Crime & Sex - Will ermittelt: Fall 1 - Bücherklau und geile Spiele - Maxi von Blum - E-Book

Crime & Sex - Will ermittelt: Fall 1 - Bücherklau und geile Spiele E-Book

Maxi von Blum

0,0

Beschreibung

Der Beruf des Bibliothekars ist dröge? Weit gefehlt! Will hat zwar mit alten Büchern zu tun, aber auch mit jeder Menge geiler und gieriger Frauen. Der Junggeselle wohnt in einer exklusiven Penthouse-Wohnung, die immer wieder Schauplatz von heißen Sexspielen ist. Aber auch das dunkle Depot der Bibliothek lädt zum Vögeln ein. Dabei kommt Will auf die Spur eines raffinierten Bücherdiebstahls und wird von der attraktiven Frau des Sammlers verführt. Ob es die schlanke Kollegin Susi ist, die von Will mit Spielzeugen verwöhnt werden will oder die devote und ziemlich mollige Kollegin Thea und andere – sie alle sind scharf darauf, es reichlich besorgt zu bekommen. Und auch Will ist kein Kind von Traurigkeit.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 324

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Impressum

„Crime & Sex – Will ermittelt: Fall 1 Bücherklau und geile Spiele“ von Maxi von Blum

herausgegeben von: Club der Sinne®, Hinstorffstr. 110, 19412 Brüel, Dezember 2023

zitiert: von Blum, Maxi: „Crime & Sex – Will ermittelt: Fall 1 Bücherklau und geile Spiele“, 1. Auflage 2023

© 2023

Club der Sinne®

Inh. Katrin Graßmann

Hinstorffstr. 110

19412 Brüel

www.Club-der-Sinne.de

[email protected]

Stand: 01. Dezember 2023

Gestaltung und Satz: Club der Sinne®, 19412 Brüel

Coverfoto: Paar © Volodymyr TVERDOKHLIB/shutterstock.com; Hintergrund © pixabay.com

Covergestaltung: Club der Sinne®

ISBN 978-3-96980-092-8

Dieses eBook ist urheberrechtlich geschützt.

Weitere erotische Literatur zum Sofortdownload finden Sie unter

www.Club-der-Sinne.de

Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden und volljährig.

Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Maxi von Blum

Crime & Sex – Will ermittelt

Fall 1: Bücherklau und geile Spiele

Inhaltsverzeichnis

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15

16

17

18

19

20

Weitere erotische Literatur zum Sofortdownload

1

Der graue Montag im Januar will überhaupt nicht anfangen; es ist noch dunkel, obwohl es schon halb acht ist. Jetzt fängt es auch noch zu schnieseln an. Ich erreiche, bevor mein neuer Mantel ganz nass ist, den Mitarbeitereingang der Bibliothek.

Schon habe ich meine Stechkarte gezückt, höre ich von hinten ein helles „Hi, Will!“

Ich drehe mich um – es ist meine Kollegin Susanne, die sich eilig durch die Tür quetscht.

„Guten Morgen, Susi“, lächle ich sie an. „Na, auch schon eingelaufen?“ Susanne kommt eigentlich immer zu spät und daher stets wie gehetzt zur Arbeit. Aber heute ist sie pünktlich.

„Meine Bahn hatte mal keine Verspätung – aber, wo habe ich denn meine Karte?“ Aber da hat sie sie auch schon gefunden.

Unser nüchternes Büro erstrahlt unter der Neonlampe. Auf meiner Seite hängt ein großer japanischer Holzschnitt von Utamaro, auf ihrer ein anzügliches Foto von Helmut Newton. Ich leite die Abteilung mit den Raritäten und alten Drucken, und Susi ist darin für die Handschriften zuständig.

Allerdings unterscheiden sich ihre und meine Arbeitsweisen fundamental: Während mein Schreibtisch meist leer ist bis auf den Bildschirm und eine japanische Stiftablage, ist ihrer voll mit Papier- und Formularstapeln, Büchern und Krimskrams.

„Wie du das immer schaffst“, sagt sie bewundernd, „eine solche Ordnung zu halten – das könnte ich nie!“

Ich lächle dann immer freundlich. Zwar finde ich Susi durchaus attraktiv – mit ihrer schlanken Figur, den vollen Lippen, den lustigen dunklen Augen und dem flotten Pixie-Haarschnitt, der ihre Kopfform so schön betont –, aber bislang konnte ich mich nicht zu einer Beziehung durchringen, obgleich wir schon mehrmals zärtlich zusammen übernachtet haben. Als Kollegin ist sie stets ausgeglichen und sehr hilfsbereit – man muss sie einfach gernhaben.

Als sie sich aus dem Anorak und einem dicken Norwegerpulli geschält hat, kommt ein dunkles T-Shirt zum Vorschein, unter dem sie offensichtlich nicht mal einen BH trägt. Die harten Brustwarzen ihrer spitzen Brüste stechen geradezu auffordernd heraus. Ich muss wegschauen, damit ich ihr nicht dauern auf den Busen blicke, und beuge mich zu den Schubladen herunter, obwohl ich nicht weiß, was ich dort suchen soll.

Dabei kommt mir unsere erste Nacht in den Sinn. Wir waren beide, als sie noch neu in meiner Abteilung war, im Sommer zufällig auf einen Geburtstag eines gemeinsamen Bekannten eingeladen und hatten uns in einer Ecke festgequatscht. Schließlich sind wir etwas beschwipst gegangen.

Als ich sie fragte, ob wir noch irgendwo einen Absacker trinken wollten, meinte sie, dass ihr nach anderen Dingen der Sinne stände.

„Und was wäre das?“, fragte ich.

Sie schaute mich kurz an und meinte spitzbübisch: „Da gibt es ja doch noch aufregendere Sachen.“ Und gab mir einen Kuss.

Ich zog sie an mich und spürte unter dem dünnen T-Shirt ihre harten Brustwarzen. Aha, da war die Sache für mich klar. Es dauerte in ihrer Wohnung keine fünf Minuten, da sah ich ihre süßen kleinen Brüste, den rasierten Venushügel und schaute ihr in die verlangenden Augen.

„Komm fick mich durch!“, sagte sie gierig. „Sofort! Am besten mit dem größten Dildo, den ich hab!“

Sie kam mehrere Male unter Stöhnen und Jammern und scheute sich auch nicht, ihren Geilsaft hoch hinauszuspritzen. Was mich dann allerdings doch etwas irritierte, war, dass sie nach dem Akt sofort einschlief, ohne dass sie versucht hätte, mir meine Sahne zu entlocken.

Aber der Morgen darauf entschädigte mich: Es begann mit einer gemeinsamen Dusche. Ihre flinken Finger wuschen mich überall, umrundeten meinen glatten Schwanz und die Hoden und suchten sich ihren Weg bis zu meiner Rosette. Das war richtig aufreizend und befriedigend. Obwohl ich gern mehr von ihr wollte, vor allem, dass sie mich befriedigt, hat es dann nie mehr so richtig geklappt. Sie war auch im Depot oder im Büro ständig dabei, mich zu erregen. Einmal zog sie sogar ihr T-Shirt hoch, um mir einen neuen BH zu zeigen. Wir kamen dann allerdings überein, nachdem wir einmal fast erwischt worden wären, uns „anständig“ zu benehmen …

Ich tauche wieder auf und habe pro forma eine Mappe in der Hand.

„Dass du mal was suchst – bei deiner Ordnung! Ts ts“, bemerkt sie.

Darauf gehe ich gar nicht ein.

„Mal schauen, was der Boss uns heute für Aufgaben gibt“, fährt sie fort. „Wann ist die Besprechung?“

„Schon um neun Uhr“, meine ich, „dann bleibt jedenfalls der Arbeitstag für produktive Dinge noch frei.“

„Das brauche ich auch“, seufzt sie. „Mein Wochenende war ziemlich anstrengend –“

Aber bevor sie zu einer Erklärung ausholen kann, klopft es, und Dr. Schmidt kommt eilig herein, grauer Anzug und Schlips wie immer.

„Guten Morgen“, grüßt er freundlich-knapp. „Ich wollte nur sagen, die Besprechung ist vorgezogen, in einer Viertelstunde. Also dann bis gleich!“

Und schon ist er wieder weg. Wir schauen uns an.

„Na denn, dann bleibt ja wenigstens noch Zeit, den Mantel wegzuhängen“, meint sie.

Als wir den Konferenzraum betreten, finden wir gerade noch die letzten zwei Stühle nebeneinander. Links von mir sitzt die Leiterin der Zeitschriftenabteilung und der Lehrbuchsammlung, Thea Sichler.

Sie beugt sich zu mir und flüstert mir verschwörerisch ins Ohr: „Na, mein süßer Samurai, gut gerüstet?“

Ihr starkes Chanel-Parfüm betäubt mich fast, und ihre stark geschminkten Lippen sind gewissermaßen in Kussnähe.

„Aber natürlich, du bist ja immer gut gepanzert.“ Sie lacht leise über ihre Anspielung, die gar nicht stimmt, da ich im Gegensatz zu ihr schlank bin; an ihr hingegen ist alles üppig: Ihre brünette voluminöse Frisur, der sich stets bewegende ausladende Busen, den sie durch enge Pullover (heute ist es ein hochgeschlossener beigefarbener) markant betont, ihre strammen Beine und ihr rundes, schon etwas in die Breite gehendes Becken, heute in einem dunklen engen Rock.

Was ich gar nicht schätze, ist die Anspielung auf mein Faible für Japan, weil ich ihr einmal in einem Anfall von Schwäche erzählt hatte, dass mich dessen Kultur interessiert. Jedes Mal, ob es passt oder nicht, holt sie das hervor, obwohl sie weiß, dass es mich nervt. Aber trotzdem fühlen wir uns irgendwie verbunden; wahrscheinlich, weil wir uns nun schon seit dem Studium und der Bibliothekshochschule kennen. Aber sie ist nicht gerade mein Idealtyp.

Leicht genervt flüstere ich zurück: „Was meinst du damit, Thea?“

„Weißt du nicht, dass es heute auch um das Depot des Alt- und Rara-Bestandes geht?“

„Wieso? Das stand doch gar nicht auf der Tagesordnung“, erwidere ich.

„Tja, Flurfunk, mein Lieber“, erwidert sie maliziös.

Zwischen uns gibt es eine gewisse Rivalität in Bezug auf Räumlichkeiten und Regalmeter. Da ihr zum stellvertretenden Direktor Dr. Schmidt, der zugleich auch für den Haushalt zuständig ist, enge Beziehungen nachgesagt werden, hat sie nicht selten einen Informationsvorsprung, den sie allerdings nicht immer erfolgreich zu nutzen versteht, was sie ziemlich ärgert. Susi auf der anderen Seite tuschelt unterdessen mit einem Kollegen aus der Erwerbungsabteilung, einem Hans Weinert, den sie, mir unverständlich, immer mit „Jean“ anspricht. Weinert ist ein Typ, den ich nicht wirklich mag: Glatt, auch im Tonfall, immer eine Spur zu modisch angezogen, ein markantes Aftershave, wohl Marke Pino. Aber er und Susi haben offensichtlich irgendeine gleiche Wellenlänge.

„Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen“, beginnt jetzt Dr. Schmidt trocken.

Ich bemerke, dass er mit Thea Sichler schnell einen Blick tauscht. Umständlich und eintönig fährt er fort, sodass mich, wie meist, nach kurzer Zeit ein großes Schlafbedürfnis überkommt. Susi weiß das und knufft mich dann unauffällig in die Seite; dafür bin ich ihr sehr dankbar. Es geht um Pausenregelung und andere Formalia. Und erst ganz zum Schluss geht es um die Erweiterung der Magazine für Altbestände und Zeitschriften. Da Dr. Schmidt inzwischen aber schon so viel Zeit vertrödelt hat, dass sich leise Unruhe beginnt bemerkbar zu machen, akzeptiert er meinen Vorschlag, das Problem zunächst in kleiner Runde zu diskutieren. Frau Sichler blickt mich wütend an, greift sich energisch ihre Hermès-Handtasche und verschwindet.

Zurück in unserem Büro tauschen wir uns über das für uns wichtige Thema aus. Wir entscheiden uns, noch mal den genauen Umfang der alten Drucke und Handschriften zu festzustellen, damit wir wirklich einen guten Plan für die Erweiterung des Depots haben. Frau Sichler und Dr. Schmidt wollen die alten Drucke in ein Außendepot abschieben, um mehr Platz für ihre Abteilungen zu gewinnen; wir wollen den Platz für wertvolle Sondersammlung eher erweitern. Sie argumentieren mit Zugriffshäufigkeit und Umfang und führen dagegen die wachsende Lehrbuchsammlung und die Zeitschriften an. Aber unsere Bibliothek hat ein ehrwürdiges Alter und bewahrt seltenste Drucke und Handschriften.

Gerade wollen Susi und ich zusammen ins Magazin gehen, da klingelt ihr Telefon. Es geht um eine schon angekündigte Schenkung von historischen Briefen, deren Besitzer noch mal mit ihr sprechen möchte. Ich mache ihr ein Zeichen, dass ich ins Depot gehe.

Die Altbestände interessieren mich so sehr, dass ich es immer wieder durchsetze, dass ein Buch erworben wird, das unsere Sammlung abrundet. Die neue Direktorin Frau Dr. Boderich betraute mich mit der Entwicklung des gedruckten Altbestandes, weil ich zuvor in der romanistischen Abteilung gezeigt hatte, dass durch die Zusammenlegung von Befugnissen und Arbeitsprozessen der digitale Zugriff schneller zu leisten war als ursprünglich angenommen. Das ist eben das, was ich an meinem Arbeitsfeld liebe: Die ästhetischen alten Objekte und die Entwicklung der modernen Recherche. Der Altbestand ist aber ein Bereich, der noch nicht wirklich erschlossen war. So müssen immer noch der Zettelkatalog von vor 1945 und die Neuerschließung ab den 1950er Jahren parallel benutzt werden. Es war und ist mein Ehrgeiz, diesen Missstand zu beheben.

Mit dem Fahrstuhl fahre ich ins dritte Tiefgeschoss und öffne leise die schwere Stahltür. Im Dienst trage ich immer atmungsaktive Schuhe mit dicken Kreppsohlen, was mir den Spitznamen „Panther“ eingetragen hat. Da einige Neonröhren ausgefallen sind, liegt das Geschoss zum Teil im Halbdunkel. Kaum habe ich die Tür leise geschlossen (ich hasse es, wenn Kollegen die Stahltüren ins Schloss knallen lassen), höre ich zwei leise Stimmen. Behutsam gehe ich weiter. In der Tat: eine Männer- und eine Frauenstimme, dazwischen Geräusche von feuchten Küssen, leises Stöhnen und das Geraschel von Kleidung.

Ich versuche, den „Tatort“ zu orten. Oje, denke ich, er liegt wohl ziemlich in meiner Richtung, nämlich nahe der großen Wand aus engmaschigem Draht, hinter der das Altbestands-Depot beginnt. Ich entscheide mich für die Offensive, suche leise nach dem Schlüssel, während ich rasch und geschmeidig abrollend weitergehe und dabei nach allen Seiten Ausschau halte. Und in der Tat: In einem Gang, in dem gleich zwei Neonröhren ausgefallen sind, erspähe ich im Vorbeigehen die Rückenansicht einer Frau mit einem hellen hochgeschlossenen Pullover und dunklem Rock und hinter ihr einen Mann in einem wohl eher grauen Anzug, ineinander versunken. Er hat ein Bein von ihr hochgehoben und vögelt sie offensichtlich im Stehen; mit einer Hand hält sie sich an einer Regalkante fest, mit der anderen an seiner Schulter. In dieser Sekunde fährt mir blitzschnell der Gedanke durch den Kopf, dass sie wohl keinen Slip anhat. Schnell gehe ich weiter und schließe die Gittertür scheppernd auf und lasse sie, gegen meine Gewohnheit, laut ins Schloss fallen.

Uff. Das muss ich erst mal verdauen. Das waren wohl Dr. Schmidt und Thea Sichler. Das ist also der Ort für die „Absprachen“! Es dauert etwas, bis ich zum Zweck meines Depotbesuchs zurückfinde …

Als ich später ins Büro komme, schaut mich Susi überrascht an.

„Sag mal“, zwitschert sie fröhlich, „du siehst ja aus, als hättest du den steinernen Gast leibhaftig gesehen! Ist dir nicht gut?“ Teilnahmsvoll streichelt sie mir den Arm.

„Ich – äh, nee – mir ist nicht schlecht, mmh – ich glaub, ich brauch erst mal einen Kaffee …“

Und damit trolle ich mich in die Cafeteria, wo ich meine Gedanken zu ordnen versuche. Frau Sichler ist, soweit ich weiß, nicht fest gebunden. Und trägt Dr. Schmidt einen Ehering? Das weiß ich gar nicht. Was haben die miteinander? Ist das nur eine Knutscherei im Keller?

Erneut im Büro komme ich nicht zu sehr viel, denn andauernd klingelt mein Telefon. Als ich endlich versuche, noch eine schwierige Titelaufnahme zu bewerkstelligen, klingelt es erneut, diesmal das Handy – mein Vater. Ich wimmele ihn schnell ab und vertröste ihn auf heute Abend. Leicht erschöpft sinke ich in meinem Bürosessel zusammen – das war ein Tag, wie ich ihn mir eigentlich nicht wünsche. Gerade will ich beginnen, meine Sachen zu packen und den Schreibtisch aufzuräumen, da kommt Susi wie ein Wirbelwind herein.

„Will, hör mal! Das muss ich dir sofort erzählen!“, ruft sie. „Weißt du, was ich gesehen habe?“

„Nein“, erwidere ich etwas matt, „ich war nicht dabei!“

„Stell dir vor“, fährt sie fort, „ich war eben für kleine Mädchen und stehe im Vorraum und wasche mir die Hände. Und weißt du, was passiert? Da kommen doch Melanie und Sarah aus dem Toilettenraum heraus!“

„Erstens würde ich dir empfehlen, etwas leiser zu sprechen, du weißt ja, unsere Wände ... Und dann – ja und?“ Ich schaue sie fragend an.

„Na, das ist doch der Witz, als ich hineinging und eine Kabine besetze, war von den insgesamt fünfen nur eine, hörst du – eine! – besetzt!“

Ich warte, bis sich Susi gesetzt hat, offensichtlich fertig mit der Welt, und sage dann betont neutral, nachdem sie einen Schluck Wasser getrunken hat: „Auch ich kann dir was erzählen.“ Und dann beuge ich mich weit vor und berichte Susi flüsternd von meinem Erlebnis. In puncto Verschwiegenheit kann ich mich hundertprozentig auf sie verlassen.

Susi bleibt der Mund offenstehen.

„Mach den Mund wieder zu, Süße“, sage ich. „Ich gebe zu, auch ich habe etwas gebraucht, bevor ich das verdaut hatte.“ Ich merke, dass sie völlig irritiert ist.

„Das ist nicht möglich“, wispert sie. „Das bringt ja mein ganzes Weltbild von den trocknen und nur an Papier interessierten Bibliothekaren stark ins Wanken.“

Für uns beide ist damit dieser alles andere als normale Arbeitstag beendet.

Zu Hause streife ich die Straßenschuhe ab und stelle sie auf eine Plastikmatte im Flur, lasse heißes Wasser in die Badewanne ein und gehe ins Schlafzimmer. Hier ziehe ich mich aus, hole aus dem Kleiderschrank einen dunkelblauen Yukata und greife nach den farblich dazu passenden Sandalen. Dann stelle ich leise Musik ein, diesmal ist es Pachelbel, schalte den Lautsprecher im Bad dazu und steige in die Wanne. Der Duft des würzigen Badezusatzes steigt aus dem Wasser und umhüllt mich wie die beruhigende Musik des 16. Jahrhunderts. Ich lege den Kopf auf das Polster am Wannenrand und entspanne mich.

Noch immer kann ich nicht verstehen, was ich all die Jahre in der Bibliothek offensichtlich nicht bemerkt habe. Oder habe ich meine Augen bewusst verschlossen? Ich war so sehr auf meinen Beruf bezogen, auf die Gestaltung meines persönlichen Umfeldes, und habe mich eigentlich für „das Menschelnde“ nicht interessiert. Und Susi? Ja, sie kam erst nach mir in die Bibliothek und wurde meiner Abteilung zugeordnet. Anfangs fand ich es störend, das Büro mit ihr zu teilen, aber dann freundeten wir uns sogar richtig an.

Nach dem Bad rufe ich meine Eltern an.

Mein Vater geht an den Hörer: „Na, endlich, Wilhelm! Was ich dir sagen wollte, ist: Wir haben in unserem Club ein Mitglied, schwerreich, Typ Selfmademan, du weißt schon. Hat mit einem Obst- und Gemüseladen zu einer Zeit Millionen gemacht, als man Kiwis und Mangos nur als Farbabbildungen in Zeitschriften kannte. Und dieser Herr Hansen besitzt offensichtlich eine große Bibliothek mit lauter alten Büchern. Er hat uns für übermorgen Abend eingeladen, und wir haben ihm zu verstehen gegeben, dass du als Bibliothekar vielleicht auch interessiert wärst, seine Sammlung anzuschauen.“

„Papa, das ist lieb von dir, aber das ist ein bisschen kurzfristig, ich hab dann meinen Sportabend. Könnt ihr so was nicht ein wenig früher bekanntgeben?“

„Weißt du, das ist nicht immer so einfach. Unser Treffen war am Wochenende, und wir konnten dich partout nicht erreichten.“ Ich höre eine hauchzarte, aber deutliche Kritik aus seinen Worten heraus. „Daher kann ich dir erst jetzt Bescheid geben. Und heute hattest du ja keine Zeit.“ Ein leicht beleidigter Unterton ist durchaus vernehmbar.

„Ich will meine privaten Dinge nicht im Büro vor den Kollegen ausbreiten. Also gut – ich schau mal, was ich machen kann.“

Es dauert noch eine Weile, bevor ich das Gespräch beende. Eigentlich bin ich meinen Eltern sehr dankbar, aber hin und wieder fühle ich mich doch etwas vereinnahmt von ihnen. Zugegeben, sie haben mir diese großartige Penthouse-Wohnung geschenkt, die ich mir nie würde leisten können, aber trotzdem –

Ich stehe mit dem Hörer in der Hand am Fenster und blicke über die lichterfüllte Großstadt unter dem dunklen Abendhimmel. Eigentlich fehlt mir nichts, ich bin zufrieden mit Beruf und Privatleben. Meinen Interessen kann ich nachgehen, wann und wie ich will, da ich ja nicht gebunden bin – von einigen Freundinnen abgesehen. Aber das sind ja jeweils nur kurze, aber zum Teil heftige Affären, die meist deshalb enden, da sie meine Lebensweise nicht verstehen und sich letztlich von mir mit meinem japanischen Stil bevormundet vorkommen. Aber ich mag es nun mal, die Dinge zu arrangieren, bestimmte Ordnungen zu halten und damit einen Lebensraum zu schaffen, der mir größtmögliche Entspannung und zugleich eine schöne, variable Lebendigkeit bietet. Dabei fällt mir Susi ein. Ich schmunzele. Sie ist ein ganz lieber Mensch, aber als Partnerin schwer vorstellbar. Aber sonst?

Und dieser Obsthändler, wie hieß er doch gleich – Hansen? Also gut, seufz, ich werde meinen Sportabend absagen. Ich weiß, dass meine Eltern sich sehr freuen, wenn sie mich mitnehmen können. Sie wollten mir was Gutes tun. Okay. Ich bin gespannt auf seine Sammlung.

Dabei ist der Besuch aber durchaus nicht nur ein Opfer für mich, denn ich interessiere mich wirklich für die Inhalte alter Bücher – es sind ganz andere Welten, die sich mir erschließen. Vor allem Werke über das alte Japan begeistern mich. Meine Leidenschaft gilt aber auch altem Glas; mein Blick schweift zärtlich über die Vitrinen, in denen die Gläser stehen. Natürlich habe ich im angrenzenden Arbeitszimmer auch eine, nun ja recht ansehnliche Bibliothek stehen – aber natürlich eher eine Fachbibliothek.

Ich schlafe unruhig und falle in einen wüsten Traum: Es klingelt und ein großer Samurai-Krieger betritt meine Wohnung. Sein Brustpanzer ist breit und gewölbt, unter der Rüstung fallen mir große runde Oberschenkel auf.

Er befiehlt mir, mich hinzuknien. „Du bist mein Knappe und mir zu Diensten.“

„Ja, selbstverständlich“, antworte ich furchtsam.

„Dann befrei mich von der Rüstung und bereite ein Bad.“

„Sehr wohl, Herr“, antworte ich und erhebe mich.

Im Bad drehe ich die Wasserhähne auf und fülle die Wanne mit Wasser und einer anregenden Essenz. Dann gehe ich wieder zu ihm und beginne, die Schnüre und Haken der Rüstung zu öffnen. Irgendwie kommt mir der Krieger merkwürdig vor, als der Brustpanzer fällt. Das sieht ja unter dem Hemd wie weibliche Brüste aus! Irritiert mache ich weiter. Zwischen den Oberschenkeln sehe ich nichts, was mich an die Form eines männlichen Geschlechts erinnert. Noch immer hat der Krieger den Helm auf.

„Bitte, Herr, nehmt den Helm ab, damit ich euch weiter ausziehen kann“, sage ich zaghaft.

Er zieht sich die Kampfhandschuhe von den Händen und weiße, lange gepflegte Hände erscheinen. Dann hebt er sich den Helm vom Kopf.

Ich erschrecke zutiefst: Es ist Thea Sichler!

„Na los!“, befiehlt sie weiter. „Mach schon!“

Ich ziehe ihr das Hemd über den Kopf und voluminöse weiße Brüste fallen auf den Oberkörper. Als ich ihr die lange Unterhose herunterziehe, sehe ich einen riesigen dunklen Haarbusch, der zwischen ihren Lenden wie ein wilder Urwald hochwächst. Sie löst die Haarknoten und schüttelt ihren Schopf locker.

„Zieh dich aus!“, lautet der nächste Befehl.

„Komm jetzt in die Badewanne“, fordert sie dann.

Ehe ich sie abwaschen kann, nimmt sie mir den Schwamm aus der Hand und seift mich von oben bis unten ein. Meinen harten Schwanz behandelt sie mit den Händen, streift wollüstig den Schaft auf und ab, zieht mir die Vorhaut langsam herunter und umfährt die Eichel fest mit den Fingern, dass mir fast die Sinne schwinden. Dann befiehlt sie mir, mich umzudrehen und wäscht mir den Po, was mich völlig elektrisiert. Meine Pospalte ist extrem sensibel, was sie sofort spürt und sie zart reibt und streichelt. Auf einmal spüre ich einen Finger in meiner Rosette. Ich fange vor Erregung an zu stöhnen. Aber es ist nicht nur ein Finger, den ich spüre. Ich habe das Gefühl, dass sie immer mehr Finger in meinen Anus presst. Meine Geilheit steigt und steigt! Obwohl sie meinen Hintern bedient, ist sie vor mir. Ich kann sie nicht berühren, meine Hände sind wie gebunden. Aber ich sehe ihren fettgepolsterten Bauch, die riesigen schwankenden Brüste, deren Warzen mir auf einmal zu wachsen scheinen. Immer größer werden auch ihre weißen Titten, sie nehmen an Umfang und Länge zu, der Bauch wird zu einer Tonne und ihr Haarbusch auf dem Schamberg ringelt sich über ihn hinaus. Die Schenkel sind wahrhafte Röhren. Auf einmal heben sich die Titten und lange Brustwarzen mit geöffneten Milchdrüsen richten sich wie Gewehrläufe auf mich.

Ihre Stimme tönt jetzt metallisch wie aus einem Lautsprecher: „Ich will dich fertigmachen, bis du spritzt! Weißt du, dass ich schon zwei Hände in deiner Rosette habe?“

Ich erschrecke. Trotz aller Lust – das kann doch nicht sein! Ich will vor Angst schreien, denn ich befürchte, dass sie mir den Hintern aufreißt.

Und mit einem Ruck werde ich in Schweiß gebadet wach und brauche eine Weile, bis ich begreife, wo ich bin. Es ist halb fünf Uhr, alles dunkel und still. Was für ein Alptraum! Wie gerädert stehe ich später auf und bin sehr beruhigt, dass ich im Badezimmer allein bin …

2

Der nächste Arbeitstag ist unangenehm. Die Sekretärin teilt mir mit, dass sich Susi krankgemeldet habe. Dann muss ich eine Menge Verwaltungskram erledigen, was mich ziemlich lange aufhält und nicht gerade erheitert.

Aber als ich nach Hause komme, wartet dort ein Päckchen auf mich: Meine letzte Erwerbung auf einer Auktion. Ein Paar honigfarbene Andenkengläser für holländische Touristen aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit eingravierten Burgansichten und Sinnsprüchen auf Niederländisch. Das muss gefeiert werden! Ich platziere die Gläser auf ein Mahagoni-Sideboard, leuchte sie mit einem Strahler an und beginne, unter den Klängen von Vivaldi, ein Steak zu braten.

Am nächsten Abend holen mich meine Eltern ab für den Besuch bei Herrn Hansen. Er residiert in einem großen modernen Haus am Hang mit Blick über den Strom und die Berge. Wir werden von ihm und seiner Frau, einer ausgesprochen liebenswürdigen Dame, sehr freundlich empfangen. Während Hansen selbst sehr jovial und gönnerhaft auftritt, ist sie bei aller Freundlichkeit eher zurückhaltend. Im Gegensatz zu seiner legeren Kleidung, weite Cordhose und dünner Rollkragenpullover, erscheint sie in einem schwarzen Kostüm aus Bleistiftrock und Bolerojacke sowie einer schwarzen Taftbluse, was ihre wohlproportionierte Figur nur wenig versteckt. Zwischen ihren, wie es scheint großen, Brüsten, die sie geschickt durch die dunkle Bluse kaschiert hat, baumelt ein sichtlich kostbarer goldener Anhänger.

„Ich freue mich sehr, Sie kennenzulernen“, sagt sie, nimmt meine Hand mit einem festen Druck und schaut mir direkt in die Augen. „Sie können meinem Mann bestimmt viel erzählen – mit Ihren Kenntnissen!“

Ich wehre bescheiden ab und meine, dass das zu meinem Beruf gehöre.

„Ach was“, meint sie, während sie meine Hand und mich damit noch immer in ihrer Nähe hält. „Sie werden ja sehen!“

Herr Hansen ist mit meinen Eltern bereits im Wohnzimmer, wir kommen nach, so kann ich sie noch etwas beobachten. Ihr starkes Parfüm umweht mich und ihr strahlender Blick hat etwas gleichsam Hypnotisches. Ihr Händedruck war so angenehm, dass ich mich bei dem Wunsch ertappe, mehr von ihrer Haut berühren zu dürfen. Aber da ist etwas, was ich nicht erkennen kann: Sie macht den Eindruck, als würde sie gebremst oder innerlich gefesselt. So wirkt auch ihre Figur: gebändigt, aber in der Tiefe wild; ein besseres Wort fällt mir nicht ein.

Es gibt nur einen kleinen, schlichten Imbiss mit einer Tomatensuppe und einem grünen Salat. Dazu schenkt Herr Hansen allerdings einen vorzüglichen Rotwein aus, dessen Cuvée ich nicht erraten kann.

„Na“, meint er dann mit einem breiten Strahlen, „Sie sind jetzt sicher gespannt auf meine kleine Sammlung, nicht wahr?“

Was bleibt mir anderes übrig, als begeistert zu nicken, sein Understatement ist zu deutlich, als dass nicht zugleich ein sehr deutlicher Stolz herauszuhören ist.

„Dann kommen Sie mal mit, und selbstverständlich“, er wendet sich an meine Eltern, „Sie natürlich auch!“

Wir durchqueren das riesige Wohnzimmer auf dicken Perserteppichen, vorbei an einem Käfig mit einem riesigen Ara, der uns hochmütig von der Seite ansieht, und treten dann durch eine unscheinbare Tür in den Nebenraum.

Herr Hansen berührt einen Schalter, das Licht geht an.

Ich bin beeindruckt.

Gezielt angebrachte Strahler beleuchten die Regale, die vom Boden bis an die Decke reichen und bis auf die Wand mit beiden kleinen, vergitterten Fenster alle Wände bedecken. Hier ist kein Buch jünger als vom Jahr 1800, das ist mir sofort klar. Die Regale sind maßgefertigt, sodass die Abstände zwischen Brettern mit kleineren Büchern an deren Größe angepasst sind, und die größeren Werke ebenfalls entsprechende Regelböden haben.

„Ja“, sagt Herr Hansen, „greifen Sie ruhig zu, schauen Sie alles an, was Sie wollen. Die Ordnung folgt meinen eigenen Vorstellungen und ist nicht einfach eine chronologische oder alphabetische. Das wird Sie als Bibliothekar sicher verwundern.“

„Aber nein“, erwidere ich, „wir haben den meisten Bibliotheken eine Ordnung nach numerus currens. Das heißt, jedes Buch wird in der Reihenfolge des Eingangs eingeordnet. Dafür haben wir den elektronischen Katalog, über den man jeden Titel finden kann.“

„Das weiß ich“, sagt er, „aber Sie haben ja auch immer noch den Standkatalog.“

„Ja, das ist wahr; aber die Kärtchen werden inzwischen langsam, in dem Maße, wie die entsprechenden Titel in den elektronischen Katalog eingearbeitet werden, aus dem Verkehr gezogen.“

„Das ist sehr schade“, meint er, „denn das Blättern macht eigentlich Spaß.“

„Ach, dann sind Sie regelmäßiger Benutzer unseres Hauses?“, frage ich nach.

„Nein, nein“, beeilt er sich schnell hinzuzufügen, „natürlich habe ich schon mal auf dem Weg in die Stadt bei Ihnen Halt gemacht. Aber eigentlich habe ich andere –“

„Schau mal!“, ruft mein Vater, womit Herr Hansen jäh unterbrochen wird, „hier ist ein großes Buch mit Schmetterlingen! So etwas liebe ich ja ungemein!“ Er ist ganz begeistert.

Herr Hansen sagt ruhig, ohne zu meinem Vater und dem Buch hinzuschauen: „Das ist das große Werk von Sibylla Merian von 1705, die Erstausgabe, in Amsterdam gedruckt.“

Und so geht es immer weiter: Wann immer einer von uns ein Buch in die Hand nimmt, sagt Herr Hansen, wo und in welchem Verlag es gedruckt wurde und wer der Autor war. Ich bin mehr und mehr beeindruckt von seinen Kenntnissen. Zumal er, als ich meine Vorliebe für Japonica gestehe, auf Anhieb entsprechende Werke findet. So zum Beispiel das Inselbuch von Benedetto Bordone von 1528 aus Venedig mit der allerersten, noch sehr fantastischen Einzelkarte von Japan, die ich fasziniert betrachte.

Auf einmal ist mir, als ob mich von hinten ein starker Dufthauch umfängt.

„Nicht wahr, das ist ein großartiges Werk“, höre ich Frau Hansens weiche Stimme, die unbemerkt hinter mich getreten war und mir erneut ihr Parfüm wie eine große Stola über die Schultern wirft.

Ich wende mich um und schaue in ihre großen Augen, ihre geschwungenen glänzenden Lippen sind leicht geöffnet.

„Schauen Sie mal“, bemerkt sie, greift über meinen Arm und blättert eine Seite um, „hier diese Karte vom mexikanischen Tenochtitlan, ist das nicht einzigartig und fantastisch?“

Ich nicke stumm. Ich bin nicht nur beeindruckt von dem Buch, das ich hier zum ersten Mal in der Hand halten darf, sondern ich bin fast wie gelähmt durch ihre mehr als nahe, unglaublich dichte Präsenz.

Indessen kennt Herr Hansen keine Ermüdung, erklärt ohne Unterlass und lässt sein Wissen aufleuchten, eine Anekdote folgt auf die nächste.

Schließlich meint seine Frau, indem sie sich von mir abwendet und in die Runde lächelt: „Johann, du strapazierst unsere Gäste aber wirklich ein bisschen zu sehr! Wir haben ja noch einen kleinen Nachtisch vorbereitet. Wenn Sie sich losreißen mögen, das heißt, wenn mein Mann Sie gehen lässt …“ Ihr Lächeln täuscht mich jedoch nicht über den sehr entschiedenen Unterton ihrer Ansage hinweg. Sie schaut Hansen kurz mit einem direkten strengen Blick an.

„Ja, selbstverständlich, meine Liebe“, murmelt er, und an uns gewendet: „Sie müssen entschuldigen. Wenn mich meine Frau nicht losreißt, rede ich die ganze Nacht, nicht wahr, Liebling?“

Wir kehren in den Wohnraum zurück, der Ara dreht uns wieder hochmütig den Rücken zu, und setzen uns an den neu gedeckten Tisch. Ein erfrischender Fruchtsalat bildet einen äußerst angenehmen und anregenden Kontrast zu den alten Werken in ihren originalen Einbänden. Wir fühlen uns wie aus einer anderen Welt zurückgekehrt.

Schließlich meint Herr Hansen zu mir und beugt sich dabei gönnerhaft vor: „Also, wenn Sie gerne möchten und bestimmte Vorlieben haben – besuchen Sie uns doch gern wieder einmal und stöbern Sie nach Herzenslust in meiner Bibliothek! Vielleicht finden Sie noch das eine oder andere Buch, das Sie noch nicht kennen.“

„Sehr gern, Herr Hansen“, sage ich begeistert, „vielen Dank. Das Angebot nehme ich gern an, denn unsere Bibliothek hat zwar auch eine beträchtliche Altdrucksammlung, aber sie ist natürlich mit einer Privatsammlung wie der Ihren überhaupt nicht zu vergleichen.“

Mit dieser Perspektive gehe ich am nächsten Tag in die Bibliothek. Susi ist wieder im Büro, ihr geht es gut. Wir beschließen, nicht nur für unsere Altdruckabteilung zu kämpfen, sondern auch herauszubekommen, wer mit wem zusammen ist. Und vielleicht, wie? In der Mittagspause schmieden wir Pläne, auf welchem Weg wir zum Beispiel Dr. Schmidt und Thea Sichler oder Melanie und Sarah „entlarven“ wollen. Sehr spannend, aber auch noch ziemlich ergebnislos. Damit vergehen die nächsten Tage, wie auch mit einer Sitzung zur Situation über unsere Bestände. Da wir jedoch gut gerüstet sind, kommt es nicht zu der fatalen Entscheidung, die wir befürchtet hatten.

An einem der nächsten Abende rufe ich auch Herrn Hansen an und gehe dann am folgenden Tag nach Dienstschluss zu ihm. Er hat einen Tee gemacht, der in der Bibliothek auf einem Silbertablett steht und weist mit einer Rundum-Geste auf seine Bücher.

„So, lieber Herr …, äh … – oder darf ich Will zu Ihnen sagen?“

Ich nicke natürlich, obwohl mir das etwas schnell geht.

„Fühlen Sie sich wie zu Hause. Wenn Sie etwas Bestimmtes suchen, ich bin meist im Wohnzimmer, muss mich um Charlotte kümmern.“ Er nimmt meinen fragenden Blick wahr und ergänzt grinsend: „Charlotte heißt unser Papagei.“ Dann lässt er mich allein.

Ich schenke mir erst einmal eine Tasse duftenden Tees ein und gehe dann an den Buchreihen entlang. Ich entdecke Montanus und Forsters Reisebeschreibungen und die dickleibige Beschreibung des südlichen Russlands des berühmten Nicolaas Witsen von 1692. Sie greife ich mir als Erstes heraus. In der Tat, ein wunderschönes Buch, das auch die große Kupferstich-Karte enthält. Sie ist zwar nicht extrem rar, aber ein solch schönes Exemplar habe ich noch nicht gesehen. Ich versenke mich in den Text.

Irgendwann kommt Herr Hansen herein und sagt schon von der Tür aus: „Aha, den Witsen haben Sie sich gegriffen! Kann ich verstehen. An dem Werk hat der berühmte Reisende Engelbert Kaempfer mitgearbeitet, ist aber nirgendwo erwähnt.“

Donnerwetter, denke ich, er kennt sich ja wirklich aus.

Dann sprechen wir über Kaempfer, und Hansen zieht die erste, nämlich englische Ausgabe seines Japanwerkes heraus. Ich habe bisher nur die deutsche Ausgabe von 1777 in der Hand gehabt.

Gegen Abend breche ich auf, weil ich noch meinen Meditationskurs habe, den ich ungern verpassen möchte. Zu einem harten Zen-Kurs reicht es leider nicht …

Es folgen eine Reihe von weiteren Abenden oder auch Nachmittagsstunden am Wochenende, wo ich in seiner Bibliothek sitze und lese.

Als ich eines Abends aus dem Büro komme, sehe ich das Telefon blinken; ich höre den Anrufbeantworter ab. Herr Hansen bittet mich um einen Rückruf. Aber dafür ist es zu spät. Ich entscheide mich, ihn morgen Nachmittag anzurufen.

3

Auf meinen Anruf hin meldet sich ein sehr aufgeräumt klingender Herr Hansen.

„Lieber Will“, sagt er, „als wir uns neulich trafen, war für meine Frau und mich die Sache zwar schon klar, aber noch nicht veröffentlichungsreif: Wir wollen in eine neue, etwas geräumigere Wohnung mit einem Aufzug und so weiter ziehen. Sie wissen – das Alter und so, haha! Aber nicht deshalb rufe ich Sie jetzt an. Ich brauche einen zuverlässigen Helfer mit Fingerspitzengefühl und Verstand und nicht irgendeinen Umzugsrambo, der mir meine Bibliothek zu Altpapier verarbeitet.“ Noch weiß ich nicht, worauf er hinauswill. „Ich suche jemanden, der mit alten Büchern umzugehen weiß. Während Ihrer Besuche habe ich Sie beobachtet: Sie sind vorsichtig und behandeln jedes Buch so, wie es das seinem Zustand entsprechend erfordert. Würden Sie meine Bibliothek ein- und am neuen Standort auspacken und aufstellen?“

Ich bin nicht wenig erstaunt und kann erst einmal zwei Sekunden nichts sagen.

Schnell fügt Herrn Hansen hinzu: „Selbstverständlich machen Sie das nicht um Gottes Lohn. Wir vereinbaren ein entsprechendes Honorar, da Sie den Job ja in Ihrer Freizeit machen.“

Nach einigen Nachfragen meinerseits und der Verabredung der Termine sage ich zu. Langsam lege ich auf. Das Honorar ist nicht schlecht und der Umstand, dass ich jedes Buch in die Hand nehmen kann, erfreut mich zusätzlich, weil ich dadurch genauen Einblick in seine Bibliothek bekomme und schneller Bücher finde, die mich interessieren könnten.

Als ich Susi von diesem Angebot erzähle, beglückwünscht sie mich. „Das ist doch eine interessante Aufgabe! Davon musst du mir mal gelegentlich erzählen, ja? Und vielleicht findest du ja das Buch mit der ersten Abbildung eines Dildos!“

Ich lache und winke ab. „Ich glaube, der Hansen ist eher auf der Bildungsseite.“

„Na, hör mal“, wirft sie den Ball zurück, „Bildung? Erotik? Na? Das hängt doch alles zusammen. Du erzählst mir ja ständig von dem Mit- und Ineinander von Technik, Mode, Religion etcetera, und jetzt willst du nicht mal einem unschuldigen Dildo das Recht und die Gnade der frühen Geburt zugestehen?! Sei doch nicht so bigott!“

Dabei ist sie um den Schreibtisch herumgekommen und steht ganz dicht neben mir. Mit einem Mal umarmt sie mich – ich mag das, sie ist einfach zu süß. Ich streiche ihr zart mit dem Fingerrücken über die Wange und will gerade zu einer Antwort ansetzen, da nähern sich Schritte auf dem Flur. Wir fahren auseinander, ich nehme einen Kuli in die Hand und tauche unter den Schreibtisch, Susi entfernt sich drei Schritte. Es klopft.

Dr. Schmidt betritt unser Büro.

„Guten Morgen, liebe Kollegen!“, beginnt er förmlich. „Wir müssen noch einmal einen Termin für die Besprechung der Raumentwicklung der Altdrucke finden.“

Ich tauche wieder auf. Au wei, das hatte ich fast wieder vergessen.

Er zückt seinen Terminkalender, und wir blicken auf unsere Tischkalender.

„Es ist nämlich so“, fährt er mit einem leichten Unterton fort, aus dem ich einen Hauch des Missvergnügens heraushöre, „Frau Dr. Boderich hat gewünscht, an diesem Gespräch teilzunehmen, ihre Termine sind also einzukalkulieren.“

Das ist ja interessant: Die Direktorin will offensichtlich die Diskussion verfolgen.

Corinna Boderich hat meine volle Sympathie. Sie ist gezügelt, ohne förmlich zu wirken, sie hat auf ihre Art eine faszinierende Ausstrahlung: Groß, dunkel, weibliche Formen, die sie durch schicke, aber nicht übertrieben modische Kleidung zur Geltung bringt. Und da ist noch einiges, was sie vorweisen kann: Ein bemerkenswertes Hinterteil, um dessen Größe ich ihren Mann beneide, starke Schenkel, einen straffen Bauch und weiche Brüste, die sich unter Blusen und Tops wie gut aufgegangene runde Kuchen abzeichnen. Ihre vollen Lippen, dunkle Augen und dunkles glattes Haar vervollständigen ihr angenehmes Äußeres. Wir haben ein gutes, konstruktives Verhältnis zueinander, und ich hoffe, das Thema für uns abzuschließen.

Nachdem der Vize unser Büro verlassen hat, schauen Susi und ich uns an.

„Noch drei Wochen, da können wir ja doch das ganze Konzept noch mal überarbeiten, was meinst du, Will?“

Ich nicke zustimmend, nehme aber den anderen Gesprächsfaden auf: „Hör mal, Susi, wir hatten doch ausgemacht, dass wir unsere privaten Spielchen aus dem Büro herauslassen! Beinahe wären wir aufgeflogen.“

„Ooch“, meint sie schnippisch, „nun sei doch nicht so! Okay, das war jetzt knapp, aber ich war so geil auf dich! Geht es dir denn nicht ähnlich?“

Ich nicke zwar, aber sie fährt etwas abgekühlt fort: „Davon merke ich aber wenig!“

„Ich versuche nur, mich in der Öffentlichkeit im Zaum zu halten“, erwidere ich. Susi weiß ja nichts von meinen ausschweifenden Fantasien, und das ist vorerst auch gut so. Ich bin zwar durchaus scharf auf Susi, aber das geht mir jetzt doch etwas weit.

Sie lenkt ein, gibt mir noch ein Küsschen und meint augenzwinkernd: „Na gut, das versteh ich ja – es ist ja vor allem vor dem Hintergrund der anderen turtelnden Kollegen auch besser so.“

Und damit wenden wir uns wieder unserer Arbeit zu.

Ein paar Tage später stelle ich mich bei Herrn Hansen in Jeans und altem Hemd ein. In der Bibliothek liegen schon Berge von gefalteten Umzugskartons und stapelweise Blasenfolie und Seidenpapier. Wir treffen noch ein paar Absprachen und dann lässt mich Herr Hansen allein, weil er, wie er sagt, seiner Frau helfen und mir nicht im Weg stehen soll. Frau Hansen kommt einmal herein, den Umständen angemessen in Jeans und bunter Bluse und bringt mir einen Tee. Wieder erregt sie mich, wenn sie so dicht bei mir steht, ihr eindringliches Parfüm und ein Blick, der zwischen Verlangen und Kühle schwankt.

Ich klappe die ersten Kartons auf und fange mit kleinen Büchern an. Sofort wird mir klar, warum Herr Hansen keinen „Umzugsrambo“ haben wollte: Ich muss immer wieder entscheiden, ob ich Bücher einzeln oder zu mehreren verpacke, ob in Folie oder Papier. Überhaupt stellt sich das Packen der Kartons als eine Art höheres Tetris dar: Die Bücher dürfen weder geklemmt werden noch sich bewegen. Nach zwei Stunden sehe ich, dass ich auf jeden Fall mindestens noch morgen weitermachen muss.

Guten Mutes trete ich also auch am kommenden Nachmittag an. Wie gestern bekomme ich eine schöne Kanne Tee mit Keksen und gönne mir eine Pause. Gedankenverloren blättere ich noch eine Zeitlang in einem Buch.

Mit einem Male höre ich eine Kirchenglocke und blicke auf die Uhr: Es ist schon sechs Uhr und draußen dunkel, was ich über der intensiven Arbeit nicht bemerkt habe.