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In diesem Buch hat der bekannte Völkerkundler die besten Liebes- und Erotiküberlieferungen der afrikanischen Völker gesammelt. Inhalt: Amazonenlegende I Amazonenlegende II Ein Mann dessen Geschäft die Liebe ist Heilung einer Mannstollen Die Rache des Ehemannes Die Rache des Mamadi Hami-du-hama-nkulde Siga Sanke Sidi Baba Hassum Labo Das Glück des Toren Der Listige Samba Kullung der Narr Dame und Spielmann Buge Korroba Der Held Gossi Sira Maga Njoro Goroba-Dike Die kluge Hatumata Djaora Das Girdamädchen Die Freunde Ahun sticht den König aus Ahun heiratet die Spröde Jäger und Schlangenfrau I Jäger und Schlangenfrau II Surro Sanke Mussas Dankbarkeit Heimsuchung eines jungen Mädchens Der Faulpelz Weiberlist Der Geizhals Sagate Singo Spinne gewinnt Uros Tochter Spinne und die liebestolle Alte Hurenrache Kallondji und sein Sohn Der bekehrte Räuberhauptmann Räuber unter sich Dabarinkaba Des Häuptlings Söhne Der Bursche den alle Mädchen liebhaben Das Muttersöhnchen Bestrafte Eifersucht Die Schwester mit dem Penis Der Blutschänder Die bestraften Buhlen Zu weit getriebene Eifersucht Der schäbige Liebhaber Die gewarnte Buhlerin Die Lehrmeisterin Der König Edegi belohnt die Klugheit Ainichthem
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Seitenzahl: 627
Veröffentlichungsjahr: 2012
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Das schwarze Dekameron
Leo Frobenius
Inhalt:
Leo Frobenius – Lexikalische Biografie
Amazonenlegende I
Amazonenlegende II
Ein Mann dessen Geschäft die Liebe ist
Heilung einer Mannstollen
Die Rache des Ehemannes
Die Rache des Mamadi
Hami-du-hama-nkulde
Siga Sanke
Sidi Baba
Hassum Labo
Das Glück des Toren
Der Listige
Samba Kullung der Narr
Dame und Spielmann
Buge Korroba
Der Held Gossi
Sira Maga Njoro
Goroba-Dike
Die kluge Hatumata Djaora
Das Girdamädchen
Die Freunde
Ahun sticht den König aus
Ahun heiratet die Spröde
Jäger und Schlangenfrau I
Jäger und Schlangenfrau II
Surro Sanke
Mussas Dankbarkeit
Heimsuchung eines jungen Mädchens
Der Faulpelz
Weiberlist
Der Geizhals
Sagate Singo
Spinne gewinnt Uros Tochter
Spinne und die liebestolle Alte
Hurenrache
Kallondji und sein Sohn
Der bekehrte Räuberhauptmann
Räuber unter sich
Dabarinkaba
Des Häuptlings Söhne
Der Bursche den alle Mädchen liebhaben
Das Muttersöhnchen
Bestrafte Eifersucht
Die Schwester mit dem Penis
Der Blutschänder
Die bestraften Buhlen
Zu weit getriebene Eifersucht
Der schäbige Liebhaber
Die gewarnte Buhlerin
Die Lehrmeisterin
Der König Edegi belohnt die Klugheit
Ainichthem
Das schwarze Dekameron, Leo Frobenius
Jazzybee Verlag Jürgen Beck
Loschberg 9
86450 Altenmünster
ISBN: 9783849615031
www.jazzybee-verlag.de
admin@jazzybee-verlag.de
Deutscher Ethnologe, geboren am 29. Juni 1873 in Berlin, verstorben am 9. August 1938 in Biganzolo, Italien. Als Sohn des preußischen Offiziers Hermann Frobenius und Enkel des Direktors des Berliner Zoologischen Gartens Heinrich Bodinus aufgewachsen, verbrachte er eine unstete Kindheit, verließ das Gymnasium ohne Abitur und machte eine Kaufmannslehre. Als Autodidakt wandte er sich bereits früh der Völkerkunde zu, war zeitweise Volontär an verschiedenen Museen und gründete 1898 in München sein „Afrika-Archiv“, das er später in Institut für Kulturmorphologie umbenannte. Mit seinem ebenfalls 1898 veröffentlichten Aufsatz über den Ursprung der afrikanischen Kultur begründete er die Kulturkreislehre, die später von Ankermann und Graebner weiter ausgebaut wurde, von der er sich selbst aber wieder abwandte, da sie ihm allzu mechanistisch erschien. Von 1904 bis 1935 unternahm er verschiedene Forschungsexpeditionen nach Afrika (Deutsche Inner-Afrikanische Forschungsexpedition, D.I.A.F.E.), insbesondere nach Togo, Tunesien, Sambia und den Sudan, Kongo und veröffentlichte zahlreiche Werke, darunter auch eine umfangreiche Sammlung von afrikanischen Volkserzählungen. Besonderes Interesse brachte er den erstmals von Heinrich Barth beschriebenen Felsbildern der Sahara entgegen, die er im Sinne des Entdeckers als wichtige Quelle für die Rekonstruktion der afrikanischen Geschichte ansah. Zugleich entwickelte er die Grundzüge seiner „Kulturmorphologie“, die die einzelnen Kulturen als Organismen auffasste, wobei er u.a. von Oswald Spengler beeinflusst war. Zentral ist für seine Theorie der Begriff des „Paideuma“, der „Kulturseele“, den er 1938 auch als Titel für die von ihm gegründete Zeitschrift verwandte. 1925 erwarb die Stadt Frankfurt a. M. die umfangreichen Sammlungen seines Instituts für Kulturmorphologie, mit dem er nach Frankfurt umsiedelte (heute: Frobenius-Institut). 1932 wurde er zum Honorarprofessor an der Frankfurter Universität und 1934 zum Direktor des dortigen Völkermuseums ernannt. Außerdem war er Mitglied der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte.
Der Text ist unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“ verfügbar; zusätzliche Bedingungen können anwendbar sein. Im Gesamten ist dieser Text zu finden unter http://de.wikipedia.org/wiki/Leo_Frobenius.
Nupe
In alter, alter Zeit waren die Frauen in einem Lande für sich und die Männer in einem Lande für sich. Die Stadt der Männer war sehr, sehr groß. Die Stadt der Frauen war sehr, sehr groß.
Einmal ging ein Jäger aus. Er ging weit durch das Land. Er kam in das Land der Frauen. Die Frauen sahen den Mann. Die Frauen fielen über den Mann her und die Frauen schlugen den Mann. Der Mann rannte schnell fort. Der Mann flüchtete in seine Stadt. Der Mann lief zu seinem König und sagte: "Ich bin weit, weit fortgegangen. Ich bin in ein anderes Land gekommen. In dem anderen Lande fielen die Menschen über mich her und schlugen mich. Ich rannte, so schnell ich konnte, von dannen." Der König fragte den Jäger: "Wie waren denn die Leute, die dich wegtrieben?" Der Jäger sagte: "Die Leute waren anders als wir. Sie hatten hier (auf eine Brustseite zeigend) ein Stück Fleisch und hatten hier (andere Brustseite) ein Stück Fleisch. Dann hatten die Leute lange, lange Haare. Es war ein schönes Volk."
Der König sagte zu dem Jäger: "Ich möchte dieses Volk sehen. Wie kann ich dieses Volk sehen?" Der Jäger sagte: "Man kann die Leute nicht sehen. Jeder Mann, der nur immer dort hinkommt, wird von diesen Leuten geschlagen und vertrieben werden." Der König sagte: "So fangt doch einige und bringt mir diese hierher!" Der Jäger sagte: "Mein König! Das ist nicht möglich. Das ist nicht möglich!" Der König sagte: "So kämpft mit ihnen. Kämpft oder tut mit ihnen, was ihr wollt. Ich muß aber einige von diesen Leuten sehen!" Der Jäger sagte: "So werden wir es auch nicht können, denn diese Leute sind wohl stärker als wir. Laß mich aber jetzt gehen. Ich will diese Sache bis morgen bedenken und dann wiederkommen."
Der König sagte: "Das ist gut." Der Jäger ging nach Hause.
Am anderen Tage kam der Jäger wieder zum König und sagte: "Du willst einige von diesen Leuten sehen?" Der König sagte: "Ja, ich will einige von diesen Leuten sehen!" Der Jäger sagte: "Wenn du mir guten Honig und Zuckerrohr besorgen kannst, will ich einen Versuch machen, dir diese Leute oder einige von ihnen herzubringen." Der König sagte: "Honig und Zuckerrohr sollst du haben. Ich werde sogleich danach senden." Der König sandte zwei Leute in den Busch, um Honig zu suchen. Die beiden Leute gingen in den Busch. Die Leute fanden Honig. Sie brachten eine große Kalebasse voll Honig zum König. Der König sandte Honig zu dem Jäger. Der Jäger kochte den Honig mit Wasser. Er nahm auch Wabenwachs, in dem noch Honig war, und steckte es in seine Schultertasche. Das Honigwasser gab er aber dem König. Dann ging der Jäger hinaus und schnitt sehr süßes Zuckerrohr ab. Das Rohr schnitt er in kleine Stücke und steckte sie in seinen Schultermattensack. Damit machte sich der Jäger wieder auf den Weg.
Der Jäger ging denselben Weg, den er zuerst gegangen war. Der Jäger kam wieder in das Land der Frauen. Die Frauen sahen den Jäger, sie liefen auf ihn zu. Sie wollten ihn fangen und schlagen. Der Jäger rief: "Schlagt mich nicht! Ich habe etwas ganz Besonderes. Ich habe etwas sehr, sehr Süßes, das will ich eurer Königin geben. Ich bin geschickt von einem anderen König!" Die Frauen sagten: "Der andere König ist uns ein Nichts. Zeige aber einmal das sehr, sehr Süße her. Denn wenn wir dich zur Königin bringen und die Sache ist dann nicht so süß und unwahr, dann tötet die Königin dich und wird auch über uns unwillig!" Der Jäger sagte: "Ich will euch gern ein wenig geben, denn ich habe genug davon bei mir." Der Jäger brach ein wenig von der gefüllten Wabe ab und gab es den Frauen. Die Frauen nahmen es. Die Frauen versuchten es. Die Frauen sagten: "Das ist wahr! Das ist ganz ausgezeichnet." Die Frauen kosteten noch ein wenig davon und fragten: "Was ist das?" Der Jäger sagte: "Das ist der Schmutz des Penis (eba) meines Königs. Den soll ich eurer Königin bringen." Die Frauen fragten: "Hast du denn den Eba deines Königs auch bei dir?" Der Jäger sagte: "Ja, den Penis meines Königs habe ich auch bei mir. Der ist hier oben in der Schultertasche und macht da seinen Schmutz (tschöki). Er macht da den Schmutz, den ihr eben versucht habt." Die Frauen sagten untereinander: "Dann wollen wir diesen Mann zu unserer Königin bringen. Denn was er da von seinem König bringt, ist so gut, daß unsere Königin es unbedingt versuchen muß." Die Frauen sagten untereinander: "Ja, unsere Königin muß den Penis des Königs und seinen Schmutz versuchen."
Die Frauen sagten: "Komm mit uns!" Die Frauen nahmen den Jäger in ihre Mitte und brachten ihn in die Stadt. Sie brachten ihn in das Haus der Königin. Die Königin sagte: "Was ist das für ein Mensch? Was willst du?" Der Jäger sagte: "Ich bin aus einem anderen Lande. Mein König sendet mich. Mein König sendet dir, der Königin, ein Geschenk. Ich bringe dies Geschenk. Das Geschenk ist sehr süß." Die Königin sagte: "Was ist das?" Die Frauen, die den Jäger gebracht hatten, sagten: "Töte ihn nicht, denn sein Geschenk ist in der Tat sehr süß. Er hat den Eba seines Königs mitgebracht. Den Eba hat er in seiner Tasche. In der Tasche macht der Eba seinen Schmutz. Wir haben nur den Schmutz versucht. Aber auch dieser Schmutz übertrifft an Süße alles, was wir essen. Töte den Mann nicht!" Die Königin besah den Jäger.
Die Königin sagte zu dem Jäger: "Dann gib her, was dein König mir Süßes schickt. Ich will es versuchen." Der Jäger sagte: "Meine Königin, laß uns in das Haus gehen." Die Königin sagte: "Es ist gut, wir wollen in das Haus gehen! Ihr Frauen könnt in der Katamba (Durchgangshaus) bleiben." Die anderen Frauen blieben in der Katamba. Die Königin ging mit dem Jäger in ihr Haus. Die Königin setzte sich auf ihr Bett. Der Jäger setzte sich neben sie auf das Bett. Die Königin sagte: "Nun gib her." Der Jäger sagte: "Versuche den Tschöki- ba!" Der Jäger brach ein gutes Stück Wabe ab und gab es der Königin. Die Königin nahm es in den Mund. Die Königin sagte: "Das ist süß." Die Königin kaute es. Die Königin sagte: "Das ist ausgezeichnet. Gib mir mehr!" Der Jäger gab der Königin den Rest der Wabe. Die Königin aß die Wabe auf. Die Königin sagte: "Das ist ausgezeichnet. Das ist also der Schmutz des Eba! Was ist nun ein Eba? Kann ich nicht einen Eba bekommen?"
Der Jäger sagte: "Du willst einen Eba versuchen? Gewiß habe ich Eba bei mir. Bei uns hat jeder einen Eba. Ich habe aber auch die Eba meiner verstorbenen Großväter (Dako) bei mir! Versuche erst einmal die Eba der Dako." Die Königin sagte: "Es ist recht! Gib mir nur her!" Der Jäger griff in seine Tasche und nahm ein Stück Zuckerrohr heraus. Der Jäger gab der Königin ein Stück Zuckerrohr und sagte: "Kaue diesen Eba meines Dako." Die Königin nahm das Zuckerrohr und kaute es. Die Königin sagte: "Das ist gut. Das ist sehr gut. Das ist süß. Gib mir mehr davon." Der Jäger gab der Königin alle Zuckerrohre, die er bei sich hatte. Die Königin aß alles auf. Die Königin kaute alles Zuckerrohr. Sie sagte: "Gib mir noch mehr Eba deiner Dako." Der Jäger sagte: "Mehr Eba meiner Dako habe ich nun nicht bei mir. Denn jeder meiner Dako hat nur einen Eba gehabt, wie ein jeder Mensch bei uns nur einen Eba hat und nicht mehr."
Die Königin sagte: "Jeder Mensch hat bei euch einen Eba, den man essen kann?" Der Jäger sagte: "Ja, jeder Mensch hat bei uns einen Eba, den man essen kann. Man kann den Eba eines Menschen aber nicht nur einmal essen. Sondern man kann den Eba immer wieder essen, jeden Tag ein- oder zweimal." Die Königin fragte den Jäger: "Hast du denn auch einen Eba?" Der Jäger sagte: "Ja, ich habe auch einen Eba." Die Königin sagte: "Kann ich nicht deinen Eba auch einmal essen?" Der Jäger sagte: "Du kannst meinen Eba einmal essen. Aber man ißt den Eba eines lebenden Menschen anders." Die Königin fragte: "Wie ißt man den Eba eines lebenden Menschen?" Der Jäger sagte: "Soll ich es dir zeigen?" Die Königin sagte: "Ja, zeige es mir!" Der Jäger sagte: "Dann lege dich auf das Bett." Die Königin legte sich auf das Bett. Das Bett der Königin war sehr schön. Der Jäger legte sich zu der Königin.
Er legte sich neben die Königin. Der Jäger sagte: "Schlage deine Beine über mich." Die Königin legte das eine Bein über den Jäger. Der Jäger sagte: "Fühle hierher." Die Königin faßte den Eba des Jägers. Die Königin führte den Eba des Jägers in ihre Vagina. Der Jäger beschlief die Königin. Die Königin sagte: "Ist das süß! Ist das süß!" Die Königin sagte: "Das übertrifft die Süßigkeit aller Ebas der Dako! Laß mich deinen Eba noch einmal essen!" Darauf beschlief der Jäger die Königin noch ein zweites Mal.
Die Königin sagte: "Bei euch hat ein jeder solchen Eba? Und man kann ihn immer wieder genießen?" Der Jäger sagte: "Ja, bei uns hat ein jeder einen solchen Eba. Der Eba meines Königs ist aber noch viel süßer als der meine." Die Königin sagte: "Ich möchte den Eba deines Königs auch einmal essen." Der Jäger sagte: "Wenn du den Eba meines Königs essen willst, so komme zu ihm. Ich will morgen sogleich zu ihm gehen und sagen, daß du kommst!" Die Königin sagte: "Ja, du kannst zu deinem König gehen und kannst ihm sagen, daß ich mit meinen Frauen zu ihm kommen will, seinen Eba einmal zu essen. Bleibe erst aber noch bei mir, denn ich will noch einige Male deinen Eba essen." Der Jäger blieb noch zwei Nächte bei der Königin und beschlief sie jede Nacht.
Der Jäger sagte: "Nun will ich zu meinem König zurückgehen." Die Königin sagte: "Bleibe noch zwei Nächte bei mir, damit ich deinen Eba noch essen kann." Der Jäger sagte: "Ich kann nicht länger bleiben. Sonst wird mein König über mich böse. Mein König wird mich dann strafen. Willst du, daß mein König mich straft? Habe ich dir nicht Süßes gebracht?" Die Königin sagte: "Du hast mir mehr Süßes gebracht, als ich vorher wußte. Ich will nicht, daß dein König dich straft, aber bleibe noch bei mir." Der Jäger sagte: "Kannst du nicht leicht zu uns kommen? Wirst du dann nicht noch mehr Süßes haben als von mir?" Die Königin sagte: "Es ist gut, gehe also zu deinem König zurück. Ich will mit dir gehen!" Der Jäger sagte: "Laß mich vorausgehen und dem König sagen, daß du kommst." Die Königin sagte: "Es ist gut, geh voraus und sage zu deinem König, daß ich komme. Sage ihm, daß ich mit meinen
Leuten komme. Sieh zu, daß meine Frauen auch den Eba kennenlernen, denn bei euch hat ja ein jeder seinen Eba." Der Jäger sagte: "Jede deiner Frauen soll einen Eba versuchen. Es hat keine Schwierigkeit. Wir haben genug davon." Die Königin ging zu ihren Frauen heraus und sagte: "Ich habe den Eba versucht. Er übertrifft an Süße alles. Der Jäger geht nun voraus und sagt seinem König, daß ich komme und euch mitbringe. Der Jäger wird für jede von euch einen Eba haben, wenn wir kommen." Die Frauen riefen: "Jede von uns wird einen süßen Eba haben! Jede von uns wird einen Eba haben!" Der Jäger ging.
Der Jäger ging über das Land zurück. Der Jäger kam wieder in seine Stadt. Der Jäger ging zu seinem König. Der Jäger sagte zu seinem König: "Ich bin wieder bei diesen Leuten gewesen." Der König sagte: "Werde ich diese Leute sehen können?" Der Jäger sagte: "Ich habe mit diesen Leuten Freundschaft geschlossen. Die Königin will mit ihren Leuten kommen. Die Königin will deinen Penis essen. Die anderen Frauen wollen auch die Penisse kennen lernen. Sorge also, daß, wenn die Leute kommen, jeder von unseren mit einer von denen zur Seite geht und daß die zwei dann ungesehen von den anderen miteinander schlafen können. Das andere wird dann alles werden. Es ist ganz einfach und sehr angenehm." Der König sagte: "Hast du es versucht? Ist es nicht unangenehm?" Der Jäger sagte: "Es ist sehr angenehm. Es ist so angenehm wie sonst nichts." Der König sagte: "Dann will ich alle Leute zusammenrufen und es ihnen sagen, wie du angabst. Wann kommen die Leute?" Der Jäger sagte: "Ich kann sogleich zurückgehen und sie rufen!" Der König sagte: "Ja, gehe nur schnell." Der Jäger ging wieder zurück.
Der Jäger kam wieder zu den Frauen. Der Jäger sagte zu der Königin und ihren Frauen: "Mein König bittet euch, nun zu ihm zu kommen. Eine jede von euch wird nicht nur den Schmutz des Penis, sondern einen eigenen Penis erhalten." Die Königin sagte: "Es ist gut. Wir wollen jetzt schnell gehen." Die Frauen sagten: "Jede von uns wird einen süßen Eba haben! Jede von uns wird einen süßen Eba haben!" Die Königin sagte: "Wir wollen zwei Monate lang bei den Männern bleiben, dann werden wir wieder zurückgehen!" Die Frauen packten ihre Kalebassen und nahmen sie auf den Kopf. Der Jäger ging mit den Frauen fort.
Der Jäger kam mit der Königin und den Frauen in die Stadt des Königs. Der König empfing die Königin. Alle Männer waren mit dem König. Der König führte die Königin in sein Haus. Jeder Mann nahm eine Frau mit in sein Haus. Der König beschlief die Königin. Jeder Mann beschlief eine Frau. Die Frauen sagten: "Das übertrifft an Süße alles andere." Die Königin sagte zum König: "Ich will zwei Monate lang bei dir bleiben, dann will ich mit meinen Frauen wieder zurück in meine Stadt gehen."
Die Königin blieb mit ihren Frauen zwei Monate lang in der Stadt der Männer. Als die zwei Monate vorüber waren, sagte die Königin: "Wir wollen noch zwei Monate hier im Lande bleiben. Dann will ich mit meinen Frauen wieder in unsere Stadt gehen." Die Königin blieb mit ihren Frauen noch zwei Monate in der Stadt der Männer. Als die zwei Monate verstrichen waren, sagte die Königin: "Wir wollen noch zwei Monate bleiben." Die Frauen blieben noch im Lande der Männer.
Die Frauen wurden schwanger. Die Frauen gebaren Kinder. Die Kinder wuchsen heran. Die Kinder schliefen auch wieder miteinander und gebaren Kinder. Es blieb so. Männer und Frauen gingen nicht wieder auseinander. Die Frauen gingen nicht wieder von den Männern fort.
Kabylen
Im Anfang lebten die Menschen nicht über der Erde. Es gab überhaupt nur einen Mann und eine Frau und die lebten unter der Erde. Diese beiden Menschen waren die ersten und einzigen, und sie wußten nicht, daß von ihnen jeder ein anderes Geschlecht hatte. Eines Tages waren sie an ihrem Brunnen und wollten Wasser trinken. Der Mann sagte: "Laß mich trinken." Die Frau sagte: "Nein, ich werde zuerst Wasser nehmen, ich bin die Erste." Der Mann wollte die Frau beiseite stoßen. Die Frau aber schlug ihn. Beide schlugen sich. Der Mann schlug die Frau so, daß sie hinfiel. Ihre Kleider fielen zur Seite. Ihre Schenkel wurden nackt.
Der Mann sah die Frau nackt vor sich liegen. Er sah, daß sie anders beschaffen war als er. Er sah, daß sie eine Achatschun (Vagina) hatte. Er fühlte, daß er einen Abbusch (Penis) hatte. Er betrachtete die Achatschun und sagte: "Wozu ist das?" Er steckte den Finger hinein und die Frau sagte: "Das ist gut." Der Mann fühlte seinen Abbusch wachsen. Er beschlief die Frau. Er blieb acht Tage lang mit der Frau liegen, dann erhob er sich erst.
Nach neun Monaten gebar die Frau vier Töchter. Wieder nach neun Monaten gebar die Frau vier Söhne. Wieder nach neun Monaten gebar die Frau vier Töchter. Wieder nach neun Monaten gebar die Frau vier Söhne. So ward es weiter, bis der Mann und die Frau zuletzt fünfzig Töchter und fünfzig Söhne hatten. Der Vater und die Mutter wußten aber nichts mit den Kindern anzufangen. Die Eltern sandten ihre Kinder fort. Die fünfzig Mädchen zogen zusammen nach Norden fort. Die fünfzig Burschen zogen zusammen nach Osten fort. Nachdem die Mädchen einige Jahre lang unter der Erde nach Norden hingezogen waren, sahen sie über sich ein Licht. Es war hier ein Loch in der Erde. Die Mädchen sahen über sich den Himmel, die Mädchen riefen: "Was sollen wir hier unter der Erde bleiben, sollen wir nicht zur Erde hinaufsteigen, da man dort oben den Himmel sehen kann?" Die Mädchen stiegen darauf durch das Loch zur Erde hinauf.
Die fünfzig Burschen zogen auch einige Jahre lang in ihrer Richtung unter der Erde hin und kamen dann an eine Stelle, an der auch ein Loch in der Erde war und sie über sich den Himmel sehen konnten. Die Burschen sahen den Himmel und sagten: "Was sollen wir unter der Erde bleiben, wo es doch eine Stelle gibt, von der aus man den Himmel sehen kann?" Die Burschen stiegen also durch ihr Loch zur Erde hinauf.
Die fünfzig Mädchen zogen nun auf ihrem Wege über die Erde hin, und die fünfzig Burschen zogen auf ihrem Wege über die Erde. Sie wußten aber nichts voneinander.
Damals sprachen noch alle Bäume und Kräuter und Steine. Die fünfzig Mädchen sahen die Kräuter und fragten sie: "Wer hat euch gemacht?" Die Kräuter sagten: "Die Erde hat uns gemacht." Die Mädchen fragten die Erde: "Wer hat dich gemacht?" Die Erde sagte: "Ich bin wie ihr vorhanden." Des Nachts sahen die Mädchen den Mond und die Sterne, und sie riefen: "Wer hat dich gemacht, daß du so hoch über uns und allen Bäumen stehst? Bist du es, der uns Helligkeit gibt? Wer seid ihr kleinen und großen Sterne? Wer hat euch großen und kleinen Sterne gemacht? Oder seid ihr es etwa, die alles andere gemacht haben?" Alle Mädchen riefen und schrien. Aber der Mond und die Sterne waren so hoch, sie konnten nicht antworten. Alle fünfzig Mädchen schrien und riefen.
Die Burschen waren auf ihrer Wanderung in eine Gegend gekommen, die dem Ort der fünfzig Mädchen so nahe war, daß sie aus der Entfernung das Schreien der Mädchen hörten. Sie sagten zueinander: "Dies sind noch andere von unserer Art, wir wollen sehen, wie sie sind. Wir wollen zu den anderen ziehen." Die fünfzig Burschen machten sich auf den Weg. Sie zogen in der Richtung, aus der sie die Rufe gehört hatten. Als sie aber ganz nahe dorthin gekommen waren, kamen sie an das Ufer eines großen Flusses. Der Fluß lag zwischen den fünfzig Mädchen und den fünfzig Burschen. Die Burschen hatten aber vorher noch keinen Fluß gesehen und riefen. Die Burschen riefen. Die Mädchen hörten aus der Entfernung die Rufe und kamen den Burschen entgegen. Die Mädchen kamen an das andere Ufer des Flusses. Sie sahen drüben die fünfzig Burschen stehen und riefen: "Wer seid ihr? Was schreit ihr? Seid ihr auch Menschen?" Die fünfzig Burschen riefen: "Wir sind auch Menschen. Wir sind aus der Erde hervorgekommen. Was schreit ihr aber?" Die fünfzig Mädchen sagten: "Wir sind auch Menschen und aus der Erde hervorgekommen. Wir schrien und fragten den Mond und die Sterne, wer sie gemacht hat oder ob sie alles gemacht haben?"
Die fünfzig Burschen fragten den Fluß: "Du bist nicht wie wir, wir können nicht auf dir gehen und dich nicht greifen, wie man über die Erde gehen kann. Was bist du? Wie kann man über dich hinweg auf die andere Seite kommen?" Der Fluß sagte: "Ich bin das Wasser. Ich bin da zum Baden und Waschen. Ich bin da als Getränk. Wenn ihr auf mein anderes Ufer kommen wollt, geht nach weiter oben, wo ich ganz seicht bin, da könnt ihr mich überschreiten." Die fünfzig Burschen gingen den Fluß hinauf. Sie fanden eine Stelle, die war seicht. Sie gingen auf das andere Ufer des Flusses.
Die fünfzig Burschen wollten nun zu den fünfzig Mädchen. Die fünfzig Mädchen sagten: "Kommt nicht so dicht heran. Wir leiden es nicht. Geht ihr dort drüben. Wir bleiben hier. Diese Steppe lassen wir zwischen uns." Die fünfzig Mädchen und die fünfzig Burschen zogen so in einiger Entfernung nebeneinander her. Sie kamen aber nicht zusammen.
Auf ihrem Wege kamen die fünfzig Burschen eines Tages an eine Quelle. Die fünfzig Mädchen kamen auch an eine Quelle. Die Burschen sagten: "Hat der Fluß uns nicht gesagt, daß das Wasser dawäre zum Baden? Kommt, wir wollen baden." Die fünfzig Burschen begannen ihre Kleider abzulegen und stiegen in das Wasser und badeten sich. Die fünfzig Mädchen saßen um die Quelle und sahen von dort aus auf die Burschen. Ein keckes Mädchen sagte: "Kommt mit mir, wir wollen sehen, was die anderen Menschen machen." Zwei andere Mädchen sagten: "Wir gehen mit." Alle anderen sagten: "Nein, wir gehen nicht mit."
Die drei Mädchen schlichen sich zwischen den Büschen zu den Burschen hinüber. Zwei von ihnen blieben unterwegs zurück. Nur das kecke Mädchen kam im Schutz der Büsche ganz dicht zu den Burschen heran. Das Mädchen sah durch die Büsche die Burschen, die die Kleider abgelegt hatten. Die Burschen waren nackt. Das Mädchen sah alle Burschen an. Das Mädchen sah, daß die Burschen nicht so beschaffen waren wie sie. Das Mädchen sah alles ganz genau an. Als die Burschen sich wieder anzogen, schlich das Mädchen sich zurück. Die Burschen hatten es nicht gesehen.
Das Mädchen kam zu den andern Mädchen zurück. Die andern Mädchen kamen dicht zusammen und sagten: "Was hast du gesehen?" Das kecke Mädchen sagte: "Kommt, wir wollen auch baden, dann werde ich es euch sagen und zeigen." Die fünfzig Mädchen kleideten sich auch aus. Sie stiegen an ihrer Quelle in das Wasser. Das kecke Mädchen sagte: "Die Menschen dort sind anders beschaffen als wir. Wo wir die Brüste haben, da haben sie nichts. Wo wir die Achatschun haben, haben sie etwas andres. Auf dem Kopfe haben sie nicht lange Haare wie wir, sondern kurze. Wenn man sie nackt sieht, schlägt das Herz stark, und man möchte sie umarmen. Wenn man sie nackt gesehen hat, kann man es nicht mehr vergessen." Die andern Mädchen sagten: "Du lügst." Die Kecke sagte: "Geht selbst hin und seht, wie es ist. Ihr werdet dann verrückt werden, wie ich es geworden bin." Die andern Mädchen sagten: "Wir wollen weiter gehen."
Die fünfzig Mädchen zogen auf ihrem Wege weiter. Die fünfzig Burschen zogen auf ihrem Wege weiter. Die Burschen zogen aber langsam weiter. Die Mädchen dagegen zogen schneller weiter und machten einen Bogen und kamen so in den Weg der Burschen. Sie lagerten nun ganz dicht nebeneinander. An dem Tage, an dem die fünfzig Burschen ganz dicht bei den fünfzig Mädchen lagerten, sagten die Burschen: "Wir wollen nicht mehr im Freien unter dem Himmel schlafen. Wir wollen uns Häuser bauen." Einige Burschen begannen sich Löcher in der Erde zu machen. Sie schliefen in den Löchern der Erde. Andre machten sich Gänge und Kammern unter der Erde und schliefen darin. Einige Burschen aber sagten: "Was macht ihr? Um Häuser zu bauen, grabt ihr die Erde auf? Gibt es hier herum nicht genug Steine, die man aufeinanderschichten kann?"
Diese Burschen legten Steine aufeinander, die sie zusammentrugen. Sie ließen nur eine Lücke in den Wänden, um hinein und hinauszugehen. Als sie die Wände gebaut hatten, ging einer der Burschen hin und begann einen Baum zu fällen. Der Baum aber schrie und sagte: "Was, du willst mich umschlagen? Was unternimmst du? Bist du etwa älter als ich? Was nimmst du dir heraus?" Der Bursche sagte: "Ich bin nicht älter als du. Ich will mir auch nichts anmaßen. Ich will nur fünfzig von euch Bäumen umschlagen. Eure Stämme will ich auf mein Haus als Dach legen und dann zudecken. Eure Zweige werde ich dann aber in den Schutz meiner Häuser legen, so daß sie nicht mehr naß werden." Der Baum sagte: "Das ist mir recht." Der Bursche schlug dann fünfzig Bäume. Er legte die Stämme auf sein Haus und deckte sie mit Schilf und Erde zu. Die Zweige aber zerschlug er und speicherte sie im Hause auf. Einige große Bäume stellte er jedoch in der Mitte auf, so daß sie das Dach trugen. Als die anderen sahen, wie schön das Haus war, machten sie es ebenso. Es war aber unter den Burschen ein Wilder, wie auch unter den Mädchen ein Wildes war. Dieser wilde Bursche wollte nicht in einem Hause wohnen. Er baute sich kein Haus wie die andern, sondern schlich sich zwischen den Häusern der andern umher und suchte jemand zu fangen und ihn zu verschlingen. Denn er war so wild, daß er nur daran dachte, andere zu töten und zu fressen.
In einiger Entfernung lagerten die fünfzig Mädchen. Die Mädchen sahen aus der Ferne, wie die fünfzig Burschen sich erst Löcher und Gänge gruben. Sie sahen dann, wie die fünfzig Burschen ihre Häuser bauten. Die fünfzig Mädchen sagten untereinander: "Was machen die andern Menschen? Was machen sie mit den Steinen? Was machen sie mit den Bäumen?" Das kecke Mädchen sagte: "Ich werde wieder hingehen. Ich werde mich wieder hinschleichen und sehen, was die andern Menschen machen. Ich habe sie einmal nackt gesehen und will sie wiedersehen."
Das kecke Mädchen schlich sich zwischen den Büschen zu den Häusern der Burschen hin. Das Mädchen kam ganz dicht zu den Häusern. Das Mädchen schlich sich in ein Haus hinein. Es war niemand darin. Das Mädchen sah, wie schön das Haus war. Das Mädchen sah sich im Hause um. Draußen kam aber gerade der Wilde vorbei. Er roch das Mädchen. Er brüllte. Das Mädchen erschrak und schrie. Das Mädchen lief aus dem Hause und so schnell es konnte davon, in der Richtung auf den Platz, wo die Mädchen lagerten.
Alle Burschen hatten den Schrei des Mädchens gehört. Alle Burschen sprangen auf und liefen hinter dem Mädchen her. Das Mädchen lief durch den Busch und schrie. Die andern Mädchen hörten das Schreien. Die Mädchen sprangen auf und liefen dem kecken Mädchen entgegen, um ihm zu helfen. Im Busch stießen die fünfzig Mädchen und die fünfzig Burschen aufeinander. Es trafen immer ein Bursche und ein Mädchen zusammen. Die Mädchen und die Burschen schlugen sich. Es waren immer zwei, die sich im Gebüsch trafen, ein Mädchen und ein Bursche. Auch das wilde Mädchen und der wilde Bursche trafen aufeinander.
Es war im Gebüsch, und sie konnten einander nicht sehen. Es sahen sich überall immer nur das Mädchen und der Bursche, die einander getroffen hatten. Die fünfzig Mädchen waren sehr stark. Die fünfzig Mädchen warfen die fünfzig Burschen auf die Erde. Die fünfzig Mädchen lagen über den Burschen. Die fünfzig Mädchen sagten bei sich: "Nun will ich doch sehen, ob die Kecke gelogen hat oder nicht." Die Mädchen griffen den Burschen zwischen die Schenkel. Sie fanden bei den Burschen den Abbusch. Als sie ihn berührten, schwoll der Abbusch der Burschen, und die Burschen lagen ganz still. Als die Mädchen den Abbusch der Burschen berührten, schwoll ihnen das Herz. Die fünfzig Mädchen schlugen ihre eigenen Kleider beiseite und schoben den Abbusch in ihre Achatschun. Die Burschen lagen ganz still. Die fünfzig Mädchen beschliefen die fünfzig Burschen. Die fünfzig Burschen wurden darauf noch toller als die fünfzig Mädchen.
Jeder Bursche nahm ein Mädchen und ging mit ihm in sein Haus. Sie heirateten einander. Im Hause sagten die Burschen: "Es ist aber nicht recht, daß die Frau auf dem Manne liegt. Wir wollen in Zukunft den Beischlaf so vollziehen, daß wir Männer auf den Frauen liegen. So werden wir die Herren werden." In Zukunft beschliefen sie also einander in der Weise, in der es die Männer und die Frauen der Kabylen meist noch heute tun.
Die Burschen wurden nun noch toller als die Mädchen. Sie lebten alle sehr zufrieden untereinander. Nur der Wilde und die Wilde, die kein Haus hatten, zogen zwischen ihnen umher und suchten den einen oder andern zu verschlingen. Die andern jagten sie deshalb überall aus ihrer Nähe, und wenn sie sie trafen, mißhandelten sie den Wilden und die Wilde. Der Wilde und die Wilde sagten zuletzt zueinander: "Sind wir nicht anders als diese Menschen? Werden wir nicht überall von ihnen mißhandelt? Ist es nicht besser, wir gehen den andern aus dem Wege? Wollen wir nicht zusammen in den Wald gehen?" Der Wilde und die Wilde machten sich auf den Weg. Sie zogen in den Wald. Sie kamen in Zukunft aus dem Walde und raubten Kinder, die sie fraßen. Die Wilde wurde so zur ersten Teriel (Hexe), der Wilde aber wurde der erste Löwe. Beide nährten sich von Menschen, die sie fraßen.
Die andern Frauen und Männer waren froh, daß sie von den Menschenfressenden befreit waren. Sie lebten sehr glücklich miteinander. Ihre Nahrung bestand nur aus Kräutern, die sie pflückten.
Kabylen
Ein Vater hatte drei Söhne. Von denen war der eine ein Holzschnitzer, der zweite ein Maurer, der dritte aber ein Nsäni (wir würden sagen "Schürzenjäger". Die Definition der Kabylen für Nsäni lautet: "ein Mann, dessen Geschäft die Liebe ist"). Eines Tages starb der Vater der drei Burschen. Bald darauf starb auch die Mutter der drei Burschen. Die drei Burschen waren nun ganz allein. Sie waren alle drei noch unverheiratet.
Nachdem die Eltern gestorben waren, waren die drei Burschen allein im Hause. Der Nsäni war der klügste der drei Burschen. Der Nsäni sagte zu seinen Brüdern: "Meine Brüder, unser Vater und unsere Mutter sind gestorben. Wir haben nun in diesem Hause niemand mehr, der uns das Essen bereitet. Deshalb ist es hier nicht gut für uns. Wir wollen deshalb unsere Taschen umhängen, das Haus verlassen und unser Glück an einem anderen Ort versuchen." Die beiden Brüder waren einverstanden. Die Brüder packten alle drei ihre Taschen und begaben sich auf den Weg.
Nach einiger Zeit kamen die drei Brüder in einen anderen Ort und zu einem Agellid. Der Nsäni ging zu dem Agellid und sagte: "Wir sind drei Brüder. Unser Vater und unsere Mutter sind gestorben. Wir haben nichts zu essen. Gib uns Arbeit, damit wir etwas zu essen haben." Der Agellid sagte: "Welche Arbeit versteht ihr denn?" Der Nsäni sagte: "Mein einer Bruder ist Maurer, mein anderer Bruder ist Holzschnitzer. Ich selbst bin ein Nsäni." Der Agellid sagte: "Einen Maurer kann ich gebrauchen. Einen Holzschnitzer kann ich gebrauchen. Einen Nsäni, ja einen Nsäni? Ich weiß nicht, ob ich einen Nsäni gebrauchen kann. Ich werde es mir überlegen. Nachher werde ich zu dir schicken und dir sagen lassen, ob ich einen Nsäni und euch alle drei gebrauchen kann." Der Agellid wußte nämlich nicht, was ein Nsäni ist. Der Agellid ging in sein Haus.
Der Agellid war ein alter Mann, der eine junge Frau hatte. Der Agellid kam zu seiner jungen Frau und sagte: "Es haben mich drei Leute um Arbeit gebeten, ein Maurer, ein Holzschnitzer und ein Nsäni. Ich weiß nicht, was so ein Nsäni macht und ob man ihn gebrauchen kann." Die junge Frau wußte sogleich, was ein Nsäni ist, und sagte: "Ein Nsäni hat sich gemeldet? Das ist ausgezeichnet. Wenn ein Nsäni ein tüchtiges Arbeitswerkzeug hat, kann man ihn vorzüglich verwenden. Überlege es dir nicht lange, sondern nimm die drei Leute nur in Arbeit. Der Holzschnitzer und der Maurer können bei dir arbeiten und den Nsäni will ich schon so ausnützen, daß er sein Essen verdient. Spute dich und laß die Leute rufen." Der Agellid sagte: "Was kann der Nsäni nutzen?" Die junge Frau sagte: "So ein Nsäni gewinnt sein Gold im Schlafe. Richte ihm also ein gutes Schlafzimmer her. Für alles andere laß mich nur sorgen." Der Agellid ging. Der Agellid ließ die drei Brüder kommen. Er gab dem Maurer und dem Holzschnitzer ihre Arbeit. Er sagte zum Nsäni: "Ich habe dir ein Zimmer mit einem guten Bett herrichten lassen. Da kannst du deinem Beruf nachgehen." Der Nsäni wurde in ein Zimmer geführt, in dem ein gutes Lager aufgerichtet war. Als die junge Frau des Agellid hörte, daß der Nsäni im Hause war, ließ sie sogleich ein gutes Essen herrichten und sandte dies durch ihre Dienerin hinüber.
Die Dienerin brachte das Essen in die Kammer des Nsäni, setzte die Schüsseln nieder und sagte: "Dies sendet dir die junge Frau des Agellid; genieße es!" Der Nsäni sah die Dienerin nicht an und zuckte nur mit den Achseln. Die Dienerin sagte: "Ja, willst du dies denn nicht essen?" Der Nsäni sagte nichts und schüttelte nur die Achseln. Darauf nahm die Dienerin das Essen wieder auf, ging fort und kehrte mit den Schüsseln zur jungen Frau des Agellid zurück. Die Dienerin sagte: "Der Mann will nicht essen. Er hat mich nicht einmal von der Seite angesehen."
Die junge Frau des Agellid nahm der Dienerin die Schüsseln ab und sagte: "Ich will dem Mann selbst das Essen bringen." Die junge Frau des Agellid trat in die Kammer des Nsäni. Als der Nsäni die junge Frau des Agellid sah, lachte er ihr entgegen und grüßte sie. Die junge Frau des Agellid sagte: "Warum willst du denn nichts genießen? Wenn du ein tüchtiger Nsäni bist, mußt du doch viel essen; sonst taugt doch deine Arbeit nichts." Der Nsäni sagte: "Ich will schon genießen, was mir angenehm ist. Aber ich bin es nicht gewöhnt, von einer Dienerin bedient zu werden. Das Essen allein genügt nicht für meinen Beruf." Die junge Frau des Agellid sagte: "Du bist also ein Nsäni?" Der Nsäni sagte: "Gewiß bin ich ein Nsäni!" Die junge Frau des Agellid sagte: "Und wie steht es mit deiner Arbeit? Kann man dir ein wertvolles Schmuckstück anvertrauen?" Der Nsäni sagte: "Versuche es und du wirst acht Tage lang vor Erstaunen darüber, daß du bislang nicht wußtest, was du Herrliches an dir hast, nicht zur Besinnung kommen."
Die junge Frau des Agellid sagte: "Wenn es so ist, mein Nsäni, so zeige nur gleich einmal, was du kannst." Der Nsäni sagte: "Lege dich hin und hole noch einmal tief Atem." Die junge Frau des Agellid legte sich auf das Lager. Der Nsäni legte sich neben ihr nieder. Nach einiger Zeit war die junge Frau des Agellid ohnmächtig. Als sie aus der Ohnmacht erwachte, sagte sie: "Mein Nsäni, bleibe recht lange bei meinem Mann. Denn mein Mann ist alt und gebrechlich." Der Nsäni sagte: "Das wird nicht gehen, denn ich habe noch anderweitige Aufträge zu erfüllen." Die junge Frau des Agellid sagte: "Ich habe eine goldene Henne, die legt goldene Eier. Die will ich dir schenken, wenn du noch einen Monat lang an meinem Schmuck arbeitest. Außerdem will ich dir noch dreihundert Duro in Gold schenken. Aber, ich bitte dich, bleibe noch einen Monat lang bei mir."
Der Nsäni willigte ein. Er blieb einen Monat lang bei der jungen Frau des Agellid. Die junge Frau des Agellid lag während dieses Monats meistenteils in Ohnmacht. Als der Monat verstrichen war, schenkte sie dem Nsäni die goldene Henne und die dreihundert Duro in Gold. Der Nsäni nahm von ihr Abschied und ging zu seinen Brüdern. Die beiden Brüder sagten zu dem Nsäni: "Wir wollen hier nicht länger bleiben. Wir haben hier gutes Essen, aber der Agellid gibt uns kein Geld." Der Nsäni sagte: "Ich habe meine Arbeit hier auch vollendet. Mir ist es also recht, wenn wir weitergehen!" Die drei Brüder machten sich auf den Weg und kamen nach einer langen Wanderung zu dem Ort eines anderen Agellid. Der Nsäni ging zu dem Agellid und sagte: "Wir sind drei Brüder, die haben Vater und Mutter verloren und suchen nun ein Haus, in dem sie ihr Essen erhalten. Wir bitten dich deshalb: gib uns Arbeit!" Der Agellid sagte: "Welche Arbeit könnt ihr denn?" Der Nsäni sagte: "Mein einer Bruder ist Holzschnitzer, mein zweiter Bruder ist Maurer. Ich aber bin ein Nsäni, der sein Geschäft ebensogut versteht, wie meine Brüder das ihrige." Der Agellid sagte: "Einen Maurer und einen Holzschnitzer kann ich gut gebrauchen. Was ich mit einem Nsäni anfangen soll, weiß ich nicht so recht." Der Agellid wußte nämlich nicht, was ein Nsäni ist. Der Nsäni lachte und sagte: "Du weißt nicht, was du mit einem Nsäni anfangen sollst? Nun, du hast doch eine Frau?" Der Agellid sagte: "Gewiß habe ich eine; sie ist aber eine alte Frau und läßt mir keine Ruhe. Wenn das so weiter geht, wird sie mich noch vorzeitig ins Grab bringen."
Der Nsäni sagte: "Wenn es so steht, so komme ich dir nur um so gelegener, ohne daß du es weißt. So frage nur deine Frau, ob sie Arbeit für einen Nsäni hat. Wenn du mir aber hundert Duro in Gold gibst, so will ich dafür sorgen, daß deine Frau dich bis an dein Lebensende in Ruhe läßt. Dies darfst du ihr aber nicht sagen, sonst wird sie dich nach dem Charakter der Frauen doppelt plagen." Der Agellid sagte: "Es soll mir recht sein. Warte hier: ich will sehen, ob ich euch Arbeit geben kann."
Der Agellid ging zu seiner Frau und sagte: "Da sind drei junge Leute, die suchen eine Stelle, wo sie jeder ihre Arbeit verrichten können. Der erste Bruder ist Maurer. Der zweite Bruder ist Holzschnitzer." Die Frau sagte: "Was sollen wir mit den Leuten? Es ist alles in Ordnung und reichlich." Der Agellid sagte: "Das ist auch meine Ansicht. Der dritte Bruder ist ein Nsäni." Die Frau sagte: "Was sagst du? Ein Nsäni? Beim Halse meines Vaters, ich habe mir schon lange einen Nsäni gewünscht, der sein Handwerk versteht. Ja, für den ist eine gute Menge Arbeit zu verrichten. Behalte auch den Maurer und Schreiner; sie können in deinem Hause noch manches arbeiten. Beaufsichtige sie nur gut und beobachte, soviel du kannst, ihre Arbeit, daß nichts Ungehöriges vorkommt oder dir Gehöriges fortkommt. Den Nsäni aber sende zu mir, ich will es auf mich nehmen, ihm viel Arbeit und eine gute Aufsicht zuteil werden zu lassen. Laß nur in der Kammer neben mir ein gutes Lager aufschlagen." Der Agellid sagte: "Fürchtest du denn nicht, daß der Nsäni dich belästigen könnte?" Die Frau lachte und sagte: "Man sieht, du bist alt, sonst würdest du wissen, daß man einen Nsäni, wenn er gute Arbeit verrichten soll, immer möglichst nahe bei den Frauen schlafen lassen muß, weil sonst mit seiner Arbeit nichts wird."
Der Agellid ging zurück und sagte zu dem Nsäni: "Ich werde euch allen drei Arbeit geben. Geh du nur zu meiner Frau, sie wird dir Arbeit geben, und vergiß dein Versprechen nicht. Wenn du dein Versprechen hältst, will ich dich reichlich beschenken." Der Nsäni sagte: "Ist deine Frau sehr alt?" Der Agellid sagte: "Sie ist in dem Alter, in dem die Frauen am schlimmsten sind. Sie wird es dir schwer machen, deine Arbeit zu ihrer Zufriedenheit zu verrichten." Der Nsäni sagte: "Ich werde sehen, was ich machen kann."
Der Nsäni kam zu der Frau. Die Frau war nicht mehr jung. Die Frau begrüßte den Nsäni und sagte: "Du bist also ein Nsäni?" Der Nsäni sagte: "Gewiß bin ich ein Nsäni." Die Frau sagte: "Ich komme in die Jahre, in denen eine Frau noch einmal Freude an ihrem Körper hat und sich danach sehnt, noch einmal zu wiederholen, was ihr im Leben Freude gemacht hat, ehe es aus ist. Willst du mein Nsäni sein? Wenn du mit mir alles wiederholst, was ich erlebt habe, so daß ich nachher keine Wünsche mehr habe, so will ich dir etwas schenken, was sehr kostbar ist. Ich habe ein Pferd aus Gold, mit goldenem Sattel und goldenem Zaumzeug. Dies will ich dir dann schenken." Der Nsäni sagte: "Sieh zu, ob du für einen Monat genug Essen im Hause hast. Wenn das der Fall ist, schließe die Tür und komm."
Nach einem Monat öffnete die Frau die Tür ihres Hauses. Die Frau gab ihm das goldene Pferd mit dem goldenen Sattel und dem goldenen Zaumzeug und sagte: "Ich danke dir. In diesem Monat hast du mich alles noch einmal wiederholen lassen, was ich im Leben an Freude hatte. Du hast mich so müde gemacht, daß ich bis an mein Lebensende schlafen möchte. Mein Mann soll mir nicht wieder nahekommen. Du hast dein Geschenk reichlich verdient. Hab' Dank." Der Nsäni nahm Abschied und sagte: "Ich werde gehen, wenn es mir auch nicht leicht wird, denn du hast mehr von mir verlangt, als sonst viele Männer leisten können. Nun aber weiß ich auch, daß mir in meinem Berufe nichts mehr vorkommen kann, das ich nicht zu bewältigen imstande sein werde."
Der Nsäni ging zu dem Agellid. Er sagte zu dem Agellid: "Gib mir das Geschenk, das du mir versprochen hast." Der Agellid sagte: "Du hast es verdient. In dem ganzen Monat hat meine Frau mich in Ruhe gelassen." Der Nsäni sagte: "Deine Frau wird dich überhaupt in Zukunft in Ruhe lassen." Der Agellid sagte: "Wie hast du das erreicht?" Der Nsäni sagte: "Der Schmied und der Nsäni taugen nichts, wenn sie über ihr Handwerk sprechen." Der Agellid schenkte dem Nsäni zweihundert Duro in Gold und ließ ihn gehen.
Der Nsäni kam zu seinen Brüdern. Seine Brüder sagten zu ihm: "Wir wollen hier nicht länger bleiben. Wir erhalten vom Agellid unser Essen, aber nicht mehr." Der Nsäni sagte: "Ich bin mit meiner Arbeit fertig, also bin ich auch damit einverstanden, daß wir an einen anderen Ort gehen. Wir wollen aber unsere Wanderung gemächlich fortsetzen, denn die Arbeit an diesem Ort hat mich so erschöpft, daß ich mich unterwegs erholen muß." Die drei Brüder machten sich auf den Weg.
Nachdem sie lange Zeit auf Wanderschaft gewesen waren, kamen sie an einen Ort, in dem wohnte ein Agellid, der war ungeheuer reich und hatte eine Tochter, die wollte er keinem Manne zur Frau geben, weil er keinen Mann fand, der dem Agellid an Reichtum und Macht gleichkam. Der Agellid wollte gerade ein großes Haus für seine Tochter bauen lassen, als die drei Brüder ankamen. Der Agellid konnte aber keine Maurer und Holzschnitzer finden. Er bot hohe Bezahlung.
Der Nsäni kam zu dem Agellid und sagte: "Wir sind drei Brüder, deren Vater und Mutter gestorben sind. Nun suchen wir Arbeit und ein Haus, in dem wir essen können." Der Agellid sagte: "Welche Arbeiten versteht ihr?" Der Nsäni sagte: "Mein einer Bruder ist Maurer; mein zweiter Bruder ist ein Holzschnitzer; ich bin ein Nsäni." Der Agellid sagte: "Deine Brüder sollen ihre Arbeit sogleich beginnen. Ich werde sie gut bezahlen. Und du? Du bist also ein Nsäni; ja, Nsäni, was soll ich denn von dir machen lassen?" Der Agellid wußte nicht, was ein Nsäni ist. Der Nsäni sagte: "Die Arbeit der Nsäni wissen sich nur die Frauen zunutze zu machen. Frage also deine Tochter, ob sie für mich etwas zu tun hat."
Der Agellid ging zu seiner Tochter. Seine Tochter lebte in einem Hause, das war mit sieben Türen geschlossen. Der Agellid sagte zu seiner Tochter: "Meine Tochter, da ist ein Nsäni! Hast du Arbeit für ihn?" Die Tochter rief: "Was sagst du da? Ein Nsäni ist da? Du fragst, ob ich Arbeit für ihn habe? Gewiß habe ich Arbeit; soviel, als er ertragen kann. Du willst mich ja doch nicht verheiraten, und so muß ich sehen, wie ich an anderen Dingen meine Freude habe. Schicke mir also den Nsäni, so werde ich ihm in meiner Wohnung seine Arbeit, sein Lager und sein Essen geben." Der Agellid ging und sandte den Nsäni zu seiner Tochter.
Die Tochter des Agellid begrüßte den Nsäni und sagte: "Was verstehst du?" Der Nsäni sagte: "Ich bin ein Nsäni und verstehe mein Handwerk." Die Tochter des Agellid sagte: "Wir wollen wetten, wer in einer Woche dein Handwerk besser versteht, du oder ich. Wenn du eher ermüdest, will ich dich töten lassen, wenn ich eher ermüde, werde ich dir eine goldene Puppe und eine Kiste voll Gold schenken. Bist du hiermit einverstanden?" Der Nsäni sagte: "Ja, hiermit bin ich einverstanden. Zeige mir das Lager."
Die Tochter des Agellid bereitete dem Nsäni in einer Kammer neben ihrer eigenen ein gutes Lager. Dann sagte die Tochter des Agellid: "So, nun lehre mich dein Handwerk. Ich muß von vorne anfangen." Der Nsäni sagte: "Es handelt sich zuerst darum, den Anfang des Fadens in das Öhr der Nadel zu stecken. Wir werden das üben. Der Faden ist vierzehn Knoten (damit ist Handbreite gemeint) lang. Am ersten Tage nehmen wir einen Knoten, am zweiten zwei, am dritten drei. Wenn ich gleich alle vierzehn Knoten durch das Öhr ziehen würde, würdest du sterben. Nun lege dich nieder."
Am ersten Tage fiel die Tochter des Agellid in Ohnmacht. Am zweiten Tage stöhnte die Tochter des Agellid. Am dritten Tage sagte die Tochter des Agellid: "Noch einen Knoten." Am achten Tage rief die Tochter des Agellid: "Alle Knoten! Alle Knoten!" Der Nsäni sagte: "Laß das; ich würde dich töten." Am neunten Tage kam der Agellid und wollte sehen, wie es seiner Tochter gehe. Als er die zweite Türe öffnete, hörte ihn seine Tochter. Sie sprang auf und sagte: "Schnell, spring in diese Truhe." Die Tochter des Agellid ließ den Nsäni in die Truhe steigen und schloß über ihm den Deckel. Der Agellid kam und sprach mit seiner Tochter.
Mittlerweile kam aber dem Nsäni die Angst an, und er mußte sein Wasser abschlagen. Das Wasser lief unten aus der Truhe heraus und in die Mitte der Kammer. Der Agellid sagte: "Was ist dies für eine Flüssigkeit?" Die Tochter des Agellid sagte: "Es ist eine Flasche mit Parfüm zerbrochen und ausgelaufen." Der Agellid bückte sich, netzte seinen Finger mit der Flüssigkeit und führte ihn zur Nase. Der Agellid roch an der Flüssigkeit und sagte: "Es ist wahr; dies Parfüm riecht ausgezeichnet." Dann ging der Agellid.
Die Tochter des Agellid öffnete die Truhe und ließ den Nsäni heraussteigen. Die Tochter des Agellid sagte: "Ich habe dir das Leben gerettet." Der Nsäni sagte: "Komm nur; ich will dir auch das Leben retten." Die Tochter des Agellid sagte: "Ja, tue es; und wenn du mich jetzt nicht ohnmächtig machst, lasse ich dich töten." Nach einiger Zeit war die Tochter des Agellid ohnmächtig. Als sie wieder zu sich kam, war ihr so schwindelig, daß sie nicht gehen konnte. Die Tochter des Agellid sagte: "Du hast gewonnen. Nimm die Puppe aus Gold und den Kasten mit Gold. Ich danke dir. Wenn mich nun mein Vater auch nicht verheiratet, so habe ich doch etwas, woran ich mit Freude zurückdenken kann. Hab' Dank."
Der Nsäni nahm die Puppe und den Kasten voll Gold. Er nahm von der Tochter des Agellid Abschied und ging zu seinen Brüdern. Er sagte: "Meine Brüder, wir haben an diesem Ort nun alle verdient. Wir wollen zusammen weitergehen und sehen, wo wir unser Geld nützlich anlegen können." Die Brüder waren damit einverstanden. Sie packten das ihrige zusammen. Sie brachen auf und wanderten weit fort. Sie wanderten, bis sie an einen Kreuzweg kamen. An dem Kreuzweg nahmen sie voneinander Abschied und jeder ging seinen eigenen Weg.
Nach einer langen Wanderung kam der Nsäni in eine große Stadt, in der war eine Frau die Tagellit (Fürstin, weibliche Form von Agellid). Die Fürstin war noch sehr jung. Sie hatte vor einiger Zeit einen Agellid zum Manne genommen, dieser war aber in der Hochzeitsnacht gestorben, und nun lebte die junge Tagellit als Witwe. Die Leute erzählten dem Nsäni viel von der Schönheit und Jugend der Tagellit.
Der Nsäni hörte das alles und sagte bei sich: "Hier ist der beste Platz für mich. Hier werde ich bleiben." Der Nsäni mietete sich ein Haus, das lag mit der Rückwand neben dem Hause der Tagellit. Als es Abend war, begann der Nsäni zu hämmern. Er hämmerte die ganze Nacht hindurch. Er hämmerte immer gegen die Mauer, hinter der auf der anderen Seite die junge Tagellit schlief. Die junge Tagellit konnte die ganze Nacht nicht schlafen.
Die Tagellit rief am andern Morgen ihre alte Negerin und sagte zu ihr: "Gehe sogleich in das Haus auf der anderen Seite der Mauer und sieh zu, wer es gewagt hat, die ganze Nacht über so zu hämmern, daß ich nicht schlafen konnte. Ich will den Mann schlagen." Die Negerin machte sich sogleich auf den Weg. Sie kam zu dem Nsäni. Als sie bei dem Nsäni eintrat, sah sie sogleich das goldene Huhn, das goldene Eier legen konnte. Die alte Negerin schlug die Hand vor den Mund und blieb sprachlos stehen.
Der Nsäni begrüßte die Negerin und sagte: "Nun, meine Mutter, was führt dich hierher?" Die alte Negerin sagte: "Die junge Tagellit schickt mich; ich soll sehen, wer hier die ganze Nacht hindurch gehämmert hat, so daß sie nicht hat schlafen können." Der Nsäni sagte: "Das habe ich getan. Ich habe in dieser Nacht das goldene Huhn gemacht, das goldene Eier legen kann. Solche Arbeiten kann man nicht bei Tage machen. Das muß ich nachts machen." Die alte Negerin sagte: "Daß man solche Dinge überhaupt machen kann! Ich muß es der jungen Tagellit erzählen."
Die alte Negerin kam zu der jungen Tagellit zurück und erzählte ihr alles. Die alte Negerin sagte: "So etwas Schönes wie dieses goldene Huhn, das goldene Eier legen kann, gibt es auf der ganzen Welt nicht. Das goldene Huhn gehört in dein Haus und in kein anderes. Aber es wird schwer sein, es dem Mann abzukaufen, denn er ist reicher, als du bist." Die junge Tagellit wurde begierig auf den Besitz des goldenen Huhnes, das goldene Eier legen konnte, und sagte zu der alten Negerin: "So gehe zurück und frage den Mann, was er für das goldene Huhn, das goldene Eier legen kann, haben will. Ich will es ihm abkaufen." Die alte Negerin kam zu dem Nsäni zurück. Die alte Negerin sagte zu dem Nsäni: "Die junge Tagellit will dir das goldene Huhn, das goldene Eier legen kann, abkaufen. Was willst du dafür bezahlt haben?" Der Nsäni sagte: "Das goldene Huhn, das goldene Eier legen kann, ist mir für Gold nicht feil. Ich will es aber der jungen Tagellit schenken, wenn sie mir erlaubt, ihre Beine von den Zehen bis zu den Knien zu betrachten. Das ist alles. Erlaubt sie mir dies, so will ich ihr das goldene Huhn, das goldene Eier legen kann, schenken."
Die alte Negerin kam zu der jungen Tagellit zurück und sagte: "Der Mann will dir das goldene Huhn, das goldene Eier legen kann, schenken, wenn du ihm erlaubst, deine Beine von den Zehen bis über die Knie zu betrachten." Die junge Tagellit wurde wütend und rief: "Dies ist ein Unverschämter! Ich will ihn sogleich töten lassen." Die alte Negerin sagte: "Wenn du das goldene Huhn, das goldene Eier legen kann, gesehen hättest, würdest du nicht auf den Gedanken kommen, ihn töten zu lassen, sondern würdest ihm deine Beine zeigen. Was schadet und kostet dich dies?! Es hört ja kein Mensch. Und es ist das Schönste, was es auf der Welt gibt." Die junge Tagellit sagte: "So sage dem Mann, er soll das goldene Huhn, das goldene Eier legen kann, hierherbringen und mir zeigen, aber kaufen will ich es nicht."
Die alte Negerin lief zurück und berichtete dem Nsäni. Der Nsäni nahm das goldene Huhn, das goldene Eier legen konnte, und ging zu der jungen Tagellit hinüber. Die junge Tagellit sah das goldene Huhn, das goldene Eier legen konnte, und sagte: "Du willst dies also verkaufen?" Der Nsäni sagte: "Ja, ich will es. Du kennst den Preis." Da entblößte die junge Tagellit ihre Beine bis über die Knie. Der Nsäni betrachtete die Beine der jungen Tagellit, bedankte sich und kehrte dann ohne das goldene Huhn, das goldene Eier legen konnte, in sein Haus zurück.
Als es wieder Abend wurde, begann der Nsäni wieder an der Wand, hinter der die junge Tagellit schlief, zu hämmern. Er hämmerte bis zum anderen Morgen, so daß die junge Tagellit wieder die ganze Nacht nicht schlafen konnte und am anderen Morgen die alte Negerin schickte, um nachsehen zu lassen, was die Ursache der Störung sei. Als die alte Negerin zu dem Nsäni kam, sah sie die goldene Puppe. Die alte Negerin erschrak über die Schönheit der goldenen Puppe so, daß sie die Hand vor den Mund schlug, eine Zeitlang sprachlos stehenblieb und dann, ohne ein Wort zu sagen, wieder fortlief.
Die alte Negerin kam zu der jungen Tagellit zurück und sagte: "Das goldene Huhn, das goldene Eier legen kann, ist sehr schön. Die goldene Puppe, die der Mann aber in dieser Nacht zurechtgefertigt hat, ist noch viele, viele Male schöner. Diese goldene Puppe mußt du haben." Die junge Tagellit sagte: "So gehe hinüber und frage den Mann nach dem Preis. Vielleicht will er wieder nur meine Beine sehen. Und ob ich ihm diese ein- oder zweimal zeige, ist gleichgültig."
Die alte Negerin kam zu dem Nsäni zurück und sagte: "Die junge Tagellit will die goldene Puppe kaufen. Was willst du dafür haben?" Der Nsäni sagte: "Die goldene Puppe ist mir für Gold nicht feil. Wenn mir aber die junge Tagellit ihren Oberkörper von oben bis über die Brust herab entblößt zeigen will, will ich ihr gerne die goldene Puppe schenken." Die alte Negerin lief zurück zur jungen Tagellit und sagte: "Der Mann will dir die goldene Puppe schenken, wenn du ihm deinen Oberkörper bis unter die Brust herab entblößt zeigen willst." Die junge Tagellit sagte: "Dieser Mann ist wahrhaftig gierig. Hältst du es aber für schlimm, wenn ich ihm jetzt den Oberkörper bis unter die Brust entblößt zeige, nachdem ich ihm vorher die Beine bis über die Knie nackt gezeigt habe?" Die alte Negerin sagte: "Es ist keineswegs schlimmer, denn die goldene Puppe ist noch schöner als das goldene Huhn, das goldene Eier legen kann." Die junge Tagellit sagte: "So rufe den Mann, damit ich mir erst einmal die goldene Puppe ansehen kann."
Die alte Negerin lief zu dem Nsäni zurück und sagte: "Komm und zeige der jungen Tagellit deine goldene Puppe." Der Nsäni nahm seine goldene Puppe und ging zu der jungen Tagellit hinüber. Als die junge Tagellit die goldene Puppe sah, entkleidete sie sogleich den Oberkörper bis über die Brust herab. Der Nsäni betrachtete den Oberkörper der jungen Tagellit bis über die Brust herunter, bedankte sich, ließ seine goldene Puppe zurück und ging in sein Haus zurück.
Als es wieder Abend war, begann der Nsäni wieder an der Mauer, hinter der die junge Tagellit schlief, zu hämmern und hämmerte die ganze Nacht hindurch, so daß die junge Tagellit nicht schlafen konnte. Als es Morgen war, rief die junge Tagellit die alte Negerin und sagte: "Schnell, lauf hinüber und berichte mir, was der Mann nun wieder gehämmert hat. Frage ihn auch sogleich, was er dafür sehen will."
Die alte Negerin lief in das Haus des Nsäni. Sie blieb in der Türe stehen. Der Nsäni hatte das goldene Pferd mit dem goldenen Sattel und dem goldenen Zaumzeug aufgestellt. Die alte Negerin wollte sogleich wieder fortlaufen. Dann fiel ihr ein, was die junge Tagellit ihr gesagt hatte. Die alte Negerin sagte: "Was willst du für das goldene Pferd mit dem goldenen Sattel und dem goldenen Zaumzeug sehen?" Der Nsäni sagte: "Die geöffneten Beine."
Die alte Negerin lief zurück zu der jungen Tagellit und sagte: "Es ist ein goldenes Pferd mit einem goldenen Sattel und einem goldenen Zaumzeug. Das goldene Huhn, das goldene Eier legen kann, und die goldene Puppe sind ein Mist dagegen. Er will nur deine geöffneten Beine sehen." Die junge Tagellit sagte: "Lauf schnell zurück und bring mir den Mann mit dem goldenen Pferd, dem goldenen Sattel und dem goldenen Zaumzeug." Die alte Negerin lief zurück zu dem Nsäni und sagte: "Nimm dein goldenes Pferd mit dem goldenen Sattel und dem goldenen Zaumzeug und komme mit zur jungen Tagellit."
Der Nsäni nahm das goldene Pferd mit dem goldenen Sattel und dem goldenen Zaumzeug und ging mit der alten Negerin zu der jungen Tagellit. Die junge Tagellit sah das goldene Pferd mit dem goldenen Sattel und dem goldenen Zaumzeug und sagte: "Sieh dir an, was du willst." Der Nsäni blickte zwischen die geöffneten Beine der jungen Tagellit, schüttelte den Kopf und sagte: "Wie schade!" Die junge Tagellit sagte: "Was ist schade?" Der Nsäni sagte: "Es ist schade, daß deine Ischenfir (Vulva) verdreht sitzt. Es müßte umgearbeitet werden. Sieh es dir selbst im Spiegel an." Danach bedankte sich der Nsäni, ließ das goldene Pferd mit dem goldenen Sattel und dem goldenen Zaumzeug bei der jungen Tagellit zurück und ging in sein Haus.
Die junge Tagellit sprang auf und holte einen Spiegel. Sie legte ihn auf die Erde und trat mit gespreizten Beinen darüber. Die junge Tagellit erschrak. Sie sah ihre Ischenfir umgekehrt im Spiegel. Sie erschrak so, daß sie sich auf das Bett werfen mußte und weinte. Die alte Negerin kam herein und fragte: "Was weinst du?" Die junge Tagellit sagte: "Meine Ischenfir sitzt umgekehrt. Der geschickte Mann hat es auch gesehen und gesagt, meine Ischenfir müßte umgearbeitet werden. Wer kann mir nun aber meine Ischenfir umarbeiten?"
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