Diagnose Brustkrebs - Dr. med. Heike Bueß-Kovács - E-Book

Diagnose Brustkrebs E-Book

Dr. med. Heike Bueß-Kovács

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Beschreibung

Diagnose Brustkrebs – alles ist plötzlich anders Brustkrebs – wenn eine Frau mit dieser Diagnose konfrontiert wird, ist das ein Schock. Und dann kommen die bangen Fragen: Wie bösartig ist der Tumor? Werde ich meine Brust verlieren? Werde ich sterben müssen? Die Diagnose Brustkrebs stürzt jedes Jahr Tausende von Frauen in tiefe Verzweiflung. Allein in Deutschland erkranken etwa 72 000 Frauen. Das sind dramatische Zahlen, die Angst machen. Doch es gibt auch große Hoffnung, denn die Heilungschancen werden dank neuer hoch wirksamer Therapien immer besser. So liegt heute schon die relative Fünf-Jahres-Überlebensrate bei über 80 Prozent. Die betroffenen Frauen können mutig ihr Schicksal in die Hand nehmen und zusammen mit einem spezialisierten Behandlungsteam den Weg durch die Krankheit gehen. Dieses Buch möchte Sie und Ihre Angehörigen auf diesem Weg begleiten, Antworten auf die zahlreichen Fragen geben und Ihnen mit vielen Informationen und Ratschlägen zur Seite stehen. Aus dem Inhalt - Alle wichtigen Informationen über die Behandlungen im Brustzentrum. - Ganzheitliche Behandlung mit ergänzenden Heilverfahren. - Seelische Begleitung und Tipps zur Selbsthilfe. - Experteninterviews und Schilderungen von Patientinnen.

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Diagnose Brustkrebs – Dieser Ratgeber gibtIhnen Antworten auf Ihre zahlreichen Fragen

Was ist Brustkrebs?Wie wird Brustkrebs diagnostiziert?Ich habe Brustkrebs. Wie geht’s weiter?Wie kann ich die Stunden nach der Diagnose bewältigen?Wie verläuft die Therapie im Brustzentrum?Welche Untersuchungen sind notwendig?Welche Behandlungen werden durchgeführt?Wie finde ich den Arzt meines Vertrauens?Wie wird die Operation durchgeführt?Wann kann die Brust wieder aufgebaut werden?Welche Risiken bestehen?Wie ist das ästhetische Ergebnis?Was muss ich nach der Operation beachten?Wie geht es weiter?Welche Untersuchungen stehen noch an?Was kann ich selbst zum Therapieerfolg beitragen?Helfen ergänzende Maßnahmen, z. B. aus der Naturheilkunde?Und dann? Zuhause?Welche Rolle spielt eine ausgewogene Ernährung?Welche Bewegung tut mir gut?Wie kann ich gut entspannen?Wie gehe ich mit der Angst vor einem Rückfall um?Wann kann ich wieder arbeiten gehen?

VORWORT

DIE DIAGNOSE ANNEHMEN

Einfach nur da sein

Vier Frauen erzählen ihre Geschichte

Wie finde ich die richtige Klinik?

Wichtig: das Zertifikat

Früherkennung durch Mammografie-Screening

Wie sicher ist die Mammografie?

DIE THERAPIE IM BRUSTZENTRUM

Der Weg aus der Krankheit

Von entscheidender Bedeutung: die Tumorbiologie

Die verschiedenen Arten von Brustkrebs

Die Operation

Die medikamentöse Therapie

Antihormonelle Therapie

Antikörpertherapie

Chemotherapie

Strahlentherapie

Die Brustrekonstruktion

Die Nachsorge

FAMILIENSCHICKSAL BRUSTKREBS

Umfassende Betreuung im medizinischen Zentrum

GANZHEITLICH BEHANDELN

Heilpflanzen

Bewährte Heilpflanzen für Brustkrebspatientinnen

Kneippsche Wassertherapie

Bewährte Anwendungen für Brustkrebspatientinnen

Massagen

Lymphdrainage

Entspannungsübungen

Autogenes Training

Progressive Muskelentspannung nach Jacobson

Atemübungen

Mentaltechniken

Wirksame Hilfe gegen Schmerzen

AUCH DIE SEELE BRAUCHT HILFE

Vielfältige Unterstützung durch Psychoonkologie

Kann Spiritualität bei der Bewältigung der Krankheit helfen?

SICH DER EIGENEN KRÄFTE BEWUSST SEIN

Gesunde Ernährung – am besten bio

Halten Sie sich an die Ernährungspyramide

Essen Sie Frischkost nach dem „Ampelprinzip”

Bleiben Sie immer an der Quelle

Fit durch Bewegung und Sport

Kann Sport vor Krebs schützen?

Achtsam mit sich sein

Tipps zur Vorbeugung

So tasten Sie selbst die Brust ab

Leben im Augenblick

Meinem Mann gewidmet. Als Arztund Wissenschaftler vermochte ervielen Menschen im Kampfgegen den Krebs zu helfen.Gegen seine eigene Tumorerkrankungkämpften wir gemeinsam und verloren.

Danksagung

VORWORT

Liebe Leserin,

Brustkrebs – wenn eine Frau mit dieser Diagnose konfrontiert wird, ist das ein unglaublicher Schock, eine unfassbare Situation. Die Erde hört auf sich zu drehen, die Zeit bleibt stehen. Alles ist plötzlich anders. Und dann kommen die bangen Fragen: Wie bösartig ist der Tumor? Was geschieht jetzt mit mir? Werde ich meine Brust verlieren? Muss ich große Schmerzen erleiden? Werde ich sterben müssen?

Die Diagnose Brustkrebs stürzt jedes Jahr Tausende von Frauen in tiefe Verzweiflung. Allein in Deutschland erkranken etwa 72.000 Frauen, mehr als 17.000 sterben an dem Tumorleiden. Das sind dramatische Zahlen, die Angst machen. Doch es gibt auch große Hoffnung, denn die Heilungschancen werden dank neuer, hochwirksamer Therapien immer besser. So liegt heute schon die relative Fünf-Jahres-Überlebensrate bei über 80 Prozent. Die betroffenen Frauen brauchen deshalb nicht das Gefühl zu haben, dem Krebs ohnmächtig ausgeliefert zu sein, sondern sie können mutig ihr Schicksal in die Hand nehmen und zusammen mit einem spezialisierten Behandlungsteam den Weg durch die Krankheit gehen.

Dieses Buch möchte Sie und Ihre Angehörigen auf diesem Weg begleiten, Antworten auf die zahlreichen Fragen geben und Ihnen mit vielen Informationen und Ratschlägen zur Seite stehen.

Ihre

Dr. med. Heike Bueß-Kovács

DIE DIAGNOSE ANNEHMEN

Nichts ist mehr so wie vorher. Wie ein Blitz schlägt die Diagnose Brustkrebs im Leben ein und löst einen Gefühlssturm aus Angst, Schmerz und Ohnmacht aus. Jetzt Entscheidungen zu treffen, ist schwierig, dennoch wichtig. Der erste Schritt: Suchen Sie sich ein zertifiziertes Brustzentrum.

„Keine Nacht ist lang und dunkel genug, um das Aufsteigen der Morgenröte verhindern zu können.”

Tibetische Weisheit

„,Der Knoten schaut nicht gut aus‘ – diese Worte meiner Frauenärztin sind bis heute nicht verhallt. Meine Gefühle fuhren Achterbahn, mein bisheriges Leben lief wie ein Film ab.” So beschreibt Renate Haidinger ihre Erinnerung daran, wie der Brustkrebs in ihr Leben trat. Das war im Dezember des Jahres 2000, die Krankheit traf sie in einem Alter von 42 Jahren.

Keine Frau wird den Tag, die Stunde je vergessen können, an dem ihr die niederschmetternde Diagnose übermittelt wurde: „Sie haben Brustkrebs.” Zu groß ist der Schock, die Fassungslosigkeit. Fragen über Fragen: Zu der lebensbedrohlichen Krankheit und dem, was sie mit einem selbst und den Liebsten macht. Fragen: Warum gerade ich? Warum gerade jetzt? Lebenspläne zerplatzen wie Seifenblasen, die Zukunft verschwindet hinter einem fernen Horizont, die unbeschwerte Alltagsgeschäftigkeit weicht einem seltsamen Vakuum von Tatenlosigkeit, Hilflosigkeit, Verlorensein. Dazu diese namenlose Angst: Was werde ich aushalten, was durchstehen müssen? Wie wird die Krankheit mich verändern, sowohl in meinem Äußeren als auch in meinem Inneren – in meinem Körper und in meiner Seele? Diese ersten Stunden, die ersten Tage sind gezeichnet von Schmerz, Trauer und Tränen. Der Boden scheint unter den Füßen weggezogen zu sein, alles ist ins Wanken geraten.

Die ersten Stunden nach der Diagnose sind besonders schwer.

Einfach nur da sein

Ein Stück weit aufgefangen zu werden, Halt zu finden in dieser schweren Krise ist von enormer Bedeutung. Hier können der Partner, andere Angehörige oder Freunde zur Seite stehen, oft erst einmal, indem sie einfach nur da sind. Dann gilt es, sich ganz langsam aus der Verzweiflung und aus der Schocksituation zu lösen und die ersten Schritte zu gehen: das Schicksal zu akzeptieren, die Krankheit anzunehmen und sich Hilfe zu suchen. Dieses Aktivwerden ist häufig für die betroffenen Frauen zunächst nicht leicht, dennoch hat es etwas Befreiendes, denn es geht mit dem Gefühl einher, selbst etwas tun zu können und sich der neuen, veränderten Situation zu stellen. An dieser Stelle ist wichtig zu sagen: Brustkrebs ist kein Notfall. Es kommt auf ein paar Tage, vielleicht sogar auf zwei, drei Wochen nicht an. Es bleibt Zeit genug, ein bisschen zur Ruhe zu kommen, sich zu sammeln und sich zu informieren. Irgendwie müssen die Gedanken ja wieder sortiert und in die richtige Bahn gebracht werden. „Diese Zeit sollten sich die Frauen nehmen”, sagt Renate Haidinger, die im Jahr 2003 die Organisation „Brustkrebs Deutschland e. V.” ins Leben gerufen hat, „denn es ist ganz wichtig, sich in Ruhe den Arzt des Vertrauens auszusuchen sowie das Brustzentrum zu finden, in dem man sich gut aufgehoben fühlt.”

Zu Beginn ist es wichtig, dass Sie nichts überstürzen.

Wenn die Patientin dieses Zentrum gefunden hat, ist der Anfang für den Weg durch die Krankheit gemacht. Es ist zweifellos ein langer Weg mit vielen Höhen und Tiefen, mit Phasen der Hoffnung und Phasen der Hoffnungslosigkeit, mit Kraft und Schwäche, mit viel Schmerz und vielen Ängsten und dann wiederum mit einem ungeheurem Mut und einer beispiellosen Tapferkeit. Wie ein solcher Weg zu gehen, ein solches Schicksal zu meistern ist, beschreiben vier Frauen aus der Selbsthilfegruppe Schongau.

Vier Frauen erzählen ihre Geschichte

Siegrid Heidenreich (72):

„Die Krankheit hat mich gelehrt, dankbar für die kleinen Dinge des Lebens zu sein.”

Ich erkrankte 1994 an Brustkrebs, im Alter von 53 Jahren. Bis zu diesem Zeitpunkt war Krebs für mich ein Fremdwort. Niemand im Bekanntenkreis hatte so etwas, niemand kannte sich aus. So stand ich plötzlich ganz alleine da. Ich hatte den Knoten in der linken Brust selbst beim Duschen getastet. Er war fast drei Zentimeter groß, und beinahe hätte man mir die Brust ganz abnehmen müssen. Ich hatte Glück, die Ärzte entschieden, doch brusterhaltend zu operieren. Zudem nahmen sie mir 16 Lymphknoten heraus, von denen elf befallen waren. Nach dem operativen Eingriff wurde ich im sogenannten Sandwich-Verfahren weiterbehandelt, das bedeutet, mit Chemotherapie und Bestrahlung im Wechsel. Ich kam insgesamt auf 16 Chemotherapie-Behandlungen und 35 Bestrahlungen.

Damals lebte ich noch im Ruhrgebiet, war geschieden und führte mit meinem neuen Partner eine Gaststätte. Ich wollte dem Krebs nicht viel Platz einräumen, deshalb war ich auch gar nicht in die Reha oder zur Kur gegangen, sondern begann gleich wieder zwischen Chemo und Bestrahlungzu arbeiten. Natürlich waren mir die Haare ausgegangen, ansonsten hatte ich Chemotherapie und Bestrahlungen eigentlich gut vertragen. Ein halbes Jahr nach der Therapie zog ich nach Bayern um. Hier wurde ich sehr gut aufgenommen, hatte einen guten Frauenarzt und einen guten Hausarzt. Ich bekam Mistelspritzen – zwölf Jahre lang jede Woche zwei Stück. Diese Spritzen gaben mir viel Kraft, bauten mich richtig auf.

„Ich wollte dem Krebs nicht viel Platz einräumen.”

Mit der Krankheit vollzog sich ein tiefgreifender Wandel in meinem Leben. Ich habe diese Wandlung ganz bewusst mitgemacht. Vor der Krankheit hatte ich einfach so drauflos gelebt. Mit meiner selbstständigen Arbeit verdiente ich sehr gut, war recht betucht und konnte mir vieles leisten, wie beispielsweise Weltreisen. Dass es anderen Menschen nicht so gut gehen könnte, daran verschwendete ich keinen Gedanken. Als die Krankheit kam, wurde ich immer demütiger. Plötzlich hatte ich Verständnis für die anderen Kranken, ja sogar das Bedürfnis, ihnen zu helfen. Von da an sah ich die Welt mit anderen Augen und begann, dankbar für die kleinen Dinge zu sein. Außerdem hatte ich sofort gelernt zu beten. Seither bete ich jeden Tag und danke Gott dafür, dass es mir gut geht. Aus dem Glauben konnte ich sehr viel Kraft beziehen, auch die Kraft, um die Krankheit zu bewältigen und das Positive zu sehen. Ich war Gründungsmitglied der Selbsthilfegruppe Schongau und ich freue mich sehr, innerhalb der Gruppe anderen Frauen helfen zu können. Ich gehe auch in ein Hospiz und betreue dort Frauen aus unserer Gruppe. Ich lese ihnen vor, etwa Gebete und Geschichten, zeige ihnen, dass ich da bin. Das hilft ihnen, zur Ruhe zu kommen.

„Mit der Krankheit vollzog sich ein tiefgreifender Wandel in meinem Leben.”

Ein Stück weit aufgefangen zu werden, Halt zu finden in dieser schweren Krise ist von enormer Bedeutung.

19 Jahre sind vergangen, seit ich die Diagnose Brustkrebs gestellt bekam. Es ist eine lange Wegstrecke, und ich fühle mich sehr gut. Trotzdem würde ich nicht sagen: Ich habe den Krebs besiegt. Meiner Meinung nach kann man Krebs nicht besiegen, man kann nur tumorfrei sein. Krebs kann morgen wiederkommen, an der gleichen oder an einer anderen Stelle. Man kann aber lernen, mit der Krankheit zu leben und das anzunehmen, was sie einen gelehrt hat.

Sophie Goldbrunner (56):

„Seit der Krebskrankheit kann ich vieles gelassener sehen.”

Mich ereilte das Schicksal Brustkrebs im Jahr 2004. Ich war 48 Jahre alt, viel zu jung für eine solche Krankheit, dachte ich. Auch ich hatte unter der Dusche gemerkt, dass etwas nicht stimmt, und sagte mir: Jetzt gehst du mal zum Frauenarzt und lässt das abklären. Es war ausgerechnet Gründonnerstag. Die Frauenärztin führte eine Ultraschalluntersuchung durch und fand rechts außen einen Befund, zu dem sie sagte: „Das gefällt mir gar nicht, da muss unbedingt eine Mammografie gemacht werden.”

Dann kamen Karfreitag, Samstag, Ostersonntag, Ostermontag. Ich schluckte, ich hatte eine gewisse Vorahnung. Das ganz Osterwochenende lang konnte ich niemandem etwas erzählen. Ich muss dazu sagen: Wenn ich etwas habe, werde ich ganz ruhig, spreche fast gar nichts mehr. Am Dienstagmorgen rief ich von meiner Arbeitsstelle aus in der Radiologie an und vereinbarte kurzfristig einen Termin zur Mammografie. Als mir der Radiologe den Befund überbrachte, sagte er kurz angebunden: „Guten Tag, Frau Goldbrunner, Sie wissen, dass Sie Krebs haben?” Ich war fix und fertig, ging regelrecht in die Knie. Doch dann erholte ich mich wieder und war entschlossen zu handeln. Im Klinikum Starnberg wurde kurzfristig eine Probebiopsie entnommen und dann brusterhaltend operiert. Zudem entfernte man mir 13 Lymphknoten. Es ging alles ganz schnell, der Operation folgten sechs Chemotherapie-Zyklen. Die Ärzte legten mir keinen Port, ich bekam also Einzelinfusionen im Zyklus von drei Wochen. Leider wurden die Venen dadurch extrem in Mitleidenschaft gezogen, sie waren so entzündet, dass man mir für eine Blutuntersuchung nur noch Blut aus der Vene eines Fußes entnehmen konnte.

„Ich war entschlossen zu handeln.”

Die erste Chemo ging noch gut, bei der zweiten war mir übel, ich hatte keinen Appetit mehr, und dann gingen die Haare aus. Ich bat meinen Sohn, die Haare vollständig abzurasieren, was er dann auch im Bad über der Badewanne tat. Als ich hoch in den Spiegel schaute, erschrak ich darüber, welches Bild sich mir da bot. Doch bin ich ein Mensch, der von Haus aus positiv denkt, so sagte ich mir, okay, das muss jetzt eben so sein. Den Chemotherapie-Zyklen folgten noch 35 Bestrahlungen, von denen ich Probleme mit der Haut bekam. Dann musste ich Tamoxifen einnehmen, was mir extreme Hitzewallungen bescherte. Ich lief immer mit einem Handtuch im Nacken herum, weil mir das Wasser nur so herunterlief. Im Krankenhaus sagte man mir, dass ich jetzt in Lichtgeschwindigkeit durch die Wechseljahre sausen würde.

Es war schon ein gewaltiger Leidensprozess, doch dank meiner Schulfreundin und einer Arbeitskollegin konnte ich das alles bewältigen. Die beiden waren meine engsten Bezugspersonen, die mich durch die Krankheit begleiteten und mir zur Seite standen. Oft fragte ich mich, ob die schwierige Ehe mit meinem Mann ein möglicher Auslöser für die Krankheit gewesen sein könnte. Es gab große Probleme, und schließlich kam es auch zur Trennung.

Dennoch hatte die Krankheit auch einige positive Aspekte für mich. Sie lehrte mich beispielsweise, vieles gelassener sehen zu können. Früher hatte ich viele Ängste, etwa beim Autofahren. Jetzt denke ich, es kommt, wie es kommt, und kann alles mit einer inneren Ruhe betrachten. Außerdem hatte ich früher viel mit mir machen lassen, die Leute konnten Schlitten mit mir fahren, und ich nahm alles immer sehr persönlich. Durch den Prozess der Krankheit lernte ich, Grenzen zu setzen. Das war eine wichtige Botschaft des Brustkrebses, Nein sagen zu können. Heute setze ich andere Prioritäten, vieles ist mir nicht mehr so wichtig und wird zur Nebensache. Ich gestalte mein Leben ganz bewusst nach dem, was mir gut tut. Da fälle ich auch schon einmal eine spontane Entscheidung, z. B. einfach ein paar Tage wegzufahren oder sich einen Tag Auszeit zu nehmen. Ich kann wirklich sagen: Bis auf ein paar Wehwehchen geht es mir gut.

„Die Krankheit lehrte mich, vieles gelassener sehen zu können.”

Brigitte Schmitt (65):

„Ich bin dankbar für die Chance, weiterleben zu dürfen.”

Meine Brustkrebsgeschichte begann im Jahr 2004, aber eigentlich war das Schicksal Krebs schon einige Jahre vorher in unsere Familie eingebrochen, als mein Mann an Darmkrebs erkrankte, den er Gott sei Dank überlebte. Krebs war ständig in unserem Bewusstsein, deshalb ging ich regelmäßig zu allen Vorsorgeuntersuchungen. Im Jahr 2002 tastete ich ein kleines Knötchen genau in der Falte am unteren Rand der rechten Brust. Der Frauenarzt, zugleich Onkologe, meinte, das sei nichts Auffälliges. Sowohl in der Mammografie als auch im Ultraschall war tatsächlich nichts zu sehen. Drei Wochen nach meiner jährlichen Vorsorgeuntersuchung im Jahr 2004 spürte ich auf der linken Seite eine Verdickung. Intuitiv wusste ich, dass es sich nur um eine Zyste handeln könnte, und machte mir deshalb keine allzu großen Sorgen.

Nach dem Urlaub suchte ich aber trotzdem den Arzt auf, um beides, das Knötchen rechts unten sowie die Verdickung links, abklären zu lassen. Der Radiologe bestätigte, dass sich links eine Zyste gebildet hatte, zum Knötchen rechts meinte er – wie damals auch der Frauenarzt –, dass es ein harmloser Befund sei. Trotzdem riet er mir, beides entfernen zu lassen, damit ich Ruhe gäbe. Der Radiologe meinte, wegen des geringen Risikos lieber nur eine Biopsie durchzuführen, der Frauenarzt hingegen fand es besser, alles gleich entfernen zu lassen. Damals gab es für mich einfach auch noch kein Brustzentrum – oder zumindest hatte ich noch nichts davon gehört bzw. hatte mich niemand darauf hingewiesen.

Am Abend nach dem operativen Eingriff erhielt ich die Botschaft, der Knoten in der rechten Brust sei ein Karzinom. Ich trug also zwei Jahre lang Krebs mit mir herum, und die Zyste auf der linken Seite führte dazu, dass dieser entdeckt wurde – als hätte die linke Brust mit der