Das Leben und andere Komplikationen (Kurzgeschichten) - Uli Kreimeier - E-Book

Das Leben und andere Komplikationen (Kurzgeschichten) E-Book

Uli Kreimeier

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Beschreibung

Das Leben und andere Komplikationen von Uli Kreimeier Der Woody Allen des Münsterlandes hat wieder zugeschlagen - diesmal mit einer besonders umfangreichen Portion Wortwitz und Situationskomik. Dieses E-Book enthält folgende Geschichten: Albtraum Umfrage Nicht erfunden! Angebrauchsweißung Mixer Autokauf Wurstgestank Der Mann Das Wort zum Freitag Die tuscheln über mich Expedition Hallas in Münster Masematte Übersetzungen Heiße Lust am Bodensee Laudatio Licht aus! Nasenpopelsteuer-Durchführungsverordnung Parkhaus ausmessen Pessimismus Textaufgabe Geige Internet Hundejahre Einkaufen Mimose Autobahn Prinzessin Goldenia Mafia Beziehungsratgeber-Forum "Heißes Herz" Nachtmahr Gefallen Therapie Albtraum Ich träumte letzthin vom Plätzchen backen in der Vorweihnachtszeit. Ich komme von der Arbeit nach Hause. Ich bin müde und erschöpft, die eine Stunde dauernde Fahrt durch mit Nieselregen versetzte Dunkelheit hat mir den Rest gegeben. Ich habe Kopfschmerzen. Bereits an der Haustür wabert mir der sattsam bekannte Dunst aus Backofenemissionen in Gestalt verbrannter Weihnachtsplätzchen entgegen. In der Küche herrschen etwa 28 Grad - Celsius wohlgemerkt. Im Aldi-Küchenradio läuft eine CD meiner studentischen Tochter. Das Lied klingt, als würde minutenlang ein Mensch geschlachtet, der währenddessen singt. Die Schlächter können einem fast leid tun. Ihr gefällt’s. Die Tochter sticht wieselflink mit sämtlichen im Haus vorgefundenen Ausstechförmchen kuriose Wesen aus einem Teig. Die Frau hilft und beklagt sich simultan, dass sie bestimmt alles wieder aufräumen und saubermachen müsse. Der Vater stiert auf seinen Bauch und grübelt darüber nach, wie er bei den Heerscharen an Gebackenem jemals weiter abnehmen soll. Fünf Kilo hat er ja schon geschafft. Jetzt hat er aber erst mal Kopfschmerzen. Und schon wieder Hunger. Der Küchentisch ist allerdings mit Nudelhölzern aus Marmor - ein Versuch, damit jemanden zu erschlagen, ist recht erfolgsträchtig, wenn man das hohe Gewicht denn gestemmt bekommt - Backrezepten und Mehltüten mehr als belegt. Die jüngere Tochter sitzt am Esstisch im Wohnzimmerbereich und daddelt parallel auf ihrem Smartphone, während sie am Laptop Youtube-Videos von Y-Titty guckt. Sie findet die jungen Männer sensationell. Wahrscheinlich, weil sie junge Männer sind und sie eine junge Frau. Ich find die nich’ so komisch! Vor allem, wenn ich Kopfschmerzen und Hunger habe. Ein Küchenwecker schrillt und bohrt in meinem Kopf herum. Ich hole mir Brot, Käse, Tee, Besteck, Teller und - ganz wichtig - Nuss-Nugat-Creme aus der Küche. Die Frauen sind guter Dinge und schmeißen die nächste Lage Plätzchen in den Backofen. Mittlerweile sind es in der Küche 30 Grad - Celsius versteht sich. Das nächste Stück auf der CD lässt vor meinen geistigen Augen einen Masochisten erscheinen, der von einer fast nackten Hundertfünfzig-Kilo-Domina in roten Stiefeln aufs Übelste misshandelt wird. Bestimmt bekommt der auch Schädelbrummen davon. Meine Drohung, in der nächsten Vorweihnachtszeit in ein Hotel zu ziehen, war offenbar erfolglos. Fast jeden Abend backen die Weiber zwei Kilo Plätzchen, die im Februar dann vermutlich wieder im Keller verschimmeln werden. Die Verpflichtung zur Einnahme dämpfender Mittel gegen den Weihnachtsplätzchen-Backtrieb konnte ich als einziger Mann gegen die vier Frauen - Katze eingerechnet - nicht durchsetzen. Ich weiß auch nicht, ob’s so was wirklich gibt. Dabei sollten Triebtäter doch bemüht sein, etwas gegen ihr krankhaftes Verlangen zu tun!

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Seitenzahl: 69

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Das Leben und andere Komplikationen

von Uli Kreimeier

Impressum

Ein CassiopeiaPress E-Book

© by Author

© 2013 der Digitalausgabe by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

1. digitale Auflage 2014 Zeilenwert GmbH

ISBN 9783956170799

Dieses E-Book enthält folgende Geschichten:

Cover

Titel

Impressum

Albtraum

Umfrage

Nicht erfunden!

Angebrauchsweißung Mixer

Autokauf

Wurstgestank

Der Mann

Das Wort zum Freitag

Die tuscheln über mich

Expedition xxx

Hallas in Münster (Masematte-Ausdrücke unten übersetzt)

Masematte-Übersetzungen (Münsteraner "Soziolekt")

Heiße Lust am Bodensee

Laudatio

Licht aus!

Nasenpopelsteuer-Durchführungsverordnung

Parkhaus ausmessen

Pessimismus (ein Interview)

Textaufgabe (vor Jahren für meine Tochter geschrieben)

Geige

Internet

Hundejahre

Einkaufen

Mimose

Autobahn

Prinzessin Goldenia

Mafia

Beziehungsratgeber-Forum "Heißes Herz"

Nachtmahr

Gefallen

Therapie

Albtraum

Ich träumte letzthin vom Plätzchen backen in der Vorweihnachtszeit.

Ich komme von der Arbeit nach Hause. Ich bin müde und erschöpft, die eine Stunde dauernde Fahrt durch mit Nieselregen versetzte Dunkelheit hat mir den Rest gegeben. Ich habe Kopfschmerzen.

Bereits an der Haustür wabert mir der sattsam bekannte Dunst aus Backofenemissionen in Gestalt verbrannter Weihnachtsplätzchen entgegen. In der Küche herrschen etwa 28 Grad - Celsius wohlgemerkt.

Im Aldi-Küchenradio läuft eine CD meiner studentischen Tochter. Das Lied klingt, als würde minutenlang ein Mensch geschlachtet, der währenddessen singt. Die Schlächter können einem fast leid tun. Ihr gefällt’s.

Die Tochter sticht wieselflink mit sämtlichen im Haus vorgefundenen Ausstechförmchen kuriose Wesen aus einem Teig. Die Frau hilft und beklagt sich simultan, dass sie bestimmt alles wieder aufräumen und saubermachen müsse.

Der Vater stiert auf seinen Bauch und grübelt darüber nach, wie er bei den Heerscharen an Gebackenem jemals weiter abnehmen soll. Fünf Kilo hat er ja schon geschafft. Jetzt hat er aber erst mal Kopfschmerzen. Und schon wieder Hunger.

Der Küchentisch ist allerdings mit Nudelhölzern aus Marmor - ein Versuch, damit jemanden zu erschlagen, ist recht erfolgsträchtig, wenn man das hohe Gewicht denn gestemmt bekommt - Backrezepten und Mehltüten mehr als belegt.

Die jüngere Tochter sitzt am Esstisch im Wohnzimmerbereich und daddelt parallel auf ihrem Smartphone, während sie am Laptop Youtube-Videos von Y-Titty guckt. Sie findet die jungen Männer sensationell. Wahrscheinlich, weil sie junge Männer sind und sie eine junge Frau. Ich find die nich’ so komisch!

Vor allem, wenn ich Kopfschmerzen und Hunger habe. Ein Küchenwecker schrillt und bohrt in meinem Kopf  herum. Ich hole mir Brot, Käse, Tee, Besteck, Teller und - ganz wichtig - Nuss-Nugat-Creme aus der Küche.

Die Frauen sind guter Dinge und schmeißen die nächste Lage Plätzchen in den Backofen. Mittlerweile sind es in der Küche 30 Grad - Celsius versteht sich. Das nächste Stück auf der CD lässt vor meinen geistigen Augen einen Masochisten erscheinen, der von einer fast nackten Hundertfünfzig-Kilo-Domina in roten Stiefeln aufs Übelste misshandelt wird. Bestimmt bekommt der auch Schädelbrummen davon.

Meine Drohung, in der nächsten Vorweihnachtszeit in ein Hotel zu ziehen, war offenbar erfolglos. Fast jeden Abend backen die Weiber zwei Kilo Plätzchen, die im Februar dann vermutlich wieder im Keller verschimmeln werden.

Die Verpflichtung zur Einnahme dämpfender Mittel gegen den Weihnachtsplätzchen-Backtrieb konnte ich als einziger Mann gegen die vier Frauen - Katze eingerechnet - nicht durchsetzen. Ich weiß auch nicht, ob’s so was wirklich gibt. Dabei sollten Triebtäter doch bemüht sein, etwas gegen ihr krankhaftes Verlangen zu tun!

Gerade verbrennt meine Frau sich die Finger an einem heißen Backblech und schreit das ganze Haus zusammen. Ich springe auf und schmiere ihr Plätzchenteig auf die Hände.

„Bist du eigentlich vollkommen plemplem?“

Wer hier wohl durchgeknallt ist?

Ich stolpere über den Spitz-Mischling und reiße dabei eine Schüssel mit fertigen Plätzchen von der Arbeitsplatte. Die Schüssel zerschellt. Mit Scherben gemischte Plätzchen verteilen sich auf dem Küchenboden.  

Der Hund stürzt sich auf das gefundene Fressen.

Meine Tochter schreit: „Der Hund, der arme Hund… Die Scherben frisst der alle mit!“

„Das ist bei so Müllschluckern halt so.“ Meine Frau haut mir mit ihren teigverschmierten Fingern wegen meiner respektlosen Bemerkung eine runter.

Ein weiterer Küchenalarmgeber schrillt und steigert meine Migräne. Endlich, endlich klingelt mein Wecker. Ich werde nicht wach! Bin ich tot? Nee, es war ein dritter Küchenwecker. Ich zwicke mich. Es tut weh. Ich träume gar nicht. Es ist alles wahr!

Auch mein… ENDE!

Umfrage

Bevor Sie weiterlesen: Möchten Sie nicht lieber an einer Umfrage teilnehmen? Möchten Sie nicht? Schade.

„Ein Stück Chester hätte ich gern“, sage ich zu der vollleibigen Dame hinter der Käsetheke.

„Möchten Sie zuvor gern an einer Umfrage teilnehmen? Es geht um Ihren Käsege…“

„Nein danke. D e r  Käse in der Theke reicht mir.“ Der gesund-rötliche Teint der Käsetheken-Tante wird eine Spur blasser. „Mein Chef will es so, wissen Sie… Ich find’s persönlich…“

„Frau Kasimir! Was finden Sie persönlich?“ Plötzlich steht er da, der Oberkäsemeister.

„Ach Herr Wagner, ich habe Sie gar nicht gehört. Natürlich finde ich diese Umfragen sinnvoll!“

„Sehen Sie! Verehrter Kunde vor der Theke, möchten Sie nicht an einer neu entwickelten Umfrage zu unserem Markt teilneh…“

„Nee. Kein’ Bock.“ Danach verlasse ich das Geschäft.

Etwas zu schnell brause ich mit dem Auto nach Hause. Die grüne Minna ist schon zur Stelle und stoppt mich.

„Ein wenig schnell, der Herr, oder?“

„Bin ja kein Beamter!“

„Na, na. Machen Sie sich bitte mal frei, ganz frei. Sie scheinen ja so ein Renitenter zu sein. Egon, hier haben wir wieder so einen Superschlauen…“

Egon grinst breit.

Nach eingehender körperlicher Durchsuchung im Bulli werde ich wieder ausgewildert. Noch saurer als vorher, will ich das Terrain verlassen.

„Auch wir“, fängt da Egon plötzlich im Vertreter-Ton an zu salbadern, „auch wir sind an der Meinung des Bürgers als Kunde interessiert. Die Kollegen der Öffentlichkeitsarbeit haben einen Fragebogen entwickelt, den Sie uns bitte ausfüllen sollten. Das ist eine Art Umfra…“

„Nicht schon wieder dieses Wort, bitte, nein. Ich werde sofort und auf der Stelle verrückt!“ Ich stopfe mir die Finger in die Ohren und verlasse den Ort des Schreckens mit der amtlich festgemauerten Höchstgeschwindigkeit.

Zu Hause angekommen, muss ich erst mal „chillen“ und „relaxen“. Man könnte auch sagen „mich ausruhen“, aber dann würd’s ja jeder verstehen und ich gehörte nicht dazu. Wozu eigentlich?

Schon wieder ins Internet? Na ja, ist immer noch informativer als das fixe Medium Fernsehen, wo eigentlich nichts im Gedächtnis bleibt als ein paar bunte Bilder. Der Rechner läuft noch. Stimmt, der Virenscan. Ich öffne eine Nachrichtenseite. „Möchten Sie gern an einer Umfrage teilnehmen?“ Ausschalten!

Noch mal eben die E-Mails überprüfen. „Lieber Internet-User, wir würden Sie gern zu einer Umfrage einladen. Bitte stellen Sie uns doch zwei Stunden Ihrer Lebenszeit kostenlos zur Verfügung, damit wir nachher mehr Kohle schaufeln können!“

Das steht da wörtlich nicht so, aber ich bin trotzdem nur noch ein Nervenwrack. Ich haue mich aufs Sofa und nicke ein.

Ich sitze in einem brodelnden Kochtopf mit vier anderen Menschen zusammen. Wir schwitzen wie Sau. Alles tut uns weh.

Ein pferdehufiger, stinkender Kerl mit einem Dreizack nähert sich uns mit perfidem Lächeln.

„Da habt’ Ihr selber Schuld, warum seid’s net alleweil brav gewesen…“ Der Teufel ist ein Bayer. Hätt’s wissen müssen.

„Seid’s so nett und füllt’s mir kurz noch diesen Fragebogen aus. Die Verwaltung will halt wissen…“

Ich entreiße Satan den Dreizack und ramme die Waffe tief in seinen fetten Wanst. Er lächelt nur freundlich und zieht die Zinken wieder aus seinem Bauch. „Unkaputtbar! So geht’s fei net!“

Da klingelt in einer Ecke der Hölle das Telefon. Ich springe aus dem Pott, rase zu der roten Telefonzelle und nehme den Hörer ab.

„Hilfe, der Teufel hat mich geholt.“

Ich bemerke meinen Irrtum, als die Dame laut lacht. „Na, Sie sind ja witzig.“ Offenbar hat mich das Telefon aus dem Schlaf gerissen.

„Elena Klaffczyk“ oder so verstehe ich. „Spreche ich mit Herrn U l r i c h  Kreimeier?“ Was die immer an meinem Vornamen so anturnt, weiß ich nicht.

„Nee, Satan persönlich. Sagen Sie, wollen Sie, dass ich an einer Meinungsumfrage…“

„Tut mir leid. Aber so ist es. Hätten Sie ein wenig Zeit?“

Ich schmeiße das schnurlose Telefon in das zufällig mit Wasser gefüllte Waschbecken, in dem eine Pfanne mit Festgebackenem zum Einweichen liegt.

Danach springe in den Wagen und fahre in den Wald. Meine Nerven!

Herrlich, diese frische Waldluft nach einem Regen - und diese Stille. Ist das dort nicht ein Specht? Er morst mir zu: „Hey du, darf ich dich mal etwas zu deinem Besuch hier im Wald fragen? Es dauert nur…“