Schupfnudeln und andere Katastrophen (Satiren und Kurzgeschichten) - Uli Kreimeier - E-Book

Schupfnudeln und andere Katastrophen (Satiren und Kurzgeschichten) E-Book

Uli Kreimeier

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Beschreibung

Humorvoll überspitzte Alltagsgeschichten, gewürzt mit Satire - das ist die Domäne von Uli Kreimeier, einem Meister der sicheren Sprach-Pointe.

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Seitenzahl: 64

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Schupfnudeln und andere Katastrophen

von Uli Kreimeier

Satiren und Kurzgeschichten

Ein CassiopeiaPress E-Book

Titelbildillustration: Mara Kreimeier

© 2012 by Author (Uli Kreimeier)

© 2012 der Digitalausgabe 2012 by AlfredBekker/CassiopeiaPress

ISBN 9783956170133

www.AlfredBekker.de

Inhalt

Cover

Titelseite

Impressum

Schupfnudeln

Die sind doch so niedlich

Das ist ein ganz Lieber

Wiederholung

Rezession Smartfone

Es gibt Pizza

Sys-tematisch

Coffee To Go

Steugaben

Ist doch nur Papier

Immer informiert

Verfolgung

Alles richtig gemacht

Der Preis ist heiß

Die Entscheidung

Alles wird doch teurer

Woher wissen die das?

Odyssee

Kommunikation

Die Wissenschaft

Lärm

Schupfnudeln

Im oberen Drittel auf der durch meine Guteste erstellten, etwa vierzig Zentimeter langen Einkaufsliste stehen „Schupfnudeln“. Also suche ich im Regal bei den Teigwaren. Was immer auch „Schupfnudeln“ sind (hört sich jedenfalls etwas eklig an), sie müssen doch der Kaste der Nudelerzeugnisse angehören, jedenfalls finde ich das plausibel.

Tagliatelle, Spaghetti und Makkaroni liegen in schönster Eintracht und bunter Markenvielfalt nebeneinander; Schupfnudeln sind aber nicht dabei. Also setze ich meinen Weg zu einer Ecke des Supermarktes fort, an der man Bio-Erzeugnisse und andere etwas exotische Lebensmittel, unter anderem asiatischer Provenienz, finden oder zumindest suchen kann. Das mit dem Finden ist immer so eine Sache.

Alles türmt sich in den Etagen der Bio- und Extraterrestrischen Abteilung, auch Produkte, die mich an den letzten Urlaub an der See denken lassen wie etwa Seetang zur Sushi-Zubereitung. Direkt daneben finde ich dann auch Schupf ... - nein, ist nur ein Scherz. Es gibt hier keine Schupfnudeln.

Also warte ich fünf Minuten, bis eines der immer seltener werdenden Geschöpfe (womöglich vom Aussterben bedroht?) namens „Verkäuferin“ durch die kilometerlangen Gänge eilt.

„Halt, hier bleiben!“

Die brünette Mittvierzigerin mit Brille erstarrt.

„Entschuldigen Sie meinen Überfall, aber ich brauche unbedingt Schupfnudeln, mein Leben hängt davon ab ... wenn ich keine Schupfnudeln bekomme, werde ich entlassen ...“, übertreibe ich ganz leicht (Sie kennen meine Frau nicht).

„Puh, haben Sie mich erschreckt ... Eigentlich habe ich keine Zeit, ich suche gerade gerebelte und geräucherte Enten-Füße süß-sauer für einen anderen Kunden, das wird gerade der Renner. Schupfnudeln, lassen Sie mal sehen ...“

Ich folge der Dame durch lange Gänge, in denen uns Menschen auf Knien anflehen, ihnen den Aufenthaltsort von Himalaya Speisesalz oder Bio-Kokosöl zu verraten. Energisch weise ich diese Ansinnen zurück.

„Oberhuber, Lebensmittelkontrollüberwachungshygieneamt. Ich bin leider im Moment dringend auf die Dame angewiesen.“

„Es ist lange her, dass das ein Mann zu mir gesagt hat ...“ Ein träumerischer Ausdruck erscheint in den Augen der Verkäuferin.

Wir biegen noch zweimal rechts und dreimal links ab und stehen dann vor einer etwa vierzig Meter langen Kühltheke. Nach etwa fünfzehn Metern verhält die Suchende und zeigt auf gelbliche Gebilde in durchsichtigen Beuteln, die knappe Daumenlänge haben.

„Schupfnudeln!“ Ein triumphierendes Lächeln erscheint auf Frau Seiningers Gesicht (der Name steht auf dem Schild am Kittel).

„Da fällt mir ja ein Stein vom Herzen, danke, danke, danke, Frau Seininger. Und ... Sie sind sicher, dass das keine asiatischen Maden sind. Irgendwie sehen sie so aus.“

„Erlauben Sie bitte, ich beherrsche meinen Job. Asiatische Maden finden Sie im übernächsten Gang in dieser Richtung. Allerdings nur die unpanierten. Die panierten ...“

„Danke nochmals. Ich muss los“, verabschiede ich mich ein wenig überhastet. Ich schmeiße drei Beutel von den komischen Nudeln in meinen überdimensionalen Einkaufswagen und starte dann mit qualmenden Gummirädern, bevor ich mich in das Kühlregal übergeben muss.

Nach weiteren vier Überfällen auf Verkaufspersonal und fünf Anrufen zu Hause, was ich als Surrogat für bestimmte Artikel wie luftgetrocknetes Rindfleisch aus den USA mitbringen darf („Was ist denn jetzt schon wieder!“), beende ich meinen Einkauf nach guten drei Stunden mit trockenem Mund, vollkommen erschöpft und mit zittrigen Händen.

Zu Hause erfahre ich dann, dass ich die geriffelten, nicht die glatten Schupfnudeln hätte kaufen sollen. Die glatten kleben so an Gaumen und Zunge! Wieder was Wichtiges gelernt.

Die sind doch so niedlich

Mein Schlafbedürfnis ist nahezu unbegrenzt. Leider wird dieses Bedürfnis häufig durch unvorhergesehene Ereignisse wie den Schulbesuch oder das Berufsleben konterkariert.

Wenn als erschwerende Faktoren dann noch irgendwann Kinder hinzu kommen, die die Eltern an manchen Tagen derartig übernächtigt durch die Gegend irren lassen, dass sie immerzu das Gefühl haben, als Außerirdische über die Erde zu streifen, schrumpft die nächtliche Erholung unter die eigentlich zum Überleben notwendige Zeitspanne.

Das wird ja irgendwann wieder besser, zum Glück! Kinder schlafen dann länger und werden kaum noch nächtens krank.

Damit man aber keinesfalls jemals ausreichend Schlaf bekommt, wird flugs das erste Haustier angeschafft. Nachdem das niedliche neue Kätzchen vom Bauernhof alle seine Flöhe überfallartig im gesamten Wohnzimmer verteilt hat, wird ohne weiteren Zeitverzug die Herrschaft über alle Wohnräume und nebenbei auch noch über die dort lebenden Zweibeiner übernommen.

Klug wie Katzen sind, springen sie an Zimmertüren hoch, drücken dabei die Klinke hinunter und sind alsbald im Schlafzimmer. Sinn und Zweck der Aktion: Den Schlaf der Untertanen zu verhindern. Schließlich wollen Katzen nachts aus dem Haus, was aber in den ersten zwei Wochen zwecks Akklimatisierung der Mini-Tiger noch nicht erwünscht ist.

Wieder fühlen sich Vater und Mutter am nächsten Tag ein wenig, als würden ihnen Antennen aus dem Kopf sprießen. Die Kinder bekommen von all dem nichts mit. Sie müssen ja noch wachsen und sollen viel schlafen. Im Umkehrschluss werde ich wahrscheinlich bald schrumpfen und wie ein Gnom aussehen.

Auch dieses Kapitel ist einmal geschrieben. Die Katze wird älter und bekommt einen dicken Bauch. (Ähnlichkeiten mit dem Katzenpersonal wären rein zufälliger Natur!) Sie schläft nachts ebenfalls „meist durch“, der bettbasierte Erholungseffekt droht sich langsam einem normalen Maß anzunähern.

Doch halt! Neben Katzen sind doch auch Hunde „so süß“. Im Tierheim gibt es einen wolligen, wunderbaren schwarzen Rüden namens Hannibal. Hanni wurde ausgesetzt. Damit er – bereits zwölf Jahre alt und in Rente – noch ein wenig sein Gnadenbrot genießen kann, wird er in die Familie integriert.

Mutter und Kinder sind im Freudentaumel, Vater und Katze zeigen sich leicht bis mittelschwer pikiert.

Eigentlich ist so ein Hund ja nur ein wenig anstrengender zu halten als ein Katzentier. Eigentlich ... Allerdings müssen beim Füttern desselben mehrere Tabletten ins Fressen gemischt werden, da Hannibal leicht herzkrank ist. Zudem ist er auf einem Auge blind und hört nicht mehr gut.

Aber sonst ist er noch ganz fit. Bis auf seinen permanenten Durchfall. Wir beseitigen Hannis Ausscheidungen gewissenhaft jedes Mal. Der Verkauf von 10-Liter-Müllbeuteln hat sich in unserem Dorf, seit wir den Köter haben, schätzungsweise verdoppelt. So eine Wurst lässt sich noch einigermaßen rückstandsfrei in einen Müllbeutel verklappen. Aber haben Sie so was schon mal mit Durchfall versucht? Unser Tempo-Verbrauch gleicht in etwa dem an Müllbeuteln. Der Papiertaschentuch-Hersteller schickt meiner Frau regelmäßig Blumen. Ich hoffe, es ist nur wegen des Hundes.

Aber sonst ist der Schwatte doch wirklich niedlich. Wenn er gefressen hat, tobt er durch die ganze Wohnung und reinigt seine Schnauze an allen Teppichen und Möbeln, derer er habhaft wird.

Der Tierarzt lässt sich mittlerweile nur noch in D-Mark bezahlen, ist sicherer. Euros würden ihn bei den Beträgen in den Ruin treiben. Er fährt nächsten Herbst von unseren Honoraren vier Wochen nach Amerika.

Wenigstens beißt der neue Sohn niemanden, eine Haftpflicht sollte aber besser dennoch auch noch abgeschlossen werden. (Die Versicherung geht übrigens auch schon zu D-Mark über.)

Meine Frau steht alle drei Tage in der Küche und kocht zehn Kilo Reis. Soll mit dem Dosenfutter gemischt den Durchfall bekämpfen.

Wenn er denn schläft (eventuell ja bis sechs oder sieben Uhr morgens), schläft Hanni bei uns im Schlafzimmer. Neulich hat mich meine Frau angestoßen, ich möge gefälligst aufhören zu schnarchen. Ich war so unschuldig wie frisch gefallener Schnee. Sie ahnen, wer da geschnarcht hat ...