Das Buch der verschollenen Geschichten. Teil 2 - J.R.R. Tolkien - E-Book

Das Buch der verschollenen Geschichten. Teil 2 E-Book

J.R.R. Tolkien

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Beschreibung

Von den Göttern und Helden Mittelerdes – die frühesten Geschichten über Mittelerde. Ein Schatz für alle »Herrn der Ringe«-Fans. J.R.R. Tolkien hat unzählige Geschichten verfasst,  als er die Götter- und Heldensagen von Mittelerde niederschrieb. Im legendären »Buch der verschollenen Geschichten«, dem ältesten Weltentwurf Tolkiens, älter noch als »das Silmarillion«, sind sie aufgezeichnet. Oft finden sich Spuren von ihnen, fremdklingende Namen wie ferne Echos vergangener Zeiten im »Herrn der Ringe«, dem großen vollendeten Fantasyepos.  Der Seefahrer Eriol landet bei einer seiner Seefahrten auf Tol Eressa, der Einsamen Insel im fernen Westen. Die Elben, die auf Tol Eressa leben, laden ihn in ihre Häuser ein und teilen mit ihm Geschichten aus einer vergangenen Zeit. Welche finstere Rolle spielte der dämonische Katzenfürst Telvido? Wie ging Gondolin unter und was geschah nach Tuors Flucht aus Gondolin? Im zweiten Teil von »Das Buch der verschollenen Geschichten« werden diese und viele weitere Fragen beantwortet. Die Geschichten im zweiten Teil von »Das Buch der verschollenen Geschichten«: Die Geschichte von Tinúviel Turambar und der Foalóke Der Fall von Gondolin Das Nauglafring Die Geschichte von Earendel Die Geschichte von Eriol und Ælfwine und das Ende der Geschichten Ælfwine aus England

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Seitenzahl: 810

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J.R.R. TOLKIEN

Christopher Tolkien

DAS BUCH DER VERSCHOLLENEN GESCHICHTEN

Teil 2

Aus dem Englischen übersetzt von Hans J. Schütz

KLETT-COTTA

Impressum

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Speicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Hobbit Presse

www.hobbitpresse.de

Die Originalausgabe in Englischer Sprache erschien 1984 bei George Allen & Unwin Ltd. Published by arrangment with HarperCollins Publisher Ltd. unter dem Titel »The Book of Lost Tales Part 2«

© 1983 by The Tolkien Estate Limited and C.R. Tolkien

® und Tolkien® sind eingetragene Markenzeichen der

The Tolkien Estate Limited

Für die deutsche Ausgabe

© 1986, 2022 by J. G. Cotta’sche Buchhandlung

Nachfolger GmbH, gegr. 1659, Stuttgart

Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten

Cover: © Birgit Gitschier, Augsburg unter Verwendung der Daten des Originalverlags © HarperCollins Publishers Ltd

Illustration: © »The Doors of Night« by John Howe

Datenkonvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

Printausgabe: ISBN 978-3-608-96590-2

E-Book: ISBN 978-3-608-12231-2

Dieses E-Book basiert auf der aktuellen Auflage der Printausgabe.

INHALT

VORWORT

I. DIE GESCHICHTE VON TINÚVIEL

Anmerkungen und Kommentar

II. TURAMBAR UND DER FOALÓKE

Anmerkungen und Kommentar

III. DER FALL VON GONDOLIN

Anmerkungen und Kommentar

IV. DAS NAUGLAFRING

Anmerkungen und Kommentar

V. DIE GESCHICHTE VON EARENDEL

VI. DIE GESCHICHTE VON ERIOL ODER ÆLFWINE UND DAS ENDE DER GESCHICHTEN

ÆLFWINE AUS ENGLAND

ANHANG

Namen

Register

VORWORT

Der zweite Teil des Buchs der Verschollenen Geschichten ist nach denselben Prinzipien und mit denselben Absichten eingerichtet wie der erste Teil (vgl. hierzu das Vorwort zu Teil 1, S. 7ff.).

Wie schon in Teil 1 habe ich ein konsequentes System für die Akzentsetzung bei Namen benutzt; in Fällen wie Mim oder Niniel, die durchgehend so geschrieben sind, habe ich die Formen Mîm und Níniel.

Die zwei Seiten aus den Originalmanuskripten wurden mit der Erlaubnis der Bodleian Library, Oxford, reproduziert, und ich möchte dem Department of Western Manuscripts der Bibliothek für seine Unterstützung danken. Die Originalseiten entsprechen dem abgedruckten Text wie folgt:

(1) Die Seite aus dem Manuskript der Geschichte von Tinúviel: Oberer Teil: gedruckter Text S. 44 (12. Zeile »heftige Furcht« bis Zeile 23 »so rasch überkommt«). Unterer Teil: gedruckter Text S. 46 (30. Zeile »die rauhe Stimme«) bis S. 37 (9. Zeile »aber Tevildo«).

(2) Die Seite aus dem Manuskript von Der Fall von Gondolin: Oberer Teil: gedruckter Text S. 292 (12. Zeile »›Deshalb müssen wir nun‹, sagte Galdor«) bis S. 292 (23. Zeile »wenn nicht weiter«). Unterer Teil: gedruckter Text S. 292f. (letzte. Zeile »Doch die anderen, angeführt von einem gewissen Legolas Grünblatt«) bis S. 294 (2. Zeile »und indem er die Hauptstreitmacht folgen ließ, zog er«).

Zu Abweichungen im gedruckten Text von der reproduzierten Seite vom Fall von Gondolin vgl. S. 309, Anmerkungen 34–36 und S. 312, Bad Uthwen; einige andere kleine Unterschiede, die in den Anmerkungen nicht erwähnt sind, gehen ebenfalls auf spätere Veränderungen in Text B der Geschichte zurück (vgl. S. 224ff.).

Diese Seiten verdeutlichen die komplizierte Textsituation der Manuskripte der Verschollenen Geschichten, wie sie im Vorwort zu Teil 1 beschrieben wurde.

Ich benutze die Gelegenheit, anzumerken, dass Mr. Douglas A. Anderson mich darauf hingewiesen hat, dass die in Teil 1 (S. 331ff.) abgedruckte Fassung des Gedichtes Warum der Mann im Mond viel zu früh herunterkam nicht, wie angenommen, jene ist, die 1923 in A Northern Venture veröffentlicht wurde, sondern zahlreiche spätere Veränderungen aufweist.

I. DIE GESCHICHTE VON TINÚVIEL

Die Geschichte von Tinúviel wurde 1917 geschrieben, der älteste erhaltene Text jedoch ist späteren Datums. Es handelt sich um ein mit Tinte über ein ausradiertes Bleistift-Original geschriebenes Manuskript; genaugenommen scheint diese Neufassung der Tinúviel-Geschichte eines der letzten Teilstücke der Verschollenen Geschichten gewesen zu sein, die mein Vater vollendet hat (vgl. Teil 1, S. 328f.).

Es existiert außerdem ein Typoskript dieser Geschichte, das zwar jünger ist als das Manuskript, aber derselben »Phase« der Mythologie angehört – mein Vater nahm das Manuskript zu Hilfe und veränderte den Text während des Abschreibens. Wesentliche Unterschiede zwischen den beiden Fassungen werden auf Seite 73ff. behandelt.

Die Geschichte trägt im Manuskript die Überschrift: »Verbindungsstück zur Geschichte von Tinúviel, auch die Geschichte von Tinúviel«. Das Verbindungsstück beginnt mit der folgenden Passage:

»Groß muss die Macht Melkos gewesen sein, Böses zu tun«, sagte Eriol, »wenn er durch seine Arglist wirklich das Glück und den Glanz der Götter und Elben zerstören, das Licht ihrer Wohnstätte verdunkeln, und all ihre Liebe zunichte machen konnte. Das war gewisslich die schlimmste Tat, die er jemals vollbracht hat.«

»Fürwahr, niemals wieder ist eine solche Untat in Valinor begangen worden«, sagte Lindo, »doch Melkos Hand hat die Dinge in der Welt zum Schlimmen gewendet, und die Samen seiner Bosheit sind seitdem zu einer großen und schrecklichen Macht herangewachsen.«

»Nein«, sagte Eriol, »dennoch kann mein Herz nicht an anderen Kummer denken als an die Zerstörung der schönsten Bäume und an die Verdunkelung der Welt.«

Diese Passage wurde durchgestrichen und findet sich nicht im Typoskript, doch taucht sie in beinahe identischer Form am Ende des Kapitels Die Flucht der Noldoli wieder auf (Teil 1, S. 276f.). Der Grund dafür ist, dass mein Vater beschlossen hatte, anstelle von Tinúviel die Geschichte von Sonne und Mond auf die Kapitel Die Verhüllung von Valinor und Die Flucht der Noldoli folgen zu lassen (vgl. Teil 1, S. 328ff., wo die schwierige Frage der Neuanordnung der Geschichten gerade an diesem Punkt erörtert wird). Die Fortsetzung des Verbindungsstückes (»In den Tagen nun, bald nachdem diese Geschichte erzählt worden war«) bezog sich, als sie niedergeschrieben wurde, auf die Geschichten Die Verhüllung von Valinor und Die Flucht der Noldoli; aber es wird nicht deutlich, auf welche von beiden, nachdem Tinúviel aus der ursprünglichen Anordnung herausgenommen worden war.

Die zwei Fassungen des Verbindungsstückes ähneln einander anfangs sehr, doch als Eriol von seinem vergangenen Leben erzählt, weichen sie voneinander ab. Textgrundlage für den ersten Teil ist ausschließlich das Typoskript; sobald die Abweichungen beginnen, werden beide Fassungen nacheinander wiedergegeben. Die Erörterung der Geschichte von Eriols Leben findet sich in Kapitel VI.

In den Tagen nun, bald nachdem diese Geschichte erzählt worden war, seht, da näherte sich der Winter dem Lande von Tol Eressea, denn inzwischen hatte Eriol, dem seine Wanderlust aus dem Sinn gekommen war, geraume Zeit im alten Kortirion gewohnt. Niemals in diesen Monaten begab er sich über das wohlbestellte Ackerland hinaus, das außerhalb der grauen Mauern dieser Stadt lag, doch manch eine Halle der Sippen der Inwir und der Teleri empfing ihn als frohen Gast, und er wurde immer vertrauter mit der Sprache der Elben, und sein Wissen um ihre Gebräuche, ihre Geschichten und Lieder vertiefte sich.

Dann war plötzlich der Winter über die Einsame Insel hereingebrochen, und die Wiesen und Gärten hüllten sich in funkelnden Schnee; ihre Springbrunnen waren versiegt, all ihre blattlosen Bäume standen stumm, und die ferne Sonne glänzte trübe im Nebel oder zersplitterte auf den Kristallflächen langer Eiszapfen. Noch immer brach Eriol nicht auf, sondern sah dem kalten Mond zu, der aus den frostigen Himmeln auf Mar Vanwa Tyaliéva herabblickte, und wenn die Sterne über den Dächern blau aufschimmerten, lauschte er, doch nun vernahm er nicht den Klang von Timpinens Flöte; dieser Kobold nämlich lebt vom Hauch des Sommers, und bevor die geheime Ahnung des Herbstes die Lüfte erfüllt, besteigt er sein graues Zauberboot, und die Schwalben entführen ihn in die Ferne.

Gleichwohl erfuhr Eriol Lachen und Fröhlichkeit und auch Musik und Gesang in den Häusern von Kortirion – selbst Eriol, der Wanderer, dessen Herz vorher keine Ruhe gekannt hatte.

So kam nun ein grauer Tag und ein fahler Nachmittag, doch drinnen waren Feuerschein und behagliche Wärme, Tanz und Lärm fröhlicher Kinder, denn Eriol spielte mit den Jungen und Mädchen in der Halle des Wiedergefundenen Spiels ein großes Spiel. Schließlich, durch ihr Herumtollen ermüdet, warfen sie sich auf die Teppiche vor der Feuerstelle nieder, und eines der Kinder, ein kleines Mädchen, sagte: »Erzähl mir, o Eriol, eine Geschichte!«

»Was soll ich denn erzählen, o Veanne?«, sagte er, und sie, seine Knie umfassend, erwiderte: »Eine Geschichte von Menschen und von Kindern in den Großen Landen oder von deiner Heimat – und hattest du dort einen ebensolchen Garten wie wir, mit Mohnblumen und Stiefmütterchen, wie sie in meinem Gartenwinkel an der Laube der Drosseln wachsen?«

Es folgt nun die Manuskript-Fassung des restlichen Verbindungsstücks:

Da erzählte ihr Eriol von seiner Heimat, einer alten Stadt der Menschen, umgürtet mit einer Mauer, die nun zerbröckelt und verfallen war, vom nahen Fluss, über dem eine Burg mit einem großen Turm thronte. »Ein sehr hoher Turm, wahrlich«, sagte er, »und der Mond musste hoch klettern, ehe sich sein Antlitz über ihn erhob.« – »War er denn so hoch wie Ingils Tirin?«, fragte Veanne, doch Eriol antwortete, das könne er nicht sagen, denn viele, viele Jahre seien verflossen, seit er die Burg und ihren Turm zum letzten Mal gesehen habe. »Ich habe nämlich, o Veanne«, sagte er, »nur kurze Zeit dort gewohnt, nur bis zum Knabenalter. Mein Vater entstammte einem Küstenvolk, und die Liebe zum Meer, das ich nie gesehen hatte, lag mir im Blut, und mein Vater nährte diese Sehnsucht, denn er erzählte mir Geschichten, die sein Vater ihm einst erzählt hatte. Nun fügte es sich, dass meine Mutter bei einer grausamen Belagerung jener alten Stadt Hungers starb und mein Vater im bitteren Kampf auf den Mauern fiel, und ich, Eriol, am Ende zu den Gestaden des Westlichen Meeres entkam; und so habe ich seit jenen fernen Tagen meist auf den Wellen des Meeres oder an seinem Rande gelebt.«

Trauer erfüllte nun die Kinder ringsum wegen des Leides, das die Bewohner der Großen Lande befiel, und wegen Krieg und Tod, und Veanne, sich an Eriol klammernd, sagte: »O Melinon, zieh niemals in einen Krieg – oder hast du es schon einmal getan?«

»Ja, oft genug«, erwiderte Eriol, »doch waren es nicht die großen Kriege irdischer Könige und mächtiger Staaten, die grausam und bitter sind und die viele schöne Länder und liebliche Dinge, selbst Frauen und unschuldige kleine Mädchen wie dich, Veanne Melinir, zugrunde richten; doch ritterliche Kämpfe habe ich gesehen, bei denen kleine Scharen tapferer Männer zuweilen aufeinandertreffen und die Klingen kreuzen. Aber, ach, warum sprechen wir von diesen Dingen, meine Kleine; möchtest du nicht lieber etwas über meine ersten Abenteuer auf dem Meer erfahren?«

Da wurden sie alle sehr neugierig auf seine Geschichte, und er erzählte ihnen von seinen Streifzügen durch die westlichen Häfen, von den Gefährten, die er gefunden hatte, von den Ankerplätzen, die er kannte, von seinem Schiffbruch auf fernen westlichen Inseln, wo er schließlich auf einer einsamen Insel einem uralten Seemann begegnete, der ihm Obdach gab und ihm am Feuer in seiner abgelegenen Hütte sonderbare Geschichten erzählte von Dingen jenseits der Westlichen Meere, von den Zauberinseln und von jener einen, die in letzter Einsamkeit hinter ihnen lag. Vor langer Zeit habe er sie einmal in weiter Ferne aufschimmern sehen und sie später lange, lange vergeblich gesucht.

»Danach«, fuhr Eriol fort, »war meine Neugier nach den westlichen Inseln geweckt, und umso unermüdlicher befuhr ich das Meer auf der Suche nach mehr Geschichten dieser Art, und so fügte es sich tatsächlich, dass ich am Ende nach vielen großen Reisen, dank des Segens der Götter, nach Tol Eressea gelangte – und darum sitze ich nun hier und spreche zu dir, Veanne, bis mir die Kehle trocken geworden ist.«

Trotzdem bat ihn ein Junge, Ausir, mehr von Schiffen und von dem Meer zu erzählen, aber Eriol sagte: »Nein – jedoch es bleibt noch Zeit, bevor Ilfiniol den Gong zum Abendessen schlägt. So soll denn eines von euch Kindern mir eine Geschichte erzählen, die ihr gehört habt.« Da setzte sich Veanne auf, klatschte in die Hände und sagte: »Ich werde dir die Geschichte von Tinúviel erzählen.«

Die Typoskript-Fassung dieser Passage lautet wie folgt:

Da erzählte Eriol von seiner einstigen Heimat, einer uralten Stadt der Menschen, umgürtet von einer Mauer, die nun zerbröckelt und verfallen war, denn das Volk, das dort wohnte, hatte lange Zeit Reichtum und unbeschwerten Frieden gekannt. Ein Fluss strömte dort vorbei, über dem eine Burg mit einem gewaltigen Turm thronte. »Dort wohnte ein mächtiger Herzog«, sagte er, »und wenn er von seinen höchsten Zinnen Ausschau hielt, konnte er doch nie die Grenzen seines ausgedehnten Besitzes erkennen, ausgenommen im Osten, wo in der Ferne die blauen Schemen der großen Gebirge lagen – dieser Turm indes galt als der höchste, den es in den Ländern der Menschen gab.« – »War er so hoch wie der Tirin des mächtigen Ingil?«, fragte Veanne. Doch Eriol sagte: »Es war wahrlich ein sehr hoher Turm, und der Mond musste hoch klettern, ehe sein Antlitz sich über ihn erhob, doch vermag ich nicht zu sagen, o Veanne, wie hoch er war, denn es ist viele Jahre her, seit ich diese Burg und ihren hohen Turm zum letzten Mal gesehen habe. Der Krieg brach plötzlich über diese Stadt und ihren traulichen Frieden herein, und ihre brüchigen Mauern konnten dem Angriff der wilden Menschen aus den Gebirgen des Ostens nicht standhalten. Dort, bei dieser grausamen Belagerung, ging meine Mutter am Hunger zugrunde, und mein Vater, erbittert auf den Mauern kämpfend, fand im letzten Gefecht den Tod. In jenen Tagen war ich ein Knabe und noch nicht kriegstüchtig, und so wurde ich zu einem Sklaven gemacht.

Wisset denn, dass mein Vater einem Küstenvolk entstammte, ehe er in jene Stadt verschlagen wurde, und die Sehnsucht nach dem Meer, das ich nie gesehen hatte, lag mir im Blut; oft hatte mein Vater sie genährt, indem er mir Geschichten von der großen See erzählte oder die Kunde beschwor, die er vor Zeiten von seinem Vater gelernt hatte. Ich will nicht von der Mühsal erzählen, die ich danach in der Sklaverei erlitt, denn am Ende brach ich meine Ketten und entkam ans Gestade des Westlichen Meeres – und seit jenen fernen Tagen habe ich meist auf den Wellen des Meeres oder an seinem Rande gelebt.«

Als sie nun von den Leiden erfuhren, von Krieg und Tod, welche die Bewohner der Großen Lande befielen, waren die Kinder von Trauer erfüllt, und Veanne, sich an Eriol klammernd, sagte: »O Melinon, zieh niemals in einen Krieg – oder hast du es schon einmal getan?«

»Ja, oft genug«, erwiderte Eriol, »doch waren es nicht die großen Kriege irdischer Könige und mächtiger Staaten, die grausam und bitter sind, und die alles zugrunde richten, die Schönheit der Erde und die der lieblichen Dinge, welche die Menschen in Zeiten des Friedens mit ihren Händen bilden – ach, sie verschonen weder liebliche Frauen noch zarte Mädchen, wie du eines bist, Veanne Melinir, denn dann sind die Männer trunken vor Zorn und Blutgier, und Melko treibt sein Unwesen. Doch ritterliche Kämpfe habe ich gesehen, bei denen tapfere Männer zuweilen aufeinandertreffen und die Klingen kreuzen, und wo die Stärke des Leibes und des Herzens sich beweisen – aber, ach, warum sprechen wir von diesen Dingen, meine Kleine; möchtest du nicht lieber etwas über meine Abenteuer auf dem Meer erfahren?«

Da wurden sie alle sehr neugierig auf seine Geschichte, und Eriol erzählte ihnen von seinen ersten Streifzügen durch die westlichen Häfen, von den Gefährten, die er gefunden hatte, und von den Ankerplätzen, die er kannte; er erzählte, wie er einmal auf fernen westlichen Inseln Schiffbruch erlitten und dort auf einem einsamen Inselchen einen uralten Seemann getroffen habe, der für sich allein in einer Hütte am Gestade wohnte, die er sich aus den Trümmern seines Bootes erbaut hatte. »Er wusste mehr über die Geheimnisse des Meeres«, sagte Eriol, »als jeder andere, dem ich begegnet bin, und vieles in seinem Wissen grenzte an Zauberei. Sonderbare Dinge erzählte er mir von den Gefilden weit jenseits des Westlichen Meeres, von den Zauberinseln und von jener einen, die in letzter Einsamkeit hinter ihnen lag. Einmal vor langer Zeit, sagte er, habe er sie erspäht, in weiter Ferne aufschimmernd, und sie später lange, lange vergeblich gesucht. Reiches Wissen teilte er mir mit über die verborgenen Meere und die dunklen, unbefahrenen Wasser, und ohne dieses Wissen hätte ich dies lieblichste aller Länder oder diese trauliche Stadt oder die Hütte des Vergessenen Spiels nie gefunden – doch es bedurfte noch einer langen und bitteren Suche und manch einer mühseligen Reise, bis ich am Ende, dank des Segens der Götter, nach Tol Eressea gelangte – und darum sitze ich nun hier und spreche zu dir, Veanne, bis die Kehle mir trocken geworden ist.«

Trotzdem bat ihn ein Junge, Ausir, mehr von Schiffen und dem Meer zu erzählen, und er sagte: »Wusstest du denn nicht, o Eriol, dass dieser uralte Seemann am einsamen Gestade kein anderer war als Ulmo selbst, der Reisenden, die er liebt, nicht selten in dieser Gestalt erscheint? Wer aber mit Ulmo gesprochen hat, weiß manche Geschichte zu erzählen, die selbst in den Ohren derer, die hier in Kortirion wohnen, nicht langweilig klingt.« Doch zu dieser Zeit schenkte Eriol Ausirs Worten keinen Glauben und sagte: »Nein, vergeltet mir meine Geschichte, bevor Ilfrin den Gong zum Abendessen schlägt – einer von euch soll mir eine Geschichte erzählen, die ihr gehört habt.«

Da setzte sich Veanne auf, klatschte in ihre Hände und rief: »Ich werde dir die Geschichte von Tinúviel erzählen.«

Die Geschichte von Tinúviel

Hier folgt nun der Text der Geschichte von Tinúviel, wie er im Manuskript erscheint. Das Verbindungsstück ist nicht eigens gekennzeichnet und von der Geschichte selbst in keiner Form abgetrennt. Veanne beginnt ohne Einleitung.

»Wer war Tinúviel?«, fragte Eriol. »Weißt du es nicht?«, sagte Ausir. »Tinúviel war die Tochter von Tinwe Linto.« – »Tinwelint«, verbesserte Veanne, doch Ausir sagte: »Das gilt gleich, doch die Elben in diesem Haus, welche die Geschichte lieben, nennen ihn Tinwe Linto, obgleich Vaire gesagt hat, dass er bloß Tinwe mit richtigem Namen hieß, bevor er in die Wälder wanderte.«

»Sei still, Ausir«, sagte Veanne, »denn es ist meine Geschichte, und ich werde sie Eriol erzählen. Habe ich nicht einst Gwendeling und Tinúviel mit meinen eigenen Augen gesehen, als ich in längst vergangenen Tagen über den Pfad der Träume wanderte?«1

»Wie sah die Königin Wendelin aus (denn so nannten sie die Elben)2, o Veanne, als du sie gesehen hast?«, fragte Ausir.

»Schlank und mit sehr dunklem Haar«, sagte Veanne, »und ihre Haut war weiß und matt, doch ihre Augen leuchteten und verrieten Tiefe, und sie war in hauchdünne allerliebste Gewänder gekleidet, doch sie waren schwarz, von Spangen aus schwarzem Jett und einem silbernen Gürtel gehalten. Wann immer sie sang oder tanzte, stahlen sich Träume und Schläfrigkeit in deinen Kopf und machten ihn schwer. Sie war in der Tat eine Fee, die aus Lóriens Gärten entschlüpfte, bevor noch Kôr erbaut wurde, und sie schweifte durch die waldigen Flecken der Welt, und Nachtigallen folgten ihr und umgaben sie oft mit ihrem Gesang. Es war der Gesang dieser Vögel, der die Ohren Tinwelints betörte, Anführer jenes Stammes der Eldar, die später die Solosimpi wurden, die Flötenspieler des Küstenlandes, als er mit seinen Gefährten von Palisor hinter dem Pferd Oromes herzog. Ilúvatar hat die Gabe der Musik in die Herzen aller gepflanzt, die zu diesem Stamm gehören – so sagt Vaire, die ihm angehört –, und diese Gabe erblühte später aufs wunderbarste, doch in jenem Augenblick war die Musik der Nachtigallen Gwendelings die allerschönste Musik, die Tinwelint jemals gehört hatte, und so wich er für einen Augenblick bloß, wie er dachte, vom Wege ab, um zwischen den dunklen Bäumen zu forschen, woher diese Musik wohl kommen mochte.

Und es heißt, dass es nicht nur Augenblicke waren, die er lauschte, sondern viele Jahre, und vergeblich suchte ihn sein Volk, bis es endlich Orome folgte und weit fortgetragen wurde nach Tol Eressea; und so sah er es niemals wieder. Doch nach einer Weile, die ihm kurz erschien, stieß er auf Gwendeling, die auf einem Bett von Blättern lag, zu den Sternen über ihr hinaufschaute und ebenfalls ihren Vögeln lauschte. Nun schritt Tinwelint leise zu ihr, beugte sich über sie und schaute sie an. ›Fürwahr‹, dachte er, ›hier liegt ein Geschöpf, das anmutiger ist als selbst die schönste Frau meines Volkes‹ – denn tatsächlich war Gwendeling keine der Elben und keine Frau, sondern eines der Kinder der Götter; und als er sich tiefer beugte, um eine Flechte ihres Haares zu berühren, zertrat er mit seinem Fuß einen Zweig. Da war Gwendeling mit einem leisen Lachen auf und davon, manchmal in der Ferne singend oder immer vor ihm hertanzend, bis ihn wie eine Ohnmacht ein angenehmer Schlummer überkam, er mit dem Gesicht nach unten zwischen die Bäume sank und lange, lange Zeit schlief.

Als er nun erwachte, dachte er nicht mehr an sein Volk (und das wäre in der Tat müßig gewesen, denn längst hatte es inzwischen Valinor erreicht), sondern es verlangte ihn nur noch nach dem Geschöpf des Zwielichts; Gwendeling war freilich nicht weit, denn sie war in seiner Nähe geblieben und hatte über ihn gewacht. Wie ihre Geschichte weiterging, weiß ich nicht, o Eriol, außer, dass sie am Ende seine Gemahlin wurde, denn Tinwelint und Gwendeling waren lange Zeit König und Königin der Verschollenen Elben von Artanor oder dem Jenseitsland, wie man hier sagt.

Lange, lange später brach Melko, wie du weißt, von Valinor wieder in die Welt ein, und alle Eldar machte er sich als Sklaven untertan: jene, die im Dunkel zurückblieben oder auf dem Marsch von Palisor verschollen, und auch jene Noldoli, die ihm auf der Suche nach ihrem geraubten Schatz in die Welt folgten. Doch es wird erzählt, dass es viele gab, die entkamen und in den Wäldern und Ödlanden umherwanderten, und von diesen Sippen der Wildnis und des Waldes schloss sich manche König Tinwelint an. Die meisten von ihnen waren Ilkorindi – was heißt, dass es Eldar waren, die niemals Valinor oder die Zwei Bäume geschaut oder in Kôr gewohnt hatten –, und sie waren unheimliche und sonderbare Wesen, die wenig wussten von Licht und Schönheit und Musik, sondern nur dunkle Weisen und wundersam rauhe Gesänge kannten, die in den Waldgewölben verklangen oder in tiefen Höhlen widerhallten. Anders wurden sie freilich, als die Sonne sich erhob, und schon vorher hatten sich viele wandernde Gnomen zu ihnen gesellt, und auch schweifende Kobolde aus Lóriens Scharen wohnten in den Höfen von Tinwelint und gehörten zum Gefolge Gwendelings, und diese gehörten nicht zu den Geschlechtern der Eldalie.

Nun wohnte Tinwelint in den Tagen des Sonnenlichtes und des Mondscheins noch immer in Artanor, und weder er selbst noch die Mehrzahl seines Volkes zogen in die Schlacht der Ungezählten Tränen, obgleich diese Geschichte nicht hierher gehört. Doch nach jener unglücklichen Schlacht vergrößerte sich seine Herrschaft beträchtlich durch die Flüchtlinge, die unter seinem Dache Schutz suchten. Verborgen den Augen und Gedanken Melkos blieb seine Behausung durch die Zauber von Gwendeling, der Fee, und sie umgab die Pfade, die dorthin führten, mit einem Zauber, so dass niemand außer den Eldar ihnen leicht folgen konnte, und der König vor jeder Gefahr, außer durch Verrat, sicher war. Seine Hallen wurden nun in einer tiefen Höhle von gewaltigem Ausmaß errichtet, und sie waren gleichwohl eine königliche und schöne Wohnstatt. Diese Höhle war im Herzen des gewaltigen Waldes von Artanor gelegen, dem größten aller Wälder, und ein Fluss floss vor ihren Toren, und niemand konnte sie durchschreiten, der nicht den Fluss überquerte, den eine schmale und streng bewachte Brücke überspannte. Dieser Ort war frei vom Bösen, obgleich die Eisenberge nicht allzu weit entfernt waren, hinter denen Hisilóme lag, wo Menschen lebten und versklavte Noldoli arbeiteten, und wohin wenig freie Eldar gingen.

Nun höre, ich will dir von Dingen berichten, die sich nach dem Aufgang der Sonne tatsächlich in den Hallen Tinwelints zutrugen, doch lange bevor die unvergessene Schlacht der Ungezählten Tränen geschlagen wurde. Und weder hatte Melko seine Pläne vollendet noch seine ganze Macht und Grausamkeit enthüllt.

Damals hatte Tinwelint zwei Kinder, Dairon und Tinúviel, und Tinúviel war ein Mädchen, das schönste aller Mädchen der verschollenen Elben, und, fürwahr, wenige sind so schön gewesen, denn Tinúviels Mutter war eine Fee, eine Tochter der Götter; Dairon hingegen war damals ein kräftiger, fröhlicher Junge, der es über alles liebte, auf einer Flöte aus Rohr oder auf anderen Instrumenten des Waldes zu spielen, und er wird heute zu den drei berühmtesten Zaubermusikanten der Elben gezählt; und die beiden anderen sind Zwitschervogel und Iváre, der am Gestade des Meeres spielt. Tinúviels höchste Freude war dagegen der Tanz, und an Anmut und Feinheit ihrer huschenden Füße kam ihr niemand gleich.

Es gab nun für Dairon und Tinúviel kein größeres Entzücken, als den Höhlen-Palast ihres Vaters Tinwelint zu verlassen und gemeinsam lange Zeiten unter den Bäumen zuzubringen. Dort saß Dairon oft auf einem Grasbüschel oder einer Baumwurzel und musizierte, während Tinúviel dazu tanzte, und wenn sie zur Musik Dairons tanzte, war sie anmutiger als Gwendeling und zaubrischer als Zwitschervogel unter dem Mond, und ein solch federleichter Tanz war vielleicht nur in den Rosengärten Valinors zu sehen, wo Nessa auf dem immergrünen Rasen tanzt.

Selbst zur Nacht, im bleichen Schein des Mondes, spielten und tanzten sie immerfort, ohne sich zu fürchten, wie ich es getan hätte, denn die Herrschaft Tinwelints und Gwendelings hielt das Böse von den Wäldern fern, Melko beunruhigte sie noch nicht, und die Menschen waren jenseits der Berge eingeschlossen.

Der Platz nun, den sie am meisten liebten, war ein schattiger Fleck, wo Ulmen und auch Buchen wuchsen, doch sie waren nicht sehr hoch, und auch einige weißblühende Kastanien standen dort, der Grund jedoch war feucht, und unter den Bäumen wucherte üppig und dicht ein Nest von Schierling. Dort spielten sie an einem Tag im Juni, und die weißen Dolden des Schierlings schwebten wie eine Wolke um die Baumstämme. Dort tanzte Tinúviel, bis spät der Abend schwand und viele weiße Nachtfalter sie umflatterten. Tinúviel, die ein Feengeschöpf war, beachtete sie nicht, wie es viele der Kinder der Menschen tun, wenngleich sie Käfer nicht liebte, und wegen Ungweliante wird kein Eldar eine Spinne berühren – doch jetzt schwirrten die weißen Nachtfalter um ihren Kopf, und Dairon trillerte eine geisterhafte Weise, als sich plötzlich etwas Merkwürdiges ereignete.

Nie habe ich erzählen hören, wie Beren über die Berge an diesen Fleck kam; doch war er tapferer als die meisten, wie du noch hören wirst, und vielleicht war es bloß die Wanderlust, die ihn die Schrecken der Eisenberge überwinden ließ, bis er das Jenseitsland erreichte.

Beren nun war ein Gnom, Sohn von Egnor, dem Waldläufer, der an den dunkleren Plätzen3 im Norden von Hisilóme jagte. Furcht und Argwohn herrschten zwischen den Eldar und denen ihres Geschlechtes, welche die Sklaverei Melkos erlitten hatten, und so rächten sich die Untaten der Gnomen am Schwanenhafen. Nun verbreiteten sich die Lügen Melkos unter Berens Volk, so dass man den verborgenen Elben böse Dinge zutraute; doch jetzt erblickte er Tinúviel, die im Zwielicht tanzte, gekleidet in ein silbrig perlendes Gewand, und ihre nackten Füße huschten zwischen den Stengeln des Schierlings umher. Da fragte Beren nicht, ob sie eine Vala, eine Elbin oder ein Kind der Menschen war, sondern er kroch näher, um sie zu sehen; und er lehnte sich gegen eine junge Ulme, die auf einem Hügel wuchs, damit er in die kleine Lichtung hinabblicken konnte, wo sie tanzte, denn die Verzauberung machte ihn schwach. Sie war so schlank und so lieblich, dass er schließlich, um besser sehen zu können, schutzlos und offen dastand, und in diesem Augenblick fiel das volle Mondlicht strahlend durch die Zweige, und Dairon erblickte Berens Gesicht. Mit einem Blick erkannte er, dass Beren nicht dem Elbenvolk entstammte, und weil alle Wald-Elben die Gnomen von Dor Lómin für heimtückische, grausame und treulose Geschöpfe hielten, ließ er sein Instrument fallen und rief: ›Fliehe, fliehe, o Tinúviel, ein Feind geht in diesem Walde um!‹ Und schon war er zwischen den Bäumen verschwunden. In ihrer Verwirrung folgte ihm Tinúviel nicht sogleich, denn sie verstand seine Worte nicht so rasch, und da sie wusste, dass sie nicht ebenso schnell laufen oder springen konnte wie ihr Bruder, ließ sie sich geschwind zwischen die weißen Schierlingspflanzen zu Boden sinken und verbarg sich unter einer besonders großen Pflanze mit vielen ausladenden Blättern; und dort lag sie und sah in ihrem weißen Gewand wie ein Flecken von Mondlicht aus, das schimmernd durch die Zweige auf den Boden fiel.

Da war Beren betrübt, denn er fühlte sich einsam, und er war traurig, dass er sie erschreckt hatte, und er hielt überall nach Tinúviel Ausschau, weil er nicht glaubte, dass sie entflohen war. So kam es, dass er plötzlich seine Hand auf ihren schlanken Arm zwischen den Blättern legte, und mit einem Aufschrei schreckte sie hoch und entfloh ihm, so schnell sie es in dem ungewissen Licht zwischen den Baumstämmen und Schierlingstengeln vermochte. Die zarte Berührung ihres Armes hatte Beren nur noch begieriger gemacht, sie zu finden, und er folgte ihr eilig, doch nicht schnell genug, denn am Ende entkam sie ihm und gelangte furchterfüllt zur Wohnung ihres Vaters; und noch viele Tage danach tanzte sie nicht mehr allein in den Wäldern.

Das war ein großer Kummer für Beren, der diesen Ort nicht verlassen mochte, weil er hoffte, dieses schöne Elbenmädchen noch einmal tanzen zu sehen, und auf der Suche nach Tinúviel durchstreifte er die wilden und einsamen Wälder Tag für Tag. Er suchte sie, wenn der Tag anbrach und in der Abenddämmerung, doch er war immer am hoffnungsvollsten, wenn hell der Mond schien. Endlich erspähte er eines Nachts in weiter Ferne ein Flirren, und siehe, es war Tinúviel, die auf einer kleinen, baumlosen Anhöhe tanzte, und Dairon war nicht bei ihr. Später kam sie immer öfter dorthin, sang und tanzte für sich allein, und zuweilen war Dairon in der Nähe, und dann schaute Beren vom entfernten Waldrande zu, und wenn er manchmal nicht bei ihr war, schlich Beren näher heran. In Wirklichkeit wusste Tinúviel längst um sein Kommen, ohne es zu zeigen, und längst war ihre Furcht verschwunden, nachdem sie im Mondlicht das sehnsüchtige Verlangen auf seinem Gesicht gesehen hatte; und sie sah auch, dass Beren guten Herzens war und ihren schönen Tanz liebte.

Darauf begann Beren ihr heimlich durch die Wälder bis zum Kopf der Brücke und zum Höhleneingang zu folgen, und wenn sie hineingegangen war, rief er leise und klagend über den Fluss: ›Tinúviel‹, denn diesen Namen hatte er von Dairons Lippen gehört; und er wusste nicht, dass Tinúviel oft lauschend im Schatten der Höhleneingänge stand und leise lachte oder lächelte. Eines Tages schließlich, als sie allein tanzte, trat er, kühner geworden, vor sie hin und sagte: ›Tinúviel, lehre mich zu tanzen.‹ – ›Wer bist du?‹, fragte sie. ›Beren. Ich bin über die Rauhen Berge gekommen.‹ – ›Wenn du also tanzen willst, so folge mir‹, sagte das Mädchen und tanzte vor Beren dahin und in die Wälder hinein, behende, und doch nicht so rasch, dass er nicht folgen konnte, und von Zeit zu Zeit blickte sie sich nach ihm um, der ihr nachstolperte, lachte und sagte: ›Tanze, Beren, tanze! So wie man hinter den Rauhen Bergen tanzt!‹ Auf diese Weise kamen sie über verschlungene Pfade zur Wohnung von Tinwelint, und Tinúviel lockte Beren über den Fluss, und staunend folgte er ihr hinunter in die Höhle und in die tiefen Hallen ihres Heims.

Als Beren sich aber vor dem König befand, war er beschämt, und die Erhabenheit der Königin Gwendeling erfüllte ihn mit großer Scheu, und als gar der König zu ihm sagte: ›Wer bist du, dass du ungebeten in meine Hallen stolperst?‹, wusste er nichts zu erwidern. Darum antwortete Tinúviel für ihn und sagte: ›Dies, mein Vater, ist Beren, ein Wanderer, der über die Berge gekommen ist, und er möchte lernen zu tanzen, wie die Elben von Artanor tanzen.‹ Und sie lachte, der König jedoch runzelte die Stirn, als er hörte, woher Beren kam, und er sagte: ›Spare dir deine leichtfertigen Worte, mein Kind, und sage mir, ob dieser wilde Elb aus den Schatten versucht hat, dir ein Leid zu tun?‹

›Nein, Vater‹, gab sie zur Antwort, ›und ich glaube, dass sein Herz nicht einen bösen Gedanken hegt, und wenn du nicht willst, dass deine Tochter weint, so sei nicht zu rauh zu ihm, denn meinen Tanz hat er mehr bewundert als jeder andere, den ich gekannt habe.‹ Darum sprach Tinwelint nun: ›O Beren, Sohn der Noldoli, was begehrst du von den Elben des Waldes, bevor du wieder dorthin zurückkehrst, von wo du gekommen bist?‹

So groß war der Jubel in Berens verwirrtem Herzen, als Tinúviel vor ihrem Vater für ihn sprach, dass sein Mut sich erhob und sein Abenteurergeist, der ihn von Hisilóme über die Eisenberge getragen hatte, wieder erwachte, und er schaute Tinwelint kühn ins Angesicht und sagte: ›Nun wohl, o König, ich begehre deine Tochter Tinúviel, denn sie ist das schönste und lieblichste Mädchen, das ich je gesehen oder von dem ich geträumt habe.‹

Darob breitete sich Schweigen in der Halle aus, bloß Dairon lachte, und alle, die Berens Worte vernahmen, waren erstaunt, jedoch Tinúviel schlug die Augen nieder, und der König brach beim Anblick des verwilderten und zerlumpten Beren ebenfalls in Gelächter aus, worauf Beren die Schamröte ins Gesicht stieg und Tinúviels Herz um seinetwillen schwer wurde. ›Wohlan! Meine Tochter Tinúviel, das schönste Mädchen der Welt, heiraten und ein Prinz der Wald-Elben werden zu wollen – das zu begehren, ist für einen Fremden gewisslich ein wenig vermessen‹, sagte Tinwelint. ›Vielleicht darf auch ich etwas als Gegenleistung erbitten. Es soll nichts Großes sein, ein Zeichen nur deiner Wertschätzung. Bringe mir einen Silmaril aus Melkos Krone, und an diesem Tag wird Tinúviel, wenn sie will, deine Gemahlin werden.‹

Da wussten alle, die dort versammelt waren, dass der König aus Geringschätzung gegen den Gnomen das Ganze als groben Scherz ansah, und sie lächelten, weil der Ruhm von Feanors Silmaril inzwischen über die ganze Welt verbreitet war, und die Noldoli hatten Geschichten von ihnen erzählt, und viele, die aus Angamandi entflohen waren, hatten sie in Melkos eiserner Krone strahlend leuchten sehen. Niemals verließ diese Krone sein Haupt, und er hütete diese Gemmen wie seine Augäpfel, und nicht einer auf der Welt, ob Fee, Elb oder Mensch, durfte hoffen, jemals auch nur den Finger auf sie zu legen und am Leben zu bleiben. Das, in der Tat, wusste auch Beren, er erriet, was das spöttische Lächeln zu bedeuten hatte, und zornentflammt rief er aus: ›Nein, das wäre ein zu geringes Geschenk für den Vater einer so lieblichen Braut. Sonderbar indessen und ähnlich den rauhen Gesetzen des Menschenvolks erscheinen mir die Bräuche der Wald-Elben. Wie sonst könntest du ungebeten das Brautgeschenk bestimmen? Doch höre: Ich, Beren, ein Jäger der Noldoli,4 werde dir deinen kleinen Wunsch erfüllen!‹ Und mit diesen Worten stürmte er aus der Halle, während alle erstaunt dastanden; doch Tinúviel weinte plötzlich. ›Das war böse gehandelt, mein Vater‹, rief sie, ›jemanden durch deinen schäbigen Spott in den Tod zu schicken – jetzt nämlich, glaube ich, wird er, durch den Hohn rasend gemacht, die Tat zu vollbringen suchen, Melko wird ihn töten, und niemals wieder wird jemand mit solcher Liebe meinem Tanz zusehen.‹

Darauf sagte der König: ›Er wird nicht der erste der Gnomen sein, die Melko mit weniger Grund getötet hat. Mag er froh sein, dass er nicht hier liegt, durch schmerzhaften Zauber gefesselt, weil er in meine Hallen eingedrungen ist und unverschämte Worte gesprochen hat.‹ Gwendeling jedoch sagte nichts, weder tadelte sie Tinúviel, noch fragte sie nach dem Grund ihrer plötzlichen Tränen um diesen unbekannten Wanderer.

Beren jedoch, Tinwelint und seinen Hallen den Rücken kehrend, wurde von seinem Zorn weit durch die Wälder getrieben, bis er sich den flacheren Hügeln und baumlosen Landen näherte, die drohend die Nähe der öden Eisenberge ankündigten. Erst jetzt spürte er seine Müdigkeit und unterbrach seinen Marsch, und danach begannen die größeren Mühsale. Nächte kamen, voll tiefer Mutlosigkeit, und keinerlei Hoffnung sah er auf seiner Fahrt, und wahrlich, es gab nur wenig Hoffnung, und bald, als er den Eisenbergen folgte, bis er sich den schrecklichen Gefilden von Melkos Behausung näherte, ergriffen ihn die größten Ängste. An diesen Orten lauerten viele giftige Schlangen, Wölfe streiften umher, und noch entsetzlicher waren die streunenden Scharen von Kobolden und Orks – widerwärtige Ausgeburten Melkos, immer unterwegs, Melkos schmutzige Arbeit zu verrichten, Tieren, Elben und Menschen nachstellend, die sie packten und vor ihren Herrn schleppten.

Viele Male war Beren nahe daran, von Orks gefangen zu werden, und einmal entging er den Fängen eines großen Wolfes erst nach einem Kampf, in dem er nur mit einer Keule aus Eschenholz bewaffnet war; und an jedem Tage seiner Wanderung nach Angamandi erfuhr er neue Gefahren und Abenteuer. Auch Hunger und Durst plagten ihn oftmals, und nicht selten dachte er daran, umzukehren, wäre dies nicht ebenso gefährlich gewesen, wie weiterzumarschieren; aber die Stimme Tinúviels, die bei Tinwelint für ihn bat, widerhallte in seinem Herzen, und des Nachts wollte es ihm scheinen, als höre sein Herz sie zuweilen leise weinen, weit entfernt in den Wäldern ihrer Heimat: – Und so war es auch wirklich.

Eines Tages trieb ihn der Hunger, in einem verlassenen Lager der Orks nach Speiseresten zu stöbern, doch einige von ihnen kehrten unbemerkt zurück und nahmen ihn gefangen, und sie folterten ihn, töteten ihn jedoch nicht, denn ihr Anführer, der Berens Körperkraft erkannte trotz der Entbehrungen, die ihn zeichneten, dachte, dass Melko vielleicht erfreut sein würde, wenn man Beren zu ihm brächte und er ihm schwere Sklavenarbeit in seinen Gruben oder Schmieden auferlegen könnte. So kam es denn, dass Beren vor Melko geschleppt wurde; trotzdem trug er in sich ein standhaftes Herz, denn in dem Geschlecht seines Vaters glaubte man, die Macht Melkos könne nicht ewig währen, sondern vielmehr würden die Valar am Ende den Tränen der Noldoli Gehör schenken, sich erheben, Melko in Ketten legen und Valinor ein zweites Mal den erschöpften Elben öffnen, auf dass wieder große Freude auf der Erde einkehren werde.

Melko hingegen blickte voll Zorn auf ihn und begehrte zu wissen, wie ein Gnom, nach seinem Willen ein Sklave von Geburt an, es wagen könne, ohne Erlaubnis in die Wälder zu ziehen, doch Beren erwiderte, er sei kein Entlaufener, sondern entstamme einer Gnomensippe, die in Aryador wohne und sich dort stark mit dem Volk der Menschen vermischt habe. Darauf wurde Melko noch wütender, denn er versuchte unablässig, Freundschaft und Verkehr zwischen Elben und Menschen zu zerstören, und Beren, so sagte er, sei offenkundig ein Anstifter zu verräterischen Taten gegen Melkos Herrschaft, wert, von den Balrogs gefoltert zu werden; Beren jedoch, der die Gefahr erkannte, sagte: ›Glaube nicht, o allermächtigster Ainu Melko, Herr der Welt, dass dies wahr ist, denn wenn es so wäre, stünde ich nicht waffenlos und allein hier. Keine Freundschaft empfindet Beren, Sohn Egnors, für das Geschlecht der Menschen; wahrlich nicht, und weil er der Lande, welche die Menschen überschwemmen, aufs äußerste leid ist, hat er seine Wanderung aus Aryador unternommen. Manch eine großartige Geschichte von deinem Glanz und Ruhm hat mein Vater mir vor Zeiten erzählt, und darum, obgleich ich kein abtrünniger Sklave bin, wünsche ich nichts so sehr, wie dir zu dienen, so gut ich kann.‹ Und darauf sagte Beren, er sei ein tüchtiger Jäger kleiner Tiere und Vogelsteller, habe sich auf seinen Streifzügen in den Hügeln verirrt und sei nach mancherlei Wanderungen in fremde Landstriche geraten, wo er sich, hätten die Orks ihn nicht ergriffen, keinen anderen Rat gewusst hätte, um in Sicherheit zu gelangen, als sich der Majestät des Ainu Melko zu nähern und ihn zu bitten, ihm ein bescheidenes Amt zu gewähren – vielleicht als Jäger, der ihm das Wildbret für seine Tafel beschaffen würde.

Ob nun die Valar ihm diese Worte eingegeben hatten, oder ob es die Zauberkraft listiger Rede war, die Gwendeling ihm aus Mitleid verliehen hatte – seine Worte retteten ihm tatsächlich das Leben, und Melko, der seine gestählte Gestalt bemerkte, glaubte ihm und war willens, ihn als Sklaven für seine Küchen anzunehmen. Schmeicheleien klangen immer süß in den Ohren dieses Ainu, und trotz seiner unermesslichen Klugheit täuschte ihn manch eine Lüge derer, die er verachtete, war sie nur in die wohlklingenden Worte einer Lobrede gekleidet; darum gab er nun den Befehl, Beren solle ein Sklave von Tevildo werden, dem Fürsten der Katzen.1 Tevildo nun war eine mächtige Katze – die mächtigste von allen – und, wie manche sagen, von einem bösen Geist besessen, und er gehörte zu Melkos ständigem Gefolge; und diese Katze herrschte über alle anderen Katzen, und seine Untertanen waren die Jäger, welche das Fleisch für die Tafel Melkos und für seine häufigen Feste beschafften. Daher rührt es, dass zwischen den Elben und allen Katzen noch immer Hass herrscht, selbst heute, da Melko nicht länger mächtig und die Zahl seiner Tiere sehr geschwunden ist.

Als Beren also zu den Hallen Tevildos fortgeführt wurde, die von Melkos Thron nicht sehr weit entfernt lagen, fürchtete er sich sehr, denn eine solche Wendung der Dinge hatte er nicht vorausgesehen, und diese Hallen waren kaum erleuchtet, sondern erfüllt von Knurren und ohrenbetäubendem Schnurren. Katzenaugen leuchteten überall, wie rote, grüne oder gelbe Lampen glühend, wo die Katzen aus Tevildos Gefolge saßen und mit ihren prachtvollen Schwänzen schlugen oder peitschten; Tevildo selbst aber thronte über ihnen, eine riesige Katze, pechschwarz und bösartig anzuschaun. Seine Augen waren groß, sehr schmal und geschlitzt und leuchteten rot und grün, seine Schnurrhaare jedoch, riesig und grau, waren so starr und spitz wie Nadeln. Sein Schnurren klang wie das Dröhnen von Trommeln und sein Knurren wie Donner, wenn er aber im Zorn kreischte, gefror das Blut in den Adern, und kleine Tiere und Vögel erstarrten in der Tat zu Stein oder fielen beim bloßen Geräusch leblos zu Boden. Als nun Tevildo Beren erblickte, verengten sich seine Augen, bis sie sich zu schließen schienen, und er sagte: ›Ich rieche Hunde‹, und von diesem Augenblick an empfand er gegen Beren einen Widerwillen. Tatsächlich war Beren in seiner heimatlichen Wildnis ein Freund der Hunde gewesen.

›Wie könnt ihr es wagen‹, sagte Tevildo, ›eine solche Kreatur zu mir zu führen, es sei denn, wir sollten vielleicht einen Braten aus ihr machen?‹ Doch jene, die Beren brachten, erwiderten: ›Nein, es ist der Befehl Melkos, dass dieser unglückliche Elb sein Leben damit zubringen soll, in Tevildos Diensten Tiere zu jagen und Vögel zu fangen.‹ Da stieß Tevildo einen Schrei der Verachtung aus, und er sagte: ›Dann muss mein Herr wahrhaftig geschlafen haben oder mit seinen Gedanken anderswo gewesen sein, denn welchen Nutzen hat es, glaubt ihr, dem Fürsten der Katzen und seinem Gefolge ein Kind der Eldar zu schicken, dass es ihnen bei der Jagd auf Vögel oder Tiere helfe – ihr hättet ebenso gut einen plumpfüßigen Menschen herbringen können, denn niemanden gibt es, ob Elb oder Mensch, der es im Jagen mit uns aufnehmen kann.‹ Gleichwohl unterzog er Beren einer Prüfung und befahl ihm, drei Mäuse zu fangen, denn seine Halle sei voll davon, wie er sagte. Wie man sich vorstellen kann, war das natürlich nicht wahr, doch einige wenige gab es dort in der Tat – eine sehr wilde, bösartige und zaubermächtige Rasse, die es wagte, dort in dunklen Löchern zu hausen, doch waren diese besonderen Mäuse größer als Ratten und sehr grimmig, und Tevildo hegte sie zu seinem ureigenen Vergnügen und ließ nicht zu, dass ihre Zahl geringer wurde.

Drei Tage lang jagte Beren hinter ihnen her, doch weil er nichts hatte, womit er eine Falle herstellen konnte (und er hatte Melko in der Tat nicht angelogen, als er ihm sagte, er habe ein besonderes Geschick gerade darin), jagte er vergeblich und trug als einzigen Lohn für seine Anstrengungen einen Biss in den Finger davon. Da war Tevildo voll Verachtung und sehr wütend, doch weder er noch seine Vasallen fügten ihm darauf, Melkos Gebot befolgend, ein Leid zu. Doch Berens Leben in der Behausung Tevildos war künftig gleichwohl bitter. Man machte ihn zum Küchenjungen, und er brachte seine Tage mühselig damit zu, die Fußböden und das Geschirr zu reinigen, Tische zu schrubben, Holz zu hacken und Wasser zu schleppen. Oft wurde er auch damit beauftragt, Spieße zu drehen, an denen Vögel und fette Mäuse aufs köstlichste als Speisen für die Katzen geröstet wurden, doch er selbst bekam nur selten genug Essen oder Schlaf; so wurde er mager und ungepflegt und wünschte oft, er hätte Hisilóme nie verlassen und Tinúviel nie zu Gesicht bekommen.

Das schöne Mädchen weinte nun sehr lange, nachdem Beren fortgegangen war, und tanzte nicht mehr in den Wäldern, und Dairon wurde wütend und konnte sie nicht verstehen, doch sie hatte das Gesicht Berens liebgewonnen, seine Augen, die durch die Zweige spähten, das knackende Geräusch seiner Schritte, wenn er ihr durch den Wald folgte; nicht zuletzt seine Stimme verlangte sie wieder zu hören, die vor den Toren ihres Vaters sehnsüchtig ihren Namen über den Fluss rief; und sie wollte nun nicht mehr tanzen, da Beren zu den unheilvollen Hallen Melkos geflohen und vielleicht bereits umgekommen war. Dieser Gedanke wurde ihr schließlich so unerträglich, dass dieses sanfteste aller Mädchen zu ihrer Mutter ging, denn ihren Vater aufzusuchen, wagte sie nicht und wollte es auch nicht leiden, dass er sie weinen sah.

›O Gwendeling, meine Mutter‹, sagte sie, ›sage mir durch deine Zauberkraft, wenn du es vermagst, wie es um Beren bestellt ist. Ergeht es ihm noch gut?‹ – ›Nein‹, erwiderte Gwendeling, ›zwar lebt er, doch in einer qualvollen Gefangenschaft, und die Hoffnung ist versiegt in seinem Herzen, denn siehe, er ist ein Sklave in der Gewalt von Tevildo, dem Fürsten der Katzen.‹

›Dann‹, sagte Tinúviel, ›muss ich gehen und ihm beistehen, denn ich kenne sonst niemanden, der das tun wird.‹

Darob lachte Gwendeling nicht, denn in vielen Dingen war sie klug und vorausschauend, doch es war die Ausgeburt eines bösen Traums, dass irgendein Elb, noch weniger ein Mädchen, die Tochter des Königs, ohne Begleitung zu den Hallen Melkos ging, selbst in jenen frühen Tagen vor der Schlacht der Ungezählten Tränen, als Melkos Macht noch nicht zur vollen Größe gewachsen war, er seine Pläne geheim hielt und sein Lügennetz spann. Darum bat Gwendeling ihre Tochter behutsam, nicht von solchen Narreteien zu sprechen; aber Tinúviel sagte: ›Dann musst du an meiner Stelle meinen Vater um Hilfe bitten, dass er Krieger nach Angamandi schickt und vom Ainu Melko die Freiheit Berens verlangt.‹

Aus Liebe zu ihrer Tochter tat Gwendeling dies wirklich, und Tinwelint war so ergrimmt, dass Tinúviel wünschte, sie hätte ihr Begehren nie geäußert; und Tinwelint befahl ihr, an Beren weder zu denken noch von ihm zu sprechen, und er schwor, er werde ihn töten, wenn er diese Hallen noch einmal betrete. Darauf zerbrach sich Tinúviel den Kopf, was sie tun könne, und sie ging zu Dairon und bat ihn, ihr zu helfen oder, wenn er wolle, sie nach Angamandi zu begleiten; aber Dairon empfand für Beren wenig Liebe, und er sagte: ›Warum sollte ich mich wegen eines wandernden Gnomen aus den Wäldern in die entsetzlichste Gefahr begeben, die es auf der Welt gibt? Wahrlich, ich liebe ihn nicht, weil er unser gemeinsames Spiel zerstört hat, unsere Musik und unseren Tanz.‹ Doch Dairon tat noch ein Übriges und erzählte dem König, was Tinúviel von ihm verlangt hatte – er tat dies nicht aus böser Absicht, sondern weil er besorgt war, Tinúviel könne in der Verblendung ihres Herzens die Fahrt in den Tod antreten.

Als nun5 Tinwelint das hörte, beschied er Tinúviel zu sich und sagte: ›Warum, o mein Mädchen, entsagst du nicht dieser Torheit und versuchst meinem Befehl zu gehorchen?‹ Aber Tinúviel wollte nicht antworten, und der König befahl ihr, zu geloben, dass sie weder fürderhin an Beren denken, noch in ihrer Torheit versuchen werde, ihm in die Lande des Bösen nachzufolgen, sei es allein oder sei es in der Begleitung eines seiner Untertanen, den sie dazu verführe. Tinúviel jedoch erwiderte, dass sie das Erstere nicht versprechen wolle und das Zweite nur zum Teil, denn sie wolle niemanden aus dem Volk der Wälder dazu verleiten, mit ihr zu gehen.

Darauf wurde ihr Vater über die Maßen zornig, doch insgeheim war er nicht wenig verwundert und besorgt, denn er liebte Tinúviel; da er jedoch seine Tochter nicht auf immer in den Höhlen einsperren mochte, wo fortwährend bloß ein trübes, flackerndes Licht herrschte, fasste er folgenden Plan: Oberhalb der Eingänge zu seinen unterirdischen Hallen war ein steiler Abhang, der zum Fluss abfiel, und dort wuchsen mächtige Buchen; und darunter war eine mit Namen Hirilorn, Königin der Bäume, denn sie war von gewaltigem Ausmaß, und so tief gespalten war ihr Stamm, dass es schien, als entwüchsen drei Säulen dem Grund; und diese waren gleich groß, rund und gerade gewachsen, ihre Rinde war seidenglatt und bis zu einer erklecklichen Höhe ragten sie auf, ohne dass ein Ast oder ein Zweig ihnen entspross.

Nun ließ Tinwelint hoch oben in diesem merkwürdigen Baum, so hoch, wie Menschen eben mit ihren längsten Leitern hinaufreichen konnten, eine kleine Hütte aus Holz erbauen, und sie ruhte auf den untersten Zweigen und war liebreizend von Blattwerk umhüllt. Dieses Haus hatte nun drei Ecken und in jeder Wand drei Fenster, und die drei Säulen von Hirilorn bildeten die Ecken. Dort, so befahl er, solle Tinúviel wohnen, bis sie sich bereit erkläre, vernünftig zu sein; und nachdem sie über Leitern aus hohen Kieferstämmen hinaufgestiegen war, wurden diese von unten fortgenommen, und sie hatte keine Möglichkeit mehr, wieder auf den Boden zu gelangen. Alles, was sie brauchte, wurde ihr gebracht, Leute stiegen auf den Leitern zu ihr hinauf und brachten ihr Nahrung oder wonach sie sonst verlangte, und der König bedrohte jeden mit der Todesstrafe, der eine Leiter fortzunehmen vergaß oder nächtens heimlich versuchte, sie an den Baum zu lehnen. Darum wurde am Fuß des Baumes eine Wache aufgestellt; und doch kam Dairon oft dorthin, betrübt über das, was er angerichtet hatte, denn ohne Tinúviel fühlte er sich einsam; Tinúviel jedoch hatte zu Anfang viel Freude an ihrem Haus zwischen den Blättern, und sie blickte durch ihre kleinen Fenster, während unten Dairon seine lieblichsten Melodien spielte.

Aber eines Nachts kam ein Traum der Valar über Tinúviel, und sie träumte von Beren, und ihr Herz sprach: ›Ich will ihn suchen gehen, ihn, den alle anderen vergessen haben‹; und als sie erwachte, schien der Mond durch die Blätter, und sie sann tief darüber nach, wie sie entfliehen könne. Nun war Tinúviel, die Tochter Gwendelings, nicht unerfahren in Magie und Zauberei, wie man sich wohl denken kann, und nach langem Sinnen schmiedete sie einen Plan. Am nächsten Tag bat sie jene, die zu ihr kamen, ihr ein wenig von dem klarsten Wasser des Flusses zu bringen. ›Dieses Wasser aber‹, sagte sie, ›muss um Mitternacht in einer silbernen Schale geschöpft und mir gebracht werden, ohne dass ein Wort gesprochen wird.‹ Und darauf verlangte sie, dass ihr Wein gebracht werde. ›Dieser aber‹, sagte sie, ›muss zur Mittagszeit in einem goldenen Krug herbeigetragen werden, und der Überbringer muss singen, wenn er kommt.‹ Und man tat, wie geheißen, doch Tinwelint erfuhr nichts davon.

Darauf sagte Tinúviel: ›Geht nun zu meiner Mutter und sagt ihr, dass ihre Tochter ein Spinnrad wünscht, um sich die müßigen Stunden zu verkürzen.‹ Dairon aber bat sie insgeheim, ihr einen winzigen Webstuhl zu verfertigen, und er machte einen, der für ihr Haus im Baum nicht zu groß war. ›Womit willst du aber spinnen und weben?‹, fragte er; und Tinúviel erwiderte: ›Mit Zaubersprüchen und Wunderkräften.‹ Doch Dairon wusste nichts von ihrem Plan, und auch dem König oder Gwendeling erzählte er nichts.

Als sie nun ungestört war, nahm Tinúviel Wasser und Wein, und während sie wirksame Zauberworte sang, vermischte sie beides miteinander, und als sich das Gemisch im goldenen Krug befand, sang sie ein Lied vom Wachsen, und als es sich in der Silberschale befand, sang sie ein zweites Lied, und die Namen der größten und längsten Dinge auf Erden waren in dieses Lied verflochten: die Bärte der Indravangs, der Schwanz von Karkaras, der Leib von Glorund, der Stamm von Hirilorn und das Schwert von Nan. Diese alle nannte sie, und sie vergaß auch nicht die Kette Angainu, die Aule und Tulkas machten, oder den Hals von Gilim, dem Riesen, und zuletzt sprach sie vom Längsten überhaupt, dem Haar von Uinen, der Gebieterin des Meers, das sich durch alle Wasser zieht. Darauf wusch sie ihr Haar mit dem Gemisch aus Wasser und Wein, und während sie das tat, sang sie ein drittes Lied, ein Lied vom tiefsten Schlaf, und Tinúviels Haar, das dunkel war und feiner als die zartesten Äderchen des Zwielichts, begann plötzlich sehr rasch zu wachsen, und als zwölf Stunden vergangen waren, füllte es beinahe den kleinen Raum, und darüber war Tinúviel sehr froh, und sie legte sich zur Ruhe nieder; und als sie erwachte, war der Raum wie von einem schwarzen Nebel erfüllt, unter dem sie tief begraben war, und siehe, ihr Haar ringelte sich aus den Fenstern und wehte in der Morgenbrise um die drei Stämme. Da suchte sie mühsam ihre kleine Schere hervor und schnitt die Strähnen dieser Pracht dicht am Kopf ab, und danach wuchs ihr Haar nur noch, wie es gewöhnlich zu wachsen pflegte.

Dann nahm die Arbeit Tinúviels ihren Anfang, und wenngleich sie mit der Gewandtheit der Elben arbeitete, währte das Spinnen lange, und noch länger das Weben, und wenn jemand kam und sie von unten grüßte, bat sie ihn zu gehen und sagte: ›Ich liege zu Bett und will bloß schlafen.‹ Und Dairon war sehr verwundert und rief oft zu ihr hinauf, doch sie antwortete nicht.

Aus diesem wolkigen Haargespinst wob nun Tinúviel ein Gewand von dunstigem Schwarz, durchtränkt von Schläfrigkeit, die von größerer Zauberkraft war als selbst die des Gewandes, in dem ihre Mutter, lange, lange bevor die Sonne aufstieg, getanzt hatte, und damit verhüllte sie ihre Kleider von schimmerndem Weiß, und ringsum schwebten zaubrische Schlummer durch die Lüfte; aber aus dem Haar, das übrig blieb, drehte sie einen kräftigen Strang, und diesen befestigte sie im Inneren ihres Hauses am Baumstamm, und dann war ihre Arbeit getan, und sie hielt aus ihren Fenstern Ausschau und blickte nach Westen zum Fluss. Das Sonnenlicht zwischen den Bäumen wurde bereits schwächer, und als Dämmerung die Wälder erfüllte, begann sie sehr zart und leise ein Lied zu singen, und währenddessen warf sie ihr langes Haar aus dem Fenster, so dass sein einschläferndes Gespinst die Köpfe und Gesichter der Wachen am Fuße des Baumes berührte, und während sie ihrem Lied lauschten, fielen sie unversehens in einen bodenlosen Schlaf. Da kleidete sich Tinúviel in ihr Gewand aus Dunkelheit, glitt behende wie ein Eichhörnchen an dem Seil aus Haar hinunter und tanzte fort zur Brücke, und bevor die Brückenwachen einen Ruf ausstoßen konnten, war sie tanzend mitten unter ihnen; und als der Saum ihres schwarzen Gewandes sie berührte, fielen sie in Schlaf, und Tinúviel eilte weit, weit davon, so rasch ihre tanzenden Füße sie trugen.

Als nun die Nachricht von der Flucht Tinúviels König Tinwelint zu Ohren kam, war sein Zorn, gemischt mit Kummer, gewaltig, sein ganzer Hof war in Aufregung, und die Wälder widerhallten vom Lärm der Suchtrupps, doch Tinúviel war schon weit fort und näherte sich den düsteren Vorbergen, wo die Gebirge der Nacht beginnen; und es heißt, dass die Spur von Dairon, der ihr folgte, sich gänzlich verlor und er niemals mehr nach Elbenheim zurückkehrte, sondern sich nach Palisor wandte, wo er noch immer feinsinnige, zaubrische Melodien spielt6, sehnsüchtig und einsam in den Wäldern und Forsten des Südens.

Tinúviel jedoch war noch nicht lange unterwegs, als sie plötzlich Furcht befiel, wenn sie daran dachte, was zu tun sie gewagt hatte und was noch vor ihr lag; dann hielt sie eine Weile inne, weinte und wünschte, Dairon wäre bei ihr, und es heißt, dass er in der Tat nicht weit von ihr entfernt war, sondern zwischen den großen Kiefern des Waldes der Nacht umherirrte, wo später Túrin Beleg erschlug, den er für einen Feind hielt.7 Diesen Orten war Tinúviel nun sehr nahe, doch sie betrat jene dunklen Gefilde nicht, fasste neuen Mut und verfolgte ihren Weg; und weil ihr Wesen zaubrischer war und ein Bann des Wunders und des Schlafs sie umgab, wurde sie nicht von solchen Gefahren heimgesucht wie zuvor Beren; doch für ein junges Mädchen war es eine lange und schlimme und mühselige Reise, die sie auf sich nahm.

Nunmehr soll dir berichtet werden, Eriol, dass in jenen Tagen es für Tevildo nur einen Grund zur Besorgnis gab: das Geschlecht der Hunde. In der Tat waren viele von ihnen den Katzen weder freundlich noch feindlich gesinnt, denn sie waren nun Melko untertan und ebenso wild und grausam wie seine anderen Tiere; und so züchtete er aus den grausamsten und wildesten der Hunde die Rasse der Wölfe, und diese waren ihm überaus teuer. War es nicht der große, graue Wolf Karkaras Messerrachen, Vater der Wölfe, der in jenen Tagen die Tore von Angamandi bewachte und es schon seit langem tat? Es gab freilich viele Hunde, die sich Melko nicht unterwarfen oder in tiefer Furcht vor ihm lebten, und diese wohnten bei den Menschen, beschützten sie vor vielem Bösen, das ihnen sonst zugestoßen wäre, oder sie streiften durch die Wälder von Hisilóme und gelangten zuweilen gar, wenn sie das gebirgige Land überquerten, in das Gebiet von Artanor und in die Länder, die weiter im Süden lagen.

Jedes Mal, wenn einer dieser Hunde Tevildo oder einen seiner Gefolgsleute oder Untertanen zu Gesicht bekam, erhob sich ein gewaltiges Gebell, und eine stürmische Jagd begann; und obgleich selten eine der Katzen getötet wurde, weil sie sich geschickt zu verstecken und zu klettern wussten und Melkos Macht sie schützte, herrschte gleichwohl große Feindschaft zwischen Katzen und Hunden, und einige dieser Hunde waren unter den Katzen sehr gefürchtet. Tevildo indessen fürchtete niemanden, denn er war so stark wie jeder Hund, beweglicher und schneller, ausgenommen nur Huan, der Anführer der Hunde. Huan war so flink, dass er Tevildo schon einmal am Fell gepackt hatte, und obgleich er ihm dafür einen Hieb mit seinen gewaltigen Krallen versetzt hatte, war der Stolz des Fürsten der Katzen dennoch unbefriedigt geblieben, und es gelüstete ihn danach, dem Hunde Huan bitteres Leid zuzufügen.

Darum war es ein glücklicher Zufall, der Tinúviel in den Wäldern mit Huan zusammentreffen ließ, obgleich sie zuerst zu Tode erschrocken war und entfloh. Doch Huan hatte sie mit zwei Sprüngen eingeholt und bat sie mit weicher, tiefer Stimme in der Sprache der Verschollenen Elben, sich nicht zu fürchten. ›Wie kommt es‹, sagte er, ›dass ich ein Elbenmädchen, dazu ein so schönes, allein in der Nähe der Behausungen des Ainu der Bosheit umherwandern sehe? Weißt du nicht, dass dies unheilvolle Orte sind, meine Kleine, selbst mit einem Begleiter, und dass sie für einen Einzelnen tödlich sind?‹

›Das weiß ich‹, erwiderte sie, ›und ich bin nicht hier, weil ich das Umherwandern liebe, sondern weil ich Beren suche.‹

›Was weißt denn du von Beren‹, sagte Huan, ›oder solltest du wirklich Beren meinen – den Sohn des Jägers der Elben, Egnor bo-Rimion, der mein Freund ist seit uralten Tagen?‹

›Ach, ich weiß nicht einmal, ob mein Beren dein Freund ist, denn ich suche nur Beren, der über die Rauhen Berge kam, den ich in den Wäldern nahe dem Hause meines Vaters kennengelernt habe. Nun ist er fortgegangen, und meine Mutter Gwendeling, die sehr weise ist, sagt, dass er ein Sklave ist im schrecklichen Haus von Tevildo, dem Fürsten der Katzen; und ob das wahr ist oder ob ihm inzwischen noch Schlimmeres zugestoßen ist, weiß ich nicht, und ich bin auf dem Wege, ihn zu finden – obgleich ich keinen Plan habe.‹

›Dann werde ich dir einen machen‹, sagte Huan, ›aber du musst mir vertrauen, denn ich bin Huan von den Hunden, der größte Feind Tevildos. Nun ruhe ein wenig mit mir im Schatten des Waldes, und ich werde gründlich nachdenken.‹

Da tat Tinúviel, wie er ihr geheißen hatte, und sie schlief in der Tat lange, da sie sehr erschöpft war, während Huan bei ihr wachte. Doch nach einer Weile erwachte sie und sagte: ›Höre, ich habe über Gebühr lange gesäumt. Sage mir nun, o Huan, was du inzwischen bedacht hast.‹

Und Huan sprach: ›Das ist eine verworrene und schwierige Sache, und ich habe keine andere Lösung als diese: Krieche nun, wenn du das Herz dazu hast, zu Tevildos Behausung, solange noch die Sonne hoch steht und Tevildo und die meisten seiner Vasallen auf den Terrassen vor den Toren schlummern. Dann versuche, auf welche Weise auch immer, herauszufinden, ob Beren wirklich drinnen ist, wie deine Mutter dir gesagt hat. Ich nun werde nicht weit entfernt im Wald auf der Lauer liegen, und du kannst mir einen Gefallen tun und deine eigenen