Crystal Meth - Maik Baumgärtner - E-Book

Crystal Meth E-Book

Maik Baumgärtner

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Beschreibung

Kristallines Methamphetamin, besser bekannt unter dem Namen Crystal Meth, bestimmt seit mehreren Jahren die Schlagzeilen und politischen Debatten, wenn es um die Verbreitung harter Drogen geht. Von Tschechien aus hat die Droge den Markt der Nachbarländer erobert. Billig und einfach zu haben ist sie zum Alltagsbegleiter vieler geworden. Mit Crystal kann man das Wochenende durchfeiern, Prüfungsstress meistern, die Leistungsbereitschaft und sexuelle Lust steigern – während das Verlangen nach dem Stoff beständig wächst. Bis der Zusammenbruch folgt.


Wer sind die Konsumenten? Und wer profi tiert von deren Sucht? Die Autoren begeben sich gemeinsam mit Ermittlern von Zoll und Polizei auf Spurensuche in Deutschland, Österreich und Tschechien und vermitteln Einblick in die Szene von Dealern und Produzenten. Sie gehen zugleich der Frage nach, wie auf die erschreckende Entwicklung reagiert wird.

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Maik Baumgärtner, Mario Born, Bastian Pauly

CRYSTAL METH

Maik Baumgärtner, Mario Born, Bastian Pauly

CRYSTAL METH

Produzenten | Dealer | Ermittler

Ch. Links Verlag

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.

1. Auflage, Juli 2015 (entspricht der 1. Druckauflage von April 2015) © Christoph Links Verlag GmbH Schönhauser Allee 36, 10435 Berlin, Tel.: (030) 44 02 32-0www.christoph-links-verlag.de; [email protected] Umschlaggestaltung unter Verwendung eines Crystal-Meth-Fotos von Maik Baumgärtner

Inhalt

Einleitung: Crystal Meth – Viele Schlagzeilen, kaum Informationen

Historische Höhenflüge – Von Nazis, Sportlern und Oppositionellen

Geheimnisvolle Mittel vom »Reichsspritzenmeister«

»Pervitin« – Der Treibstoff für die Blitzkriege

Auf Missbrauch folgt Sucht

Schmierstoff für Heldensagen

»Tscheko«

Verbreitung – Spuren eines globalen Siegeszugs

Wachsende Funde und enorme Preisspannen

Kokain des kleinen Mannes

Produzenten und Dealer – Die Profiteure der Sucht

Tschechien – Europas führende Exportnation

Wie der Stoff über die Grenze kommt

Kristalle aus dem Netz

Neonazis im Drogengeschäft

Hoch gehandelte Rohstoffe

Kiloweise Stoff aus dem Heimlabor

Unbeachtete Umweltschäden

Konsumenten – Die bunte Welt von Akademikern, Angestellten und Arbeitslosen

Die leitende Angestellte: »Drogen sind zum Feiern da«

Die Studentin: »Es hilft mir, das alles durchzustehen«

Der Schulabbrecher: »Irgendwann bin ich erwachsen«

Der Unternehmer: »Manchmal will ich einfach nicht funktionieren«

Der Pionier: »Jetzt kaufe ich halt überteuert im Knast«

Der Akademiker: »Ich war der Droge verfallen«

Der Schichtarbeiter: »Entweder du bringst Leistung, oder du bist arbeitslos«

Der Alte und das Mädchen: »Der Sex war der Hammer«

Der Soldat: »Manche Tage laufen wie hinter Milchglas an mir vorbei«

Der Gangsta-Rapper: »… wo Müllmänner deine Drogenleiche bergen«

Ermittler – Polizei und Zoll im Dauereinsatz

Kampf vieler Behörden

Die unterschätzten Zollfahnder

Tschechien an der »Piko«-Front

Der schwierige Alltag deutscher Polizisten

Österreich – Ein Problem, unterschiedliche Sichtweisen

Prävention und Therapie – Drogenberater, Mediziner und Sozialarbeiter gegen die Sucht

Tschechiens belastendes Erbe

Bewährungsprobe für Deutschlands Suchthilfesystem

Steigender Hilfebedarf in Österreich

Crystal Meth in den USA

Millionen Konsumenten – Millionenschaden

Laboraltlasten im Eigenheim

Fehlschläge und Etappenerfolge

Prominente, Künstler und Idole – Crystal im Spiegel des Kulturbetriebs

»Breaking Bad« – Walter Whites blaue Kristalle

Drogencocktails der High Society

Musik als Therapie

»Kein Schlaf, kein Hunger und kein Appetit«

Skandalträchtige Bewegtbilder

Väterchen Meth in Prag

Zurück in die Zukunft – Der Romanklassiker »Memento«

Epilog

Anhang

Anmerkungen

Literatur

Dank

Zu den Autoren

Einleitung: Crystal Meth – Viele Schlagzeilen, kaum Informationen

Im Blätterwald rauscht es, im Netz nehmen die Klickzahlen zu. Zeitungen, Magazine und Online-Medien überbieten sich mit Superlativen wie »Crystal-Monster«, »Todesdroge« und »Teufelszeug«, wenn von der chemischen Verbindung N-Methylamphetamin die Rede ist – besser bekannt als die synthetische Droge Crystal Meth. Die Nachrichtenlage gibt Anlass zur Sorge: immer mehr Stoff, immer mehr Dealer und immer mehr Junkies. Doch im journalistischen Eifer geht schnell die Genauigkeit verloren. Unter der Schlagzeile »Crystal Meth erreicht Stuttgart« berichteten die Stuttgarter Nachrichten etwa über ein vermeintlich rosa oder blau gefärbtes Pulver1 – dabei handelt es sich bei Crystal Meth in Reinform um farblose Kristalle. Was hinter ihnen steckt, geht allzu oft unter. Wer sind die Konsumenten? Welche Geschäfte machen Produzenten und Dealer? Welchen Kampf müssen die Ermittler bei Zoll, Polizei und Justiz ausfechten? Dieses Buch soll Antworten geben.

Effektiver Muntermacher mit gefährlichen Nebenwirkungen

Crystal Meth gehört zur Gruppe der Amphetamine – wie Ecstasy und Speed. Der Unterschied zu diesen Partydrogen liegt in dem besonderen Wirkstoff Methamphetamin – oder kurz: Meth. Er versetzt den Körper auf besonders effektive Weise in einen Alarmzustand: Die Nervenzellen im Gehirn schütten verstärkt die Stresshormone Dopamin und Noradrenalin aus, im Körper wird Adrenalin freigesetzt. Die Stimmung hellt sich auf – je nach Dosis bis zu einem Tag, manchmal sogar noch länger. Crystal regt Stoffwechsel und Atmung an. Blutdruck und Körpertemperatur nehmen zu. Es kommt zur Steigerung der Leistungsbereitschaft und der sexuellen Lust. Konsumenten berichten von erhöhter Ausdauer beim Sex und von Spaß an eintönigen Tätigkeiten (»festgehen«). Zugleich lässt die Droge Hunger, Durst, Schmerz und Müdigkeit vergessen. Die Hemmschwelle sinkt, und die Risikobereitschaft steigt.

Crystal ist ein Dopingmittel fürs Gehirn: Kurzfristig mobilisiert der Körper seine Kraftreserven – langfristig droht der Zusammenbruch. Im Vergleich zu anderen Stimulanzien wie Kokain und klassischen Amphetaminen ist die aufputschende Wirkung um ein Vielfaches länger und intensiver. Mögliche kurzfristige Nebenwirkungen sind Zittern, Unruhe und Nervosität. Die anfängliche Aufmerksamkeit kann durch die verstärkte Wahrnehmung jeglicher Umwelteinflüsse in Konzentrationsschwäche umschlagen. Binnen kurzer Zeit entwickelt der Körper eine Toleranz und verlangt nach höheren Dosen. Das Risiko einer psychischen Abhängigkeit ist vergleichsweise hoch. Schon einmaliger Konsum führt mitunter zu Wahnvorstellungen und Halluzinationen.

Bei dauerhafter Einnahme drohen massive Schädigungen wie chronische Unruhe, anhaltende Sinnestäuschungen und Angstzustände sowie der wachsende Missbrauch dämpfender Substanzen wie Alkohol und Cannabis. Die Fähigkeit des Nervensystems, Dopamin, Noradrenalin und Adrenalin zu produzieren, nimmt ab. Statt Freude oder Lust empfinden Risikokonsumenten im äußersten Fall nur noch Gleichgültigkeit (Anhedonie). Das Absterben von Nervenzellen bewirkt eine nachlassende Gedächtnisleistung.

Auch äußerlich macht sich die körperliche Auszehrung bemerkbar. Auffällig sind Gewichtsverlust, Hautentzündungen (Pickel) und das Immunversagen im Zahnbereich: Aufgrund des geschwächten Abwehrsystems, Vitamin- und Mineralstoffmangels und der gedrosselten Speichelproduktion im Mund breiten sich Keime aus, die Folgen sind Karies und Parodontose.

Zum Schniefen, Rauchen und Spritzen

In Salzform erinnert Methamphetamin an Glassplitter oder groben Zucker – daher die Bezeichnung »Crystal«. Die Kristalle sind durchsichtig oder schimmern je nach Reinheitsgrad milchig bis hellbraun. In dieser Form lässt sich Crystal ähnlich wie Crack in einer Pfeife rauchen. Zu Pulver zerkleinert, werden die Kristalle auch geschnupft beziehungsweise geschluckt oder in einer Flüssigkeit aufgelöst und injiziert. Das Schnupfen ist hierzulande am geläufigsten. Dabei wird das aus den zerstoßenen Kristallen entstandene Pulver etwa mithilfe eines gerollten Geldscheins oder eines Schnupfröhrchens durch die Nase gezogen. Eine andere Variante ist das »Blecheln«: Die Kristalle werden auf einer Alufolie erhitzt und die dabei entstehenden Dämpfe inhaliert. Der intravenöse Konsum gilt hingegen als selten und ist allenfalls in bestimmten Subkulturen wie der Homosexuellen-Szene in westlichen Metropolen verbreitet.

So viel Crystal wie niemals zuvor

In Deutschland und Österreich wachsen Handel und Konsum massiv an. Unter Drogeneinsteigern spielt Crystal Meth eine immer größere Rolle. 2013 zählte die Polizei in Deutschland 2736 Crystal-Erstkonsumenten, was einem Zuwachs von 7,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Immer mehr Abhängige suchen Rat bei professionellen Suchthelfern. Drogenberater und Therapeuten warnen vor einer völlig neuen Entwicklung, denn Crystal spricht eine so breite Zielgruppe an wie keine andere gefährliche Droge zuvor. So vielfältig wie die Nutzer sind auch die Konsummuster – ob in der Disco, im Hörsaal oder an der Werkbank. Die Droge hat mittlerweile sogar den Bundestag erreicht: Im Juli 2014 gestand der SPD-Politiker Michael Hartmann, in einer Lebenskrise zu Crystal gegriffen zu haben.

Gleichzeitig gehen Zoll und Polizei immer mehr Schmuggler ins Netz. Auch die beschlagnahmten Mengen nehmen zu. Manchmal müssen die Beamten sogar gegen ihre eigenen Kollegen ermitteln. So sollen drei Bundespolizisten aus dem sächsischen Klingenthal über einen Zeitraum von anderthalb Jahren in 38 Fällen jeweils zwischen 4 und 6 Gramm Crystal über die Grenze geschmuggelt haben.2

Tschechien ist mit 34 200 Crystal-Abhängigen Europas Brennpunkt. Die Droge ist dort seit den 70er Jahren unter den Namen »Piko« und »Pervitin« im Umlauf. Die Produktionskapazitäten der tschechischen Labore und Küchen, die den überwiegenden Großteil des mittel- und osteuropäischen Marktes beliefern, liegen schätzungsweise bei mehreren Tonnen pro Jahr. Im Grenzraum bieten Schwarzmarkthändler das Crystal für 25 bis 30 Euro pro Gramm an, wobei je nach Gewöhnung schon 5 bis 25 Milligramm für einen Rausch ausreichen. Der vergleichsweise äußerst günstige Verkaufspreis erklärt die große Popularität von Crystal im Grenzraum. Doch selbst in entfernten Regionen mit drei- bis viermal höheren Straßenpreisen wächst die Nachfrage.

Eine Droge mit Tradition

Crystal Meth ist eine vollsynthetische Droge, die sich einfach, schnell und billig herstellen lässt. Als Grundstoffe für die Methamphetamin-Herstellung dienen Ephedrin und verwandte Verbindungen wie Pseudo- und Chlorephedrin. Das pflanzliche Ephedrin steigert den Blutdruck und hemmt den Appetit. Es ist in Arzneimitteln gegen Bronchitis und Asthma oder niedrigen Blutdruck enthalten. Pseudoephedrin findet sich etwa in rezeptfrei erhältlichen Erkältungsmitteln.

Für die Produzenten ist das Geschäft lukrativ. Crystal-Hersteller gewinnen die Stoffe entweder aus Medikamenten oder zweigen diese im großen Stil aus der chemischen Industrie ab. 2008 offenbarte der Präsident des tschechischen Pharmaverbandes Stanislav Havlíček, dass »mehr als 80 Prozent der verkauften Erkältungsmittel in Tschechien für die illegale »Pervitin«-Produktion verwendet werden«.3 Methamphetamin war seinerseits jahrzehntelang als Arzneimittel auf dem Markt. Der deutsche Pharmahersteller Temmler hatte die Tabletten in den 1930er Jahren entwickelt und unter dem Markennamen »Pervitin« verkauft. Im Zweiten Weltkrieg setzte die Wehrmacht das Medikament millionenfach ein, um Soldaten aufzuputschen. Die damalige Popularität führte dazu, dass »Pervitin«-Abhängigkeit in der Nachkriegszeit ein weitverbreitetes Phänomen war. Auch der Spitzensport missbrauchte das Medikament. Bis in die 60er und 70er Jahre galt es als effektives Dopingmittel.

Methamphetamin ist keine rein europäische Erscheinung. Weltweit ist die Substanz unter verschiedenen Bezeichnungen als Droge bekannt: als »Meth« und (bei schlechter Qualität) »Crank« in den USA, als »Tik« in Südafrika und »Yaba« oder »Shabu« im asiatisch-pazifischen Raum. Weitere international gängige Namen sind »Tina«, »Perlik«, »Ice«, »Shard« und »Glass«.

Auf den Besitz und Handel stehen in Deutschland die im Betäubungsmittelgesetz des Bundes festgelegten Strafen. Die Höhe ist abhängig von der sichergestellten Menge. Wird der Grenzwert einer »nicht geringen Menge« überschritten, drohen Gefängnisstrafen von einem bis zu 15 Jahren. Nach einem Urteil des 2. Strafsenats des Bundesgerichtshofes in Karlsruhe vom 3. Dezember 2008 gelten als Grenzwerte 5 Gramm für flüssiges und 6,223 Gramm für kristallines Methamphetamin, bei jeweils höchster Reinheitsstufe. In Österreich ist die Rechtspraxis ungleich liberaler. Staatsanwaltschaften und Gerichte prüfen im Einzelfall, bei welchen Mengen Geld- oder Haftstrafen verhängt werden. Der in der Grenzmengenverordnung festgelegte Wert von 10 Gramm reinen Methamphetamins dient lediglich als Orientierung.

Konsumenten in der kriminellen Abwärtsspirale

Das Problem des Crystal-Konsums lässt sich nicht auf eine einfache Formel herunterbrechen. Innerhalb Deutschlands und Österreichs gibt es große Unterschiede: Während ein Großteil der Bundesländer wie Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern bislang nur moderat wachsende Fallzahlen verzeichnen, sehen Behörden in der Grenzregion zu Tschechien Crystal als flächendeckendes Problem. Das zeigt der Brennpunkt Sachsen, wo die Droge sowohl ländliche Regionen als auch die Ballungszentren erreicht hat. So vergeht in der 500 000-Einwohner-Stadt Leipzig kaum eine Woche, ohne dass vor dem Amts- oder Landgericht ein Prozess wegen eines Crystal-Deliktes stattfindet. Wie Justizkreise berichten, hat die Droge in der lokalen Szene Heroin den Rang abgelaufen. Außerdem sollen Beschaffungs- und Begleitdelikte wie Gewaltstraftaten spürbar zugenommen haben.

Für die Abhängigen zieht Crystal unweigerlich einen Bruch in der Biographie nach sich. Weder physisch noch psychisch sind sie in der Lage, einer geregelten Arbeit nachzugehen und am sozialen Leben teilzuhaben. Ohne regelmäßiges Einkommen droht die kriminelle Abwärtsspirale. In der Folge stehen die Süchtigen wegen kleinerer Vergehen wie Schwarzfahren oder Diebstahl immer wieder vor Gericht. Letztlich führt dieser Weg für viele Abhängige zwangsläufig ins Gefängnis. Dort beginnt für sie eine neue Tortur – denn Plätze für eine Therapie sind stark begrenzt.

In den zehn sächsischen Gefängnissen zeigten im Sommer 2013 nach Angaben des Justizministeriums 600 Häftlinge Anzeichen eines problematischen Crystal-Konsums. Allein im Jahr 2012 fielen den sächsischen Justizvollzugsbeamten 147 Gramm der Droge in die Hände.

Die Haftanstalten berichten von erheblichen körperlichen und psychischen Auffälligkeiten wie Verwahrlosung, Gereiztheit und erhöhter Neigung zu verbaler Aggression. Als Reaktion wurde im Juni 2014 in der Justizvollzugsanstalt Zeithain eine Therapiestation mit 20 Plätzen speziell für Crystal- Abhängige eingerichtet.

Millionenschäden in den Kommunen

Wie dramatisch die gesellschaftlichen Folgen des wachsenden Konsums sind, wird erst im Detail deutlich. Dietmar Schneider ist einer, der genau hinschaut. Für den Leiter der Abteilung Kinder-, Jugend- und Familienhilfe im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge ist Crystal ein großes Thema. Auf halber Strecke zwischen Dresden und der tschechischen Grenze gelegen, wirbt die Kreisstadt Pirna als »Tor zur Sächsischen Schweiz« um Touristen. »Wir sind Grenzkreis und auch noch der mit der höchsten Zahl an traditionellen Grenzübergängen, die zu Fuß passierbar sind«, erzählt Dietmar Schneider. Mit Blick auf Crystal ist ihm der rege Grenzverkehr ein Grauen. Die Droge sei ständig verfügbar, »das ist ein Riesenproblem«. Dem Landkreis kommt das teuer zu stehen, seit fünf Jahren steigen die Ausgaben für die Jugendhilfe. Anfangs hatte sich Dietmar Schneider darüber nur gewundert, schließlich veranlasste er eine behördeninterne Studie. Das Ergebnis schockierte ihn. »Bei den Sozialausgaben kostet uns Crystal jedes Jahr mindestens drei Millionen Euro zusätzlich«, berichtet Schneider. Allein im ersten Halbjahr 2014 musste das Jugendamt 26 Kinder in Obhut nehmen, weil ihre Eltern der Droge verfallen waren. Schneider rechnet vor: Ein Heimplatz kostet seinen Landkreis jeden Monat 3750 Euro. Hochgerechnet auf das Jahr sind das 1,17 Millionen Euro. Auch im Bereich der Familienhilfe muss Schneiders Behörde draufzahlen. Ihn treibe das um, Abstriche würde er aber niemals machen wollen. »Wir kümmern uns«, versichert der Behördenchef. Über die Dimensionen des Problems macht er sich keine Illusionen. »Es zieht sich durch alle Schichten, betrifft Männer und Frauen – es gibt hier keine Unterschiede.«

Historische Höhenflüge – Von Nazis, Sportlern und Oppositionellen

Ohne morgendliche Spritze kam der Diktator nicht in Tritt. Nahezu täglich hing Adolf Hitler an der Nadel. Sein Leibarzt hatte ihm diese sonderliche Kur verordnet. Dr. Theodor Morell genoss beim selbsternannten Führer höchstes Ansehen. »Doktorchen«, sagte Hitler einmal, »ich freue mich ja so, wenn Sie morgens kommen!«4 Der Cocktail, den Morell in die Venen des Diktators injizierte, hatte seine Wirkung. Schlagartig verflüchtigte sich jede Müdigkeit, kaum dass der hoch geschätzte Leibarzt sein Werk verrichtet hatte.

Geheimnisvolle Mittel vom »Reichsspritzenmeister«

Bis heute ist es ein Rätsel geblieben, welche Mittelchen Morell dem Diktator im Einzelnen verabreichte. In Nazi-Kreisen galt der Hitler-Arzt, der nach der »Machtergreifung« schnell Karriere zu machen wusste, wahlweise als Wunderheiler oder Kurpfuscher. So verspottete Luftwaffen-Chef Hermann Göring, der selbst morphiumsüchtig war, Morell insgeheim als »Reichsspritzenmeister«. In den Ampullen für Hitler, beteuerte Morell später, habe sich »Vitamultin A« befunden, ein vitaminreiches Präparat, das der Leibarzt aus den Hamma- Werken bezog, an denen er beteiligt war.

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