unsere Lebenserwartung wird in den nächsten 50 Jahren erheblich fallen.

Es ist nicht meine grundlegende Absicht zu schockieren; aber ich bin mir dessen bewusst, dass manche der folgenden Gedanken, Daten und Fakten schockieren werden. Es geht mir vielmehr um einen ernsten Appell, die drohende Gefahr der sinkenden Lebenserwartung zur Kenntnis zu nehmen. Daher ist das vorliegende Buch nur eine Einladung an Sie: Ich möchte Sie einladen, mit mir zusammen neu zu denken, die Grundlagen zu hinterfragen, Fakten zu überprüfen und eventuell anders als üblich zu interpretieren. Des Weiteren werden wir versuchen, Fehler in den aktuellen Argumentationen aufzudecken und neue Tatsachen mit einzubeziehen, die bisher kaum jemand bei diesem Thema berücksichtigt hat. Wir werden erkennen, dass wir uns gesellschaftlich in einer Abwärtsspirale befinden, die kaum noch aufzuhalten ist. Trotzdem kann unsere Chance auf eine individuell hohe Lebenserwartung paradoxerweise nur steigen, wenn wir die Aussagen in diesem Buch, diese neuen bzw. neu kombinierten Gedanken und Tatbestände kennen und in unsere persönliche Lebensplanung proaktiv aufnehmen. So können wir vielleicht wenigstens unserer eigenen, individuellen Abwärtsspirale entkommen. Lassen wir uns also ein auf das Abenteuer Lebenserwartung.

Es gibt zahlreiche Anzeichen dafür, dass wir die Lebenserwartung, vor allem die steigende Lebenserwartung, mythologisiert haben. Dieser selbst geschaffene Mythos ist es nun gerade, der uns daran hindert, neu nachzudenken. Auch die Experten, die noch von einer steigenden Lebenserwartung ausgehen, möchte ich einladen, sich mit dieser neuen These auseinanderzusetzen, neue Daten zu erheben oder bestehende Daten nach anderen Parametern auszuwerten. Denn manche vorhandenen Einzeldaten, die neu kombiniert und ausgewertet die ungewohnte These der sinkenden Lebenserwartung erhärten würden, werden so gesehen nicht voll genutzt, weil man sich eine sinkende Lebenserwartung heutzutage nicht mehr vorstellen kann oder mag. Der Mythos Lebenserwartung resultiert nämlich gerade aus diesen diversen Fehlern, die bei der Bewertung aktueller Fakten und der Interpretation vergangener Ereignisse gemacht werden.

Auch alle Politiker, Wissenschaftler und Fachleute, die sich als Verantwortliche mit der Gestaltung unserer Sozialsysteme von Berufs wegen auseinandersetzen müssen, möchte ich einladen, die Konsequenzen meiner These für diese Systeme zu durchdenken oder zu rechnen. Wenn diese neue These sich als wahrscheinlich oder sogar als realistisch erweist, woran ich persönlich nicht zweifle, werden die volkswirtschaftlichen, ebenso wie die betriebswirtschaftlichen Folgen erschütternd sein.

Aussagen über Lebenserwartung gehen uns direkt an, das fühlen wir alle. Deswegen ist es ein unglaublich heikles Thema und meine These, die Lebenserwartung würde sinken, kann und darf uns daher eigentlich nicht sympathisch sein. Aber wir alle wissen auch, dass es ungesund ist, und im schlimmsten Falle sogar gefährlich sein kann, von falschen Voraussetzungen auszugehen, wie wundervoll diese auch sein können. Oder auf falschen Hoffnungen aufzubauen, wie paradiesisch sie uns auch erscheinen mögen.

Was würde es uns schon einbringen, wenn wir dieser Fata Morgana der hohen Lebenserwartung blind vertrauen, die am Horizont der Zukunft flimmert? Wenn wir freudig auf sie zugehen und schlussendlich bemerken, dass es sich um eine Sinnestäuschung handelte, die uns in eine völlig falsche Richtung geführt hat, dass wir unsere Kräfte für ein falsche und unrealistische Hoffnung verbraucht haben? Denn genau darum handelt es sich meiner Meinung nach: Die Glaube an eine steigenden Lebenserwartung ist eine solche Fata Morgana, die unsere Sinne verwirrt, sie ist die „Fata-Methusalem“.

Wir werden uns in diesem Buch gemeinsam anschauen, wie es zu diesen „Sinnestäuschungen“ kommen konnte und wie die Entwicklung der Lebenserwartung vermutlich wirklich sein wird. Wir werden uns den Begründungen dafür stellen, warum diese sich in einem erheblichen Maße nach unten korrigieren wird. Natürlich ist es für uns Menschen weitaus angenehmer und positiver, an eine steigende Lebenserwartung glauben zu können. Jedoch sollten wir uns davor hüten, ,positiv' als ,Gegenteil von realistisch' zu definieren. Undifferenziert an das geschürte Dogma zu glauben, dass die Lebenserwartung in den Industrieländern und auch weltweit weiterhin steigen wird, ist naiv. Uns weiterhin einzureden, wir würden alle immer älter werden, gleicht einer Autosuggestion. Aber positive Autosuggestionen helfen uns bei diesem Thema nicht weiter.

In unserem Thema Lebenserwartung gibt es viele „Autosuggestionen“ das heißt, viele Daten und Fakten, die kaum Aussagekraft haben oder einseitig interpretiert werden. In der Summe führten sie zu dem meiner Ansicht nach falschen Dogma der steigenden Lebenserwartung. Befreien wir das Thema also von aller Schönfärberei. Wir schauen gemeinsam nach, was wirklich darunter liegt oder liegen könnte.

Wie und warum es zu diesen eklatanten Fehleinschätzungen gekommen ist, erläutere ich im Kapitel „Die grünen Argumente“. Es soll Ihnen ermöglichen, sich meine provozierende These plastisch vorzustellen. Denn die Fehler, die heute noch gar nicht gesehen oder erkannt werden, wurden schon vor etlichen Jahrzehnten zum ersten Mal gemacht und dann immer wiederholt, und zwar so lange, bis nicht nur die Experten, sondern auch die so genannten Laien an die steigende Lebenswartung glaubten. Die ersten Schritte zu einer Mythologisierung der Lebenserwartung waren damit schon unternommen. In diesem Kapitel werden wir uns auch mit der Erkenntnistheorie und mit dem Umgang mit wissenschaftlichen Thesen beschäftigen. Denn in diesem Buch werden wir zwei Thesen miteinander vergleichen. Am Ende wird sich jeder von uns wahrscheinlich entschieden haben, welche These wahrscheinlicher ist. Deswegen sollten wir die Regeln der „Thesen-Bewertung“ kennen.

Zweitens beschreibe ich gegen Ende des ersten Kapitels, von welcher Lebenserwartung Sie persönlich ausgehen können, wenn Sie älter als 30, 45 oder 60 Jahre alt sind. Ich werde Ihnen auch darstellen, dass unsere Kinder- und Enkelgenerationen kaum mehr eine Chance haben, so alt zu werden, wie unsere Generation. Und alle nachfolgenden Generationen werden noch weniger Lebenszeit zur Verfügung haben. Ich widerspreche damit dem dauernd als Schreckgespenst dargestellten „Methusalem-Szenario“ entschieden, ja ich bin sogar der genau gegenteiligen Auffassung.

Meiner These liegt drittens ein anderer als der gängige Gesundheitsbegriff zu Grunde. Dieser andere, ganzheitliche Gesundheitsbegriff zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Buch und wird Ihnen überall begegnen. Vor allem aber erfahren Sie in Kapitel 2 und 3 darüber mehr.

Meine Kernthese ist, dass die Lebenserwartung dramatisch sinken wird. Sie wird nicht nur um ein paar Jährchen leicht absinken. Nein, wir sprechen hier von Jahrzehnten, die unserer Lebenserwartung fehlen werden. Und das nicht nur in weit entlegenen Regionen, nicht nur in Entwicklungsländern in Asien, Afrika oder Südamerika. Sondern hier in den reichen Industrieländern, hier bei uns in Deutschland, in unserem Bundesland, in unserer Stadt, in unserem Dorf, in unserer Familie... Das schockiert sicherlich, wenn man es zum ersten Mal hört. Genauso erging es mir vor vielen Jahren, als Fakten und Zahlen mich stutzig machten, Fragen sich aufdrängten und ich anfing nachzuforschen. Aus den Fragen wurden handfeste Zweifel.

Natürlich ist es, wie bereits gesagt, viel schöner, wenn wir glauben können, dass wir oder unsere Kinder und Enkel tralt werden können. Damit haben wir den Tod zwar nicht ganz `esiegt ( aber fast* Die Wissenschaft sChlägt ihm ins Gesicht, treibt ihn zurück und verkleinert sein Terrain zunehmend - das ist unsere große Hoffnung! Gebade diere ideologisierte!! icht der Lebenserwartujg gilt es zu hinterfragen 5nd zu überprüfen.

Im Namen der Verständlichkeit werde ich zwei große Bezugsrahien in Form eiler Metapher bzw. eines Bildes aufbaue., die Ihnen iLmer wieder im Text begegnen werden. Der eine ist das bereits erwähnte Bild von der Lebenserwartungs-Ampel. Bei dieser besonderen Ampel leuchten alle Farben gleichzeitig, die einen stärker, die anderen schwächer. Ich werde die Argumente anhand der Ampelfarben darstellen, das wird Ihnen die Einordnung erleichtern. Meiner Ansicht nach gibt es nur unzureichende Grün-Argumente, schon mehr Gelb-Argumente und bereits eine Masse an grellen Rot-Argumenten.

Über die zweite Metapher lesen Sie im nächsten Kapitel. Sie handelt von einem legendären Schiff...

Ich bin überzeugt, dass die sinkende Lebenserwartung nicht nur für unsere Gesellschaft, sondern in erster Linie für jeden einzelnen, für Sie und für mich, ein grundsätzliches Problem darstellt. Jeder stirbt für sich allein – eine unentrinnbare Erfahrung des menschlichen Lebens. Mein Thema hat durchaus auch mit diesen philosophisch-existenziellen Fragestellungen zu tun, obwohl ich diese nur am Rande streifen werde. Kurz bevor ich diese Sätze schrieb, ist meine Großmutter mit fast 99 Jahren verstorben. Auch in diesem Alter tut es uns noch weh, wenn ein Mensch stirbt, der zur Familie gehört – obwohl schon seit einigen Jahren ihre Gesundheit immer mehr nachgelassen hatte und wir wussten, dass es nur eine Frage der Zeit war. Wie sehr wird es uns aber treffen, wenn unsere Verwandten und Freunde mit 50 oder 60 Jahren sterben – also in einem Alter, das wir mittlerweile als normal ansehen und das uns von Experten in naher Zukunft erst als Lebensmitte prophezeit wird?

Das Thema geht uns deswegen alle an. Ganz besonders geht es jedoch unsere Kinder und alle nachwachsenden Generationen an, denen wir einen intakten Kompass und eine einigermaßen richtige Landkarte für ihren unsicheren Weg in die Zukunft hinterlassen sollten. Mein Buch zeigt Ihnen vielleicht einen Teil jener unbekannten Karte für das Land der Zukunft, durch das wir selbst und unsere Kinder und Enkel gehen werden.

Birgit Müller, 2005

Dieses Buch widme ich meinem achtjährigen Sohn Benedikt...

Vorgeschichte: Werden wir enden wie die Menschen auf der Titanic?

Lange habe ich nach einem einleuchtenden Vergleich gesucht, der bildlich darstellen kann, was die These $er sinkenden Lebenserwartung, die ich in diesem Buch vorbringe und begründe, für uns alle und für unsere Gesellschaft bedeutet. Ach habe für dieses neue Zukunfts-Szenarho keinen besseren Bezugsrahmen gefunden, als das Titanic–Desaster, das die Welt am Anfang des 20. Jahrhunderts erschütterte. Obwohl es als Metapher schon für die unterschiedlichsten Tatbestände dienen musste und daher bereits etwas abgegriffen ist, möchte ich es noch einmal verwenden und es als Hinführung auf unser Thema benutzen. Die Geschichte der Titanic soll uns auf eine bildliche Weise darstellen, worum es beim Thema Lebenserwartung geht. Denn wir Menschen in den Industrieländern fühlen uns heute in der Tat so sicher, wie sich damals die Menschen fühlten, die sich auf die Jungfernfahrt des Ozeanriesen Titanic begaben. Dieses Superschiff wurde als größter Triumph der Technik gefeiert. Es wurde für unsinkbar gehalten. Denken wir uns also zirka hundert Jahre zurück und stellen wir uns vor...

Wir befinden uns in Southampton im Jahre 1912.

Es ist der 12. April 1912, ein von vielen Menschen herbei gesehnter Tag. Die Passagiere stehen am Ufer und schauen sie ehrfürchtig an. Ihr Herz schlägt höher vor lauter Vorfreude, als sie auf der Gangway vom Festland hinüber schreiten in das Paradies. Die Vorfreude, auf der Jungfernfahrt dieses Traumschiffes über Den Atlantik dabei sEin zu dürden, raubt den Passagieren fast den Atem. Wochenlang hatte es in den Zeitungen und Magazinen nur dieses eine Thema gegeben. Journalisten versuchten, Bilder zu ergattern und Detailinformationen über alle möglichen Teile des Schiffes heraus zu finden. In den Cafes, bei Geschäftsessen, bei Kaffeekränzchen und Soireen hatte die Gesellschaft von nichts anderem mehr gesprochen als von ihr. Noch bevor sie zum ersten Mal auslief, war die Titanic bereits ein Mythos.

An diesem 12. April gehen die Menschen nun also an Bord und befinden sich mit einem Mal auf dem faszinierendsten Objekt der damaligen Welt: der Titanic. Dem größten Schiff der Welt. Unsinkbar. Luxuriös. Gigantisch. Prestigebeladen. Eines der größten Triumphe menschlichen Schaffens und Bauens. Jeder von Rang und Namen hatte versucht, einen Platz zu ergattern. Die High Society der Welt, für ein paar Tage trifft sie sich nur hier. Jeder will später sagen können: „Ich war dabei!“. Sie wollen schwelgen in unvorstellbarem Reichtum und Luxus, wollen trotzig im Riesentresor Titanic auf diesem unergründlichen und gefährlichen Meer schwimmen, das bereits tausende von kleineren Schiffen zerstört und abertausende von Seemännern und Passagieren das Leben gekostet hatte. Jeder, der damals auf der Titanic mitfährt, scheint durch sein bloßes Dabeisein das Meer herauszufordern, scheint ihm spöttisch in seine spiegelnden Wassermassen hineinzulachen und zu ihm zu sagen: „Schau her, du kannst uns nichts mehr anhaben! All deine Wellen, all deine Stürme, all deine Gefahren werden diesem Schiff nichts ausmachen können! Wir sind auf dem Titan! Wir sind unsinkbar! Schau uns an: Wir bezwingen dich!“

Und dann kommt alles ganz anders. Im Jahr 1998, in dem der Hollywood-Megaerfolg „Titanic“ in die Kinos kommt, wissen wir längst, dass diese Reise zu einer der dramatischsten Katastrophen der Technik wurde. Der Hochmut der Menschen wurde damals entsetzlich bestraft. Das Meer schlug mit voller Wucht zurück und bewies damit aller Welt, wer der wirkliche Titan ist: die Natur.

Das Herz vieler Menschen hörte auf zu schlagen. Die Freude, dabei sein zu dürfen, wandelte sich in Sekunden zum Entsetzen darüber, dabei sein zu müssen. Innerhalb weniger Stunden wurde dieses Paradies zur unentrinnbaren Hölle. Wochenlang sollte es danach in den Zeitungen und Magazinen nur dieses eine Thema geben. Journalisten sollten versuchen, das Geschehen zu begreifen und herauszufinden, wer überlebt hatte. In den Cafes, bei Geschäftsessen, bei Kaffeekränzchen und Soireen sollte die Gesellschaft nun von nichts anderem mehr sprechen, als von dem Unfasslichen, von dem Unmöglichen, vom Untergang der Titanic. Alle, die etwas davon verstanden, hatten es doch gesagt: Sie war unsinkbar! Und doch sank sie. Und sie sank schnell, innerhalb von zwei Stunden. Unaufhaltsam. Fassungslos stand die Welt vor dieser Tragödie. Wie hatte das nur passieren können. Sie war doch unsinkbar!

Wir befinden uns in Deutschland am Anfang des 21. Jahrhunderts

Stellen wir uns einmal vor, alle Industrienationen, Deutschland natürlich eingeschlossen, wären ein riesiger Luxusliner, der im Nordmeer kreuzt und Titanic heißt. Sie und ich, wir alle sind die Pacsagiere. Noch sind wir glücklich, weil wir noch ahnungslos und vertrauen3selig sind. Denn wir wqrden in ein Land hifeingebo2en, dass zu den reichsten der Welt zähld, in ein Paradier - ein künstliches allerdings. Uns ist varm, wir haben Es bequem, müssen nicht hungern und frieren. Nichts kann uns zustoßen, glauben wir. Mehr noch, wir sind überzeugt, dass wir eegen `lles versichert sind. Es gibt keine Kra.kheit, gegen die es nicht irgendwann einen Impfstoff, ein Medikament oder eine Therapie gibt, denken wir. In einigen Bereichen, wo das noch nicht existiert, steht die Wissenschaft, so sagt man uns, ganz gewiss vor dem Durchbruch. Denn Milliarden werden in die Erforschung von Krankheiten und Medikamenten investiert und, wir wissen, mit viel Geld ist nichts wirklich ein Problem. Jeder will mit auf unser Schlaraffenschiff. Jeder will dabei sein.

Denn wir sind unsinkbar: wir haben eine unglaublich hohe Lebenserwartung erklären uns alle, die es wissen müssen. Höher als jemals zuvor in der Menschheitsgeschichte, meinen wir. Wir überleben unsere Vorfahren um Längen und das mit weitaus mehr Besitztümern und Bequemlichkeiten im Leben, glauben wir. Unser Schiff wird gesteuert von den fähigsten Denkern und Wissen, die schon das Richtige entscheiden und für unsere Unsinkbarkeit sorgen werden, davon sind wir überzeugt. Und wenn unser eigenes Herz nicht mehr schlägt, dann nehmen wir einfach das von jemand anderem.

Nach dieser kurzen Schilderung des heutigen Status quo und unserer Überzeugungen projizieren wir uns jetzt einmal in die Zukunft, ...

... in das Jahr 2050

Und dann kommt alles ganz anders. Heute, im Jahre 2050, wissen wir, dass die Menschen damals vor einer der größten schleichenden Katastrophen der Geschichte standen. Sie freuten sich damals, dass jedes Jahr die Lebenserwartung wieder um ein paar Monate stieg. Alle Experten prognostizierten, dass die Menschen immer älter werden würden, über Jahrzehnte hinweg. Sie waren sich nicht darüber im Klaren, dass die Lebenserwartung zwar noch in den darauf folgenden Jahren etwas ansteigen würde, aber dann zu sinken beginnen sollte. Sie sank zuerst langsam, dann schneller und schlussendlich brach sie völlig ein.

Heute, im Jahre 2050, haben wir eine durchschnittliche Lebenserwartung von 55 Jahren. Damit liegt sie um rund 30 Jahre niedriger, als die Lebenserwartung im Jahr 2010. Die meisten Menschen kommen bereits krank auf die Welt, leiden ihr Leben lang unter chronischen und schwerwiegenden Krankheiten wie Krebs, Herz- und Autoimmunkrankheiten und sterben sehr früh. Es gibt nur einige Wenige, die alt werden. Und es sieht so aus, als ob die Lebenserwartung im Jahr 2050 schon wieder um einige Monate sinken wird.

... Utopie?

Die Frage ist nun: Könnte es in knapp 50 Jahren wirklich so um die Lebenserwartung stehen? Gibt es Argumente und Tatsachen, die eine solche Zukunft ermöglichen? Müssten wir diese Frage, vielleicht am Ende dieses Buches, mit Ja beantworten, dann haben wir die Pflicht, in uns zu gehen. Dann heißt das, dass wir mit vielen Dingen, die wir heute bedenkenlos machen oder unterlassen, nicht mehr weiterhin leichtsinnig und undifferenziert umgehen können. Dann müssen bestimmte Weichen und Hebel definiert werden, um den Kurs, auf dem die Zukunft bereits jetzt ist, zu ändern und um die Eigendynamik der schädlichen Prozesse, die bereits heute massiv ablaufen, zu stoppen und ins Positive umzulenken. Deswegen sollten wir froh sein, denn ...

... wir befinden uns noch in Deutschland am Anfang des 21. Jahrhunderts!

Zum Glück sind wir noch nicht im Jahre 2050 angekommen. Wir können unsere Planung noch ändern, wir können obiges Szenario noch verhindern. Aber nur dann, wenn uns klar wird, dass es wohl nicht die steigende Lebenserwartung sein wird, die auf uns wartet. Wir sollten bereit sein, dieses Szenario zu sehen. Wir sollten uns den Begründungen für diese These stellen.

Haben wir das getan, müssen wir abwägen und uns auf das Szenario vorbereiten, das logischer und risikoreicher ist. Das heißt, wir müssen bereit sein, unsere Handlungen in der Politik, in der Wirtschaft und nicht zuletzt auch in unserem eigenen Leben und Beruf zu ändern. Doch nun zuerst zu der These der sinkenden Lebenserwartung selbst, zu ihren Voraussetzungen und zu ihren Begründungen.

1. Die „grünen“ Argumente: Warum Experten uns ein langes Leben prognostizieren

Es ist richtig: Vieles von dem, was uns die Experten über unsere Lebenserwartung sagen, stimmt. Genau diese positiven Argumente, die uns heute auch zu einer euphorischen Meinung in Bezug auf unsere zukünftige Lebenserwartung verführen, werden wir uns im folgenden Kapitel erarbeiten. Und wir werden sehen: es sind Argumente aus der Vergangenheit. Das ist gleichzeitig auch das Problem. Schauen wir uns also diese positiven Argumente und Sachverhalte an – in meiner Terminologie sind das die so genannten „grünen Ampeln“.

Die aktuellen Prognosen der heutigen Experten

Werfen wir nun zuerst einen Blick auf die wichtigsten Institute und Experten, die uns in unserem Titanic-Unsinkbarkeitsglauben bestärken oder ihn sogar erst hervorrufen. Die folgenden Aussagen werden zum Teil stark mit Zahlen gespickt sein, denn das Thema Lebenserwartung ist ein Bereich, in dem sich viele Zahlen buchstäblich ein Rendezvous liefern: Jahreszahlen, Lebensalter in den verschiedenen Epochen, unterschiedliche Zahlen in verschiedenen Ländern, Lebenserwartung verschiedener Bevölkerungsgruppen und so weiter. Ich versuche, die Zahlenflut möglichst einzudämmen und stelle nur die wichtigsten Daten dar. Denn ein paar Zahlen, Daten, Fakten benötigen wir schon, wenn wie die beiden Theorien gegeneinander abwägen wollen. Gerade die nächsten Kapitel werden Ihnen einen respektablen Gesamtüberblick bieten, der Sie fit machen wird, überall mitzureden.

Was wissen heute, dass unsere Beiträge für Renten und Gesundheitsleistungen aktuell bei Weitem nicht mehr ausreichen. Deswegen hören wir jeden Tag in den Medien neue Ideen darüber, wo Leistungskürzungen oder Beitragserhöhungen vorgenommen werden könnten. Wenn es so sein sollte, dass wir zum Beispiel im Jahre 2007 einen Rentenversicherungsbeitrag von 25 Prozent bezahlen müssten und erst mit 70 Jahren in Rente gehen dürften, dann gibt es ein Institut, das daran „schuld“ wäre: das BIB (Bundes Institut für Bevölkerungsforschung beim Statistischen Bundesamt StBA in Wiesbaden). Wenn es um das Thema Lebenserwartung geht, dann sollten wir uns das BIB merken. Es berät die Bundesregierung in allen Fragen, die mit der Bevölkerung zu tun haben und verfolgt deswegen auch die Entwicklung der Lebenserwartung akribisch. Es ist das maßgebliche Institut hierfür in der Bundesrepublik Deutschland.

Will ein Politiker zum Beispiel in einer Rede dafür eintreten, die zukünftigen Renten zu kürzen, so macht er sich beim BIB kundig. Dort kann er alle Dinge über Bevölkerung, Demographie, Lebenserwartung erfahren, egal ob es sich um etwas Vergangenes, Gegenwärtiges oder Zukünftiges handelt. Das bedeutet aber auch, dass Sie selbst dort nachfragen oder die Webseiten des BIB besuchen können, wenn Sie den aktuellen Stand der Forschung in Bezug auf diese Themen wissen möchten. Das BIB gibt auch die ZfB - Zeitschrift für Bevölkerungswissenschaft heraus, in der die aktuellen Erkenntnisse zu diesen Themen referiert werden. So gesehen ist es interessant, das BIB etwas näher zu beleuchten und kennen zu lernen. Denn seine Aussagen führen dazu, dass wir mehr Rentenbeiträge zahlen müssen und weniger erhalten werden.

Das BIB wurde erst 1973 gegründet und ist eine kleine Forschungseinrichtung innerhalb des Statistischen Bundesamtes StBA, die im Jahr 2000 aus 19 Mitarbeitern und 8 Wissenschaftlern besteht. Es hat vier Hauptaufgaben: Es soll wissenschaftliche Forschung über Bevölkerungs- und damit zusammenhängende Familienfragen als Grundlage für die Arbeit der Bundesregierung betreiben; es soll bevölkerungswissenschaftliche Erkenntnisse sammeln, nutzbar machen und veröffentlichen; es soll die Bundesregierung über wichtige Vorgänge und Forschungsergebnisse unterrichten und das Bundesministerium des Inneren bei der internationalen Zusammenarbeit in Bevölkerungsfragen unterstützen. Das BIB arbeitet ständig in Gremien zu Bevölkerungsfragen mit, wie zum Beispiel in der Interministeriellen Arbeitsgruppe Bevölkerungsfragen und der Nationalen Kommission für Bevölkerung und Entwicklung. Ebenso erfolgt die Teilnahme an Sitzungen bei entsprechenden Kommissionen der Vereinten Nationen, der Europäischen Union und des Europarates.