Das archaische Prinzip - Horst Hauser - E-Book

Das archaische Prinzip E-Book

Horst Hauser

4,8

Beschreibung

Der Mensch verändert den Planeten. Wie er meint, zu seinem Vorteil. Nur: Die Welt wird durch sein Tun nicht schöner, sondern ärmer und hässlicher. "Warum ist das so?" Der Verfasser nennt es Das archaische Prinzip. Es ist der rote Faden durch das Buch. Es ist das (Un-) Verhältnis zwischen ethischem Handeln und archaischen Antrieben, zwischen Vernunft und Evolution.

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Seitenzahl: 88

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Inhalt

von dem Verlangen, ein Buch zu schreiben

das archaische Prinzip

vom Sinn des Lebens

gut und böse

vom gesunden Menschenverstand

AP in der Politik

AP und Krieg

Kirchen, Religion und Glauben

wir und die Umwelt

Es war einmal...

Kernkraft

die großen Ferkel

was uns noch helfen könnte

von Mensch zu Mensch - „ Soziales „

Behinderte

Frauenarbeit

die Beziehungskiste

Ausländer, „ Migranten „, Asylanten

das „erfüllte“ Leben

Kunst und AP

Philosophisches

Hinterfragen

Relativieren

zwei existentielle Fragen

Anhang - Coda

des Jägers Lust - oder - über die Jagd und den Waidmann

Von dem Verlangen, ein Buch zu schreiben

Wenn Männer in ein bestimmtes Alter kommen, meinen sie, noch ein Buch schreiben zu sollen. Von Frauen hört man das weniger. Ausgenommen sind natürlich auch die Schriftsteller und Dichter, die schreiben nicht nur ein Buch. Die schreiben viele Bücher. Je mehr, desto besser.

Ob sie so viel zu sagen haben, steht dahin. Aber darauf kommt es i. d. R. nicht an, denn Schriftsteller schreiben Romane und Dichter, wie der Name schon sagt, Gedichte. In den Romanen muss nur die Geschichte gut erzählt sein, und in den Gedichten kommt es auf stilvolle Reime an. Es gibt auch Gedichte, die reimen sich nicht. Da sollte dann eine Aussage drin stehen. In der Schule werden Gedichte zerlegt, bis eine Aussage herauskommt. Wenn keine rauskommt, muss der Lehrer eine hineinlegen, wie Ostereier verstecken, und die Schüler sie finden lassen. Sonst mögen die Deutsch schon gar nicht mehr.

Und dann gibt es noch die Literatur. Das ist die Kunst, Buchstaben, Silben, Wörter, Sätze und Kapitel so anzuordnen, dass das Lesen ein Vergnügen macht. Also auch keine Aussage.

Wenn Sie allerdings einem Literaturschaffenden sagen, dass Sie in seinem „Werk“ keine Aussage erkennen könnten, würde er vielleicht beleidigt sein.

Nehmen wir als Beispiel einen bekannten Nobelpreisträger. Ein Buch nach dem anderen. Wie eine Schaumzikade Schaum produziert er viel Geschriebenes.

Und was sagt er denn nun?

Soviel kann man doch gar nicht zu sagen haben! Es wird das Vergnügen beim Lesen sein, das ihn berühmt gemacht hat.

„... und, - - -äh...“

Prominente schreiben Memoiren, Kluge schreiben Ratgeber-Bücher. Dafür gibt‘s sicher keinen Nobelpreis. Trotzdem werden sie gekauft... und gelesen (?).

Noch mehr gelesen werden Krimis. Sie gelten auch (noch?) nicht als Literatur. Offensichtlich machen sie beim Lesen Vergnügen, sind deswegen also Literatur.

- Halt, stopp, nein, das kann nicht sein. Zu solchen Schlussfolgerungen kann man nur bei oberflächlichem Betrachten kommen. Das Vergnügen kommt nicht durch das Lesen zustande, sondern durch das gewisse Ausmaß von Teilhabe am Verbrechen, wenigstens als Mitwisser. Kurz, es ist die Spannung, die Vergnügen bereitet, und nicht das Lesen; nicht umsonst schwappt die unendliche Krimi-Schwemme im Fernsehen für Quotenerfolge.

Es gibt sicher noch mehr Sparten von Geschriebenem.

Aber ich will zurück zu den „Männern in einem bestimmten Alter“, die den Sohn gezeugt, das Haus gebaut, den Zwölf-Zylinder gefahren und ..... ihr Buch geschrieben haben: Sie wissen schon, „mein Sohn, mein Haus, meine Geliebte....“ Und ‚mein‘ Buch? Damit kann man schlecht auf den Tisch hauen. Vielleicht bekommt‘s dem Geschirr, dem Tisch oder dem Buch nicht. Mit Büchern schmeißt man nicht herum. Das drückt eine garstige Einstellung zum Inhalt aus.

Womit wir wieder beim Thema wären: Was steht denn nun drin, in den gewissen Büchern, die i.d.R. keine Literatur sind, aber Literatur sein könnten? Lebensweisheiten? - Setzten voraus, dass der Schreiber weise wäre, was höchst selten vorkommt. Lebensbeichten? - Kommen öfters vor, besonders, wenn der Schreiber ein schlechtes Gewissen hat und meint, es würde leichter, wenn er die Gründe dafür niederschreibt. Ergebnisse lebenslangen Nachdenkens? - Wie vielleicht Karl Marx‘ „Kapital“? Schwere Kost, weil der Leser in der Lesezeit alles verstehen soll, worüber der Schreiber ein Leben lang nachgedacht hat.

Auch noch erwähnt werden müssen die sogenannten Auftragsarbeiten. Die gibt es doch sicher nur für renommierte und erfolgreiche Schriftsteller, deren Ergüsse einem Verleger Gewinn versprechen? Nicht unbedingt: Der Auftrag kann auch vom Schreiber selbst kommen. Da hat man alle Freiheit, kann schreiben über alles, was sich in Worte fassen lässt. Und nicht einmal den zukünftigen Geschäftserfolg muss der Schreiber im Auge behalten. Der Text kann frei wuchern.

Nachdenklich oder gefühlvoll.

Wie schön!

Es könnte allerdings die Euphorie verschwinden, wenn sich keine Sau (= niemand) für den Text interessiert. Dann bliebe als Antrieb nur noch die mögliche Antwort auf die Frage „Kann ich das?“. Aber wer gibt die Antwort? Was ist, wenn niemand antwortet? Vielleicht weil niemand lesen will? Oder weil niemand antworten will? Eine wunderschönes Stück Literatur und keiner weiß davon! Damit ist nichts bewiesen und bewirkt. Die Welt bleibt, wie sie ist.

So ähnlich wird sich ein Bergsteiger fühlen, der oben (auf dem besonderen Gipfel) war. Er kann‘s nicht beweisen oder - schlimmer noch - niemand interessiert‘s. Das Beispiel ist natürlich angreifbar, es stimmt nicht ganz. Er (der Bergsteiger) selbst weiß es ja, dass er oben war, aber wie kann ich wissen, ob ich den Literatur-Gipfel erklommen habe?

Natürlich werden Sie sich schon längst fragen, gefragt haben, warum ich solche und andere Dinge niederschreibe und - noch viel wichtiger - was ich wohl zu sagen hätte. Auch ich steige gern auf Berge. Nicht auf 8000er, 4000 m sind mir genug. Sie kennen sicher eine der möglichen Antworten auf die Frage „warum?“. ..., „weil sie da sind“. Wenn das allgemein richtig wäre, müssten auch Platteau‘s, Sättel und Grate bestiegen werden. Das ist aber nicht so. Sie sind i. d. R. nicht das Ziel.

Mein Angebot ist: Ich steige auf Berge, weil ich oben das Gefühl habe, mich mit dem für die Tour bestmöglichen Überblick positioniert zu haben. Weil es aber um die Bestimmung der eigenen Position in der Landschaft und um die Beziehung zu ihr geht, muss es nicht unbedingt der Gipfel sein mit gekeuchtem „Ich habe es geschafft.“ oder „Ich habe alle 8000er der Erde bestiegen.“ oder gar „ ... die jeweils höchsten der 5 Kontinente...“, „ ... und das nackt und im Winter...“

Ähnlich ist es beim Schreiben. Es geht um die Positionierung zu wichtigen, von mir aus „ewigen“ Sachverhalten. „Das ist richtig - das ist falsch.“

Ein Beispiel: Die Geschichte der Menschheit ist nicht die Geschichte von Klassenkämpfen (s. Marx), sondern von Machtkämpfen. Diese Feststellung ist sicher nichts Sensationelles. Aber stellen Sie sich vor, mir oder jemand anderem könnte es gelingen, alle, d. h. wirklich sämtliche Irrtümer der Spezies Mensch zu benennen und sie überzeugend als Irrtümer zu entlarven. Wäre das nicht ein Buch, viele Bücher wert?

Nein?

Gut, dann möge das ergänzt werden durch die Darstellung darüber, wie „es sich richtig verhält“. Mit möglichst großer Annäherung an Objektivität und Allgemeingültigkeit. Dafür ist ein gewisses Alter sicher von Vorteil, wenn es Sinn machen soll, darüber ein Buch zu schreiben.

Es sollte außerdem neu sein. Wenigstens eine neue Sicht vermitteln. Das hat ja was mit Einsicht zu tun.

Der Fluch in der Bildenden Kunst, immer etwas Neues zu kreieren, um aufzufallen, wird hier zur Notwendigkeit. Ein neuer Gedanke muss her. Auf bekannten Allgemeinplätzen herumzuhopsen, mag den durchaus positiven Wiedererkennungseffekt hervorrufen - „ja, recht hat er“ - aber den mündigen Leser wird der Text eher langweilen.

Das Ganze ist ein hohes Ziel für ein Buch. Aber ohne dieses Ziel geht es nicht. Es ist schwer zu erreichen, und ich kann es auch nur versuchen, bin aber überzeugt, es ist einen Versuch wert. Niemand soll sagen können, er habe es nicht gewusst.

Das archaische Prinzip

Es ist die Rede vom archaischen Prinzip (AP), und das Buch will darstellen, wie es wirkt.

Kein Mensch kann sich seiner Wirkung entziehen.

Und es wirkt so stark, dass die Welt, so wie wir sie heute erleben, wesentlich davon beeinflusst worden ist. Es wirkt heute und morgen und immer und überall. Wir können es nicht abschaffen. Wir können nur lernen, damit umzugehen.

Was ist das archaische Prinzip? Antwort: im Grunde alles, was wir seinerzeit vor Tausenden von Jahren in der „Rotte“ und in der „Höhle“ gelernt, gemacht, immer wieder gemacht und deswegen mit Wirkung bis heute verinnerlicht haben. Wohin, d. h., die Frage, wo sich der Speicherort befindet, mag zu Spekulationen Anlass geben. Ob in den Genen, Varianten bei ihren Verschaltungen oder irgendwo im Althirn (Stammhirn?), sei‘s drum. Vielleicht bringt die Epigenetik den Durchbruch im Erkennen. Der Antrieb für unser Handeln wird jedenfalls im Großen nicht von rationalen Überlegungen gesteuert, sondern vom archaischen Prinzip.

Mehr noch, wir benutzen unseren Verstand als Werkzeug, unsere archaischen Antriebe noch besser ausleben zu können. Dabei sollte es umgekehrt sein. Der Verstand sollte das Archaische in uns verstehen, kontrollieren und - beherrschen.

Eigentlich nichts besonderes, hört man die einen sagen. Alles bekannt, lies‘ nach bei Freud, Fromm und Frewermann, sagen die anderen.

Mich befriedigt das Fazit nicht; wenn es denn schon so ist, müssen die Konsequenzen bedacht werden. Geht man gründlich vor, könnte dabei so was wie eine neue Ideologie oder gar eine neue Religion herauskommen. Zumindest müssten sich die bestehenden Religionen aber auch ethische Grundwerte erheblich ändern und erneuern. Kurz: eine völlig neue Weltanschauung.

Zur Illustration seien die wesentlichen „Antriebe“ zunächst nur angedacht; dabei bin ich kein Freudianer, auch keine Neo-Freudianer, (aber wo er recht hat, hat er recht):

Streben nach der Alpha-Position (Dominanzstreben)

Sex etc. mit dem Alpha-Männchen (für Frauen) und mit möglichst vielen Partnerinnen (für Männer)

Dazugehören (zu einer Rotte oder Horde - heute sagt man Gruppe, Seilschaft o.ä.), Beziehungen herstellen.

Eine Alpha-Position hat dasjenige Gruppenmitglied inne, dessen Anweisungen von allen befolgt werden, m.a.W., das sich immer und überall durchsetzen kann. Die Antriebe sind zur Schmackhaftmachung mit Lust verbunden. Die erreichten Ziele (manchmal) weniger: Die Alpha-Position muss immer wieder verteidigt werden (1.). Die Pflichten der Mutter(Vater-)schaft sind auch nicht immer angenehm (2.). Dasselbe gilt für eine Mitgliedschaft (3.).

Dem ordnet sich alles andere unter, leitet sich daraus ab, bzw., es handelt sich um Randphänomene wie Hungerstillen, Geldgier, Protzsucht usw. Sie können nehmen, was sie wollen.

„AP“ ist nur eine Abkürzung für das Vorhandensein und die große, aber unterschätzte Wirksamkeit sozial-archaischer Antriebe für unser Handeln in der Gegenwart.

Lange haben unsere Vorfahren Zeit gehabt, AP fürs Überleben zu nutzen. Ich schätze mal grob 2 - 6 Mio. Jahre, ein Vielfaches davon, wenn unsere tierischen Vorfahren mitgerechnet werden. Aber erst vor vielleicht 5 - 10.000 Jahren haben wir die Kultur entdeckt, haben wir uns „zivilisiert“. In dieser relativ kurzen Zeit lässt sich AP nicht abstreifen. (Ein weiteres, etwas banaleres Beispiel von archaisch Überkommenem ist z.B. unsere Vorliebe für Süßes und Fettiges. Früher war es gut für das Überleben, heute macht es nur dick.)