Das Archiv Band 3 - Danilo Sieren - E-Book

Das Archiv Band 3 E-Book

Danilo Sieren

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Beschreibung

Das packende Finale der Budapest-Protokolle Nach Schwarze Donau und Rote Brücke schließt Anna Vargas Reise mit dem eindringlichsten Band der Trilogie: DAS ARCHIV – ein literarischer Thriller über die Fragilität von Identität und die Macht des Schweigens. Die Geschichte Ein Kurier bringt Anna Varga ein versiegeltes Dossier – leer, ohne Stempel, nur ein blasses Symbol auf der Rückseite. Es ist keine zufällige Sendung. Es ist eine Einladung. Oder eine Warnung. Die Adresse führt Anna zu einem verlassenen Gebäude in Budapest. Im Keller: ein Raum mit ihrem Namen an der Tür. Drinnen: eine Akte über sie selbst. Fast leer – bis auf ein Foto, das sie nie gesehen hat. Sie als Kind, auf einer Brücke. Darunter ein Stempel: Transit abgeschlossen. Anna beginnt zu recherchieren und entdeckt das Archiv – ein geheimes Programm zwischen 1985 und 1991, das nicht Dokumente vernichtete, sondern Menschen. Nicht durch Tod, sondern durch Auslöschung. Identitäten wurden umgeschrieben, Erinnerungen gelöscht, Existenzen verschoben. Menschen wurden zu Geistern in ihrer eigenen Geschichte. Im Zentrum des Archivs findet Anna die Symbolwand – eine technologische und spirituelle Installation, die sechshundert Stimmen speichert. Menschen, die nicht vergessen werden wollten. Menschen, die ihre letzte Botschaft hinterließen, bevor sie ausgelöscht wurden. Anna zeichnet die Stimmen auf, eine nach der anderen. Eszter Kovács, die ihre Familie verließ, um sie zu schützen. Karl Friedrich Varga, der Ingenieur, der die Löschsysteme entwickelte – und selbst gelöscht wurde. Julia Németh, die Übersetzerin, die siebenundzwanzig Menschen in den Untergang bewertete – und sich dann selbst löschte. Die Täter sind keine Monster Je mehr Anna erfährt, desto komplexer wird die Wahrheit. Sie trifft László Horváth, den Koordinator, der das Archiv entwarf – ein alter Mann, der bereut, aber nicht entschuldigen kann. Sie begegnet Viktor Szabó, dem digitalen Architekten, der heute perfekte Deepfakes erschafft – die Zukunft der Identitätsmanipulation. Sie arbeitet mit Mátyás Kovács, dem Beobachter, der dreißig Jahre lang Menschen dokumentierte, ohne einzugreifen. Und sie versteht: Die Täter waren keine Monster. Sie waren normale Menschen in unmöglichen Situationen, die dachten, sie würden das Richtige tun. Und genau das macht ihre Geschichte so erschreckend – und so notwendig. Die unmögliche Entscheidung Anna steht vor der Frage: Soll sie die Geschichten veröffentlichen? • Mit Namen: Menschen werden bloßgestellt, Familien zerstört, Rache geübt. • Ohne Namen: Die Geschichten bleiben abstrakt, schützen die Betroffenen – aber auch die Täter. • Gar nicht: Das Archiv bleibt verschlossen, die Stimmen verhallen. Als das Archiv offiziell versiegelt wird – für mindestens fünfzig Jahre – muss Anna entscheiden. Sie wählt einen vierten Weg: Sie schreibt ein literarisches Werk, keine Anklage. Ein Buch, das die Komplexität ehrt, das keine einfachen Antworten gibt, das zeigt: Wahrheit ist nie einfach. Aber Schweigen ist noch gefährlicher. Ein literarisches Meisterwerk DAS ARCHIV ist mehr als ein Thriller. Es ist: • Eine philosophische Untersuchung über Identität: Was bleibt von uns, wenn unsere Dokumente verschwinden? Wenn unsere Namen gelöscht werden? Wenn niemand mehr bezeugt, dass wir existiert haben?

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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Das Archiv

Die Budapest-Protokolle – Band 3

 

 

Danilo Sieren

 

Danilo Sieren

Württembergerstr.44

44339 Dortmund

 

Inhaltsverzeichnis

 

KAPITEL 1: DIE ZUSTELLUNG

KAPITEL 2: NULLPROTOKOLL

KAPITEL 3: EIGENAKTE

KAPITEL 4: RAUSCHEN

KAPITEL 5: DER UNBEKANNTE

KAPITEL 6: TRANSITPUNKT

KAPITEL 7: LICHTKAMMER

KAPITEL 8: VERSIEGELUNG

KAPITEL 9: BEOBACHTER I

KAPITEL 10: MUTTERSPRACHE

KAPITEL 11: NULLPHASE

KAPITEL 12: GEDÄCHTNISARCHITEKTUR

KAPITEL 13: RÜCKKEHR

KAPITEL 14: SCHUTZPROTOKOLL

KAPITEL 15: GEGENERZÄHLUNG

KAPITEL 16: DIE LEEREN

KAPITEL 17: SCHWELLENWAHL

KAPITEL 18: KONTAKT

KAPITEL 19: BRÜCKENECHO

KAPITEL 20: VATERSPUR

Kapitel 21: Schwellenwahl

Kapitel 22: Symbolwand

Kapitel 23: Entscheidungslinie

Kapitel 24: Fremdbild

Kapitel 25: Versiegelungspunkt

Kapitel 26: Freigabe

Kapitel 1: Die Zustellung

Kapitel 27: Resonanz

Kapitel 28: Beobachter III (Letztes Protokoll)

Kapitel 29: Letzte Stimme

Kapitel 30: Epilog – Das offene Archiv

Kapitel 31 – Impressum

 

 

 

※ ※ ※

KAPITEL 4: RAUSCHEN

※ ※ ※

Anna kam erst bei Sonnenaufgang nach Hause.

Sie hatte die Nacht draußen verbracht, war ziellos durch die Stadt gelaufen, vorbei an erleuchteten Fenstern und geschlossenen Geschäften, über Brücken, deren Namen sie nicht kannte, durch Straßen, die sie nie zuvor gesehen hatte. Ihre Füße schmerzten, ihre Kleidung war feucht vom Nebel, der sich gegen Morgen über die Donau gelegt hatte. Aber sie hatte nicht aufhören können zu gehen. Die Bewegung hatte etwas Beruhigendes, etwas, das ihren Verstand beschäftigte, ohne dass sie denken musste.

Jetzt, da sie in ihrer Wohnung stand, den Schlüssel noch in der Hand, kam alles zurück. Die Akten. Das Foto. Die Stimme des Archivars. Die Worte ihres Vaters, handgeschrieben, zitternd: Ich habe heute eine Entscheidung getroffen, die ich nicht rückgängig machen kann.

Sie schloss die Tür, lehnte sich dagegen, schloss die Augen. Der Raum war still, zu still. Die Stadt draußen erwachte langsam – das ferne Rauschen von Verkehr, das Zwitschern von Vögeln, die vereinzelten Schritte von Menschen auf dem Weg zur Arbeit. Aber hier drinnen war nur Stille.

Anna öffnete die Augen, ging ins Wohnzimmer. Ihre Tasche lag noch auf dem Sofa, wo sie sie vor – wie lange war es her? Sechs Stunden? Acht? – abgelegt hatte, bevor sie zum Archiv aufgebrochen war. Sie setzte sich, zog die Akten heraus, die sie mitgenommen hatte. Ihre Akte. Die ihres Vaters. Sie legte sie nebeneinander auf den Couchtisch, starrte sie an, als könnten sie ihr von selbst die Antworten geben, nach denen sie suchte.

Aber Papier sprach nicht. Nicht ohne Kontext. Nicht ohne die Fragen, die man stellen musste, um es zum Sprechen zu bringen.

Sie stand auf, ging in die Küche, setzte Wasser auf. Während die Kaffeemaschine gurgelte und zischte, lehnte sie sich gegen die Arbeitsplatte, rieb sich das Gesicht. Ihre Augen brannten, ihre Gedanken waren ein wirres Durcheinander aus Bildern und Worten, die keinen Zusammenhang ergaben. Das Foto. Die Brücke. Das Datum – 1989, vier Jahre bevor sie geboren worden war. Und doch zeigte es sie, ihr Gesicht, ihre Augen, ihre Haltung.

Es war unmöglich. Und doch lag das Foto dort, auf dem Tisch, real und greifbar.

Der Kaffee war fertig. Anna goss sich eine Tasse ein, trank einen Schluck, verzog das Gesicht. Er war zu stark, zu bitter, aber sie trank trotzdem. Sie brauchte etwas, das sie wach hielt, dass ihren Verstand schärfte. Sie hatte das Gefühl, dass sie nicht mehr viel Zeit hatte – nicht, weil jemand sie verfolgte, sondern weil die Fragen drängten, weil sie Antworten brauchte, bevor sie den Verstand verlor.

Sie ging zurück ins Wohnzimmer, setzte sich an ihren Schreibtisch, klappte den Laptop auf. Der Bildschirm flackerte, dann wurde er hell. Sie öffnete den Ordner, indem sie die Audiodatei gespeichert hatte – 031189_0347.wav. Das Rauschen. Die Stimme, die ihren Namen gesagt hatte. Die Stille danach.

Anna steckte Kopfhörer ein, setzte sie auf. Dann spielte sie die Datei ab.

Zuerst das Rauschen, konstant, gleichmäßig. Es klang wie Statik, wie ein altes Radio, das keinen Sender finden konnte. Dann, nach zehn Sekunden, das Knacken – scharf, abrupt, als würde jemand ein Mikrofon bewegen oder gegen etwas stoßen. Dann die Stimme, undeutlich, verzerrt, die Worte verschwommen. Anna konzentrierte sich, versuchte, einzelne Laute herauszuhören. Da war ein „a" – oder war es ein „o"? Ein Konsonant, der wie ein „m" oder ein „n" klang. Aber nichts, das einen Sinn ergab.

Dann, nach dreißig Sekunden, das Wort, das sie schon beim ersten Mal gehört hatte: „Anna."

Klar. Deutlich. Unverwechselbar.

Aber danach wieder nur Rauschen. Und dann, kurz bevor die Aufnahme endete, das Einatmen. Jemand, der Luft holte, bereit zu sprechen, aber dann nicht sprach.

Anna spielte die Datei erneut ab. Diesmal achtete sie nicht auf die Stimme, sondern auf das Rauschen selbst. Es war nicht gleichmäßig, wie sie zunächst gedacht hatte. Es gab Schwankungen, leichte Veränderungen in der Frequenz, im Rhythmus. Als wäre das Rauschen nicht zufällig, sondern strukturiert.