Darius - Meine Sünde - Gigi Martin - E-Book

Darius - Meine Sünde E-Book

Gigi Martin

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Beschreibung

Eine Herrin, die ihren Sklaven züchtigt, eine junge Frau, die ihre lesbische Neigung entdeckt und eine Hausfrau mit Sexfantasien. Das sind nur drei von 11 erotischen Erzählungen, in denen jede sexuelle Fantasie erfüllt wird. Provokant, detailliert und besonders für Freunde der SM-Szene zu empfehlen.

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Darius – meine Sünde

11 erotische Erzählungen

Inhalt:

Noemi

Sie wollte der Armut in Mexiko entkommen. Es gelang ihr, indem sie einen Polizisten zu ihrem Sklaven machte …

Sie waren aus einem Ei

Spiele am Marterpfahl. Sie enden nicht ungestraft …

Die neun Leben des Hieronymus B. als Sklave

Eine Wandlung zur Verwandlung …

Imaginationen

Sie lebte ihre eigene Imagination, die Realität wurde …

Wenn Träume streicheln

Das geheime Leben einer amerikanischen Hausfrau …

Darius – Meine Sünde

Ein Fußsklave …

Diese schwarze Sonne

Gloria war eine Herrin, die sich für ihre Dienste bezahlen ließ. Samuel diente ihr mit Leidenschaft. Sein Leben als Sklave bestand aus einer Woche der Seligkeit …

Dominieren war ihre Domäne

Ein Lesebuch zur korrekten Erziehung eines Sklaven …

Im Land des Salzes

Marlene und Inez sind ein lesbisches Paar, das in der S/M Szene Erfüllung findet …

Tournez Sol

Susanne macht ihre masochistische Veranlagung zu Geld

Sie heiratet ihren Gebieter. Aber sie scheitert …

Blütenschnee

Sie arbeiten gemeinsam in einem Apartment als Domina UND Sklavin …

Noemi

Sie setzte sich an ihren Schminktisch. Es war fünf Uhr nachmittags. Raymond würde nicht vor sechs Zuhause sein. Sie hatte Zeit, sich in Ruhe zurechtzumachen. Sie trug porzellanfarbigen Teint auf und betonte die Wangenknochen mit einem schwarzen Cajalstift und zog ihn am äußeren Rand zu einem Vogelblick hoch, der ihr etwas dämonisches gab. Sie wiederholte den Vorgang bei dem anderen Auge. Sie schminkte die Lippen blutrot und hob sie durch eine schwarze Umrandung hervor. Dann lackierte sie ihre extrem langen Fingernägel feuerfarben.

Sie zog ihre Korsage aus schwarzem Leder an und einen dazupassenden geschlitzten Rock. Dann streifte sie die langen Stulpenstiefel über wie eine zweite Haut. Sie betrachtete sich mit einem lauernden Blick im Spiegel und band ihre glatten dunklen Haare zusammen. Darüber stülpte sie die Perücke aus rotblonden Locken. Sie besprühte sich mit Mystère, ihrem Lieblingsparfum. Dann stand sie auf und ging zum Fenster. Das Appartement lag an der Santa Monica Beach, zwischen vornehmen Hotels und eleganten Restaurants. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite war ein Park. Er zog sich den ganzen Strand entlang bis zum Hafen. Eine große Zahl von Obdachlosen bevölkerte den Rasen, der vertrocknet und grau war vom salzigen Pacific Wind. Sie lagen einzeln oder in Grippen in ihre abgerissene Kleidung gewickelt. Viele hatten ihre Habe in Einkaufswagen vom Supermarkt, es war ihr rollendes Zuhause. Manchmal waren Hunde daran gekettet. Zwei Veteranen in Rollstühlen gingen drohend mit Krücken aufeinander los. Eine alte Frau hockte gegen einen Baum gelehnt, in der Hand eine Doppelleine, an der zwei kleine Katzen nach Tulpen jagten. Sie nahmen es nicht zur Kenntnis, dass sie angeleint waren. Vielleicht störte es sie nicht einmal, Fesseln zu tragen. Die alte Frau wickelte ihr Sandwich aus einer braunen Papiertüte. Die Katzen sprangen herbei. Sie klappte das Sandwich auf. Die Kleinen fraßen den Schinken herunter und leckten die Butter ab. Die Alte aß das trockene Brot. Nicht weit von ihr entfernt saß ein junger Mann. Er hatte ein Hundebaby in seiner zerrissenen Jacke und wiegte es in den Schlaf. Die Schäferhündin saß neben ihm und sah aufmerksam zu. Eine hochschwangere Frau lag im Graß und sah in den Himmel. Ein vierschrötiger glatzköpfiger Mann in einer Motorradkluft ging vorbei. Er blieb stehen und spuckte aus. Er sah aus wie einer, der Babys am liebsten aus dem Bauch treten würde, um die Abtreibungskosten zu sparen. Sie werdende Mutter war so weit weg, dass sie nichts von dem Vorfall bemerkt hatte.

Das warme Klima der Südküste zog all die homeless people an, aus Städten wie New York, Detroit und Philadelphia, die aus ihren Wohnungen vertrieben worden waren, weil sie arbeitslos und ohne Unterstützung, die immer teuere werdenden Mieten nicht mehr bezahlen konnten. Es gab sogar Familien mit Kindern darunter. Da die Temperaturen hier auch im Winter nachts nur um einige Grad sanken, genügte ein Schlafsack unter freiem Himmel.

Noemi konnte von ihrem Fenster aus auf all das Elend herabsehen. Bald würde die frühe Dunkelheit der Wüste hereinbrechen. Sie würde die Not dort unten zudecken, denn der Lichterglanz der anderen Straßenseite strahlte nicht bis hinüber zum Strand. In Santa Monica waren die Obdachlosen widerwillig geduldet, solange sie nicht randalierten, stahlen oder Passanten belästigten. Keiner tat das hier, sie waren alle am Ende. Sie bettelten nicht einmal mehr, wie anderswo.

Noemi lebte nun schon seit zehn Jahren hier, aber sie hatte sich nie an den Anblick dieser Menschen gewöhnen können. Zu sehr erinnerte er sie an frühere Zeiten. Sie war in Mexiko geboren, der kleinen schmutzigen Grenzstadt Tijuana, in der Nähe von San Ysidro. Ihre Mutter war Mexikanerin, der Vater gestrandeter Amerikaner. Als kleines Kind hatte sie mit ihren Geschwistern und ihrer Mutter am Straßenrand gesessen. Die Mutter hatte ihre Ware vor sich ausgebreitet, Silberschmuck, Souvenirs, Handgewebtes, Ponchos, Lederwaren. Es war das, was auch die anderen Frauen anboten, die ganze lange Strasse entlang, und die nächsten Straßen und wieder die nächsten. Die Frauen sahen mit stoischen Gesichtern vor sich hin und warteten auf Touristen, von morgens bis in die Nacht. Dazwischen spielten die Kinder. Einige Frauen hatten Babys, die gestillt wurden. Die Männer lehnten an der Mauer, es schien, als ob sie schliefen. Durch die schmutzigen Straßen ratterten Autos, die kurz vor dem zusammenbrechen waren. Es gab aber auch Mulis, in allen Farben, sogar Schimmel. Einigen waren wie Zebras gestreift, dass man den Verdacht haben konnte, jemand hätte die Maultiere so angepinselt.

Noemi und ihren Geschwistern ging es verhältnismäßig gut, denn sie waren ja eine Familie. Es gab aber auch viele alleingelassene Kinder hier, deren Eltern sich nicht um sie kümmerten. Sie hockten auf dem Boden vor den Gattern, die Mexiko von den USA trennten. Ein ständiger Strom von amerikanischen Touristen bewegte sich über die Grenze zurück Sie hatten hier billig eingekauft und kehrten heim, bepackt wie die Mulis. Zwischen den tausenden herumtrampelnden Schuhsohlen saßen kleine Kinder, die sangen oder Mundharmonika spielten. Sie hielten nicht die Hände auf, um zu betteln. Häufig geschah es, dass sie getreten wurden. Dann rannen Tränen an ihren traurigen Gesichtern herab, aber sie schwiegen.

Als Noemi sechzehn war, hatte sie ihre Familie verlassen. Es war ihr gelungen, nach Palm Springs zu kommen. Anfangs hatte sie dort im Haushalt gearbeitet. Zwei Jahre später bekam sie einen Job in einer Boutique. So hatte sie auch Raymond kennen gelernt, der dort seinen Urlaub verbrachte. Er war zehn Jahre älter als Noemi und bereits zweimal geschieden. Er sprach nie über seine früheren Ehen, und sie fragte ihn nicht danach. Raymond war für Recht und Ordnung zuständig. Früher war er nur Streifenpolizist gewesen. Er hatte sich ganz nach oben gearbeitet, zum Schreibtischtäter. Er liebte und verehrte Noemi. Sie verachtete ihn. Sie verachtete ihn täglich mehr. Es verging kaum eine Minute, in der sie nicht darüber nachdachte, wie sie ihren Hass auf Raymond befriedigen konnte.

Sie hatte ihn zu ihrem Sklaven gemacht. Aber die Schwierigkeit, einen Sklaven zu bestrafen bestand darin, dass er es immer wieder erreichte, sich durch die Bestrafung Genuss zu verschaffen. Beachtete Noemi ihn nicht, wenn er nach Hause kam, bereitete ihm dies lustvolle Seelenpein. Beschimpfte und schlug sie ihn, genoss er es. Entzog sie sich ihm durch ihre Abwesenheit, litt er selige Qualen. Es gab eine einzige Möglichkeit, die ihn hindern würde, Qual in List zu verwandeln, aber zu der war Noemi nicht fähig, denn sie hasste Raymond zu sehr. Wenn sie sich dazu überwinden würde, ihm mit Liebe und Zärtlichkeit entgegen zu treten, wäre sein Dasein als Sklave ausgeträumt. Aber sie entdeckte schnell seine Demut, seine Andersartigkeit. Diese kam ihr gerade recht.

In Palm Springs hatte es kein Elend gegeben. Den Obdachlosen war der Aufenthalt hier verboten. Und so herrschten nur Eleganz und Reichtum in diesem ehemaligen indianischen Wüstendorf, in dem einen die Hitze ansprang wie ein Tiger auf Beutejagd. Noemi hatte sich damals endlich ein eigenes winziges Appartement leisten können. Es war im Verhältnis zu anderen Wohnungen billig, dafür aber ziemlich heruntergekommen. Es gab eine kleine Kochnische, ein Duschbad und ein Zimmer mit eingebauten schränken. Außer einer Couch, Sessel, Tisch, und Regalen besaß Noemi keine Möbel. Da sie dafür ihr ganzes Erspartes ausgegeben hatte, konnte sie sich keinen Handwerker leisten. Und sie selbst hatte in praktischen Dingen zwei linke Hände. Zum ersten Mal tat es ihr leid, keinen Freund zu haben, der ihr hätte helfen können.

Einen Tag, nachdem sie in ihr Appartement eingezogen war, betrat Raymond die Boutique, in der Noemi arbeitete. Es gab hier nur exklusive Herren Mode. Raymond sah sich hilflos im Geschäft um. Nach einer Weile trat Noemi zu ihm.

„Hey, how are you?“

„Fine, thanks,“ sagte er.

„Can I help you?“

Raymond sah sich unsicher lächelnd im Geschäft um. „Also, eigentlich suche ich … Naja, vielleicht möchte ich ein Hemd kaufen.“

Noemi sah ihn prüfend und mit einem selbstsicheren Lächeln an. „Und was suchen Sie in Wirklichkeit?“

„Um … also um ehrlich zu sein, Unterwäsche. Ich bin im Urlaub hier, und ich habe zu wenig eingepackt.“

„Das haben wir gleich“, sagte Noemi und zog mehrere Kartons aus dem Regal. „Bevorzugen Sie amerikanische oder französische Marken?“

„Ist, eh … mir egal.“

„Wir haben sehr schöne Bermudas, aber ich denke nicht, dass das Ihr Geschmack ist. Und hier sind Slips, die gern von Sportlern getragen werden. Ich könnte mir vorstellen, dass das eher zu Ihnen passt.“

„Ja, die nehme ich,“ sagte Raymond mit einem Lächeln der Erleichterung.

„Wie viele möchten Sie haben?“

„Geben Sie mir bitte drei Slips.“

„Okay,“ sagte Noemi und warf einen prüfenden Blick auf seine Hose. „Small dürfte das richtige für Sie sein.“

Sie ignorierte die Tatsache, dass sich sein Gesicht mit brennender Röte überzog und ging zur Kasse.

Als sie gegen neun Uhr abends die Boutique verließ, hatte sie noch keine Lust dazu, nach Hause zu gehen, denn dort erwartete sie ein Chaos von unausgepackten Koffern und Kartons. Sie ging ins Hyatt Regency, das schräg gegenüber lag., Gläserne Fahrstühle glitten lautlos zu den Etagen. Es gab großzügig angelegte Inseln mit Pflanzen und Blumen wie Strelizien und Bromelien. Monumentale Fächerpalmen standen in Kübeln. In der Mitte der Eingangshalle befanden sich eine Rundbar, bequeme Sitzecken und kleine Tische. Noemi strebte der Hotelbar zu. Sie hatte Raymond schon von weitem gesehen. Sie ging an seinem Barhocker vorbei und nickte ihm lächelnd zu. Er errötete wieder und lächelte ebenfalls. Sie nahm auf einem Barhocker am anderen Ende, ihm gegenüber Platz, es war der einzige, der noch frei war. Sie bestellte sich einen Screw Driver. Sie trank langsam. Hin und wieder lehnte sie das vom vielen zerstoßenen Eis beschlagene Glas an ihre Stirn. Als ihr Glas leer war, gab ihr Raymond durch einen Geste zu verstehen, dass er sie zu einem Drink einladen wollte. Noemi nickte und lächelte kühl. Jetzt war der Barhocker neben ihr frei. Raymond kam herüber und bestellte beim Barkeeper die Getränke. Als die beiden Screw Driver vor ihnen standen, hob er sein Glas.

„Ich möchte Ihnen nochmals danken. Es ist mir immer peinlich, Unterwäsche zu kaufen.“

„Verstehe ich nicht. Das ist doch eine ganz normale Sache.“

„Na ja, ich bin sehr schüchtern.“

Noemi sah Raymond schweigend an.

„Sind Sie aus Palm Springs?“

Noemi schüttelte den Kopf.

„Ich komme aus Santa Monica. Ich bin bei der Polizei.“

„Welchen Dienstgrad haben Sie?“

„Leutnant …“

Noemi nickte und nippte geistesabwesend an ihrem Glas.

„Mögen Sie keine Polizisten?“

Nun lächelte Noemi. „Ich musste nur gerade an das Chaos in meiner Wohnung denken.“

Raymond sah sie fragend an, während sie mit einem Ausdruck komischer Verzweiflung in die Runde blickte. „Ich bin erst gestern eingezogen, und ich habe nicht einmal Licht in dem Appartement.“

„Sie meinen, es gibt da keine Lampen?“

„Nur im Duschbad und der Kochnische.“

„Das ist aber nicht üblich. Normalerweise lassen die Mieter alle Lampen dran.“

„Ich weiß, sogar die Vorhänge bleiben dran. Aber mein Vormieter hat alles mitgenommen.“

„Dann werden wir jetzt sofort losgehen und erst einmal eine Lampe kaufen. Und wenn es Ihnen recht ist, bringe ich sie Ihnen an.“

„Danke,“ sagte Noemi und trank ihr Glas aus. „Ich nehme Ihr Angebot an.“

Raymond bezahlte die Drinks, und sie verließen die Hotelhalle. Sie stiegen in seinen Buick, Noemi kaufte eine einfache Deckenleuchte, dann fuhren sie zu ihrem Appartement, das in einem Hochhaus lag. Als sie eingetreten waren, sagte Raymond lachend: „Ich verspreche Ihnen, dass es hier in einer Stunde gemütlich aussehen wird. Ich bin gut als Handyman.“

„Kann ich irgendetwas tun?“

„Nein, setzten Sie sich nur da in den Sessel.“

Noemi setzte sich und sah Raymond bei der Arbeit zu. Nachdem die Wohnung eingerichtet war, sagte er: „Na ja, die Wände könnten eigentlich einen neuen Anstrich gebrauchen.“

Noemi nickte und lächelte. Warum sollte sie ihm widersprechen?

Noemi stand noch immer am Fenster und sah hinaus auf den Santa Monica Boulevard. Ein alter, verlottert aussehender Mann zog einen Einkaufsroller hinter sich her.

„Jetzt sind die Bumbs sogar schon motorisiert,“ murmelte sie und entfernte sich vom Fenster.

Sie setzte sich auf ihren Pfauenthron aus geflochtenem, mit Ornamenten verzierten Bambus, den sie sich von Bali mitgebracht hatte. Nach einer weile hörte sie, wie die Tür zum Appartement aufgeschlossen wurde. Raymond trat ins Zimmer. Er senkte den Kopf und wartete auf ihre Befehle. Sie ließ sich Zeit, spielte mit ihren Locken. Er begann zu zittern. Schließlich zwang ihr Blick ihn in die Knie.

„Hol deinen Revolver heraus.“

Seine Hand griff an den Hosenbund.

„Nimm das Ding in den Mund.“

Raymond zog die Dienstwaffe aus dem Halfter und steckte den Lauf in den Mund.

„Kriech auf allen Vieren hierher.“

Er setzte sich in Bewegung.

„Stopp!“ rief Noemi, als Raymond einen halben Meter vor ihr war. „Leg ab.“

Raymond nahm den Revolver aus seinem Mund und legte ihn vor die Spitzen ihrer schwarzen Lackstiefel. Wie ein Hund, der einen Ball apportiert hatte. Sie nahm die Waffe auf, entsicherte sie und legte sie an seine Schläfe.

„Wenn ich jetzt abdrücken würde und dir sofort danach die Waffe in die Hand gäbe, sähe es dann wie ein Selbstmord aus?“

„Ja, Herrin, Sie müssen nur darauf achten, dass Sie mir die Waffe in die rechte Hand geben und dass der Lauf nach unten zeigt.“

„Das weiß ich selbst, du Dummkopf.“

Noemi machte eine ärgerliche, ungeduldige Bewegung mit dem Revolver und legte ihn dann erneut an Raymonds Stirn.

„Verzeihen Sie die Belehrung, Herrin.“

„Ehe ich abdrücke, lasse ich dich ein bisschen schwitzen.“

„Danke, Herrin.“

„Na, welchen armen Kerl hast du heute wieder in die Zange genommen?“

„Einen Bankräuber, Herrin.“

„Ist das alles für einen Achtstundentag?“

„Nein, Herrin. Ich habe noch einen Dealer verhört.“

„Haben die beiden gestanden?“

„Nur der, der den Raubüberfall begangen hat, Herrin.“

„Du bist sicher stolz auf diesen mickrigen Erfolg, was?“

„Nein, Herrin, bestimmt nicht.“

„Erzähl mir was vom Geständnis.“

„Eigentlich war es mehr ein bezahlter Raubüberfall, Herrin. Der Besitzer eines Wettbüros hatte den Mann angeheuert, der früher Banken ausgeraubt hatte. Der Kerl vom Wettbüro war selbst sein bester Kunde und reichlich in den roten Zahlen. Da kam er auf die Idee, eine Party zu veranstalten, und er hatte diesen Typen dafür engagiert, dass er den Damen die teuren Klunker abnahm und den Männern die Brieftaschen. Für die Gäste sah es wie ein Raubüberfall aus. Wahrscheinlich wären sie sogar damit durchgekommen, wenn nicht der Hehler gesungen hätte. Ja, das war’s.“

„Und warum hast du den Dealer nicht zum reden gebracht?“

„ich weiß es nicht, Herrin.“

„Ich will es dir sagen. weil du unfähig bist. Weil du ein Feigling bist. Weil du in Wahrheit vor jedem kleinen Ganoven Angst hast. Und vor richtigen Gangstern zitterst du und scheißt dir in die Hosen.“

„Wenn Sie es sagen, stimmt es, Herrin.“

„Hast du deine Handschellen dabei?“

„Ja, Herrin.“

„Dann hol sie heraus und leg sie dir selbst an.“

Raymond tat es. Noemi nahm den Schlüssel aus seiner Hand und warf ihn, ohne sich umzusehen, hinter sich. Er flog zum geöffneten Fenster hinaus.

„Sprich mir nach: Ich bin ein Scheißbulle.“

„Ich bin ein Scheißbulle.“

„Sehr gut. Das sagst du jetzt fünfzigmal hintereinander. Deine Exekution ist auf später vertagt.“

„Herrin, ich bin bereit.“

Noemi ließ den Revolver sinken und stolzierte zum Fenster. Sie sah in die Dunkelheit hinaus. Raymond murmelte monoton und leise: „Ich bin ein Scheißbulle, ich bin ein Scheißbulle …“

Es hörte sich so an, als hätte eine Schallplatte einen Defekt. Die Waffe pendelte in Noemis Hand wie ein Kettenuhrwerk. Als das Telefon läutete, entfernte sie sich langsam vom Fenster. Sie ging zum Apparat, der an der Wand hing und nahm den Hörer ab. Sie sagte hallo und hörte eine Weile zu. Dann hielt sie den Telefonhörer an Raymonds Ohr. Auch er hörte schweigend zu. Dann sagte er nur okay. Noemi legte den Hörer auf die Gabel zurück und fragte: „Was ist los?“

„Ich muss zum Revier. Einer unserer Beamten wurde erschossen.“

Noemi nickte, zog einen Zweitschlüssel hervor und öffnete Raymonds Handschellen.

„Wie lange brauchst du zum Revier?“

„Nun, es ist Rush Hour. Mit Glück sind es zwanzig Minuten.“

„Was heißt hier mit Glück. Ich denke, du bist ein Polizist. Also hat dein Wagen ein Blaulicht. Mach es an, dein Tatütata. Dann schaffst du es in zwanzig Minuten.“

„Herrin, das darf ich aber nicht ohne Grund.“

„Ach, ist ein toter Bulle nicht Grund genug?“

„Ja, Herrin. Sie haben recht.“

„Also, dafür hast du meine Dankbarkeit verdient. Die nahm die Peitsche, die auf einem Sessel bereit lag. „Hosen runter.“

Raymond gehorchte.

„Zwanzig Hiebe mit meiner geliebten Peitsche. Und zähl mit.“

„Ja, Herrin. Ich danke Ihnen.“

Noemi lächelte. Sie nahm die Peitsche und ließ sie auf Raymonds nackten Hintern niedersausen. Er zählte mit.

„So, nun befreie mich von dem Anblick deines widerwärtig glühenden Arsches.“

Raymond zog sich hastig an.

Zwanzig Minuten später betrat Raymond die Revierwache. Sam, ihr jüngster Polizist, lag auf dem Boden. Aus einem Loch über seiner rechten Schläfe tropfte Blut. Zwei weitere Polizisten und ein Sergeant hockten neben ihm. Es waren Fred, Georg und Buster.

„Wie ist das passiert?“ fragte Raymond.

„Also, Leutnant, das war so …“ begann Buster stockend. „Plötzlich, da stand der vor uns. Genau da, wo Sie jetzt stehen.“

„Wer, Buster?“

„Na, wer er war, ja, das wissen wir nicht. Der Kerl kam hier hereingestürzt. Vielleicht war er irgend so ’n verrückter Hund, den wir mal eingelocht haben.“

„Weiter, Buster.“

„Und dann fuchtelte der mit seinem Revolver herum.“

„Und?“

„Dann schrie der Kerl: Das sollt ihr mir büßen. Sam machte einen Schritt nach vorn. Da drückte der Kerl ab. Chief, es ging alles so schnell.“

Georg, der noch eben mit einem etwas verblüfften Gesichtsausdruck dagestanden hatte, sagte nun: „Ja, Chief, so war’s.“

Und Fred sagte hastig: „Ehe wir uns versahen, war der Kerl zur Tür raus.“

Der Kommissar sah auf Sam herunter, in dessen rechter Hand die Dienstwaffe lag, als wollte er sich daran festhalten. Raymond bückte sich und roch daran.

„Habt ihr schon den Arzt gerufen?“

„Ja, Chief,“ sagte Georg.

In diesem Moment betrat der Arzt bereits die Wachstube. Er untersuchte den Toten und wandte sich dann an den Leutnant.

„Erschossen, aus unmittelbarer Nähe.“

„Wie unmittelbar?“ fragte Raymond.

„So …“ sagte der Arzt und tat so, als wollte er ihm die Hand reichen. „Brauchen Sie mich noch?“

„Nein, danke?“

Der Arzt verließ den Raum. Der Leutnant sah die drei Polizisten an, die es vermieden, einen Blick auf ihren toten Kameraden zu werfen. Dann ließ er sich von jedem die Waffe zeigen. Es war reine Routine, er wusste es. Aus diesen Waffen war kein Schuss gefallen. In seinem Blick war eine große Traurigkeit, als er fragte: „Wer hatte die Idee dazu?“

„Ich weiß nicht, was Sie meinen,“ sagte Fred.

„Ich glaube, dass Sie es waren, Buster. Sie hatten so schnell ein Alibi.“

„Chief, Sie irren, Sie …“

Der Leutnant unterbrach ihn. „Russisch Roulett also …“ Er schüttelte den Kopf. „Gab es wirklich kein anderes Spiel, um euren Mut zu beweisen?“

Georg schlug die Hände vor das Gesicht und begann zu weinen.

Und Fred sagte leise: „Er war noch so jung.“

Schließlich sagte Buster: „Chief, es war mein Einfall.“

Raymond übernahm die Aufgabe, Sams Eltern vom Tod ihres Sohnes zu unterrichten. Als er nach Hause kam schlief Noemi bereits. Leise schlich er in sein eigenes Schlafzimmer. Obwohl er am nächsten Morgen zeitig aufstand, hatte Noemi bereits das Appartement verlassen. Sie war zum Strand gegangen. Raymond machte sich einen Pulverkaffee, holte den Wagen aus der Garage und fuhr zu seinem Revier. Er fand auf seinem Schreibtisch eine dicke Akte vor. Es war der Bericht über einen Ganoven, der sich auf Bekanntschaftsanzeigen spezialisiert hatte. Raymond ließ sich einen Kaffee und Muffins mit Blaubeeren darin bringen und begann zu lesen.

Mal Macho, mal Softie … Mal Prinz, mal Frosch … Mal oben, mal unten … Mal bunt, mal grau … Chefsekretärin, 40 Jahre, sehr fraulich, such Grufti mit Grips, der nicht zum letzten Mal in der Schule ein Buch in der Hand hatte. Keinen Vollbart, bitte. Da ist meine zarte Haut allergisch. Suche einen Mann für das normale und manchmal ein wenig verrückte Leben.

Auf diese Zeitungsannonce hatte René Florencio geschrieben. Es war nicht das erste Mal gewesen, dass er sich den Damen anbot. Und in den meisten Fällen hatte er Erfolg. Er traf sich mit Angela Figura in einem Café. Bereits zwei Stunden später hatte er sie soweit, dass er sie nach Hause begleiten durfte. Voller Anerkennung betrachtete er wertvolle Bilder und Kunstgegenstände. Sie waren die Hinterlassenschaft ihres zweiten Mannes. Ganz Kavalier, verabschiedete sich René und lud Angela für den nächsten Abend ins Theater ein. Natürlich brachte er sie auch diesmal wieder nach Hause. Als sie die Wohnung betraten, stieß sie einen entsetzten Schrei aus. Bilder und Kunstgegenstände waren verschwunden. René schlug sofort vor, die Polizei zu rufen. Aber Angela war es peinlich, solange er noch in der Wohnung war. Also verabschiedete sich René für immer.

„Antiquitäten sollen nicht länger der Inhalt meines Lebens sein. Prinzessin sucht Prinzen … Ich brauche Nähe, aber keine Enge. Welcher attraktive Senkrechtstarter sucht reizvollen Anlass zum Probelauf seines Triebwerkes? Du musst dich für den Gott der Liebe halten. Ich, Frau, 45 Jahre, mit eigenem Kopf, Geist und Gefühl warte auf dich.

René Florencino schrieb einen Brief, auch diesmal erhielt er Antwort. Die Dame hieß Marlys Solniki. Er verabredete sich mit ihr in einer Bar. Auch sie durfte er nach Hause begleiten. Ihre Wohnung lag über dem Antiquitäten Geschäft, alles vom feinsten. Da Marlys am nächsten Tag in Venice zu tun hatte, bot sich René an, sie hinzufahren. Als sie wieder zurück kamen, war in der Wohnung und im Geschäft eingebrochen worden. René drückte sein Bedauern aus, und Marlys sah ihn nie wieder.

Raymond blickte von der Akte auf und schüttelte den Kopf. Dann las er weiter.

Geisterfahrer gesucht, der mir, 50 Jähriger, zierlicher Krebsfrau, auf der Autobahn des Lebens entgegen kommt, für den zündenden Zusammenstoß ohne Verletzung. Da ich ein florierendes Gebäudereinigungsunternehmen habe, sind Zuschriften folgender Typen zwecklos: Aussehen mäßig … Finanzen saumäßig … Nikotin und Alkohol regelmäßig … Gewünscht ist: Verlangen nach mir mordsmäßig … Belohne jede Zuschrift mit einem Freudengeheul.