Das Böse in uns - Maximillian Arzberg - E-Book

Das Böse in uns E-Book

Maximillian Arzberg

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Beschreibung

Das vorliegende Buch möchte das Phänomen "Des Bösen in uns" ergründen. Ausgehend von einem philosophischen Exkurs über das Böse wird anhand der Analyse der Lebensläufe der vier NS- Massenmörder Heinrich Himmler, Reinhard Heydrich, Adolf Eichmann und Rudolf Höß heraugestellt, wo die äußeren Triggerpunkte liegen, die das in Jedem angelegte Böse zum Vorschein und zum Ausbruch bringen. Ein gesellschaftliches Umfeld, das durch wirtschaftliche Unsicherheit und soziale Verwerfungen und Konflikte gekennzeichnet ist, erweist sich als besonders geeigneter Nährboden für das Emporkommen rechtsextremer und rassistischer Ansichten und Charaktere. Die Sehnsucht nach einem "Führer" ist typisch für solcherart verfasste Gesellschaften. Das NS-Regime und seine Massenmörder sind zwar typisch und symptomatisch, aber nicht einzigartig in der Geschichte. Die Gefahr der Wiedergeburt des Bösen als herrschende Staatsform besteht permanent, wenn sich die demokratischen gesellschaftlichen Kräfte nicht wirksam dagegenstemmen.

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Seitenzahl: 101

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Maximilian Arzberg, geb. 1959 im Erzgebirge, publiziert seit einigen Jahren Fachartikel zur Entwicklung der pharmazeutischen Industrie und zu aktuellen internationalen Problemen. Als Diplom-Volkswirt und mit jahrelanger Berufserfahrung in der Wirtschaft interessieren ihn besonders die ökonomischen Hintergründe gesellschaftlicher Entwicklungen. In letzter Zeit wendet er sich immer mehr auch historischen Sachthemen zu. Dabei bewegen ihn seit langem schon Themen der Aufarbeitung der Geschichte des Dritten Reiches, des dunkelsten Kapitels der deutschen Geschichte.

Ich widme dieses Buch meiner Ehefrau Viktorija und meinen Kindern Eva und Karla. Ich bedanke mich bei Barbara Wenz für das Lektorat, Irina Andreieva für die Covergestaltung und meinem Freund Achim Siegert für seine wertvollen Anmerkungen und Korrekturen, sowie beim Portal tredition für die Unterstützung für mein erstes Buchprojekt.

Maximilian Arzberg

Das Böse in uns

Auf der Suche nach der Metamorphose von Massenmördern

© 2021 Maximilian Arzberg

Umschlag, Illustration: Irina Andreieva

Lektorat, Korrektorat: Barbara Wenz, Achim Siegert

Übersetzung:

Weitere Mitwirkende:

Druck und Distribution im Auftrag des Autors

tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Deutschland

ISBN

Paperback

ISBN Paperback

Hardcover

978-3-384-54111-6

e-Book

ISBN e-Book

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Deutschland.

Inhaltsverzeichnis

Cover

Titelblatt

Urheberrechte

Vorwort

1. Das radikal Böse in der Moralphilosophie von Immanuel Kant

2. Karl Marx und das Böse

3. Hannah Arendt und „die Banalität des Bösen“

4. Das Totalitäre als der Nährboden des Bösen

5. Die Frankfurter Schule - Max Horkheimer und Theodor Adorno zu Autoritätsstrukturen

6. Das Böse in der Verhaltensforschung

7. Kindheitsmuster

8. Wendepunkte und Brüche

9. Die zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts und die sozialen Verwerfungen

10. Die Täter in diesem Umfeld

11. Karriere in der SS

12. Götterdämmerung

13. Volksgemeinschaft als Beutegemeinschaft

14. Schreibtischtäter als Massenmörder

15. Formen autoritärer Regimes im 21.Jahrhundert

16. Das totalitäre Regime, der Massenmord und das Muster für unsere Zeit

Fazit

Zitate

Bibliographie

Das Böse in uns

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Vorwort

Nun sind sie wieder da, aber nicht im fiktiven Roman, sondern in der alltäglichen Realität. In Deutschland bahnt sich das Böse in Form von Rechtsextremismus, Nationalismus, Rassenhass und faschistischer Terminologie wieder einen Weg in unsere Gesellschaft und in unser politischgesellschaftliches Leben.

Da sind wir sprachlos und verstehen die Welt nicht mehr.

Im Jahre 2024, fast 80 Jahre nach dem Ende des dunkelsten Kapitels der deutschen Geschichte, des Dritten Reiches, wird rechtsextremes, faschistisches Gedankengut wieder salonfähig in Deutschland und findet erschreckend hohe Mehrheiten in der Bevölkerung.

In einigen Bundesländern hat sich die rechtsextremistische „Alternative für Deutschland“ zur stärksten Partei im Landtagentwickelt.

Vergleiche mit dem Aufstieg der NSDAP am Vorabend des Dritten Reiches bieten sich an.

Es gibt auch wieder neue Feindbilder. Nur sind es diesmal nicht die Juden, sondern die Ausländer und Migranten.

Der öffentliche politische Diskurs wird von aggressiven und menschenfeindlichen Ideologien, von Ausländerhass, Gewalt und verfälschten Informationen vergiftet und driftet immer mehr ins rechtsextreme Milieu ab.

Das demokratische Deutschland mit seinem etablierten Parteienspektrum schaut erstaunt und hilflos auf dieses Phänomen. Durch sogenannte „Brandmauern“ versucht man erfolglos die braune Flut einzudämmen.

Ängstlich fragt sich die liberale Mitte:

Wo kommt das her? Wie ist das möglich für ein Volk mit dieser Geschichte?

Ja, auch diesen Fragen müssen wir uns stellen. Die wichtigste Frage aber ist die nach dem Wie. Wie können wir dem wirksam begegnen?

Um dem Rechtsextremismus und dem Faschismus machtvoll etwas entgegenzusetzen, müssen wir sein Entstehen und Wachsen in der breiten Bevölkerung, ja in jedem von uns analysieren und verstehen.

Nur in Deutschland hat der Faschismus eine solche entmenschlichte Variante wie den Judenhass und die massenhafte und organisierte Tötung von Juden und Regimegegnern hervorgebracht. An der Spitze dieses menschenverachtenden Regimes standen Menschen mit Namen und Gesichtern, Charaktere, die diese Untaten bewusst und ohne Reue begangen haben. Wir kennen die Biografien dieser Massenmörder. Nur ungenügend aber haben wir uns bisher mit ihrer tiefen inneren Motivation, ihrer ideologischen Verblendung befasst, die es möglich machten, dass sie solche Untaten seelenlos und ohne jegliche emotionale und seelische Beteiligung als angebliche Befehlsempfänger vollzogen.

Genau hier setzt mein Buch an. Um die heutigen Phänomene zu enträtseln und ihnen wirksamen Widerstand entgegenzusetzen, müssen wir die Vergangenheit, die dunklen Kapitel der deutschen Geschichte analysieren und sie nach Parallelen durchforsten. Welche Zeitumstände begünstigen das Entstehen derartiger gesellschaftlicher Erscheinungen? Welche menschlichen Charaktere werden in solchen Zeiten nach oben gespült und welche Entwicklungen nehmen sie unter den gegebenen Verhältnissen?

Welche Rolle spielt das gesellschaftliche Umfeld, die jeweilige Staatsform unter dem sich diese Art Charaktere entwickeln und Karriere machen?

Das „Böse in uns“ erweist sich als ebenso verzwickte,

wie komplexe philosophische Kategorie, die auch von Philosophen gar nicht so einfach zu erfassen, zu analysieren und zu beschreiben ist.

Das „Böse in uns“ wächst auch aus unserer eigenen, individuellen, biologischen und evolutionären Verfasstheit heraus und kann unter bestimmten Umständen unser Verhalten beherrschen.

Ich gehe bis in das Dritte Reich zurück. Ich betrachte die damalige Zeit und demonstriere am Lebensweg, der Väter des Holocaust, der SS-Massenmörder Heinrich Himmler, Reinhard Heydrich, Adolf Eichmann und Rudolf Höß wie durch die Brüche und Disruptionen auf dem Lebensweg, durch gesellschaftliche Umbrüche das Böse in diesen Charakteren zum dominierenden Element wird. Dabei finde ich interessante Überschneidungen, in der Kindheit und im Lebensweg, die vielleicht zu verallgemeinernde Muster auch für die Gegenwart sein können.

In den Biografien von Himmler, Heydrich, Eichmann und Höß forschte ich genau nach den entscheidenden Wendepunkten, die die Metamorphose zu Massenmördern bewirkte. Ich suchte in den Lebensläufen dieser Verbrecher nach eventuellen Überschneidungen aus denen Muster entstehen können.

Vor allem ging es mir um Analogien, um Schnittstellen, die gerade diese Entwicklungen bestimmten. Eine wichtige Rolle spielt hier das gesellschaftliche Umfeld, das natürlich die Hinwendung in die eine oder andere Richtung wesentlich beeinflusste. Deshalb wendete ich mich auch der Analyse von autoritären Systemen sowie Methoden und Mitteln ihrer Machtausübung zu.

Der berühmte Schriftsteller Bertolt Brecht hat recht behalten mit seinem Orakel: „Der Schoss ist fruchtbar noch aus dem das kroch.“ ¹

Nur wenn wir verstehen, wie aus diesen ganz normalen Biografien Massenmörder werden konnten, können wir dem Bösen in unserer Gegenwart und Nachbarschaft wirksam begegnen. Wir können dann untersuchen, wo in unserer heutigen Gesellschaft sich ähnliche Bedingungen entwickeln, wo der Nährboden für solche Fehlentwicklungen wuchert und welche Personengruppen anfällig für derart Gedankengut sind.

Es geht um das Böse in uns, das nicht die Überhand gewinnen darf und bewusst kontrolliert werden muss.

Denn für die Ausbreitung des Bösen reicht es, wenn die progressiven und demokratischen Kräfte in der Gesellschaft untätig bleiben und zuschauen, wie sich das faschistische Gedankengut in die Gesellschaft frisst.

Um den Begriff des Bösen richtig einordnen zu können, beginne ich mit der Bestimmung dieses Begriffes in der Moralphilosophie von Immanuel Kant.

Ich betrachte die gesellschaftliche Dimension, um die der historische Materialismus von Karl Marx diese Begriffsbestimmung bereichert hat.

Hannah Arendt führen die schrecklichen Erfahrungen des Naziregimes und ihrer Tätigkeit beim Eichmann Prozess zu einer Neufassung und zur Begrifflichkeit der „Banalität des Bösen“. Die Philosophen der Frankfurter Schule decken durch empirische Untersuchungen die in der Persönlichkeit tieferliegenden Ursachen für derartige Entgleisungen des Charakters auf.

Die vergleichende Verhaltensforschung benennt die im Individuum angelegten und schlummernden Anlagen zum Bösen.

Eine Betrachtung der existierenden autoritären Regime und ihrer Anpassungen an die gesellschaftlichen Bedingungen des 21. Jahrhunderts unterstreicht die Aktualität und die schwelende Gefahr für die Demokratie in der Gegenwart.

Maximilian Arzberg, April 2025

1. Das radikal Böse in der Moralphilosophie von Immanuel Kant

In seinem 1793 erschienenen Werk „Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft“ beschäftigt sich Immanuel Kant mit der Kategorie des Bösen.

Es geht Kant hier ausschließlich um das Böse im Sinne des moralisch Bösen, also um den Charakter der vom Menschen beeinflussten bewussten Handlung.

Kant betrachtet das Böse im Menschen als a priori aus der Natur angelegt und somit als untrennbaren Bestandteil der menschlichen Psyche, mit dem sich das Individuum auseinandersetzen muss.

Das Böse definiert Kant: „als Option der menschlichen Freiheit, entgegen den objektiven Gesetzen der Sittlichkeit zu handeln, die für ihn das Gute bestimmen.“ 2

Der Mensch hat also von Natur aus sowohl einen Hang zum Bösen, als auch die Anlage zum Guten.

Kant sieht als Ursache, die den Drang zum Bösen ausmachen, nicht nur die individuellen biologischen Bedürfnisse und persönlichen Neigungen selbst. Für Kant ist das Böse vor allem eine individuelle Handlungserscheinung der Vernunft.

Der deutsche Philosoph nennt seine philosophische Kategorie des Bösen radikal, weil es ebenso wie das Gute in der Tiefe der menschlichen Freiheit der individuellen Entscheidungsfindung wurzelt. Diese Fähigkeit des Menschen wissentlich und bewusst Böses zu tun macht für Kant eben diese Radikalität aus.

„Was der Mensch im moralischen Sinne ist, oder werden soll, gut oder böse, dazu muss er sich selbst machen oder gemacht haben. Beides muss eine Wirkung seiner freien Willkür sein.“ 3

Kant betrachtet böse Handlungen als individuell verschuldet und damit unterliegt nach seiner Meinung böses Handeln der individuellen Verantwortlichkeit und muss sanktioniert werden.

2. Karl Marx und das Böse

Ludwig Feuerbach, als Vertreter der klassischen deutschen Philosophie, galt für Karl Marx als eine der Quellen für seine materialistische Philosophie und Geschichtsauffassung. Für Feuerbach ist das Böse „die Einheit von Willen und Natur, das Gute die Differenz, ja sogar auf gewisse Weise der Widerstreit.“ 4

Als Hauptmethode seiner philosophischen Lehre nutzt Marx die Hegelsche Dialektik. Die Triebkraft der Entwicklung sind für Marx die beiden Grundpfeiler der Wirtschaft, der Antagonismus von der Entwicklung der Produktivkräfte und den daraus sich formenden Produktionsverhältnissen. Im sozialen Bereich formuliert Marx sein Postulat der Klassengegensätze und des daraus entstehenden Klassenkampfes.

Gerade dieser Widerspruch treibt die gesellschaftliche Entwicklung voran und ist im Hegelschen Sinne das Böse, das das Alte in Frage stellt und nach Umwälzung und Erneuerung drängt. Marx betont die dialektische Spannung zwischen abstraktem Individuum und Gesellschaft. Das Individuum kann materialistisch nur als Ensemble der gesellschaftlichen Verhältnisse verstanden werden. Die gesellschaftlichen Verhältnisse selbst sind wiederum Ergebnis des Handelns menschlicher Individuen.

Mit seiner Geschichtsphilosophie des historischen Materialismus hat Marx die Geschichtswissenschaft „vom Kopf auf die Füße gestellt.“ Marx hat in seinen Schriften eindrucksvoll und überzeugend demonstriert, dass jegliche Erscheinungsform des jeweiligen gesellschaftlichen Überbaues eine materielle ökonomische Grundlage hat.

Für Marx werden der genetisch angelegte Charakter und das Wesen des Individuums durch die gesellschaftlichen Verhältnisse und die Erziehung in der einen oder anderen Weise ausgeformt.

Das Verdienst von Marx besteht somit darin, dass er dem Begriff des Bösen materiellen Gehalt und damit soziale Sprengkraft einhaucht. Er hat es damit aus dem Bereich des ethisch-moralischen herausgehoben und ihm eine gesellschaftspolitische Dimension verliehen.

3. Hannah Arendt und „die Banalität des Bösen“

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