Das dunkle Geheimnis einer Walliser Muslima - Rita Kuonen - E-Book

Das dunkle Geheimnis einer Walliser Muslima E-Book

Rita Kuonen

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Beschreibung

In einem kleinen Bergdorf im Kanton Wallis wuchs ich bei einer streng katholischen Familie auf. Mein Vater brauchte Gott als Machtinstrument seiner Erziehung, weshalb er oft zu Passagen aus dem Alten Testament griff. Der barmherzige, vergebende Gott aus dem Neuen Testament, von dem bekam ich erst in der Schulzeit zu hören. Ich wurde psychisch misshandelt, geschlagen und von zwei Brüder observiert. Eine meiner besten Schulfreundinnen war Muslimin, weshalb ich mit meinen Eltern oft in heftige Konflikte geriet. Diesen Gott, der eh immer auf der Seite meines Vaters war, lehnte ich nach und nach ab. So bat ich eines Tages meine beste Freundin, mir Näheres über den Islam zu erzählen und konvertierte einige Zeit später heimlich zum Islam. Versteckt übte ich den Glauben aus und augenblicklich begann mein Dschihad im konservativen Rhonetal. Dieses Buch befasst sich mit den historischen und politischen sowie persönlichen Hintergründen beider Religionen. Die Leser sollen Einblick erhalten, aus welchen Gründen ich zum Islam übergetreten bin, ferner welche gesundheitlichen Spuren, diese strengen Glaubensdogmen meiner Eltern, bei mir hinterlassen haben.

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Seitenzahl: 255

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Verzeichnis

Vorwort

Machtinstrument Gott

Du sollst Vater und Mutter ehren solange du lebst

Mein Dschihad im streng katholischen Rhonetal

Kafir hat Dschihad verloren

Die sieben mageren Jahr

Der Apfel im Garten Eden

Kreuzzug und Dschihad

Glaubenslehre - Koran und Bibel im Vergleich

Fragwürdige Passagen im Koran und in der Bibel

Die Reformation meines inneren Glaubens

Danksagung

Literatur

Autorin

Vorwort

In einem kleinen Bergdorf im Kanton Wallis wuchs ich bei einer streng katholischen Familie auf. Mein Vater brauchte Gott als Machtinstrument seiner Erziehung, weshalb er oft zu Passagen aus dem Alten Testament griff. Der barmherzige, vergebende Gott aus dem Neuen Testament, von dem bekam ich erst in der Schulzeit zu hören. Ich wurde psychisch misshandelt, geschlagen und von meinen Brüder observiert.

Eine meiner besten Schulfreundinnen war Muslimin, weshalb ich mit meinen Eltern oft in heftige Konflikte geriet.

Dieser Gott, der eh immer auf der Seite meines Vaters war, lehnte ich nach und nach ab.

So bat ich eines Tages meine beste Freundin, mir Näheres über den Islam zu erzählen und konvertierte einige Zeit später heimlich zum Islam. Versteckt übte ich den Glauben aus und augenblicklich begann mein Dschihad im konservativen Rhonetal.

Dieses Buch befasst sich mit den historischen und politischen sowie persönlichen Hintergründen beider Religionen. Die Leser sollen Einblick erhalten, aus welchen Gründen ich zum Islam übergetreten bin, ferner welche gesundheitlichen Spuren, diese strengen Glaubensdogmen meiner Eltern, bei mir hinterlassen haben.

Machtinstrument Gott

In einem kleinen Bergdorf im Kanton Wallis wuchs ich bei einer streng katholischen Familie auf. Mein Vater brauchte Gott als Machtinstrument seiner Erziehung, weshalb er oft zu Passagen aus dem Alten Testament griff. Der barmherzige, vergebende Gott aus dem Neuen Testament, von dem bekam ich erst in der Schulzeit zu hören. Wir mussten jeden Sonntag und alle Feiertage die Messe besuchen. Das tägliche Tischgebet durfte keinesfalls fehlen und vor dem zu Bett gehen, wurde noch ein Abendgebet gesprochen.

Am Tisch galt das Wort unserem Vater, der nichts anderes als der Glaube oder die Politik zu berichten wusste. Falls jemand anderer mal etwas zu erzählen hatte, bekam man folgenden Satz zu hören: „Halt dein Mund, sei endlich still und lass die Erwachsenen reden.“ Wir Kinder waren zum Schweigen verpflichtet.

Mein Vater war ein guter Geschichtenerzähler, dem man sehr gerne zuhörte. Manche seiner Geschichten aus dem Alten Testaments erschreckten mich dermaßen, weil das Handeln der Menschen darin grausam ist und schlimmer noch, dergleichen erschien mir das Handeln Gottes überaus bestialisch. ‚Können Menschen so barbarisch sein?‘ Gott wird geschildert als ein Gott mit Gefühlen, als einer, der über unser Verhalten manchmal zornig wird, dass er die Schuldigen mit dem Tode bestraft. In Angst und Erschrecken versetzte mich die Geschichte von Sodom und Gomorrha: „Abraham“, sprach Gott zu ihm, „Du sollst der Vater eines großen Volkes werden. Deshalb will ich Dir auch erzählen, was geschehen wird.“ Abraham hörte gut zu. „Die Menschen von Sodom und von Gomorrha sind sehr böse. Ständig sündigen sie und hören nicht auf mich. Ich werde prüfen, ob sie wirklich so sind und dann muss ich sie richten.“

Foto: Norbert Burgener - Meinem Heimatdorf Guttet

Abraham erschrak. Er dachte sofort an Lot. Lot lebte doch auch in Sodom. Deshalb betete Abraham zu Gott: „Herr, du bist doch gerecht, du wirst doch nicht den Gerechten mit den Gottlosen zusammen richten. Vielleicht gibt es ja in Sodom 50 gerechte Menschen, die dir gehorchen. Dann kannst du doch nicht die ganze Stadt deshalb vernichten.“ Gott ist ein gerechter Richter. Deshalb sagte er auch zu Abraham: „Wenn in der Stadt 50 gerechte Menschen leben, dann werde ich die Stadt verschonen und sie nicht vernichten.“ Abraham war froh, aber sofort sprach er weiter zu Gott: „Aber, wenn es nur 10 sind?“ – „Auch bei 10 Gerechten werde ich alle verschonen.“ Immer wieder hatte Abraham nachgefragt. Jetzt war er bei 10 gerechten Menschen in der Stadt Sodom angekommen. Und Gott versprach: „Wenn es in Sodom 10 Menschen gibt, die auf mich hören, dann wird der Stadt nichts geschehen.“ Abraham war zufrieden. Er dachte an Lot und seine Familie. Sie waren gerecht und glaubten an Gott, dass wusste er. Und Abraham wusste, dass Gott ein gerechter Richter ist. Abraham kehrte zurück zu seinen Zelten.

Am Abend kamen die zwei Engel Gottes nach Sodom. Lot saß am Eingang der Stadt und sah sie. Sofort stand er auf und begrüßte sie herzlich. „Wollt ihr diese Nacht bei mir übernachten?“ fragte er die Fremden. „Morgen könnt ihr dann weitergehen.“ „Nein danke, wir können doch auch hier draußen übernachten“, erklärten die beiden Männer. Aber Lot überredete sie, dass sie schließlich doch mitkamen. Er nahm sie mit in sein Haus und bereitete ein gutes Abendessen vor. Lot war gerecht und deshalb war er auch freundlich zu den Gästen. Aber die anderen Menschen in Sodom waren nicht gerecht. Sie waren böse. Als sie hörten, dass die zwei Männer als Gäste bei Lot sind, umringten sie Lots Haus. „Lot“, schrien die Männer von Sodom „wo sind die Fremden? Warum hast du sie mit ins Haus genommen. Bring sie raus. Wir wollen sie überfallen.“ Lot erschrak. Und ehe Lot etwas tun konnte, kamen die Männer schon auf ihn zu gerannt. „Jetzt werden sie mich umbringen“, dachte Lot. Aber stattdessen spürte er eine Hand, die ihn wegzog. Seine Gäste hatten leise die Tür geöffnet und zogen Lot schnell ins Haus. Die Gäste von Lot waren Engel Gottes und sie machten, dass die Männer nichts mehr sehen konnten. Das Urteil über die Stadt Sodom war klar. Gott musste sie richten, denn Gott ist ein gerechter Richter, der Sünde bestrafen muss. Aber weil Gott gerecht ist, wollte er Lot beschützen. „Lot, fliehe mit deiner ganzen Familie von hier!“, sagten die Engel zu Lot. „Gott wird die Stadt vernichten. Nimm alle mit, die zu dir gehören, damit du gerettet wirst.“ Lot packte die nötigsten Dinge zusammen. Schließlich nahmen sie Lot, seine Frau und seine beiden Töchter an die Hand und zogen sie aus der Stadt heraus. Vor der Stadt ließen die Engel sie los. „Lauft schnell, bleibt nicht stehen und schaut auch nicht zurück!“ Lot und seine Familie beeilten sich. Sie waren froh, als sie in Zoar ankamen. Dann hörten sie auch schon, was hinter ihnen geschah. Feuer kam vom Himmel und Sodom und Gomorrha und das ganze Land darum verbrannte. Aber Lots Frau war immer langsamer geworden. Schließlich blieb sie stehen. Ihr Mann und ihre Töchter waren schon vor gelaufen. Dann drehte sie sich um und schaute zurück. Aber in dem Moment viel schon das Feuer vom Himmel. Die Städte verbrannten und Lots Frau wurde zu einer Salzsäule. Sie hatte keine Möglichkeit mehr, gerettet zu werden, denn sie hatte nicht auf Gott gehört. Lot und seine Töchter waren in Zoar sicher. Als Abraham am nächsten Morgen aufwachte, ging er sofort los. Er ging auf einen kleinen Berg, von dem aus er die Städte Sodom und Gomorrha sehen konnte. Aber er sah sie nicht mehr. Alles war voller Feuer und überall war Rauch zu sehen.

Dieses kleine Mädchen von damals hatte so unendlich Mitleid mit Lots Frau. ‚Wieso war Gott so böse, dass er diese Frau nur, weil sie einen Blick zurückwarf, zur Salzsäule erstarren ließ?‘ Ich mochte diesen Gott nicht wirklich. Ich konnte keine ernsthafte Liebe zu ihm aufbauen. - Ein Gott, der einen solchen blinden Gehorsam fordert, war mir fremd. - Diese arme Frau war lediglich müde und neugierig. Sie vermisste ihre Stadt und Gott was so böse. Mein Vater untermauerte, dass wieder einmal die Frau diejenige war, die ungehorsam ist. Wie einst Eva im Paradies, ohne Erlaubnis den Apfel vom Baum pflückte. „Deshalb ist Gott ein Mann und erwählt den Mann als Anführer,“ meinte mein Vater.

Im blinden Gehorsam verrichtete ich die Gebete und den Gottesdienst aus Angst bestraft zu werden.

Werfe ich heute, mehr als 30 Jahre später, einen Blick auf diese Geschichte zurück, kann ich sie in einem anderen Blickwinkel betrachten und besser nachvollziehen. Weshalb diese Frau zur Salzsäule erstarrte, war nicht ihr ungehorsam. Eine Felsformation oder eine Gesteinsausblühung nahe Ĝebel Usdum südlich des Toten Meeres gibt wegen ihrer auffälligen Form einen Anlass für die Überlieferung von Lots Frau. Es soll eine Ortslegende sein. 1961 erschien in Deutschland das erste Buch des israelischen Satirikers Ephraim Kishon: „Drehen Sie sich um, Frau Lot!“. Auf der Website des 2005 verstorbenen Schriftstellers finden wir folgendes Zitat: „Heute könnte sich Frau Lot getrost umwenden. Wo einst die sündigen Städte Sodom und Gomorrha standen, würde sie die neuen israelischen Pottasche-Werke erblicken, deren einzige Sünde darin besteht, dass sie mit Verlust arbeiten ...“

Dem wollte ich auf dem Grund gehen. Ich wollte wissenschaftliche Belege. Geologe Graham Harris berichtete, dass Sodom eine der größeren Städte am Ufer des Toten Meeres war, die durch ein Erdbeben und einen nachfolgenden Erdrutsch zerstört worden sein könnte. Das Ufer des Toten Meeres wird bei Beben sehr schnell brüchig und beginnt, ins Meer zu rutschen. Methanvorkommen unter der Erdoberfläche in dem Gebiet sorgen bei Beben für offene Feuer an vielen Bruchflächen, die man als den Feuersturm Gottes ansehen könnte. Zudem führten Erdbeben bereits oft zu Bränden als Folge der Zerstörung von Feuerstellen in den Siedlungen. Wegen der riesigen Teerklumpen, die oft an die Oberfläche schwammen, nannten die Römer ihn Asphaltsee. Alles deutet darauf hin, dass in diesem Gebiet einmal eine gewaltige Feuersbrunst gewütet hat. 1848 segelte eine Gruppe amerikanischer Forscher unter der Leitung von W. F. Lynch den Jordan hinunter und führte Unterwassergrabungen am Grund des Toten Meeres durch. Sie fanden jede Menge Asche, was auf einen vergangenen Großbrand schließen lässt. Der bekannte Archäologe und Wissenschaftler Prof. M. G. Kyle schreibt: „Überall verstreut im Gebiet des Toten Meeres stößt man auf Schwefelpartikel. Man findet sie vermischt mit dem Mergel der Berge an der Westküste.“

Heute denke ich, wenn die Stadt einer Naturkatastrophe zum Opfer gefallen ist, muss die Salzsäule aus einem historischen Kontext betrachtet werden. Lots Frau wurde von der Sünde rehabilitiert.

Das war nicht die einzigartige prägende Geschichte, die mich einst in Angst und Schrecken versetzten. Ich dachte an die verheerende Sintflut und an die gefühllose Vernichtung der Ägypter bei den Zehn Gebote Mose. Verschiedene Szenen seiner Biografie gaben mir zu verstehen, welch ein Diktator und Richter dieser Gott wohl sein muss. Gott sagte den Israeliten, dass sie Lammblut an die Türpfosten streichen sollten. Dann würde der Todesengel vorbei gehen. Sie sollten ein Lamm schlachten, ungesäuertes Brot backen und bittere Kräuter essen. Die Israeliten bekamen nach der 10. Plage die Erlaubnis wegzuziehen und all ihr Vieh und ihre Besitztümer mitzunehmen. - Mit Zehn Plagen quälte Gott sein Volk, bevor sie ziehen durften und mussten vierzig Jahre in der Wüste umherirren, weil sie um ein goldenes Kalb tanzten. -

Das widersprach meinen Qualen, die ich in der Kindheit unter meinen Eltern erlitten habe, nicht. Demzufolge konnte ich mein Vater verstehen, wie er sich mit dem allzeit strafenden Gott identifizieren konnte.

Ich wurde die ganze Zeit über von meinen Eltern schikaniert. Konnte ihnen nichts recht machen. Das war für mich schwer zu ertragen. Ferner an Weihnachten war der einzige Tag im Jahr, an dem ich keine Bosheit verspürte. Es war der schönste Tag im Jahr, in dem wir friedlich am Tisch saßen und uns anschließend auf das Auspacken der Geschenke freuten. Unser Vater machte sich zum Brauch, den Weihnachtsbaum in aller Stille zu schmücken. Wir Kinder wartenden ungeduldig und gespannt auf den Abend. Erst nach dem ein paar Weihnachtslieder vor verschlossener Tür erklangen, durften wir endlich das Wohnzimmer betreten. Mein Herz schlug höher und ich freute mich jedes Jahr über das freudige Ereignis.

Dass ich bei meinen Eltern leben musste, war eigentlich nur eine Unterkunftsmöglichkeit für mich und ein Kind ist eben seinen Eltern nun mal ausgeliefert. Ich wäre ja sonst auf der Straße gelandet und sah keinen Ausweg. Entweder wurde ich permanent ignoriert oder mir wurden Vorhaltungen gemacht, was ich alles falsch mache. Ich wurde pausenlos angeschnauzt. Sie waren sich häufig der Tragweite ihrer Tat nicht bewusst. Sie lästerten ohne Ende, grenzten mich aus, beleidigten und drohten mich mit Schlägen.

Gleichwohl sah es in meiner Schule aus. Ich weiß, wie grausam und gemein Kinder und Jugendliche sein können. Die weitverbreitete Meinung, dass Schüler ernste Auseinandersetzungen unter sich ausmachen sollen, ist völliger Unsinn. Denn Opfer und Täter begegnen sich nicht auf Augenhöhe. Ich gehörte zu jenen, deren Schikanen mich bis ins Erwachsenenalter begleiteten. Die Mitschüler drangsalierten mich.

Ich bin der Meinung, dass Mobber einen fundamentalen Teil von sich verleugnen, und zwar jene Eigenschaften, auf die es im Leben ankommt. Erst durch Selbstreflexion wird es ihnen bewusst, wie viel Unheil, die Lust auf Mobbing für den Täter nach sich ziehen kann. Haben Täter Glück wird ihnen erst im Erwachsenenalter bewusst, dass sich der „kurze Egotrip“, den ein Mobbingrausch mit sich bringt, sich nicht lohnt.

Bereits am ersten Schultag begann mein Albtraum mit einem kleinen Scherz. Eine Mitschülerin drehte mein Namensschild um, und die Klasse lachte. Ich lachte nicht. Am zweiten Schultag gingen die Scherze weiter, desgleichen am Dritten, vierten, fünften Tag. Erst verschwanden nur die Schulbücher, irgendwann wurde aus dem Klassenspott physische Gewalt. Ich war damals sieben Jahre alt, ein kleines Mädchen, dass sich gegen die geballte Bosheit nicht zu wehren wusste. Mein Zwillingsbruder von dem ich Schutz erhoffte, suchte feige das Weite. All die Schuljahre trennten sich unsere Wege auf dem Schulhof, als ob er mich nicht kennen würde.

Zuerst Daheim und dann in der Schule war ich den psychischen und physischen Missbrauch ausgesetzt. Ich wurde nahezu verschlossener, ging nur widerwillig in die Schule.

Der Klassenlehrer setzte den Schikanen kein Ende und trieb noch weiter einen Keil zwischen mir und den anderen Klassenkameraden. Er verspritzte ungehemmt sein Gift.

Meine Mutter suchte nie das Gespräch mit dem Klassenlehrer, geschweige mit dem Schuldirektor. Sie dachte, sie müsse sich nicht um die Probleme jedes einzelnen Kindes kümmern. Konflikte zwischen Schülern seien normal, gab sie zu verstehen. Und außerdem: „Da gibt es Schlimmeres. Du machst eh überall nur Probleme.“

Im folgenden Jahr wurden die Schikanen für mich so unerträglich, dass ich die Schule wechseln wollte.

Ich ging dann in die Oberstufe, und als „die Eingeschüchterte“ wurde ich nicht akzeptiert. Mein Albtraum ging weiter. Ich wurde von Mitschülern beleidigt, gedemütigt oder sogar körperlich attackiert.

Demgegenüber schauten die Lehrer extrem auf den sozialen Status der Eltern, und da mein Vater ein einfacher Fabrikarbeiter war und meine Mutter nur eine Hausfrau, war ich unten durch. Sie schauten schweigend zu. Keine musste so viel Strafen schreiben wie ich und keine musste so viel Nachsitzen wie ich. - Hier ging die Ausgrenzung, Bloßstellung und um die Verbreitung boshafter Gerüchte weiter. -

Diese typische Täterin, die sich gerne das „beliebteste und schönste Mädchen der Klasse“ bezeichnete, wurde von anderen bewundert. In jedem Fall war sie eine machtorientierte Person, die von den anderen teils gefürchtet wurde. Sie nutzte Mobbing oft als Demonstration ihrer Macht oder zur Belustigung ihrer Gefolgschaft. Während ich auf dem Schulhof wartete, kamen dauernd wieder die Mobber aus meiner Klasse vorbei und machten mich fertig. Ich wurde geschlagen, getreten und beleidigt, jedoch gewehrt habe ich mich nicht. Die Erfahrungen machen jedoch überdies die große Verzweiflung deutlich, die mich als betroffenes Kind häufig zum Äußersten trieb. - Wer sind diese Kinder und Jugendlichen, die einzelnen Schulkindern das Leben zur Hölle machen? - Welche Kinder sind besonders gefährdet, Opfer von Mobbingattacken zu werden? Fragen wie diese sind wichtig, denn sie machen uns sensibel für die Vorboten und helfen uns, genauer hinzusehen und frühzeitig, wenn es nötig ist, einzuschreiten.

Mit der Zeit habe ich von all den Mobbingattacken zu Hause nichts mehr erzählt, aus Angst und Scham nicht noch von meiner Mutter fertiggemacht zu werden, in dem sie sich darüber belustigte. Meine Mutter meinte, ihre Kinder zu prügeln sei ihr gutes Recht. Ich bekam schallende Ohrfeigen oder mit dem Teppichklopfer auf den blanken Hintern. Dass dies eine Körperverletzung gewesen wäre, sagte mir niemand. - Es wäre wohl eine Straftat gewesen. - Ich wurde andauernd von meiner Mutter geschlagen, das verletzte mich nicht nur körperlich. Das heißt nicht, dass es regelmäßig geschah; und doch geschah es öfters und über viele Jahre hinweg. Die Gründe waren für mich meist nicht greifbar. Ich lernte früh, möglichst keine Widerworte zu geben, mich anzupassen, unterm Radar zu fliegen. Ich verinnerlichte, schuldig zu sein. Ich konnte nicht mehr unterscheiden zwischen Dingen, die es wert waren, beweint zu werden und unwichtigen, die ein: „Dir gebe ich gleich Grund zum Heulen!“ nach sich zogen. - Ich kann es bis heute nicht. -

Ich war klein, und sie war groß und mollig. Sie stand vor mir, und sie erschien mir wie ein Fass. Ihr Gesicht war verzerrt, ihre Stimme laut und aggressiv, jedoch was mir wirklich Angst einjagte, war ihr Blick mit den hässlichen stahlblauen Augen, die ich bis heute nicht mag. Sie war kalt, voller Verachtung, als würde sie mich hassen. Und ich glaube heute noch, dass sie mich hasst. Körperlich gemaßregelt zu werden ist für mich normal, und mir wird gesagt, dass ich froh sein solle, denn ein Ledergürtel wäre noch viel schmerzhafter als ein Teppichklopfer. Den Gürtel erlebte ich nie am eigenen Leib, dem sah ich nur zu, wie meine Brüder diesen abbekamen. Der blieb jene letzte Instanz, mit der mir gedroht wurde. - Ich trage bis heute keine Gürtel und gehe Menschen mit stahlblauen Augen aus dem Weg. - Hilflos und mit großer Angst wagte ich mich nur selten das Wort zu ergreifen. Ich flehte meinen Vater an, die Brüder von den Schlägen zu verschonen. Doch dann wurde mir der Vorschlag gemacht, ich könne sonst an derer Stelle den Hintern hinhalten. Mein ältester Bruder wurde nie verschont. Er musste oft als Sündenbock meines zweitältesten Bruder hinhalten. Der Zweitälteste stand meistens unter dem Schutz der Mutter. Ich hasste ihn. Er ließ keine Gelegenheit aus, uns unter die Nase zu reiben, dass die Mutter ihn lieber habe. Er schubste und verspottete mich desgleichen, wie meine Mutter es tat. Er gab deutlich zu verstehen, dass er mehr Rechte im Haus hat als wir. Das er stets von Tadel freigesprochen wird. Die Leidtragenden waren allzeit mein ältester Bruder und ich. Jeder Fehler, jedes falsche Wort, für das mussten nur wir büßen. Wir beide haben am Leibe verspüren müssen, dass wir unerwünscht waren. Mein ältester Bruder wurde von meiner Mutter zu jung geboren und ich war als Zwilling zu viel. Für den Frust sollten wir bezahlen. Er ist fünf Jahre älter als ich. Bei ihm fand ich nicht selten Trost. Er machte mir wiederholt Mut, mich zu Wehr zu setzen. Nicht lange später zog er aus.

Zu Zeiten habe ich meine Mutter wie mein zweitältester Bruder gefürchtet, gehasst und verachtet.

Einst dachte ich die, die nicht zuschlugen, hatte ich ‚viel lieber‘. Heute sehe ich sie gleicherweise schuldig, wenn meine beiden verbliebenen Brüder, sich nicht einmischten, wenn meine Mutter nach dem Teppichklopfer griff. Wenn Gespräche leise weitergeführt und dabei unbehagliche Blicke getauscht wurden, während meine Schreie aus dem Kinderzimmer erklangen. „Das war halt so.“ Bei uns und bei anderen. Und ich hatte dankbar zu sein, schließlich gaben meine Eltern mir zu essen. Einmal hatte ich Schläge abgekriegt und ich glaubte, es starb tatsächlich etwas von mir an jenem Abend. Sie sagte: „Dich kann ja keiner lieben mit deinem scheiß Charakter.“ Wie viel Leid, wie viel Schmerz und Qualen in diesen Worten steckten. Ich zucke innerlich zusammen, wenn ich diesen Satz hörte - von einer mir fremden Mutter zu einem mir fremden Kind. - Und selbst, wenn diese Worte nicht ernst gemeint sein sollten, ein Kind kann sie nur als solche verstehen, wenn es weiß, was ihr folgt, was sie bedeutet.

Für die Täter ist es in diesem Moment ein Spaß. Ich bin überzeugt davon, dass ihre sadistischen Seiten sie wieder einholen werden: ‚Hochmut steht vor dem Fall. Mobbing hinterlässt Spuren nicht nur beim Opfer, sondern desgleichen im Umfeld und in der Seele der Täter. Ihre Überlegenheit, sofern sie überhaupt besteht, ist höchst vergänglich, und äußere Schönheit ist ein flüchtiger Schein. Man sieht nur mit dem Herzen gut. Und da fällt jeder Mobber durch.‘

Die Erinnerungen werden von der Familie bagatellisiert. Zumeist erkennbar an der Schlussfolgerung: „Das hat dir jedoch nicht geschadet!“ Ich verstehe diesen Satz nicht und kann ihn nicht akzeptieren. Sie wollten ihr gutes Bild, dass man von den Eltern haben sollte, durch die Szenen, wo man mich geschlagen hat, nicht verlieren. Häufig ist gleichermassen ihre Verdrängung daran schuld. Andauernd berichten mir Menschen, dass sie an die ersten acht Jahre ihrer Kindheit keinerlei Erinnerung haben. Weshalb mir meiner Mutter einmal vorwarf, ich könne mich gewiss nicht an all das erinnern. Ich hatte damals kein Bild, kein Gefühl, nichts. Erst im Rahmen, meiner späteren Psychotherapie, kamen manchmal meine schmerzlichen Erinnerungen wieder zurück.

Die Prügel hinterließen tiefe Narben auf meiner Seele. Deshalb wäre es wichtig gewesen, dass ich gewusst hätte, wie ich mich hätte wehren können und nicht alles geschluckt hätte, wenn es bei mir zu Hause von Schlägen hagelte. Ich konnte mich weder an Freunden, Lehrer noch sonst jemanden wenden. Psychische Gewalt ist die häufigste Form von Gewalt. Ich erlebte sie alltäglich, sie wurde mir bewusst zugleich oft ungewollt zugefügt. Ich lebte diese psychische Gewalt in unterschiedlicher Form, nämlich in Vernachlässigung, Misshandlung und später im sexuellen Missbrauch.

Heute weiß ich, dass es wissenschaftlich erwiesen ist, dass psychologische Misshandlung Narben im Hirn hinterlässt.

Nämlich ein über aktives Angstzentrum und verkleinerte Gehirnareale. Kindesmisshandlungen verändern das Gehirn der Opfer, und zwar über Jahrzehnte. Betroffene wie ich, führen ein Leben in Alarmbereitschaft. Da ich als Kind Misshandlungen erfahren hatte, behielt ich nicht nur psychische Narben zurück.

Forscher der Universität Münster haben in einer Studie biologische Veränderungen im Gehirn belegt. Noch Jahrzehnte nach dem Missbrauch zeigten wir Opfer eine erhöhte Aktivität des Angstzentrums und mehrere verkleinerte Gehirnareale, berichten die Forscher. Die Ergebnisse seien ein wichtiger Schritt, um den Zusammenhang zwischen Kindesmisshandlung und späteren psychischen Erkrankungen zu erklären. Für ihre Studie untersuchten die Münsteraner Forscher 148 psychisch gesunde Erwachsene. Mit einem Fragebogen wurde zunächst ermittelt, ob ein Proband als Kind misshandelt wurde. Dann konfrontierten die Forscher die Testpersonen mit Fotos von wütenden oder furchtvollen Gesichtern und maßen gleichzeitig die Aktivität des sogenannten Mandelkerns, des Angstzentrums im Gehirn. Im Gehirn misshandelter Probanden schlug das Angstzentrum deutlich heftiger Alarm als im Gehirn von Personen, die als Kind nicht misshandelt wurden.

Der Psychiater Udo Dannlowski, einer der Autoren der Studie äußerte: „Die Betroffenen fürchten sich schneller, haben einen stärkeren Schreckreflex, haben Angst vor Nähe zu anderen Menschen und sind im Alltag ängstlicher als andere Menschen.“

In den Ergebnissen könnte also der Schlüssel liegen für eine biologische Erklärung des Zusammenhangs zwischen Misshandlungen im Kindesalter und späteren psychischen Erkrankungen wie Depressionen.

Ich drehe die Uhr ein wenig zurück, als ich ungefähr vier Jahre alt war, bekam ich in der Küche eine heftige Diskussion zwischen meinen Eltern mit. Mein Zwillingsbruder wollte unbedingt mit dem Vater mitgehen. Die Aluminiumfabrik öffnete seine Tore für das breite Publikum. Die damalige AluSuisse, also der Arbeitsplatz meines Vaters, bot am folgenden Tag, einen „Tag der offenen Tür“. Mein Bruder war neugierig und wollte unbedingt sehen wo sein Vater arbeitet. „Mama ich will mit Papa gehen, ich will sehen, wo er arbeitet. Gell Papa, du nimmst mich mit?“ Dieser Satz wiederholte er weinend immer und immer wieder, bis sie schlussendlich nachgeben musste. Ich beobachtete, wie meine Mutter eine widersprüchliche Stellung einnahm: „Es wird spät und der Junge muss früh ins Bett!“ So ging das eine Weile hin und her. Am folgenden Tag fuhren mein Vater und der Zwillingsbruder gegen Mittag los. Meine zwei älteren Brüder waren außer Haus. Meine Mutter und ich blieben Daheim. Kurz darauf klingelte es an der Tür. Es stand ein kleiner molliger Mann mit kurzen schwarzen Haaren und mit einem Vollbart vor uns. Liebevoll bat meine Mutter, dieser mit unbekannte Besucher, herein. Sie setzten sich beide an den Esstisch. Ich blieb schüchtern im Korridor stehen und verfolgte schweigend das Geschehen. Sie saßen sich gegenüber und er packte aus seiner Tüte eine Spielpuppe aus und stellte ein Stapel Schokolade auf den Tisch. „Hier diese ist für dich“, er reichte mir die Puppe und ich freute mich. Sie hatte wunderschöne schwarze Haare und braune Augen. „Wo ist der Junge? Du hast gesagt, du hättest Zwillinge bekommen. Ich sehe nur das Mädchen“, fragte er verwundert. Meine Mutter erklärte ihm, dass sie gestern eine heftige Auseinandersetzung mit ihrem Gatten gehabt hätte. Der Mann ließ das so nicht stehen: „Du wusstest bereits seit langem, dass ich heute komme und ich wollte beide sehen, deshalb habe ich ja die weite Reise auf mich genommen!“

Meine Mutter entschuldigte sich. Dann lenkte sich das Gespräch in eine andere Richtung. Ich hörte, wie sie über eine Beziehung sprachen und über ihre unglückliche Ehe mit ihrem Ehemann. Er machte ihr den Vorschlag mit ihren Kindern zu ihm zu ziehen. Meine Mutter zögerte: „Weißt du, zweifellos sind die zwei älteren Söhne vom Ehemann.“

„Ich nehme sie an, wie meine Kinder, er hat es gleichermassen mit den Zwillingen gemacht. Wieso sollte ich das nicht tun können?“ erwiderte dieser, mit seinem schlechten Deutsch.

Er nahm mich auf seinem Schoss und sagte: „Schau die Schokolade ist dann für deinen Bruder.“ Er gab mir ein Kuss auf die Stirn. - Ich spürte von diesem Mann eine tiefe Liebe, die ich von meinem Vater nie bekam. - Ich wusste damals nicht, was es war, jedoch zwischen diesem Unbekannten und mir war nicht dieser unüberwindliche Graben, den ich zwischen mir und meinem Vater spürte. - Mein Vater war für mich ein Fremder, von dem ich mich allzeit fürchten musste. -

„Dann fragen wir doch Rita, was sie dazu meint. Rita willst du genauso mit diesem Mann wegziehen?“ wandte sich meine Mutter an mich. Ich schaute den Mann an, der mir tief in die Augen sah und ich antwortete, ohne zu zögern. „Ja, Mama, er ist so lieb. Ich will mitkommen.“ Eine Weile wurde es still im Raum. Ich denke, die Antwort haben beide nicht erwartet. „Ähm, nichtsdestotrotz habe ich Verpflichtungen hier. Das ist nicht so einfach und ich müsste alles wieder von vorne beginnen. Mein Ehemann hat einen gut bezahlten Job, meine Mutter wohnt hier nebenan und kann mir gut bei der Erziehung helfen.“ So versuchte sich meine Mutter auszureden. „Ich habe genauso eine große Wohnung und eine gut bezahlte Arbeit. Das schaffen wir! Du lässt dich scheiden und kannst zu mir kommen. Du sagtest mir immerhin, dass du nicht glücklich bist!“ entgegnete der Mann.

Doch meine Mutter blieb hart und gab ihm zu verstehen, dass sie sich nicht scheiden lassen will. Enttäuscht stand der Mann auf und sagte zu ihr: „Wenn du so entscheidest, dann sind die Zwillinge von nun an die Kinder deines Ehemannes. Ich will nicht, sobald diese erwachsen sind, eines Tages vor meiner Türe stehen. Ich habe zwischenzeitlich eine neue Familie, denn ich fang jetzt ein neues Leben an und bin auf Nimmerwiedersehen verschwunden.“

Der Mann steuerte auf den Ausgang zu und ich fragte, wann er wieder komme. Er drehte sich um, strich mir sanft übers Haar und gab mir einen Kuss auf der Stirn: „Ach mein Kind.“

Ich blickte in seinen traurigen Augen und konnte so weit eine Träne sehen. Er verabschiedete sich von der Mutter. Ich zog sie am Rockzipfel und fragte mehre Male: „Wann kommt dieser Bartmann wieder? Mama, wann kommt dieser Bartmann wieder. Kommt er uns bald wieder besuchen?“

Als er fort war, versicherte sie mir: „Er kommt bald wieder.“ So vergingen Tage, bei dem sie mich beruhigte. Ich sah den Mann, von dem diese Wärme ausging, nie mehr wieder.

Ich hatte drei Brüder und musste ständig im Haushalt mithelfen. Bereits mit neun Jahren musste ich putzen, aufräumen, Wäsche waschen und bügeln. Ich musste ihr zur Hand gehen, nicht nur im Haushalt, in gleicher Weise bei deren Arbeit als Putzfrau in Leukerbad.

Deshalb konnte ich mich nie mit meinen Freundinnen treffen. Dies wirkte sich überdies auf die Schule aus. Die Kinder distanzierten sich von mir und schnell wurde ich zur Außenseiterin. In der Schule wurde ich wegen meiner Andersartigkeit gehänselt. Als eine Tante auf Besuch kam, saß ich traurig am Tisch. Die Tante fragte mich, was los sei. Ich teilte ihr mit, dass ich in der Schule verspottet werde. Niemand wolle mit mir spielen. Meine Mutter fiel mir ins Wort: „Kein Wunder mit deinem Charakter, sieh dich doch mal an!“

Entsetzt von dieser Aussage tadelte meine Tante die Mutter. Die Tante war ihre jüngere Schwestern, die nie Kinder bekommen konnte. Ich weinte und klagte meiner Tante, ob ich nicht ihr Kind sein dürfe. Sie solle mich bitte mitnehmen.

Später erfuhr mein älterer Bruder von den Sticheleien auf meinen Schulhof. Er kam zu mir und forderte mich auf, die Kinder zu Recht zu weisen. Falls nötig mit Faustschlägen. - Die Vorstellung gefiel mir eigentlich gar nicht. - Er machte mir Mut indem er mich aufforderte: „Komm Rita, das üben wir jetzt. Gib mir eine Ohrfeige!“

Das viel zitierte und missbrauchte Zitat: „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ bekam ich nicht alleine von meinem Vater zu hören, ebenso von meinen Brüder, die ihre Handgefechte gegenüber ihren Mitmenschen damit rechtfertigten. Ich wagte mich nicht meinen Bruder zu schlagen. Doch er gab nicht auf. Er meinte, sonst würde diese Sticheleien niemals aufhören. Ich riss mich zusammen und schlug zu. Er lobte mich und wies mich erneut an, mich zur Wehr zu setzen. Am nächsten Schultag packte ich all meinen Mut und machte mir einen Vorsatz: ‚Ich lasse mir das nicht mehr länger gefallen.‘

Eine Schülerin war eine besonders große Feindin von mir. Wir standen auf der Treppe, sie kam von hinten und schubste mich. Ich ermahnte sie. Beim dritten Mal holte ich meine Hand aus und ohrfeigte sie. Sie fiel zu Boden und keine zwei Sekunden vergingen, war sie verschwunden. Ich hatte nicht bemerkt, dass sie in die Toilette flüchtete. Ich ging hoch zur Garderobe, da stürmte ihre Freundin auf mich zu und schrie mich an. Ich blickte sie zornig an und holte wieder aus: „Willst du ebenfalls eine?“

Sie rannte zum Lehrer und plauderte alles aus. Darauf kam der Lehrer aus dem Schulzimmer und tadelte mich. Ich lachte laut aus und sagte: „Von nun an gelten andere Regeln! Sie haben nichts gegen das Mobbing gemacht, jedoch ich tue was.“

Die Prügeleien auf dem Schulhof nahmen zu. Es ging so weit,