Das Handwerk ärztlicher Begutachtung - Ulrike Hoffmann-Richter - E-Book

Das Handwerk ärztlicher Begutachtung E-Book

Ulrike Hoffmann-Richter

4,9

Beschreibung

Die Erstellung ärztlicher Gutachten ist eine komplexe und verantwortungsvolle Aufgabe. Vor allem im Sozialversicherungsbereich haben Gutachten große Bedeutung, ein fundiertes Wissen um die Methodik und deren Umsetzung in die Praxis ist daher wichtig. Das Werk zeigt in 12 Schritten, gebündelt in die Themenblöcke Datenerhebung und Auswertung, (medizinische) Beurteilung und Übersetzung der Befunde in juristische Begriffe, wie Gutachten vorbereitet, durchgeführt und erstattet werden und macht so die Methodik ärztlicher Begutachtung übersichtlich und fassbar. Im Zentrum stehen die Gemeinsamkeiten aller Fachgebiete und wie ärztliche Aussagen in rechtliche Kontexte eingeordnet werden. Berücksichtigt werden dabei auch die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Versicherungssysteme in der Schweiz, Deutschland und Österreich. Eine Fülle an Hintergrundinformationen und praxisbezogenen Hinweisen rundet die Ausführungen ab.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 496

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
4,9 (16 Bewertungen)
14
2
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Die Erstellung ärztlicher Gutachten ist eine komplexe und verantwortungsvolle Aufgabe. Vor allem im Sozialversicherungsbereich haben Gutachten große Bedeutung, ein fundiertes Wissen um die Methodik und deren Umsetzung in die Praxis ist daher wichtig. Das Werk zeigt in 12 Schritten, gebündelt in die Themenblöcke Datenerhebung und Auswertung, (medizinische) Beurteilung und Übersetzung der Befunde in juristische Begriffe, wie Gutachten vorbereitet, durchgeführt und erstattet werden und macht so die Methodik ärztlicher Begutachtung übersichtlich und fassbar. Im Zentrum stehen die Gemeinsamkeiten aller Fachgebiete und wie ärztliche Aussagen in rechtliche Kontexte eingeordnet werden. Berücksichtigt werden dabei auch die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Versicherungssysteme in der Schweiz, Deutschland und Österreich. Eine Fülle an Hintergrundinformationen und praxisbezogenen Hinweisen rundet die Ausführungen ab.

Dr. med. Ulrike Hoffmann-Richter, FA für Psychiatrie und Psychotherapie, Leitung des Versicherungspsychiatrischen Dienstes der Schweizerischen Unfallversicherungsanstalt (Suva). Dr. med. Jörg Jeger, FA für Physikalische Medizin und Rehabilitation, Rheumatologe, Chefarzt des Instituts für polydisziplinäre Begutachtungen in Luzern.

Ulrike Hoffmann-Richter Jörg Jeger Holger Schmidt

Das Handwerk ärztlicher Begutachtung

Theorie, Methodik und Praxis

Unter Mitarbeit von Jeannine Kägi, Otmar Niederberger, Rahel Oertli, Stefanie Pfister, Gert H. Steiner, Gotthard Tribl, Hansjörg Znoj

Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und für die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Die Wiedergabe von Warenbezeichnungen, Handelsnamen oder sonstigen Kennzeichen in diesem Buch berechtigt nicht zu der Annahme, dass diese von jedermann frei benutzt werden dürfen. Vielmehr kann es sich auch dann um eingetragene Warenzeichen oder sonstige geschützte Kennzeichen handeln, wenn sie nicht eigens als solche gekennzeichnet sind.

1. Auflage 2012 Alle Rechte vorbehalten © 2012 W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Umschlag: Gestaltungskonzept Peter Horlacher Gesamtherstellung: W. Kohlhammer Druckerei GmbH + Co. KG, Stuttgart Printed in Germany

Print: 978-3-17-021700-3

E-Book-Formate

pdf:

epub:

978-3-17-027468-6

mobi:

Inhaltsverzeichnis

Geleitwort

Einführung

Anfänge der Begutachtung

Empirischer Wissensstand

Aufgabe des Experten

Verständigung zwischen Medizin und Recht

Erkenntnisfragen und Fragen der Technik

Das Handwerk ärztlicher Begutachtung

Leseanleitung

1 Auftragsübergabe und Auftragsannahme

1.1 Grundlagen

1.1.1 Konfundierende Interessen

1.1.2 Kompetenzen

1.2 Methodik

1.2.1 Rechtlicher Rahmen

1.2.2 Fragestellung

1.2.3 Redefinition des Arbeitsauftrags

1.2.4 Suche nach Hintergrundannahmen

1.2.5 Implizite Redefinition des Auftrags

1.3 Praktische Hinweise

1.3.1 Generell zur Prüfung des Auftrags

1.3.2 Zur Prüfung der Fragestellung

1.3.3 Für die Redefinition des Arbeitsauftrags

1.3.4 Für die Suche nach Hintergrundannahmen

2 Datenerhebung und Datenauswertung – Aktenanalyse

2.1 Grundlagen

2.1.1 Grundlagen der Dokumentation

2.1.2 Theoretische Grundlagen

2.2 Methodik

2.2.1 Dokumentenanalyse

2.2.2 Methodische Herausforderungen

2.2.3 Inhalt der Akten

2.2.4 Hypothesengeleitetes Vorgehen

2.2.5 Methodenkritik

2.2.6 Was von der Aktenanalyse in den Aktenauszug eingeht

2.2.7 Hintergrundannahmen als vorläufige, aber wichtige Information

2.2.8 Aktenanalyse als iterativer Prozess

2.3 Praktische Hinweise

2.3.1 Dokumentenanalyse

2.3.2 Inhalt der Akten

2.3.2 Aktenanalyse als Vorbereitung der Exploration

2.3.4 Warum Akten selbst und mehrfach gelesen werden müssen

3 Datenerhebung und Datenauswertung – Exploration

3.1 Grundlagen

3.1.1 Interviewformen

3.1.2 Regeln von Interaktion und Kommunikation

3.1.3 Untersuchungsbedingungen

3.1.4 Werkzeuge

3.2 Methodik

3.2.1 Soziodemografische und medizinische Rohdaten

3.2.2 Beobachtende Zugänge

3.2.3 Interaktive Zugänge

3.2.4 Krankengeschichte und Diskursanalyse

3.2.5 Weitere Verstehende Zugänge

3.2.6 Gutachterliche Exploration

3.2.7 Methodenkritik

3.2.8 Diskrepanzanalyse

3.2.9 Mustererkennung versus Techniken des Befremdens

3.3 Praktische Hinweise

3.3.1 Sprachliche Verständigung

3.3.2 Fokussierte Datenerhebung

3.3.3 Der praktische Nutzen des Theorie- und Methodenwissens

3.3.4 Diskrepanzanalyse

3.3.5 Mustererkennung versus Techniken des Befremdens

3.3.6 Dokumentation der Exploration

3.3.7 Fertigkeiten und Erfahrung

4 Datenerhebung und Datenauswertung – Klinische Untersuchung

4.1 Grundlagen

4.1.1 Untersuchungsbedingungen

4.2 Methodik

4.2.1 Rohdaten

4.2.2 Mosaik der Wahrnehmungen

4.2.3 Teilnehmende Beobachtung

4.2.4 Interpretation

4.2.5 Diskrepanzanalyse

4.2.6 Methodenkritik

4.3 Praktische Hinweise

4.3.1 Basisdiagnostik

4.3.2 Dokumentation der Untersuchung

4.3.3 Diskrepanzanalyse

5 Datenerhebung und Datenauswertung – Zusätzliche Untersuchungen

5.1 Grundlagen

5.1.1 Methodologie und Methodik

5.1.2 Technik und Praxis

5.1.3 Multimodale Diagnostik

5.2 Methodik

5.2.1 Selbst- und Fremdbeurteilungsverfahren

5.2.2 Konventionelle Radiologie

5.2.3 Computertomografie (CT)

5.2.4 Magnetresonanztomografie (MRI)

5.2.5 Ultraschall

5.2.6 Labor

5.2.7 Liquordiagnostik

5.2.8 Elektroenzephalografie (EEG)

5.2.9 Evozierte Potenziale

5.2.10 Elektroneuromyografie

5.2.11 Neuropsychologische Untersuchung

5.3 Praktische Hinweise

5.3.1 Hypothesengeleitetes Vorgehen

5.3.2 Multimodale Diagnostik

5.3.3 Diskrepanzanalyse

6 Beurteilung – medizinischer Teil – Diagnosestellung

6.1 Grundlagen

6.1.1 Mustererkennung bzw. Gestaltwahrnehmung

6.1.2 Diagnostische Konzepte und Diagnosesysteme

6.1.3 Wissensbezüge

6.1.4 Anwendung auf den Einzelfall

6.2 Methodik

6.2.1 Multimodale Diagnostik

6.2.2 Hypothesengeleitetes Vorgehen

6.3 Praktische Hinweise

6.3.1 Diskrepanzanalyse

6.3.2 Von der Arbeitshypothese zur verlässlichen Diagnose

6.3.3 Beurteilung des Einzelfalls

7 Beurteilung – Medizinische Grundlagen für die Beantwortung der Fragen

7.1 Grundlagen

7.2 Methodik

7.3 Praktische Hinweise

7.3.1 Kausalität

7.3.2 Behandlungsbedürftigkeit

7.3.3 Rehabilitationsmöglichkeiten

7.3.4 Leistungsfähigkeit

7.3.5 Prognose

7.3.6 Bei interdisziplinärer Begutachtung

8 Beurteilung – Übersetzung in juristische Begriffe

8.1 Übersetzungsarbeit

8.1.1 Anknüpfungstatsachen und Befundtatsachen, Sachverhalt und Befund

8.1.2 Praktische Hinweise

8.2 Krankheit, Gesundheitsstörung, Gesundheitsschaden

8.2.1 Medizinische und juristische Ordnung

8.2.2 Definitionen

8.2.3 Praktische Hinweise

8.3 Berufskrankheit

8.3.1 Medizinische und juristische Ordnung

8.3.2 Definitionen

8.3.3 Praktische Hinweise

8.4 Arbeitsunfall, Wegeunfall, Berufsunfall, Nichtberufsunfall

8.4.1 Medizinische und juristische Ordnung

8.4.2 Definitionen

8.4.3 Praktische Hinweise

8.5 Kausalität

8.5.1 Medizinische und juristische Ordnung

8.5.2 Definitionen

8.5.3 Praktische Hinweise

8.6 Arbeitsfähigkeit, Erwerbsfähigkeit, Berufsfähigkeit

8.6.1 Medizinische und juristische Ordnung

8.6.2 Definitionen

8.6.3 Praktische Hinweise

8.7 Zumutbarkeit, zumutbare Willensanspannung

8.7.1 Medizinische und juristische Ordnung

8.7.2 Definitionen

8.7.3 Praktische Hinweise

8.8 Invalidität, Minderung der Erwerbsfähigkeit (MdE), Grad der Behinderung (GdB), Grad der Schädigungsfolgen (GdS)

8.8.1 Medizinische und juristische Ordnung

8.8.2 Definitionen

8.8.3 Praktische Hinweise

8.9 Entschädigung, Integritätsentschädigung, Integritätsabgeltung

8.9.1 Medizinische und juristische Ordnung

8.9.2 Definitionen

8.9.3 Praktische Hinweise

8.10 Schuldunfähigkeit, Unzurechnungsfähigkeit Zurechnungsunfähigkeit

8.10.1 Medizinische und juristische Ordnung

8.10.2 Definitionen

8.10.3 Praktische Hinweise

8.11 Freie Willensbestimmung, Urteilsfähigkeit Zurechnungsfähigkeit

8.11.1 Medizinische und juristische Ordnung

8.11.2 Definitionen

8.11.3 Praktische Hinweise

8.12 Weitere Begriffe

9 Entwicklung einer Hypothese über die Funktionseinschränkungen aufgrund der gestellten Diagnosen

9.1 Grundlagen

9.2 Methodik

9.3 Praktische Hinweise

10 Quantifizierung der Funktionseinschränkungen

10.1 Grundlagen

10.2 Methodik

10.3 Praktische Hinweise

11 Prüfung, wie verlässlich die gemachte Aussage ist

11.1 Grundlagen

11.1.1 Evidenz und evidence

11.1.2 Theoretische Bezüge

11.1.3 Notwendige Korrekturen

11.1.4 Die Verlässlichkeit gutachterlicher Aussagen

11.2 Methodik

11.3 Praktische Hinweise

12 Beantwortung der Fragen

12.1 Grundlagen

12.2 Methodik

12.3 Praktische Hinweise

13 Textproduktion

13.1 Grundlagen

13.2 Vorgehen

14 Kenngrößen der medizinischen Diagnostik

14.1 Grundlagen

14.2 Definitionen

Literatur

Autoren und Mitarbeitende

Abkürzungsverzeichnis

Stichwortverzeichnis

Geleitwort

Sie wollen Ihr erstes Gutachten erstellen? Sie praktizieren schon und möchten Ihre Fertigkeiten verbessern? Sie bilden Gutachter aus und suchen nach methodischen Standards? Sie interessieren sich für kritische Betrachtungen über ausgewählte Begutachtungsthemen, zum Beispiel, wie Juristen und Ärzte den gleichen Sachverhalt eines Antragstellers unterschiedlich interpretieren und bewerten? Dann, liebe Leserin, lieber Leser, heiße ich Sie beim Besuch der Begutachtungs-Werkstatt herzlich willkommen!

Wie in anderen Werkstätten begegnen Sie hier Lehrlingen, Gesellen und Meistern. Sie erfahren eine strukturierte Ausbildung in Theorie und Praxis und profitieren von den Erfahrungen anderer. In dieser Werkstatt haben „Meister“ ihre eigenen Erfahrungen kritisch reflektiert, mit Scharfblick und Distanz analysiert und um die wissenschaftlichen Erkenntnisse aus der Begutachtungsforschung und der Forschung benachbarter Disziplinen ergänzt. Zusammen mit dem Wissen und den Erfahrungen anderer Gutachter haben sie vorhandene Instrumente zusammengetragen, neue Regeln abgeleitet und die Methodik der Begutachtung weiterentwickelt. Kurz: Die „Meister“ haben eine wichtige Voraussetzung für professionelles Selbstverständnis und professionelles Handeln geschaffen, wodurch das Handwerk der Begutachtung ein tragfähiges Fundament erhalten hat. Diese professionelle Perspektive, fundiert in einem theoretischen Ansatz, einem methodischen Unterbau und praxisrelevanten „How to do“-Anleitungen, sowie die selbst- und methodenkritischen Reflexionen über die Wissenslücken, die sich wie ein roter Faden durch das Buch ziehen, machen das Besondere dieses Buchs aus.

Mit ihrem Werk liefern die Autoren eine Antwort auf geänderte Erwartungen von Seiten der Auftraggeber (in der Regel Gerichte und Versicherungen), der Öffentlichkeit (letztendlich der Antragsteller), der Sozialgerichte und der Gutachter selbst an die Begutachtung: Gutachterlich tätige Ärzte sollen nicht nur über fundiertes medizinisches Fachwissen verfügen, sondern das medizinische Wissen in einem versicherungsmedizinischen Kontext anwenden können. Dazu werden spezifische Kenntnisse, Fertigkeiten und eine professionelle innere Haltung eingefordert. Und dies mit Recht. Wie in anderen Bereichen der Medizin geht es bei der Begutachtung um das ganz spezifische Schicksal einzelner Menschen. Zusätzlich geht es um eine faire und gerechte Verteilung des von der Sozialgemeinschaft gebildeten Netzes, mit dem die wichtigsten Risiken des Daseins und daraus resultierende persönliche Notlagen abgesichert werden sollen. Zwischen diesen beiden Polen – Verantwortung gegenüber dem einzelnen Menschen und gegenüber der Sozialgemeinschaft – eine transparente, sachgerechte und angemessene Balance zu finden, ist eine anspruchsvolle Aufgabe.

Viel Aufmerksamkeit ist dem rechtlichen Rahmen gewidmet, in dem sich die medizinische Begutachtung abspielt. Nur mit grundlegendem Verständnis für das andere Fach und für die Grenzen der eigenen Disziplin in dieser Interaktion wird den beiden Professionen Rechtswissenschaft und Medizin eine Begutachtung gelingen, die dem öffentlichen Auftrag gerecht wird. Bei einer solchen symbiotischen Zusammenarbeit vom Arzt als „Hilfsperson des Juristen“ zu sprechen, trifft nicht den Sachverhalt.

Eine Bereicherung ist die Einordnung des Buchs in den gesamten deutschsprachigen Raum. Die internationale Ausrichtung widerlegt das weitverbreitete Vorurteil, dass versicherungsmedizinische Fragen und Probleme aufgrund ihrer Einbindung in ein nationales Rechtssystem nur von nationaler Bedeutung sind. Viele versicherungs- „medizinische“ und damit auch gutachterliche Themen besitzen eine übergeordnete Bedeutung, sodass sie von einem intensiven Austausch über Landesgrenzen hinweg profitieren. Durch die explizite Gegenüberstellung der Rechtssysteme von Schweiz, Österreich und Deutschland wurden Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten in den Definitionen und Sichtweisen exemplarisch herausgearbeitet. Wie häufig, fördert ein Perspektivenwechsel das Verständnis für das eigene System.

Das Buch befindet sich in der guten Gesellschaft von anderen Anstrengungen zur Qualitätssicherung und Professionalisierung, wie die Leitlinienaktivitäten der deutschen Rentenversicherung oder in der Schweiz dem Leitfaden Versicherungsmedizin unter Federführung von Frau Prof. Riemer-Kafka, dem Aufbau der Gutachterkurse der SIM Swiss Insurance Medicine oder dem Master-Studiengang Versicherungsmedizin an der Universität Basel.

Liebe Leserin, lieber Leser, die Lektüre des Buchs soll das Nachdenken über die Begutachtung anregen und die Arbeit in Ihrer eigenen Gutachtenwerkstatt bereichern. Ich wünsche Ihnen gutes Gelingen!

Regina Kunz

Extraordinaria für Versicherungsmedizin, Basel

Einführung

„Insgesamt werde ich (vorläufig, zu Beginn) eine Unterscheidung treffen zwischen 1. Wissen wollen, wie etwas gemacht ist, an sich, als Wesenserkenntnis (= Wissenschaft); 2. Wissen wollen, wie man etwas macht, um es zu reproduzieren, um etwas von der gleichen Art zu machen (= Technik); seltsamerweise stellen wir uns hier ein „technisches“ Problem, gehen von der Wissenschaft zurück auf die techne“ (Barthes 2008, S. 46).

Anfänge der Begutachtung

Ärztliche Gutachten gibt es seit Jahrhunderten. Historiografisch fassbare Spuren über die gerichtliche Zuziehung ärztlicher Experten sind für das frühe Mittelalter verbürgt. Ärztliche Kompetenz wurde für den Nachweis von Schwangerschaften, die Aufdeckung von Straftaten, Wundbegutachtungen, aber auch für die Invalidisierung von Soldaten oder Scheidungsangelegenheiten gefordert. Gefragt waren Mediziner, Chirurgen und Hebammen (Fischer-Homberger 1988). In der frühen Neuzeit ging es anlässlich von Straftaten um die Frage, ob der Täter für seine Handlung verantwortlich gemacht werden konnte (Kaufmann 1995, S. 305–342).

Juristische Unverbindlichkeit ärztlicher Gutachten in den Anfängen

Juristische Verbindlichkeit hatten ärztliche Gutachten jedoch nicht. Die Frage der Zurechnungsfähigkeit beschäftigte nicht nur Mediziner und Juristen, sondern auch Philosophen, Pädagogen und Schriftsteller. Kaufmann legt dar, dass die Herausbildung der Psychiatrie als medizinisches Fachgebiet zu Beginn des 19. Jahrhunderts eng verwoben war mit Untersuchungen der Zurechnungsfähigkeit und der Frage der Willensfreiheit. Ein wichtiges Thema der Aufklärung, die „Aufdeckung der inneren Natur des Menschen“, führte zur Erkenntnis, dass die Willensfreiheit eine entscheidende Voraussetzung für die Zurechnungsfähigkeit ist. Um diese innere Natur des Menschen, um seine Seele erkennen zu können, musste das entstehende Fachgebiet einen gültigen methodischen Ansatz entwickeln, um den Aufbau des Seelenorgans erforschen und ein Ordnungssystem für die „Seelenstörungen“ entwickeln zu können. Dies waren die wesentlichen Aufgaben der „Erfahrungsseelenkunde“ oder später „Psychiatrie“. Das „Allgemeine Landrecht für Preussische Staaten“ von 1794 hielt in den Paragraphen 16 und 18 des strafrechtlichen Teils die Möglichkeit der eingeschränkten oder vollständigen Schuldunfähigkeit fest, indem es auf die eingeschränkte oder aufgehobene Willensfähigkeit abhob: „Wer frey zu handeln unvermögend ist, bey dem findet kein Verbrechen, also auch keine Strafe statt. ... Alles, was das Vermögen eines Menschen, mit Freyheit und Ueberlegung zu handeln, mehrt oder mindert, das mehrt oder mindert auch den Grad der Strafbarkeit“ (nach Kaufmann 1995, S. 314).

Die mit der Industrialisierung aufkommenden sozialen Probleme waren in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Anlass für die Schaffung der Sozialgesetzgebung. Sie führte zu einem sprunghaft anwachsenden Bedarf an ärztlichen Gutachten.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!