Das erste Jahr mit Emma - Sophie Hilger - E-Book

Das erste Jahr mit Emma E-Book

Sophie Hilger

4,9

Beschreibung

Ich habe die Herausforderung Rhodesian Ridgeback als Ersthund angenommen und möchte euch von meinen Abenteuern mit Emma erzählen. Nicht fad, nicht belehrend, nein frei von der Leber weg und ihr werdet dabei sicher einiges zu lachen haben. Von der Rasse mit all ihren Eigenarten, Erziehungs-Erfolgen und Kommunikations-Sackgassen, Hundetrainern und Gruselmonstern. Und von unserem gemeinsamen Weg durch das erste Jahr, an dessen Ende schließlich ein klasse Mensch-Hund-Team stand. Der etwas andere Hunde-Ratgeber mit einer Fülle an Praxis-Tipps für eine gesunde Ridgeback-Mensch-Beziehung und kleinen Kniffen für das Überleben der Junghundezeit. Auch für die (zukünftigen) Besitzer anderer Rassen und Mischlinge ein Muss im Bücherschrank. Mit praktischen Checklisten für den Einzug des Welpen und das Reisen mit dem Hund. Beleuchtet werden folgende Themen: Was macht einen Hundemenschen aus, wie ist der Rhodesian Ridgeback, passt die Rasse zu mir, Rüde oder Hündin, einen Züchter finden, Namensfindung, Einzug des Welpen, Stubenreinheit, Beißhemmung, Grundkommandos, Hundeschule, Läufigkeit, Territorialverhalten, Urlaub mit dem Hund u.v.m.

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Seitenzahl: 140

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“Gib dem Menschen einen Hund und seine Seele wird gesund. “

(Hildegard von Bingen)

Vorwort: Auf den ... ähm ... Fisch gekommen?

Hunde-, Katzen-, Goldfischmensch

Warum also Hundemensch?

Warum Rhodesian Ridgeback?

Bin ich ein Ridgeback-Mensch?

Man kann sich ja mal kundig machen

Rüde oder Hündin?

Wer sucht hier wen aus?

Wie denn jetzt? Fiffi oder Hasso?

Noch zwei Wochen...

Das Würmchen zieht ein

Nachtgespenst und Pipi-Pause

Kleine Malheure und andere Katastrophen

Das ist nicht Mama, das ist ein Monster!

“Es ist so kalt hier unten!“

Wo sind meine Nerven geblieben?!

Alleinbleiben

Kai-Uwe und andere Schul-Kumpels

Sitz, Bleib, Komm, Steh, Geh...

Geschwistertreffen der besonderen Art

Die Insel der verlorenen Zähne

Komm mit, lauf weg!

Ähm, ich will da aber nicht lang!

Gassi oder Gassi?

All you need is love

Die rasseeigenen Schrullen

Hol’s Stöckchen!

Auffanglager für lüsterne Rüden?

Andere Hunde, andere Menschen

Einfach andere Menschen

Tierarzt des Herzens

Mach dich vom Acker, aber schnell!

Der Killer auf der Couch

Ein Biss, der die Welt verändert

Überall Gruselmonster!

Hundeträume

Emma an Bord ein Mimöschen auf Reisen

Nachwort: Ein Jahr wie im Flug

Danksagung

Emma mit 9 Monaten

Emma mit 9 Wochen

Vorwort: Auf den ... ähm ... Fisch gekommen?

Als Kind hatte ich ein Aquarium. Aber nicht irgendein Aquarium. Nicht so ein ödes Geschwapper mit drei Goldfischen und ein paar arroganten roten Schleierschwanzguppys – Nein! Ich hatte das Aquarium 2.0. Die Freakshow unter den Aquarien. Mein nautisches Viehzeug hatte Persönlichkeit.

Da war zum Beispiel der uralte Kugelfisch mit den Flatterflossen, dem eines Tages lange Schneidezähne aus dem Maul wuchsen.

„Na, Sie müssen dem doch Muscheln zum Knacken geben, sonst artet das Mundwerkzeug irgendwann aus, ist doch klar“, war der einzige Kommentar der dünnen, grauhaarigen Dame im Tierladen zu der Misere.

Ja … Ist ja ganz klar. Logisch!

Dann waren da noch meine beiden Zwergkrallenfrösche. Wenn sie nicht gerade damit beschäftigt waren, meinen armen Wels zu verwamsen, planten sie unaufhörlich ihre Flucht. Ich hatte aufgehört, die Tage zu zählen, an denen ich sie halb vertrocknet hinter dem Schrank auflas und zurück ins rettende Nass beförderte. Die Rowdys der Truppe sozusagen.

Nicht zu vergessen auch die Garnele, die in Einzelhaft kam, nachdem sie sich genüsslich die Hälfte aller Mitbewohner meines nassen Panoptikums einverleibt hatte.

Ich hatte schon immer einen Hang zu Haustieren, die aus der Art schlagen. Unser Meerschweinchen Murkel übersprang mühelos Zäune von 30cm Höhe und wir rannten eigentlich die meiste Zeit durch den Garten hinter ihm her.

Mein Hamster Knöpfchen war extrem launisch, biss gern mal zu und bog die Stäbe seines Käfigs auf, um sich davonzumachen und mein Pflegepferd Almi liebte es, sich meine Putzbox zu greifen, sie vor mir auf dem Boden auszuschütten und sich danach hämisch zu mir umzudrehen, während ich gerade seinen Schweif entwirrte. Von unseren Kaninchen Thorben und Uschi fange ich lieber gar nicht erst an …

Man könnte fast meinen, das mit Tieren und mir passt nicht so besonders.

Wenn da nicht meine damalige beste Freundin gewesen wäre. Wir wohnten Garten an Garten und ihr Zuhause war meine zweite Heimat. Ihre Familie hatte drei Hunde. Einen Irischen Wolfshund, ein kleines dickes Schäferhund-Mix-Mädel und später noch den überschwänglichen Flyke, einen roten Australian Cattle Dog-Rüden. Ich liebte die Drei über alle Maßen. Schon damals wusste ich: Hund und ich: Das passt dann wohl doch.

Auch meine Familie war Hunden gegenüber absolut nicht abgeneigt. Wo doch der damalige Masterplan meiner Eltern immer geheißen hatte: Fünf Kinder und ein Pointer.

Das Ziel der fünf Kinder ist beinahe erreicht, der Pointer erwies sich jedoch als unpassend für unser Familientemperament. Lustigerweise wälzten wir schon im Jahr 1998 Rassehundebücher, um flüchtig zu schauen, wer zu uns passen könnte und verguckten uns bereits damals in die Eigenschaften und das Aussehen des Rhodesian Ridgeback.

Aber die Zeit war noch lange nicht reif.

Ich war zwölf, schrieb Geschichten über Hunde, machte eine Tierhandlung aus meinem Zimmer. Poster, Bücher und Bilder – überall Hunde.

Ich besuchte mit meinen Freunden Tierheime und verliebte mich immer in die größten, haarigsten Exemplare. Gerade war ich kurz davor, Eddy, meinen neuesten Freund, einen zweijährigen Pyrenäenberghund mit einer Schulterhöhe von 70cm und einem Fell wie einem explodierten Flokati, einfach mit nach Haus zu bringen (sicher würden meine Eltern ihn sehr bald genauso lieben wie ich es tat), da kam es zum Eklat:

Meine Mutter offenbarte uns ihre Schwangerschaft. Ich war fassungslos. Hatte ich nicht klar und deutlich mitgeteilt, dass ich einen Hund wollte?! Einen kleinen Bruder hatte ich doch schon.

Kurzerhand entwickelte ich einen ausgefeilten Plan, Eddy zu befreien und gemeinsam mit ihm wegzulaufen, aber je mehr ich die Sache durchdachte, desto größer wurde meine Sorge bezüglich unserer finanziellen Aufstellung da draußen. Was sollte ich denn mit ihm tun, während ich arbeitete?

Er war riesig und wog 54kg, so ein Hüne ließ sich schlecht in einer Tasche verstecken.

Also verging die Zeit und eines Tages war Eddy nicht mehr in seinem Zwinger. Eine tolle Familie hatte sich ihm angenommen. Ich freute mich für ihn, musste aber trotzdem ein bisschen weinen.

Das neue Baby wurde ein Mädchen und stellte sich auch noch als hundeängstliches Exemplar heraus. Blöderweise aber auch als die beste Schwester der Welt – der Hundeplan lag auf Eis.

1. Hunde-, Katzen-, Goldfischmensch

Du sitzt diesem unverschämt hübschen Mann (bitte je nach Wahl und Gesinnung austauschen) gegenüber, es ist euer erstes Date, er lächelt. Wie wundervoll das Kerzenlicht seine markanten Wangenknochen umspielt. Du beugst dich leicht nach vorn, stellst die alles entscheidende Frage: „Bist du eigentlich Hunde- oder Katzenmensch?“

Sein Lächeln wird zum Grinsen. „Ich habe zwei Katzen.“ Und plötzlich ist er so gar nicht mehr attraktiv. Am liebsten würdest du nahtlos gehen. Katzen … Was soll der Mist denn?!

Es ist ein großes Thema, das die Menschen in zwei Lager spaltet. Es bringt sie zum Brennen, stellt sie in eine Gladiatoren-Arena, eine Gruppe wirft mit Stricksachen, die andere mit Rinderknochen.

Hunde gegen Katzen, Ballwurfmaschine gegen Dosenöffner, Spieler gegen Schleicher.

Wie ist der Hundemensch? Wettergegerbt, robust, überschwänglich und kommunikativ. Außerdem kompromisslos. Ein Schneesturm mit Tornado- Tendenz? Tja Petrus, da haben wir schon Schlimmeres gesehen. Es wird Gassi gegangen und wenn wir dabei fallenden Bäumen, Windhosen oder dem Yeti begegnen!

Wie sieht der Hundemensch den Katzenmenschen?

Das Haar zum Dutt gebunden, eine Strickjacke voller Katzenhaare, eine Wohnung die nach Pipi riecht, verschlagen, im Hintergrund agierend, unheimlich. Jemand, der mit seiner Katze am Fenster sitzt und die Kinder anschwärzt, die auf dem Rasen Fußball spielen. Eigenbrötlerisch und wetterscheu.

Wie sieht der Katzenmensch wiederum den Hundemenschen: laut, herrisch (Katzenmenschen sind immer wieder der Ansicht, dass andere Menschen nur Hunde haben, um ihnen Kommandos beizubringen und über irgendein Lebewesen Kontrolle ausüben zu können), ungehobelt, voller Hundesabber und geltungssüchtig. Immer wieder kommt es auch einmal vor, dass Hunde- und Katzenmenschen zueinander finden, aber es stellt sich doch als recht toleranzreiche Aufgabe heraus. (Ausnahmen bestätigen natürlich trotz allem die Regel.)

Ich bin auf jeden Fall gern ein Hundemensch und nein – ich geile mich nicht daran auf, Kontrolle über andere Lebewesen auszuüben. Ich lege keinen Wert auf einen willenlosen, sitz-machenden, Stöckchen-holenden Zombie in der Wohnung. Ich mag es, wenn man ein Team ist, aufeinander achtet und einander respektiert.

Und sind wir doch mal ehrlich: Ein Rhodesian Ridgeback ist ja eher eine Art „Katzenhund“. Zumindest was den Starrsinn betrifft.

Eins gibt es zu dem Thema noch zu erwähnen:

Die Mischwesen … Diese Leute, die mit Hunden und Katzen leben. Sie sind mir unheimlich. Ich beobachte sie aus der Ferne wie Zentauren im Märchenwald und hoffe, dass sie mich nicht entdecken.

Und der Goldfischmensch … Tja, der Goldfischmensch ist einfach nur da. Ein wenig lethargisch, dicke runde Brille, wahrscheinlich ist er auf alles allergisch, das in der Lage ist, einen Zeh zu rühren … und auf Staub. Tiere, die sich barrierelos auf ihn zu bewegen können, machen ihm Angst, Fell und Speichel sowieso.

Und dann sind da ja noch die Reptilienmenschen … Die winden sich halt so durchs Leben. Aber das würde den Rahmen dieses Buches sprengen.

Geht doch: Chili und Karl-Konrad-Koriander

2. Warum also Hundemensch?

MMeiner Meinung nach gibt es geborene Hundemenschen und ich bin einer davon. Ein Hund ist kein Haustier, er ist ein Kumpel. Unterstützer, Seelsorger und Beschützer zugleich. Diese Freude, wenn man nach Hause kommt. Damit meine ich nicht nur das Schwanzwedeln, meine Hündin besitzt mindestens so viele Gesichtsausdrücke wie ich sie habe. Wenn ich nach Hause komme, klappt sie die Ohren nach hinten und verpasst mir einen solchen Liebes-Blick, das hat bisher noch kein Mann fertig gebracht.

Julia mit Lilli

Und das ist nur ein Beispiel von vielen. Ein Hund ist griffig, man kann mit ihm toben und rangeln, er ist da, wenn einem zum Heulen ist und verteidigt einen in Gefahrensituationen (auch davon konnte ich bei meinen letzten Männern leider nur träumen …)

Außerdem ist wissenschaftlich erwiesen, wie gut Hunde uns Menschen tun. Ein Hund lebt im Hier und Jetzt, fernab von Facebook, Fernsehen, Sozialstress und Hiobsbotschaften aus aller Welt. Bei ihm klingeln nicht drei Handys gleichzeitig und er schlägt sich auch nicht die Nacht für Überstunden in der Firma um die Ohren. Wir Menschen können noch einiges von ihm lernen.

Lilli mit Lemmy

Wenn ich mit meinem Mädel draußen unterwegs bin, bleibt das Handy aus, die Gegenwart wird gelebt und der Moment genossen. Ich kann in diesen Stunden quasi fühlen, wie der Stress von mir abfällt und natürlich ist auch noch etwas medizinisch bestätigt: Nur ein Mensch, der sich bewegt ist ein gesunder Mensch. Regelmäßige Bewegung senkt den Blutdruck, stärkt Herz und Knochen, hält die Blutgefäße elastisch, hebt die Laune und kräftigt das Immunsystem. Im Schnitt sechs Jahre länger lebt, wer regelmäßig schnelleren Schrittes draußen unterwegs ist, das zumindest sagt die Statistik.

Beim Streicheln eines Hundes sinken Blutdruck und Herzfrequenz, deutlich weniger Stresshormone werden ausgeschüttet. Außerdem ist da noch das Gefühl, gebraucht zu werden. Es hilft, Krankheit auszukurieren und verhindert, dass man im Selbstmitleid versinkt. Das passiert uns Menschen ja immer mal wieder gern.

Dicke Kumpels

Klar, ich sehe auch regelmäßig Leute, die mit ihren Hunden umherschleichen, als befänden sie sich kurz vor der Notschlachtung, am besten noch mit dem Blick auf irgendeinem Display (mein Hund würde mir etwas husten)-ob die dann auch die sechs Jahre bekommen, ist fraglich. Vielleicht springen ja der Fairness halber noch zwei dabei raus … Ein Goldfisch hat erwiesenermaßen auch eine stresssenkende Wirkung, aber eben nur in minimalem Maße.

Und klar, gibt es sie, diese Tage, an denen draußen El Niño regiert und sich die Arbeit auf dem Schreibtisch stapelt. Die Tage, an denen man sich wirr die Haare rauft und einfach zu viel von allem hat und dann sitzt da noch dieser Hund. Und er guckt einem mit großen, leuchtenden Trickfilm-Augen direkt ins Gesicht. Wenn er sprechen könnte, würde er sagen: „Gaaaaaaassiiiiii!“ und man würde sich versucht fühlen, zu erwidern:

„Och nö, nicht jetzt!“

Aber es gibt keinen überflüssigen Dialog mit einem Hund – da sind Taten vonnöten. Also Cape an und gemeinsam von Baum zu Baum flattern.

Gerade dieser Zwang ist es immerhin, der die Regelmäßigkeit bringt. Danke für die sechs zusätzlichen Jahre, meine Emma!

Ich bin liebend gern dein Hundemensch.

3. Warum Rhodesian Ridgeback?

Ein munterer Ridgeback-Segen: Paula, Akeyo, Chiara und Aluna

„Bitte schafft euch keinen reinrassigen Ridgeback an – die sind sooooo sensibel!“ Das war der Rat einer Freundin der Familie, die selbst schon zwei Löwenhunde besessen hatte, sich allerdings beide bereits als ältere Tiere angeschafft hatte. Heute lebt sie mit einem Dobermann-Mischling zusammen. Unsere Entscheidung stand ja nun aber schon seit Jahren fest: Wenn ein Hund, dann ein Rhodesian Ridgeback! Ist man einmal verliebt, hilft auch das verzweifelte Flehen und Bitten der entfernten Freundin nicht mehr.

Davon könnte uns nur noch ein kompetenter Züchter abbringen, der mit seinem erfahrenen Auge feststellt, dass diese Rasse absolut gar nichts für Menschen wie uns ist, soll es ja auch geben. Entweder es passt, oder es passt nicht und das kann man schlecht einschätzen, wenn man noch nie genug Zeit mit einem solchen Wesen verbracht hat. Theorie gegen Praxis.

Der Rhodesian Ridgeback ist ohne Frage etwas Besonderes.

Er ist eine wunderschöne Erscheinung mit seinem hell- bis dunkelweizenfarbenen Fell, seinem ausdrucksstarken Gesicht und der beachtlichen Größe.

Der Rüde wird bis zu 69cm hoch und 36kg schwer, die Hündin 66cm bei ca. 32kg.

Es handelt sich beim Ridgeback um eine alte, südafrikanische Jagdhundrasse. Die eingewanderten Kolonialherren brachten ausgeprägte Begeisterung für die Großwildjagd mit, aber ihre Hunde waren der Hitze, dem Wassermangel und den Parasiten nicht gewachsen. Also kreuzte man sie mit dem ansässigen halbwilden Paria-Hund, von dem der Rhodesian Ridgeback auch seinen Ridge („Bürste/Kamm“) bekam.

Das Resultat war ein mutiger und ausdauernder Hund, der in der Lage war, Löwen zu stellen und in Schach zu halten, bis die menschlichen Jäger eintrafen.

Unser Rhodesian Ridgeback, wie wir ihn kennen.

Sein Rassestandard laut VDH (Verband für das Deutsche Hundewesen) besagt: „Würdevoll, intelligent, Fremden gegenüber zurückhaltend, aber ohne Anzeichen von Aggressivität oder Scheu.“

Desweiteren werden ihm Eigenschaften wie territorial, sensibel, dickköpfig, furchtlos, eigenständig, loyal, aber keinesfalls unterwürfig und spätreif angedichtet, die ich von meiner Emma alle durchweg bestätigen kann.

Emma in ihrem Revier

Er gilt nicht als Anfängerhund, da er mit seinem Dickkopf so manchen Erziehungsversuch zunichtemacht und oft dreimal überlegt, ob sich dieses Kommando jetzt auch wirklich lohnt, oder ob sein Mensch wieder einmal überreagiert.

(Ich denke da an unser „Bleib“-Training am Straßenrand. Kein Auto oder Fahrrad weit und breit, trotzdem wird natürlich geübt, Emma macht zwei Schritte auf die Straße, ich wiederhole mein „Bleib!“ etwas nachdrücklicher und sie dreht sich mit einem unmissverständlichen Blick zu mir um, der sagt: „Meine Güte nochmal, krieg dich ein! Die Straße ist doch vollkommen leer …“)

Ein Rhodesian Ridgeback hinterfragt, er traut sich durchaus selbstständige Entscheidungen zu und an schwierigen Tagen werden die Ohren auch gern mal komplett auf Durchzug gestellt. Das macht die Rasse aus. (Und glaubt mir, dieses Hinterfragen von Kommandos kann durchaus auch sehr charmant sein.)

Ein Ridgeback lässt sich nicht abrichten, brechen oder hörig machen, ein Ridgeback ist ein eigenständig denkendes Wesen, das einem ein großartiger Freund wird, wenn man es schafft, sein Vertrauen zu gewinnen und in der Erziehung immer ruhig und geduldig zu bleiben. Emma ist mein erster Hund und gerade die Welpenphase war oft alles andere als leicht, aber inzwischen sind wir ein tolles Team und über diesen Entwicklungs-Prozess mit allen Höhen und Tiefen möchte ich in den folgenden Kapiteln erzählen.

Für mich gibt es keine andere Option mehr als den Rhodesian Ridgeback. Ich kann nur bestätigen, was Liebhaber der Rasse immer wieder gern betonen: Einmal Ridgeback, immer Ridgeback!

Das schätzen andere Rhodesian Ridgeback-Besitzer an ihren Hunden:

„Sie sind übermütige Clowns, wachsame Beschützer, treue Begleiter und einfach nur toll.“

Astrid

„Treue, Loyalität, Kraft & die unglaubliche Ruhe, die sie ausstrahlen.“

Johanna

4. Bin ich ein Ridgeback-Mensch?

Wie viele böse Stimmen hatten vor dem Einzug von Emma aus jeder erdenklichen finsteren Ecke gesäuselt: „Na dann viel Erfolg! Ein Ridgeback – viel zu schwierig für jemanden, der noch nie einen Hund hatte.“, „Ein Rhodesian Ridgeback? An dem wirst du verzweifeln.“, „Ein Ridgeback? Standen die nicht vor Kurzem noch auf der Liste der gefährlichen Hunde?“

Ich sah mich schon zerfleischt vom eigenen Hund voller verzweifelter Freude mein Stöckchen als Korpus weiter werfen. Mitleidige Blicke hätte ich dann immer gleich im Keim erstickt mit flotten Sprüchen wie: „Schon okay – wir spielen nur. Wir mögen das so.“

Auffällig an der Sache war jedoch, dass viele der bösen Stimmen einen Golden Retriever zu Hause hatten, der gefühlte hundert Jahre alt war und von diversen Hundesittern betreut wurde oder gar keinen Hund, aber der Cousin des Bekannten eines guten Freundes des Nachbarn hatte vor ein paar Jahren mal einen Rhodesian Ridgeback und der war immer so böse und hat wohl sogar mal jemanden gebissen, hatte man gehört.

Ein kluger Mensch, dem ich auf einem meiner Gassi-Gänge begegnet war, hat einmal gesagt: „Das meiste Hundewissen besitzen sowieso diejenigen, die gar keinen Hund haben.“ Und diese Aussage wird leider tagtäglich von Neuem bestätigt.

Unsere lieben Züchter und mittlerweile auch Freunde hatten zu der Thematik „Anfängerhund“ damals nur gesagt: „Mit irgendeinem Hund muss man ja wohl anfangen, oder? Und wenn die Rasse zum Menschen passt und der Mensch sich zu Hause ruhig und gelassen durchsetzt, kann eigentlich nichts schief gehen.“

Also wie ist ein Rhodesian Ridgeback-Mensch? Auf jeden Fall geduldig, da die Rasse spätreif ist und ein junger Rhodesian Ridgeback eigentlich nie zur Ruhe kommt. Als Junghund ist der Ridgeback sehr stürmisch, energiegeladen und wild, was mit kleinen Kindern im Haus eine Aufgabe sein kann, die aber sicher auch nicht unlösbar ist.