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Die Inklusion behinderter Menschen in die Gesellschaft spielt eine immer größere Rolle. Denn oft haben Menschen mit einem Handicap schon im Alltag mit Problemen zu kämpfen, die Außenstehenden nicht einmal in den Sinn kommen. Doch welche Hilfestellungen gibt es für diese Menschen? Wie können Menschen mit Behinderung ihre vorhandenen Ressourcen zur Problemlösung im Alltag nutzen? Welche Inklusionschancen und Möglichkeiten bietet das Empowerment? Wie kann das Empowerment-Konzept in der Sozialen Arbeit eingesetzt werden? Diese und weitere Fragen beantwortet Jonas Wienholt in seinem Buch. Im Fokus stehen dabei die eigenen Möglichkeiten, um alltägliche Probleme ohne externe Hilfe lösen zu können, sowie das Konzept des Empowerments in der Sozialen Arbeit. Aus dem Inhalt: - Integration; - Lebenshilfe; - Barrierefrei; - Behindertenarbeit; - Ressourcenaktivierung
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Seitenzahl: 72
Veröffentlichungsjahr: 2021
Inhaltsverzeichnis
1...Einleitung
1.1 Ziel der Arbeit
1.2 Begründete Ein- und Ausgrenzung
2...Theoretische Grundlagen
2.1 Geistiges Handicap
2.2 Soziale Ungleichheit
2.3 Theorien der sozialen Ungleichheit
2.4 Empowerment-Ansatz
2.5 Vier Konzepte der Selbstbestimmung nach Anne Waldschmidt
2.6 Selbstbestimmungstheorie der Motivation nach Deci und Ryan
2.7 Ressourcen und die Wichtigkeit für den Empowerment-Prozess
2.8 Copingprozess
3...Behinderung als soziale Ungleichheit?
3.1 Das Recht von Menschen mit Handicap auf Inklusion
3.2 Selbstbestimmung bei Menschen mit Handicap aus rechtlicher Perspektive
3.3 Soziale Ungleichheit und Selbstbestimmung aus sozialarbeiterischer Perspektive
3.4 Empowerment als Leitlinie der Sozialen Arbeit
3.5 Ressourcenaktivierung und Ressourcendiagnostik
3.6 Methoden der Ressourcendiagnostik aus sozialarbeiterischer Perspektive
3.7 Strategien zur Aktivierung personaler Ressourcen
3.8 Hindernisse und Widerstände der Umsetzung von Empowerment aus sozialarbeiterischer Perspektive
4... Forschungsmethode
5... Auswertung und Diskussion der Interviews subjektiv Betroffener
5.1 Hypothesen
5.2 Persönlich empfundene Stärken
5.3 Stärken laut dem persönlichen Umfeld
5.4 Lösung von Problemen
5.5 Netzwerke der Betroffenen
5.6 Wünsche und Träume
5.7
Die gesellschaftliche Situation von Menschen mit Handicap befindet sich aktuell in unserer Gesellschaft in einem dynamischen Prozess. Bislang war das Thema der Integration äußerst prägnant für unsere Gesellschaft während es nun um Begriffe wie Inklusion, Empowerment und Partizipation von Menschen mit Handicap geht. Eine noch höhere Relevanz haben diese Begriffe zuletzt durch die UN-Konvention über Rechte behinderter Menschen bekommen (vgl. Schwalb u. Theunissen (2009): S. 7).
In theoretischer Hinsicht kommen wir dem Ziel der Inklusion, nämlich der Vorstellung, dass alle Menschen in der Gesellschafft vollkommen inkludiert werden, sehr nah. Dieses Denken ist aber visionär. Hier stellt sich die Frage, ob es so eine Gesellschaft überhaupt gibt oder ob diese existieren kann (ebd. S. 22).
In praktischer Hinsicht gibt es den Grund zur Annahme, dass Menschen mit Handicap durch viele Faktoren der Gesellschaft keinen oder nur bedingt Anschluss an das gesellschaftliche Leben haben.
Meine Erfahrungen haben gezeigt, dass es Theorien wie Inklusion, Partizipation und Empowerment gibt, die einen Leitfaden für erfolgreiche Inklusion von Menschen mit Handicap darstellen. Doch meine Praxiserfahrungen haben teils andere Ergebnisse gezeigt.
Gerade die Frage nach den Chancen und Möglichkeiten von Menschen mit Handicap ist von besonderem Interesse für mich, da das Thema der Inklusion von Menschen, die sich in bestimmten Randgruppen der Gesellschaft befinden, ein aktuelles und viel diskutiertes Thema ist.
Im Verlauf dieser Arbeit werde ich mich mit den zentralen Begriffen der Behindertenarbeit auseinandersetzen. Essenziell hierbei sind die eigenen Ressourcen von Menschen mit Handicap. Also inwiefern Menschen mit Handicap in der Lage sind, ihre eigenen Ressourcen so einzusetzen, dass sie bestimmte Krisen aus ihrem Alltag, ohne externe Unterstützung bewältigen können. Entscheidend hierbei ist die Frage nach einer geeigneten Ressourcenaktivierung bei Menschen mit Handicap.
Das Konzept des Empowerments ist bei der Suche nach Lösungen für ungleiche Strukturen der Gesellschaft ein geeignetes Konzept um Stärken, Potentiale und Ressourcen autonom einzusetzen.
Inwiefern kann also dieses von mir näher beschriebene Konzept in der Praxis der Sozialen Arbeit fundiert werden, und was gibt es für Grenzen dieses Konzeptes?
Ein großer Teil dieser Arbeit wird sich mit der Thematik auseinandersetzen, inwieweit der Empowerment-Ansatz in der Behindertenarbeit zu einem anerkannten Konzept werden kann.
Aus der Sicht der professionellen Unterstützer/innen ergeben sich Fragen nach geeigneten Methoden dieses Konzeptes, welche in dieser Arbeit näher beschrieben werden.
Für mich ist es entscheidend am Ende dieser Arbeit geeignete Methoden für die Praxis der Sozialen Arbeit herauszuarbeiten, um dann für die Zukunft mit einem Repertoire an Wissen über bestimmte Haltungen und Anwendungen ausgestattet zu sein.
Die vorliegende Arbeit soll einen Einblick in die ressourcenorientierte Arbeit professioneller Helfer/innen in Bezug auf das Empowerment-Prozess leisten. Die Ressourcen der Menschen mit Handicap stellen einen wesentlichen Teil einer gelingenden Inklusion dar. Ebenfalls verfolgt diese Arbeit das Ziel, aufzuzeigen, inwieweit Menschen mit Handicap strukturelle Benachteiligung durch die Gesellschaft erfahren. Strukturelle Benachteiligung wird in diesem Zusammenhang synonym mit sozialer Ungleichheit gesetzt.
Für den Verfasser erscheint die praktische Ausführung ressourcenorientierter Arbeit als essenziell in der Behindertenarbeit. Daher wird ein Einblick in die praktische Ausführung von ressourcenorientierter Arbeit im Zuge des Empowerment-Ansatzes aufgezeigt. In Bezug auf die praktische Durchführung sind bestimmte Methoden für professionelle Unterstützer/innen bedeutsam für den Umgang mit Menschen mit Handicap.
Diese Arbeit verfolgt also zusammengefasst das Ziel, Methoden aufzuzeigen, um struktureller Benachteiligung entgegenzuwirken. Der Fokus wird dabei auf das autonome Handeln von Menschen mit Handicap gelegt.
Als Problemstellung dieser Arbeit kann die Differenz von Theorie und praktischen Anwendungen gelingender Inklusion bezeichnet werden. Diese Differenz entstammt einem fehlenden Wissen über bestimmte Handlungen in der Sozialen Arbeit. Oftmals verfügen professionelle Unterstützer/innen in der Behindertenarbeit über ein großes Wissen, wie Inklusion funktionieren kann. Doch inwieweit können diese theoretischen Grundlagen auch in der Praxis umgesetzt werden?
Als Grundproblematik dieser Aneignung von inklusiven Methoden steht die gesellschaftliche Akzeptanz zu dem Thema Randgruppen einer Gesellschaft, zu denen auch Menschen mit Handicap gehören.
Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Fragestellung, welche Chancen und Möglichkeiten Menschen mit Handicap haben, um strukturellen Benachteiligungen und sozialen Ungleichheiten zu entkommen. Die Fragstellung benötigt für ein positives Gelingen ein Repertoire an geeigneten Handlungsmöglichkeiten für professionelle Unterstützer/innen. Diese werden im Verlauf dieser Arbeit erörtert.
Um den Umfang dieser Arbeit nicht zu überschreiten musste entschieden werden, welche Themen behandelt werden sollten und welche Thematiken den Umfang dieser Arbeit überschritten hätten.
Diese Arbeit beschäftigt sich mit dem Kontext Strukturelle Benachteiligung und Soziale Ungleichheit von erwachsenen Menschen mit Handicap. Folgende Aspekte sind bewusst ausgelassen worden:
· Jugendliche und Kinder
· Historie der sozialen Ungleichheit in Zeiten der Klassentheorie nach Karl Marx
· Modell der Salutogenese
· Modell des Kohärenzgefühls
Die Definition von Behinderung in Kapitel 2.1 wurde bewusst nach der WHO beschrieben, um den Fokus nicht allein auf das Individuum und dessen Handicap zu legen, sondern die Umweltfaktoren eines Individuums zu berücksichtigen.
Im folgenden Abschnitt werden die theoretischen Grundlagen für den weiteren Verlauf dieser Arbeit näher erläutert. Zunächst wird der Begriff geistiges Handicap definiert um anschließend die Theorien sozialer Ungleichheit und des Empowerments zu beschreiben.
Der Begriff geistige Behinderung wird international unterschiedlich interpretiert und verwendet. Deshalb ist es essenziel diesen Begriff für den weiteren Verlauf dieser Arbeit zu definieren (vgl. Theunissen (2008): S. 127).
Während dieser Arbeit wird der Begriff „geistiges Handicap“ mit dem Begriff „geistige Behinderung“ synonym behandelt.
Es gibt unterschiedliche Definitionen von dem Begriff „geistige Behinderung“. Für diese Arbeit ist die Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) treffend, da sie den Blick nicht nur auf das Handicap eines Individuums legt, sondern die Umwelt eines Menschen mit Handicap berücksichtigt.
Die WHO definiert den Begriff als eine signifikant verringerte Fähigkeit, neue oder komplexe Informationen zu verstehen und neue Fähigkeiten zu erlernen und anzuwenden. Dadurch verringert sich die Fähigkeit, ein unabhängiges Leben zu führen. Behinderung ist laut WHO nicht allein von der individuellen Gesundheit oder den Beeinträchtigungen eines Individuums abhängig, sondern hängt auch davon ab, in welchem Maße die vorhandenen Rahmenbedingungen seine vollständige Beteiligung am gesellschaftlichen Leben begünstigen (vgl. WHO 2020a).
Die ICD- Klassifikation der WHO teilt geistige Behinderung in verschiedene Grade ein. In diesem Klassifikationssystem sind die Intelligenzstörungen F70-F79 unterteilt in:
· F70.- Leichte Intelligenzminderung
· F71.- Mittelgradige Intelligenzminderung
· F72.- Schwere Intelligenzminderung
· F73.- Schwerste Intelligenzminderung
· F74.- Dissoziierte Intelligenz
· F78.- Andere Intelligenzminderung
· F79.- Nicht näher bezeichnete Intelligenzminderung
Die WHO setzt die Begriffe „Intelligenzminderung“ und „geistige Behinderung“ synonym (vgl. WHO 2020b).
Im folgenden Abschnitt wird das Konstrukt der sozialen Ungleichheit näher beschrieben.
Dieses Kapitel beschäftigt sich damit, was unter sozialer Ungleichheit zu verstehen ist und woran diese gemessen wird.
Soziale Ungleichheit ist ein Phänomen der Sozialstruktur einer Gesellschaft. Also muss zunächst einmal geklärt werden, was mit der Sozialstruktur einer Gesellschaft gemeint ist. Es geht um Menschen, die als Individuum einer sozialen Kategorie angehören wie beispielsweise durch das Geschlecht, die Herkunft, das Alter, der Bildungs- oder Berufsgruppe und um dessen interaktiven Beziehungen in den einzelnen sozialen Gruppen. Von einer Struktur wird in der Soziologie dann gesprochen, wenn es sich um eine regelhafte und relativ dauerhafte Beziehung handelt. Sozialstruktur bedeutet also das stabile System sozialer Beziehungen in einer Gesellschaft (vgl. Solga, Powell u. Berger (2009): S. 13).