Das lange Sterben der Sowjetunion - Reinhard Lauterbach - E-Book

Das lange Sterben der Sowjetunion E-Book

Reinhard Lauterbach

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Beschreibung

Am 11. März 1985 wurde Michail Gorbatschow Generalsekretär der KPdSU. Mit ihm begannen einschneidende Veränderungen, die sich in den Begriffen "Glasnost" und "Perestroika" manifestierten – und weltweit Hoffnungen auf ein Ende der Blockkonfrontation weckten. Doch er hatte keinen Plan, seine wichtigsten Berater schon: Umbau zur Markwirtschaft hieß ihr Credo. Boris Jelzin nutzte 1991 die Gunst der Stunde, stürzte Gorbatschow, putschte gegen das Parlament – und ließ in einem zehn Jahre dauernden Siechtum die Verschleuderung des Staatseigentums und eine Wild-West-Privatisierung mit krassen sozialen Folgen zu sowie die weltpolitische Geltung Russlands erodieren. Reinhard Lauterbach analysiert erstmals, wie in 15 Jahren aus dem Weltreich eine Mittelmacht kurz vor dem Kollaps werden konnte. Er skizziert die Fehler Gorbatschows und vor allem die verhängnisvolle Rolle von Boris Jelzin, zeigt die Verheerungen einer Umstellung von der Plan- zur Marktwirtschaft ohne sinnvolles Vorgehen und wie in einer Phase des politischen, militärischen und ökonomischen Vakuums das größte Flächenland der Erde zum Selbstbedienungsladen für einige wenige wurde.

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Reinhard Lauterbach

Das lange Sterben der Sowjetunion

Schicksalsjahre 1985–1999

edition berolina

eISBN 978-3-95841-522-5

1. Auflage

Alexanderstraße 1

10178 Berlin

Tel. 01805/30 99 99

FAX 01805/35 35 42

(0,14 €/Min., Mobil max. 0,42 €/Min.)

© 2016 by BEBUG mbH / edition berolina, Berlin

Umschlaggestaltung: buchgut, Berlin

www.buchredaktion.de

Prolog

Zum Untergang der Sowjetunion

Eines ist sicher: Der Untergang der Sowjetunion war keine jener »friedlichen Revolutionen« kerzenhaltender »zivilgesellschaftlicher Akteure«, die das vorherrschende Bild des Systemwechsels 1989 zwischen Rostock und Budapest prägen. Er dauerte länger als jene, er ging entgegen dem gängigen Bild nicht ohne Gewalt ab, er wurde erst akut und irreversibel, als jener Systemwechsel in den ehemaligen westlichen Vorfeldstaaten der ­UdSSR­ schon vollzogen war, und er entsprang nicht dem Bedürfnis irgendwelcher Volksmassen. Noch bei einem Referendum im Frühjahr 1991 sprach sich in denjenigen Sowjetrepubliken, in denen es noch stattfinden konnte – die neuen Führungen der baltischen Länder, Moldaus, Armeniens und Georgiens zogen es vor, ihren Bürgern diese Frage nicht zu stellen, womöglich, weil sie sich nicht sicher waren, ob das dort erwünschte Nein herauskommen würde –, eine breite Mehrheit für den Erhalt einer erneuerten Union aus: Bei einer Beteiligung von 80 Prozent waren es 70 Prozent Ja-Stimmen, also auch auf die wahlberechtigte Gesamtbevölkerung bezogen immer noch eine Mehrheit von etwa 56 Prozent. Kein überwältigendes Ergebnis, aber eines, mit dem jedes Referendum anderswo durchgeht. Und selbst wenn das Resultat vermutlich weniger positives Engagement für die ­UdSSR­ spiegelte als vielmehr die Sorge, den bei allen Problemen bekannten Status quo zugunsten einer unkalkulierbaren Zukunft zu verlieren – ist die knappe Mehrheit für den Verbleib in Großbritannien beim schottischen Referendum von 2015 deshalb angezweifelt worden?

Gewiss, seit dem Sommer 1990 kippte die Stimmung, oder genauer gesagt: Die Leute stimmten jetzt auch anderen Parolen zu, über deren Tragweite sie niemand informiert hatte: Souveränität Russlands oder Unabhängigkeit der Ukraine, Vorrang der einen Gesetze über die anderen und dergleichen. Trotzdem kam Boris Jelzins Beschluss vom 8. Dezember 1991, die ­UdSSR­ aufzulösen, für die meisten Zeitgenossen überraschend.

Der Untergang der Sowjetunion hatte sicherlich auch langfristige ökonomische und politische Ursachen, die im Nachhinein womöglich besser erkennbar sind, als sie es für die Zeitgenossen waren. Obwohl es an kritischen internen Analysen auch in der Sowjetunion nicht mangelte. Trotzdem ist bei der Beurteilung Vorsicht angebracht: Dass ein Problem existenziell war, sieht man immer erst nachher, wenn es die Existenz gekostet hat. Der Arzt weiß zwar beim Tode des Patienten, dass dieser an Blutvergiftung gestorben ist. Der kleinen Wunde am Finger sah man am Anfang aber nicht zwangsläufig an, dass sie sich dazu auswachsen würde. Die analytisch schwierigen Fragen lauten: Was konnten die Handelnden seinerzeit erkennen, warum handelten sie so und nicht anders? Was bewirkte die Entscheidung Michail Gorbat­schows, die sich zuspitzende Krise über mehrere Jahre laufen zu lassen, bis nichts mehr zu reparieren war? Dass Spitzenpolitiker ihr eigenes Land demontieren, kommt in der Geschichte eher selten vor, und so stellt sich die Frage: Warum haben sie das getan, entgegen der historischen Erfahrung? Oder ist das vielleicht eine falsche Fragestellung – war die Krise für den letzten Generalsekretär am Ende dasjenige Mittel, das ihm helfen sollte, das Ende der Sowjetunion, die er übernommen hatte, zu beschleunigen?

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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