Das Krippenkinderentspannungsbuch - Regina Bestle-Körfer - E-Book

Das Krippenkinderentspannungsbuch E-Book

Regina Bestle-Körfer

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Beschreibung

Entspannung ist für Krippenkinder kein zusätzliches Angebot, sondern eine tägliche Notwendigkeit. Dieses Buch zeigt Wege der Umsetzung in der täglichen Praxis. Um die Förderung des Kleinkindes möglichst stressfrei zu gestalten, sollten sich alle Bildungsangebote am natürlichen Entwicklungsverlauf eines Kleinkindes orientieren. Im Buch werden daher die praktischen Spielangebote mit Hinweisen zur frühkindlichen Entwicklung aus entwicklungspsychologischer Sicht ergänzt.

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Seitenzahl: 122

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Regina Bestle-Körfer

Illustrationen von Hans-Günther Döring

Impressum

Im Interesse der besseren Lesbarkeit und weil Frauen in frühpädagogischen Berufen prozentual stärker vertreten sind als Männer, wird in diesem Buch stets die Leserin angesprochen und auch meist die weibliche Form verwendet, wenn von pädagogischen Fachkräften die Rede ist. Selbstverständlich sind damit aber immer Leser und Leserinnen bzw. männliche und weibliche Fachkräfte gleichermaßen gemeint.

Bei einigen Liedern/Texten war es trotz gründlicher Recherchen nicht möglich, die Inhaber der Rechte ausfindig zu machen. Honoraransprüche bleiben bestehen.

© Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2014

Alle Rechte vorbehalten

www.herder.de

Umschlaggestaltung: RSR Design, Reckels/Schneider-Reckels, Wiesbaden

Umschlag- und Textillustrationen: Hans-Günther Döring, Drestedt

ISBN (E-Book) 978-3-451-80497-7

ISBN (Buch) 978-3-451-32869-5

Inhalt

Vorwort

Einführung

Lernen von Anfang an

Der erste menschliche Dialog

Der Aufbau einer sicheren Bindung

Der Weg zum Ich-Bewusstsein

Der Weg zum Mitgefühl

Kleinkinder im Stress

Die Pflegesituation

Beziehungsvolle Pflege in der Krippe

1. Kribbel-, Krabbel-, Kitzelspiele

Von Anfang an im Dialog – mit berührenden Spielen

Die Bedeutung des Hautkontakts

Entspannung für die Erzieherin

Streichelspiele

Kitzelspiele

Kitzelverse

Mit Händen und Füßen

2. Im Land der schönen Träume

Kleine Rituale für den Übergang in Schlaf- oder Ruhephasen

Warum Rituale so wichtig sind

Traumverse

Fingerspiele und -lieder vom Müdesein und Schlafen

Traumgeschichten

Wohlig und warm in den Schlaf

Geborgenheit im Sternenregen

Kuscheltiere als Traumzeugen

3. Zeigt her eure Füßchen

Mit allen Sinnen den Körper erleben

Körpergefühl und körperliche Fürsorge

Matschen für die Seele

Wasserspiele

Raus in den Regen

Strampelspiele

Die Entwicklung der Feinmotorik

Tischkantenspiele

Fingerspiele

Verstecken spielen

Die Bedeutung des kindlichen Spiels

Basteln

4. Immer in Bewegung

Rundum bewegte Spielideen – vom Kopf bis zu den Zeh’n

Die Entwicklung der (Grob-) Motorik

Bewegungsfreude und Bewegungsbedürfnis

Warum Bewegung entspannt

Kniereiterspiele für die Kleinsten

Hüpfspiele

Der Bewegungssinn

Tanzspiele

Trösterle − Sprüche zum Trösten

Anhang

Spieleverzeichnis

Literatur & Links

Websites zur Krippenpädagogik

Vorwort

„Gesundheit entsteht aus der Welt im Inneren.“

Astrid Lindgren

Dieses Krippenkinder-Entspannungsbuch beschäftigt sich mit den Lebens- und Wachstumsbedingungen der Kleinsten in unserer Gesellschaft. Was braucht ein Kind zum Wachsen und Gedeihen? Sie finden in diesem Buch sowohl aktuelle theoretische Erkenntnisse als auch praktische Hinweise, wie Sie Wohlfühlräume für jedes einzelne Kind schaffen können, in denen ein entspanntes Aufwachsen und Gedeihen möglich wird.

Die tägliche Pflege in der Krippe stellt eine große Herausforderung an die intuitiven und emotionalen Fähigkeiten des Pflegepersonals dar. Je individueller auf die Bedürfnisse der Kleinsten eingegangen werden kann, je mehr Wert auf eine „beziehungsvolle Pflege“ in der Krippe gelegt wird, umso gesünder und entspannter wird ein Kleinkind heranwachsen können.

Die Stärkung des Körpergefühls sollte bei jedem Kind oberste Priorität haben, weil der Körper die Grundlage für jedes Fühlen, Wahrnehmen und Lernen schafft.

Wenn Säuglinge und Kleinkinder in Krippe und Kita mit vertrauensvoller Unterstützung durch liebevolles Pflegepersonal die Welt entdecken und immer wieder selbst entscheiden dürfen, was ihre Neugier gerade weckt, wenn sie respektvolle Teilhabe, insbesondere in der Pflegesituation erfahren, bei allem was ihren Körper betrifft, kann sich Selbstwirksamkeit entfalten. Der Begriff ‚Selbstwirksamkeit‘ kommt aus der Psychologie und beschreibt die Fähigkeit, aus sich selbst heraus an Aufgaben zu wachsen und aus eigener Kraft etwas bewirken zu können.

Eine geschützte, jedoch nicht zu reizüberflutete Außenwelt, die Kleinkindern Zeit und Raum für eine sinnliche Weltentdeckung in Ruhe ermöglicht, das brauchen Kinder in den ersten drei Lebensjahren, um sich selbst und die Menschen ihres Lebensumfelds immer besser kennenzulernen. Ein Aufwachsen in Sicherheit und Ruhe verhindert die zu häufige Aktivierung der Stress- und Angstsysteme, die bei jedem Menschen durch entsprechende Erfahrungen und Auslöser immer mal mehr, mal weniger intensiv an- und ausgeschaltet werden. Sie sollte gerade bei Säuglingen und Kleinkindern möglichst vermieden werden, weil das Gehirn sich nach der Häufigkeit seiner Benutzung in eine bestimmte Richtung entwickelt. Je weniger Stress und Angst und je mehr Freude und Glücksgefühle ein Kind in seinen ersten drei Lebensjahren erlebt, umso stabiler und gesünder wird sich seine Persönlichkeit im Umgang mit Stress entwickeln. In der Psychologie spricht man von „Stressresilienz“ – dieser Begriff umfasst die Fähigkeit, eigene Kompetenzen und Ressourcen zu nutzen, um Veränderungen und Belastungen in positiver Weise bewältigen zu können.

Die Verantwortung von Eltern und Erzieherinnen erhält auf diesem Hintergrund besondere Bedeutung. Sie sollte jedoch nicht erdrücken, sondern kann den Weg ebnen, neue Prioritäten im Umgang mit Säuglingen und Kleinkindern zu setzen. Die wichtigste Priorität könnte sein, sehr viel mehr Ruhe und Zeit in die Pflegesituation zu investieren und einen Lernprozess in Gang zu setzen, der das Kleinkind als kompetenten Partner betrachtet. Dem Kind etwas zutrauen und vertrauen. Viel Lob für seine Versuche, sich einzubringen und sich selbst zu regulieren. Es sollte um gefühlte Interaktionen gehen dürfen, so dass jede Erzieherin in der Pflegesituation auch Muße empfinden darf und dabei selbst zur Ruhe kommt. Alle Bildungsbemühungen werden nur gelingen, wenn die entstehenden Bindungen und Beziehungen der frühen Kindheit von gegenseitigem Respekt und Freude aneinander geprägt sind.

Viel Freude und die nötige Entspannung und Ruhe in der täglichen Begegnung mit den Ihnen anvertrauten Kleinsten wünscht Ihnen von ganzem Herzen

Regina Bestle-Körfer

Einleitung

„Wir alle schöpfen einen großen Teil unserer Lebenskraft über die Erinnerung und Vorstellungskraft aus dem Brunnen, der durch liebevollen Kontakt geschaffen wurde.“

Barbara Wanderer, Körperpsychotherapeutin

Lernen von Anfang an

Die Bedeutung der ersten drei Lebensjahre für die Persönlichkeitsentwicklung eines Menschen wurde unter Experten lange kontrovers diskutiert. Mittlerweile herrscht Einigkeit, dass alle Erfahrungen der ersten drei Lebensjahre einen prägenden Einfluss auf das weitere Leben ausüben. Das hängt mit den sensiblen Entwicklungsphasen der frühen Kindheit zusammen, in denen eine besondere Empfänglichkeit für Reize aus der Umwelt überlebensnotwendig ist. Die aktuelle neurobiologische Forschung bestätigt, anhand bildgebender Verfahren (MRT), mit deren Hilfe Einblicke in die komplexe Arbeitsweise des Gehirns erst möglich wurden, dass alle Wahrnehmungsreize aus der Umwelt das zentrale Nervensystem eines Kleinkindes formen und ausbilden, je nach individueller Erfahrung. Von zentraler Bedeutung ist in diesem Prozess des Lernens von Anfang an der enge Körperkontakt des Neugeborenen mit seinen engsten, vertrauten Bezugs- und Beziehungspersonen (vgl. Bauer, Warum ich fühle, was du fühlst).

Unmittelbar nach der Geburt nimmt ein Säugling Kontakt zu seinen wichtigsten Bezugspersonen auf, indem er deren Mimik nachzuahmen versucht. Da das Gehirn zu diesem frühen Zeitpunkt noch keine mimischen Vorerfahrungen gemacht hat, ist diese früheste Kontaktaufnahme nur möglich, weil der Säugling bereits bei der Geburt über ein Nervenzellsystem im Gehirn verfügt, das ihn zur Kontaktaufnahme befähigt: die Spiegelneuronen im Gehirn. Sie wirken zunächst wie eine unbewusste Brücke zwischen dem „Ich und Du“, indem durch reine Beobachtung einer Bewegung oder einer Emotion (Gesichtsmimik, Körpersprache) bei beiden Personen die gleichen Gehirnareale aktiviert werden. Mit Hilfe der Spiegelneuronen werden Kontaktaufnahme und Beziehungsentwicklung erst möglich. Nur Menschen können die Spiegelneuronen eines Säuglings aktivieren – kein Kuscheltier, keine beruhigenden Spieluhren oder Medien. Wie alle Nervenzellen funktionieren auch die Spiegelneuronen nach dem „Gebrauchs- und Verlust-Prinzip“. Das bedeutet, sie müssen so früh wie möglich durch häufigen Körper- und Blickkontakt aktiviert werden, weil sie das Grundgerüst für jedes weitere Imitationslernen des Säuglings bilden.

Der erste menschliche Dialog

Alle Eltern nehmen in der Regel unbewusst und intuitiv einen richtig gewählten nahen Abstand zum Gesicht des Säuglings ein, um mit animierenden Gesichtsausdrücken die Spiegelneuronen des Babys immer wieder zu aktivieren, und sie ernten eine sehr spontane Antwort: Das Baby ahmt die Zungenbewegung, das Kräuseln der Lippen, den gespitzten Mund von Mutter und Vater nach, obwohl es diese Zungen-Mund-Bewegung noch nicht „gelernt“ hat.

Ihre maßgebliche Bedeutung sowie ihre positive Auswirkung auf das weitere Leben erfahren die Spiegelneuronen eines Babys jedoch erst, wenn ihre Aktivierung an ein echtes Liebes- und dauerhaftes Beziehungsangebot der Eltern gebunden bleibt. Denn es werden im ersten Mienenspiel nicht „nur“ Mundbewegungen eingeübt, die eine erfolgreiche Nahrungsaufnahme garantieren und im Übrigen auch Voraussetzungen für die mundmotorische und neurobiologische Sprachanbahnung schaffen, es entsteht über das wechselseitige Aufnehmen und Zurückgeben von Signalen ein erster menschlicher Dialog, der Beginn einer menschlichen Beziehung.

Der Dialog lebt davon, dass nicht nur wechselseitig imitiert wird, sondern dass immer neue Signale im Wechsel ausgesendet werden, die immer neue Anreize und Varianten für das Baby schaffen, zum einen um seine Aufmerksamkeit durch Neues zu wecken, aber auch, um den Dialog lebendig zu halten. Das Mienenspiel wird sehr schnell durch nachgeahmte Lautäußerungen des Babys angereichert und motiviert die Eltern, sich ebenfalls imitierend der „Babysprache“ zu bedienen. Eltern, die mit ihren Babys in der „Babysprache“ kommunizieren (in der Regel auch mit höherer Stimmlage), sind sehr nah mit ihren Babys verbunden, was sich auf den weiteren Bindungsaufbau positiv auswirkt.

Sie denken sich immer neue Varianten der Kommunikation im spielerischen Kontakt aus und entwickeln eine Kommunikationsstufe, die auf Körpersprache basiert und ein Verstehen ohne viele Worte ermöglicht. Gelingt diese erste emotionale Form des Kontakts, kann sich Urvertrauen entwickeln. Das Baby fühlt sich sicher, weil es verstanden wird und die Eltern auf seine Körpersprache angemessen und verständnisvoll reagieren.

Die Hirnstromkurve im EEG eines Babys verändert sich messbar, wenn es sogenannte „zärtliche Imitationen“ (Bauer, Warum ich fühle, was du fühlst, S. 61) erfährt. Auch der vermehrte Ausstoß körpereigener Opioide durch menschliche Zuwendung, der mit einer Reduzierung des Schmerzempfindens einhergeht, ist in wissenschaftlichen Studien sowohl bei Babys, als auch bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mehrfach belegt worden.

Der Aufbau einer sicheren Bindung

Die frühen Spiegelungen ebnen den Weg für den Aufbau einer „sicheren Bindung“ (Bowlby, Bindung) und für die Entwicklung von „emotionaler Intelligenz“ (Goleman, Emotionale Intelligenz). In Experimenten konnte nachgewiesen werden, dass eine regungslose Mimik, die von einer erwachsenen Bezugsperson ausgeht, ein Baby so verunsichern kann, dass es unruhig wird und sich vom regungslosen Gesicht aktiv abwendet. Wiederholt man die regungslose Mimik ein paar Mal, führt dies zum emotionalen Rückzug des Babys.

Ein Baby sendet von Geburt an Körpersignale aus, damit es umsorgt, gefüttert und geschützt wird. Diese Verhaltensweisen des Babys werden als „Bindungsverhalten“ bezeichnet und sollen sein Überleben sichern. Das Bindungsverhaltenssystem wird daher auch als Schutzsystem bezeichnet. Das ‚Kuschelhormon‘ Oxytocin spielt für den Bindungsaufbau und eine befriedigende Kommunikation eine wichtige Rolle.

Bindungsverhalten äußert sich zuallererst in Schreien und Weinen und weitet sich immer zielgerichteter aus: z.B. Anlächeln, Ärmchen entgegenstrecken, Anschmiegen, Festklammern usw. Alle Signale, die vom Kind geäußert werden (d.h. Bindungsverhaltensweisen des Kindes), sind an die Bindungsperson gerichtet und veranlassen die Bindungspersonen dazu, sich intensiv um das Kind zu kümmern, seine Bedürfnisse zu befriedigen und Sicherheit zu vermitteln. Das Bindungsverhalten eines Babys hält so lange an, bis es sich sicher gebunden fühlt, sein Hunger gestillt und sein Wunsch nach Körperkontakt und Kuscheln befriedigt ist. Erst dann kann sich das Baby entspannen und für interessante Sinnesreize in seiner Umwelt öffnen (Aktivierung des Explorations- bzw. Lernsystems). Lernen und eine umfassende Sinnesschulung gelingen nur in einer entspannten körperlichen und seelischen Verfassung des Kleinkindes.

Da Babys sich selbst noch nicht kennen bzw. erkennen können, sind sie auf „zärtliche Imitationen“ dringend angewiesen, um den geistigen Prozess der Selbsterkenntnis anzubahnen und aufzubauen. Die Unterscheidung zwischen sich selbst und anderen (Beginn der Selbstwahrnehmung /„Ich bin Ich“) beginnt sich erst zwischen dem 12. und 18. Lebensmonat auszubilden. In der Zeit davor erlebt das Baby die Welt, Objekte und Spielzeuge ausschließlich in interaktiven Beziehungen.

Der Weg zum Ich-Bewusstsein

Der Weg zum Ich-Bewusstsein geschieht, nach Beobachtungen von Säuglingsforschern, in vielen kleinen Etappen:

Bereits in den

ersten Lebensmonaten

erkennt und unterscheidet das Baby an Geruch, Stimme und Aussehen fremde von vertrauten Personen.

Bereits mit

2 Monaten

ist das Baby bemüht, eine gefühlsmäßige Übereinstimmung mit der Mutter zu erreichen.

Mit dem

3. Monat

erlebt das Baby seine Selbstwirksamkeit, indem es Verhaltensänderungen seiner Bezugspersonen durch eigene Äußerungen (z.B. lachen, weinen) erreicht. Es beginnt mit seinem Blick dem Blick der engen Bezugspersonen in eine bestimmte Richtung zu folgen.

Ab dem 6. Monat

lässt sich das Baby von den Gefühlen anderer anstecken. Es lacht und weint mit anderen und imitiert deren Gefühlsäußerungen. Es beginnt ebenfalls, den Ablauf einer zielgerichteten Bewegung abzuspeichern (z.B. ein Löffel wird vom Teller zum Mund geführt).

Zwischen dem 4. und 9. Lebensmonat

erforscht das Baby aktiv seine Umwelt durch Lutschen, Lecken, Greifen, Fühlen, Tasten. Es macht die Erfahrung, dass es mit seinen Händen und Füßen etwas in Bewegung bringen kann und zielgerichtete Handlungen möglich sind. Neugier und Forscherdrang sind noch eng an die Sicherheit vermittelnden Bindungspersonen gebunden.

Die Trennungsangst, die sich

ab dem 8. Lebensmonat

als „Fremdeln“ oder „Achtmonats-Angst“ äußert, fällt von Kind zu Kind unterschiedlich aus, sollte als Stressfaktor für das Kleinkind aber immer ernst genommen werden. Je sicherer gebunden sich das Kleinkind fühlt, umso schneller wird es seine Trennungsangst überwunden haben, um sich erneut für seine Umwelt zu öffnen und neue Lernerfahrungen sammeln zu können. Das „Fremdeln“ gilt als Ausdruck eines gelingenden Entwicklungsprozesses.

Es lernt mit ca.

9 Monaten

die sogenannte „Objektpermanenz“, d.h. es weiß, dass beispielsweise ein Ball, der unter den Schrank rollt, noch existiert, auch wenn es ihn nicht mehr sieht. Es wird nun zielgerichtet den verlorenen Ball unter dem Schrank suchen und wiederfinden.

Zur gleichen Zeit, mit etwa

9 Monaten

, überträgt es die „Objektpermanenz“ auch auf die Bezugspersonen, d.h. es entwickelt eine innere Vorstellung von nicht sichtbaren Objekten und Personen. Diese innere Vorstellung von etwas nicht Sichtbarem erleichtert es dem Kleinkind, mit der Trennungsangst fertig zu werden, denn es weiß nun, dass die Mutter nicht für immer verschwunden ist und wiederkommt.

Mit

12–14 Monaten

beginnt das Kleinkind, dank der unermüdlichen Aktivität seiner Spiegelneuronen, Handlungsziele zu verstehen, indem es Interaktionen genau beobachtet und Handlungsabsichten voraussieht. Aus dieser Fähigkeit entwickelt sich die Intuition eines Menschen, die im Sinne eines sozialen Warnsystems dazu dient, menschliches Verhalten einschätzen zu können.

Die Unterscheidung zwischen sich selbst und anderen erlernt das Kleinkind zwischen dem

12. und 18. Lebensmonat

. Das Gefühl der Zugehörigkeit zu anderen Menschen bildet im Prozess der Identitätsfindung die Ausgangsbasis für die eigene Identität, die sich von der anderer unterscheidet. Dies gelingt nur, weil das Gehirn des Kindes auf bereits gespeicherte erlebte Aktionen und Interaktionen zurückgreifen kann.

Mit der Selbsterkenntnis des „Das bin ich“ wächst der eigene Wille des Kindes heran, der sich bis hin zum Trotz und zu uneingeschränktem Besitzstreben – „Alles meins“ – gegen

Ende des zweiten Lebensjahrs

, abhängig vom Temperament des Kleinkindes, in sehr ausgeprägter Vehemenz entwickeln kann. Ein Trotzanfall kann sich bis zum Affektkrampf, mit ‚Atem anhalten‘ und ‚blau anlaufen‘, entwickeln und verdeutlicht das Ausmaß der kindlichen Frustration, seiner emotionalen Instabilität und

Stressbelastung

. Die körperliche Nähe der Bezugsperson während eines Trotzanfalls gibt dem Kind die nötige Sicherheit und hilft dem Kind, seine negative Emotion zu verarbeiten. Beruhigend für die Bezugserzieherin und die Eltern ist die Gewissheit, dass sich Tobsuchtsanfälle und Co. nicht gesundheitsgefährdend auswirken und sehr bald auch wieder vergehen werden.

Mit ca.

2 Jahren

beginnen Kinder für ihre Gefühle Worte zu finden: z.B. „Pia weint, Pia traurig“; das Sprechen über die Gründe von Gefühlen entwickelt sich jedoch erst ab dem 3. Lebensjahr.

Ab dem 18. Monat