Das Erbe der Macht - Band 33: Aschezeit - Andreas Suchanek - E-Book

Das Erbe der Macht - Band 33: Aschezeit E-Book

Andreas Suchanek

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Beschreibung

Nach den schockierenden Ereignissen in der Zuflucht herrscht dort Chaos. In der zerstörten Zukunft versuchen Max, Titik, Kyra und der Beobachter, ihr Werk zu vollenden. Oliver soll befreit werden, die Flucht gelingen. Doch niemand ahnt, dass sie nicht allein sind. Das Erbe der Macht ... ... Gewinner des Deutschen Phantastik Preis 2019 in "Beste Serie"! ... Gewinner des Lovelybooks Lesepreis 2018! ... Gewinner des Skoutz-Award 2018! Das Erbe der Macht erscheint als E-Book und alle drei Monate als Hardcover-Sammelband.

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Table of Contents

Aschezeit

Was bisher geschah

Prolog

1. Vertraute Feindin

2. Kekse müssen sein

3. Agententreffen

4. Zwischen Ruinen

5. Die Befragung

6. Die nächsten Schritte

7. Im Institut

8. Liebe in schwarzem Stein

9. Der erste Riss

10. Glück vom Anbeginn

11. Primus Magicus

12. Gespiegelte Hoffnung

13. Zwischen Hoffnung und Anbeginn

14. Ein Wimpernschlag

15. Splitter der Hoffnung

16. Das Ritual

17. Zwei Gesichter

18. Widerstreit

19. Der erste aller Zauber

20. Aus der Asche

21. Verlust

22. Was heute geschaffen wurde

23. Trauer

Epilog

Vorschau

Seriennews

Glossar

Impressum

Das Erbe der Macht

Band 33

»Aschezeit«

von Andreas Suchanek

 

 

 

Was bisher geschah

 

Nach den Ereignissen um die Zerstörung des Onyxquaders landen Jen und Alex in einer veränderten Gegenwart. Sie werden mit einer Welt konfrontiert, in der die Magier alles beherrschen und Nimags einfaches Fußvolk darstellen. Es gelingt ihnen, Tyler zu finden, der zusammen mit Joshua im Bernstein geschlafen hat. Sie erfahren, dass Kevin die Zeit nicht zerstört und neu geschaffen hat – die Zeitlinie wurde gesplittet. Es gibt jetzt zwei verschiedene Linien, die nebeneinander existieren. Noch. Denn in Kürze wird eine von ihnen endgültig ausgelöscht.

Auf beiden Seiten müssen die Essenzstäbe der Macht vereint und ein neuer König gekrönt werden. Die jeweiligen Könige werden dann auf dem Schlachtfeld darüber entscheiden, welche Zeitlinie überleben wird.

Jen und Alex entdecken in Österreich einen Professor, der zu diesem Thema forscht und ein Artefaktnetzwerk zur Überwachung von Zeitreisen erschaffen hat. Damit wollen beide das Portal finden. Bevor dies jedoch gelingt, wechselt Alex mit einem Verschränkungszauber in die eigene Zeitlinie zurück. Er muss die anderen warnen. Jen entkommt mit Tylers Hilfe.

Gleichzeitig finden Annora, Alfie und Madison den Zugang zu den endlosen Tiefen. Es stellt sich heraus, dass diese einst von den dunklen Sehern geschaffen wurden. Sie legten ein Sigil dafür in Ketten. Alfie befreit es und wird von ihm als Träger auserwählt. Er wird dadurch zum Magier.

Zurück in der Zuflucht auf Talanis treffen die beiden Brüder aufeinander. Ein Team von Magiern bringt überraschend ihre Mutter als Gesandte Merlins mit. Sie fordert eine neue Art von Pakt und schneidet sich danach die Kehle durch.

Prolog

 

Nur das leise Kratzen des Füllfederhalters war zu hören. Die Stille begleitete sie nun schon so lange. Die Papiere lagen ausgebreitet auf dem rissigen Holz der Tischplatte. Die Dinge waren in Bewegung geraten, doch in welche Richtung, blieb einstweilen ein Geheimnis.

Sie griff nach dem Tonbecher und trank. Der Tee schmeckte bitter, die enthaltenen Kräuter belebten jedoch ihren Geist. Unweigerlich fragte sie sich, wie es hierzu hatte kommen können. Und ob sie es möglicherweise noch schlimmer machte.

Sie sprachen alle über die vergangenen Zeiten. Was einst geheim gewesen war, schimmerte nun durch die Oberfläche. Der Anbeginn, die Zitadelle, Merlin. Echos eines verblassten Äons, dessen wahre Macht doch die wenigsten kannten. Die Unsterblichen hatten gut daran getan, zahlreiche Zauber dem Vergessen anheimfallen zu lassen. Papiere wurden gelöscht, Folianten in ewigem Bernstein gierigen Blicken entzogen. Die ersten der uralten Zauber, die aus zittriger Essenz nach dem Zurücktreiben des Anbeginns erschaffen worden waren, kannte kaum noch jemand. Obgleich es einen gab, der die Ordnung erst möglich gemacht hatte.

»Du hast die Menschen dem Chaos entrissen und eine neue Welt geformt«, flüsterte sie.

Ihre Finger glitten über das vergilbte Papier.

Er war lediglich referenziert. Laut den Schriften genutzt worden, bevor der Anbeginn überhaupt verschwunden war. Der Preis seines Einsatzes war gewaltig. Doch es lag ebenso auch Hoffnung darin.

Sie hob ihren Blick, rieb sich die Augen und trat an das Fenster. Ein Gähnen entschlüpfte ihrem Mund. Selbst die Kräuter verloren irgendwann ihre Wirkung. Wie lange war sie überhaupt schon hier?

Vor dem Fenster lag eine tote Welt. Brackige Erde, giftiger Nebel, Schwärme tödlicher Insekten. Eine Zukunft, die für alles stand, was die Menschheit verloren hatte. Sich selbst, die Magie, das Leben.

»Alles oder nichts.« Ihre Stimme wurde brüchig. »Ich habe es ja versprochen.«

Aveline Blanc war bereit.

1. Vertraute Feindin

 

Alex starrte auf seine Mom.

Er konnte nicht anders, sein Körper war wie gelähmt. Als hätte ihn ein Immobilisierungszauber frontal getroffen. Jede Freude über die Rückkehr auf diese Seite der Zeit, über die Essenzstäbe und Whisperbänder war augenblicklich verschwunden. Ebenso die Sorge um Jen. Es gab in diesem Moment nur noch seine Mom.

In einer fließenden Bewegung hatte sie den Dolch aus dem Gürtel von Sahid und über die eigene Kehle gezogen. Sie kippte nach hinten, die Arme ausgebreitet wie ein gefallener Engel. Blut schoss aus der Wunde, benetzte ihre Haut, ihre Kleidung, den grauen Stein des Bodens.

»Mom!«, brüllte Alfie.

Mit einem Ruck rastete die Wirklichkeit wieder ein. Alex wollte zu ihr hechten, doch sein Bruder war schneller. Und bei der Menge an Blut, die sich gerade verteilte, war das auch notwendig. Alfie warf sich auf die Knie und hatte das erste magische Zeichen bereits vollendet, als Alex endlich ankam.

»Sanitatem Corpus.«

Sein kleiner Bruder war ein echter Magier geworden und obwohl er das wusste, verblüffte Alex die Wucht des Essenzechos, das über ihn hinwegschwappte.

Die Farbe von Morgenröte. Feuchtigkeit von Morgentau und Nebel glitten heran wie der Anbruch eines neuen Tages. Der Zauber entfaltete seine Wirkung, die Wunde schloss sich. Trotzdem hatte seine Mom bereits viel Blut verloren. Die Magie hätte es in die Wunde zurücktreiben sollen, doch das geschah nicht.

»Was ist da los?«, fragte Leonardo.

Gemeinsam mit Johanna und Tomoe war er neben ihnen auf die Knie gesunken.

»Könnte eine Nebenwirkung vom Pakt des falschen Glücks sein«, sagte die japanische Kriegerin und Unsterbliche. »Auf die Krankenstation mit ihr. Sie muss gründlich untersucht werden. Danach in ein Zimmer – ein ziemlich gut bewachtes! Ich will eine vollständige Untersuchung.«

Irgendwie geschah alles sehr schnell.

Seine Mutter wurde weggebracht, Alfie blieb bei ihr. Niemand sprach mehr davon, dass er die Weiße Krypta aufsuchen sollte, um zum Ritter geweiht zu werden. Das würde die Barriere zwischen Talanis und Antarktika weiter stärken.

»Es tut mir leid.« Sahid wirkte nicht minder entsetzt wie Alex.

»Alles okay, du konntest das ja nicht wissen.«

Dankbar für die Absolution nickte der andere Magier und eilte mit seinem Team hinter den Unsterblichen her.

Alex blieb allein zurück. Seine Gedanken wirbelten umher, kamen kaum zur Ruhe. Von einem Augenblick zum anderen war sein Hochgefühl erloschen.

»Hey.« Chloe stand an der Seite, hatte die Hände mit den fingerlosen Handschuhen in die Tasche gesteckt und stützte ihren rechten Fuß, der in einem schwarzen Doc Martin steckte, gegen die Wand.

»Du bist noch da.« Alex blinzelte.

»Denkst du, wir lassen dich allein.« Clara saß auf der anderen Seite im Schneidersitz.

Er schloss die Augen. »Eben war doch noch alles in Ordnung.«

»Willkommen in meiner Welt«, sagte Chloe.

»Und meiner«, stellte Clara klar.

»Also ich war selbst mal Sklavin des Glücks.« Chloe schenkte Clara einen provozierenden Blick.

»Schattenfrau, das toppt alles.«

Alex musste bitter auflachen. »Bei diesen Vergleichen sind wir am Ende alle Verlierer.«

»Dass du auch immer gleich den Finger in die Wunde legen musst.« Chloe stieß sich von der Wand ab, kam zu ihm und reichte ihm ihre Hand. »Hoch mit dir. Um das Blut kümmert sich bestimmt einer der netten Gaffer.«

Sie hatte so laut gesprochen, dass einigen Umstehenden die Röte ins Gesicht schoss.

»Willst du nach deiner Mom sehen?«, fragte Clara.

Alex runzelte die Stirn und lauschte in sein Innerstes. »Nein.« Seltsam. »Sie lebt. Das hier sollte uns einfach nur Angst machen, uns schockieren. Sobald sie die Augen aufschlägt, werde ich in das Gesicht einer Marionette sehen.«

»Denk immer daran: Ich wurde befreit.« Chloe breitete die Arme aus.

»Kein gutes Beispiel«, sagte Clara.

Der Zauber hatte dafür gesorgt, dass Chloes Innerstes sich aufsplittete und der gute gegen den bösen Teil kämpfte. Beinahe hätte die falsche Seite gewonnen.

»Und, gab es da nicht einen Sturz in eine gewisse Schlucht?« Clara blinzelte unschuldig.

»Heute bist du so richtig dark, oder?« Chloe fuhr sich mit den Fingern durch das neongrüne Haar. »Vielleicht verändern wir was an deinem Look?«

Alex wusste, dass die beiden sich nur zum Spaß kabbelten, um ihn aufzumuntern. »Was will Merlin? Wieso schickt er meine Mom?«

»Sobald sie wach ist, werden wir es erfahren. Und ich glaube keinen Augenblick, dass er hier in der Zuflucht eine diplomatische Niederlassung eröffnen möchte.« Claras Gedanken ratterten bereits, er sah es ihr an.

»Niemand glaubt das. Aber eines müssen wir uns bewusst machen«, sagte Chloe: »Falls er tatsächlich all unsere Angehörigen erwischt hat, könnte er jedem von ihnen befehlen, sich die Kehle durchzuschneiden. Und nicht nur das. Falls wir jemals versuchen, die anderen wieder vom falschen Glück zu befreien, könnte er das mit allen tun. Jeder einzelnen Person.«

Womit sie nichts Neues verkündete. Die Magie des falschen Glücks ließ aus den Betroffenen eifrige Jünger Merlins werden.

Alex atmete einmal tief durch. »Es gibt viel zu erzählen.«

»Dachten wir uns schon«, sagte Chloe.

»Tilda hat Kekse und Milch hingestellt, als wir ihr berichtet haben, dass du wieder da bist«, ergänzte Clara.

»Unsere Tilda.« Alex verschränkte die Arme. »Aber bevor wir uns in die Küche setzen, muss ich mit Albert und H. G. Wells sprechen. Wir brauchen die Passage auf die andere Seite. Oder am besten gleich diesen Verschränkungszauber. Meine Erinnerungen helfen da sicher weiter, die legen wir in einen Mentiglobus. Und ich zeige euch, wie man ein Whisperband sticht. Und einen Essenzstab macht.«

»Okay, okay, immer langsam.« Clara legte ihm die Hand auf den Arm. »Dir ist klar, dass das nicht alles gleichzeitig geht. Wir setzen jetzt das erste Rad in Gang und dann das nächste. Und am Ende …«

»… ist unsere Zeitlinie verloren, weil wir zu langsam waren.« Alex schloss die Augen. »Ihr habt keine Ahnung, was dieses Mal auf dem Spiel steht.«

»Grace hat so was angedeutet«, sagte Chloe. »Aber bisher waren das alles Theorien. H. G. hat da auch recherchiert, konnte nur leider nicht viel finden. Wenn er zurückreist, ist der Wall ganz normal entstanden.«

»Der Split muss in dem Augenblick erfolgt sein, als Artus unter der Kontrolle von Kevin den Onyxquader zerstört und dafür eine Brücke zum Anbeginn der Gegenwart geschaffen hat. Aber sprechen wir darüber am besten mit allen.«

Kurz blitzte das Bild seiner Mutter auf. Wie sie dagelegen hatte, ein Opfer der Magie. Ein Opfer Merlins. Ein Opfer in einem gnadenlosen Krieg, der niemals hätte geschehen dürfen. Er musste die Informationen weitergeben. Rational sein. Das war nicht der Augenblick für Emotionen.

Clara lächelte ihm zu. »Setzen wir alles in Gang. Aber danach kommst du um die Kekse nicht herum.«

2. Kekse müssen sein

 

Manchmal fragte sich Alex, wie er überhaupt jemals entspannt sein konnte. Er saß in der Küche, hatte einen Teller mit Keksen vor sich und biss bereits in den dritten hinein. Immer wieder erschien eine Hand von der Seite, schnappte sich einen Keks, und dann erklangen langsame Kaugeräusche. Alfie war vor einigen Minuten mit den Worten ›Sie schläft jetzt, ihr geht es körperlich gut‹ hier aufgetaucht. Seitdem saß er wie eine Gewitterwolke in der Ecke.

Noch vor wenigen Stunden hatte er gequasselt wie ein Wasserfall. Mit vor Stolz geschwellter Brust hatte er seinen Essenzstab vorgezeigt und verkündet, jetzt ein echter Magier zu sein. Mit Sigil und so.

Die Euphorie hatte er einmal mehr verloren.

Tilda hantierte in ihrer Küche und warf ihnen immer mal wieder besorgte Blicke zu. Von Talid, ihrem manifestierten Sigil, war nichts zu sehen.

»Das klingt alles ziemlich … ich weiß nicht … kaputt«, sagte Chloe. »Und dabei dachte ich, wir säßen in der Scheiße. Aber dort drüben ist es ja Hölle. Die Nimags sind Sklaven, der Anbeginn ist stärker.«

»Was wohl mit Moriartys Körper geschieht, wenn er auf dieser Seite verletzt wird?« Clara nippte versonnen an ihrem Tee.

»Wir müssen die letzten beiden Stäbe finden«, sagte Alex. »Und dann brauchen wir fix einen König, der sich dem Duell stellt.«

»Eine einzige Person entscheidet über das Schicksal einer ganzen Zeitlinie. Für mich klingt das ungerecht.« Clara setzte die Tasse auf dem Tisch ab.

Einstein und H. G. Wells hatten sich alles sehr genau angehört und sofort damit begonnen, Theorien auszutauschen. Der Verschränkungszauber sollte theoretisch möglich sein, aber da gab es jenes zu bedenken und dieses zu beachten und überhaupt …

Kleopatra hatte sich ihrerseits auf die Information gestürzt, wie man die magische Tinte für das Whisperband erschuf. Aus Bernsteinkörnern und Himmelsglassplittern, die in Wasser magisch feingranular zerstört wurden. Sie war mit einem geflüsterten ›Atramento Fragmentum. Fragmentum Mergium. Mergium Unit‹ aus dem Zimmer geeilt.

Alana Franke wollte sich um die Essenzstäbe kümmern und das erste Ritual ausführen. Mit den Symbolen und den zugehörigen magischen Worten konnte sie den Pfad zur Urkraft öffnen und einen anderen Magier führen. Mit jedem, der dazukam, beherrschte eine weitere Person das Ritual, bis jeder einen Stab besaß und das Wissen weitergeben konnte.

Damit war alles in Gang gesetzt.

Alex schnappte sich einen weiteren Keks.

»Wir müssen mit ihr reden«, sagte Alfie.

»Stimmt«, erwiderte Alex.

Chloe ließ ihre Fingerknöchel knacken. »Ich würde gerne mal mit Merlin eine Unterhaltung führen. Nur er und ich, keine Magie.«

»Eure Mom wird genau das tun, was er ihr aufgetragen hat«, sagte Clara. »Das wisst ihr. Wappnet euch dagegen.«

»Was, wenn es stimmt?«, fragte Alfie. »Es gab ja durchaus schon den einen oder anderen Krieg in der Geschichte – und am Ende eine Art Frieden. Grenzen, die gezogen wurden. Das könnte Merlins Wille sein.«

»Dieser Mann hat das Castillo infiltriert und in einer einzigen Blutnacht jeden getötet, den er nicht kontrollieren konnte«, sagte Alex. »So einfach falle ich nicht noch mal auf ihn herein. Wenn Mom den Mund aufmacht, spricht sie mit seiner Stimme.«

»Und was sollen wir deiner Ansicht nach tun?« Alfie schnappte sich den vorletzten Keks.

Alex lehnte sich zurück und durchdachte ihre Möglichkeiten. »Sie hinhalten. Wir tun so, als ziehen wir das Angebot in Betracht. Dann wird sie sich nichts weiter antun. Und wir suchen in der Zwischenzeit nach einer Lösung für den Pakt. Die brauchen wir doch sowieso.«

Clara wechselte einen schnellen Blick mit Chloe. »Ich will dir diese Hoffnung ja nicht nehmen, aber daran wird bereits gearbeitet, seit ihr hier auf Talanis gelandet seid.«

»Bitte was?« Alex blinzelte irritiert.

»Du warst mit Jen beschäftigt und wir hingen bei Morgana fest, deshalb ist es wohl niemandem aufgefallen«, sagte Chloe. »Außerdem steckten Johanna und Kleopatra im Immortalis-Kerker. Und Annora ebenfalls.«

Unterm Strich, erinnerte sich Alex, hatte nach der Schlacht von Glamis Castle alles in Trümmern gelegen. Die Zuflucht – das Verlorene Castillo – sprang fröhlich von einem Ort zum nächsten, nirgendwo war man lange sicher. Bis sie endlich Talanis erreicht hatten.

»Das ist Albert zu verdanken«, sprach Clara weiter. »Er hat sofort realisiert, dass wir früher oder später einen Weg finden müssen, den Pakt zu lösen. Die Gruppe um ihn ist angewachsen. Mittlerweile gibt es in der Akademie auf der Traumebene einen Theorieraum, in dem jeder Lösungsvorschläge unterbreiten kann.«

»Theorien, die man wie genau prüft?«, fragte Alfie.

»Tja, da stellt Wesley sich zur Verfügung«, erklärte sie. »Ihr wisst ja, er spielt aktuell Dr. Jekyll und Mr. Hyde, da er nur durch seine Gabe den eigenen Zustand in veränderter Form hält.«

Wesley konnte Menschen dadurch helfen, dass er sie in ihrem Geist in der Zeit zurückschickte. Im eigenen Körper. Auf diese Art erlebten sie bestimmte Erfahrungen erneut, die dann aufgearbeitet werden konnten. Da er früher kein Jünger Merlins gewesen war, versetzte er sich permanent in diesen Zustand. Falls das einmal danebenging, würde ein magisches Amulett, das er trug, alle darauf aufmerksam machen.

»Und wo stehen wir?«, fragte Alex.

Clara blickte betroffen zu Boden, Chloe griff sogar erstmals nach einem Keks.

»So schlimm also.«

»Auf die Schnelle ist da keine Lösung zu erwarten«, sagte Chloe. »Wir könnten mit Wesley sprechen, dass er eure Mom in den Zustand vor dem Pakt zurückversetzt. Zumindest könntet ihr dann mit der echten Version eine Unterhaltung führen. Aber dauerhaft kann er es nicht.«

»Falls das überhaupt geht«, merkte Clara an. »Immerhin benötigt er seine gesamte Kraft, um den eigenen Zustand zu halten. Nicht dass wir ihn gleich ebenfalls destabilisieren.«