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"Butterkuchen?", Beatrice hielt Claudia die Platte hin. "Danke." Sie griff beherzt zu. "Butterkuchen ist schließlich ein Muss bei Beerdigungen." Nach dreißig Jahren begegnen sich fünf Frauen erstmals wieder, die in ihrer Kindheit eng miteinander verbunden waren. Damals endete ein Streich mit dem Tod eines der zwölfjährigen Mädchen. Damit war der Clan der Raben zerschlagen. Über das Ereignis haben alle geschwiegen und jede versuchte, mit ihren Schuldgefühlen zu leben. Bei dem Wiedersehen in ihrem Heimatdorf Eichenstövel wird nicht nur ein Geheimnis enthüllt, das ihnen die Augen öffnet. Sie erwachen aus dem zerstörerischen Schweigen und gestalten ihr Leben neu.
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Seitenzahl: 552
Veröffentlichungsjahr: 2016
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Impressum
März 2016
© Helga Viets, Sonja Höstermann, Renate Bähring, Anke Schmidt
Kontakt: helgaviets@web.de
Umschlaggestaltung: Sonja Höstermann
Druck und Verlag: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de
ISBN 978-3-7375-9382-3
Printed in Germany
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Helga Viets
Sonja Höstermann
Renate Bähring
Anke Schmidt
Der Wind schüttelte die Bäume, die den Parkplatz vom Altenstift „Sonnensturm“ säumten. Als Maria aus ihrem Wagen stieg, rollte ihr eine Kastanie vor die Füße. Sie bückte sich und hob die braune Kugel auf, die sich glatt anfühlte. Ihre Finger begannen, die Oberfläche nach Unebenheiten abzusuchen. Bis auf die kleine Mulde, die noch kurz zuvor in ihrer stacheligen Umhüllung geborgen war, konnten sie nichts erfühlen. Eine perfekte Nuss, dachte Maria. Wenn sie genau hinsah, konnte sie eine Holzmaserung aus Brauntönen auf der Haut erkennen. Die feinen Linien schienen die Schönheit des zukünftigen Baumes bereits anzudeuten.
„Hallo, Maria!“, rief eine Stimme hinter ihr. „Wie geht es deinem Vater?“
Maria sah auf und erkannte Herma Mensen. Ihre Mutter hatte den Einkaufsladen in Eichenstövel betrieben, dem Dorf, aus dem sie stammten. Jeden Tag besuchte Herma ihre Mutter im Altenheim, eine alte Dame e mit ängstlichem Blick. Maria biss sich auf ihre Lippe, denn sie selbst schaffte es nicht jeden Tag zu ihrem Vater, nur vielleicht jeden zweiten. Das schlechte Gewissen plagte sie oft. Insbesondere, weil sie ihn extra hierher nach Rahmeln ins Altenstift geholt hatte, damit sie so oft wie möglich zu ihm konnte.
„Soweit ganz gut“, antwortete sie und hoffte, dass diese Begegnung nicht lange dauern würde. „Und deiner Mutter?“, fragte sie und wollte lediglich höflich sein, denn im Grunde wusste Maria, dass Hermas Mutter schwer demenzkrank war und nicht mehr viel gemein hatte mit der vitalen Frau, die früher die lebende Zeitung des Dorfes gewesen war.
„Sie hat heute ihren Kuchen allein gemümmelt und ich musste sie nicht füttern.“ Herma schloss die Tür ihres Autos auf und zuckte mit den Schultern. „Man freut sich schon über die kleinen Dinge, nicht wahr.“
„Da hast du recht.“ Maria nickte. Ihr Vater war ein starker Mann gewesen, der einen Apfel mit einer Hand zerquetschen und einen Acker von zweihundert Quadratmetern an einem Nachmittag mit dem Spaten umgraben konnte. Heute war er zu schwach, um ohne Gehwagen auf die Toilette zu gehen. Noch immer topfit im Kopf, empfand er den stetigen Abbau seines Körpers umso quälender. Maria fühlte sich verpflichtet, sich als einziges Kind um ihren Vater zu kümmern, sie wollte eine gute Tochter sein, sich niemals etwas vorwerfen müssen. Aber es fiel ihr schwer. Ihr Verhältnis war seit vielen Jahren nicht besonders herzlich. Sie schüttelte den Kopf und ballte ihre Hand so stark um die Kastanie, bis ihre Knöchel ganz weiß wurden und schmerzten. Doch die Gewissheit, ungeliebte Tochter zu sein, blieb hartnäckig. Herma winkte zum Abschied und fuhr auf die Straße. Auf dem Weg zum Foyer steckte Maria die Kastanie in ihre Hosentasche. Vielleicht würde sie die Nuss in ihrem Garten in die Erde stecken. Einen Baum zu pflanzen, war eines der Dinge, die sie irgendwann in ihrem Leben tun wollte. Irgendwann. Vielleicht.
Alberts Augen leuchteten kurz auf, als er Maria erkannte, aber dann bekamen sie wieder ihren trüben Ausdruck. Er saß in einem Lehnstuhl auf der Terrasse, den Gehwagen hatte er griffbereit daneben geparkt. Sie war froh, dass er trotz des relativ rauen Wetters noch draußen saß und sie so dem Mief im Haus entgehen konnte.
Ohne Lächeln nickte Maria ihrem Vater kurz zu, nahm seine Decke und legte sie sorgfältig enger um seine Beine.
„Danke“, murmelte er.
„Möchtest du etwas trinken?“, fragte sie leise. Er schüttelte den Kopf und sah an ihr vorbei ins Blumenbeet. Die letzten Dahlien des Herbstes leuchteten vor dem grauen Himmel. Maria setzte sich neben ihn auf den Stuhl, nahm die Zeitung aus ihrer Tasche, schlug sie auf und begann zu lesen.
Zack! Die Hacke sauste in die Erde. Giersch, Claudias Todfeind im Garten. An ihm reagierte sie sich ab. Wenn sie wütend war, half es ihr, den Giersch zu bekämpfen, ihn von den Wurzeln zu trennen, ihn zu köpfen. Und sie war wütend! Diese unmögliche Kundin. Was bildete die sich ein? Wollte ihr, Claudia, erzählen, wie sie den Blumenstrauß zu binden hatte. Nee, da war sie an die Falsche geraten. Zack und zack und zack. Wenn sie sich mit etwas auskannte, dann waren es Pflanzen, Bäume, Blumen. Claudia wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß aus dem Gesicht. Keine hatte es bisher gewagt, die Zusammenstellung ihrer Sträuße oder die Art des Bindens zu kritisieren. Im Gegenteil. Die Sträuße wurden immer geschätzt und sie hatte einen großen Stamm von Kundinnen. Bis heute. Zack!
“Die Blumen passen aber nicht zusammen”, hatte die Kundin mit einem kurzen Blick auf die von Claudia herbeigebrachten Blumen geschnarrt und ihre kleine Steckdosennase gerümpft. “Ich möchte Nelken und Irisse. Und das Ganze peppen sie mal mit reichlich Schleierkraut auf.”
Claudias Nackenhaare hatten sich aufgerichtet und eine unsägliche Wut war bis in den Hals hoch geschäumt. Das hätte sie doch gleich sagen können. Aber nein, tat erst so, als wolle sie Claudia die Wahl überlassen. Claudia hätte ihr gerne die Meinung gesagt, beherrschte sich jedoch, drehte sich mit einem vernichtenden Blick auf die Kundin um und stampfte zum Kühlhaus, um die gewünschten Blumen zu holen. Als sie begann, den Strauß zu binden, quetschte sich die Frau neben sie und beobachtete jeden Handgriff.
“Mehr Schleierkraut“, wies sie an.
Claudia schluckte eine angemessene Antwort hinunter, obwohl es ihr sehr schwer fiel.
“Wie machen Sie das denn? Wissen Sie nicht, dass man die Stängel immer schräg aneinander legt, damit der Strauß nachher gut fällt?”
Mit hochrotem Kopf stellte Claudia sich mit dem Rücken zur Kundin, um ihr den Blick auf den entstehenden Strauß zu versperren.
“Lassen Sie mal sehen. Wie sieht es denn jetzt aus?” Die Kundin versuchte, Claudia mit ihrem ausladenden Hintern zur Seite zu schieben.
“Bitte, treten sie zurück und lassen Sie mich meine Arbeit machen“, zischte Claudia. Am liebsten hätte sie der Frau ans Schienbein getreten und aus dem Laden gejagt, oder noch lieber ins Kühlhaus gesperrt. Aber die Blumen hatten so eine Gesellschaft nicht verdient.
Die Frau hatte sie daraufhin tatsächlich in Ruhe gelassen bis der Strauß fertig war und Claudia ihn ihr zeigen konnte.
“Pa! Was ist das denn? Hatte ich nicht gesagt, dass ich viel Schleierkraut will? Und warum haben Sie ihn so kurz geschnitten? Na, Sie verstehen überhaupt nichts vom Binden und von geschmackvollen Sträußen. Das machen sie noch mal, junge Frau.”
Das war zu viel. Claudia hob den Strauß in die Höhe und schlug ihn mit voller Kraft auf den Hintern der verdutzen Kundin und schob sie brutal zur Tür.
“Machen Sie bloß, dass Sie rauskommen“, schrie sie, “und kommen Sie nie wieder!”
Nachdem die Ladentür zugefallen war, blickte Claudia auf den derangierten Strauß, der viele Blüten eingebüßt hatte und den sie noch immer fest umklammert hielt. Kurz entschlossen öffnete sie die Tür und warf ihn mit Schwung in den Rücken der Frau, die daraufhin so schnell wurde, wie es ihre Kilos und kleinen Füße erlaubten.
Die Hacke zischte durch die Luft in den Boden. Ja, schöner Mist. Das dicke Ende war danach erst gekommen. Natürlich hatte sich diese Schnepfe bei ihrem Chef beschwert, der sie fristlos entlassen hatte. Zack. Wieder war ein Unkraut entwurzelt und begann sofort zu welken. Die Kundin ist Königin. Haha! Und? Durfte die sich deshalb alles erlauben? Nein. Jedenfalls nicht mit ihr. Was zu viel ist, ist zu viel. Sie hätte die Kuh gar nicht erst bedienen sollen. Nelken, Irisse und Schleierkraut! Viel Schleierkraut! Voller Wucht schlug sie die Hacke in die Erde. Ping.
“Au!” Claudia warf die Hacke weit von sich und rieb sich den Unterschenkel. Sie hatte einen Stein getroffen, der ihr ans Bein geflogen war.
“Mensch. Tut das weh.” Claudia stöhnte vor sich hin und beschloss, bevor sie sich noch selbst verstümmelte, zu duschen und auf einen Whiskey ins Klöntje zu fahren. Da fand sich immer jemand, an dem sie sich abreagieren konnte. Hauptsache, Maria war nicht dort. Ihr wollte sie nicht gerne begegnen.
Astrid klopfte das Lineal in die Hand, ohne es zu registrieren. Der alte Mann würde sterben. Seine Zeit lief ab, denn sonst hätte die Heimleitung sie nicht benachrichtigt. Eine Frage von Stunden oder Tagen? Höchstens zwei Tagen. Sie warf das Lineal auf den Schreibtisch, erhob sich vom Stuhl und blickte hinüber zum Bauplan, an dem sie die Arbeit immer wieder unterbrochen hatte.
Mr. Nervensäge war ein Kunde, der nicht wusste, was er wollte, genauer gesag,t immer wieder Neues wollte. Jetzt verlangte er ein Atrium für sein Stadthaus. Vielleicht wäre es ratsam, einem ihrer Mitarbeiter die weitere Änderung zu überlassen.
Astrid betrachtete den Stein, der vor ihr lag und den sie heute Morgen aus dem Karton genommen hatte. Nicht ein einziges Mal hatte Astrid, seit sie in New York lebte, nach ihm gesehen. Sie nahm den Stein, umschloss ihn, spürte seine Kälte. Ein Stein wie hundert anderer an irgendeinem Strand. Glatt und oval. Keine Auffälligkeiten. Sie hätte ihn damals wegwerfen können. Ein Souvenir. Jetzt könnte sie ihn in der alten Heimat zurücklassen, denn es war Zeit für einen Schlussstrich. Jetzt, wo der alte Mann um seine letzten Atemzüge rang. Den Flug hatte sie bereits gebucht, noch heute Abend würde sie aufbrechen. Astrids Gesicht hellte sich auf. Ein Gutes hatte die Sache. Sie würde einen Abstecher ins Dorf machen und Claudia treffen. Der einzige Mensch auf der Welt, den sie als Freund betrachtete.
Astrid sah wieder auf den Bauplan. Manche Menschen konnten sich einfach nicht entscheiden, konnten nicht zu den Entscheidungen stehen, die sie einmal getroffen hatten. Sie war dazu in der Lage und akzeptierte die Konsequenzen. Mit dem Tod des alten Mannes hatte sie nichts zu tun. Trug keine Verantwortung. Aber zu Lopez hatte sie eine Entscheidung getroffen. Ein Anflug von Bedauern streifte sie. Doch es half nichts.
Als Beatrice vor dem prall gefüllten Spirituosenregal im Supermarkt stand, wurde ihr zum ersten Mal seit langem bewusst, dass wenn sie nicht zugreifen würde, ihr heute Abend, nach dem Konzert, etwas fehlen würde. Sie war sich nicht im Klaren darüber, warum sie ausgerechnet heute Gedanken an ihren Alkoholkonsum verschwendete. Es gab keinen ersichtlichen Grund für diesen Gedankeneinschub, das machte sie stutzig. Für gewöhnlich spulte sie ihren Tag ab wie ein Uhrwerk. Morgens, mittags, abends, nachts, alles war wie immer. Tagsüber und später am Abend Alltag und Beruf, danach trinken, um zu vergessen. Sie hatte nicht vor, daran etwas zu ändern. Beatrice wusste, dass das nicht die Rolle war, die ihr das Leben schenken sollte. Doch sie gefiel sich darin. Oder machte die Sucht es, dass ihr keine andere Lösung einfiel?
Als sie die drei Wodkaflaschen in ihren Einkaufskorb legte, verwischte sie ihre Gedanken und freute sich insgeheim auf das Öffnen ihrer Schätze. Schätze, dachte Beatrice abfällig, sich selber doch irgendwie verurteilend: ”Du kannst ihnen ja gleich Namen geben”.
In ihrer Wohnung angekommen, stellte sie den Alkohol in die hinterste Ecke unter die Spüle in der Küche, verstaute die weniger wichtigen Lebensmittel in den Kühlschrank und ging ins Wohnzimmer. Es war noch etwas Zeit bis zum Konzert. Der Blick auf den Rhein, den sie durch ihr Stubenfenster jedes Mal aufs neue genoss, animierte sie, sich auf den Cellohocker direkt vor dem Fenster zu setzen.
Die rastlose Stille des Flusses war es, die sie immer wieder an diesem Ausblick so faszinierte. Beatrice dachte noch mal darüber nach, während sie mit ihren Augen einen Punkt in der Ferne zu fixieren versuchte, warum sie beim Einkaufen über sich und ihr Verhältnis zum Alkohol kurz beratschlagt hatte. Meistens, wenn sie über diese Situation einen Gedanken verlor, trat irgendetwas Unvorhergesehenes in ihr Leben, wie ein ungeschriebenes Gesetz in einem Rhythmus, der nicht zu erklären war. Gleichwohl diese Lage immer misslich war, hatte sie es stets geschafft, nicht gänzlich zu glauben, sie wäre Alkoholikerin, sondern in erster Linie Musikerin. Beatrice wusste, dass es der einzige Traum ihres Lebens sein sollte, dass sie immer nur Cello spielen wollte, schon seit Kindesbeinen. Doch auch seit Kindesbeinen war sie gefangen in ihrem Ich, welches durch ein tiefes Ereignis in ihrer Kindheit aus dem Gleichgewicht geraten war. Sie war gespannt, wie sie die nächste Runde meistern würde.
Johanna wickelte die Zahnseide um die Finger und säuberte ihre Zähne mit geübter Hand. Immerhin machte sie das jeden Tag seit ihrer Jugendzeit. In diesem Alter hatte sie einen wiederkehrenden Traum gehabt, nicht häufig, aber doch über mehrere Jahre in leicht abgewandelten Versionen. Die Zähne verlor sie dabei stets. So wie bei einem Maiskolben, über den ein Daumen fährt und die Körner abreibt. Futter für die Hühner auf dem Hof ihres Großvaters. Im Traum fielen ihr die Zähne ohne Vorwarnung aus, fielen aus ihrem Mund in die Hände, als würde sie ungenießbare Bonbons ausspucken. Jedes Mal war das Entsetzen groß. Plötzlich war sie ohne Zähne in der Welt. Dass auch die Symbolik nichts Gutes verhieß, dazu brauchte es keine Fantasie. Seitdem reinigte sie ihre Zähne mit Zahnseide. Sie wollte kein Risiko eingehen.
Johannas Zähne waren gesund und stark. Nie musste sie sich vor dem Zahnarzt fürchten. Ihre Zähne, die gefielen ihr, was für den Rest ihres Körpers bedingt zutraf. Früher hatte sie unter ihrem Äußeren gelitten. Jetzt dachte sie nicht mehr darüber nach, es störte sie nicht. Aus dem Hadern war sie herausgewachsen. Wie aus zu kleinen Schuhen oder dem Aberglauben, dort oben im Himmel sähe einer alles, was sie hier unten auf der Welt täte.
Nur letzte Nacht hatte ein Zahntraum sie wieder überfallen. Diesmal hatte sie sich keine Sorgen gemacht, gedacht, dass sei nur ein Traum, den kenne sie, da müsse sie sich keine Gedanken machen. Aber dann überkam sie im Traum die Gewissheit, dass sie nicht träumte. Böses Spiel.
Johanna blickte ihr Spiegelbild an, strich mit der Zunge über die Schneidezähne. Alles gut. Plötzlich stieg ihr Übelkeit vom Magen in die Kehle. Sie drückte ihren Handballen gegen die Brust und schluckte. Morgen früh hatte sie ihre Sendung im Radio zu moderieren, da musste sie auf der Höhe sein, Profi sein, so wie sie es von sich gewohnt war, wie sie es auch diesmal wieder erwartete.
Johanna ging zum Lichtschalter, berührte ihn, doch sie zögerte einen Moment. Licht fiel vom Bad ins Schlafzimmer. Die Decke des Doppelbetts war nur auf einer Seite aufgeschlagen, die andere würde leer bleiben. War da ein Geräusch von unten, von Sammy? Sie schritt in den Flur, horchte, doch nichts regte sich. Ihr Blick ging weg von der Treppe, hin zum anderen Ende des Flurs. David hockte sicherlich vor seinem Computer. Sara schlief, sie hatte morgen eine Chemieklausur vor sich. Johanna seufzte auf. Alles zu seiner Zeit. Jetzt erst mal ins Bett. Schlaf finden. Und morgen eine gute Sendung. Sie würde schon alles in den Griff bekommen. Eins nach dem anderen.
Astrid stand an der Fensterfront ihres Penthouses und schaute über den Hudson River auf die Lichter der Stadt. Ihr gefiel die Aussicht. New York war ihre Stadt, in der ihr Art Déco Gebäude wie das Chrysler Building, aber auch der Beaux-Arts-Stil der Public Library gefielen. Als Architektin spielte sie häufig in Gedanken durch, wo und wie sie Gebäude nach ihren Entwürfen erbauen lassen würde, doch vorher musste abgerissen werden, damit Neues entstehen konnte.
Wenn mit der Kraft des Sprengstoffes Riesen einstürzten und nur ein Haufen Schutt übrig blieb, barg dies eine Schönheit in sich. Nicht weniger mochte sie die Abrissbirne. Wie die Stahlkugel gegen das Mauerwerk prallt, Glas zersplittert, Holz zerbirst und Ziegel hinab fallen; Stück für Stück fegt sie alles hinfort, was Architekt und Handwerker einst erschufen. Das Leben spielte nach uralten Regeln.
Ihre Vorliebe für Fenster hatte Astrid von ihrer Mutter mit auf den Weg bekommen. Schon in den Tagen bevor der Vater heimkommen sollte, war die Mutter aufgedreht, summte am Frühstückstisch Schlagerlieder und erzählte Astrid, was sie Drei unternehmen würden, von dem Picknick, das sie plante, bis hin zu dem Ausflug in den Vergnügungspark. Als kleines Mädchen hatte sie noch daran geglaubt.
Astrid spreizte ihre Finger und legte ihre Hand auf die Scheibe, so wie es ihre Mutter getan hatte. Stunde um Stunde hatte ihre Mutter ausgeharrt, als könne sie ihn herbeiwünschen. Und das kleine Mädchen zog am Rock der Mutter, zerrte an ihrer Hand, umklammerte ihr Bein, als alles Betteln, sie möge doch reden, nichts geholfen hatte.
Das Telefon klingelte. Es meldete sich der Portier, der Astrid darüber informierte, dass das Taxi wartete. Astrid nahm ihre Reisetasche. Sie packte nie viel ein, was fehlte, kaufte sie unterwegs.
Auf der Fahrt zum Flughafen ließ sie den Fahrer vor einem Chinaimbiss stoppen. Wang kochte die beste Nudelsuppe der Stadt. Astrid durchquerte den Laden und benutzte den Hinterausgang, der auf einen von Mülltonnen zugestellten Hof führte. Spider wartete auf der anderen Seite des Zauns. Mit seinem Klappergestell schien er keinem Windhauch standhalten zu können, aber wenn es um Heroin ging, hielt ihn nichts auf. Seine Skelettfinger reichten ihr durch den Maschendraht ein Stück Gold. Astrid nahm es in Augenschein, hielt es in das Licht der Laterne. Lopez’ Goldzahn, in der Tat.
Spider leckte über seine verkrusteten Lippen: „Shit.“ Er musste gut drauf sein, normalerweise redete er nicht.
Astrid gab ihm einen Beutel, worauf Spider verschwand, um sich einen Schuss zu setzten. Es war reiner, ungeschnittener Stoff, der selbst Zombies wie Spider den Rest geben würde. Sie würde keine Befürchtungen haben müssen, je wieder ein Wort aus seinem Mund zu hören.
Astrid strich wehmütig über das Gold. Lopez war ein Gauner gewesen, einer, der seinen letzten Dollar ins Casino brachte. Ein Mann, der immer für eine Überraschung gut war, ein fabelhafter Tänzer, trotz seines Hinkebeins. Ein Verrückter mit Talenten.
Astrid hatte ihn kennengelernt, als sie eine Jugendstilvilla besichtigt hatte, die unter den Hammer kommen sollte. Alte Häuser übten einen Reiz auf sie aus. Sie stand neben einem Piano, das noch nicht abtransportiert worden war, da trat Lopez an ihre Seite, spielte eine Suite von Shostakovich und fragte: „Wurden Sie schon einmal vergewaltigt?“
Astrid musste erst einmal überlegen, ob sie sich verhört hatte. So eine Dreistigkeit hatte sie noch nie erlebt. Lopez ließ seinen Goldzahn aufblitzen und erklärte, sein Grand-papa, ein Générale, habe ihn jeden Tag zum stundenlangen Klavierüben abkommandiert, wo er doch lieber Fußball spielen und einmal Torwart bei Real Madrid werden wollte. Da aus ihm kein tauglicher Soldat werden würde, er klopfte auf sein Bein, sollte er ein Chopin werden. Die mütterliche Linie sei in seiner Familie von Helden, Größenwahnsinnigen und Schurken bestückt. Aber von einem Erbstück, er strich über die Tasten, an das viele Familiengeschichten geknüpft seien, könne sich keiner leicht trennen, es sei denn, er sei in einer misslichen Lage. Lopez wollte ihr tatsächlich dieses Piano verkaufen, obwohl ihm weder Villa noch Mobiliar gehörten. Am Ende lud sie ihn zu einem Drink ein und so landete er in ihrem Bett und damit in ihrem Leben.
Später hatte sie ihm ein Klavier abgekauft, wer weiß, woher es stammte. Aber wenn er sich daran setzte, um zu spielen, wollte sie es auch gar nicht wissen. Mit seiner tiefen, rauchigen Stimme fing er sie ein, wenn er Lieder von Cole Porter sang. Sie hatte ihm einige Betrügereien nachgesehen, schließlich sprengte es nicht ihr Budget. Aber beim letzten Mal hatte er sich übernommen und sich mit Leuten eingelassen, die keine Nachsicht kannten und Astrid hatte er mit hineingezogen. Sie hatte ihn opfern müssen, aus Selbstschutz und um ihm ein qualvolles Ende zu ersparen.
Astrids Handy vibrierte; es war ein Anruf aus Deutschland, der über ihren Festanschluss umgeleitet wurde. Eine Nummer, die sie kannte. Das erste, was sie hörte, war Schluchzen.
Sie konnte das Gestammel gleich zuordnen. Leni rief jedes Jahr an und bedankte sich für ihr Geburtstagsgeschenk, was sicherlich Ärger mit ihrer Mutter gab, denn Katja war keine Freundin von Verschwendung. Doch ihr Geburtstag war erst am Nikolaustag.
Astrid beobachtete eine Ratte dabei, wie sie sich Hühnerfleisch aus einer der Mülltonnen angelte. Offensichtlich handelte es sich um einen Gourmet, denn sie nagte gezielt Stücke heraus, ohne sich dabei von Astrids Anwesenheit stören zu lassen.
„Mutti ist von uns gegangen.“ Endlich Worte, die sie verstehen konnte und somit hatte die Kleine wieder ihre Aufmerksamkeit.
Warum benutzten Menschen, die keine Kinder waren, Worte wie Mutti? Das gehörte verboten. Außerdem sagte kein Mensch mit Verstand über eine Tote, sie sei von ihnen gegangen. In der Regel bewegten Tote sich nicht, es sei denn sie waren wie Spider, vollgepumpt mit Gift. Sicherlich machte Spider gerade seine letzten Atemzüge. Nicht sie nahm ihm das Leben, das hatte er schon vor langer Zeit selbst übernommen. Astrid schaute in den Sternenhimmel. Offensichtlich war eine Zeit des Abschieds angebrochen.
„Das tut mir leid für dich“, sagte Astrid.
Eine weitere Flut von Schluchzern ergoss sich aus dem Hörer. Die Kleine hatte immer sehr an ihrer Mutter gehangen. Wie jemand so stark mit einer Frau wie Katja verbunden sein konnte, sich von ihr so dominieren lassen konnte, war ihr ein Rätsel. Aber die eigene Mutter war wohl etwas Besonderes. Dennoch hatte die Kleine sich im Fall von Tante Astrid gegen ihre Mutter durchgesetzt und den Kontakt gesucht. Astrid gefiel es, besonders weil es Katja missfiel. Dabei war die Kleine ansonsten die Verkörperung von Gehorsamkeit.
Nun würde Katja also bald im Familiengrab neben Karola liegen. Die Zwillinge wären wieder vereint. Der Katja von früher hätte das sicherlich nicht gefallen, aber von der war nichts übrig geblieben, stattdessen war eine Katja zum Vorschein gekommen, die zu einem Abbild ihrer Schwester geworden war. Karola, dachte Astrid, diese Scheinheilige hatte sich überlegen gefühlt.
Damals in Kindertagen hatte sich Katja wie die anderen aus der Mädchenclique häufig über ihre Schwester aufgeregt. So wie an dem Tag, als Claudia und Astrid sich die neuen Katzenbabys auf dem Hof der Zwillinge anschauen wollten. Katja kam ihnen entgegen und beschwerte sich bei den Freundinnen über Karolas Gute-Nacht-Gebete vom letzten Abend. Karola hatte die Angewohnheit, vor ihrem Bett zu knien und sich mit dem lieben Gott zu unterhalten, insbesondere über die Taten der Schwester und ihrer Freundinnen. Diese Spionin hatte ihre Ohren und Augen überall, daher wusste sie auch von den Langfingern ihrer Schwester. Dabei hatte Katja nur vor den Freundinnen ihre Geschicklichkeit beweisen wollen. Sie hatte in dem Krämerlädchen vom Verkaufstresen Kaugummis entwendet, in die Tasche gesteckt und sie dann wieder hingelegt. Von dem Zurückgeben hatte Karola dem lieben Gott nichts erzählt. Typisch Karola, diese Bazille.
Sicherlich hatte sie dem lieben Gott auch nie von dem Geld erzählt, welches sie der Lehrerin einige Monate darauf gestohlen hatte.
Karola war in der Schulpause zu Astrid in die Toilette gekommen. Sie wollte wieder in die Clique aufgenommen werden, nachdem sie wegen eines Beinbruchs eine Zeit im Krankenhaus hatte bleiben müssen. Astrid würde ihr das schulden. So ein Schwachsinn. Astrid hatte Karola, die auf einen Baum geklettert war und es mit der Angst bekommen hatte, helfen wollen. Doch Karola hatte sich blöde angestellt. Von dem Gezeter hatte Astrid schließlich genug gehabt und daher Karolas Fuß in ihren Händen einmal rumgedreht. Dann war Karola geflogen. Aus diesem Grund sollte sie dem Trampel etwas schulden?
Astrid sagte ihr, niemand auf der Welt würde sie, eine Null, als Freundin haben wollen. Daraufhin hatte Karola geheult. Was für eine Nervensäge. Kurz hatte Astrid überlegt, ob Karola ihren Heiligenschein aufgeben würde und ihr dann einen Namen genannt. Frau Baukötter, die Lehrerin. Wenn sie dem Köter unbemerkt einen Gegenstand aus der Tasche nehmen und wieder zurücklegen könnte, also genauso geschickt sei wie ihre Schwester, dann gebe es Hoffnung für sie.
Der Köter hatte Astrids Verachtung. Jeden Samstag ließ die Baukötter sich im Frisiersalon die Haare legen und quatschte Astrids Mutter die Ohren mit Geschichten über ihre Schüler und deren Eltern voll. Gern wiederholte sie bei dieser Gelegenheit auch, dass Astrid zwar eine ausgezeichnete Schülerin sei, aber mehr Disziplin vertragen könnte. Mieser Köter. All dieses Geschwafel über Anständigkeit und Respekt. So eine Heuchlerin. Die Baukötter gab Claudia nie schlechte Noten, denn sie war die Enkelin des Bürgermeisters, dagegen schikanierte sie Maria, deren Vater ein Gelegenheitsarbeiter war. Und so ein Köter war Karolas Lieblingslehrerin, das Objekt ihrer Bewunderung, was schon genug über Karola sagte, aber auch darüber, wie sehr sich Karola wünschte, wieder zu den Rabenkindern zu gehören, denn sie war auf Astrids Forderung eingegangen.
Nach Karolas Tod hatte sich Katja immer mehr diesem Zwilling angeglichen. Als wäre der Geist der Toten in den Körper der Schwester eingesickert.
Nun war Katja ebenfalls tot und ihre Tochter Leni trauerte um sie.
„Sie sieht aus, als würde sie schlafen. Ich kann es gar nicht glauben. Erst vor einer halben Stunde habe ich Mutti noch gefragt, ob sie Schmerzen hat“, schniefte die Kleine in den Hörer.
Es war sicherlich schwer, in der Nacht neben der Leiche der eigenen Mutter zu sitzen.
„Hast du deinen Vater angerufen?“
„Nein, noch nicht, er arbeitet gerade in Dubai.“
„Ruf auch gleich den Arzt an. Du solltest nicht allein in dem Haus sein.“ Lenis Vater, ein stiller, fleißiger Mann, war meistens irgendwo in der Welt, nur nicht bei seiner Ehefrau. Von ihrem Verlobten hatte die Kleine ein Foto geschickt, ein Lackaffe, an den die Kleine in der Not offensichtlich noch gar nicht gedacht hatte.
„Tante Astrid, du kommst doch zur Beerdigung? Das hat Mutti sich gewünscht und ich wünsche es mir.“
Die Kleine hockte da neben einer Leiche und rief als erste Tante Astrid an. Wie konnte sie es ihr da abschlagen, zumal sie sowieso auf dem Weg nach Deutschland war.
„Keine Sorge, ich lass dich nicht allein.“
Bevor sie das Gespräch beendete, fiel ihr noch ein zu fragen, woran Katja gestorben war. Dann ging sie wieder zurück zum Taxi. Das Gold fühlte sich zwischen ihren Fingern glatt und kühl an.
In der Business Class waren alle Plätze besetzt. Ausgerechnet neben ihr saß ein Mann mit Flugangst. Bereits vor dem Start stand ihm der Schweiß auf der Stirn und seine Hände zupften an seinem Hemdkragen herum. Wenn er während des Starts in Panik geraten würde, müssten sie wieder landen und Astrid hätte Zeit verloren, Zeit die ihrem Vater nicht mehr blieb. Sie bot dem Mann ein Kaugummi an, damit er später den Druck auf den Ohren ausgleichen konnte. Sogleich stellte er sich vor und erzählte, wie sehr er sich vorm Fliegen fürchtete und mit wie viel Baldrian er versorgt war, einer Dosis für Elefanten. Er lachte nervös auf und erzählte ohne Punkt und Komma von seinem Job.
Astrid betrachtete den Mann genauer, während er sprach. Ein kleiner Dicker mit festem, prallem Fleisch, keiner von der Schwabbelsorte. Er hatte etwas von einem Flummi, sicherlich würde er genauso von einer Wand abprallen, wenn man ihn dagegen warf. Er besaß Niedlichkeitswert, war aber ein Idiot. Einer dieser dressierten Büroaffen. Trotz seiner Angst zu sterben, hatte er den Anweisungen seines Chefs Folge geleistet, statt ihm in den Hintern zu treten.
Ihr Vater hatte für solche Menschen nichts übrig. Menschen, die stolz auf ihr Gefangensein waren. Er hatte die Fabrikarbeit verabscheut und die Stechuhr geradezu gehasst. Büromenschen mit Krawatte waren für ihn ebenso Sklaven, nur Sklaven, die er noch weniger mochte. Vor seiner Heirat war er durchs Land gereist und hatte Gürtel und Schmuck hergestellt und verkauft. Er war geschickt mit den Händen, fast ein Künstler. Außerdem hatte er auf seinen Touren Antiquitäten aufgekauft, die er im Winter restaurierte und weiterverkaufte. Doch das Zentrum, worum das Leben ihres Vaters kreiste, das waren und blieben Frauen.
Ihr Vater hatte später auch Lexika verkauft, in denen, wie er ihr als kleines Mädchen gesagt hatte, das Wissen der Welt gesammelt sei. Er besaß wenige Bücher, die aber alle von ihm geschätzt wurden. Er hatte sie immer wieder gelesen, manche wie „Die Schatzinsel“ über zwanzig Mal. Daraus hatte er ihr vorgelesen, wenn er bei ihr und der Mutter war. Als kleines Mädchen hatte sie geglaubt, solange seine Bücher im Haus ihrer Mutter waren, würde er immer wieder zu ihnen zurückkommen. Denn sein Glück lag nicht bei ihnen im Haus, es bestand darin, in seinem VW-Bulli, in dem es eine Schlafpritsche, einen Gaskocher, Lexika und sonstige Sachen gab, übers Land zu ziehen und Frauen zu erobern. Er wurde nie ein Topverkäufer, aber das hatte auch nie zu seinen Zielen gehört. Einmal hatte Astrid ihn gefragt, warum er nicht bei ihnen bliebe. Da erzählte er ihr eine Geschichte, eine von den vielen, die er kannte und die sie von ihrer Frage ablenkte. Astrid hatte nie eine der Geschichten ihres Vaters vergessen.
Der Dicke neben ihr stöhnte auf. Astrid schenkte ihm ein kleines Lächeln und versicherte ihm, dass die Fluglinie seit Jahren ihr Vertrauen besäße. Er hob die Schultern, lächelte verlegen und hub abermals an, auf sie einzureden. Astrid schaltete auf Durchzug bis eine Frage sie aus ihren Gedanken riss:
„Haben Sie auch Kinder?“
Astrid kräuselte die Stirn. Sie musste daran denken, wie sie den Telefonhörer in der Hand gehalten und ihre Assistentin einen jungen Mann angekündigt hatte. Der Name hatte sie kurz aus der Fassung gebracht, doch dann hatte sie gesagt, sie würde keine Zeit erübrigen können und aufgelegt. Saverio, sie kannte ihren Sohn nur von einem Foto. Aber das ging den Dicken nun wirklich nichts an.
Endlich setzte sich die Maschine in Bewegung und der Dicke umklammerte die Lehne.
„Immer ein und ausatmen, mehr braucht’s nicht“, riet ihm Astrid. Er pustete aus und atmete ein und schaute sie mit einem fragenden Blick an, ob er es richtig machte. Offensichtlich wollte er sich nicht vor einer Frau blamieren, die Klassen über ihm stand und so nett war, sich mit ihm zu unterhalten.
Als das Flugzeug abhob, stieß er einen spitzen Schrei aus, da Astrid ihn jedoch fixierte, schluckte er und litt schweigend. Nachdem das Flugzeug über den Wolken flog und die Passagiere die Gurte öffnen konnten, bekam er wieder Farbe im Gesicht.
„Das haben Sie prima gemacht“, sagte Astrid.
Der Dicke strahlte wie ein Junge, der von seiner Lehrerin gelobt worden war. Sofort fing er an zu plappern, erzählte von seinem Leben, um die Angst in den Griff zu bekommen. Nach einer Stunde schlummerte er endlich ein, da war wohl nicht nur Baldrian, sondern ein Cocktail von Pillen im Spiel gewesen.
Astrid rieb den Goldzahn zwischen ihren Fingern, der sich geschmeidig anfühlte. Sie vermisste Lopez. Sie konnte noch spüren, wie er neben ihr lag, an ihren Körper geschmiegt. Sonst durfte niemand bei ihr übernachten, doch Lopez war eine Ausnahme. Neben ihm hatte sie die Augen schließen und sofort einschlafen können.
Die Wut stieg erneut in ihr hoch. Warum hatte er das Geld gestohlen? Warum hatte er sie dazu gebracht ihn zu töten? Ausgerechnet dem Geld der Samsonow-Brüder hatte er nicht widerstehen können, als er die Gelegenheit dazu bekommen hatte. Dem Geld, das er verzockt und das Ungeziefer auf seine Fährte gelockt hatte. Dabei hatte er nur einen Koffer von A nach B bringen sollen. Es war eine mörderische Idee gewesen, einen Abstecher ins Casino einzulegen und einen Gewinn einstreichen zu wollen. Abends hatte er dann vor ihrer Tür gestanden. Die Jagd war schon längst eröffnet. Er hatte überall die Lichter ausgeschaltet, immer wieder an der Tür gehorcht, ob jemand kommt und war bei jedem Geräusch zusammengezuckt. Astrid hatte ihn vom Sessel aus beobachtet, wie er durch die Wohnung stiefelte, sich Whiskey nachschenkte und sich erst im Morgengrauen aufs Sofa setzte. Er hatte sie angeschaut und gesagt: „Ich bin ein toter Mann.“ Astrid hatte gewusst, dass er recht hatte.
Die Samsonow-Brüder hätten ihn selbst dann getötet, wenn das Geld noch vorhanden gewesen wäre. In ihren Augen war es ein Verrat. Die Samsonows waren Abschaum, der seinen Profit mit Waffen- und Menschenhandel machte. Abschaum, der seine Kinder auf Privatschulen schickte, Politiker mit Spenden beglückte und sich als Geschäftsmann von Welt präsentierte. Big Business. Sich nicht zu schade dafür, einem die Haut bei lebendigem Leibe abzuziehen. Das war durchaus wörtlich zu verstehen. Ihnen genügte es nicht zu töten, sie zelebrierten das Schlachten. Nicht aus Vergnügen, sondern nach ihren Gesetzen. Das war ihre Art, das Revier zu markieren.
Um ihre Haut zu retten, hatte Astrid Lopez in einem Rohbau versteckt und dann Spider losgeschickt. Da sie ihm Zuflucht geboten hatte, wäre sie in den Augen der Samsonow Brüder eine Komplizin. Unter der Folter hätte Lopez ihnen alles erzählt.
Wenn die Brüder, am besten die gesamte Sippschaft, jemals auf dem elektrischen Stuhl landen würden, dann würde sie zu gern auf einem der Besucherplätze sitzen.
Die Landung verlief ohne Probleme. Der Dicke verabschiedete sich von ihr und überreichte ihr seine Visitenkarte, die sie, als er sich umdrehte, wegschnippte.
Auf dem Parkplatz stand bereits ihr Mietauto, ein Porsche Cabrio. Sie stieg ein und brauste los. Das Pflegeheim lag drei Stunden Fahrt entfernt.
Im Haus Auenruhe, einem ehemaligen Gutshaus, zu dem zwei Hektar Land gehörten, führte ein Pfleger sie in ein Zimmer, in dem Bilder von Bäumen an der Wand hingen und eine Orchidee auf dem Fensterbrett stand; auf dem Nachttisch brannte eine Kerze, neben der eine Bibel lag. Ihr Vater schlief, sein Atem rasselte. Astrid rückte einen Stuhl näher ans Sterbebett heran und wartete.
Das Warten auf ihren Vater war Astrid und ihrer Mutter vertraut gewesen. Manchmal hatten sie sogar in dieser Zeit Spaß miteinander. Wie an dem Tag, als Astrid die Schminke ihrer Mutter benutzen durfte. Im Bad hatte ihre Mutter ein Schränkchen, gefüllt mit Dosen, Tiegeln, Fläschchen, Tuben, Schachteln und Pinseln. Die Mutter war stets geschminkt, frisiert und parfümiert. Zurechtgemacht nach den Modeheften und Katalogen, die im Salon auslagen.
Am besten gefielen Astrid die Lippenstifte, immer wieder ummalte sie mit dem kirschroten ihren Mund. Ihre Mutter tuschte ihr die Wimpern, was ein bisschen anstrengend war, da sie still halten musste. Dann puderte sich Astrid das Gesicht, worauf sie niesen musste, denn es kitzelte in ihrer Nase. Das Haarspray stank, aber damit standen ihr die Haare wunderbar zu Berge. Rouge war auch eine tolle Sache, damit schmierte sie sich die Backen an. Die Mutter pinselte ihr noch die Augenlider an, Astrid hatte sich orange und blau ausgesucht. Sie fand sich schön, ihre Mutter meinte, sie könne jetzt im Zirkus auftreten. Nun wollte sie noch die Fingernägel lackiert haben, aber ihre Mutter meinte, ein kleines Mädchen brauche keinen Nagellack. Das war nicht schlimm, denn Astrid brannte sowieso darauf, ihrer Freundin Claudia das Kunstwerk zu zeigen, denn sie sah aus wie ein wilder Waldtroll.
Die Freundin fand sie auf dem Schulhof, sie hockte zusammen mit Maria am Sandkasten. Leider war auch Malte, Marias Cousin aus Hamburg, dabei. Ein Besserwisser und Angeber. Selbst Maria, die ansonsten jeden mochte, konnte diese Knalltüte nicht leiden. Im Moment störte es Astrid aber wenig und sie schritt stolz auf die Gruppe zu. Die Zwillinge kamen ihr vom Klettergerüst entgegengestürzt und fragten sofort, ob Astrid sie auch so anmalen könnte.
Malte verzog sein Gesicht und verschränkte die Arme vor der Brust. „Nur Huren schminken sich.“
„Malte!“, rief Maria empört. „Das nimmst du zurück.“
„Mein Vater ist Staatsanwalt und der kennt sich mit dem Gesindel auf der Straße aus.“, sagte er. „Mein Vater bringt jeden Tag Verbrecher und Huren ins Gefängnis. Du weißt bestimmt noch nicht einmal was Huren sind, aber ich kann dir das erklären.“ Er nahm eine Hand voll Sand und warf ihn auf Astrid. „Huren sind Dreck und jeder kann mit ihnen machen, was er will.“
Die Mädchen schauten schockiert zu Astrid. Ihre Schminke und ihr Haar waren von Sand beschmutzt, einiges war in ihrem Kragen gelandet. Astrid bewegte sich zunächst nicht, denn sie musste gegen Tränen ankämpfen. Ihre Mutter und sie hatten sich so viel Mühe gegeben und jetzt war alles verdorben.
Aber sie würde vor Malte nicht heulen, nein, auf gar keinen Fall. Stattdessen stellte sie ihre Füße auseinander, zog ihren Schlüpfer beiseite und ließ einen breiten, starken Pinkelstrahl auf den Sand nieder. Dieser Malte glotze wie ein Affe. Dann griff sie in den nassen Sand und starrte ihn an.
Er machte einen Schritt zurück. „Ich habe meine Sonntagshose an, die darf ich nicht dreckig machen. Maria, sag das deiner doofen Freundin.“
„Astrid ist nicht doof“, erwiderte Maria.
Claudia packte Malte von hinten und drückte ihn auf den Boden. „Du bist so gut wie tot“, stieß sie hervor.
Sogleich sprangen die Zwillinge herbei und hielten seine Arme. Maria setzte sich auf seine Beine. Malte schrie vor Wut. Astrid drückte seine Nasenlöcher zu und stopfte ihm den Sand in den Mund. Er zappelte, seine Augen waren tellergroß. Bevor sie ihn losließen, riss ihm Claudia ein Haarbüschel aus. Malte hustete, spuckte Sand und Rotze aus.
„Ihr Proleten“, schrie er, „mein Vater macht euch fertig.“
Claudia wedelte mit dem Büschel. „Ich bring das unserer Waldhexe. Sobald du petzt, kriechen aus deinem Mund Spinnen, Maden und Lurche.“
Malte rappelte sich auf und lief davon. Der würde sich nicht mehr so schnell mit ihnen anlegen. Maria holte ein Taschentuch hervor und tupfte vorsichtig den Sand aus Astrids Gesicht. Typisch Maria, sie kümmerte sich um jeden, was manchmal nervte, aber diesmal nicht.
„Ich habe Malte beim Mittagessen in die Suppe gespuckt“, flüsterte sie Astrid zu und grinste.
„Sieht toll aus, so wie vorher“, verkündete Claudia und die Mädchen stimmten ihr zu.
Die Welt war wieder in Ordnung und sogar noch besser, als Astrid zu Hause in der Küche ihren Vater antraf. Er war wieder da. Sie stürzte in seine Arme und er warf sie in die Luft, fing sie wieder auf. Ihre Mutter tadelte ihn, er solle nicht so wild mit Astrid umgehen und sich anziehen. Die Ansichten ihrer Mutter waren manchmal komisch.
Ihr Vater lief gern in Unterhose im Haus herum, denn er mochte die Luft an seiner Haut. Schließlich war er einmal Ringer gewesen, solange bis eine Knieverletzung ihn zum Aufhören gezwungen hatte. Astrid hätte auch gerne die Luft an ihrer Haut gehabt.
„Du siehst hübsch aus, meine Große.“ Der Vater setzte sie ab und wandte sich seiner Frau zu.
„Hast du Astrid bereits aufgeklärt?“, fragte er unvermittelt.
Die Mutter sah ihn an, als habe er mehr als einen Schnaps getrunken. „Dafür ist sie zu jung.“
„Dann übernehme ich das.“
„Auf keinen Fall. Sie braucht solche Sachen nicht zu wissen.“
„Es gibt so viele Geschichten, die ich höre, wenn ich unterwegs bin. Letztens hat die Polizei einen Jungen in der Lüneburger Heide gefunden. Solche Perverse gibt es überall.“
„Natürlich habe ich Astrid verboten mit Fremden mitzugehen.“ Die Stimme ihrer Mutter wurde schrill. Das passierte stets, wenn sie sich angegriffen fühlte.
„Und was, wenn sie den Mann kennt?“
„Wie wäre es, wenn du häufiger bei uns wärst, dann könntest du auf sie aufpassen.“ Nun überschlug sich ihre Stimme.
Der Vater sagte nichts, fuhr sich durchs Haar. Astrid mochte es nicht, wenn die Eltern stritten und sie mochte es nicht, wenn sie sich anschwiegen.
„Ich kenne mich aus.“ Sie winkte mit der Hand ab. Bei den Katzen, Hunden, Pferden, Kühen hatte sie häufig genug das beobachten können, was die Erwachsenen Sex nannten. Wenn die Frauen im Friseursalon darüber redeten, dann sagten sie Geschlechtsverkehr dazu.
Ihre Mutter schüttelte den Kopf, warf ihrem Vater Hemd und Hose zu und ging in den Salon. Er schlüpfte in seine Sachen und erklärte den Sex. Dinge erklären, davon verstand ihr Vater eine Menge.
Astrid hörte ihrem Vater aufmerksam zu und fragte ihm Löcher in den Bauch. Sie wollte alles genau wissen, doch als ihr Vater dann nicht aufhörte, von den Samen zu schwärmen, die Sportskanonen seien, flink, spritzig, meisterhaft, wurde Astrid sauer. Klar hatte ihr Vater solchen Samen, aber Malte, dieser Wichtigtuer auch? Astrid stampfte mit dem Fuß auf. Das sei ungerecht, dieser Idiot bekomme Tierchen, die überall hin konnten und sie habe nur so ein blödes Ei. Das sei superdoof.
Der Vater strich ihr über den Kopf und zog sie auf seinen Schoß. Er habe doch noch gar nicht zu Ende erzählt, meinte er, und sie kenne noch gar nicht die Geschichte wie sie, seine Tochter, die beste Tochter der Welt, entstanden sei. Er drückte sie an sich und rieb seine Bartstoppeln an ihrer Wange, worauf sie kreischte und lachte. Dann erzählte er.
Es gebe nicht nur ein Universum mit dieser einen Welt, sondern viele, viele mehr. Manche groß, manche klein. Und die mächtigsten Gestirne in jedem Universum seien die Sonnen.
Eines Tages machte sich eine Sonne in der Mutter auf, um in Dunkelheit und Stille das Leben zu bringen. Sie stieg empor, strahlte ihr Licht in die Welt. Ein gebieterisches, kraftvolles Leuchten, das Sehnsucht weckte, die Sehnsucht mit ihm zu verschmelzen.
Die Samen, Astronauten mit einer Botschaft, schossen durch das Universum. Nur einem gewährte die Sonne Gehör, sog ihn in ihr Inneres. Somit war dem Vater und der Mutter eine Tochter geschenkt.
Astrid rutschte vom Schoß des Vaters. Sie strahlte über das ganze Gesicht, denn mit einer Sonne konnte Malte, der Blödie, nicht mithalten. Ihr Vater war der klügste Mensch, er wusste alles.
„Und. Hast du vergessen, was ich dir vorhin gesagt habe?“, fragte der Vater.
„Nein“, fast war Astrid beleidigt. Ihr Vater hatte es doch häufig genug gesagt. „Wenn jemand was macht, was ich nicht mag, dann sag ich es dir oder Mama.“
„Dann pack ich mir den Kerl“, der Vater schnappte sich Astrid, die jauchzte als er sie in die Höhe warf und wieder auffing. „Dann schüttele ich den Kerl.“ Astrid wurde nun kopfüber von ihrem Vater an den Füßen gehalten. Was für ein Spaß.
Die Mutter riss die Schiebetür auf und rief: „Sei nicht so grob mit dem Kind.“ Die Tür zum Salon wurde wieder zurückgeschoben. Der Vater setzte Astrid auf den Boden ab. Von Spaß verstand die Mutter nur wenig, sie mochte lieber schimpfen oder verbieten.
„Papi“, sagte Astrid und zog an der Hand des Vaters, „können wir Pfannkuchen machen? Die Mami mag die so gerne und dann freut sie sich.“ Keiner konnte solche Pfannkuchen backen wie ihr Vater. Er holte Eier aus dem Kühlschrank und jonglierte damit. Mit dem Vater wurde es nie langweilig.
Die Pfannkuchen schmeckten lecker und sie verputzen Berge davon, scherzten, lachten und plauderten. Was für ein wunderbarer Tag. Astrid erhob auch keinen Einspruch, als die Mutter sie schlafen schickte, damit die Eltern unter sich sein konnten. Endlich war die Mutter glücklich.
Am Abend trieb der Durst Astrid aus dem Bett. Auf dem Weg zur Küche hörte sie hinter der Schlafzimmertür die Eltern streiten. Sie erschrak, der Vater wollte wieder fort, dabei war er doch gerade erst gekommen. Sie trat vorsichtig näher an die Tür, die einen Spalt offen stand, zuckte zusammen, als sie sah, wie die Mutter mit Fäusten auf die Brust des Vaters schlug. Sein Gesicht versteinerte sich und die Mutter schluchzte auf, schlang ihre Arme um seinen Hals. Er packte sie an den Armen und drückte sie von sich. Die Mutter bettelte darum, dass der Vater bei ihr bliebe, niemand würde ihn mehr lieben als sie.
„Du widerst mich an“, presste er zwischen den Zähnen hervor.
„Mich wirst du nie los“, flüsterte sie fast, „ohne mich wirst du deine Tochter nie wieder sehen.“
„Wie will eine Gestörte mich davon abhalten?“
„Wenn sie dich erst einmal wirklich kennen lernt, dann weiß sie, was du bist, dann bist du nicht mehr ihr Held und ich nicht die Spielverderberin.“
„Du machst dich lächerlich“, der Vater verzog die Mundwinkel.
„Lächerlich? Ich? Du bist nie für uns da, weil du dich mit deinen Flittchen vergnügst und einen Bastard nach dem andern zeugst. Du bist ein schlechter Vater, du bist ein schlechter Ehemann.“
Die Eltern starrten sich voller Hass an. Dann wendete sich der Vater ab, er blieb kurz neben Astrid stehen, wollte etwas sagen, ging dann aber wortlos aus dem Haus. Nach einer Woche war er wieder da, so wie immer, früher oder später kam er zurück.
Die Morgenpost fiel durch den Türschlitz und Johanna, die gerade ihren Rucksack festzurrte, beobachtete, wie ein schwarz umrandeter Umschlag auf den Boden fiel. Keine Zeit für schlechte Nachrichten, dachte sie, rührte sich aber nicht von der Stelle, denn sie kannte die Handschrift, diese gestochen scharfen Buchstaben. Sie starrte auf ihren Mädchennamen, den sie seit Jahren nicht mehr trug. Was bedeutete das? Als sie den Brief aufhob, schmeckte sie das Frühstück, das aus einem Schinkenbrot und Orangensaft bestanden hatte. Sie schluckte, doch die Übelkeit kroch weiter in ihr hoch. Rasch ließ sie den Brief in ihrer Jackentasche verschwinden und gab dem Brechreiz nach. Im Bad würgte und spuckte sie und murmelte ein paar Flüche. Dann drückte sie den Spülknopf und setzte sich auf den Toilettendeckel.
Johanna rieb sich die Schläfen. Sie war eine Frau mit Lebenserfahrung, Intelligenz und einer Familie, für die sie die Verantwortung trug. Sie hatte eine Entscheidung zu treffen, sie allein. Was sollte sie tun? Vielleicht wäre ein Baby ein Neuanfang. Noch nie hatte Johanna ein Kind geboren, noch nie hatte sie den Wunsch dazu verspürt, noch nicht einmal Gedanken hatte sie daran verschwendet. Und nun, regte sich da eine Sehnsucht in ihr?
Johanna drehte den Wasserhahn auf, trank den bitteren Geschmack hinunter und spritzte sich Wasser ins Gesicht. Du betrügst dich selbst, Johanna. Du hast zwei Stiefkinder, einen kranken Mann und einen Job. Sara würde dir nie verzeihen, willst du Sara verlieren? Und du warst ein schreckliches Kind. Keine guten Voraussetzungen.
Johanna holte den Brief hervor. War es eine Botschaft, eine Erinnerung oder warum hatte Katja den Mädchennamen mit angeführt? Das hatte sie noch nie getan. Johanna riss den Umschlag auf.
Ihre Augen weiteten sich, das konnte doch nicht wahr sein, aber es war schwarz auf weiß geschrieben. Katja lebte nicht mehr. Katja, die einmal im Jahr Johanna in Berlin besucht hatte. Ein Zwischenstopp im Bahnhofscafé auf dem Weg nach Potsdam. Die üblichen Fragen, wie geht’s, was machen die Kinder und die Ehemänner, Tschüss, alles Gute, bis nächstes Jahr. Aber niemals wurde über die gemeinsame Verstrickung, die gemeinsame Schuld gesprochen. Genau dieses Schweigen war es gewesen, das Johanna an das jährliche Ritual gebunden hatte, gewürzt mit einer Prise Mitleid.
Nun las Johanna das Bibelzitat auf der Karte und ein Gefühl von Wut stieg in ihr auf. Unverkennbar musste Katja es vor ihrem Tod selbst ausgewählt haben. Der Satz war dumm, aber eindeutig: „Der Lohn der Sünde ist der Tod, die Gabe Gottes aber ist das ewige Leben in Christus Jesus, unserem Herrn.“
Katja war eine Frau gewesen, deren Erwachsenleben nach Plan verlaufen war, nach den von ihr vorgesehenen Zeiten, Ereignissen und Orten. Eine Frau, die sich nie entspannt zurücklehnte, nie ihr Gegenüber aus den Augen ließ. Eine Stütze der Kirchengemeinde. Eine Gotteskriecherin. Für Johanna war es stets ein Rätsel geblieben, was Katja von ihr gewollt hatte, verständlicher wäre es gewesen, wenn sie jeden Kontakt gemieden hätte. Nur einmal, und sie war sich nicht sicher, ob sie sich nicht getäuscht hatte, hatte sie hinter die Fassade geblickt.
Katja hatte bereits im Café gewartet und hoch zur Uhr geschaut, die Stirn in Falten gelegt. Als ihr Blick abwärts über die Fensterscheibe glitt, musterte sie ihr Spiegelbild. Johanna wollte sich durch ein Hallo bemerkbar machen, doch sie senkte die Hand wieder. Das war das Gesicht einer Fremden und sie hatte das Gefühl bei einer intimen Begegnung zu stören. Einer Begegnung im kalten Zorn.
Es waren einmal sieben Mädchen gewesen, damals, als Johanna in den Sommerferien in die Verbannung zum Großvater aufs Land, nach Eichenstövel, geschickt worden war. Johanna verzog wehmütig die Lippen; der alte Mann, der nichts mit der Enkelin anfangen konnte, sich aber bemühte, der sanfte, alte Mann mit seinen rissigen Händen, seinen traurigen, langsamen Bewegungen, er war der Letzte auf dem Hof seiner Väter.
Jetzt war wieder eine von ihnen gestorben, mit zweiundvierzig Jahren, das war eindeutig zu früh, genau wie bei Karola, Katjas Zwillingsschwester.
Sechs waren Zeuginnen gewesen und mit den Jahren wandelten sich die Bilder und Johanna fragte sich, sind das noch die Originale? Wie dieses Bild, auf dem sie Katja auf den Boden drückte, ihr das Knie auf die Schulter presste und drohte: „Wenn du ein Sterbenswörtchen erzählst, passiert dir das Gleiche wie deiner Schwester.“ Johanna hatte sich nicht anders zu helfen gewusst, war überrascht, schockiert gewesen, als Katja hinter dem Gebüsch hervorgesprungen war und sie angeschrien hatte. Sie war von einer Angst gepackt worden; der Angst, ihre Mutter würde sie für immer weggeben, wenn sie wüsste, was ihre Tochter getan hatte. In ihren Ohren hallte Katjas schrille Stimme: „Mörderin!“
Es war der Sommer, in dem sie zwölf Jahre alt geworden war und in dem sie ihren ersten Kuss erhalten hatte. Es war der Sommer, in dem sie ihren Großvater zum letzten Mal sehen sollte. Aber nie hatten sie und Katja über den Sommer gesprochen, in dem der Zwilling umkam, starb, weil sie sich einen Streich erlaubt hatten. Nein, stattdessen schickte Katja jedes Jahr eine Weihnachtskarte und begrüßte sie jedes Jahr im Café. Doch jetzt war es damit vorbei.
Johanna sah auf die Armbanduhr, sie musste los zum Sender. Da sie es eilig hatte, nahm sie ein Taxi. Während der Fahrt konzentrierte sich Johanna auf Daten, Argumente, Fragen, die sie heute mit ihren Studiogästen besprechen wollte, trotzdem schweiften ihre Gedanken immer wieder ab.
Als sie durch die Tür des Funkhauses schritt, kam ihr Ulf, ihr Assistent, entgegen. Sie konnte seine Nervosität an seinem Gesicht ablesen. Die Gäste waren bereits im Studio. Johanna gab allen die Hand, entschuldigte sich für ihre Verspätung mit einem bissigen Kommentar über Berlins Taxifahrer, grüßte Frank, den Tontechniker, durch die Scheibe mit einem Nicken, dankte der Pädagogin nochmals für den Literaturtipp und der Ärztin für ihr kurzfristiges Einspringen und erklärte den Ablauf der Sendung.
Sie setzten sich und stülpten sich Kopfhörer über. Wie üblich strahlte Johanna Ruhe und Kompetenz aus, sie war ein Profi. Sie fand noch ein paar aufmunternde Worte für den Vertreter der Krankenkasse und legte Karteikärtchen vor sich ab. Plötzlich spürte sie den Impuls hinauszurennen, es war nur eine Sekunde, dann leuchtete die rote Lampe auf und Johanna begrüßte die Zuhörerinnen und Zuhörer zur Diskussionsrunde. Alle Gedanken waren beim Thema, bei den Gästen. Sie war in ihrem Element. Als nach einer Stunde die grüne Lampe aufleuchtete, verabschiedete sie sich und bevor Ulf Einspruch erheben konnte, sagte sie etwas von Kranksein und ging, sie wollte nach Hause zu Sammy. Doch Ulf holte sie auf dem Flur ein.
„Ist es vorbei?“, fragte er, wobei er sich über den Nacken strich, ein Zeichen von Anspannung. Johanna musste überlegen, bevor sie wusste, was er meinte.
„Dir brauche ich doch nicht zu erzählen, wie viel ich zu tun habe. Ich würde es dir sagen, wenn es so wäre“, sagte sie und schaute zum Fahrstuhl. Eine Aussprache über den Stand der Beziehung, wer sich von wem missverstanden, vernachlässigt oder sonst was fühlte, konnte sie jetzt nicht gebrauchen. Auf diesem Feld wies sie Defizite auf. „Außerdem dachte ich, du hättest genug mit der Köchin aus der Kantine zu tun.“
Erstaunlich, wie sehr ihm das Essen dort auf einmal geschmeckt hatte und was er sich alles hatte einfallen lassen, damit die Angebetete einer Verabredung zustimmte. Sogar die Peinlichkeit, ein Gedicht vorzutragen, hatte er nicht ausgelassen, was die Holde zunächst nicht beeindruckt hatte. Johanna hatte nicht gewusst, wen sie mehr bedauern sollte, Ulf, der tapfer seinen Erstling vortrug, oder die Köchin, deren Kolleginnen nur mit Mühe ein Gelächter unterdrücken konnten. Männer, ein seltsam Völklein.
Ulf tippte Johanna an die Hand, umschloss vorsichtig ihre Finger und lächelte dieses Lausbubenlächeln. Sie liebte es. Sie liebte es, wie seine Augen strahlten, wenn er sich freute, und seine Segelohren frech mitzugrinsen schienen. Würde die kleine Kaulquappe in ihrem Bauch es von ihm, dem Erzeuger, erben? Johanna wünschte sich einen Raum herbei, indem sie Ulf Stück für Stück ausziehen, ihn mit Küssen bedecken konnte. Sex tat ihr immer gut und die Schwangerschaft schien das reinste Aphrodisiakum zu sein. Gab es hier denn keine Besenkammer oder wie wäre es mit dem Fahrstuhl? Ruhig Blut Johanna, wenn das mit deiner Libido so weiter geht, ist bald nichts mehr vor dir sicher.
„Ich mag die Köchin, aber ich mag auch meine Chefin.“ Ulf trat näher an sie ran. Sie roch sein Rasierwasser, Sandelholz, Zimt, Wacholder. „Ich mag dich sogar sehr, sehr gern.“ Das Zittern in seiner Stimme machte ihr bewusst, dass er fürchtete, sie zu verlieren. Treffer. Mitten in ihr Herz. Johanna gab der Versuchung nach und führte ihn hinauf zur Dachterrasse.
Zurück fuhr Johanna mit der U-Bahn. Noch einmal holte sie den Brief hervor und versuchte, sich darüber klar zu werden, ob sie Trauer empfand, schließlich war ein Mensch gestorben, den sie zwar nicht mochte, den sie aber seit Kindheitstagen kannte. Katjas Botschaft war klar, aber sollte sie auf eine Beerdigung gehen, auf der sie wahrscheinlich die Frauen traf, die sie seit dreißig Jahren nicht mehr gesehen hatte? Nur Katja hatte nie locker gelassen, hatte zu jeder aus der Rabenclique den Kontakt gehalten. Sicherlich hatte sie keiner der früheren Freundinnen von einer Krankheit erzählt. Johanna biss sich auf die Unterlippe, vielleicht war es Selbstmord gewesen. Müsste Katja dann in der Hölle schmoren oder schwebte ihrem Gott eine andere Folter vor? Quatsch, sie würde nie ihr Leben beenden. Verdammt, Katja, was ging in deinem Kopf vor?
Das monotone Rollen der U-Bahn verleitete Johanna dazu, die Augen zu schließen. In letzter Zeit fühlte sie sich oftmals wie unter Betäubung. Hoffentlich kündigte sich keine Erkältung an.
Der erste Sommer beim Großvater war ihre Trotzphase gewesen. Sie fühlte sich abgeschoben, abgestraft, denn ihre Mutter hatte sie, nachdem sie sich standhaft geweigert hatte, der Generalswitwe von gegenüber einen Krankenbesuch abzustatten, ins Auto gepackt und sie in diesem Dorf zurückgelassen, wo sie niemanden kannte. Dabei mochte sie doch nur nicht diese Villa mit den ausgestopften Tieren und dem Geruch nach alten Möbeln. Doch ihre Mutter hatte gemeint, genug von ihrer ewigen Bockigkeit zu haben. Johanna hatte vom ersten Augenblick an nur zurück nach Frankfurt gewollt, musste aber stattdessen irgendwie die Zeit im Dorf totschlagen. Bei einem Großvater, den sie nie zuvor gesehen hatte. Also fütterte sie die Ziege Sieglinde und den grauen Friedrich, das Kutschpferd, mit Leckereien. Ansonsten gab es nur noch Hühner auf dem Hof. Oder sie stöberte durch Haus und Scheune. Meistens lag sie im Heu und träumte vor sich hin, sah sich als Prinzessin in einem Ballkleid auf einem Apfelschimmel reiten oder als Zauberin böse Menschen in Warzenschweine verwandeln.
Nach einer Woche Lustlosigkeit schickte der Großvater sie Tabak und Schokolade einkaufen. In dem Lädchen war die Verkäuferin in ein Gespräch vertieft und so sah sich Johanna um, beobachtete ein Mädchen, das mit dem Rücken zu ihr vor einem Regal stand. Es hatte einen dicken Zopf, der geflochten war und ihm bis zum Po hing. Das Haar schimmerte in Gold, bestimmt würde es sich wie Seide anfühlen. Ein Papiermobile am Schaufenster reflektierte das Sonnenlicht, sodass der Zopf grüne und rote Farbpunkte aufwies. Johanna streckte die Hand aus, strich über einen der Punkte.
Sofort bereute sie es, denn das Mädchen wirbelte herum und fauchte: „Fass mich nicht an, Froschgesicht.“
Johanna wich zurück. Die Verkäuferin hinter der Ladentheke schnalzte mit der Zunge. Woraufhin das Mädchen mit den Schultern zuckte und hinausschritt. Das war eine Prinzessin, dachte Johanna, nicht du, du bist eher, was hatte die Schöne gesagt, ein Frosch. Einen Augenblick lang stand sie da mit gesenktem Kopf, doch da fragte die Verkäuferin, was Johanna wolle. Schnell wiederholte sie, was der Großvater ihr aufgetragen hatte. Die Frau, die zuvor mit der Verkäuferin geplaudert hatte, kniff ihr in die Backe und erkundigte sich nach der Mutter. Johanna merkte, wie ihr Körper ganz steif wurde. Ohne eine Antwort zu geben, legte sie das Geld auf die Theke und stürmte mit den Einkäufen hinaus.
Auf dem Heimweg spürte sie jemanden hinter sich und drehte sich um.
„Ist was?“, sagte die Schöne mit gerümpfter Nase. Johanna wollte keinen Streit und ging weiter. „Wenn wir dahinten auf den Feldweg sind, reiß ich dir das Gestrüpp von deinem Kopf.“
Nun blieb Johanna stehen. „Ich bin größer als du.“ Egal, wo Johanna war, sie war immer das größte Kind, aber dies schien nicht die gehoffte Wirkung auf die Schöne zu haben.
„So ein gerupftes Huhn werden nicht einmal deine Eltern wiedererkennen.“
„Ich habe keine Eltern und brauche auch keine.“ Johanna wusste nicht, warum sie so antwortete. Mit solch einer Gans sollte sie nicht reden. Erst später erfuhr Johanna, dass die Feindschaft zwischen ihr und der Schönen schon viel früher gesät worden war. Eine Familiengeschichte war der Grund dafür gewesen, warum ihre Mutter das Dorf hatte verlassen müssen. Die Schöne und Johanna waren durch Blutsbande miteinander verbunden. Nun standen sich die beiden gegenüber und es war nicht klar, was als Nächstes geschehen würde.
„Claudia“, rief ein Mädchen von den Stufen des Friseurladens, „lass die Bohnenstange in Ruhe. Sie kann nichts dafür.“
„Dein Glückstag“, schnaubte die Schöne. Sie warf einen Blick auf das Mädchen, lächelte es an und schritt davon. So ein Lächeln hätte Johanna gern auch mal bekommen. Aber die Mutter freute sich nie, sie zu sehen.
„Du bist die Johanna vom Künkelbauer, du hast Eltern“, sagte das Mädchen und schob ihre Sonnenbrille zurück auf die Nase.
Ja, sie hatte gelogen und war ertappt worden, doch was ging das diese Brillenschlange an.
„Wenn man keine Eltern braucht, können sie genauso gut tot sein“, sagte Johanna.
Die Brillenschlange nickte. „Ich bin Astrid. Wir können Freundinnen werden.“
Johanna wollte keine Freunde in diesem blöden Dorf haben, aber andererseits, wenn die Schöne auf diese Astrid hörte, war es vielleicht gut, sie nicht zu verärgern. „Mal sehen“, sagte sie deshalb vorsichtig, „könnte klappen, aber ich weiß nicht, ob ich viel mit anderen reden will.“
„Das ist in Ordnung. Soll ich dir was Tolles zeigen?“
Johanna rieb sich die Nase, wirklich Lust hatte sie nicht, aber wenn es hier was Tolles zu sehen gab, dann könnte sie ausnahmsweise mitgehen.
Sie folgte Astrid über die Dorfstraße an der Sparkasse und der Bushaltestelle mit der wuchtigen Kastanie vorbei in eine Seitenstraße, bis sie in eine mit Unkraut überwucherte Einfahrt abbog und vor einem Abbruchhaus stehen blieb. Johanna schaute sich um, toll war hier nichts, doch da zeigte Astrid mit dem Finger auf den Boden. An der Mauer hockte ein Spatz.
„Sein Flügel ist gebrochen“, erklärte Astrid, „kannst den ruhig anfassen, der fliegt nicht weg.“
Johanna ging vor dem Winzling in die Hocke. Er tat ihr leid. Behutsam nahm sie ihn in die Hand. Ein Tierarzt müsste dem Kleinen helfen können und sie würde ihn pflegen bis er wieder fliegen könnte.
Astrid trat neben sie, nahm die Sonnenbrille ab und musterte Johanna, die sich auf einmal selbst klein vorkam. „Der Vogel wird nicht wieder.“ Es war kein Bedauern in der Stimme. Sie tippte dem Spatz auf den Kopf und nahm ihn Johanna ab. Sie besah sich ihn von mehreren Seiten und plötzlich holte sie mit dem Arm aus und warf ihn mit voller Wucht gegen die Wand.
Johanna glaubte nicht, was sie sah, starrte mit offenem Mund den toten Vogel an.
Astrid verzog die Mundwinkel nach unten. „Ich habe dir gesagt, der schafft es nicht mehr.“ Sie blickte Johanna an, die noch immer starrte. „Ich habe dir nichts vorher gesagt, weil Leute aus der Stadt zimperlich sind, aber ich zeige dir was anderes Tolles.“
Johanna wollte nur noch nach Hause, doch Astrid packte sie an den Arm. „Stell dich nicht so an. Ich musste es tun. Er hatte Schmerzen.“
Johanna nickte, vielleicht hatte Astrid Recht, bestimmt hatte sie Recht, warum hätte sie es sonst tun sollen? Aber bei Astrid, das lernte Johanna schnell, konnte man nie sicher sein, warum sie etwas tat. Das war ihre erste Lektion gewesen. Damals vor dreißig Jahren.
Fast hätte Johanna ihre Haltestelle verpasst, war jedoch im letzten Moment aufgesprungen und hinausgeeilt. Der folgende Fußmarsch lockerte ihre Muskeln und sie fühlte sich schon besser, als sie zu Hause ankam. Johanna steckte den Hausschlüssel in die Tür. Nadja, ihre Lieblingshilfe, lugte hinter der Küchentür hervor.
„So früh habe ich Sie gar nicht erwartet“, ertönte es fröhlich.
Johanna lächelte zurück. Nadjas Anblick war immer eine Freude. Ihr Struwwelkopf verschwand wieder hinter der Tür und sie begann leise, bei der Arbeit zu pfeifen. Johanna lehnte sich an die Garderobe. Die Schuhe auszuziehen, verursachte ihr auf einmal Schwindel und sie verspürte den Wunsch, allein zu sein, allein mit Sammy. Vielleicht brütete sie tatsächlich etwas aus, in der Stadt schwirrten überall Bazillen herum, jeder Nieser ein Treffer. Nein, das tat sie nicht, sie war einfach nur schwanger.
„Nadja, wenn es Ihnen nichts ausmacht, können Sie heute ein paar Überstunden abfeiern.“
Aus der Küche kam ein „Super!“ Johanna schmunzelte, diese Nadja, eine Frohnatur, von der sie sich ein Stück abschneiden konnte. Nadja kam in den Flur, schlüpfte in ihre Jacke.
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