Das Gicht-Buch - Dr. med. Heike Bueß-Kovács - E-Book

Das Gicht-Buch E-Book

Dr. med. Heike Bueß-Kovács

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Beschreibung

Die Gicht in den Griff bekommen – es ist möglich! Gicht ist heilbar! Mit dieser guten Nachricht macht die Ärztin und Medizinjournalistin Dr. Heike Bueß-Kovács Betroffenen Mut. Auch wenn eine gewisse genetische Veranlagung zu Störungen des Harnsäurestoffwechsels vorliegt, kann man selbst viel tun, um Krankheit in Schach zu halten. Denn bei der Gicht kommt es viel mehr auf die Ernährung und die Lebensführung an als auf genetische Faktoren an: zu hoher Fleisch- und Fettkonsum, zu viel Alkohol, zu wenig frische, naturbelassene Lebensmittel und zu wenig Bewegung zählen zu den wichtigsten Risikofaktoren. Ernährung, Bewegung, natürliche Hilfe In diesem Ratgeber erklärt Dr. Bueß-Kovács, wie Gicht entsteht, welche Symptome sie mit sich bringt und welche therapeutischen Maßnahmen es gibt. Zudem liefert sie umfassende Informationen zu einer gezielten Ernährungsumstellung, einer Änderung der Lebensgewohnheiten sowie nützlichen natürlichen Hausmitteln und altbewährten Maßnahmen, mit denen man einer Gichterkrankung vorbeugen und sie wirkungsvoll behandeln kann. So können alle, die unter Gicht leiden, die Behandlung bei ihrem Arzt effektiv unterstützen und einen Weg zu Gesundheit und Schmerzfreiheit einschlagen. Aus dem Inhalt: • Wie entsteht Gicht? • Die vier Stadien der Gicht • Diagnose und Therapie • Richtig essen bei Gicht • Flüssigkeit – wichtig für den Stoffwechsel • Kommen Sie in Bewegung • Pflanzliche Heilmittel • Die sieben goldenen Regeln bei Gicht

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Auf diese Werte kommt es an

VORWORT

GICHT – DAS SOLLTEN SIE WISSEN

Eine Krankheit mit Geschichte

Wie entsteht Gicht?

Harnsäure: der Schlüsselparameter

Verschiedene Formen der Gicht

Die vier Stadien der Gicht

Stadium 1: Asymptomatische Gicht

Stadium 2: Der akute Gichtanfall

Stadium 3: Die interkritische Phase

Stadium 4: Das chronische Stadium

Diagnose und Therapie

So wird Gicht festgestellt

Gicht medizinisch behandeln

Langzeittherapie

Das Wichtigste im Überblick

GESUNDE ERNÄHRUNG – DER SCHLÜSSEL ZU EINER ERFOLGREICHEN THERAPIE

Richtig essen bei Gicht

Purinarm essen – wie geht das?

Die purinarme Kost

Frische Kost – am besten bio

Die Lebensmittelpyramide

Besser vegetarisch

Fleisch, Fisch und Meeresfrüchte – ganz verboten?

Eiweiß aus Milchprodukten und Eiern

Nudeln und Getreide: besser Vollkorn

(Frucht-)Zucker reduzieren

Flüssigkeit – wichtig für den Stoffwechsel

Im Wasser: lebenswichtige Mineralstoffe

Rote Karte für den Alkohol

Ein gesundes Gewicht

Abnehmen beginnt im Kopf

Die innere Balance wahren

Abnehmen durch Intervallfasten

Wie unser Essverhalten gesteuert wird

Mit Nahrungspausen gegen den Heißhunger

Optimal gerüstet fürs Intervallfasten

Der sichere Weg zum Wunschgewicht

MIT BEWEGUNG GEGEN DIE SCHMERZEN

Kommen Sie in Bewegung!

Ausdauer und Kraft

Welches Training passt zu mir?

Mit Beharrlichkeit zum Ziel

Passive Therapietechniken

Physiotherapie – Anwendungen mit langer Tradition

Osteopathie – ein ganzheitlicher Ansatz

SCHONENDE HILFE AUS DER NATUR

Pflanzliche Heilmittel

Heilpflanzen zur inneren und äußerlichen Anwendung

Heilpflanzen als Öle, Salben oder Gele

Heilkräutertees

Pflanzensäfte

Umschläge und Auflagen

Einreibungen und Bäder

Hydrotherapie: Heilen mit Wasser

SIE SCHAFFEN ES!

ANHANG

Ihr Stoffwechsel-Status: Checkliste

Harnsäuretabelle

Die sieben goldenen Regeln bei Gicht

VORWORT

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Gicht zählt, wie Diabetes oder erhöhte Cholesterinwerte, zu den Stoffwechselerkrankungen. Wie Sie vielleicht selbst schon erleben mussten, kann sie unerträgliche Schmerzen in den Gelenken verursachen und das Leben stark einschränken. Laut der Deutschen Gicht-Liga e.V. sind 2,8 Prozent der Männer und 0,4 Prozent der Frauen im Alter zwischen 30 und 59 Jahren betroffen. Die gute Nachricht: Gicht ist heilbar. Auch wenn eine gewisse genetische Veranlagung zu Störungen des Harnsäurestoffwechsels vorliegt, können Sie beim Thema Gicht selbst viel dafür tun, die Krankheit in Schach zu halten.

Denn bei der Gicht kommt es viel mehr auf die Ernährung als auf genetische Faktoren an: Ob und in welchem Ausmaß diese Stoffwechselkrankheit ausbricht, hängt in erster Linie davon, was Sie essen, und von Ihrer allgemeinen Lebensführung ab. So zählen etwa zu hoher Fleisch- und Fettkonsum, zu viel Alkohol, zu wenig frische, naturbelassene Lebensmittel und zu wenig Bewegung zu den wichtigsten Risikofaktoren für eine Gicht. Konkret bedeutet das also, dass Sie selbst es ganz wesentlich steuern können, dass die Krankheit gut behandelbar ist – oder am besten gar nicht erst in Erscheinung tritt.

In diesem Ratgeber erfahren Sie alles Wissenswerte zur Entstehung einer Gicht, zu den Symptomen der Erkrankung und den therapeutischen Maßnahmen wie etwa dem Einsatz von Medikamenten zur Behandlung eines akuten Gichtanfalls oder zur Senkung des Harnsäurespiegels. Zudem erhalten Sie umfassende Informationen zu einer gezielten Ernährungsumstellung, einer Änderung Ihrer Lebensgewohnheiten, nützlichen natürlichen Hausmitteln und altbewährten Maßnahmen, um einer Gichterkrankung auf natürliche Weise vorzubeugen und sie wirkungsvoll zu behandeln.

Bekommen Sie die Gicht in den Griff – es ist möglich!

Ihre

Dr. med. Heike Bueß-Kovács

GICHT – DAS SOLLTEN SIE WISSEN

Die Gicht ist keine Neuzeiterkrankung. Schon in der Antike war das Leiden und dessen Hauptverursacher bekannt: Völlerei, Übergewicht und zu wenig Bewegung. An diesen Krankheitsursachen hat sich seit 2000 Jahren nichts geändert. In diesem Kapitel erfahren Sie, wie die Krankheit entsteht, wie die typischen Symptome aussehen, welche Behandlungsschritte Sie bei Ihrem Arzt erwarten und wie eine mögliche Therapie gestaltet werden kann.

Eine Krankheit mit Geschichte

Schon im Altertum war die Gicht bekannt und wurde 450 Jahre vor Christus von Hippokrates, einem griechischen Arzt, beschrieben. Er bezeichnete sie als „Podagra“, griechisch für „Fußfessel“. Weil die Krankheit meist mit heftigen Schmerzen im großen Zeh beginnt, die das Laufen erschweren oder sogar unmöglich machen, ist das ein sehr treffender Name. Eine weitere veraltete Bezeichnung für die Gicht ist „Zipperlein“, das vom mittelhochdeutschen Begriff „zipfen“ für „trippeln“ abgeleitet ist und den Gang der Erkrankten bezeichnet. „Der Dicke aber – ,autsch! mein Bein!’ – hat wieder heut’ das Zipperlein“ – so dichtete Wilhelm Busch im Jahr 1867 in „Der neidische Handwerksbursche“. Die heute übliche Bezeichnung „Gicht“ stammt von dem mittelhochdeutschen Wort „giht“, das „Besprechung, Behexung“ bedeutet. Damit bezeichnete man alle Arten von Gliederschmerzen und Lähmungen, deren Ursachen unbekannt waren und die kurzerhand auf böse Zaubersprüche zurückgeführt wurden.

Die Gicht gehört zu den sogenannten Zivilisations- bzw. Wohlstandskrankheiten. Sie befiel einst hauptsächlich die Reichen, die sich den Luxus üppig gedeckter Tafeln und übermäßigen Schlemmens leisten konnten. Gicht war damit die „Krankheit der Könige“: Alexander der Große, Karl der Große, Ludwig XIV. und Friedrich der Große litten an ihr, aber auch Wallenstein, Goethe und Bismarck. Heute, wo uns alle Arten der Ernährung, auch die ungesunden, zur Verfügung stehen, ist die Gicht nach den Fettstoffwechselstörungen (zu hohe Bluttfettwerte, die Arteriosklerose und Herzinfarkt verursachen können) und Diabetes Typ 2 die dritthäufigste Stoffwechselerkrankung: In Deutschland sind 2,8 Prozent der Männer und 0,4 Prozent der Frauen im Alter zwischen 30 und 59 Jahren betroffen. Etwa 20 Prozent der Deutschen haben erhöhte Harnsäurewerte und damit einen Risikofaktor für die Entwicklung einer Gicht. In den Industrienationen nimmt die Anzahl der von Gicht Betroffenen stetig zu, inzwischen sind erhöhte Harnsäurewerte und Gicht in allen Bevölkerungsschichten der Welt zu finden. Sogar in China und Indien stieg dank des wachsenden Wohlstands in den letzten 20 Jahren die Zahl der Gichtkranken an.

Die Gicht befiel einst hauptsächlich die Reichen, die sich Luxus leisten konnten.

Weil sich heute viele Menschen eine fleischlastige Ernährung leisten können, bekommen entsprechend viele Menschen heute eben auch ein Stoffwechselproblem. Denn Fleisch enthält reichlich Purine, und deren Abbauprodukt ist die sogenannte Harnsäure. Sie lagert sich in Form von Harnsäurekristallen in Gelenken und Geweben ab, was die für Gicht typischen Schmerzen zur Folge hat. Was es mit der Gicht im Einzelnen auf sich hat, lesen Sie im Folgenden.

Bei der Gicht (in der Medizin heute Arthritis urica genannt) handelt es sich um eine Stoffwechselerkrankung, die zum rheumatischen Formenkreis gezählt wird. Die Zahl der betroffenen Erwachsenen, die erhöhte Harnsäurewerte aufweisen, ist in Deutschland allein in den letzten Jahren drastisch angestiegen: von nur zwei auf 20 Prozent (Quelle: die Fachzeitschrift „Der Internist“). Die gute Nachricht: Gicht gehört zu den wenigen Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises, die geheilt werden kann, weil sie keine Autoimmunerkrankung ist. Wie bei vielen Krankheiten spielen auch bei der Gicht bestimmte Stoffwechseldispositionen eine Rolle. Man braucht also eine gewisse genetische Veranlagung, damit die Krankheit zum Ausbruch kommt. Wichtig jedoch: Die Gene sind niemals allein verantwortlich für ein Geschehen, das solch immense Folgen wie Schmerzen, Entzündungen und gar Deformierungen an den Gelenken mit sich bringt! Die Krankheit Gicht ist eher als multifaktoriell bedingt anzusehen, hat also verschiedene Ursachen, und Ihre tägliche Ernährung und Ihre täglichen Gewohnheiten spielen hier eine wichtige Rolle.

Gicht: Wen trifft es mehr?

Die Gicht macht einen deutlichen Unterschied zwischen den Geschlechtern: Männer haben ein zehnfach höheres Risiko, an Gicht zu erkranken. Die erblichen Ursachen werden derzeit noch erforscht. Mehr als zwei Dutzend Gene sollen den Harnsäurestoffwechsel steuern, zwei Genorte sollen im direkten Zusammenhang mit Gicht stehen. Falsche Ernährung und Übergewicht tun dann das Ihre. Frauen sind durch das Hormon Östrogen vor Gicht besser geschützt und erkranken in der Regel erst nach den Wechseljahren. Jedoch hat sich auch bei Frauen die Häufigkeit von Gicht durch veränderte Ess- und Lebensgewohnheiten deutlich erhöht.

Wie entsteht Gicht?

Bei der Gicht sind die Harnsäurewerte im Blut erhöht. Der normale Spiegel der Harnsäure liegt beim Erwachsenen zwischen 3,0 und 6,0 mg pro 100 ml Blut. Liegen die Werte darüber, sprechen die Ärzte von einer Hyperurikämie, schlicht einem Zuviel an Harnsäure.

Die Ursache für diese Hyperurikämie sind die sogenannten Purine. Sie spielen bei der Gicht eine Hauptrolle. Dabei handelt es sich um kleine chemische Verbindungen, die sich bevorzugt in Innereien, Fleisch, Wurst, Fisch, Meeresfrüchten und Hefe befinden (etwa 60 Prozent der aufgenommenen Purine stammen aus Fleisch). Wir nehmen sie also mit der Nahrung auf. Aber auch beim Abbau von Zellen fallen Purine im Organismus an. So lebt z. B. eine Darmzelle ein bis zwei Tage, eine Hautzelle zwei bis vier Wochen, und viele andere Körperzellen regenerieren sich innerhalb eines Jahres. Darüber hinaus sterben viele Körperzellen etwa beim Fasten oder bei einer zu raschen Gewichtsabnahme ab. Auch bei einer Bestrahlung oder Chemotherapie werden viele Zellen zerstört, deren Purine dann freigesetzt werden und im Blut landen.

Ursache für die Hyperurikämie sind die sogenannten Purine, kleine chemische Verbindungen in z. B. Fleisch, Wurst, Fisch und Hefe.

Gesunder Fuß und Fuß eines Gichtpatienten.

Harnsäurekristalle unter dem Mikroskop.

Egal, ob die Purine mit der Nahrung in Ihren Körper gelangen oder ob sie durch den Abbau von Körperzellen entstehen: Sie werden im Körper biochemisch umgebaut und über Zwischenstufen in Harnsäure umgewandelt. Die überschüssige Harnsäure wird zu 80 Prozent über die Nieren und den Harn ausgeschieden, zu etwa 20 Prozent über den Darm. Dafür muss sich die Harnsäure allerdings in einer löslichen Form befinden. Diese Löslichkeit hat eine Obergrenze von 6,0 mg/dl Blut. Liegt die Konzentration an Harnsäure höher, weil über die Nieren und den Darm dauerhaft weniger Harnsäure ausgeschieden wird, als im Körper produziert wird, kristallisiert sie zu sogenannten Uratkristallen aus. Dabei bilden sich nadelspitze Harnsäurekristalle, die über den Blutkreislauf transportiert werden und sich vorzugsweise an Gelenken und Weichteilen ansammeln. Dort reizen sie das Gewebe. Immunzellen strömen ein und setzen Botenstoffe frei, die eine Entzündung hervorrufen.

Mit der Zeit entstehen an den Stellen größere Ansammlungen an Harnsäurekristallen. Bei fortschreitender Krankheit bilden sich Gichtknoten, sogenannte Tophi (Einzahl: Tophus). Sie führen verstärkt zu schmerzhaften Entzündungen in Gelenken, Schleimbeuteln, Sehnen oder der Haut. Werden sie nicht behandelt, drohen Schäden. Schlimmer: Die Kristalle können sich auch in Organen ablagern, z. B. in der Niere, und dort Funktionsstörungen verursachen. Die Gichttophi können bis zu einem Zentimeter groß werden. Man erkennt sie sogar im Röntgenbild. Sie sind in der Regel nicht schmerzhaft. In ihnen befindet sich eine weiße Flüssigkeit bzw. Masse, die hauptsächlich aus Harnsäureablagerungen besteht. Meist entstehen diese Tophi in den Gelenken, sie können sich aber auch am äußeren Rand der Ohrmuschel oder auf dem Nasenrücken bilden.

Harnsäure: der Schlüsselparameter

Harnsäure ist eine biochemische Substanz, die beim Abbau von Eiweißstoffen aus der DNA, also der Erbsubstanz in den Zellkernen, entsteht. Genauer gesagt handelt es sich um die sogenannten Purinbasen, wichtige Bausteine in der DNA. Ein vermehrter Abbau von Purinbasen und – damit verbunden – eine vermehrte Bildung von Harnsäure fällt an, wenn wir purinhaltige Lebensmittel zu uns nehmen. Dazu gehören beispielsweise Wild, Innereien wie Herz und Leber, aber auch Geflügel, Muscheln und bestimmte Fischarten (Einzelheiten siehe S. 38).

Eine vermehrte Bildung von Harnsäure fällt an, wenn wir purinhaltige Lebensmittel zu uns nehmen.

Auch im Blut können die Harnsäurewerte ansteigen, wenn ihre Ausscheidung beeinträchtigt ist, etwa bei stärkerem Alkoholkonsum, durch die Einnahme bestimmter Medikamente (z. B. gegen Krebs) oder bei Nierenstörungen. Wie viel Harnsäure sich im Körper befindet, hängt vom Alter, vom Geschlecht und – wie schon erwähnt – von der Ernährung jedes Menschen ab. Bei zu viel Harnsäure im Blut, also einer Hyperurikämie, kann die Harnsäure in Form von Harnsäurekristallen ausfallen.

Harnsäurewerte

Die Normwerte für den Harnsäurespiegel im Blutbild sehen folgendermaßen aus:

Männer:

Untergrenze: 3,6 Milligramm pro Deziliter (mg/dl)

Obergrenze: 8,2 Milligramm pro Deziliter (mg/dl)

Frauen:

Untergrenze: 2,3 Milligramm pro Deziliter (mg/dl)

Obergrenze: 6,1 Milligramm pro Deziliter (mg/dl)

Eine Hyperurikämie liegt vor, wenn die Harnsäurewerte im Blut bei

Männern über 6,4 mg/dl und bei Frauen über 6,0 mg/dl steigen.

Dann kann die Harnsäure als Harnsäurekristalle ausfallen.

Verschiedene Formen der Gicht

Primäre Gicht – angeborene Störung: Die erblich bedingte primäre Gicht betrifft 98 bis 99 Prozent der Patienten: Es ist also eine Veranlagung vorhanden, und die Gicht wird dann meist durch eine falsche Ernährung ausgelöst. Bei 80 Prozent ist eine gestörte Harnsäureausscheidung durch die Niere die Ursache dafür, dass die Harnsäurekonzentration im Blut allmählich ansteigt, bis der Wert eine kritische Grenze erreicht. Bei etwa 20 Prozent der Betroffenen geht dieser Anstieg auf eine vermehrte Harnsäurebildung aus Purinen infolge eines erblichen Enzymdefekts zurück.

Sekundäre Gicht – erworbene Störung: Die sehr viel seltenere sekundäre Gicht entsteht infolge anderer Erkrankungen oder durch Medikamente. Beispielsweise können Blutarmut, Nierenerkrankungen oder Diabetes Typ 2 dazu führen, dass die Nieren weniger Harnsäure ausscheiden, sodass die Konzentration im Blut steigt. Eine sekundäre Gicht kann sich aber auch entwickeln, wenn viele körpereigene Zellen absterben – etwa bei Leukämie –, sodass sich im Körper viele Purine bilden. Auch starkes Übergewicht, Alkoholkonsum und manche Medikamente können eine Gicht begünstigen. Ebenso vermag plötzliches Fasten einen Gichtanfall auszulösen.

Die vier Stadien der Gicht

Eine Gicht verläuft im Allgemeinen in mehreren Schritten und lässt sich in vier Stadien aufteilen:

Stadium 1: Der Harnsäurespiegel im Blut ist erhöht und mit Werten von 7 mg/dl und höher messbar. Symptome jedoch treten in diesem Stadium meist noch nicht auf.

Stadium 2: Es treten bereits die ersten Gichtanfälle auf. Das heißt, die Harnsäure ist zu den nadelspitzen Kristallen auskristallisiert, die das Immunsystem anfachen und zu akuten Entzündungsreaktionen sowie Schmerzen an den Gelenken führen.

Stadium 3: Dieses Stadium stellt die Intervalle dar, in denen sich die Gichtanfälle ereignen. In der Fachsprache werden sie auch als interkritische Phase bezeichnet, die in der Regel von Symptomfreiheit gekennzeichnet ist.

Stadium 4: In diesem letzten Stadium spricht man von chronischer Gicht. Hier lassen sich häufig bereits Deformierungen an den Gelenken erkennen, die mit mehr oder minder schmerzhaften Bewegungseinschränkungen einhergehen. Auch die Tophi, die Knötchen an den Gelenken, zeigen sich in diesem Stadium häufig. Zusätzlich können durch die starke Harnsäurebelastung Nierenfunktionsstörungen vorhanden sein.

Im Folgenden werden diese vier Stadien näher beschrieben.

Die vier Stadien der Gicht.

Langfristige Schäden vermeiden

Wird eine chronische Gicht nicht ausreichend behandelt, können die eingelagerten Harnsäurekristalle langfristig das Gewebe von Gelenken und Nieren schädigen. Die Ablagerung von Uratkristallen im Nierenparenchym, der Organmasse der Niere, kann die Nierenfunktion stark beeinträchtigen und im schlimmsten Fall sogar zu einer Niereninsuffizienz, also zu einem völligen Versagen des Organs, führen.

Stadium 1: Asymptomatische Gicht

Anfangs verläuft eine Gicht ohne Symptome oder Beschwerden. Diese Phase kann sich über Jahre oder Jahrzehnte hinziehen, bei manchen Betroffenen wird die Gicht nie akut. Die Harnsäurewerte sind in diesem Stadium ohne Symptome zwar erhöht, festgestellt wird dies meist aber eher zufällig im Rahmen einer Blutuntersuchung. In den meisten Fällen wird dieses Gichtstadium von den Betroffenen gar nicht bemerkt.

Anfangs verläuft eine Gicht ohne Symptome oder Beschwerden.