Das Ende der Banken - Jonathan McMillan - E-Book

Das Ende der Banken E-Book

Jonathan McMillan

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Beschreibung

Kein Platz für Banken im digitalen Zeitalter Finanzkrise hin, Eurokrise her. Kaum jemand glaubt, dass sich das Finanzsystem inzwischen wesentlich verbessert hat. Das Problem sind die Banken. Ihre Finanzinnovationen der Vergangenheit wurden zum Brandbeschleuniger der letzten Finanzkrise. Und jetzt sind sie drauf und dran, sich die aufstrebende Fintech-Industrie einzuverleiben und damit die Hoffnung auf ein transparenteres und besseres Finanzsystem zu zerschlagen. Dieses Buch erklärt mit bestechender Klarheit, warum die digitale Revolution eine fundamentale Erneuerung unserer Finanzordnung erfordert. Es identifiziert die Wurzel der Probleme und präsentiert eine innovative und simple Lösung mit revolutionärer Sprengkraft. "Eine völlig neue Perspektive" Izabella Kaminska, Financial Times "Radikale Vorschläge, die ernst genommen werden sollten" Anat Admati, Professorin für Finanzwirtschaft an der Stanford University "Eine interessante und herausfordernde Vision" Vítor Constâncio, Vizepräsident der Europäischen Zentralbank "McMillan zeigt stringent und überzeugend, wie die digitale Revolution ein viel besseres, einfacheres und faireres Finanzsystem schaffen kann. Lesen Sie dieses Buch unbedingt, und trauen Sie sich, an die große Veränderung zu glauben!" William R. White, Vorsitzender des Economic and Development Review Committee bei der OECD

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Jonathan McMillan

DAS ENDE DER BANKEN

Warum wir sie nicht brauchen

Aus dem Englischen von Jan W. Haas

Campus VerlagFrankfurt/New York

Über das Buch

Kein Platz für Banken im digitalen Zeitalter

Finanzkrise hin, Eurokrise her. Kaum jemand glaubt, dass sich das Finanzsystem inzwischen wesentlich verbessert hat. Das Problem sind die Banken. Ihre Finanzinnovationen der Vergangenheit wurden zum Brandbeschleuniger der letzten Finanzkrise. Und jetzt sind sie drauf und dran, sich die aufstrebende Fintech-Industrie einzuverleiben und damit die Hoffnung auf ein transparenteres und besseres Finanzsystem zu zerschlagen. Dieses Buch erklärt mit bestechender Klarheit, warum die digitale Revolution eine fundamentale Erneuerung unserer Finanzordnung erfordert. Es identifiziert die Wurzel der Probleme und präsentiert eine innovative und simple Lösung mit revolutionärer Sprengkraft.

Vita

Jonathan McMillan ist ein Pseudonym, hinter dem sich ein ungleiches Paar verbirgt. Der eine Autor arbeitet für eine internationale Großbank. Er ist ein Finanzexperte, der nichts mehr liebt, als sich durch Bilanzen und Transaktionsdaten aller Art zu kämpfen. In verschiedenen Rollen hat er Einsichten aus erster Hand in die Finanzzentren von London, New York und Zürich gewonnen. Um seine Identität zu schützen, erscheint das Buch unter einem Pseudonym.

Der andere Autor ist Dr. Jürg Müller, der eine akademische Laufbahn gewählt hat. Er hat an der Universität Cambridge einen M.Phil. in Ökonomie erlangt und verfasste an der ETH Zürich seine Dissertation. Im Zentrum seiner Forschung stand die Frage, wie sich die Regulierung von Banken auf die makroökonomische Stabilität auswirkt – Teile seiner Arbeit wurden im Journal of Economic Theory veröffentlicht. Heute ist er als Wirtschaftsredakteur bei der Neuen Zürcher Zeitung tätig.

Die beiden Autoren lernten sich während ihres gemeinsamen Studiums kennen, verloren sich aber aufgrund ihrer unterschiedlichen Lebensentwürfe in den nachfolgenden Jahren aus den Augen. Im Jahr 2011 kreuzten sich ihre Wege erneut in einem Londoner Pub. Die Enttäuschung darüber, wie ihre Kollegen in der Finanzbranche und in der Wissenschaft mit der Finanzkrise umgingen, brachte sie auf die Idee, ein Buch zu schreiben. Das Resultat ist Das Ende der Banken, in dem sie ihre komplementären Einblicke in die Welt der Finanzen zusammengeführt haben.

Weitere Informationen finden Sie auf www.endofbanking.org

Inhalt

Vorwort für die deutsche Ausgabe

Vorwort

Einleitung

Geld, Kredit und Preise

Die Organisation des Finanzsystems

Teil 1: Das Bankwesen im Industriezeitalter

Teil 2: Das Bankwesen im Digitalzeitalter

Teil 3: Ein Finanzsystem für das Digitalzeitalter

Zum Inhalt dieses Buches

Teil 1Das Bankwesen im Industriezeitalter

Kapitel 1Warum Banken nötig waren

Der Umgang mit Informationsasymmetrien

Der Bedürfnisausgleich zwischen Gläubigern und Schuldnern

Die Erleichterung von Transaktionen mittels Zahlungsdienstleistungen

Kapitel 2Wie traditionelle Banken funktionieren

Doppelte Buchführung als Grundvoraussetzung des Bankwesens

Losgrößen-, Risiko- und Fristentransformation führt Gläubiger und Schuldner zusammen

Banking ist Geldschöpfung aus Kredit

Kapitel 3Die Schwachpunkte des Bankwesens

Der Bank-Run ist die Achillesferse des Bankwesens

Staatliche Garantien können Bank-Runs verhindern …

Einlagensicherung

Zentralbanken als letzte Refinanzierungsinstanz

… doch zum Preis von Moral Hazard

Moral Hazard erfordert eine Bankenregulierung

Die Anfänge der Bankenregulierung

Moderne Bankenregulierung: Die Basler Eigenkapitalvereinbarung

Teil 2Das Bankwesen im Digitalzeitalter

Kapitel 4Warum sich das Bankwesen nicht auf Banken beschränkt

Die digitale Revolution und der Aufstieg der Schattenbanken

Das Abgrenzungsproblem der Finanzmarktregulierung

Die Finanztechniken im Bankwesen

Losgrößentransformation durch Bündelung

Kreditrisikotransformation durch …

… Diversifizierung, …

… Strukturierung, …

… Besicherung und …

… Versicherung

Fristentransformation durch vertraglich vereinbarte Liquidität

Kapitel 5Wie der Schattenbankensektor funktioniert

Kreditverbriefungen

Rückkaufsvereinbarungen

Geldmarktfonds

Besicherte Geldmarktpapiere (ABCPs)

Die Funktionsweise des Schattenbankensystems: Ein stilisiertes Beispiel

Kapitel 6Die Finanzkrise von 2007/08

Die rechtlichen Rahmenbedingungen

Die Eigenkapitaldecke ist immer noch zu dünn

Finanzprodukte des Schattenbankensystems erhalten ein fehlerhaftes Rating

Großbanken profitierten von den neuen Vorschriften

Konjunkturzyklen werden verstärkt

Eine Chronologie der Ereignisse

Der Boom im Schattenbankensektor …

… führt zu einer Panik im Schattenbankensektor …

… und einer umfangreichen Rettungsaktion

Kapitel 7Das Finanzsystem nach 2008

Das Bankwesen ist außer Kontrolle geraten

Too-big-to-fail-Institute beherrschen die Finanzwelt

Die Regulatoren zügeln Too-big-to-fail-Institute nicht

Überhöhte Risikobereitschaft auf dem 700 Billionen US-Dollar schweren Derivatemarkt

Den Zentralbanken entgleitet die Kontrolle

Konventionelle Geldpolitik und das Schattenbankwesen

Die Null-Prozent-Untergrenze

Unkonventionelle Geldpolitik

Die Politisierung der Zentralbanken

Teil 3Ein Finanzsystem für das Digitalzeitalter

Kapitel 8Warum Banken heute nicht mehr gebraucht werden

Pooling und Risikodiversifizierung

Der Kampf gegen Informationsasymmetrien und Interessenkonflikte

Der Umgang mit Interessenkonflikten im Bankwesen und bei direkter Kreditvergabe

Wie die digitale Revolution die Kreditüberwachung verbessert und Interessenkonflikte minimiert

Liquiditätsversorgung und Zahlungsdienstleistungen

Das Aufkommen der Marktliquidität

Zahlungssysteme für das digitale Zeitalter

Wie man seine Geldangelegenheiten ganz ohne Banking regelt

Finanzdienstleistungen für Darlehensgeber

Finanzdienstleistungen für Darlehensnehmer

Kapitel 9Schließt die Banken: Der Entwurf für ein zukunftsfähiges Gesellschaftsrecht

Das Bankwesen dominiert noch immer

Die wundersame Wandlung von Fintech

Was als Peer-to-Peer-Kreditvermittlung startete …

… endete als »Marketplace Lending«

Die Beharrungskräfte der grundlegenden Finanzordnung

Wie man die Banken nicht abschafft

Narrow Banking: Eine Neubetrachtung der Banken

Limited Purpose Banking: Eine Neubetrachtung der Finanzinstitute

Wie man dem Bankwesen ein Ende bereitet

Banking als spezielle Anwendungsform von Finanztechniken

Die Grenzen der doppelten Buchführung neu ziehen

Die systemische Solvenzregel

Warum die systemische Solvenzregel eingeführt werden sollte, um das Bankwesen abzuschaffen

Kapitel 10Die Rolle der öffentlichen Hand

Die staatliche Organisation von Geld

Digitalgeld: Der Weg zur Preisstabilität im digitalen Zeitalter

Der Kampf gegen die Null-Prozent-Untergrenze mithilfe einer Liquiditätsprämie

Die Geldzufuhr mithilfe eines bedingungslosen Einkommens

Geldpolitische Unabhängigkeit

Das Verhältnis von Geld- zu Fiskalpolitik

Die private Organisation von Kredit

Kapitel 11Das Gesamtbild

Ungezügeltes Banking führt zu Fehlallokationen

Geld und Kredit: Vorschlag für eine sinnvolle Funktionstrennung

Die Trennung von privater und öffentlicher Sphäre

Schlusswort

Anhang

Abkürzungen

Anmerkungen

Einleitung

Warum Banken nötig waren

Wie traditionelle Banken funktionieren

Die Schwachpunkte des Bankwesens

Warum sich das Bankwesen nicht auf Banken beschränkt

Wie der Schattenbankensektor funktioniert

Die Finanzkrise von 2007/08

Das Finanzsystem nach 2008

Warum Banken heute nicht mehr gebraucht werden

Schließt die Banken: Der Entwurf eines zukunftsfähigen Gesellschaftsrechts

Die Rolle der öffentlichen Hand

Das Gesamtbild

Abbildungen

Literatur

Register

Vorwort für die deutsche Ausgabe

Das Ende der Banken – was heute jeder zweite Fintech-Jungspund verkündet, galt noch als verwegen, als wir vor rund sieben Jahren dieses Buchprojekt in Angriff nahmen. Wie sich die Zeiten doch geändert haben! Der Begriff Fintech, ein Amalgam aus »Finanz« und »Technologie«, erlebte in den vergangenen Jahren einen rasanten Aufstieg. Mittlerweile wollen selbst Banken nicht mehr so richtig Banken sein. Sie errichten Innovationslabore, werkeln an der Blockchain, und statt des klassischen Bankberaters lassen sie zunehmend Roboter Anlageentscheidungen tätigen. Es scheint, als wäre das Ziel dieses Buches bereits erreicht.

Ein Trugschluss.

Unsere Kritik ist heute notwendiger denn je. Der Missbrauch der neuen Möglichkeiten, die uns die digitale Revolution bescherte, hat nicht nur die Finanzkrise von 2007/08 verursacht – er ist auch der Hauptgrund dafür, dass wir uns noch immer im Krisenmodus befinden. Lassen Sie sich nicht von der derzeitigen Euphorie wegen Fintech täuschen. Sie birgt große Gefahren – und die Parallelen zu den Ereignissen der Jahrtausendwende sind unübersehbar.

Schon vor der Finanzkrise von 2007/08 predigten Finanzexperten den Segen von Informationstechnologien. Nur die Begriffe unterschieden sich: Statt von Finanztechnologie (Fintech) redeten damals alle von Finanzinnovation. Die erste Fintech-Welle, die der Siegeszug der Informationstechnologien ins Finanzwesen gespült hatte, begann in den 1970er- und 1980er-Jahren und endete 2008. Noch bis kurz vor Ausbruch der Krise prognostizierten die Finanzexperten ein goldenes Zeitalter, da durch Finanzinnovationen das Finanzsystem stabiler, effizienter und transparenter werde.

Wie wir heute wissen, trat das genaue Gegenteil ein. All diese Finanzinnovationen waren im Verborgenen eng mit den traditionellen Banken verquickt. Finanzielle Risiken wurden nicht auf viele Schultern verteilt, sondern türmten sich außerhalb des Sichtfelds der Aufsichtsbehörden im Bankwesen auf. Der Wirtschaftsboom der 2000er-Jahre entpuppte sich als Blase, und 2008 kam es dann zur Zäsur. Nur dank staatlichen Rettungsaktionen von noch nie dagewesenem Ausmaß konnte das Finanzsystem vor dem totalen Kollaps bewahrt werden.

Kurz nach der Finanzkrise rollte die zweite Fintech-Welle an. Dank den Informationstechnologien wurde es möglich, Kredite direkt zu vermitteln. Peer-to-Peer-(P2P)-Kreditvermittler betraten die Bühne. Wieder lautete die Devise, das Finanzsystem stabiler, effizienter und transparenter zu machen. So manches Jungunternehmen gefiel sich schon in der Rolle des Bankenbestatters, nur um sich kurze Zeit später auf dem harten Boden der Tatsachen wiederzufinden.

Die grundlegende Finanzarchitektur hat sich nämlich nicht verändert. Deshalb stellten wir schon in der englischen Erstauflage von 2014 klar, dass sich die Probleme im digitalisierten Finanzsystem nicht von alleine lösen würden. In den vergangenen Jahren hat sich diese Vorhersage leider bestätigt. Einst aufstrebende Fintech-Jungunternehmen haben sich längst in Zulieferfirmen für traditionelle Banken verwandelt. Radikal neue Geschäftsmodelle, wie beispielsweise die direkte Kreditvermittlung, treten zunehmend in den Hintergrund. Stattdessen beginnen die Anbieter solcher Leistungen immer enger mit den etablierten Finanzinstitutionen zusammenzuwachsen.

Um diese Entwicklungen zu beleuchten, haben wir Kapitel 9 für die deutsche Ausgabe überarbeitet und aktualisiert. Dabei zeigt sich deutlich, dass auch diese Fintech-Welle kein stabileres, effizienteres und transparenteres Finanzsystem hervorbringen wird.

Es gibt jedoch Alternativen. Die Digitalisierung birgt in ihrem Kern die Möglichkeit, das Finanzsystem auf sinnvolle Art zu modernisieren. Dafür ist aber eine radikale Kursänderung notwendig. Die Digitalisierung wird unsere Finanzarchitektur weiter untergraben, wenn wir nicht eine grundlegende Anpassung im »Betriebssystem unserer Volkswirtschaft« vornehmen. Das ist unsere zentrale These, die seit der englischen Erstauflage nichts an Aktualität eingebüßt hat.

Vorwort

Zahlreiche Bücher geben vor, die Schattenseiten des Bankwesens zu erklären, doch den meisten gelingt es nicht, zum Kern der Sache vorzudringen. Manche Autoren interpretieren die Finanzkrise von 2007/08 als den Versuch habgieriger Banker, unschuldige Witwen und Waisen um ihre Ersparnisse zu bringen. Skandalgeschichten bieten zwar oft eine unterhaltsame Lektüre, doch wer unabänderliche menschliche Eigenschaften für die Quelle allen Übels hält, macht es sich zu leicht. Die nächste Finanzkrise lässt sich damit nicht verhindern. Ebenso wenig gelingt dies durch Flickschusterei an den Regelwerken, die Standardreaktion vieler Ökonomen und Politiker auf Bankenkrisen. Die heutigen Probleme des Bankwesens sind fest in unserem Finanzsystem verwurzelt. Gefragt ist eine grundlegende Veränderung, und so wenden sich manche Ökonomen heute wieder radikalen Reformvorschlägen aus längst vergangenen Zeiten zu. Doch obwohl die alten Theoriengebäude wertvolle Einsichten bereithalten, vermögen sie die gegenwärtigen Probleme des Bankwesens nicht zu lösen.

Unsere Enttäuschung über die aktuellen Herangehensweisen an das Bankwesen und seine Mängel hat uns dazu bewogen, dieses Buch zu schreiben. Eine beachtliche Herausforderung, wie wir feststellen mussten, denn das Bankwesen lässt sich begrifflich nur sehr schwer eingrenzen. Es nimmt vielerlei Formen an. Wir haben uns deshalb um ein allgemeines Verständnis bemüht und konnten so die grundlegenden Finanztechniken identifizieren, die allen Formen des Kreditwesens gemein sind – ganz gleich, ob die Akteure mittelalterliche Goldschmiede oder moderne Investmentbanker sind. Wir erkannten, dass das Kreditwesen im Industriezeitalter ein sinnvolles Mittel war, um das Finanzsystem zu organisieren, es jedoch mit dem Aufkommen der Informationstechnologien außer Kontrolle geriet. Die Finanzkrise von 2007/08 war die unausweichliche Folge des Bankwesens im Digitalzeitalter.

Wir haben uns aber nicht damit begnügt, lediglich die Mängel des Bankwesens im Digitalzeitalter aufzuzeigen. Das Hauptziel dieses Buches besteht darin, aufzuzeigen, wie sich ein funktionierendes Finanzsystem wiederherstellen lässt. Die Organisationsform des Kreditwesens ist von kaum zu überschätzender Bedeutung. Sie beeinflusst unmittelbar die Stabilität, Produktivität und Verteilungsgerechtigkeit einer Volkswirtschaft. Daher nimmt der Versuch, ein für das Digitalzeitalter geeignetes Finanzsystem zu entwerfen, den Löwenanteil dieses Buches ein.

Obwohl sich Das Ende der Banken in erster Linie an unsere Kollegen im Wirtschafts- und Finanzsektor richtet, sollte jeder interessierte Leser unserer Argumentation folgen können. Wir vermeiden Fachjargon so weit wie möglich und erläutern das Bankwesen und seine Fallstricke in allgemein verständlicher Sprache. Dennoch nimmt dieses Buch Sie mit auf eine herausfordernde intellektuelle Reise, und falls Sie über keine wirtschaftlichen oder finanztechnischen Vorkenntnisse verfügen sollten, empfehlen wir Ihnen, es von Anfang bis Ende zu lesen. Leser, denen die Materie bereits vertraut ist, mögen den ersten Buchteil als Auffrischung begreifen und können ihn gegebenenfalls überspringen.

Dieses Buch ist das Ergebnis sorgfältiger Überlegungen, und wir haben seinen Titel aus gutem Grund gewählt. Wer das Veränderungspotenzial der digitalen Revolution begriffen hat, wird erkennen, dass die derzeitige Architektur des Finanzsystems heillos überholt ist. Das Ende der Banken zu fordern mag auf den ersten Blick vermessen klingen. Doch wie wir auf den folgenden Seiten darlegen, ist es die einzig logische Konsequenz der digitalen Revolution.

Jonathan McMillan

Einleitung

Ein Finanzsystem ohne Banken ist sowohl erstrebenswert als auch möglich. Das war nicht immer so. Das Bankwesen erfüllte einst unentbehrliche wirtschaftliche Funktionen. Mit der digitalen Revolution hat sich das Blatt jedoch gewendet. Zum einen ist das Bankwesen außer Kontrolle geraten, da Informationstechnologien eine wirksame Regulierung unmöglich machen – die Finanzkrise von 2007/08 war Vorbote einer neuen Ära des zügellosen Bankings. Zum anderen brauchen wir die Banken nicht mehr: Die Informationstechnologien bieten uns neue Möglichkeiten, welche die Banken überflüssig machen. Mit dem Ende der Banken wird das Zeitalter eines modernen Finanzsystems beginnen.

Die Forderung, dem Bankwesen ein Ende zu bereiten, mag nach einer allzu primitiven Lösung der Probleme des heutigen Finanzsystems klingen. Das liegt vermutlich daran, dass keine allgemeingültige Definition des Begriffs »Banking« existiert. Manche fassen darunter alle Aktivitäten, die von Banken unternommen werden. Andere bezeichnen mit diesem Begriff ein Bündel von Finanzdienstleistungen wie Asset Management oder die Durchführung von Effektenemissionen. Wir nehmen hier eine makroökonomische Perspektive ein und definieren Banking als Geldschöpfung aus Kredit. Dies mag für viele etwas merkwürdig klingen. Falls das der Fall ist, vertrauen Sie bitte darauf, dass wir auf die Feinheiten des Bankings ausführlich eingehen werden. An dieser Stelle genügt es, festzuhalten, dass sich das Bankwesen nicht auf jene Institute beschränkt, die wir als Banken bezeichnen. Ebenfalls fallen nicht alle von Banken betriebenen Aktivitäten unter den Oberbegriff Banking. Banking ist kein Geschäftsmodell, sondern ein Weg, unser Finanzsystem zu organisieren.

Geld, Kredit und Preise

Zu jeder modernen Volkswirtschaft gehören zwei unterschiedliche Systeme – die Realwirtschaft und das Finanzsystem. Die Realwirtschaft umfasst alle Aktivitäten und Ressourcen, die in die eigentliche Produktion sowie in die Verteilung von Gütern und Dienstleistungen einfließen. Das Finanzsystem ist hingegen ein virtuelles System, das sich erst durch die Betrachtung seiner beiden Elemente – Geld und Kredit – erschließt.

So dient auf der einen Seite Geld dazu, laufende Zahlungen zu tätigen. Es ist ein Medium, mit dessen Hilfe Güter und Dienstleistungen unmittelbar getauscht werden können. Der Handel mittels Geld ist primitiven Tauschgeschäften überlegen, da er ohne eine doppelte Übereinstimmung von Bedürfnissen auskommt: Dank Geld ist es nicht erforderlich, die eine Person zu finden, die genau das anbietet, was man benötigt, und die gleichzeitig genau das nachfragt, was man anbietet. Geld befreit die Menschen aus einer reinen Subsistenzwirtschaft und erlaubt es ihnen, sich auf die Produktion komplexerer Güter und Dienstleistungen zu spezialisieren. Als Tauschmittel ermöglicht Geld eine dezentrale Form des Wirtschaftens – mit anderen Worten, eine dezentrale Koordination von Aktivitäten in der Realwirtschaft.1

Auf der anderen Seite erlaubt Kredit den Aufschub von Zahlungen. Die Übertragung von Gütern und Dienstleistungen sowie die dazugehörige Zahlung können mithilfe von Kredit zu unterschiedlichen Zeitpunkten erfolgen. Kredit ermöglicht eine effiziente Allokation über einen längeren Zeitraum hinweg und ist unerlässlich, um die für den Aufbau einer kapitalintensiven Produktion erforderliche Zeit zu überbrücken. Wer beispielsweise erstmals eine landwirtschaftliche Tätigkeit aufnimmt, kann seine Produktivität durch den Einsatz eines Traktors steigern. Mithilfe von Kredit kann der Bauer auch ohne Vermögen und noch vor der ersten Ernte einen Traktor erwerben. Sobald die erste Ernte eingebracht und verkauft ist, kann er seine Kreditverpflichtung begleichen. Kredit erleichtert die Bereitstellung von Kapital für Investitionen und ist Voraussetzung jeder industriellen Produktion. Er bildet die Grundlage einer kapitalintensiven Volkswirtschaft.

Das Finanzsystem dient also dazu, eine dezentrale und kapitalintensive Volkswirtschaft zu unterstützen. Ohne Geld und Kredit – das heißt ohne Medium für laufende und aufgeschobene Zahlungen – würden sich die wirtschaftlichen Aktivitäten auf Subsistenzproduktion und Tauschgeschäfte beschränken. Darüber hinaus ermöglicht der Einsatz von Geld und Kredit eine Preisbildung.2

Preise sind das Scharnier zwischen dem Finanzsystem und der Realwirtschaft. Sobald Menschen für ihre wirtschaftlichen Aktivitäten auf Geld und Kredit zurückgreifen, bilden sich Preise. Gleichzeitig dienen Preise dazu, diese Aktivitäten in der Realwirtschaft zu lenken. Ohne Preise ist es kaum möglich, eine dezentrale und kapitalintensive Volkswirtschaft zu koordinieren. Geld und Kredit können somit als Spiegel interpretiert werden, und Preise sind das dort entstehende Spiegelbild der Realwirtschaft. Genauso, wie man eines Spiegels bedarf, um seine eigene Erscheinung beurteilen zu können, lässt sich eine dezentrale und kapitalintensive Volkswirtschaft nur mit Blick auf die Preise begreifen.3

Die Organisation des Finanzsystems

Wie gut erfüllt nun ein Finanzsystem seinen Zweck, eine dezentrale und kapitalintensive Volkswirtschaft zu ermöglichen? Die Antwort auf diese Frage ergibt sich aus der Organisation seiner beiden Elemente. Sind Geld und Kredit mangelhaft konzipiert, so koordinieren die Preise die wirtschaftlichen Aktivitäten mehr schlecht als recht – ebenso wie das Abbild in einem Zerrspiegel die Realität nur unzureichend widerspiegelt. Die Koordination dezentraler Aktivitäten gestaltet sich schwierig, Kapital wird verschwendet, und womöglich erlangen manche Menschen einen unberechtigten Vorteil gegenüber anderen. Die Bedeutung eines gut organisierten Finanzsystems ist kaum zu überschätzen. Die Organisation von Geld und Kredit wirkt sich ganz erheblich auf die Stabilität, Produktivität und Verteilungsgerechtigkeit einer Volkswirtschaft aus.

Als virtuelles System wird das Finanzsystem nur aus der Vorstellungskraft der Menschen geschaffen. So entscheiden beispielsweise das Gewohnheitsrecht oder gesetzliche Bestimmungen darüber, was als Geld akzeptiert wird. Die Organisation des Finanzsystems ist somit immer und überall eine politische Angelegenheit.

Geld ist leichter zu organisieren als Kredit. Es genügt, dass Menschen sich auf etwas einigen, das die Funktion von Geld übernimmt. Die zeitliche Dimension tritt dabei weniger in den Vordergrund als im Falle von Kredit. Aus Sicht des Einzelnen umspannt eine Finanztransaktion nur einen kurzen Zeitraum. Die beteiligten Parteien müssen sich beim Einsatz von Geld zur Abwicklung eines Geschäfts nicht unbedingt vertrauen. Sobald sich die Gesellschaft darauf geeinigt hat, was sie als Geld verwenden möchte, können Anbieter von Gütern weitgehend darauf vertrauen, dass sie das Geld auch für weitere Geschäftsvorgänge einsetzen können. Selbst primitiven Gesellschaften kann es gelingen, ein auf Geld gründendes Finanzsystem zu etablieren.4

Im Vergleich hierzu ist die Organisation von Kredit eine weitaus schwierigere Aufgabe. Gläubiger müssen dazu ihren Schuldnern über Jahre oder gar Jahrzehnte hinweg vertrauen. Die mit Kredit verknüpften Schwierigkeiten – aber auch die Vorteile – steigen mit zunehmender Kreditlaufzeit. Ein Fahrzeugmechaniker, der einen Kredit zum Erwerb einiger Werkzeuge aufgenommen hat, kann diesen vielleicht innerhalb einiger Monate zurückzahlen. Hingegen benötigt ein Autohersteller womöglich viele Jahre, um den Kredit zur Errichtung einer modernen Produktionsstätte vollständig abzubezahlen. Eine moderne Fabrik ist viel produktiver – sie kann pro Arbeitskraft deutlich mehr Fahrzeuge herstellen als der Automechaniker. Doch wer wäre vertrauensselig oder geduldig genug, seine Ersparnisse zugunsten eines Rückzahlungsversprechens herzugeben, das erst nach zehn Jahren eingelöst werden muss?

Teil 1: Das Bankwesen im Industriezeitalter

Menschen, die Kredit nachfragen, und solche, die Kredit anbieten, haben unterschiedliche Bedürfnisse. Diese Bedürfnisdiskrepanz zwischen Schuldnern und Gläubigern macht Kredit zu einer heiklen Angelegenheit. Die Einführung des modernen Rechnungswesens in Form der doppelten Buchführung und die Entwicklung des Rechtsstaates legten die Grundlage für ein Bank- und Kreditwesen. Das Bankwesen vermochte die Bedürfnisse von Schuldnern und Gläubigern in Übereinstimmung zu bringen. Es handelte sich um eine grundlegende Innovation innerhalb des Finanzsystems mit der Folge, dass die Kreditvergabe nun einen Aufschwung erlebte. Teil 1 dieses Buches erläutert, warum Banken im Industriezeitalter unverzichtbar waren.

Wir haben Banking als Geldschöpfung aus Kredit definiert. Wie das genau funktioniert, wird deutlich, wenn wir in Kapitel 2 die Funktionsweise des traditionellen Bankwesens erläutern. Das traditionelle Bankwesen ist die einfachste Form des Bankings und vereint Geldleihe und -aufbewahrung. Einerseits vergeben Banken Darlehen an Darlehensnehmer. Anderseits ermöglichen sie es Darlehensgebern, Bankeinlagen zu tätigen, die sich »so gut wie Bargeld« anfühlen.

Die Eigenschaften von Bankeinlagen machten es für Gläubiger attraktiv, sich am Kreditprozess zu beteiligen. In der Folge stieg das Kreditangebot, was die Kapitalakkumulation begünstigte. Banking erleichterte die Realisierung kapitalintensiver Industrieprojekte, deren Anfangsinvestition sich erst nach Jahrzehnten amortisierte.

Die Industrialisierung und die zunehmende Kapitalintensität wurden durch ein modernes Finanzsystem erst ermöglicht. War die Übergangszeit – die Industrielle Revolution – noch durch persönliche Härten gekennzeichnet, führte der Produktivitätszuwachs in einer kapitalintensiven Volkswirtschaft zu einem Armutsrückgang, der in der Menschheitsgeschichte ohne Beispiel war.

Wir erinnern uns, dass eine Volkswirtschaft aus zwei miteinander verbundenen Systemen besteht: der Realwirtschaft und dem Finanzsystem. Die Industrialisierung in der Realwirtschaft war für jedermann sichtbar, denn schließlich schossen überall rauchende Schornsteine aus dem Boden. Infolge dieser Sichtbarkeit von Kapitalanlagen bezeichneten manche Beobachter die neue Wirtschaftsform als Kapitalismus. Der Begriff Kapitalismus bezieht sich auf die Realwirtschaft, implizit stützt er sich aber auch auf die Entwicklung des Bankwesens. Der Kapitalismus konnte sich nur dank eines verbesserten Finanzsystems durchsetzen.5

Das Bankwesen mag zwar wesentlich zur Entwicklung einer kapitalintensiven Ökonomie beigetragen haben, ist jedoch mit schwerwiegenden Mängeln behaftet. Gelegentlich brechen Banken unkontrolliert zusammen. Solche Ereignisse werden als Bank-Runs bezeichnet und plagen das Bankwesen seit seinen Anfängen. Immer wieder haben sich Bank-Runs zu verheerenden Bankenpaniken ausgeweitet, die das Finanzsystem in seinen Grundfesten erschütterten. Eine solche Bankenpanik schränkt die Fähigkeit des Finanzsystems ein, wirtschaftliche Aktivitäten zu koordinieren. Sie führt zu massiven Preisverzerrungen und löst in der Regel eine schwere Rezession in der Realwirtschaft aus.6

Zwei besonders schwere Bankenpaniken in den Jahren 1907 und 1929 veranlassten die Regierung der Vereinigten Staaten, den mit dem Bankwesen verknüpften Problemen durch die Errichtung eines strengen Ordnungsrahmens zu begegnen: Staatliche Garantien verhinderten fortan Bankenpaniken, und bankenspezifische Regulierungen wie etwa Eigenkapitalvorschriften sorgten dafür, dass die Banken die staatlichen Bürgschaften nicht missbrauchen konnten. Dieser Ordnungsrahmen erwies sich im Industriezeitalter als erfolgreich. Die Gesellschaft konnte die Vorteile des Bankwesens genießen, und der Ordnungsrahmen hielt dessen Probleme in Schach.

Teil 2: Das Bankwesen im Digitalzeitalter

Der zweite Teil dieses Buches beschreibt, wie das Bankwesen im digitalen Zeitalter außer Kontrolle geriet. In den 1970er-Jahren traten die Informationstechnologien auf den Plan und markierten den Beginn des Digitalzeitalters. Während Kredit im Industriezeitalter noch auf Papier festgehalten werden musste, konnten Finanzinstitute derartige Vorgänge nunmehr elektronisch registrieren. Computer und elektronische Kommunikationsnetzwerke ermöglichten, dass sich Kredit aus den Bankenbilanzen herauslöste. Dies hatte desaströse Auswirkungen auf die Wirksamkeit der Bankenregulierung.

Banken begannen ihre Aktivitäten so zu organisieren, dass einschneidende Regulierungen umgangen werden konnten. Dadurch traten neue Formen des Bankwesens in Erscheinung. Es begann sich ein Netzwerk von Finanzinstituten und Zweckgesellschaften zu formen, das nach Ausbruch der Finanzkrise als Schattenbankensektor bezeichnet wurde. Dieses undurchsichtige Firmengeflecht übernahm dieselben Funktionen wie die traditionellen Banken, ohne aber vom Regulator als eine neue Form des Bankwesens erkannt und reguliert zu werden. So gelang es dem Schattenbankensektor im Verlauf einiger Jahrzehnte, den traditionellen Bankensektor an Bedeutung zu überflügeln.

Der Aufstieg des Schattenbankensektors verdeutlicht, dass sich Banking nicht nur auf Banken erstreckt. Eine rechtliche Definition des Begriffs »Bank« ist jeweils rasch gefunden. Der Versuch hingegen, »Banking« rechtlich zu definieren, gestaltet sich äußerst schwierig. Das sogenannte Abgrenzungsproblem der Finanzmarktregulierung beschreibt genau diese Schwierigkeit einer präzisen Definition der Aktivität »Banking« – Banken schaffen es daher immer wieder, Beschränkungen ihrer Geschäftstätigkeit zu unterlaufen. Die Unfähigkeit der Regulierungsbehörden, das Abgrenzungsproblem in den Griff zu bekommen, mündete schließlich in einer verheerenden Bankenpanik: der Finanzkrise von 2007/08.

Diese weitreichende Krise erforderte ein entschiedenes Handeln. Nur mithilfe staatlicher Rettungsaktionen von bislang unbekanntem Ausmaß konnte ein vollständiger Zusammenbruch des Finanzsystems verhindert werden. Die damit verbundenen Kosten waren allerdings horrend.

Seit der Finanzkrise von 2007/08 genießen Institute, die als too big to fail (zu groß, um zu scheitern) gelten, eine implizite öffentliche Garantie aller ihrer Verbindlichkeiten. Gleichzeitig gelingt es den Aufsichtsbehörden nicht, sie effektiv zu regulieren. In der heutigen Zeit, in der Finanzinnovationen über Nacht aus dem Boden gestampft werden, können Finanzinstitute ihre Geschäfte jederzeit so anpassen, dass Regulierungen nicht mehr greifen. Das Abgrenzungsproblem der Finanzmarktregulierung ist mit der digitalen Revolution unlösbar geworden – die Aufsichtsbehörden können noch so viel regulieren, sie werden das Bankwesen nicht mehr in den Griff kriegen.

Im digitalen Zeitalter ist das Bankwesen außer Kontrolle geraten. Während die staatlichen Garantien allumfassend geworden sind, läuft die Regulierung des Bankwesens ins Leere. Das Bankensystem hat sich in ein dysfunktionales öffentlich-privates Projekt verwandelt. Die Kreditinstitute fahren in guten Zeiten enorme Gewinne ein, während in Krisenzeiten die öffentliche Hand für die Verluste geradestehen muss.

Teil 3: Ein Finanzsystem für das Digitalzeitalter

Der Siegeszug der Informationstechnologien hat den ordnungspolitischen Ansatz untergraben, mithilfe dessen es der Gesellschaft während des Industriezeitalters gelang, das Bankwesen unter Kontrolle zu halten. Nun hat der technologische Fortschritt seit jeher etablierte Institutionen in ihren Grundfesten erschüttert. Er eröffnete dabei aber meist auch neue Perspektiven. Dieser Prozess wird als schöpferische Zerstörung bezeichnet, und er ist auch bei der digitalen Revolution im Finanzwesen wieder am Werk.7 Die Informationstechnologien haben zwar das Bankwesen in ein unkontrollierbares Monster verwandelt. Sie ermöglichen uns aber gleichzeitig, durch eine radikale Neuorganisation von Geld und Kredit unser Finanzsystem auf eine nächste Stufe zu heben. Im dritten Teil dieses Buches beschäftigen wir uns mit diesen schöpferischen Aspekten der Informationstechnologien.

Neue Technologien wie Peer-to-Peer-Kreditvermittlungen, virtuelle Marktplätze und digitale Währungen sind entstanden. Sie eröffnen Haushalten neue Wege, ihre Nachfrage nach einer liquiden und sicheren Kreditvergabe zu befriedigen, während Schuldner weiterhin die benötigte langfristige Finanzierung für ihre riskanten Projekte erhalten. Wer die Gesamtheit der neuen Möglichkeiten betrachtet, erkennt, dass Banken nicht mehr gebraucht werden. Die Informationstechnologien erlauben dem Finanzsystem, eine dezentrale und kapitalintensive Volkswirtschaft zu unterstützen, ohne auf Banken zurückgreifen zu müssen. Auch ohne Bankwesen können Haushalte und Firmen heutzutage ihre finanziellen Angelegenheiten einfach und bequem regeln. Im Digitalzeitalter ist das Bankwesen nicht nur außer Kontrolle geraten, sondern hat auch seine Existenzberechtigung verloren.

Obwohl wir Banken nicht mehr benötigen, werden sie unser Finanzsystem aber weiterhin beherrschen. Das dysfunktionale Bankwesen kann noch so hohe gesellschaftliche Kosten verursachen: Banking mit seinen umfassenden staatlichen Garantien, aber ohne wirksame Regulierung ist schlicht ein zu einträgliches Geschäft, als dass es von alleine verschwinden würde. Aus diesem Grund gilt es, dem Bankwesen aktiv ein Ende zu bereiten.

Wir sind nun nicht die Ersten, die diese Forderung erheben. Schon im Industriezeitalter schlugen einige Ökonomen vor, den Banken die Zähne zu ziehen und ihnen die Schöpfung von Geld aus Kredit zu verbieten. Im deutschsprachigen Raum sind diese Initiativen oft mit der Forderung nach sogenanntem Vollgeld verbunden. Diese Forderung hat mit unserem Vorschlag gemein, dass traditionelle Banken keine Geldschöpfung mehr betreiben sollen. Die Vollgeld-Anhänger übersehen jedoch, dass ein Verbot der Geldschöpfung, welches sich auf traditionelle Banken beschränkt, den Kern des Problems verfehlt. Ein ganzheitlicher Ansatz ist gefragt, der alle Formen der Geldschöpfung, sowohl im traditionellen Bankensektor als auch im Schattenbankensektor, effektiv unterbindet. Es gilt, das Ende der Banken auf einer fundamentalen Ebene einzuleiten, und zwar im Gesellschaftsrecht. Wir schlagen deshalb eine systemische Solvenzregel vor, die dem Bankwesen auf wirksame und gleichzeitig effiziente Weise einen Riegel vorschiebt.

In einer Welt ohne Banken muss schließlich die Rolle der öffentlichen Hand bei der Organisation von Geld und Kredit neu definiert werden. Einerseits soll der Staat seine Garantien für die Banken nicht länger aufrechterhalten. Das führt dazu, dass das erdrückende Regelwerk ad acta gelegt werden kann, das aufgrund der staatlichen Garantien überhaupt erst geschaffen wurde: Bei der Organisation von Kredit kann nun endlich auf die Marktkräfte vertraut werden. Andererseits muss auch die Geldpolitik neu konzipiert werden, da die heutigen Zentralbanken sich auf das Geschäftsbankenwesen stützen. Wir stellen deshalb zwei neue geldpolitische Instrumente vor, die sich besonders gut zur Unterstützung eines wirksamen Preissystems eignen: eine Liquiditätsprämie und ein bedingungsloses Einkommen.

Am Ende des dritten Teils werfen wir einen Blick auf das Gesamtbild. Dabei zeigt sich, dass im heutigen Finanzsystem mit Banken die Funktionen von Geld und Kredit – die Bereitstellung eines Mediums für laufende und aufgeschobene Zahlungen – eng miteinander verflochten sind. Ebenfalls wird ersichtlich, dass der private und der öffentliche Sektor nicht unabhängig voneinander agieren können. Die Vermengung beider Funktionen und beider Verantwortungsbereiche führt zu Preisverzerrungen und in der Folge zu massiven Fehlallokationen in der Realwirtschaft.

Nur die Abschaffung der Banken kann ein funktionierendes Finanzsystem wiederherstellen. In einem Finanzsystem ohne Banken sind die Funktionen von Geld und Kredit strikt getrennt und klar dem privaten beziehungsweise dem öffentlichen Sektor zugeordnet. So kann das Finanzsystem ein funktionierendes Preissystem gewährleisten und eine dezentrale und kapitalintensive Volkswirtschaft unterstützen. Stabilität, Produktivität und Verteilungsgerechtigkeit innerhalb unserer Gesellschaft werden nicht länger durch ein überholtes Bankensystem untergraben.

Zum Inhalt dieses Buches

Bevor wir fortfahren, seien noch zwei Anmerkungen zum Inhalt dieses Buches gestattet. Erstens nimmt Das Ende der Banken jeweils Bezug auf die Wirtschaftsgeschichte, die institutionellen Eigenheiten und die Wirtschaftsdaten der Vereinigten Staaten. Wir haben uns für die USA als Gegenstand unserer Betrachtungen entschieden, da sie seit Anfang des 20. Jahrhunderts die führende Wirtschaftsmacht sind. Unsere Erkenntnisse lassen sich aber auf jede beliebige moderne Volkswirtschaft anwenden, die sich auf ein Bankwesen stützt.

Zweitens beschäftigen wir uns nicht mit der Transformationsphase von einem Finanzsystem mit Banken zu einem ohne Banken. Wir verzichten zudem darauf, internationale Fragestellungen oder Nebenwirkungen zu erörtern, die unweigerlich bei der Evaluation von Reformvorschlägen auftreten. Bevor wir uns mit der Frage beschäftigen können, wie wir ein besseres Finanzsystem implementieren, müssen wir zunächst definieren, wie ein solches Finanzsystem aussehen könnte. Und genau darin liegt der Anspruch dieses Buches: zu zeigen, dass ein Finanzsystem ohne Banken sowohl erstrebenswert als auch möglich ist.

Teil 1

Das Bankwesen im Industriezeitalter

Kapitel 1Warum Banken nötig waren

Im Industriezeitalter war das Bankwesen ein sinnvoller Weg, die beiden Grundelemente des Finanzsystems – Geld und Kredit – zu organisieren. Insbesondere das Kreditwesen hätte ohne Banken niemals zu voller Blüte gelangen können. Der Begriff Kredit drückt das erforderliche Vertrauen zwischen zwei Parteien aus, das diese benötigen, um über einen längeren Zeitraum hinweg Geschäfte miteinander zu tätigen. Dabei erhält eine der beiden Parteien Güter, Dienstleistungen oder Geld gegen das Versprechen, der Gegenpartei zu einem späteren Zeitpunkt Güter, Dienstleistungen oder Geld zur Verfügung zu stellen. Somit ist Kredit eine aufgeschobene Zahlung.1

Kredit nimmt verschiedene Formen an. Seine geläufigste Spielart ist das Darlehen. Wir definieren ein Darlehen als die vorübergehende Überlassung von Geld. Diejenige Partei, die zunächst Geld erhält und es später zurückzahlt, wird als Schuldner bezeichnet. Jene Partei, die zunächst Geld verleiht und es später zurückerhält, heißt Gläubiger. Der Preis, den der Schuldner dem Gläubiger für das Privileg, das Geld zuerst zu erhalten, bezahlt, ist der Zins. Im Falle eines Darlehens wird der Zinssatz als Prozentsatz des Nominalbetrags bestimmt, also des Geldbetrags, der den Besitzer wechselt.2 Der Schuldner erstattet den Nominalbetrag spätestens bei Fälligkeit, dem vereinbarten Ablauftermin des Darlehens. Der Gesamtzeitraum zwischen der Übergabe des Nominalbetrags und dem Fälligkeitstag wird als Laufzeit bezeichnet.

Der Umgang mit Informationsasymmetrien

Menschen verleihen Geld, weil sie darauf hoffen, zu einem späteren Zeitpunkt den vollen Nominalwert zuzüglich eines Zinses zu erhalten. Sie erwarten, nach Vergabe des Darlehens besser dazustehen, als wenn sie das Geld einfach behalten hätten. Schuldner verfolgen ganz ähnliche Gedanken. Sie erwarten, davon zu profitieren, dass sie heute über Geld verfügen können, selbst wenn sie dieses morgen samt Zins zurückzahlen müssen.

Wenn wir die zeitliche Dimension außer Acht ließen, wäre ein Darlehen nichts anderes als ein Austausch von Geld. Die Zeitdimension ist die entscheidende Eigenschaft von Kredit. Mit Kredit sind stets zwei Variablen verbunden: Zeit und Unsicherheit. Daraus ergeben sich zahlreiche Probleme.

Angenommen, Sie wollten ein Darlehen vergeben. Zunächst müssen Sie einen vertrauenswürdigen Menschen finden, der in der Lage ist, den vollen Nominalbetrag plus Zinsen zurückzuzahlen. Normalerweise wissen Sie kaum etwas über den Charakter des Schuldners und seine Fähigkeiten. Weiterhin können Sie sich niemals ganz sicher sein, dass der Schuldner den Kredit in einer Weise verwenden wird, die dazu führt, dass er das Geld später zurückzahlen kann. Am Fälligkeitstag könnte ein zusätzliches Problem entstehen: Vielleicht haben sich die Rahmenbedingungen während der Kreditlaufzeit zuungunsten des Schuldners verändert und er kann die fälligen Zahlungen nicht leisten. Er könnte dies aber auch nur vorgeben, in der Absicht, das Geld einfach zu behalten. Sollten Sie diesen Verdacht hegen, wären Sie gut beraten, die genaue Finanzlage des Schuldners zu überprüfen; eine solche Recherche wird aber vermutlich etwas kosten.

All diese Probleme beruhen letztlich auf Informationsasymmetrien. In einfachen Worten ausgedrückt bedeutet dies, dass der Schuldner mehr weiß als der Gläubiger. Jeder, der schon einmal Geld verliehen hat, wird intuitiv verstehen, was damit gemeint ist. Informationsasymmetrien liegen allen mit Kredit verbundenen Problemen zugrunde, etwa Moral Hazard (moralisches Fehlverhalten). Moral Hazard liegt vor, wenn jemand sich selbst einen Vorteil verschafft und dabei willentlich Schaden für andere in Kauf nimmt. Im Falle von Kredit könnten Schuldner lügen, um sich ein Darlehen zu sichern, das ihnen nützt, welches sie aber nicht zurückzahlen können. Den Schaden trägt der Gläubiger.3

Aus den Informationsasymmetrien erwächst ein Kreditrisiko. Gemeint ist das Risiko des Gläubigers, sein Kapital zu verlieren, falls es der Schuldner nicht – oder nur teilweise – zurückzahlt. Wer einen allzu großen finanziellen Verlust vermeiden möchte, muss sich mit diesem Kreditrisiko auseinandersetzen. Aktivitäten, die darauf abzielen, das Kreditrisiko zu minimieren, werden unter dem Begriff Kreditüberwachung (oft mit dem englischen Begriff Monitoring bezeichnet) zusammengefasst.4

Wie können Gläubiger ihre Schuldner überwachen? Zum einen überprüfen sie gründlich die Vertrauenswürdigkeit potenzieller Schuldner. Dazu tragen sie relevante Informationen über diese zusammen, um das Kreditrisiko beurteilen zu können, das mit einer möglichen Darlehensvergabe verbunden wäre. Auf der Grundlage des erwarteten Kreditrisikos knüpfen sie entweder entsprechende Bedingungen an die Darlehensvergabe oder verweigern diese vollständig. Zum anderen halten Gläubiger während der Laufzeit des Darlehens engen Kontakt zu ihren Schuldnern und stellen sicher, dass sich diese an die Regeln ihres Darlehensvertrags – die Kreditklauseln – halten.

Darüber hinaus werden Schuldner oft aufgefordert, einen Vermögensgegenstand bereitzustellen, um das Darlehen zu besichern. Dieser Vermögenswert wird als Kreditsicherheit oder Pfand bezeichnet, und in diesem Fall handelt es sich um ein besichertes Darlehen. Es gibt viele mögliche Kreditsicherheiten. So ist eine Hypothek nichts anderes als ein besichertes Darlehen, bei dem eine Immobilie als Kreditsicherheit dient. Die Besicherung von Darlehen senkt das mit ihnen verbundene Kreditrisiko beträchtlich. Sollte der Schuldner seinen vertraglich zugesicherten Verpflichtungen nicht nachkommen, kann der Gläubiger die Herausgabe der Kreditsicherheit verlangen und diese verkaufen, um seine Verluste auszugleichen.

In der Darlehensvergabe gilt also: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Gläubiger tun gut daran, ihre Beziehungen zu Schuldnern aktiv zu pflegen. Wer seine Schuldner überwacht, kann Problemen, die aus Informationsasymmetrien erwachsen, erfolgreich begegnen.

Auch Banken überwachen ihre Schuldner, doch ist dies keine Aktivität, die das Bankwesen kennzeichnet. Viele andere Finanzinstitute betreiben schließlich ebenfalls Monitoring, etwa Rating-Agenturen oder Wagniskapitalfonds. Banken sind in einer anderen Hinsicht einzigartig: Sie überwinden die Bedürfnisdiskrepanz zwischen Gläubigern und Schuldnern.

Der Bedürfnisausgleich zwischen Gläubigern und Schuldnern

Kredit fußt auf Monitoring, doch mit diesem allein ist es nicht getan. Vielmehr erfordert ein florierendes Kreditwesen, dass die Bedürfnisse von Gläubigern und Schuldnern in Übereinstimmung gebracht werden.

Verdeutlichen wir uns dies anhand eines Beispiels. Angenommen, Sarah will ihre eigene Kaffeerösterei eröffnen. Sie benötigt dazu teure Ausrüstungsgegenstände wie etwa eine Röstmaschine. Zum Erwerb dieser Maschine reichen die Ersparnisse eines Einzelnen üblicherweise nicht aus. Zudem zahlt sich diese Investition erst nach längerer Zeit aus. Sarah wird ihren frisch gerösteten Kaffee einige Zeit lang verkaufen müssen, bis sie ihre Anfangsinvestition amortisiert hat.

Dieses Beispiel illustriert zwei Bedürfnisse typischer Schuldner. Zum einen benötigen sie hohe Darlehen, also solche mit hohem Nominalwert, denn Werkzeuge und Maschinen sind teuer. Zum anderen bevorzugen sie lange Laufzeiten, da sie Zeit brauchen, um genügend Geld zur Rückzahlung des Darlehens zu verdienen.

Die Bedürfnisse von Schuldnern stimmen damit nicht mit denjenigen von Gläubigern überein. Typische Gläubiger, beispielsweise Haushalte, haben meist nur wenig verfügbares Kapital, das sie verleihen möchten. Zudem sind sie in aller Regel risikoscheu und möchten sich keinem großen Kreditrisiko aussetzen. Um ihr Risiko zu streuen, wollen sie nur einen kleinen Teil ihrer Ersparnisse einem einzelnen Schuldner zukommen lassen. Darüber hinaus bevorzugen sie es, rasch auf ihre Ersparnisse zugreifen zu können, um den Unwägbarkeiten des Lebens zu begegnen. So könnte ein Gläubiger seinen Arbeitsplatz verlieren oder aus beruflichen Gründen gezwungen sein, in eine andere Stadt zu ziehen. In beiden Fällen muss der Gläubiger in der Lage sein, umgehend auf sein verliehenes Kapital zuzugreifen, um Ausgaben im Zusammenhang mit diesen unerwarteten Ereignissen finanzieren zu können.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Schuldner normalerweise Darlehen mit hohem Nominalbetrag und langer Laufzeit bevorzugen, um riskante Investitionen tätigen zu können. Gläubiger hingegen bevorzugen Darlehen mit niedrigem Nominalbetrag und kurzer Laufzeit, um ihr Kreditrisiko zu minimieren. Der Bedürfnisausgleich zwischen diesen beiden Seiten ist der Kern des Bankgeschäfts. Bevor wir im nächsten Kapitel die Mechanismen dieses Geschäfts genauer untersuchen, betrachten wir zunächst aber noch die dritte Funktion des Bankwesens.

Die Erleichterung von Transaktionen mittels Zahlungsdienstleistungen

Da Banken eine so wichtige Rolle beim Umgang mit Informationsasymmetrien und beim Bedürfnisausgleich zwischen Gläubigern und Schuldnern spielen, könnte man zu dem Schluss gelangen, dass das Bankwesen die Erfindung einiger früher Gläubiger war. Doch ungeachtet dieser intuitiven Vorstellung hat es sich tatsächlich aus dem Geschäft von Zahlungsdienstleistern heraus entwickelt. Die Vorgänger der Banken waren Treuhänder, die das Gold und die Münzen ihrer Kunden verwahrten und ihnen Zahlungsdienstleistungen anboten.5

Treuhänder können die Zahlungen ihrer Kunden erleichtern und ihnen so das Leben vereinfachen. Das verdeutlicht ein einfaches Beispiel. Angenommen, die Händlerin Sittah wollte vom Werftbesitzer Nathan eine Karavelle erwerben. Beide besitzen einige Goldmünzen, welche sie einem Treuhänder namens Bonafides zur Verwahrung überlassen haben. In dieser Situation können Sittah und Nathan Bonafides anweisen, Goldmünzen von Sittahs Treuhandkonto auf jenes von Nathan zu übertragen. Dazu bedarf es nur zweier Änderungseinträge in Bonafides Geschäftsbüchern. Zunächst wird Sittahs Konto mit dem erforderlichen Betrag zum Kauf der Karavelle belastet. Sodann wird derselbe Betrag Nathans Konto gutgeschrieben. Dies erleichtert die Transaktion ungemein. Andernfalls müsste nämlich Sittah ihre Münzen aus Bonafides Tresorraum hervorholen und Nathan überreichen, der sie wiederum an Bonafides zurückgeben müsste.

Solche Zahlungsdienstleistungen sind sehr nützlich und werden von sämtlichen Banken angeboten, die dazu ein Zahlungsverkehrssystem unterhalten.6 Daher wird auch die Lohntüte nur mehr sprichwörtlich verwendet: Ihr Arbeitgeber zahlt Ihr Gehalt heutzutage mittels Banküberweisung. Gäbe es keine derartigen Zahlungsdienstleistungen, müsste für jede Transaktion auf Bargeld zurückgegriffen werden. Man kann sich leicht vorstellen, wie mühselig das wäre, insbesondere beim Kauf eines Gegenstandes von einem Geschäftspartner, der weit entfernt wohnt.

Während unser Beispiel illustriert, dass ein Treuhänder Zahlungsdienstleistungen anbieten kann, folgt daraus nicht unmittelbar, dass auch Banken dies können. Die Verwahrungsvereinbarung mit einem Treuhänder unterscheidet sich grundlegend von dem Vertrag über eine Bankeinlage mit einer Bank. Eine Bank ist kein Treuhänder. Als Sparer leiht man seiner Bank Geld: Man ist Darlehensgeber und die Bank Darlehensnehmer. Die Bank kann das bei ihr eingezahlte Geld für jeden ihr geeignet erscheinenden Zweck verwenden, etwa um Darlehen an Unternehmen zu vergeben.