Das Leben kennt den Weg - Ursula Altrock - E-Book

Das Leben kennt den Weg E-Book

Ursula Altrock

0,0
1,49 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Jade und ihr Sohn Donny leben recht glücklich und relativ zufrieden auf ihrer Kräuterfarm. Eines Abends klopft der vermeintlich arbeitssuchende Cole an ihre Tür und nach Jahren der Abstinenz beginnt Jade wieder zu fühlen, was es bedeutet eine Frau zu sein. Die Verwirrung über ihre neu erweckten Gelüste hält allerdings nicht lange an. Ihr aus dem Gefängnis entlassener Exmann taucht auf und verlangt eine Entschädigung für die Zeit hinter Gittern. Er gibt ihr die Schuld an seiner Verurteilung und die Ereignisse überschlagen sich. In all dem Chaos ist Cole der einzige ruhige Pol, den Jade hat, aber auch das soll nicht so bleiben, denn auch Cole hat eine Vergangenheit voller Geheimnisse.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2016

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Ursula Altrock

Das Leben kennt den Weg

Für meine Familie, die mich immer unterstütz hat. Danke!BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Kapitel 1

 

 

Emilia Jade O´Reiley konnte man durchaus als eine gefallene Tochter aus gutem Haus bezeichnen. Ihr Leben war leicht und luxuriös gewesen, bis sie als junges Mädchen mit gerade mal 16 Jahren, Thomas Waters kennengelernt hatte. Ihre Eltern waren wohlhabend, ja man konnte sie als reich bezeichnen wenn man wollte. Ihr Vater hatte, bis zu seinem viel zu frühen Tod, immer gearbeitet und damit eine Firma aus dem Boden gestampft, die jetzt ihr ältester Bruder führte. Sie waren zu dritt gewesen, Liam der älteste, Connor der Mittler und dann sie, das Nesthäkchen. Ihre Eltern hatten immer gewollt, dass ihre Kinder mit beiden Beinen im Leben stehen. Darum waren alle auf öffentliche Schulen, Colleges und Unis gegangen. Das Verhältnis der Familien Mitglieder untereinander war immer gut und vertraut gewesen. Man unterstützte sich und half einander.

Dann hatte Emma, zum Leidwesen ihrer Eltern, leider Thomas kennengelernt und sich in ihn verliebt. Teenager liebe eben! Die Familie fand zwar, dass er nicht der geeignete Umgang war, aber Emma wollte das nicht hören. Man hatte versucht sie auf Familienfesten mit Söhnen von Bekannten und Freunden zu verkuppeln, aber sie war so auf Tom fixiert. So sehr, dass es ihren Eltern Angst machte.

Direkt nach der High School, mit 17 ein halb Jahren, war Emma dann schwanger geworden und hatte Tom, mit 18 Jahren, gegen den Willen ihrer Familie geheiratet. Emilias Vater, der Tom eher als Erbschleicher empfand, richtete daraufhin für Emma daraufhin ein Treuhandkonto ein. Dieses konnte sie aber nicht vor ihrem 26ten Lebensjahr anrühren. Außerdem wurde sie aus allen Unternehmensangelegenheit ausgeschlossen. Dafür bedachte er sie mit einer Lebenslangen monatlichen Abfindung von 2500 Dollar. Ihr Vater hatte ihr damals gesagt, dass er alles rückgängig machen würde falls er sich irren würde. Anderen Falls, wäre dieser Betrag zumindest ausreichend um gut, wenn auch nicht überdurchschnittlich, zu leben. Emma hatte es nicht verstehen wollen. Was dazu führte, dass sie ihr Elternhaus, ohne einen Blick zurück, verließ.

Connor hatte, von Zeit zu Zeit, immer mal wieder Kontakt mit ihr aufgenommen. Emma freute sich immer sehr von ihm zu hören. Sie hatte ihm erzählt, dass sie einen gesunden Jungen zur Welt gebracht hatte den sie, nach ihrem Vater, Donavan genannt hatte. Sie log Connor vor, dass sie mit ihrem Leben zufrieden und glücklich war, aber nichts davon entsprach der Wahrheit. Sie hatte Thomas geheiratet und dieser ruhte sich jetzt auf den monatlichen Zuwendungen ihrer Familie aus. Er trank und amüsierte sich auf ihre Kosten und sie musste jeden Dollar zweimal herumdrehen. Sie hätte ihrem Vater zu gerne gesagt, dass er Recht gehabt hatte, aber ihr Stolz hielt sie davon ab. Dann eines Tages war es zu spät noch Abbitte zu leisten, weil er plötzlich an einem Herzinfarkt starb. Das hatte Emma damals unheimlich getroffen. Sie war jetzt 21 Jahre und hatte einen Mann der nur an sich dachte und einen knapp 3 Jährigen Sohn der versorgt werden wollte. Sie hatte sich von Tom trennen wollen, doch der hatte sie fast Krankenhausreif geprügelt. Ihre Mutter wollte ohne ihren Mann auch nicht mehr weiterleben und war nur 1 Jahr nach ihm gestorben.

Emma war jetzt 22 Jahre und wieder schwanger. Ihr Bruder Liam hatte nach dem Tod ihrer Mutter das Geld einen Monat angewiesen. Tom hatte darum nicht ausgehen können und sich an Emma gütlich getan. Ihr Leben war die Hölle. Sie wünschte sich oft auf ihren Vater gehört zu haben, denn seine Menschenkenntnis war einfach besser gewesen als ihre. Connor hatte nach diesem Geld Malheur mit der Bank einen Permanent, zum Monatsanfang auszuführenden, Transfer eingerichtet. Tom der nicht glücklich darüber war das Emma wieder schwanger war, hatte sie sehr schlimm verprügelt und sogar versucht ihr das Kind aus dem Bauch heraus zuschneiden. Sie hatte sich, schwer verletzt, gerade noch in den Wagen retten könne. Sie war gerade am Krankenhaus angekommen, als sie das Bewusstsein verlor und dort in die Parkplatz Begrenzung hinein raste. Der Wagen war ein Totalschaden und sie die nächsten 4 Wochen im Krankenhaus.

Connor, der als Notfallkontakt benachrichtigt wurde, hatte daraufhin Donavan von der Vorschule abgeholt und ihn erst einmal mit zu sich genommen. Als Emma klar wurde, dass sie außer einem Eierstock auch ihr Baby verloren hatte, stellte Strafanzeige gegen ihren Mann. Connor ließ einen Anwalt ins Krankenhaus kommen um zudem die Scheidung einzuleiten. Doch Tom wollte Emma und das mit ihr verbundene süße Leben nicht aufgeben. Doch aufgrund der Vorfälle wurde ihr eine Härtefall Scheidung gewährt.

Vor Beginn des Strafprozesses hatte sie eine Zeitlang bei Connor und seiner Frau gewohnt. Als Tom dies herausfand, begann er das Haus zu belagert. Darum entschlossen sich Emma, Conner und Liam, dass sie ihre Heimat Stadt Kansas City und damit auch Tom, in einer Nacht und Nebel Aktion, endgültig hinter sich lassen müsse. Connor, seine Frau Linda und Liam halfen ihr dabei und gaben ihr auch ein wenig Startkapital mit. Dieses hatte Emma mittlerweile, mit Zinsen, zurückgezahlt. Sie war nach Missouri gegangen und hatte dort in einem kleinen Ort namens Pineville ein neues Leben begonnen.

Als sie 26 Jahre wurde bekam sie ihr Treuhandgeld ausgezahlt und damit hatte sie ein kleines Stück Land gekauft. Donny war damals 8 und ging auf die Schule in Pineville. Er fragte niemals nach seinem Vater, zu viel hatte er als Kind gesehen, als das es ihn wirklich interessiert hätte wo sich sein Erzeuger jetzt herumtrieb. Emma indes schaute immer mal wieder über ihre Schulter zurück. Die Angst vor Tom hatte sie, auch nach 4 Jahren noch in den Knochen. Sie hatte ein gutes Händchen für Geld, das lag wohl irgendwie in der Familie. Darum hatte sie nach dem Landkauf, das Geld gut angelegt und hätte durchaus von den Zinsen leben können, aber da waren ja auch noch die 2500 Dollar die jeden Monat kamen. Sie hatte regen Kontakt zu Connor und auch das Verhältnis zwischen ihr und Liam hatte sich, nach der Trennung von Tom, gebessert. Aber die Entfernung machte das alles nicht so einfach. Emma vermisste ihre Brüder sehr. Doch die Angst, dass Tom irgendwann auf sie lauern könnte war einfach grösser. Er war ihretwegen für 8 Jahre ins Gefängnis gegangen und das würde er ihr so schnell nicht vergessen. Emma hatte ihren Mädchennamen O´Reiley nach der Scheidung wieder angenommen. Sie ließ sich auch nicht mehr Emma oder Emilia nennen, sondern benutzte lieber ihren mittleren Namen Jade. Sie wollte einfach nicht mehr die kleine, dumme, einfältige Emma sein, sondern viel lieber die starke, kämpferische, unabhängige Jade und die war sie dann auch.

Sie hatte sich ein kleines Geschäft aufgebaut. Mit ein paar Bienenvölkern deren Honig und Wachs sie verkaufte, wenn sie sie nicht selber zur Herstellung ihrer eigenen Pflegeprodukte nutzte. Außerdem gab es einen Seifenhersteller in Pineville. Für ihn zog sie spezielle Kräuter und Blumen zur Verfeinerung seiner Seifen. Sie war also eine gut beschäftigte Frau und hatte viel an ihrem Leben geändert. Aber vor allem sich selber. Jade war genau wie ihre Mutter, ein echt Irischer Rotschopf. In ihrer Jugend hatte sie immer kurz Haar Frisuren getragen, sie fand es praktischer. Heute hatte sie lange, lockige Haare und wunderbar grüne Augen. Ihre gute Figur versteckte sie lieber in weiten Kleidern und unter Jacken. Wobei es im Grunde nichts zu verstecken gab. Sie war 1,65m Gross und hatte die schlanken Beine einer Läuferin. Ihre Hüften passten gut zu den langen Beinen. Sie waren rundlich aber nicht zu ausladend. Ihre Taille war schlank und ihre Brust war voll und rund. Bis auf eine sehr große Zahl von Narben auf ihrem Rücken, die von Zigaretten und Feuerzeugen stammten und der großen an ihrem Bauch, war sie eine tolle Frau. Doch diese Narben erinnerten sie auf schmerzliche Weise immer wieder, an die Zeit mit Tom und die Verluste die sie durch ihn erlitten hatte. Trotz allem war sie eine junge wunderschöne Frau, die seit nun mehr 9 Jahren eher wie eine Nonne lebte.

 

 

Kapitel 2

Es gab viel zu tun auf ihrer kleinen Farm. Doch auch mit den zwei angestellten Landarbeitern, war es einfach nicht mehr zu schaffen. Sie hatte inseriert und suchte noch einen weiteren Arbeiter für die Saison. Sie bot Kost und Logis und 300 Dollar die Woche, was ein durchaus fairer Deal war. Sie hatte ein kleines Gebäude auf der Farm, das sie als eine Art Gästehaus nutzen wollte. Sie hatte es renoviert und eingerichtet, aber es gab niemanden den sie dort hätte einquartieren können. Sie hatte zwar viele bekannte, aber es fiel ihr immer noch sehr schwer anderen zu Vertrauen. Sie und Donny hatten gerade zu Abend gegessen, als es an der Tür klopfte. Jade zuckte unweigerlich zusammen, ging dann aber doch zur Tür. Im halb dunkel stand ein Mann. Er trug einen schwarzen Hut, einen fast Bodenlagen Ledermantel und einen Seesack über der Schulter. Neben ihm stand ein riesiger, bedrohlich aussehender Hund, der Jade mit dem Kopf fast bis zur Hüfte reichte.

Jades Stimme klang reichlich dünn als sie sagte: „Ja bitte? Wie kann ich Ihnen helfen?“

Der Mann, der mit Sicherheit 1,90m Gross war, nahm den Hut ab und sie sah sein Gesicht. Er war sonnen gebräunt, hatte sehr kurze schwarze Haare und ruhige braune Augen. Als er lächelte sah man gut gepflegte, weiße, gerade Zähne aufblitzen.

Er sagte: „Es tut mir leid. Ich wollte Sie nicht erschrecken Ma´am! Ich habe gesehen, dass sie für diese Saison noch einen Arbeiter suchen. Da wollte ich nur fragen ob die Stelle noch vakant ist.“

Jade war äußerst erstaunt. Der Mann hatte eine sonore, sehr dunkle, aber auch unheimlich freundliche Stimme. Außerdem hatte er einen außergewöhnlichen Wortschatz und einen guten Ausdruck.

Jade war so perplex das sie glatt sagte: „Ja die Stelle ist noch frei!“

Donny kam aus dem Esszimmer und stellte sich zu seiner Mutter. Der Hund begann mit dem Schwanz zu wedeln.

„Beißt der?“ war alles was Donny interessierte.

Der Fremde schüttelte den Kopf: „Nein Happy ist ein sehr friedlicher, freundlicher und lieber Hund, auch wenn er nicht so aussieht!“, er lachte und das klang genau so freundlich wie seine dunkel Stimme.

Dann sah er Jade wieder an: „Also wenn die Stellen noch nicht okkupiert ist, würde ich mich hiermit gerne darum bewerben. Wenn ich ihre Anzeige richtig verstanden habe geht es um Pflanzen. Auf dem Weg zum Haus hab ich ein paar Felder mit Johanniskraut, Gundermann, Ringelblumen und Kapuzinerkraut gesehen. Werden die Kräuter für Salben oder Tinkturen genutzt?“

Jade konnte nicht anders als Antworten: „Nein für Seifen. Wobei Salben bei den Kräutern auch eine alternative wären!“

Jade bat den Mann, entgegen ihrer sonst eher vorsichtigen Art, zu sich hinein. Er gab Happy ein Handzeichen und der Hund legte sich vor die Türe. Sie holte noch eine Tasse mit Kaffee und man setzte sich an den Tisch. Der Mann zog seinen Mantel aus und darunter kam ein sehr kräftiger Brustkorb, mit einer schmalen Taille und langen Beinen zum Vorschein. Er sah hungrig auf das Essen auf dem Tisch und Jade holte ihm einen Teller.

„Bedienen sie sich ruhig wir haben bereits gegessen.“

Der Mann nahm sich von allem einen guten Schlag und aß.

Dann fragte er: „Schmeißen Sie die Fleischreste weg, Ma´am?“ Jade nickte und er fragte weiter: „Würde es Sie sehr stören wenn ich es Happy geben würde?“

Jade schüttelte den Kopf und der Mann ging zu Tür. Er streichelte den Kopf des Hundes und legt ihm das Fleisch auf den Boden. Als der Mann seine Hand weg getan hatte fraß der Hund das Fleisch hastig. Er schien auch großen Hunger zu haben, genau wie sein Herr. Der Mann kam zurück ins Haus, setzte sich wieder auf den ihm zugewiesenen Platz und aß zu ende.

Jade sah ihn an und sagte dann: „Sie haben also Ahnung von Kräutern?“

Der Mann nickte. Er hatte seine Schultern ein wenig nach vorne gezogen und wirkte so schmaler und weniger furchteinflößend.

„Meine Mutter war in der Naturheilkunde beschäftigt und hatte darum einen großen und umfangreichen Kräutergarten. Als Kind habe ich ihr immer damit geholfen und dabei zwangsläufig auch eine ganze Menge darüber gelernt!“, sagte er in seiner ruhigen Art.

Jade konnte nicht genau erklären warum, aber diese Mann war ihr auf eine angenehme Art sympathisch.

„Wir versuchen einfach mal ob es mit uns klappt. Das ist alles was ich Ihnen derzeit versprechen kann!“

Der Mann sah auf und nickte freudig.

„Dann folgen Sie mir bitte. Ich zeige Ihnen Ihre Räumlichkeiten!“

Jade war aufgestanden und der Mann hatte seinen Mantel, Hut und Seesack genommen und folgte ihr zur Türe. Happy lag still da wie angewachsen als Jade aus der Türe ging. Aber als der Mann kam, kehrte das Leben in den Hund zurück. Er stand auf und folgte seinem Herrn, so als ob sie mit einer unsichtbaren Leine verbunden wären. Jade ging zum Nebengebäude. Sie schloss auf und schaltete das Licht ein. Sie standen in einem circa 4 mal 4 Meter großen Raum. Es gab einem Tisch, zwei Stühle, ein Sofa vor einem offenen Kamin und einen Sessel. Im hinteren linken Teil des Raumes war eine Tür, die in eine kleine Küche führte. An der rechten Seite war eine Treppe in die obere Etage. Dort zeigte sie ihm ein Badezimmer und seinen Schlafraum mit einem Doppelbett. Jade drehte sich um und sah auf seine breite Brust. Sie hatte nicht gemerkt, dass der Mann direkt hinter ihr stand und zuckte erschrocken zusammen. Sie dachte noch darüber nach, wie ein so riesiger Kerl wie er nur wie eine Katze schleichen konnte.

„Sie sehen es ist nichts besonderes, aber es sollte reichen!“

Der Mann lächelte sie an und sagte: „Es ist nett und mehr als ausreichend, Ma´am!“

Jade drückte sich in dem engen Flur an ihm vorbei und hatte unweigerlich viel mehr Körperkontakt als sie wirklich wollte. Dieser Mann hatte einen festen, harten, warmen Körper. Sie konnte nur vermuten, dass er sehr muskulös war. Er folgte ihr hinunter. Auf dem Weg aus dem Haus blieb Jade stehen und drehte sich noch einmal zu ihm um.

„Frühstück gibt es um 7 Uhr, Mittag um 13 Uhr und Abendessen um 19 Uhr. Früchte, Brot und Aufschnitt sind immer ausreichend in der Küche zu finden, für den kleinen Hunger zwischendurch. Wenn Sie lieber nicht mit Donny und mir essen möchten, kann ich Ihnen hier den Kühlschrank füllen und Sie versorgen sich selber. Die Entscheidung überlasse ich Ihnen. Ach! Wie heißen Sie übrigens? Denn der große Mann mit dem Hund, wird mir auf die Dauer einfach zu lang.“

Der Mann lachte herzlich und sagte dann: „ Mein Name ist Porter, Cole Porter!“

Jade hielt ihm die kleine Hand hin und sah zu wie sie in seiner verschwand.

„Hallo Mr. Porter! Nett Sie kennen zu lernen! Mein Name ist Jade O´Reiley!“

Dann ging sie aus dem Haus wieder zurück zu Donny. Der saß bereits auf dem Sofa vor dem Fernseher und wartete auf seine Mutter. Sie sahen sich noch eine Sendung an dann gingen sie Schlafen.

Jades Wecker klingelte Pünktlich um 6 Uhr und sie stand auf und duschte. Dann ging sie runter machte Kaffee und legte die Eier und den Speck bereit. Wie jeden Morgen ging sie auf die Veranda, um die herrlich frische Morgenluft und ihren Kaffee zu genießen. Als sie sich in den Korbstuhl setzte sah sie eine Bewegung im Augenwinkel. Da stand ein halb nackter Mann auf der Wiese neben der Hütte und machte Tai Chi. Er stand mit dem Rücken zu ihr und hatte sie ganz bestimmt noch nicht bemerkt. Sie wollte schnell wieder ins Haus gehen, aber wie hypnotisiert sah sie ihm zu. Die Bewegungen waren fließend, graziös ja fast weich. Ihr war als hätte man Wasser in einen Gummibeutel gepackt und würde jetzt an verschieden punkten dagegen drücken, um damit die unterschiedlichsten Formen sichtbar zu machen. Sie konnte die Augen einfach nicht davon abwenden. Es war zu faszinierend wie sich seine einzelnen Muskelgruppen bewegten. Es schien ihr fast so als wäre er in Trance. Dann blieb er plötzlich stehen. Er hob sein rechtes Bein langsam in die Luft, während sein Oberkörper mit der gleichen Geschwindigkeit in eine waagerechte Stellung ging. Es sah aus als wenn man dem Großbuchstaben H seinen Seitenschenkel geklaut hätte. Sie hatte so etwas schon im Zirkus gesehen. Aber ein normaler Mensch der das tat, war ihr noch nie untergekommen. Jade ging ins Haus zurück. Sie fühlte sich ein wenig wie eine Voyeurin und das behagte ihr nicht. Es war bereits viertel vor 7 und sie bereitete das Frühstück vor. Donny war auch schon wach. Sie hörte ihn im Bad und war sehr froh, dass sie ihn heute mal nicht wecken musste. Pünktlich um 7 Uhr klopfte es an der Tür.

„Kommen Sie herein Mr. Porter, die Türe ist offen!“, rief Jade die noch Speck briet.

Nur Sekunden später hörte sie ihn direkt hinter sich fragen: „Kann ich Ihnen helfen Ma´am?“

Jade zuckte erschreckt zusammen und ließ dabei die Schüssel fallen. Sie zog den Kopf ein und schloss die Augen, aber das erwartete klirren blieb aus. Sie öffnete langsam die Augen und sah eine Hand an ihrer Seite, die ihr die Schüssel hinhielt.

„Bitte könnten Sie dieses Schleichen einstellen Mr. Porter, ich bin einfach noch zu jung um an einem Herzinfarkt zu sterben.“

Jade atmete schwer vor Schreck. Cole lachte leise.

„Ich verspreche weniger zu schleichen, wenn Sie mich Cole nennen, okay?“

Sie drehte sich um und er stand wie gestern wieder direkt hinter ihr. Sie atmete seinen Duft ein. Er roch gepflegt und frisch geduscht. Er trug eine schwarze Jeans und ein schwarzes Shirt in dem sich seine ganzen Muskeln nur zu genau abzeichneten. Jade starrte ihm genau auf die Brust und sie fühlte sich sehr unbehaglich dabei.

„Okay, also dann Cole! Und nein sie können mir nicht helfen! Es sei denn, Sie wollen mir in mein frühes Grab helfen! Weil dann leisten sie nämlich ganze Arbeit!“

Cole lachte laut und herzlich. Jade nahm ihm die Schüssel ab und bat ihn Platz zu nehmen. Der Speck war schnell fertig und Donny kam auch endlich zu ihnen nach unter. Sie aßen in Ruhe und dann kamen auch Hank und Dan, die anderen Arbeiter. Jade stelle Cole vor und bat Hank darum ihn einzuarbeiten. Dann fuhr sie Donny zur Schule. An der Schule verabschiedete sie sich von ihrem Sohn und fuhr noch zum Supermarkt. Sie hatte jetzt einen Mann mehr im Hause und musste entsprechend mehr Lebensmittel einplanen. Sie stand vor den Regalen und ärgerte sich, dass sie Cole nicht gefragt hatte für was er sich entschieden hatte. Wobei es egal war, denn ob sie jetzt für ihn ein Brot kaufte oder nicht, gegessen würde es so oder so. Sie kaufte also für zwei Haushalte ein und ließ sich dann überraschen. Als sie ihren Wagen voll hatte, kam sie an der Haustier Abteilung vorbei und dachte an Happy. Der Hund musste ja schließlich auch etwas fressen. Sie stand im Gang und war sich nicht sicher was sie dort kaufen sollte. Sie hatte niemals Haustiere gehabt. Ein Verkäufer schien zu sehen, dass sie ratlos im Gang stand und ging zu ihr um zu helfen.

„Ma´am? Kann ich Ihnen behilflich sein?“

Jade atmet auf: „Oh ja, danke! Ich habe seit kurzem einen Gast der hat einen Hund. Einen großen Hund! Und ich weiß nicht genau was und vor allem wie viel, so ein Riese frisst.“

Der Verkäufer guckte sie an: „Um was für eine Hunderasse handelt es sich denn?“

Jade war erstaunt denn sie wusste es nicht: „Ich habe keine Ahnung von Hunden. Ich weiß zwar wie die gängigen Hunderassen aussehen, aber so einen habe ich noch nie gesehen!“

Der Verkäufer bat sie den Hund zu beschreiben.

„Also der Hund ist sehr groß, mehr wie ein Kalb. Er geht mir mit dem Kopf bis ungefähr zur Hüfte. Das Gesicht ist ein wenig zerknautscht könnte man sagen und er sieht ein bisschen wie ein Bankräuber aus mit der schwarzen Schnauze und den Augen!“

Jade lächelte als sie an das lustige Gesicht von Happy dachte.

„Ansonsten ist der Hund eher hell braun bis beige. Er ist sehr stämmig, mit langem Schwanz und hängenden Ohren. Vom Aussehen erinnert er etwas an einen Bullterrier aber alles irgendwie viel grösser!“

Jade hoffte das der Verkäufer damit etwas anfangen konnte und tatsächlich. Er hatte ein Smartphone aus seiner Tasche gezogen und zeigte ihr ein Bild.

„Ja genauso sieht Happy auch aus!“

Der Verkäufer nickte: „Ein Bullmastiff, aha! Die sieht man heutzutage wirklich relativ selten. Das sind englische Wach- und Schutzhund, die heute, wegen ihrer Größe, nicht mehr gern gehalten werden. Die meisten Leute wollen lieber kleine und handliche Hunde. Wobei gerade diese charakterstarken, sehr friedliebenden, gutherzigen und auch unheimlich kinderlieben Tiere, wirklich gute Familienhunde sind.“

Der Verkäufer packte ihr, zwei große Säcke Futter unter ihren Wagen. Jade bedankte sich freundlich für die Hilfe und ging zur Kasse. Sie war gerade dabei sich an den Säcken einen Bruch zu heben als ihr Handy klingelte. Es war Connor und er hatte leider keine guten Nachrichten.

„Hallo Liebes! Dein Exmann ist heute Morgen Entlassen worden. Er sucht dich! Entschuldigung, dass ich so mit der Türe ins Haus falle! Aber er ist bei mir zu Hause aufgetaucht und hat Linda in Todesangst versetzt.“

Jade war geschockt: „Oh Connor! Es tut mir so leid. Geht es Linda und dem Baby gut?“

Connor redete weiter: „Ja, aber hör mir gut zu Emy! Er hat die halbe Wohnung verwüstet. Bis die Polizei endlich vor Ort war, war er leider schon wieder weg. Wir wissen nicht ob er etwas gefunden hat und falls ja, was das genau war. Ich stehe hier gerade auf einem Schlachtfeld. Alle Papiere und Akten liegen wild auf dem Boden verteilt. Also bitte sei vorsichtig und pass gut auf dich auf. Sobald ich weiß ob und vor allem was er hier vielleicht gefunden hat, melde ich mich wieder. Okay!“

Jade war ganz still.

„Emy bist du noch da?“, fragte Conner nochmals.

Ihre Stimme klang erstickt und äußerst ängstlich.

„Ja, ja! Ich habe verstanden. Connor! Danke. Ich liebe dich!“

Connor sagte ihr, dass er sie auch liebe und legte auf. Die Angst gab Jade mehr Kraft und sie wuchtete die Säcke auf die Ladefläche und fuhr Heim.

Jade packte ihre Einkäufe schnell ins Haus. Sie hatte Angst! Sie wusste aber auch, dass Tom, selbst wenn er bei Connor etwas gefunden haben sollte, nicht vor Morgen hier bei ihr sein könnte. Trotzdem blickte sie sich immer mal wieder, wie ein gehetztes Tier, um. Jade machte sich einen Kaffee und setzte sich in die Küche. Sie dachte an das Leben, welches Donny und sie hier führten und war nicht bereit es aufzugeben. Sie lebten jetzt seit 8 Jahren hier. Sie war 30 und Donny mit seinen 12 Jahren ging zur High School. Er hatte Freunde und unternahm viel mit ihnen. Sie würde hierfür kämpfen wie eine Tigerin wenn es sein musste. Tom hatte ihr Leben bereits mehr als nur ausreichend zerstört. Bis hierhin und keinen Schritt weiter! Sie saß mit leerem Blick in der Küche und hatte das Klopfen nicht gehört.

„Entschuldigung, wenn ich Sie jetzt leider schon wieder erschrecke!“, sagte eine dunkle Stimme.