Der Himmel über Kattenvenne - Uli Kreimeier - E-Book

Der Himmel über Kattenvenne E-Book

Uli Kreimeier

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Beschreibung

Nach zehn Minuten und etwas gesunkenem Adrenalinspiegel wählte Hannes an seinem Handy den Notruf der Polizei. „Polizeistation Lengerich, Kranbichler.“ „Äh ... eine Frau ... ein Raumschiff in Kattenvenne ... sie haben sie einfach mitgenommen ...“, stammelte Hannes. „Ein Raumschiff in Kattenvenne, aha. Könnten Sie mir wohl Ihren Namen und Ihren momentanen Aufenthaltsort nennen?“ „B 475, Ausfahrt Kattenvenne, Hannes Kleinbürger ...“, kam es etwas unsortiert aus Hannes’ Mund. „Haben Sie einen Verkehrsunfall zu melden? Sind Personen oder Tiere zu Schaden gekommen? Ist der Verkehrsfluss behindert?“ Der Beamte spulte sein Standard-Repertoire ab. „Nein, das alles nicht ... Aber es wurde jemand entführt!“ Was haben Gemüse züchtende Außerirdische im münsterländischen Kattenvenne zu suchen? Diese Frage bringt die Hauptperson dieser Geschichte in einen Strudel aberwitziger Verwicklungen - rasant und skurril in Szene gesetzt von Uli Kreimeier, dem Woody Allen Westfalens.

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Seitenzahl: 52

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Der Himmel über Kattenvenne

Ein CassiopeiaPress E-Book

© by Author www.uli-kreimeier.de

© der Digitalausgabe 2013 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

www.AlfredBekker.de

1. digitale Auflage 2014 Zeilenwert GmbH

ISBN 9783956171024

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Der Himmel über Kattenvenne

1

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9

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1

Der Motor des roten Kleinwagens schnurrte leise vor sich hin. Auf dem Tacho standen nicht viel mehr als die obligatorischen „50“. An dieser Stelle der B 475 bei Kattenvenne, einem Dorf zwischen Münster und Osnabrück,  fanden regelmäßig Radarkontrollen statt. Hannes war im Laufe der Jahre mehrmals in die Falle getappt. Die Beamten suchten sich immer wieder neue Verstecke für ihre Überwachung.

Das Standard-Radioprogramm mit immer derselben Musikauswahl und immer wieder identischen Moderatoren-Sprechblasen ging ihm wahnsinnig auf die Nerven. Als Hannes gerade von einem– für ihn immer wieder gleich klingenden– Ausschnitt aus einem Fußballspiel des Vorabends, in dem ein Reporter relativ sinnentleert herumschrie, auf CD umgeschaltet hatte, fiel sein Blick auf eine junge Frau mit langen, schwarzen Haaren, die in der Nähe der Ausfahrt nach Kattenvenne auf eine Mitfahrgelegenheit wartete.

Hannes verlangsamte seine Fahrt, etwas unschlüssig, ob er das Mädchen mitnehmen sollte. Da er sich nicht entscheiden konnte, kam sein Peugeot erst zehn Meter hinter ihr zum Stehen. Die Schwarzhaarige ging die paar Schritte zu seinem Auto, wie er im Rückspiegel sehen konnte. Hannes ließ das Fenster auf der Beifahrerseite elektrisch herunterfahren.

„Hallo, kann ich wohl ein Stückchen mitfahren…? “ Das Gesicht erschien im Fenster. Sie trug Kreolen und kaum Make-up, nur etwas Wimperntusche. Hannes stand auf solche schwarzen Wimpern. Die Stimme klang angenehm dunkel. Die Anhalterin hatte tiefbraune Augen.

„Warum nich’… äh… ich bin unterwegs nach Greven.“ Er war in Gegenwart einer attraktiven Frau mal wieder nervös. Der alte Adam im Manne starb nie.

„Das passt mir ganz gut, ich will da eine Freundin…“ Unerwartet verzerrte sich das Gesicht der Fremden. Wie aus dem Nichts tauchte hinter ihr eine Gestalt auf, die zwei violette Arme um ihren Körper schlang und sie zu sich heranzog.

Hannes war vollkommen verdattert und starr. Das Wesen war augenscheinlich sehr stark und bekam die junge Frau daher schnell unter seine Kontrolle. Es hatte unzählbar viele Arme, mehrere Beine und einen Kopf, der entfernt dem eines überdimensionalen irdischen Frosches ähnelte. Allerdings war das Haupt schwarz und verfügte über drei Augen.

„Was soll denn das… lass mich los, du Idiot“, schrie die Frau.

„Mrmpf, kladuda… ach, is’ die niiiedlich“, drang es in einer Mischung verschiedener Sprachen aus dem mittig im Gesicht des Monsters platzierten Mund, der grüne Lippen hatte. Es berührte den Oberkörper des Mädchens mit einem Körperfortsatz, der Hannes entfernt an einen Zahnarztbohrer erinnerte. Darauf flatterten ihre Lider kurz, und sie wurde bewusstlos.

„Lass sie los, Froschgesicht“, fand Hannes seine Sprache wieder.

„Marrsi“, kam als Antwort.

Das Wesen bewegte sich mit der Frau in einigen seiner Arme sehr schnell und quasi wie ein Luftkissenboot über mehrere Stacheldrahtzäune etwa dreihundert Meter weiter. Dort entdeckte Hannes nun ein kleines Raumfahrzeug, das durch seinen olivgrünen Anstrich gut getarnt war. Hatte die Bundeswehr jetzt auch schon Fliegende Untertassen? Für so Spielereien hatte der Staat ja immer Geld. Bevor Hannes noch aus dem Auto steigen konnte, war Froschgesicht mit der Frau durch einen geheimnisvollen Mechanismus bereits im Innern der Untertasse verschwunden. Genauso schnell und vollkommen geräuschlos startete das Schiff und verschwand im Himmel über Kattenvenne.

2

Hannes setzte sich zitternd in sein Auto. Mit seinem Tatterich schaffte er es kaum, sich eine Gauloises aus der Packung zu nehmen, die ihm dann zu allem Überfluss auch noch zerbröselte.

„Verdammter Mist…“, fluchte er vor sich hin. Die an ihm vorbeifahrenden Wagenlenker ignorierten ihn entweder oder glotzten ihn verständnislos an. Gewisse Ähnlichkeiten im Aussehen mit bestimmten Außerirdischen waren auffällig und keineswegs reiner Zufall. Drei Augen hatte allerdings keiner.

Nach zehn Minuten und etwas gesunkenem Adrenalinspiegel wählte Hannes an seinem Handy den Notruf der Polizei.

„Polizeistation Lengerich, Kranbichler.“

„Äh… eine Frau… ein Raumschiff in Kattenvenne… sie haben sie einfach mitgenommen…“, stammelte Hannes.

„Ein Raumschiff in Kattenvenne, aha. Könnten Sie mir wohl Ihren Namen und Ihren momentanen Aufenthaltsort nennen?“

„B 475, Ausfahrt Kattenvenne, Hannes Kleinbürger…“, kam es etwas unsortiert aus Hannes’ Mund.

„Haben Sie einen Verkehrsunfall zu melden? Sind Personen oder Tiere zu Schaden gekommen? Ist der Verkehrsfluss behindert?“ Der Beamte spulte sein Standard-Repertoire ab.

„Nein, das alles nicht… Aber es wurde jemand entführt!“

„Wenn Sie eine Vermissten-Anzeige aufgeben wollen, sollten Sie am besten hier in Lengerich zur Wache kommen. Wir sollten das Gespräch nun beenden, da Sie die Notruf-Leitung blockieren!“  Die Staats-Autorität– durch nichts und niemanden in Frage zu stellen– waltete ihres Amtes.

„Vielen Dank für nichts, wie die Dänen sagen. Aber ich kann keine Vermissten-Anzeige aufgeben, weil ich die entführte Frau gar nicht kenne.“ Hannes war verzweifelt.

„Sie kennen die Person gar nicht? Können Sie die vermeintliche Entführung beweisen? Haben Sie Alkohol oder andere berauschende Substanzen…“

Hannes drückte die Taste mit dem roten Hörer an seinem Telefon.

„Roboter…“, murmelte er vor sich hin. „Gefühlloser Idiot.“

Da war er nun in eine Geschichte hineingestolpert… Im Grunde ging ihn das Ganze doch gar nichts an. War sein Whiskey-Konsum in letzter Zeit zu hoch gewesen? Konnte das eigene, zerlöcherte Gehirn einem statt weißen Mäusen auch junge, hübsche Frauen und Außerirdische vorgaukeln? Hübsche Frau, ja, wohl wahr.

Er musste wieder daran denken, dass häufiger nach dem Tod von prominenten Männern zu lesen stand: „Er hat die Frauen geliebt.“ Was den Verblichenen damit nun genau von den meisten anderen männlichen Wesen unterschied, war ihm nie ganz klar gewesen. Sollte wohl bedeuten: „Er hatte viele Affären.“.

Hannes stieg noch einmal aus und betrachtete gedankenverloren die Bankette, auf der die schöne Anhalterin gestanden hatte.

Sie war doch da gewesen und Froschgesicht doch auch, oder? Er untersuchte mit den Händen das Gras, stieß auf alte Papiertaschentücher und Zigarettenkippen. Was aber die Frau anbetraf… Könnte sie Viola geheißen haben? Was Viola– warum nicht– was also Viola anging…

Da