DAS LEBEN IST ROCK´N´ROLL! - DANKMAR H. ISLEIB - E-Book

DAS LEBEN IST ROCK´N´ROLL! E-Book

Dankmar H. Isleib

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Beschreibung

Ob Michael Jackson, die Rolling Stones, The Who, Udo Lindenberg, Tina Turner, Police und Nina Hagen, James Brown, Kraftwerk, Frank Zappa, Pink oder AC/DC - der Autor traf sie alle. DAS LEBEN IST ROCK´N´ROLL, LIVE IN CONCERT VON A BIS Z, ist die Essenz aus über 1.600 Konzertbesuchen mit mehr als 1.300 Künstlern und Bands aus aller Welt. In BUCH 1 sind Konzertkritiken, Interviews und Erlebnisse von 146 Künstlern aus Rock, Pop, Jazz zusammengefasst. DAS LEBEN IST ROCK´N´ROLL gibt so einen interessanten Überblick über die nationale und internationale Musikszene der letzten 50 Jahre. Dankmar Isleib gewährt dem Leser zudem einen sehr persönlichen Einblick in sein Musik-Seelenleben. Die 90 Fotos im E-Book sind von JÜRGEN OLCZYK, einem der besten Fotografen im Pop-Business, der ebenfalls mit seinen Kameras über Jahrzehnte weltweit on the road war und so gut sie alle Stars & Superstars vor der Linse hatte. Die gedruckte Ausgabe von DAS LEBEN IST ROCK´N´ROLL hat 578 Seiten und über 170 Fotos. BUCH 2 - DAS LEBEN IST ROCK´N´ROLL - erscheint im Herbst 2016. Weitere Informationen unter: dankmar-isleib.de MEHR ÜBER DEN AUTOR: BIOGRAFIE: Was für ein Leben! Musik, Musik, Musik. Als nicht mehr aktiver Musiker (Schlagzeug/Gesang) und Musikproduzent war und ist Dankmar Isleib auch nach Jahrzehnten noch neugierig, was sich in der Szene tut. Als Journalist und Fan (von guter Rockmusik, kreativem Jazz, Richard Wagner & Gustav Mahler) ist er in Sachen Musik seit rund 50 Jahren noch immer weltweit unterwegs. Der Autor war in seiner Karriere u.a. Chefredakteur vom MUSIK EXPRESS, LIVE IN CONCERT, MUSIC & MORE, MUSIC SHOP, SMASH HITS, etc. Isleib verkaufte vor Jahren seinen eigenen Zeitschriften-Verlag und schreibt seitdem Bücher. Dass in der Thriller-Trilogie 666 – PERFEKTION DES BÖSEN. eine Rocksängerin die Protagonisten ist, ist nur logisch...

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Dankmar H. Isleib

 

DAS LEBEN IST ROCK´N´ROLL

- LIVE IN CONCERT -

 

Von AC/DC bis Zappa

 

Fotos: Jürgen Olczyk

 

BookRix GmbH & Co KG

81675 München

 

www.dankmar-isleib.de

 

 

 

 

MUSIK IST ALLES!

 

 

 

Musik ist ein Grundnahrungsmittel. Neben Essen & Trinken, genügend Schlaf zum Erholen & Träumen und der Liebe, ist Musik das Wichtigste für unser Leben. Welcher Mensch kommt ohne Musik aus? 92% aller Menschen hören regelmäßig Musik, aber nur 53% treiben Sport. Rock- und Popmusik liegt bei der Gesamtbevölkerung unserer Erde mit einem Höranteil von rund 54% mit großem Abstand an der Spitze. Weit dahinter folgen Volksmusik(en), Klassik, Jazz, etc. Liegt in Brasilien der Anteil lokaler Bands und Musiker an den Top-100 Album-Verkäufen bei 88%, sind es in Großbritannien nur 54%, in den USA 64%, in Deutschland 55% und in Japan wiederum 77%. Die Geschmäcker und (Musik)-Kulturen sind – wie beim Essen & Trinken auch – sehr verschieden. Es lässt sich nicht darüber streiten. Besser, schlechter, gefällt mir! Mir aber nicht! Jeder Mensch hat seine musikalischen Präferenzen; (fast) jede Musikform hat ihre Berechtigung und die Toleranz unter uns Musikhörern, Musikliebhabern und Musikausübenden sollte so weit gehen, dass man sich nicht über die Hörgewohnheiten und Vorlieben des (Musik)Nachbarn lustig macht, die Nase rümpft, gar verächtlich darüber redet.

Obwohl es mir schwerfällt, das muss ich zugeben, denn es gibt auf der einen Seite – für meine Ohren, mein Gefühl, meine Seele, mein Herz, mein ICH – unglaublich bereichernde, tolle Musik! Seit Jahrhunderten, Jahrmillionen (?) kreisen im Kosmos, dann in der Musik-Hirn-Zentrale, den Herzen und Seelen, in jeder einzelnen Zelle genialer Musiker, Komponisten, ebenso geniale Tonfolgen, genannt Melodien. Harmonien, Sounds, Instrumente, Stimmen, Arrangements, Rhythmen. Ja, Rhythmen, die das Salz in der Suppe sind und ohne die Musik nicht funktioniert. Musik hat ´man´ – Komponist(in) - in sich, oder auch nicht. Und wenn man als solcher YESTERDAY, HEY JOE, TAKE FIVE, MY FUNNY VALENTINE (live mit Chet Baker und dem Symphonie-Orchester Hannover), JUMPING JACK FLASH, die SCHICKSALS-SYMPHONIE (Beethoven´s 5. C-Moll) oder GUSTAV MAHLER´s Achte (´Sinfonie der Tausend´ genannt, und hier speziell den Schlusschor: „Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis“) in sich trägt, dann muss das für die Komponisten ein unbeschreibliches Glücksgefühl gewesen sein, Göttliches zu schaffen, und erst recht für uns als Musikhörer ein Glück und eine Ehre, das wir an dem Geschaffenen teilhaben dürfen. Danke den Schöpfern!

Erlernen kann man nur das Handwerk. Musiktheorie, ein Instrument, die Stimme formen, beherrschen (wenn man denn eine hat). Selbst das Lernen wird ab einem Grad des Fortschritts schwierig, wenn man sich stets nur an Vorgegebenes hält, wenn das große Talent für Eigenes, Kreatives fehlt, wenn man mittelmäßige Lehrer hat, die einen nicht dazu hinführen, in sich selbst hinein zu hören, um nach Schöpferischem in sich zu suchen. Dass man in der Musik letztlich nur auf sich selbst, auf sein Inneres, sein Fühlen, sein Gefühl, eben seine – was ist das eigentlich?! – ´innere Stimme´ hören muss. Das macht den Unterschied zwischen Handwerkern und Künstlern aus. Jeder Künstler, jeder Musiker – Künstlerin/Musikerin - hat Vorbilder. Das ist OK und sollte so sein: Andere Musiker, Kompositionen, Stimmen, Instrumentierungen, Sounds, die den entscheidenden Kick hin zur eigenen Begeisterung für Musik ausgelöst haben, in sich aufsaugen, um sie und ihn zu animieren, selbst Musiker zu werden. Dazu ist ein solides Handwerk nötig. ´Handwerker´ ist in diesem Zusammenhang keinesfalls despektierlich gemeint. Jeden Tag höre ich wieder neue Musiker, die mich begeistern, verblüffen, berauschen. Die ihr Handwerk verstehen; zur Kunst machen. Ein guter Musiker fängt nach der Lehre, dem Studium, an, zu experimentieren. Weil er/wie wissen will, woher die Töne und Rhythmen, die (Schall)-Schwingungen kommen, die uns in eine schwer erklärbare Ekstase versetzen, total bezaubern und verzaubern. Wie man Töne & Rhythmen erzeugt, ´bewegen´ kann, zusammenfügen zu unvergesslichen Melodien, Harmonien, knackigen, sensiblen, wundervollen Musikstücken, so, dass sie Menschen erreichen und im besten Fall völlig entrücken lassen. Wenn man irgendwann seinen ureigensten Weg des Schöpfens, der Interpretation findet, ist das das Größte. Die uns Menschen so sehr erfreuende Herstellung von Musikstücken, ob Songs, Symphonien, Improvisationen, Hymnen – whatever - , kann man – leider - nicht erlernen. Wie gerne würden das Millionen von uns machen! Doch den meisten Menschen fehlt dazu das Talent, das Göttliche, Große. Wir sind ´nur´ zum Zuhören verdammt. Und ich finde es toll, dass es Zigtausende, Millionen von Menschen gibt, die einfach voll Freude, einem inneren Drang folgend, Musik just for fun machen.

Wir haben die Klänge des Kosmos in uns, oder auch nicht. Göttliches, Unerklärliches! Wie oft im Leben sind es Töne, Melodien, Stimmen, Sounds, Nuancen, die uns für Momente gefangen nehmen, unsere Aufmerksamkeit erregen und betäuben, bereichern. Die wir, einmal gehört, nicht mehr vergessen können. Weil aus den Momenten des ersten Hörens ein nicht zu verhindernder Hunger, eine Sucht auf genau diese Töne, Melodien, Arrangements, Instrumentationen, Stimmen geworden ist. Ist das nicht göttlich? Denn den Begriff habe ich in den vergangenen Zeilen oft benutzt; ich habe keine andere Erklärung dafür. Es muss für wenige Menschen eine Verbindung geben, die direkt in den Kosmos, die Schöpfung reicht; viel, viel weiter als bei uns Musikhörern...

Keine Musik ohne Rhythmus. Was war zuerst da? Rhythmus oder Ton? Beide sind untrennbar. Erst der Rhythmus, der gleichmäßige Zeitabstand innerhalb einer Amplitude, lässt eine Schwingung zu einem Ton werden. Wenn diese in sich rhythmische Schwingung nicht vorhanden ist, erhalten wir keinen wahrnehmbaren Ton. Aus der Länge der Schwingungen ergeben sich unterschiedliche Töne und Takte. Grundrhythmen, Tempi. Und jeder Song braucht eine rhythmische Struktur, ohne die die Melodie ansonsten allein nicht leben kann. Rhythmen, die uns verzaubern, gefangen nehmen, mitreissen in einen Strudel der Glückseligkeit.

Ein indisches Sprichwort sagt:

 

DAS AUGE IST DER SPIEGEL DER SEELE,

ABER DAS OHR IST DAS TOR ZUR SEELE.

 

Die Grundlage der Schöpfung ist Klang. Der Musikphilosoph Hazrat Inayat Khan sagt: „Die Schöpfung ist die Musik Gottes“. Und der Jazzpapst Professor Joachim Ernst Berendt, den ich selbst in Baden-Baden vor über zwanzig Jahren kennen und schätzen lernen durfte und so manches an die Substanz meiner Aufnahmefähigkeit, des Verstehens gehende Gespräch über Musik führte, brachte es auf den Punkt: „Die Welt ist Klang“.

Das ist richtig. Als Feingeist, der sich nicht vorstellen wollte – konnte schon! - , dass man Klang auch in schreckliche Formen giessen kann, schwebte Berendt auf einer Wolke der Musik-Glückseligen. Er war ein Besessener, der wissen wollte, woher uns die Gabe zum Erfassen von Musik, vom Schöpferischen der Tonkunst, geschenkt wurde. Mit hohem theoretischen Wissen allein, mit dem Glauben daran, dass der Jazz das Größte in der Tonschöpfung sei, ist es allerdings nicht getan. Im tagtäglichen Alltag, im normal verlaufenden Leben, müssen wir uns mit weit Profanerem herumschlagen. Denn:

Es gibt für mich auf der anderen, der negativ gepolten Seite der Tonkunst ebenso abartige Geräusche, die den Begriff Musik nicht verdienen, ihn aber in Anspruch nehmen. Tonnen und Tonnen von akustischen Müll. ´Kreationen´ – um meiner vor wenigen Zeilen eingeforderten Toleranz gleich selbst zu widersprechen – , die, noch einmal, den Begriff ´Musik´ nicht verdienen und mit Kreativität und göttlichen Einfällen, Segnungen, kosmischen Vorgaben, Realitäten und einer soliden handwerklichen Basis des/der Ausführenden absolut nichts zu tun haben. Denn in dem, was uns Menschen von Menschen an Tönen, Rhythmen, Formen des Klangs angeboten wird, lauern auch Gefahren. So, wie in allen anderen Lebensbereichen. Ständig sind Fallen aufgestellt, um die man herum jonglieren muss, um nicht in eine tiefe, dunkle, düstere, stinkende Grube zu stürzen und im Gestank der Musikgülle zu ersaufen! Deshalb wäre es mein Wunschtraum, dass eine Hinführung zu Musik – von der werdenden Mutter bewusst als Bonbon während der Schwangerschaft für ES eingesetzt – bereits im Mutterleib beginnt, sich behutsam im Kindergarten, der Schule fortsetzt. Alles, was wir als Embryo während der neunmonatigen Schwangerschaft aufnehmen, bleibt gespeichert. Schon in dieser Zeit entscheiden sich Musikalität, Sinnlichkeit, Emotion für das heranwachsende, neue Leben. Es hängt ganz entscheidend davon ab, was unsere Eltern, speziell unsere Mutter, während der Schwangerschaft für Musik hört. Hier bildet sich bereits unser Geschmack, ohne dass wir uns dessen bewusst sind. Es werden Reize geschaffen, positive und negative. Oder auch gar keine, weil unsere Mutter selbst unmusikalisch ist und überhaupt keine Musik hört, das arme, bedauernswerte Wesen. Dann bedarf es doppelter Anstrengungen des neuen in die Welt entbundenen Lebens, für Musik ein Gefühl zu entwickeln.

Ich kann nur raten: Mütter, hört während der Schwangerschaft Musik, Musik, Musik. So lange und so intensiv, sanft und liebevoll, laut und lustig, bis sich ES eine eigene Meinung bilden kann, weil musikalisch – bewusst/unbewusst/unterbewusst – bereits (vor)-gebildet, wenn es selbstständig in unserer leider ziemlich verpesteten Luft atmen muss. Und selbst dabei, wenn wir also den Idealfall der musisch/musikalischen Vorbildung vom Embryo zum Endpubertierenden mit unseren Eltern erlebt hätten/haben, gibt’s nun schon wieder Stress: Hat die Mutter für ´ES´, das Kind, den richtigen Geschmack? Was ist Geschmack? Will sie nicht nur das weiter vermitteln, was sie selbst an Musik liebt, für hörenswert hält? Wo bleibt der freie Wille von ES. Ekelt sich ES, wenn Lady Gaga ertönt, oder bekommt ES erste nervöse Zuckungen bei Rammstein und zertritt die Fruchtblase, oder muss ES kotzen, weil Muttern noch auf Modern Talking steht, bevor ES sich selbst musikalisch gebildet – also ein Ton-Bild gemacht hat - und vielleicht irgendwann weiss, was das Leben bereichernde Musik ist, was nicht und was gar keine Musik ist (Modern Talking)? Gefällt dem Embryo Beethovens 8. Symphonie oder Stan Getz mit „Desafinado“? Flippt es aus, wenn Miles Davis „Time After Time“ (von Cyndi Lauper & Rob Hyman) scheinbar gedankenversunken zelebriert, Pink Floyd „Wish You Were Here“ singen und spielen, Whitney Houston „I Will Always Love You“ schmachtet, oder die Beatles „Let It Be“ singen, die Stones etwas von „Satisfaction“?

Man sieht: Geschmacksbildung kann gefährlich sein. Wir müssen alles im Leben erst erlernen und die Dualität des Daseins hat für uns immer gut & böse, ja & nein, schön & hässlich, super & schrottig im Angebot, das ist in der Musik nicht anders. Will heissen, es gibt durchaus riesige Unterschiede in dem, was uns die Komponisten und Musiker - fast immer über die Musikindustrie gefiltert - anbieten. Und so, wie wir freiwillig kein verfaultes Gemüse, kein verschimmeltes Stück Fleisch, vollgepumpt mit Antibiotika, kaufen & verschlingen und uns kein Auto mit nur drei Rädern andrehen lassen, oder hässliche Schuhe, einer zu klein ohne Absatz, der andere zu groß und ohne Sohle, so wäre es wünschenswert, wenn wir das Qualitätsprinzip auch beim Hören und Kaufen von Musik berücksichtigen würden; als Embryo, Baby, Kind, Pubertierende, immer jung bleibender Mensch bis hin zum Abschiedsgeläut im Sarg liegend, unsere Sinne ständig und immer wieder schärfen würden und wach bleiben für qualitativ hochwertige Musik und unser Leben lang auf soliden musikalischen Sohlen laufen. Klingt blöd, ist aber so: Man kann auch ´gute Musik´ lernen. Sein Leben lang. Wie das gehen kann, machen uns, beispielsweise, die Schweden vor. Während der Schulzeit haben schwedische Kinder im Schnitt pro Schuljahr 240 Stunden Musikunterricht. In Deutschland 24. In Schweden lernen die Kinder ab dem ersten Schuljahr als erste Fremdsprache Englisch; dann kommt ab dem vierten Schuljahr eine zweite dazu. Nach Wahl. Die Klassen sind kleiner, Lehrer können sich besser auf die Kinder einlassen; jede Schule hat Sozialarbeiter, die sich der ´schwierigen Fälle´ annehmen, es gibt täglich und für alle Schüler – natürlich – warmes Mittagessen, kostenlos! Das alles leistet sich Schweden, ein bevölkerungsmäßig kleines Land, das, mit den schwachsinnigen Maßstäben der Politiker gemessen, auch wirtschaftlich schwach sein sollte, um seine Kinder besser aufwachsen zu lassen. Das Ergebnis der humanen, musikalischen/musischen Bildung: Die Schweden haben einen grundsätzlich etwas besseren Musikgeschmack – wenn man das statistisch betrachten will - , sie haben auf jeden Fall mehr Gefühl für Musik, singen und spielen in weit größerem Umfang als im musiktumben (Schul)-Deutschland zum Beispiel, sie haben jede Menge international anerkannter Jazzmusiker, vom Esbjörn Svennson Trio, den großartigen Posaunisten Nils Landgren, den Trompeter Peter Asplund, den Pianisten Jacob Karlzon bis zur Sängerin Viktoria Tolstoy – nur wenige Beispiele - , sie bringen ständig Gruppen – von ABBA über Roxette bis Mando Diao - hervor, die die Welt mit (Mainstream)-Musik beglücken, weit überproportional zu ihrer Bevölkerung von ca. acht Millionen Einwohnern, wenn man sie mit den USA, Deutschland oder England vergleicht.

Schweden ist der drittgrößte Exporteur englischsprachiger Popmusik, gleich hinter den USA und Grossbritannien (die Wochenzeitschrift „ZEIT-online“). Selbige ZEIT wundert sich: „...Pop aus Schweden. Das ist nichts Neues und bleibt doch stets spannend. Hier brodelt die Musikszene, hier klettert offenbar jeden Monat eine andere Band aus dem Probenkeller direkt ins Licht der Öffentlichkeit. Der Schwedenpop hat einen Nimbus, deshalb horcht die Musikbranche seit Jahren nach Stockholm, Malmö und Göteborg. Warum ausgerechnet zwischen Schäreninseln und Elchwäldern, in dieser kleinen Monarchie mit acht Millionen Einwohnern, so viel gute Musik entsteht, bleibt ein Rätsel...“

Nein, kein Rätsel. Das ist (Schul)-Bildung! Im Schnitt haben die Kinder zehn mal mehr Musikstunden pro Jahr, als in Deutschland! Wo Deutschland von sich doch immer behauptet, das Land der Dichter und Denker, der Genies Bach, Beethoven und Wagner zu sein. Für Bildung gibt man wir in Deutschland im internationalen Vergleich als superreiches Land weit weniger Geld aus als unsere nordischen Nachbarn. Und für musische Bildung – die über die Musik hinausreicht - noch viel, viel weniger. Musik: Unwichtig. Die beiden Fächer, die in Deutschland ständig gekürzt werden, oder gleich ganz ausfallen: Musik & Sport. Noch mal: Englisch, d i e Sprache für populäre Musik, ist in Schweden Pflichtfach ab Jahr Eins der Schulzeit. Hören lernen, das Ohr schulen durch ´Fremd´sprachen (blöder Begriff), ein Gefühl für andere Sounds, für sprachlichen Rhythmus, letztlich damit für Musik bekommen und damit das Gehirn immens schulen, in eigene (Volks)-Musik eintauchen und anderen Kulturen verstehen lernen. Als Kind. Und die ZEIT wundert sich...

Max Martin, ein schwedischer Komponist, um nur ein Beispiel zu nennen, schreibt unter anderem Songs für: Ace of Base, Robyn, Backstreet Boys, Celine Dion, Bon Jovi, Bryan Adams, Kelly Clarkson, Pink, Avril Lavigne, Leona Lewis, Katy Perry und Kesha. Man sieht: Das Spektrum ist ein wenig größer, als bei D.B., dem Paradebeispiel deutscher Pop-Hochkultur! Das Produzentenduo Bloodshy & Avant aus Stockholm arbeitet für Madonna, Maroon 5, Jennifer Lopez, Britney Spears und jede Menge schwedischer Popkünstler. Nun muss man die Art von Musik und Künstlern nicht unbedingt mögen, aber es zeigt, was Bildung vermag. Ein Angebot für die Menschen schaffen. Immer noch viel besser, als bei uns, wo die Schule – nicht nur im musischem Bereich – komplett versagt.

Und es stellt sich ein Leben lang die Frage:

Was, bitteschön, ist gute Musik? Jeder, oder fast jeder, mit dem man darüber spricht, hat eine andere Vorstellung von Musik und von dem, was ihm/ihr an Musik gut tut, was nicht.

 

Musik ist ein Grundnahrungsmittel. Davon bin ich felsenfest überzeugt. Dennoch ein freundlicher Hinweis an Euch/Sie, liebe verehrte Leser: Es ist wie beim Essen. Zuviel und Falsches in sich hineingeschaufelt, oder nur Rindfleisch, oder Zucchini gegessen, machen krank und fett, oder man magert ab und stirbt vielleicht viel zu früh an einer Mangelerscheinung. Wer will das schon? Ich nicht. So, wie wir nur uns bekömmliche Lebensmittel - in Maßen - essen sollten, so wäre es auch gut, wenn wir mit der Musik in gleicher Weise behutsam verfahren. Dosiert, auf Qualität – sprich Seele in der Musik - achtend, den Werken selbst und den ausübenden Künstlern Achtung und Respekt entgegenbringend. Und da meine ich die wirklichen Seelen von Musikern, Keith Richards, Gustav Mahler, Prince, Miles Davis, Gram Parsons, Jimi Hendrix, Eric Clapton, John Lennon zum Beispiel, und die vielen wirklich Großen, die es seit Jahrhunderten nahvollziehbar gab und gibt. Die, die für ihre Musik leben und sterben. Die Brennenden. Die Suchenden. Die sich nicht verbiegen liessen und lassen, die mehr wollen, als ein paar schnöde 0-8-15-Schlagerchen auf den Markt zu schmeissen, um damit Kohle zu machen. Unbedachte Völlerei mit Tönen, kann genauso gefährlich werden, wie täglich fünf fette Hamburger in sich hineinzustopfen. Ausgewogenheit und Zurückhaltung, das habe ich gelernt, ist in allen Bereichen eine lohnenswerte Komponente, um das Leben gesund und mit Freude zu geniessen.

 

Zu oft werden wir mit Geräuschen – ´Musik´ genannt - berieselt, eingelullt, belästigt, vergewaltigt. Sind dem akustischen Müll gnadenlos ausgesetzt, da Musik heute überall zugegen ist; sind den – meist dümmlichen – Klängen ohne die Chance auf Widerstand wahrlich ausgeliefert. Wie oft habe ich mich schon als Django der Rächer gefühlt und in meiner Fantasie den 45er Colt gezogen und die Lautsprecher abgeschossen. Aus! Peng! Weg mit dem Lärm! Es dudelt in jeder blöden Boutique, in Kaufhäusern, auf Weihnachtsmärkten, Volksfesten, dem Fussballstadion, in Kneipen, Restaurants, Möbelhäusern. Berieselt mit Ton-Lärm, bei dem man nur kotzen könnte. Aber wer will das schon im Restaurant, dem teuren Modeladen. Kotzen. Dennoch: Wir sollten es tun, bis es in den Läden dermaßen stinkt, dass der, der für den akustischen Müll zuständig ist, daran erstickt und sich etwas ändert, bessert.

Und wenn wir nicht gelernt haben, unsere musischen Sinne vom Baby/Kindesalter an zu schärfen, wenn uns keiner gesagt hat: „Pass auf: Die Herdplatte ist heiß, du verbrennst dich!“, dann greifen wir auch bei der Musik häufig zu den falschen Rezepturen. Ich kann nur dazu aufrufen: Leute, fangt mit Gutem an und hört bitte so wenig wie möglich Radio! Zumindest nicht in Deutschland, aber auch in Frankreich, Italien, England, Russland, der Mongolei und vielen anderen Ländern ist das sehr gefährlich, sind wir als so genannte Hörer echt gefährdet. Musik ist eine Ware, weil man sie kaufen kann. Aber Musik ist viel, viel mehr für uns Menschen. Wir werden gezielt und unbewusst/bewusst - nee: verdammt bewusst! - verdummt. Mit ´Formatradio´. Nur ein Beispiel, in Europa (und Russland, Kanada, Libanon, usw.) länderübergreifend: NRJ, Radio Energy. Immer und immer wird uns über 24 Stunden tagtäglich/nächtlich der gleiche Schrott vorgedudelt. Widerwärtiger Akustikmüll. Das gleiche Sendeschema in allen Ländern, die gleichen Charts. Wer bestimmt, was in die Charts kommt? Natürlich NRJ, weil das der Sender mit der höchsten Hörerfrequenz in Europa und weiteren Teilen der Welt ist. Der bestimmt, was gut und was schlecht ist.

Natürlich beschränkt sich NRJ nicht mit der Einflussnahme auf die Musik. Der Konzern geht inzwischen weiter. NRJ Music Awards, NRJ Cine Awards, NRJ Movie Awards, NRJ Fashion Night, NRJ Master Mix, NRJ Hot 30, ENERGY Music Shows - also ENERGY Mastermix, ENERGY Dance und ENERGY Rock, ENERGY Morning Live, ENERGY @ Work oder ENERGY am Nachmittag und ENERGY Interaktiv, bzw. ENERGY Drivetime, ENERGY Live Sessions und so weiter und so fort. In allen Ländern der gleiche Scheiss! Wir werden uniformiert. Kernzielgruppe: Die 14 bis 49jährigen. 2005 beschloss die französische NRJ Group eine Strategie, die das Unternehmen und dessen Portfolio weiterentwickeln soll. Als fünf Säulen gelten dabei die Sparten Radio, Fernsehen, Internet, Veranstaltungsmanagement und Mobilfunk, die wiederum untereinander vernetzt werden, um NRJ als Multimediamarke zu etablieren.

Wir bekommen vorgesetzt, was wir konsumieren sollen. Was auf den ersten Blick ein schöner Schein ist, ist verdammt gefährlich! Wir sollen verdummt werden. Uniformiert. Friss oder stirb! Wir sagen euch, was gute Musik ist, wie Euer Leben auszusehen hat! Wenn es so weitergeht und es keine Alternativen mehr gibt, möchte ich schnell sterben! Jimi & John I + II folgen!

So wie uns in jeder grottigen, ebenfalls nur Müll verkaufenden Ladenkette die Zara-H&M-Mango-KIK-Inditex-Einheitsklamotten rund um den Globus angedreht werden, um uns zu uniformieren, so rieselt auch akustischer, uniformierter Müll von der Decke und beschmutzt uns brutal. Zu jedem Kaufereignis – man hat es geschafft, die ganze Menschheit auf „KAUFEN!!“ zu programmieren, obwohl Glück nicht durch Konsum erreicht wird, nur unglückliche, unzufriedene Menschen kaufen, kaufen, kaufen - noch extra einen auf die Mütze, halt, die Ohren: Weihnachten - Weihnachtssongs, Schlussverkauf: Schlussverkaufssongs (also noch billiger und eintöniger, als es sonst ohnehin abläuft), Ostern: Die Schokoladeneiersongs, im Sommer: Die Urlaubs-Kotztüten-Eintagsfliegen-Songs. Ununterbrochen. Wir werden benutzt, verdummt, aufgefressen, ohne dass sich die meisten Menschen dessen bewusst sind. Wie vom Radio auch. Bedödelt, am liebsten 25 Stunden am Tag. Von „Format“ im eigentlichen Wortsinn - also hoher Qualität:„Das hat Format!“ - , ist nichts zu hören. Nur von dem Begriff ´Format´ im Sinne von eingeschränkt. Beschränkt. In eine Form gepresst. „Formatiert“. Begrenzt. Genormt. Die Sender spielen jeden akustischen Abfall, der von der Industrie auf den Markt geworfen wird. So lange, bis der Sound-Müll, der musikalische Schrott uns gefällt und wir glauben, dass das gute Musik sei. Perlen sind die absoluten Ausnahmen.

Der Rhythmus: Bevorzugt 120er Beat. Also zwei Schläge pro Sekunde. Da haben kluge – dumme - ´Wissenschaftler´ herausgefunden, dass das das Takt-Tempo ist, bei dem man am meisten aufgedreht, angeblich lernfähiger, aufnahmefähiger (für Drogen jeder Art und akustischen Müll) und kauffreudiger ist. Marschieren in moderner Form: Hip Hop, House, Rap. Dödel-Rummtata-Kopfnicken-Besudel – 120er Beat und schon wieder die nächste bescheuerte, nicht wirklich benötigte Jeans bei Za-H&Go kaufen. ZACK! Rein in die Geierhöhlen, ausnehmen lassen! Das ist das Tempo, das abgeht, wenn man sich in Clubs, Diskotheken, Bars aufhält. Mehr saufen, mehr Gehirn abschalten. Mehr konsumieren. Mehr konsumieren. Das brauchst du! Konsumieren. Kaufen! Rein zu den Konsumketten dieser Welt und Billigwaren kaufen, kaufen, kaufen. Im Gleichschritt zur Kasse. Funktionieren. 120er Beat. Die Marschmusik des neuen Jahrtausends! Falsch. Nicht ganz neu. Nur der Sound hat sich geändert. Den Beat des Marschierens hat der Freizeitmusiker, der olle Fritz, also Friedrich der Große, der Schwachkopf, der während seiner Knechterei, nicht `Regentschaft!´, im Preussen des 18ten Jahrhunderts die drei Schlesischen Kriege und den Siebenjährigen Krieg führte, schon als Waffe erkannt: Marschmusik ist gut fürs Militär und ist nach 1933 seit den Siebziger Jahren des 20ten wieder auf dem Vor-Marsch, nachdem es nur wenige besinnliche, nachdenkliche Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg gegeben hatte. Der leichtfüssige Swing die Menschen befreite. Und dann eine kurze Aufbruchszeit der Hippies und der damit verbundenen – unangepassten, neuen, kreativen – Rockmusik entstehen liess. War das eine Wohltat!

Doch um die zu entdecken, darf man sich nicht einlullen lassen. Denn im Mainstream des durch Unternehmen wie NRJ limitierten internationalen Angebotes des ersten Hörens von neuen Klängen wird alles niedergebügelt, was nicht in das formatlose „Format“ der allermeisten Radiostationen passt; MTV/VIVA sind längst zu willenlosen Werkzeugen der Industrie verkommen; verfolgen andere Ziele, als den Kids lohnenswerte Musikerfahrungen zu vermitteln. Die Idee von Musik zum Anschauen war mal gut, aber was ist daraus geworden? Viel Getöse für die Kids, die den Scheiss kaufen sollen, der ihnen als das Angesagteste des Angesagten angedreht wird. (Wer - nur ein Beispiel von unzähligen - die Verleihung der MTV-Awards 2012 gesehen hat, weiss, wovon ich rede: Da geht es nur um Klamotten und dummes Gefasel, viel Show – wogegen es generell nichts einzuwenden gibt, wenn sie saugut ist, inspirierend und Neues zeigt!! - und angepasste, genormte ´Künstler´ des Mainstream-Mittelmasses. Und dazu eine total auf die Nerven gehende, schrille, nichts sagende Piepsstimme des so genannten Supermodels H. Klum, die ihre Titten in sechs verschiedenen Versace-Kleidern zur Schau stellte, um Werbung für das Modelabel zu machen. Na super! Absolut zum Fürchten!! Die Tussie und die Show).

 

Es gibt keine musikalische Vielfalt mehr in den Massenmedien, die uns zuerst auf Musik aufmerksam machen, wenn es nicht echte Freunde, Freaks und Fachleute tun. Wann hört man in unseren Breitengraden noch eine schöne Ballade, wann andere Tempi als 120er Beat und tumbe Songs, primitive Texte, und Melodien mit zweieinhalb Tönen, wann Musik aus fernen und doch so nahen Kulturen? Selten genug! Alles, was nicht in ein ´Format´ passt, wird niedergebügelt. Ignoriert. Es werden in den Sendern, die wir in Europa empfangen können – vorausgesetzt, wir wollen überhaupt noch Radio hören und nicht gleich ins Internet gehen - nur die ´Top 40´ gespielt. Oder Oldies, da aber auch die nervigsten, weil die meisten Radiomacher inzwischen einen grottenschlechten Geschmack haben (da selbst längst verbildet, nicht gebildet!), oder glauben, dass ihr Publikum einen schlechten Geschmack hat und sie diesen bedienen müssen. Also fast ausnahmslos mit dem, was die Musikindustrie, wenige international agierende Konzerne, promotet und pusht. Dass es Ausnahmen gibt, die ihr Nischendasein fristen, so wie in Bayern den Sender egoFM – beispielsweise - mit interessanterer, breiter gefächerter, junger, neuer, oft interessanter Musik und ungewohnten Sounds quer Beet und relativ wenig Schrott, sei lobenswert erwähnt! Und wenn man einen Jazzsender erwischt, dann ist er meist dermaßen verstaubt, dass man eine musikalische Staublunge vom Zuhören bekommt. Da sitzen geschmacklich begrenzte, stehen gebliebene Pfeifen, dass es einen nur so grausen könnte! Ja, und dann gibt´s in Deutschland noch Klassik-Radio. Die spielen in ihrem Bereich des ´Format´-Radios den gleichen Mainstream. Immer der gleiche Walzer, immer die gleiche Leier. Meist das, wofür keine GEMA mehr fällig ist, damit der Sender mehr verdient, dazu die gleichen Sänger & Orchester. Und das, was sie pushen, weil die Industrie sie dafür bezahlt. Kaum wirklich Neues, keine Abwechslung. Auch da. Minimum 70% Schrott.

Das Internet ist gewiss nicht das Non Plus Ultra der Erfindungen, weil man dort höllisch aufpassen muss um sich nicht total manipulieren zu lassen und ohnehin komplett kontrolliert wird – das ist die eigentliche Aufgabe des „WWW“!! - und sollte sehr sorgfältig und selektiv mit den schier unbegrenzten Angeboten und Informationen umgehen. Dennoch hat es den Vorteil, dass man auf gute Musik treffen kann, wenn man denn will und gelernt hat, Qualität zu erkennen: Internet Radio oder Webradio genannt – allein bei www.radio.de beispielsweise über 7.000 Stationen -, weltweiter Zugriff über einen ´Klick´: Da findet man wirklich so gut wie alles, was es an Musikrichtungen gibt. Die Vielfalt der Musikschaffenden kommt – bei mittelmäßigem Sound - an unsere Ohren und es sind, wer hätte das gedacht!!, die Amis in vielen musikalischen Bereichen führend. Die haben hin und wieder noch Jungs & Mädels an den Reglern sitzen, die über einen – sometimes - akzeptablen bis guten Musikgeschmack verfügen und in ihren Format-Radios hin und wieder sogar beweisen, dass Format auch Format haben kann. Für jeden Geschmack mehrere Sender. Die ganze Bandbreite: Von Rock in seiner Vielfalt, über alle Spielarten des Pop, Grunge, Südstaaten Sounds, guter, intelligenter Hip-Hop, Italienische Musik, South American Groove, Folk, Country, Jazz, Klassik, Chillout, R´n´B, Filmmusik, Classik Rock, Rock´n´Roll, usw. Dazu Musik anderer Kulturen: Aus Ägypten Dance & House, aus Indien Oriental Music, aus Nigeria den Sound Afrikas und aus Thailand Asian Pop, World Music, Lovesongs. Wenn man das Internetradio aufmerksam nutzt und filtert, kann man in andere Musik-Kulturen eintauchen. Herrlich.

 

Die Globalisierung hat eben auch Positives, wenn man den schlechten Mainstream (nicht den tollen, den es natürlich gibt!), das von den Musikkonzernen uns aufoktroyierte Verblödungsschema, verlässt.

Der Begriff ´Musikindustrie´ sagt ja schon, womit wir, die Käufer und Hörer – sprich Konsumenten - von Musik es zu tun haben. Nicht mit Kunst, nicht mit Künstlern, Musikern, Musikverrückten, Individuen, Gefühlen, Statements und Musikfreaks, sondern mit Managern, mit Ökonomen, mit Marketing-´Experten´, mit allerlei illustren Berufsgruppen als Background, nur nicht mit Musikern. Im Normalfall sind wir auf eine Industrie angewiesen, die bestimmten Gesetzen und Reizen folgt. Das, was die, die dort an den Schaltstellen der musikalischen Macht sitzen und die letztlich nur Erbsenzähler sind, weil es denen nur um Profitmargen geht, die sie vor ihren „Shareholders“ vertreten müssen für gute Musik halten, ist das Zeug, von dem diese Gottgewaltigen der Plattenindustrie glauben, dass man damit den größtmöglichen Profit machen kann. Denen ist es völlig egal, ob das wirklich wertvolle Musik ist, die unsere Seele erreicht, unser Herz erwärmt – ich wiederhole mich in den Punkten gerne! - , oder die ´Konsumenten´ (Musik ist vielmehr als Konsum!) verdummender Ramsch ist, der ihnen als das Non-Plus-Ultra angedreht wird. Schlimm genug, denn die Ignoranz, die sich in den Konzernen der Musikindustrie in den letzten Jahrzehnten – begonnen hat das ganz extrem in den achtziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts – im Sinne von Qualität und Vielfalt von Musik breit gemacht hat, hat sehr viele Musiker, Künstler, Komponisten, Sänger, Arrangeure dazu gebracht, überwiegend akustischen Müll, Einheits-Verdummungsware zu produzieren. Weil sie ihre Songs verkaufen und davon leben wollen! Verständlich. Aber: Wie viele sich Prostituierende gibt es unter den Musikern, die privat auf völlig andere Musik stehen, als die, die sie selbst machen und verkaufen! Die sich dem Diktat der Industrie beugen. Krank, total krank! Da gehe man mal die Popbranche durch, die Schlagerfuzzis und betrachte sich die, die volkstümliche Musik (jedes Land hat da seine eigene volkstümliche Musik) machen! Man wäre überrascht, wie viel Jazzer, echte Rock´n´Roller, echte Rockfreaks, klassisch ausgebildete Musiker man findet. Aber: Die halten die Klappe, kuschen, fügen sich den Wünschen der Konzerne und machen Kohle, um zu leben, oder um ´Star´ zu sein...

Also bitte aufpassen: Nicht jede Britney Spears, nicht jeder Justin Bieber ist ein echter Künstler, ein wirklicher Weltstar im eigentlichen Sinne des Wortes und macht wertvolle Musik. Es sind sehr oft Gefangene der Industrie, die auf einen gewinnbringenden Zug aufgesprungen sind, oder – wie bei den genannten Beispielen – aufgesprungen wurden. Von geldgeilen, gierigen, in der Öffentlichkeit stehen wollenden Eltern, die für den Raub von Kindheit in den Knast gehörten (allen voran Vater Jackson, der miese, fiese, finstere Eierdieb!!), sind Kunst-Produkte, aber keine Künstler, keine echten Musiker! Diese Typen kannst du getrost in die Tonne treten. Sie verbreiten nur widerwärtige Geräusche. Wichtig ist der Musik´industrie´ nur, dass für die Aktionäre der Firmen genügend Profit übrig bleibt. ´Industrie´ im Zusammenhang mit Kunst, mit Musik, mit Künstlern, mit Musikern ist ohnehin ein falscher, schäbiger Begriff. Mit `Industrie´ verbinde ich das Herstellen von Schuhen, Autos, TV-Geräten – aber nicht die hohe Kunst des Musizierens, des Komponierens & Arrangierens, des Singens & Textens. Künstler werden angeblich ´aufgebaut´. Was für ein Bullshit! Das trifft auf vielleicht 1% - derer zu, die uns vorgesetzt werden. Der Rest der echten Künstler, Musiker, Sänger, Instrumentalisten, begabten Komponisten, Arrangeure musste und muss kämpfen, um sich irgendwie durchzusetzen und um einen Deal bei einem der großen Musiklabels zu bekommen. Klar – es gibt jede Menge Independents. Und da fand und findet man oft die Perlen, die uns, also denen, die wahre Musik lieben, das Leben verschönern. Und wir sind uns auch darüber im Klaren, dass es unglaublich viele Musiker gibt, die denken, sie haben das Zeug zu Stars und Superstars, leiden aber letztlich unter völliger Selbstüberschätzung. Nichts dagegen, aber diese Kategorie von Musikern, die natürlich ihre Daseinsberechtigung haben, wären gut beraten, Hausmusik zu machen, Freude an dem zu haben, was sie machen, aber nicht die große Öffentlichkeit damit belästigen (siehe B. Spears und Just in Bieber und viele andere Ungenannte mehr). Weil: Musik kann unglaublich glücklich machen. Auch abseits der großen Bühnen. Und wer wissen will, wie echte Musikerseelen ticken, der kaufe sich das grandiose Buch LIFE von Keith Richards. Intensiver, beglückender, eindringlicher kann man kaum über Musik schreiben. Über gelebtes Leben in und mit Musik, das Suchen und Finden von ´richtiger´ Musik. Detailverliebt, wenn er einen neuen Akkord auf der Gitarre sucht. Eine Seele von Mensch – ich ziehe meinen Hut vor Dir, Keith, alter Ganove! Dass Du im Bereich Drogen versagt, abgekackt hast, weisst Du selbst!! Und dass du viel zu viel über dein Leben mit Drogen & Abstürzen, Versagen geschrieben hast, um 723 Seiten zu füllen, ist schade. Aber es sei dir und deinem Ghostwriter verziehen. Lesenswert sind deine detaillierten verbal-schriftlichen Auswüchse allemal!, wenn man sich erst einmal darauf eingelassen hat und den Sprit der Stones in sich aufgesogen hat. Die Frage in musikalischen vorzeiten war immer: „Stones oder Beatles?!!“ Ich sage klar: BEIDE!

Noch ein paar Worte zum professionellen Musikbetrieb: Man kann nur staunen, wie viele hervorragende Musiker es auf der Erde gibt! Immer wieder. Jung, alt, Gitarristen, Keyboarder, Drummer, Bassisten, Bläser, Geiger – whatever. Die begleiten die Weltstars auf ihren Tourneen, spielen in Recording-Studios für Tom Jones, Die Turner und Elton John, Anna Netrebko und Oleta Adams, Sting. Viele von ihnen streben keine Plattenkarriere als Solisten an; sie sind die benötigten, supergeilen Musiker, die ein Konzert erst zum Erlebnis machen.

 

Da ich viel von „Industrie“ im Zusammenhang mit Musik gesprochen habe, auch ein paar positive Worte über die Industrie: Rock- und Popmusik zählt noch immer nicht zur „Kultur“, wird demzufolge von den Kommunen, den Haushalten der Länder und Staaten nicht unterstützt. Das ist weltweit ein Fakt. Der Musikbetrieb der klassischen Musik, der Musiktheater (speziell in Deutschland und Europa) wird jedes Jahr mit Milliarden gesponsert. Aber auch die Filmindustrie, die Museen, etc., erhalten in allen führenden Industrieländern große Summen. Subventionen. Nur die Rock- und Popmusik, der Jazz, sind nicht berücksichtigt. Das ist gut so, weil die Musik dadurch von Politik und sonstiger Beeinflussung unabhängig bleibt. Zugleich ist es so, dass Konzerte noch viel teurer wären, würde es nicht Sponsoren aus der Industrie geben, die zwar eigene Interessen verfolgen, aber auch Gelder investieren. Und, man sollte es nicht glauben, unter den Managern der die Musiker sponsernden Firmen sind sogar echte Musikfreaks! Wenn also der Eindruck entstanden sein sollte, dass ich generell die Unterstützung der Firmen aus der „Industrie“ ablehne, sich mit Musik und Künstlern auseinanderzusetzen, so ist das falsch. Natürlich gibt es Konzerne wie VW, Pepsico, Coca-Cola, Red Bull, O2, Telekom, Sony Ericsson, Nokia, Natural American Spirit, Marlboro, Beck´s, Bitburger, Warsteiner, Mixery, iTunes, New Yorker, E-Plus und viele mehr, die Musikevents sponsern, die ihre eigenen Casting-Wettbewerbe machen, die jungen Musikern, Gruppen, Sängerinnen und Sängern eine Chance geben, sich zu entfalten. Modernes Mäzenatentum mit Eigennutz. Akzeptiert.

Und nun wieder zurück zum eigentlichen Thema des uns umgebenden Musikbetriebs: Dann gibt es noch die Redakteure, Moderatoren bei den TV-Sendern und Radiostationen, die einkaufen, was ihnen zu gefallen hat und/oder auch selbst gefällt. Da im kapitalistischen Alltag immer alles um Profit geht, bleibt, bis auf Ausnahmen, der viel zitierte Mainstream übrig. Also die Nummern, aus denen sich die Top-Fourty´s rekrutieren. Ein irrer Kreislauf des Mittelmaßes. Mainstream kann hervorragend sein! Es gibt wundervolle Songs und Stimmen. Christina Aguilera kann singen. Keine Frage. Und wie! Auch Pink. Aber selbst die machen fast nur noch das, was sich gut verkauft, sind dem Mammon verfallen, produzieren, so mein Eindruck, was die Plattenbosse ihnen vorschreiben, um den höchst möglichen Profit ´rauszuholen. Wenn man, zum Beispiel, richtig gute Pink-Nummern hören will, dann muss man sie schon bei Projekten wie der vom Jazzpianisten Herbie Hancock initiierten IMAGINE-CD suchen, wo Pink mit saugutem Groove, hohem musikalischem Können und viel Seele „Imagine“ singt, oder zusammen mit John Legend „Don´t Give Up“ (Peter Gabriel-Cover) performt. Was für ein Genuss!

Generell habe ich nichts gegen - gezügelten – Kommerz: Auch Musiker, Komponisten, Sänger, Texter, Arrangeure wollen (und sollen!!) gut leben. Doch lasst sie machen, was sie empfinden, fühlen und wirklich wollen, möchte man den Bossen der Musikbranche zurufen – aber die sind TAUB. Die sind unschön verdummt, leider nicht verstummt, durch das abartige Mittelmass, das sie uns seit Jahrzehnten vorsetzen. Die Ahmet Ertegüns sind so gut wie verstummt. Die 60er, 70er Jahre des letzten Jahrhunderts waren fruchtbar. Noch heute sind die meisten damals gesignten Dinosaurier unterwegs. Von den Stones bis zu Aretha Franklin oder Bruce Springsteen, die ´Reste´ von Led Zeppelin, Eric Clapton, Phil Collins, Steve Miller, Bonnie Raitt, ZZ Top und AC/DC. Es muss (und kann) nicht eine Million begabter, kreativ-schöpfender Musiker geben. Das wäre unnatürlich. Doch durch die Casting-Shows im Fernsehen wird den Kids zusätzlich suggeriert, sie können Superstars werden. Schwachsinn, Kids. Ihr seid nur Futter, Clowns, die den TV-Sendern die Taschen füllen.

Das ständige Berieseln mit akustischem Müll führt dazu, das wir widerstandslos gegen Müll werden und ihn irgendwann gut finden und eines Tages diesen Müll dann auch kaufen. Verbildet. Aufgegeben, abgekackt. Obwohl Müll stinkt, wie wir wissen. Männer & Frauen, Kinder & Jugendliche: Riecht an euren CDs, an eurem iPod, auf den ihr euch Songs ´runtergeladen habt, eurem smarten Smartphone! Es besteht eine riesige Gefahr, geschmacklich auf den niedrigsten gemeinsamen Nenner manipuliert zu werden! Und das stinkt. Man kann den Gestank deutlich hören.

 

Ein Beispiel aus meiner ersten journalistischen Erfahrung – nachdem ich mich zu alt fühlte, um weiterhin professionell Rockmusik mit meiner Band zu machen (was für ein Irrtum, wenn man sieht, dass die Stones nach fünfzig Jahren Bandgeschichte noch immer auf Tournee gehen und leider zu gierig geworden sind und unverschämte Eintrittspreise verlangen!!) - als „Musikredakteur“ bei BRAVO. Ich weiss, ein Widerspruch in sich. Denn ja, die BRAVO ist nicht gerade bekannt dafür, dass sie die musikalische Weisheit mit Löffeln gefressen hat. Aber als ich dort tätig war, bald vierzig Jahre her, war noch ansatzweise von einigen dort tätigen Journalisten Musikverständnis vorzufinden (ich weiss gar nicht, ob Dieter Stiegler, mein damaliger Abteilungschef der ´Musik´ Redaktion, Musikfreak mit tollem, vielseitigem Geschmack jenseits der Teenie-Stars und des musikalischen Mainstream, Kunstliebhaber, der dem Alkohol viel zu viel frönte, noch lebt?! Und der mich auf Perlen wie Gino Vanelli und AC/DC aufmerksam machte, als die noch keine Sau in Europa kannte und dessen größter Schatz Frank Sinatra war).

Also: Bei der BRAVO gab es damals einen Textchef (derjenige, der die von den Redakteuren verfassten Artikel begutachtet und abnickt, oder in den Mülleimer schmeisst, oder nach seinem Gusto verändern lässt, oder, wie in diesem besonderen Falle, sich oft mit bitterböser Mine, herunterhängenden Mundwinkeln, verärgert, selbst an die Änderungen machte), der kam von einer Autozeitschrift. Hatte vermutlich vorher Bremsen begutachtet, Reifen getestet und an Vergasern gerochen. Musik war für den ein Fremdwort und äußerst suspekt und unangenehm. Kinder hatte er auch nicht, also wusste er natürlich genau, was die ´Kids´ mögen, wovon sie träumen, welche Musik sie hören, auf welche Typen sie abfahren.

Er erwartete, zum Beispiel, dass in jedem Artikel schon in den ersten Zeilen das Wort ´irre´ vorkam. Das fand er irgendwie gut und zeit- und jugendgemäß. Begann man einen Konzertbericht über die Bay City Rollers (eine musikalische Katastrophe!!, die erst durch BRAVO groß wurde. Danke an dieser Stelle an Bubi Heilemann, den damaligen ´Star´-Fotografen, der die Typen aus England anschleppte und eine große Mitschuld daran trägt, dass sie ihren akustischen Einheitsbrei, der mit Musik nicht viel zu tun hatte, von sich geben durften!) nicht mit: „...die Jungs kamen in irren karierten Schals auf die Bühne und der Leslie hatte irre rote Schottenstreifen an seiner Schlaghose und der Eric hatte einen irren neuen Haarschnitt und überhaupt war die Show einfach irre...“ - dann taugte der Artikel nichts und man bekam ihn wieder vor die Füße geworfen. Das hatte ich schnell begriffen und habe nicht mehr über Musik geschrieben, sondern über die ´irren´ Klamotten. (Bis auf wenige Ausnahmen, die ich in ein paar Stories – später folgend - wortwörtlich wiedergegeben habe und die bei der Zeitschrift mit Unbehagen, eher widerwillig geduldet wurden). Und so kam es, wie es kommen musste...

Die BRAVO veranstaltete damals jedes Jahr die BRAVO-Superparty. Tausende Kids zwischen sechs und sechzehn standen mit ihren verzweifelt dreinschauenden Eltern in der Berliner Olympiahalle und als die Bay-usw.-Rollers die Bühne enterten, kreischten zehntausend Kinder: „IRRRRE!!!“ - und mein Textchef grinste sauer-selig-angewidert wegen des Gekreisches und sagte: „Siehste, habe ich dir doch immer gesagt, d a s ist die Sprache, die die Kids wollen! Ist doch irre, oder?!“

Dass er selber Schuld daran war, dass die Kinder ´irre´ brüllten, dass er über den literarisch wertvollen Beitrag der BRAVO zur deutschen Sprachkultur exorbitant beitrug, hat er vermutlich bis heute nicht begriffen.

Wenige Jahre später hatte ich als Chefredakteur des MUSIK EXPRESS mit ebenso schwierigen Erscheinungen zu kämpfen. Was macht man mit einer Musikredakteurin, die, weil nach meiner Auffassung völlig unmusikalisch, immer auf die falschen, wenig Verheißendes präsentierenden ´independents´ setzte? Ihre Vorschläge, welche wichtige neue Gruppe ins Blatt gehoben werden soll, waren im Grunde unerträglich... Sorry, wenn wir so manchen Leser des ME damals musikalisch verunsichert haben.

Noch schlimmer war es bei SOUNDS, gleicher Verlag, gleicher Flur, wo sich die für das Blatt Schreibenden für das Non-Plus-Ultra der deutschen Musikjournalisten hielten und glaubten, sie betreiben musikjournalistische Hochkultur. SOUNDS. Das Feuilleton der Pop-Musik-Kultur. Dass ich nicht lache! Mein leuchtendes Vorbild in der Redaktion war der Prototyp des verzickten, verzinkten, sich unverständlich, umständlich, langatmig, nichtssagend ausdrückend, hyperphilosophisch gebenden, verschrobenen, verkorksten, von Musik auch nicht den Hauch eines Hauchs einer Grundahnung habende, Hyper-Intellektuelle Diedrich Diedrichsen. Er kam als Volontär zu Sounds und macht bei dem Haufen Karriere. Woanders wäre ihm das vermutlich nicht gelungen. Wenn er mich auf dem Flur in ein Gespräch verwickelte, wusste ich, der Tag ist gelaufen. So anstrengend, dämlich und angeblich intellektuell wollte er an das Thema Musik gehen. Dem fehlte der Bauch (und die Teile ein Stückchen tiefer), Gefühl, Seele, Wärme – was auch immer. Katastrophal. Da half nur Flucht. Rein ins Büro und The Who auflegen. Ein Journalisten Kollege, Markus Peichel, schrieb mal über Diedrichsen – so steht´s bei Wikipedia zu lesen - : „...Pop-Feuilletonist, linker Linkenhasser, bemühter Buchhalter der Subkultur, Szene-Papst von eigenen Gnaden...“, sowie: „...lebender Mythos der deutschen Subkultur...“.

Alles, was der Mann, Dr. D.D., jemals zu Musik abgesondert hat, ist – sorry – komplett gequirlter Mist eines Kopfes, der nichts von Musik und ihrer Wirkung, Emotionalität, Kraft, Würde, Schönheit, Sanftheit, Wärme, Demut und Göttlichkeit begriffen hat und auch niemals, nicht in einer Million von Jahren begreifen wird. Ein total selbstverliebter, sich gerne dozieren hörender, kopfgesteuerter Typ, der glaubt, Musik kann man nur mit dem Intellekt erfassen und verstehen. Irrtum: Ein guter Fick ist tausendmal besser, als das Gerede über einen angeblich guten Fick! Und ein richtig geiler Song ist mindestens so erotisch, vulgär, direkt, so unvergleichlich und spannend, anregend und betörend, bereichernd, versöhnend, verwöhnend aufregend und Energie spendend wie ein guter Fick! Sich in Emotionen fallen lassen. Das ist es. Nicht mit dem unverständlichen Pseudo-Intellekt eines selbsternannten Über-Papstes, sich über seine Ergüsse verzückt im Lehnstuhl zurücklehnend und glaubend, er sei nicht Papst, sondern der Schöpfer himself und dafür geboren, dümmliches Zeug über Musik absondern. Die – ebenfalls ziemlich kopfgesteuerte und dennoch durchblickende – Schweizer Elektropopband Saalschutz drückte sich über Diedrichsen in einem Song, der „Diedrich Diedrichsen“ heisst, mal so aus: „Diedrich Diederichsen, wir lieben dich / aber deine Bücher verstehen wir nicht. / Sie sind so introvertiert und originell. / Wir kaufen sie und stellen sie ins Büchergestell.“

Die Jungs sind höflich. Die Art von Höflichkeit kann ich mir nicht leisten. Heute leert, Pardon: Lehrt! der Mann. Ist Professor für Theorie, Praxis und Vermittlung von Gegenwartskunst an der Akademie der Bildenden Künste Wien. Seine akademischen Forschungsgebiete sind: Pop-Musik als Modell einer Gegenwartskultur; Die „dritte Kulturindustrie“: Netzkulturen und Entertainment-Architektur; Neo-Formalismus, Psychedelia; Martin Kippenberger und seine Zeit (Wikipedia).

Die armen, armen Studenten, die da für ihr Leben verunbildet werden...!

So bleibt zu hoffen, dass sich die journalistischen Unfälle im MUSIK EXPRESS, von SOUNDS nicht zu reden, damals, nicht auf das Hören von wertvoller Musik ausgewirkt haben...

 

Musik ist ein Grundnahrungsmittel, das wir in guter Soundqualität hören sollten. Ich weiss, ein iPod, ein iPhone, Kopfhörerverschnitte, die in unser Ohr passen, die den Frequenzbereich auf ein Minimum dessen reduzieren, was unser Ohr zu hören in der Lage ist und nur fünf Euro kosten – das sind verlockende Angebote der Industrie. Aber bedenkt bitte: Der Künstler hat sich nicht umsonst große Mühe gegeben, seine Songs in hervorragender, authentischer Qualität aufzunehmen. Nicht umsonst kostet eine Stradivari Millionen, eine Gibson Les Paul-Gitarre von Format zumindest einige Tausende, dazu ein Mesa-Boogie, usw. Ein Spaun-Drums, handmade, liefert live einen fantastischen Sound, den man auch hören sollte. Dafür gehen die Großen der Zunft noch immer in millionenteure Recording-Studios, um den Sound so einzufangen, wie ihn die Musiker fühlen, wie die Instrumente ihn hergeben, die Stimmen erzeugen. Toningenieure und Musikproduzenten geben sich alle erdenkliche Mühe, warm, offen, groß - eben authentisch -, wahrhaftig und stimmig zu klingen. Sie fangen (fast) alle Frequenzen ein (nur bei Obertönen ist das so gut wie unmöglich, die kann man nur über den Körperschall live wahrnehmen). Musik muss Atmosphäre haben, atmen können. Wie wir Menschen auch. Und was machen die Erfinder des iPods damit? Sie komprimieren den – aufwendig und teuer – produzierten Song, der bis eben noch geatmet hat, bis zum Gehtnichtmehr, bis tausend Songs auf einen Chip passen, den man, sollte man ihn aus Versehen verschlucken, gar nicht spürt, wenn man ihn wieder ausscheisst. Der Song ist zu diesem Zeitpunkt des Komprimierens, der brutalen Vergewaltigung auf einen Chip schon tot. Der Respekt ist dahin, Musik Massenware, Wegwerfprodukt, nichts wert. 99 Cent. Klangqualität war gestern. Atmosphäre? Geiler Sound? Was is´n das?!

Töne, haben ein Recht, in guter, in bestmöglicher, exzellenter Qualität gehört zu werden. Instrumente wollen so klingen, wie sie der Instrumentenbauer mit viel Liebe, Können, Einfühlungsvermögen und klanglicher Schönheit entwickelt hat und der Musiker, der ebenfalls sein Instrument liebt, sich wiederum seinen individuellen Klang des Instrumentes vorstellt, so dass der Sound seinem musikalischem Stil, seiner Empfindung entspricht. Schon die Erfindung der CD war ein gravierender Einschnitt in die Hörqualität von Musik. Auf der einen Seite klang seit der Einführung der CD Musik ´sauber´ - man kann aber auch sagen clean, negativ betrachtet, - , denn die CD gibt Musik ohne Wärme, Tiefe, Individualität, wie sie noch auf der guten, alten Schallplatte zu finden war, wieder. Auch wenn ein paar Nebengeräusche dabei waren. Doch so clean wie die Musik von einer CD klingt, so clean (= sprich kühl, glatt, perfekt) ist unser Leben geworden. Ohne Ecken & Kanten, (am liebsten) alles genormt, mit gleicher Nase, gleichen Schuhen, gleicher Frisur, der gleichen Jeans, dem angesagten Shirt von Abercrombie & Fitch, usw. Genormt. Der Geschmack verformt. Einheitsbrei ohne Wärme, Offenheit und Tiefe. 1-0-1-0-0-1: Bits, digital aufgetragen; ein optischer Speicher. Alles bleibt an der Oberfläche. Schneller, einfacher, seelenloser, grenzenloser Konsum, auch bei Musik. Wegwerfen, spätestens nach dem zehnten Anhören. Neues konsumieren. Auf geht’s! Und das alles hat mit der Erfindung des iPod nano (zum Beispiel) noch zugenommen. Apple sagt in seiner Werbung zu dem Teil: „Gerade mal 5,4 mm dünn und in etwa so groß wie eine Kreditkarte – der neue iPod nano ist der dünnste iPod nano, den es je gab.“ Auf diesem Winzling mit 16 MBsoll das Leben, das Können, das Herzblut von Dutzenden von Musikern, Hunderten von Songs sein? Never. Das geht nicht. Geniale Technik ist nicht alles. Wenn schon, dann sollte man verlustfreie – digitale - Kompressionsformate wie FLAC (Free Loss Less Audio Codec) benutzen. Gibt es. Aber diese Geräte sind teuer. Zum Glück erlebt die gute alte Schallplatte auf Vinyl ein Comeback. Aha, aufgewacht! Musiker wie Konsumenten. Weiter so!

Wie Musik klingen kann, erleben wir heute erst wieder, wenn wir in ein Livekonzert gehen. Da benutzen die Musiker keine Chips, die den Sound ihrer Gitarre wiedergeben und die Lautsprecher ansteuern, verstärken, sondern echte, richtig ´altmodische´ Röhrenverstärker. Weil die klingen! Nur als Beispiel. Schade. Das Hören von Musik sollte aus Respekt vor dem Komponisten, Interpreten, Arrangeuren, den Musikern, die noch echt spielen, ohne dass nur gesampeltes Zeug verwendet wird, auch in angemessener Qualität gehört werden. Selbst eine preisgünstige Stereo-Anlage gibt letztlich einen besseren, breiteren, wärmeren Sound ab, als vom iPod + Mini-Kopfhörern je zu erwarten ist. Wer´s nicht glaubt, kann es ja einfach mal ausprobieren...

 

Und wer Musik in völlig ungekannter, neuer, innovativer Soundqualität hören möchte, der kann das, aber nur, wenn er sehr, sehr tief in die Tasche greift. Es gibt da einen österreichischen Soundtüftler, der hat den SWAVE erfunden. Das Hören von deiner Lieblingsmusik auf seiner ´Liege´ beglückt dich, lässt Emotionen frei, von denen die meisten Menschen nicht mal wussten, dass sie sie noch haben, dass sie so derartigen Empfindungen fähig sind: www.dr-mussmann.com. Ein neuer, interessanter Weg. Der MP3-Player (natürlich FLAC-Format!), den er als Vehikel zum Übertragen von Schallereignissen auf sein SWAVE benutzt, ist in der Lage, Musik in 100%iger Live-Qualität zu speichern, es in hohe Wiedergabe-Qualität umzuwandeln und somit 1:1 wiederzugeben. Wahnsinn, wie man Musik mit der Technologie, die auf Frequenzgebern, nicht auf Lautsprechern beruht, erleben kann.

Es gab einen Dirigenten, Sergiu Celibidache, Rumäne mit Hauptwirkungskreis München, der lehnte Studioaufnahmen und Konzertmitschnitte ab, weil er – zurecht – der Meinung war, dass keine Platte 100%ig wiedergeben könnte, was an Musik im Raum war. Er sagte einmal – Zitat : ´...die Mikrofone können ja nicht einmal die Obertöne des menschlichen Ohrs aufnehmen. Man hört deshalb auf der Platte ganz andere Harmonien, eine ganz andere Instrumentation, ganz andere Kontrapunkte, als in einem Live-Konzert...´. Trotzdem gibt es Aufnahmen von Celi auf Tonträgern. Meist gegen seinen Willen. So weit kann Verliebtheit in Wahres in der Musik und der Interpretation gehen.

 

Sorry again, ich bin vom eigentlichen Thema abgekommen. Die Millionen Fans aller Altersschichten, die jedes Jahr in Konzerte gehen, live Musik erleben, die haben es ja eigentlich begriffen: Letztlich findet jeder, der Musik liebt, zu ´seiner´ Musik, erkennt irgendwann intuitiv seine favorits und lernt so, Klang zu verstehen und die ungeheure, wichtige Wirkung von unserer Lieblingsmusik auf unser Gemüt, unser Herz, unsere Seele – und damit auf unsere geistige und körperliche Gesundheit – unbewusst, oder ganz bewusst zu begreifen. Wir entdecken die Musik, die uns glücklich macht. Denn Musik hat eine ungeheure Kraft.

 

Musik ist viel mehr als ein Grundnahrungsmittel:Musik ist Ausbruch, Wahnsinn, Freiheit, Sehnsucht. Kraft, Versagen, Sex, Liebe, Treue. Enge, Licht, Dunkelheit, Weite. Vor allem aber auch Wahrheit, Leben, Atmen Wahrheit und noch einmal Wahrheit. Hoffnung! Heilung. Therapeut, Arzt. Keine andere Kunstform ist in der Lage, so umfassend, so universell Rassen, Religionen, Grenzen überschreitend Gefühle und Leben, Angst, Schönheit zu erreichen und selbst den Tod auszudrücken, von dem wir als Lebende nicht wissen, was er bedeutet.

Musik: Die organisierte Form von Schallereignissen. Nüchtern betrachtet. Aber Musik ist sehr viel mehr, als die organisierte Form von Schallereignissen, dem Zusammenklang mehrerer Töne von verschieden langer Dauer, aus deren Folge letztlich Rhythmus entsteht und Harmonik, wenn man die Töne in Beziehung setzt...

 

 

Es gibt viele Wahrheiten zur Musik:

 

Musik ist höhere Offenbarung als alle Weisheit und Philosophie.

Ludwig van Beethoven

 

Beethoven spricht mir aus der Seele.

Aber auch dieser Mann spricht aus meinem Herzen:

 

Musik ist die höchste und schönste Form des Ausdrucks. Ohne Musik hätte das Leben keinen Sinn.

Jim Jarmusch, USA. Filmemacher

 

Das stimmt, und wie!! Was wären wir ohne Musik? Ohne die Schönheit von Tönen, die Kraft, die Sehnsucht, die Wärme, die Tiefe, die Leichtigkeit, der Rhythmus, der Klang! Melodien, Stimmen, Instrumente, die uns berauschen, verzaubern, die zu unserem Leben gehören, wie die Luft, die wir atmen.

 

Und was ist mit Einstein?

 

Wenn einer mit Vergnügen zu einer Musik in Reih und Glied marschieren kann, dann hat er sein großes Gehirn nur aus Irrtum bekommen, da für ihn das Rückenmark schon völlig genügen würde.

Albert Einstein

 

Dem kann ich nur unwidersprochen zu 110% beipflichten! Doch leider gibt es Millionen, die sich auf diese Scheisse einlassen. Noch immer. Marschmusik. Marschieren. Männer werden zu willenlosen Automaten. Marschieren, steif und tumb im Zweivierteltakt in die Dummheit. 120er Beat. Betonung auf Eins und Drei! Marschieren, gehorchen. Sonst hätten wir keine Kriege und die Menschen würden die folgenden Wahrheiten mit Genuss befolgen:

 

Die Musik ist die Sprache der Leidenschaft.

Richard Wagner

 

Ein gutes Album muss so sein, dass Du beim Anhören Ficken, Kochen und Autofahren kannst.

K.D. Lang

 

Über Musik sprechen geht nicht, das wäre das gleiche als würde man über Sex sprechen. Man kann darüber nicht sprechen, man muss es erleben.

Bruce Springsteen

 

Irgendwelche Fragen?Auf den Punkt gebracht auch von diesen Herren:

 

Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum.

Friedrich Nietzsche

 

Das ist die ultimative Wahrheit!

 

Aber auch diese ist nicht schlecht:

 

Über Musik zu reden ist wie auf Architektur zu tanzen.

Frank Zappa

 

Der Zappa sagt es! Auch Springsteen. Was soll dann noch mein Senf zum Thema Musik? Ist alles gesagt worden und man kann tolle Musik nur HÖREN & FÜHLEN. Und dennoch werde ich es versuchen, weniger mit Kritiken, als mit Gefühlen, Anekdoten, Erlebnissen und gnadenlosen... na, Sie wissen schon... Kritiken!... zu meiner Lebens-Musik-Konzertreise zu glänzen.

Kritiker sind Eunuchen; verhinderte Musiker, verhinderte Maler, verhinderte Schauspieler, verhinderte Komponisten, verhinderte Architekten, Bildhauer, Designer, Schriftsteller. Wenn sie, die Kritiker-Journalisten, einen Job richtig könnten, eine Kunst beherrschen würden, eine besondere Begabung hätten, brauchten sie sich nicht über das Können anderer auszulassen, die Besserwisser, die Kritiker.

Aber: Kritiker können auch – in seltenen Fällen – ein Korrektiv sein. Im besten Fall in Korrelation mit dem Kritisierten stehen. Das setzt voraus, dass sie Fachleute auf dem Gebiet sind, über das sie schreiben. Musikjournalisten können Stimmungen beschreiben, Sachliches zu dem Künstler X festhalten, zum Album Y und zum Konzert Z. Wenn ich als Musiker nicht auch irgendwie über Musik, Musiker, Komponisten, Texter schreiben würde, wäre das Buch völlig überflüssig. Vielleicht ist es das ja auch – aber das sollten Sie erst entscheiden, wenn Sie das Buch bereits gekauft haben...

 

Noch ein Tipp: Wenn Sie in die Seele von Musik eindringen wollen, etwas verstehen, begreifen wollen von dem, was Sie berauscht, warum es Sie berauscht, wenn Sie genau ´Ihre´ Lieblingsmusik hören, Damen & Herren Musikbegeisterte, kaufen Sie sich das kleine Büchlein MUSIK UND KOSMISCHE HARMONIE des Inders Hazrat Inayat Khan. Treffender kann man, so finde ich, nicht über Musik, die Natur, den Kosmos und die heilende Wirkung von Musik schreiben.

Musik ist die einzig vollkommene und universelle Sprache:

 

„Alles Erschaffene schwingt und klingt in unendlichen Kreisen ineinander und miteinander: der Tanz der Gestirne, der Tanz der Atome, der Tanz der Seele; alles singt das unendliche Schöpfungslied.“

 

Und wenn Sie mich für meine Anmerkungen, meine Gedanken, Erinnerungen, Gefühle, mein Lästern & Loben erschiessen wollen, tun Sie es ganz ungeniert. Halten wir es doch mit einem Genie, das nun schon seit 1970 im Jenseits ungestört seine eigene Musik spielen und die anderer dahingegangener Musiker hören kann...

 

Musik ist Religion für mich, auch im Jenseits wird es Musik geben.

Jimi Hendrix

 

Pete Townshend, The Who, „My Generation“, 1965:

 

„Hope I die before I get old.”

“This is my generation, baby...“

 

 

Das ist mir, dem Autor, leider nicht gelungen. Und bei The Who lediglich dem Schlagzeuger, dem Verrückten, Extrovertierten, bissig und impulsiv, dynamisch schnell, immer irgendwie aufgeregt spielenden Keith Moon. Klar: Der unerreichte John Bonham bei Led Zep. Der hat´s auch geschafft, sich zu verabschieden, before he got old...

Ich war zu vorsichtig, zu neugierig, zu feige (?), mich zu verbrennen. Und auch nicht gut genug, um als Trommler einen Job bei meinen Heroes zu bekommen. Weder Led Zep haben angefragt, noch die Stones und Jimi war schon im Himmel. Also habe ich aufgehört zu trommeln, bevor es peinlich hätte werden können und dann das gemacht, was ich zum großen Teil ablehne – über Musik geschrieben. Und Musik produziert – sogar im eigenen Recording-Studio - , wenigstens das, aber es fehlte mir der Mut, das gnadenlos durchzuziehen. Damit hörte ich auf, als ich glaubte, es reicht. Was ist aus dem Mann geworden? Ha...! Ein alter Sack. Der muss nun doch wieder über Musik schreiben. Wie peinlich. Oder auch nicht. Ein Zwang, der Spaß macht, weil 66 Jahre erlebte Live-Musik an mir vorbeilaufen, woran man erkennen kann, dass ich schon ein wenig älter als die sixtysix bin...

Mit fünf Jahren habe ich mein erstes Konzerterlebnis gehabt: Die „Kleine Nachtmusik“ von Mozart. Ein Kammermusik-Ensemble; meine Mutter hatte ´das Kind´ mit zu dem Konzert geschleppt, vermutlich, weil sie niemand hatte, der auf mich aufpasste, oder aber, um in mir ein Gefühl für Live-Musik zu wecken, da sie selbst Konzertpianistin war. In einem Schlosshof das Konzert. Ein kühler Sommerabend 1947. Ich habe gefroren, aber das Ereignis hatte sich in mir festgebrannt. Wieder zu Hause angekommen, habe ich mich an einen der drei Flügel gesetzt, die bei uns ´rumstanden und versuchte den hook nachzuspielen: Da, da daaa, da-da-da-da-da-daaaaa. Scheisse. Das Motiv ist bis heute hängen geblieben. Klavierspielen habe ich dennoch nie gelernt und mit Mozart kann ich partout nichts anfangen. Sorry, Wunderkind!

 

Mir wäre es allerdings lieber, die Interpreten würden ihre eigenen Kompositionen singen und spielen, wie es ein Jimi Hendrix tat, ein Eric Clapton noch immer macht, und nicht nur etwas covern... Was in der Pop- und Rockmusik-Kultur im allgemeinen als verpönt gilt – bis auf wenig sensationell gelungene Interpretationen anderer Komponisten und oft als Hommage für die Großen gemacht - , im Jazz fast undenkbar erscheint, ausser, ein Thema aufzugreifen über das man improvisiert, ist in der Klassik üblich. Nachspielen. Oder singen, was andere mal geschrieben haben. Eine Oldie-Parade aus den letzten fünf Jahrhunderten. Ja, es gibt geniale Musik längst verstorbener Künstler, gar keine Frage. Wagner? Großartig. Und den muss man einfach nachspielen, sein großes Werk erhalten. Was ich nicht mag, sind die Abhandlungen von Soziologen, Philosophen, Schriftstellern, Pianisten & Dirigenten, Politikern und so genannten ´Kennern´, die sich in Richard Wagner ´reinschaffen, als ob sie täglich mit ihm zusammengesessen hätten und ihn aus dem Effeff kennen würden. Die Kunst spricht für sich, oder auch nicht. Ich möchte kein Gemälde von Matthias Grünewald oder Miró erklärt bekommen: Das Werk berührt mich, oder nicht. Und mit Musik ist das selbstverständlich auch so. Mit offenen Sinnen, mit Hingabe. Sich fallen lassen, wenn ein Song, ein Musikstück auf einen zukommt und dich, mich erreicht.

Letztlich ist es so, dass mir das Kreative, Originäre von Peter Gabriel, Coldplay oder Brad Mehldau, C.C. Kreusch, Keith Richards & Sir Mick Jagger (by the way: Da gehe ich mit Keith total konform: Mit der Annahme des verschissenen Adeltitels `Sir´ hat sich Mick Jagger ins Abseits gestellt, wie auch der einige weitere Damen und Herren, meist Briten, u.a. ´Sir` Paul McCartney) und anderen Composer-Musikern unserer Tage besser gefällt.

 

Es stellt sich ohnehin die Frage, ob man über Musik schreiben darf, kann, soll; über ein Medium, das für sich selbst singt/spielt – siehe Zappa-Zitat? Das unsere Sinne erreicht. Und wenn ja, wie sollte man über Musik schreiben? Denn, wie gefährlich Journalismus ist, können wir derzeit – nicht zum ersten Mal - in Deutschland an zwei exemplarischen Beispielen beobachten:

Da gibt es einen musikalischen Mini-Mini-Mini-Winzling (körperlich soll er ja 2,17 Meter hoch sein) – das ist meine unverrückbare Meinung - , der heißt Leslie Mandoki. Der war mal Sänger in der Kasperle-Retorten-Truppe „Dschinghis Khan“ des unvergleichlichen Ralph Siegel; die hatten mal weltweit in Deutschland einen einzigen Nummer-Eins-Hit gleichen Namens. Als das mit dem Ausstattungs-Bekleidungs-Waffen-Urwald-Dschinghis-Khan-Uh!-Ha!-Uh!-Gebrüll nach wenigen Jahren nicht mehr funktionierte (der Herr Mandoki schreibt dazu auf seiner Website in seiner Biografie, er mache „intellektuelle Popmusik“!), das Herr Siegel ohnehin für sein Kunstprodukt (nicht zu verwechseln mit künstlerischem Produkt!) von der musikalisch ebenso fragwürdigen US-Truppe „Village People“ übernommen hatte (um nicht zu sagen, asiatisch/europäisch aufbereitet/abgekupfert/geklaut), blieb besagtem Mandoki nichts anderes übrig, als es auf eigenen Füßen zu versuchen. Dank einer unglaublichen Geschäftstüchtigkeit ist es dem Mann ungarischen Ursprungs gelungen, im Jahr 2014 zu seinem 60ten Geburtstag in allen Klatschmedien, der Boulevard-Presse und selbst in vermeintlich seriösen Blättern wie der „Süddeutschen Zeitung“ Elogen auf sich lesen zu können. Sogar als ´Musiklegende´ wird er bezeichnet. Das hat sich auch in 2014 nicht geändert. Elogen über Elogen auf den Mann! Geflohen ist er und Freundin der Kanzlerin. Ein Mann, der keinen selbst komponierten, getexteten, oder produzierten wirklichen Hit nachweisen kann, keine einzige wunderschöne, das Musikleben bereichernde Melodie, keine erfolgreich verkaufte Platte – sagen wir mal so um die 150.000 CDs - , der sich ausschließlich mit Name-Dropping