Das geliehene Leben - Charlotte Camp - E-Book

Das geliehene Leben E-Book

Charlotte Camp

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Beschreibung

Welch ein Wahnsinniges Glücksgefühl, als sie sich nach so langer Zeit endlich wiederfanden und aufs Neue in brennender Liebe zueinander entflammten. Doch das Glück wehrte nur kurz, war nur ein glühendes Aufflammen, als sie ihn umgehend schon wieder verlassen musste, um in eine andere Zeit, unterzutauchen und Zuflucht zu finden. Denn zu ihrem Entsetzen, prangte hier ihr Schandbild, ihr Steckbrief der Steckbrief einer Mörderin an allen Ecken, der sie des Mordes eines Knaben, welcher auf mysteriöse Weise plötzlich verschwand, beschuldigte. .

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Zum Buch

All das folgende ist so unglaublich und kaum für Fremde zu verstehen. Doch tatsächlich – verschwand er vom Erdboden und tauchte nach über einem halben Jahrhundert, im gleichen Alter wieder auf. Während all seine Vertrauten – greis oder längst verstorben waren. Er wusste nicht, woher er kam und wie er hierher geraten war... Er war plötzlich da!

Zur Autorin:

In einem kleinen Harzdörfchen - in selbstgewählter Ruhe und Abgeschiedenheit, widmet sie sich nun ausschließlich ihrem Hobby - dem Schreiben utopischer Abenteuer Romane und Thriller.

Inhalt:

Kap. 1: Die geliehene Zeit

Kap. 2: Das neue Leben

Kap. 3: Das Ende ist der Anfang

Kap. 4: Die Stunde null

Kap. 5: Spiel des Lebens

Kap. 6: Geister der Vergangenheit

Kap. 7: Der Irrtum

Kap. 8: Die Hemmschwelle

Kap. 9: Hauch von Noblesse

Kap. 10: Der Fantast

Kap. 11: Der tiefe Fall

Kap. 12: Ein schlechter Witz

Kap. 13: Der Fluch der Zeiten

Kap. 14: Die sinnlose Suche

Kap. 15: Das Versprechen

Kap. 16: Und immer wieder geht die Sonne auf

Kap. 17: Die Teufelsbrut

Kap. 18: Der clevere Roboter

Kap. 19: Die Falle

Kap. 20: Gefangene im eigenen Ressort

Kap. 21: Die verlorene Zeit

Kap. 22: Neu erwacht

Kap. 23: Verehrter Feind

Kap. 24: Das Erwachen

Kapitel 1 Die geliehene Zeit

Oh – diese ewige Dunkelheit und beißende Kälte.

Er streckte sich und wollte die wärmende Decke über die Schulter ziehen.

Doch es gab kein Bett, noch eine wärmende Decke.

Seine Hände griffen ins Leere und ertasteten einen Schalter, der den Monitor in bunten grellen Farben aufleuchten ließ. Farben, die es nicht gab im All, Farben, künstlich - vom Computer, nach verschiedenen Schichten von Gasen, Energien und Materie verschiedenfarbig simulierte und erscheinen ließ.

Kein Blinken in fernsten Fernen. Er war allein im Universum und raste wie eine abgeschossene Rakete immer weiter in die schwarze Unendlichkeit.

Er war allein – so allein in einer Raumgondel, in die man ihn gewaltsam verfrachtet und ferngesteuert, gestartet hatte.

Allein im Universum. Ein winziges Atom im endlosen Raum.

Verzweifelt stöhnte er auf und rief in die Stille.

„Ich will hier nicht sterben. Oh Gott, hab erbarmen mit mir. Ich will leben und nicht ewig dahin rasen und irgendwann im Konusnebel vergehen.“

Doch keiner hörte ihn. Keiner war Willens, seinen Todesflug in die Ewigkeit zu stoppen.

Die Erinnerung setzte sehr lückenhaft wieder ein.

Er glaubte sich, wenn auch nur in Bildern, schemenhaft an seine Rettung durch Robby, zu entsinnen.

Ich sollte also sterben, allein dort oben in der ewigen Finsternis.

Wer aber wollte meinen Tod? Dachte er beklommen.

So waren wohl doch noch Raumfahrer unterwegs.

Ich muss wohl einiges in der Zwischenzeit vergessen haben.

Wollte ich nicht gestern noch sterben?

Hier auf diesem wunderbaren Planeten, einem Stern, den es in Millionen Lichtjahren einmal nur gibt.

Aber warum nur wollte ich sterben, sobald nach meiner Rettung? sinnierte er, als er später im Wald erwachte.

Denn vermutlich bin ich tatsächlich gestorben.

Doch wie bin ich anschließend auf diesen einzigartigen Planeten, mitten im Wald gelandet und wieder zum Leben erwacht, grübelte er verwirrt.

Wie schön ist doch diese Welt, man muss es nur sehen, dachte er ergriffen.

Kapitel 2 Das neue Leben

Er wusste nicht, woher er kam und wie er hierher geraten war.

Er war plötzlich da. Als er in einem Laubhaufen erwachte und sich völlig verwirrt auf die Suche nach menschlichem Leben machte, wo er später die mittelalterliche Siedlung fand.

Dort wurde er freundlich, wie ein alter Bekannter aufgenommen.

Seine Alpträume jedoch, von der ewigen Dunkelheit, peinigten ihn weiter und ließen ihn die ganze Qual wieder und wieder erleben.

Plötzlich war es hell um ihn Er lag in einem weichen frischbezogenem Bett und erwachte, als die Sonnenstrahlen ihn trafen.

Es polterte an der Tür und nötigte ihn, sich aufzusetzen.

„Kommt nur, wer immer es ist, soeben bin ich dem Teufel entkommen und im Paradies gelandet.“

Der Besucher räusperte sich verlegen.

„Hm – aeh – ja Herr, ich wollte euch bitten – aeh, die lange Tafel ist gedeckt.

Wir gedachten eure Wiedergeburt und Heimkehr gebührend zu feiern.“

Kapitel 3 Das Ende ist der Anfang

Unsere Allmutter, die mächtige Sonne, verschenkte weiterhin verschwenderisch ihre Strahlen, um ihre Kinder, insbesondere Venus und Erde zu wärmen und zu neuem Leben zu erwecken.

Um alle toten Gestirne in ihrem System, in ihrer Nähe, wie den zerstörten Planeten die Erde, kraft ihrer Mächtigkeit mit neuem Leben zu füllen.

Denn die Erde war wie all die anderen Gestirne, wüst und leer.

Doch die exakte Nähe der Erde zur Sonne, ließ bald neues Leben, eine exotische Natur entstehen.

Nur der Mensch und die Tiere fehlten.

Schon bald würde ein wuchernder Urwald, die neu erwachte Erde bedecken.

Doch es gab keinen Menschen, der sich an dieser üppigen Vegetation erfreuen konnte, sollte man glauben.

So bliebe es auch, bis sich in unendlich langer Zeit, aus winzigen Mikroben im Wasser neues Leben entwickeln würde, wenn man der Zeit ihren Lauf ließe.

Kapitel 4 Die Stunde null

Ein Mensch wandelte einsam, staunend durch die Einsamkeit, um bald die totale Zerstörung unserer Welt zu registrieren.

Alles war in Schutt und Asche, keine menschlichen Spuren einer Behausung, zeugten von Leben.

Nur Ruinen und Schuttberge zwischen mannshohen Disteln, Brennnesseln, Büschen und spärlichen Bäumen, boten sich seinen Augen. Gott zürnte den Menschen für ihre Überheblichkeit, selbst Gott spielen zu wollen.

Er wusste nicht, woher er kam und wie er hierher geriet.

Er war plötzlich da, als er in einer Laubwehe erwachte.

So fand er sich, wie ein ausgesetztes Kind, unter freiem Himmel entsorgt.

Aber er war kein Kind, sondern ein ausgewachsenes Mannsbild, wohl zwischen dreißig und vierzig Jahren.

Was bin ich nur für ein merkwürdiger Mensch, dachte er beklommen, was war mit mir geschehen und wie bin ich hierher gelangt? Überlegte er und fühlte sich wie ein einsamer Steppenwolf.

Was sollte er hier ohne einen anderen Menschen beginnen.

Selbst Adam hatte eine Gefährtin für den Neuanfang.

Seine porösen Lumpen, die er am Leibe trug, knirschten verdächtig bei jedem Schritt, als würden sie jeden Moment auseinander reißen.

Ein merkwürdiger Urwald ohne Ende, jedoch nur mit niedrigen, jungen Baumbewuchs umgab ihn.

Das waren nicht die gigantischen Riesen, wie er sie in der Steinzeit erlebt hatte.

Doch auch nach Wochen unermüdlichen Wanderns und durchstreifen der Wildnis, die inzwischen das ganze Land überwucherte, sah er stets das gleiche.

Endlich entdeckte er die ersten Anzeichen menschlichen Lebens und Wirkens.

Doch er geriet erneut an seinen Aufbruchsorts und stellte fest, dass er im Kreis gelaufen war.

Hätte er die andere Richtung genommen, so hätte er noch am gleichen Tag die nahe Siedlung entdeckt.

Abgesägte Bäume, Reisighaufen und dahinter eine Lichtung, zeugten von Zivilisation.

Oh, er mochte seinen Augen nicht trauen, dort standen Behausungen, die ein ganzes Dorf füllten.

Eine unbändige Freude erfüllte ihn, bei dem kaum noch erwarteten Anblick.

Staunend verhielt er seinen Schritt und betrachtete das Wunder.

Im Näherkommen sah er die Bewohner, die nun auch ihn bemerkt hatten und den einsamen, zerlumpten Wanderer, freundlich wie einen alten Bekannten willkommen hießen.

Bald sammelte sich die ganze Dorfgemeinschaft, heftig palavernd und kopfschüttelnd um ihn.

Bis ein altes Männlein die Stimme erhob: „Wenn ich es nicht besser wüsste, müsste ich glauben, unser alter Herr und Patron der Justin wäre zurück gekommen. Das jedoch kann nicht sein, denn wir haben ihn vor langer – langer Zeit schon begraben. Ich selbst stand an seinem Grabe und habe ihn betrauert. Und dennoch seid ihr es in Gestalt unseres Hüters und Wohltäters.“ Betonte er, an Justin gewandt.

„Na, wenigstens habe ich jetzt einen Namen.

So bin ich offenbar von den Toten wieder auferstanden und zu neuem Leben erwacht. Das soll es ja gelegentlich geben.“ witzelte Justin, obwohl ihm nicht zum Scherzen war. Doch er musste es glauben, denn wie sollte er es sich auch anders erklären.

Ein Unfall – Koma und anschließende Amnesie, überlegte er.

„Egal, wie auch immer mir geschehen, so kehre ich ganz einfach auf meinen Acker zurück.“ Brummte er in sich hinein.

Die Dorfälteste, die ihres biblischen Alters von über 80 Jahren zu einer weisen Frau zählte und einige anderen der alten Frauen, brachen in Tränen aus.

Sie umringten und herzten Justin, der es verdutzt grinsend über sich ergehen ließ.

„Mein Gott, wie verliebt wir damals alle in ihn waren,“ rief die Älteste, worauf die anderen Alten heftig nickten.

„So kommt an mein Herz, Jungchen, lasst euch drücken,“ fügte die Älteste hinzu und streckte wie eine liebe Tante die Arme aus.

„Oh wie dünn er ist. Na, wir werden unseren Auferstandenen schon wieder aufpäppeln.“.

Er fühlte sich ein wenig unbehaglich unter den knochigen Greisenhänden.

Zudem entsann er sich nicht an die Menschen um sich.

„Wo ist denn jetzt meines Bleibens?“ fragte er zögernd, nachdem er sich verlegen aus der Umklammerung gelöst hatte.

Die Worte der Alten verwirrten ihn, denn die betagten Damen waren gut doppelt so alt wie er.

Doch der Clou kam noch, als er die Alte weiter sprechen hörte.

„Eure Frau, nun ja – ohne Gottes Segen, die schöne Dame, mit der ihr gelebt habt, ist nach Eurer Beisetzung fortgegangen und niemals wieder gekommen!“

„Wie? Was sagt ihr da, ich habe eine Frau?

Aber wo ist sie wohl hingegangen?

Und wo ist mein Platz,“ bohrte er weiter.

„Bin ich jetzt nur ein Bettler, der auf Almosen angewiesen ist?“

„Oh nein gewiss nicht,“ bekräftigte die alte Dame resolut.

„Dort hinter den Hütten, direkt am Berge mit der Höhle – seht euch nur um, dort ragt euer Haus, welches ihr selbst gebaut, unübersehbar heraus.

Ja, das ist euer Haus.

Allerdings ist es im Laufe der langen Zeit von den jungen Leuten geplündert worden – es gehörte ja keinem mehr.

Aber es wird euch dennoch als Unterkunft dienen, alles weitere wird sich finden.

So kommt. Wir werden euch dorthin begleiten.“

„Oh Donnerwetter, das soll mein Haus sein?“ staunte Justin mit offenem Mund und besah das Anwesen bewundernd von oben bis unten.

„Weis der Teufel wann ich dieses Unikum gebaut haben soll. So lasst mich jetzt allein, wenn ich es betrete.

Ich will es in Ruhe auf mich einwirken lassen.

Vielleicht entsinne ich mich dann daran, hier schon einmal gelebt und gewirkt zu haben,“ ergänzte er.

„So wartet doch noch.

Da wir nicht mit euch gerechnet haben, sind wir nun bereit euch vorerst mit dem nötigsten auszuhelfen.

Frida und Elli, ihr werdet dem Herrn sein Bett neu beziehen und ein Abendessen bereiten.“ Befahl die Alte nachdrücklich.

So betrat er sein Eigentum, das ihm zunächst sehr fremd und gleichsam vertraut erschien.

Während die jungen Frauen für seine Bequemlichkeit sorgten, soweit es möglich war und sich dann zurück zogen.

Meine Güte, das alles ist so groß und komfortabel gebaut, wenn auch der größte Teil ohne Mobiliar bestand.

So war zumindest die Küche komplett, Spüle, die eingebauten Schrankzeilen und der Elektroherd, mit dem sie nichts anzufangen wussten, waren noch an ihrer Stelle.

Auch das Bad mit der Dusche, den Marmorbecken und der Wanne war noch vollständig erhalten.

Die Wohnräume allerdings, gähnten vor Leere.

Nur das Bett im Schlafgemach hatten die Plünderer noch stehen gellassen.

Während die Stühle, Sessel, Couch und Tische der vielen Räume allesamt ausgeräumt waren.

Außer die zahlreichen Generatoren zu Stromerzeugung, mit denen die Bewohner aus dem Mittelalter, auch nichts anzufangen wussten, sie standen noch an ihrem Platz.

Nun, so habe ich wenigstens noch ein Bett und ein Dach über dem Kopf, tröstete sich Justin.

Seine Inspektion durch das Haus dauerte Stunden und führte ihn auch in die unteren Vorratskammern.

Doch auch diese waren leergeräumt.

Instinktiv tastete er nach einer versschiebbaren Holzwand, welche sich tatsächlich vor ihm auftat.

Enttäuscht durchschritt er den Kabuff, darin er nur hauptsächlich leere Kisten und Kartons fand.

Immer tiefer führte ihn sein Weg in die unterirdischen Gänge.

Hinter einem vollgestopften Regal fand er eine gut verborgene Geheimtür.

Aufgeregt rückte er das Gestell zur Seite, wohinter eine Treppe abwärts führte.

Dort waren die geheimen Gänge, die keiner außer ihm je betreten hatte. Außer natürlich Carla, was er jedoch nicht wusste. Was er dort sah, verwunderte ihn sehr.

Dort fand er elektrische Werkzeuge – Handwerksgeräte aller Art. Eine Ansammlung neuster Geräte und allerlei diverse Errungenschaften der Technik.

Seltsamerweise wusste er den Gebrauch jedes einzelnen Gegenstandes.

Alles Wissen war in seinem Hirn gespeichert und abrufbar, gleichwohl aber nur bildlich.

Dennoch konnte er sich an ein voriges Leben nicht – aber auch gar nicht erinnern. Es war ihm nicht möglich, sich Zusammenhänge des Geschehens zusammen zu reimen.

Mein Gott, ich bin mindestens 40 Jahre, doch mir ist, als wäre ich gerade erst geboren.

Woher aber weis ich von diesen Geheimtüren, die ja gar nicht als solche zu erkennen sind.

Knarrend gab das Hindernis nach, als er sich dagegen stemmte.

Von dem, was ihn da erwartete, hatte er nicht zu träumen gewagt - besser gesagt - war ihm derlei niemals in den Sinn gekommen.

Staunend hielt er die Luft an.

Es war nicht nur ein Hobbyraum, wie ihn sich jeder Mann wünscht, vielmehr glich es einem Filmstudio mit Unmengen Material ausgestattet.

Etliche Filmrollen, Videokassetten und erst die vielen Musik CD Scheiben sowie Computer, Smartphone und Co.

Dort vergaß er die Zeit.

Stunde um Stunde ließ er die zahlreichen Filme ablaufen, bis ihm der Kopf schwirrte.

Ungläubig raufte er sich die Haare, als er einen Teil des Filmmaterials abgespielt hatte.

In fast jedem Film, tauchte diese bezaubernde Frauengestalt auf.

Das ist sie also, die eine – die Jene Welche.

Von der ich nicht mehr weis.

Oh je, ich werd nicht mehr, unfassbar, wie kann es solch ein göttliches Weib auf Erden geben- sein Weib!

Nun gab es kein Halten mehr, bis er auch den Rest der Streifen und CD. angesehen hatte.

Zum Schluss folgten etliche, für ihn zurzeit belanglose Szenen von Hausbauten, Richtfesten, Einweihungsfeiern und immer wieder „Sie“, die ihm entgegen lächelte, sein Herz aufgehen ließ.

Oder auch gelegentlich schmollend.

Wie anmutig sie sich bewegte – ging – ihr Engelshaar zurück strich, ohne Geziere unschuldig, plötzlich den Kopf wendete.

Wenn ihr Blick dich traf, dich erfasste und verhexte.

Wenn sie die Arme öffnete, für mich, denn ich hielt ja die Kamera.

So legte sie mich in Ketten, machte mich zu ihrem Sklaven.

All das erkannte und fühlte ich während des Ablaufens des lebendig gewordenen Geschehens.

Augenblicklich durchfuhr es mich und ich wusste, dass ich sie bis zur Besessenheit liebte.

Es muss irre sein, solch ein Traumweib zu besitzen.

Das war also mein Leben, ein Leben mit einem faszinierenden Wesen, das es nicht mehr gab.

Oh, diese einmaligen Augen.

Von diesem Moment an, schwirrten diese Augen in seinem Kopf, waren immer in ihm, wohin er auch ging.

Was meinte die Alte nur, als sie sagte: „Deine Frau ohne Gottes Segen!“

Vermutlich wurden wir nicht von einem Priester getraut, denn der Priester war womöglich ich selber.

Sowie ich vermutlich sämtliche Ämter innehatte.

Obwohl er im Dorf manch reizende Mädels gesehen hatte, in die er sich hätte verlieben können, war “Sie“ mit keiner anderen zu vergleichen.

Jede andere verblasste neben ihr.

Doch wo ist sie nur geblieben? Wie viel Zeit ist seitdem vergangen?

Fragen über Fragen.

Er konnte nicht mehr klar denken. Nach der dritten Flasche, die er wahllos aus den Regalen gefischt und in seinem Eifer geleert hatte, verschwamm die Wirklichkeit.

Beduselt suchte er sein Bett auf und fiel augenblicklich in einen tiefen Erschöpfungsschlaf.

Als er nach Stunden erwachte, war ihm, als hätte er all das nur geträumt.

Doch die Berge von Filmen, an die er sich entsann, riefen ihn in die Wirklichkeit zurück!

Nun konnte er den Morgen kaum erwarten.

So vieles musste er noch wissen.

Es war noch dunkel und die Müdigkeit überfiel ihn erneut.

Bis die Sonne und ein hartnäckiges Klopfen an der Tür, ihn wieder klar denken ließen und ihn aus dem Bett scheuchten.

Seine treuen Untertanen, hatten eine Überraschung für ihn vorbereitet.

„Wie viele Wochen oder gar Monate sind vergangen, seit aeh – seit meinem Ableben – meiner Beisetzung,“ war die erste Frage, die er an die versammelten Siedler stellte. Worauf er nur Schulterzucken, der Unmassen von Neugierigen, welche den Platz vor seinem Haus belagerten erntete.

Sie begrüßten ihn mit Klatschen und Pfiffen, wie einen hochrangigen Promi oder einen beliebten Popstar.

Besonders die jungen Mädels brachen in ein hysterisches Kreischen aus. Sie alle kannten die alten Sagen von dem einstigen Gründer der Siedlung, vor etwa 160 Jahren.

Von dem Heros, der nicht älter wurde und dennoch starb.

Sie alle hatten den großen Grabstein, eher einem Denkmal gleichend, mit der eingestanzten Schrift gelesen.

Er wusste das er gut aussah, wusste dass der liebe Gott ihn mit allen denkbaren, männlichen Vorzügen ausgestattet, nachdem er sich ausgiebig, wohlwollend im Spiegel betrachtet hatte.

Doch was nutzte es ihm noch.

Der so Bejubelte, hob und senkte bescheiden lächelnd die Arme, als Zeichen, das nun Ruhe einkehren möge.

Nun pellten sich aus dem Gewirr, die drei Dorfältesten und riefen in die eingetretene Stille: „Oh werter Herr, es ist schon sehr lange her, wohl die Spanne eines ganzen Lebens, nahezu wohl an die siebzig Jahre,“ bekräftigten auch die beiden anderen, heftig mit den Kopf nickend.

Das gehörte war so absurd, dass es Justin zunächst für einen Ulk hielt.

„Also 70 Tage?“ prustete er amüsiert heraus.

„Nein Herr, gewiss keine 70 Tage, sondern Jahre.

Ich weis es genau. Wenn ich recht überlege, so sind es weit über 60 Jahre, denn ich war zu diesem Zeitpunkt noch nicht verheiratet, ein junges Ding von wohl 17 Jahren,“ behauptete sie.

„Wie - was sagt ihr da? Diese Ungeheuerlichkeit, ließ ihn keuchend nach Luft schnappen.

Ein tiefer schwarzer Abgrund tat sich vor ihm auf.

Das ist so lange her, da kann er nur noch nach dem Grab seiner Liebsten suchen, war ihm klar und erschütterte ihn.

„Wir weinten damals fürchterlich,“ hörte er sie wie aus weiter Ferne weiter sprechen, „denn wir waren damals allesamt verliebt in den Einmaligen, als er in der Grube verscharrt wurde. Greta hörst du? Komm und bestätige die Zeit, du warst doch auch dabei, damals vor so langer Zeit und auch du, Alfred!“

„Das mag wohl sein, aber ich habe die Zeit vergessen, eigentlich weis ich gar nichts mehr, doch ich kenne ihn,“ grummelte der Alte, der mal wieder einen Aussetzer hatte.

Noch während er sprach, hatte Justin sich abgewandt.

Die Feier für seinen Wiedereintritt, musste warten.

Seine Gefühle waren in Aufruhr.

Die letzten Worte der Alten und das Gemurmel der Menge verwirrten ihn vollends, machten ihn kopflos.

Er lief – floh fluchtartig davon.

Er brauchte jetzt Ruhe, musste allein sein, um diese Ungeheuerlichkeit verarbeiten zu können.

Zunächst war er nicht fähig, klar zu denken, wollte das gesagte nicht wahr haben.

Alles drehte sich in seinem Kopf.

Wie kann das alles sein?

Ich kann doch nicht 70 Jahre im Koma verbracht haben, um dann plötzlich mitten im Wald aufzuwachen.

Die Chance, dass „Sie“, seine Liebste noch lebte war somit sehr gering.

Und selbst wenn, so würde er sie nicht erkennen.

Ein uraltes Hutzelweibchen von 100 Jahren, womöglich noch älter.

So viele Jahre voneinander entfernt.

So werden wir niemals mehr zusammen finden, wie unsäglich schade, dachte er verzweifelt.

Sein Magen knurrte fürchterlich, als er sich automatisch wieder auf den Rückweg begab.