Das persönliche Tagebuch von Wladimir Putin - Stefan Lehnberg - E-Book

Das persönliche Tagebuch von Wladimir Putin E-Book

Stefan Lehnberg

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  • Herausgeber: Lappan
  • Kategorie: Lebensstil
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2016
Beschreibung

Der Diktator mal ganz privat - ein ergreifendes Dokument Frei erfunden und doch ziemlich nah an der Wahrheit: das satirisch-fiktive Tagebuch des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Der 1,70 m große Riesenstaatsmann ist bekanntlich gerade dann am lustigsten, wenn er besonders würdevoll, männlich und staatstragend wirken will. Wir sehen die Welt mit Putins Augen: überall Schwule und Oppositionelle, ein speichelleckender Fußabtreter namens Medwedew und das Generve aus dem ewig nörgelnden Westen (Ukraine, Menschenrechte etc.). Was man schon immer über Wladimir Putin wissen wollte: Hier erfährt man es unzensiert und aus erster Hand. Und ungeheuer komisch. Denn Humor ist eine der wirksamsten Waffen gegen Alleinherrscher.

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DAS PERSÖNLICHE TAGEBUCH VONWladimir Putin

LAPPAN

Endlich kommt die Wahrheit über Wladimir Putin auf den Tisch! Der 1,70 große Riesenstaatsmann ist bekanntlich gerade dann am lustigsten, wenn er besonders würdevoll, männlich und staatstragend wirken will. Diese unfreiwillige Komik eines (manchmal natürlich alles andere als lustigen) Diktators blickt uns aus seinem entlarvenden Tagebuch auf fast jeder Seite entgegen.

Und wir lernen die Welt mit Putins Augen zu sehen: Überall Schwule und Oppositionelle, ein speichelleckender Fußabtreter namens Medwedew und das Generve aus dem ewig nörgelnden Westen wegen Krim, Ukraine, Menschenrechten etc.

Was man immer schon über Wladimir Putin wissen wollte: Hier erfährt man es unzensiert und aus erster Hand.

Ein lupenreines Meisterwerk.

(Gerhard Schröder)

Maßlose Übertreibung erleichtert das Verständnis.

Lenin

FÜR IWAN

W.P.

Vorwort von Ministerpräsident Dmitri Medwedew

Als ich gefragt wurde, ob ich bereit sei, für Wladimir Putins Tagebuch ein Vorwort zu schreiben, habe ich nicht lange gezögert. Eine größere Ehre ist kaum vorstellbar, und so sagte ich freudig zu. Doch dann kam ich ins Grübeln und fragte mich: Braucht ein Buch von Wladimir Putin überhaupt ein Vorwort? Die Antwort auf diese Frage kann nur „Nein!“ lauten. Was Wladimir Wladimirowitsch sagt, bedarf weder einer Einleitung noch einer Ergänzung, es ist, wie es ist, vollständig und perfekt. Eine Einführung ist daher nicht nur überflüssig, ja sie ist geradezu schädlich – hält sie den Leser doch davon ab, endlich die Worte des Präsidenten zu lesen. Insofern sollte ich besser kein Vorwort verfassen. Andererseits ist es nun mal der ausdrückliche Wunsch Wladimir Putins, dass ich ein Vorwort schreibe. Daher nun doch diese (kurzen!) einführenden Worte, mit denen ich, wie ich hoffe, alles richtig gemacht habe.

Dmitri Medwedew

Einleitende Gedanken von Präsident Wladimir Putin

Was soll ich tun?

Das ist eine der ältesten und größten Fragen der Menschheit, und ich gestehe: In manch schlafloser Nacht zermartere auch ich mir darüber den Kopf. Nicht selten wandern dann meine Gedanken zu großen Staatsmännern, die lange vor mir gelebt und gewirkt haben. Stalin, Lenin, Mao Tse-tung. Was haben sie getan? Was hätten sie getan, wenn sie in meiner Situation gewesen wären?

Bei genauerer Betrachtung komme ich zu dem Schluss, dass sie heutzutage wohl genauso handeln würden wie ich. Ein beruhigender Gedanke. Aber: Lenin, Stalin und Mao Tse-tung waren als verdiente Staatenlenker nicht nur Männer der Tat, nein, sie waren auch Männer des Wortes. Sie haben Bücher verfasst. Stalin über 20 Stück, Lenin über 40 und Mao Tse-tung zwar nur eines, aber das wurde immerhin über eine Milliarde Mal verkauft. Jeder Chinese war verpflichtet, es ständig bei sich tragen, und es war allgemein üblich, sich mit einem Zitat aus dem Buch zu begrüßen.

All das sind wahrlich eindrucksvolle literarische Leistungen, vor denen ich mich voller Demut verneigen muss. Das ist ein scheußliches Gefühl, und ich will, dass das aufhört. Daher habe ich beschlossen, ebenfalls ein Buch zu verfassen. Wie erfolgreich es werden wird, bleibt abzuwarten. Ob es wohl auch alle Bürger stets bei sich tragen und sich mit Zitaten daraus begrüßen werden? Wer weiß? Ich kann niemanden dazu zwingen (sofern er nicht in Russland lebt), aber ich muss gestehen, ich sähe es durchaus nicht ungern, wenn sich diese schöne Tradition fortsetzen würde.

Leider ist es mit der Entscheidung, ein Buch zu verfassen, nicht getan. Ein Inhalt muss her. Aber worüber schreibt man als Präsident eines großen Landes? Meine Vorgänger haben programmatische Schriften über ihre Politik verfasst. Damals sicherlich eine hervorragende Idee, aber heute leben wir in gänzlich anderen Zeiten: Der moderne Despotismus stellt heute nur noch vereinzelte Oasen in einem Meer von demokratisch kontaminierten Zonen dar. Nolens volens muss er gute Miene zum bösen Spiel machen und sich ebenfalls demokratisch gebärden, was zur Folge hat, dass über die tatsächliche Politik nicht geredet oder gar geschrieben werden kann.

Aber was soll man stattdessen schreiben? Einen Roman wie Puschkin? Ein Theaterstück wie Gogol? Ein Drehbuch wie Eisenstein?

Nein! So gut deren Werke auch sein mögen, diese Autoren mussten zweifellos Stunden, wenn nicht gar Tage investieren, um sich zu überlegen, womit sie ihre Seiten füllen. Ein Wladimir Putin hat dazu keine Zeit. Es müsste ein Buch sein, das sich quasi von selbst schreibt. Was liegt also näher als ein Tagebuch, in welchem ich die großen und kleinen Begebenheiten meines Alltags festhalte? Das wird schnell nebenher erledigt, und fertig ist die Datscha. Also ans Werk, oder wie Mao schon sagte:

„Egal, wie weit der Weg ist, man muss den ersten Schritt tun.“

Wladimir Putin

январь*

* JANUAR

1. Januar

Heute besonders früh aufgestanden, um eine Liste mit guten Vorsätzen für das neue Jahr zu machen. Schwierig! Karrieremäßig ist bereits alles erreicht. Und ansonsten: Ich rauche nicht, ich trinke nicht, ernähre mich fast nur von Hüttenkäse und treibe jede Menge Sport. Ich habe einfach keine Laster, die ich aufgeben könnte. Höchstens beim Oppositionelle-nach-Sibirien-schicken könnte ich mich vielleicht ein wenig einschränken, aber das ist ja die einzige Freude, die ich noch im Leben habe.

Außerdem funktionieren gute Vorsätze ohnehin in den seltensten Fällen. Wie sagte doch einst unser Premierminister Viktor Tschernomyrdin: „Wir wollten alles besser machen, aber es kam wie immer.“ Weise Worte!

2. Januar

Sauregurkenzeit im Kreml. Nix los. Spiele den ganzen Vormittag mit Medwedew die sowjetische Variante von Schnick, Schnack, Schnuck: Hammer, Sichel, Haftbefehl: Der Hammer zertrümmert die Sichel, wird aber vom Haftbefehl eingewickelt, die Sichel zerschneidet den Haftbefehl, wird aber am Hammer stumpf.

Medwedew, dieser kriecherische Wurm, versucht, mich gewinnen zu lassen, aber das Lustige bei diesem Spiel ist, dass Verlieren genau so schwierig ist wie gewinnen.

Man muss eben richtig einschätzen, was der Gegner wählt. Aus irgendeinem Grund gewinnt Medwedew ständig gegen mich und schwitzt dabei Blut und Wasser. Ich tue verärgert, obwohl ich mich innerlich vor Lachen kringele. Solche Vormittage sind viel zu selten.

3. Januar

Heiterer Zwischenfall am Nachmittag. Sitze gerade auf ein Stück Malakofftorte im Café Lubjanka, als ich am Nebentisch meinen alten Schulkameraden Anatoli Grischenkow entdecke. Wir hatten uns mindestens 40 Jahre nicht gesehen. Sofort fiel mir wieder ein, wie er mich auf dem Schulhof immer Wladimir Schwulowitsch genannt hat. Ich habe mich all die Jahre oft gefragt, wo er wohl steckt, und jetzt entdecke ich ihn einfach so per Zufall. Sachen gibt’s! Schade, dass das Treffen so kurz war, aber der tägliche Transport nach Sibirien geht nun mal immer pünktlich um 18:30.

6. Januar

Heute sind wieder zwölf Kartons mit Putin-Autogrammkarten eingetroffen. Medwedew macht sich sofort daran, sie für mich zu signieren. Seit sechs Stunden schreibt er jetzt ohne Pause. Gewissenhaft ist er ja, das muss man ihm lassen. Dass jemand im Kreml in der Lage ist, meine Unterschrift täuschend ähnlich nachzuahmen, würde mir bei jedem anderem als Medwedew große Sorge bereiten. Bei ihm nicht. Vorhin – als er dachte, ich gucke gerade nicht – hat er sich eine der Autogrammkarten für sich selber stibitzt. Ich selbst finde mich ja schon großartig, aber die geradezu abgöttische Verehrung, die mir Medwedew entgegenbringt, ist fast schon etwas unheimlich. Sie ist dermaßen groß, dass sie eigentlich schon eine eigene Postleitzahl bräuchte.

7. Januar - Weihnachten

Besinnlicher Abend zu Hause. Medwedew hat mir einen Korb mit verschiedenen Badesalzen geschenkt. Was soll ich damit? Nicht zum ersten Mal keimt in mir der Verdacht, dass Medwedew schwul sein könnte. Aber was kann ich machen? Noch brauche ich ihn.

Trotzdem: Wie oft soll ich ihm noch sagen, dass ich keine Geschenke haben will? Über dieses materielle Denken bin ich doch längst hinaus. Mich kann man viel eher mit ideellen Dingen glücklich machen. Weltherrschaft zum Beispiel.

10. Januar

Großes Westmedien-Gemecker, weil die Sowjetunion Russland nicht an der internationalen Menschenrechtskonferenz teilnimmt. Die sollen sich abregen, ich hatte ja vor, Medwedew da hinzuschicken, aber dann war die Wasserspülung in meiner Toilette verstopft, und er musste sich erstmal darum kümmern.

13. Januar

Dieses Jahr ist anscheinend schon wieder so eine Weltfußballmeisterschaft. Angeblich mussten wir uns dafür sogar qualifizieren. Was heißt hier „qualifizieren“?! Als wenn das so wichtig wäre! Wenn’s nach Qualifikation ginge, dürfte ich auch nicht auf meinem Sessel sitzen. Ich hab Spion gelernt, und jetzt leite ich den größten Gaskonzern das größte Land der Welt.

Eigentlich interessiert mich diese Sportart ja nicht die Bohne. Wenn ich im Fernsehen Sport gucke, dann Rhythmische Sportgymnastik, aber international wird dem Fußball ja offenbar eine absurd hohe Bedeutung beigemessen. Es ist also eine Frage der nationalen Ehre, dass die Sowj Russland Weltmeister wird. Ich unterzeichne ein entsprechendes Dekret, um dies sicherzustellen.

14. Januar

Mein Vorkoster ist krank. Lebensmittelvergiftung. Die hat er sich in seiner Freizeit zugezogen: Tiramisù. Salmonellen. Mich befallen ernste Zweifel an seiner Vorkosterkompetenz. Wie will er mich vor Arsen schützen, wenn er nicht mal Tiramisù aushält? Der Arzt sagt, es braucht mindestens zwei Wochen, bis er wieder voll einsatzfähig ist. Gut, dass ich noch Medwedew habe, sonst wäre jetzt bei mir erstmal Diät angesagt.

15. Januar

Die Kanzlertrulla aus Berlin kommt auf Staatsbesuch. Der deutsche Brauch, immer erst mal über Menschenrechte zu reden, ist etwas lästig, aber ich bin da tolerant. Unser Brauch, jedem Gast erst einmal ein Glas Wodka aufzudrängen, kommt ja auch nicht bei allen Ausländern gut an. Nach zwei Minuten ist sie fertig und wir reden über Gaslieferungen. Geht doch. – Zwischendurch kommen wir auf Medwedew zu sprechen. Sie meint, er würde sie an diesen Pofalla erinnern. Was ist ein Pofalla? Frage später noch beim KGB nach, aber die wissen es auch nicht.

16. Januar

Mir sind Gerüchte zu Ohren gekommen, dass Russland gar nicht so besonders große Chancen eingeräumt werden, Weltfußballmeister zu werden. Angeblich glauben manche, wir könnten schon in der Vorrunde scheitern, an Algerien, Belgien und Südkorea! Die haben zusammengezählt null Atomraketen! Das wäre eine ungeheure Demütigung für uns. Die wäre gar nicht mehr aus der Welt zu schaffen! Es sei denn, wir erobern die Krim oder sowas in der Art.

17. Januar

Kann gar nicht aufhören, diese neue Biographie über Iwan den Schrecklichen zu lesen. Ungeheuer inspirierend. Was für ein Gigant! Ich bin voller Bewunderung. Dem durfte wirklich keiner blöd kommen, sonst war die Rübe ab. Allerdings fanden ihn wohl nicht alle so super wie ich. Selbst Stalin hat sich kritisch geäußert: „Iwan hat viel Zeit mit Beten verschwendet, die er besser zum Liquidieren weiterer Bojaren verwendet hätte.“

Ist natürlich was dran …

20. Januar

Neuer persönlicher Rekord beim Liegestütze machen: Ich schaffe jetzt 220 mit beiden Armen, 35 mit einem Arm und vier ganz ohne Arme.

21. Januar

Ganz miese Laune! Der KGB legt mir eine Mappe mit Karikaturen von mir vor. Eine fieser als die andere. Ich lasse die entsprechenden Verhaftungen vornehmen. Was denken sich diese Karikaturtypen eigentlich? Glauben die ernsthaft, dass sie damit durchkommen? Sind sie wirklich so naiv? Wie steht es schon in der sowjetischen Übersetzung von Kurt Tucholskys Werken: „Was darf die Satire? – Gar nichts!“

22. Januar

Draußen schneit’s seit Stunden wie Sau. Die heute Morgen geräumten Wege sind schon wieder komplett mit Schnee bedeckt. Ich glaube, ich muss Medwedew noch ein zweites Mal zum Schneeschippen rausschicken. Nicht, dass noch wer vor dem Kreml ausrutscht und sich was bricht. (Es sei denn, es ist ein Oppositioneller, dann natürlich gerne.)

23. Januar

Im Autoradio die 1812-Ouvertüre von Tschaikowsky gehört. Fantastisch! Obwohl man natürlich nicht vergessen darf, dass Tschaikowsky schwul war. Trotzdem gut! Als intelligenter Mensch muss man das Werk vom Künstler trennen können. Wie hat mein alter Musiklehrer in der Schule immer gesagt: „Die Musik von Richard Wagner ist entsetzlich, aber immerhin war er Antisemit.“

24. Januar

Schöner Tag. Viel geschafft. Es flutscht mal wieder. So macht Unterdrücken Spaß! Nur Medwedew sitzt wieder mal total mufflig an seinem Schreibtisch. Was ist bloß immer los mit dem? Hat ihn einer schräg angeguckt? Dann ist er immer gleich total verunsichert. Wahrscheinlich liegt es daran, dass er als einziger aus meiner Kreml-Mannschaft nicht in den Genuss der guten alten KGB-Ausbildung gekommen ist. Als Agent traut man keinem und geht bei jedem Gespräch grundsätzlich davon aus, dass der andere lügt. Auf diese Weise lebt man in einer Welt ohne böse Überraschungen. Und wenn sich ausnahmsweise mal herausstellt, dass einer doch die Wahrheit gesagt hat, freut man sich umso mehr.

Aber das ist wohl zu hoch für Medwedew.

27. Januar

Irre lustiger Vorfall im Justizministerium: Eine übereifrige Putzfrau hat sämtliche Akten, die für die Entlastung eines Oppositionsverbrechers hätten missbraucht werden können, in den Müll geworfen. Das hat den Prozess etwas vereinfacht. Kann nicht immer alles so reibungslos laufen? Nun, vielleicht kann es das. Ich habe einen Ämtertausch angeordnet (wie damals bei mir und Medwedew). Die Putzfrau wird Justizminister und der Justizminister muss putzen. Doch bereits zwei Stunden später gehen bei mir verzweifelte Gesuche der Justizbeamten ein mit der flehentlichen Bitte, die Angelegenheit noch einmal zu überdenken. Die Putzfrau mache ihre Sache ganz gut, aber der Minister putzt wie Sau. Mache schweren Herzens alles rückgängig. Ein sowje russisches Ministerium hat sauber zu sein!

28. Januar

Großartige Idee beim Duschen (eiskalt!). Dass Moskau denselben Namen hat wie der Fluss, der hindurchfließt, ist verwirrend. Hier sollten klare Verhältnisse geschaffen werden.

Wäre es nicht viel eindeutiger – und auch viel schöner –, wenn die Stadt Putingrad hieße? Ich werde die Idee mal einer unabhängigen Kreml-Kommission vorlegen, aber ich ahne schon, wie’s ausgeht.

29. Januar

Was für ein großer Schauspieler ist an mir verlorengegangen! Ich glaube, auch auf diesem Gebiet hätte ich eine Weltkarriere machen können. Habe Medwedew von meiner Putingrad-Idee erzählt. Er fand sie sofort super, und da hab ich ihm dann spontan versprochen, St. Petersburg in Medwedewgrad umzubenennen, wenn er brav weiter mitspielt. Ganz ernst hab ich das gesagt, ohne das kleinste Grinsen. Medwedew hat gestrahlt wie Tschernobyl.

30. Januar

Hab endlich mal wieder meine schwarze Liste abgearbeitet. Da hatte sich doch einiges angesammelt. Aber jetzt steht die Anzahl meiner Feinde wieder auf null.

Wenn man da nicht ständig hinterher ist, steigt man bald nicht mehr durch. Der Genosse Stalin ist mir da ein warnendes Beispiel. Der war ja bekannt dafür, seine Listen schlampig zu führen. Folge: Er hat total den Überblick verloren und musste am Ende einfach alle verfolgen, ob sie nun Feinde waren oder Anhänger. Okay, seine Feinde ist er so auch losgeworden, aber mit was für einem übertriebenen Aufwand.

Völlig unverständlich ist mir allerdings die Methode meiner westlichen Kollegen. Die haben auch Listen mit ihren Feinden, aber sie tun nichts, um diese Listen abzuarbeiten. Das ist ja fast so, als würde man ständig Einkaufslisten schreiben, aber dann nie einkaufen.

31. Januar

Den ganzen Vormittag damit verbracht, endlich mal wieder alle gesammelten Seifenreste zu einem neuen Stück zusammenzubatschen. Ist „zusammenbatschen“ das offizielle Wort? Oder gibt es gar keins? Und warum mache ich das eigentlich? Man spart etwas Geld, aber bestimmt nicht so viel, dass sich der Zeitaufwand dafür lohnen würde. Warum also? Ich weiß es nicht. Ist schon ein wenig peinlich. Oder machen das am Ende alle? Möglich wär’s schon. Ob wohl auch der Papst seine Seifenreste …? Nein, undenkbar! Er hat mit Sicherheit Leute, die das für ihn erledigen.