Das schwerelose Unternehmen - Dörte Winkler - E-Book

Das schwerelose Unternehmen E-Book

Dörte Winkler

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Beschreibung

Was ist es, das einem Unternehmen Flügel verleiht, damit es auch in stürmischen Zeiten mit Leichtigkeit und innerer Stabilität seine Ziele erreicht? Um hierauf Antworten zu geben, setzt die Autorin, studierte Betriebswirtin mit langjähriger Berufserfahrung, dort an, wo letztlich die Geschicke jedes Unternehmens und auch der Wirtschaft als Ganzes gelenkt werden: beim Menschen mit seinen evolutionär entstandenen inneren Strukturen, seinen Gefühlen und Gedanken, aber auch den vielfach vernachlässigten Fähigkeiten von Intuition und innerem Wissen. Einfach und praxisnah bekommt der Leser wertvolle Einsichten, wie jeder Einzelne – egal ob Topmanager, Mitarbeiter oder Selbstständiger – dazu beitragen kann, dass unsere Arbeitswelt wieder an den Fluss des Lebens und dessen natürliche Effektivität angeschlossen wird.

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Seitenzahl: 300

Veröffentlichungsjahr: 2018

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Das schwerelose Unternehmen

Dörte Winkler

Das schwerelose Unternehmen

Copyright © 2017-2018 Dörte Winkler und Jörg Starkmuth

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt und darf – auch auszugsweise – nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Autorin und des Verlegers vervielfältigt oder kommerziell genutzt werden. Ausgenommen sind kurze Zitate mit Quellenangabe.

Basierend auf der 2., überarbeiteten Auflage, 2017

Starkmuth Publishing, Hennef – www.starkmuth.de

Lektorat, Layout und Cover-Design: Jörg Starkmuth

Grafiken von Dörte Winkler und Jörg Starkmuth

ISBN 978-3-947132-02-7

Inhaltsverzeichnis

Zur Einstimmung

Mehr Effizienz, mehr Erfolg und gleichzeitig glückliche Mitarbeiter – Sie glauben, das geht nicht? Dieses Buch zeigt, dass genau diese Vision realisierbar ist. Wir brauchen die obenstehende Aussage einfach nur umzudrehen. Denn glückliche Mitarbeiter sind nachweislich wesentlich effizienter, besonders wenn sie dabei auch noch ihre intuitiven Fähigkeiten mit zum Einsatz bringen.

Wie aber lässt sich ein solch weicher, komplexer Faktor wie „Glücklichsein“ tatsächlich beeinflussen? Wie können wir im Arbeitsalltag unsere Intuition besser mit ins Boot holen, um unser volles Potenzial auszuschöpfen?

Das schwerelose Unternehmen gibt hierauf nicht nur Antwort, sondern liefert auch jede Menge Werkzeuge und praktische Umsetzungstipps. Grundlage hierfür ist ein Perspektivwechsel weg vom äußeren Handeln hin zu den inneren Gefühlen, Gedanken und Strukturen der agierenden Menschen.

Dabei habe ich viel Wissen verarbeitet, das ich auf dem Weg meiner eigenen, persönlichen Entwicklung auf verschiedensten Wegen erlernt habe.

Bei der Fertigstellung dieses Buches war mir wichtig, dass es schlank sowie leicht und zügig lesbar wird, obwohl viele komplexe Zusammenhänge vermittelt werden, denn Manager haben bekanntlich wenig Zeit. Im Interesse der Lesbarkeit habe ich daher auf die den Leser oft ermüdende, überbordende wissenschaftliche Zitierweise weitestgehend verzichtet.

Auch möchte ich Sie nicht mit umfangreichen Beweisführungen aufhalten, warum die hier dargestellte Weltsicht richtig sein könnte und wer sich alles bereits in ähnlicher Weise dazu geäußert hat. Wer sich für tiefergehende theoretische Betrachtungen interessiert, erhält weiterführende Literaturhinweise. Der Schwerpunkt meiner Arbeit liegt darauf, wie wir die vorgestellten Informationen, Modelle und Ideen für mehr Leichtigkeit im Unternehmensalltag nutzen können.

Ich habe dieses Buch geschrieben, um aufzurütteln und zu inspirieren. Es soll Anregungen und praktische Hilfestellung geben, im Management, in der Führung von Unternehmen und Organisationen oder auch im normalen Arbeitsalltag neue Wege zu gehen.

Dabei ist es mir wichtig, gerade die Menschen zu erreichen, die ein großes Bedürfnis haben, auch Zusammenhänge zu begreifen, die sich nicht so einfach analytisch erklären lassen. Denn um unsere Arbeitswelt im Großen wie im Kleinen in Richtung natürlicher Effizienz zu entwickeln, ist es manchmal notwendig, bestehende Gedankenbarrieren zu überspringen und alte Gewohnheiten loszulassen.

Ich bin überzeugt davon, dass wir die wahre Kontrolle im Unternehmen nur wiedererlangen können, wenn wir – so paradox es klingt – bereit sind, in gewisser Weise die Kontrolle aufzugeben.

Es wäre ein großes Geschenk für die gesamte Gesellschaft, wenn wir in Zukunft unsere Effektivität wieder daher beziehen könnten, woher sie in Wirklichkeit kommt: aus der Kraft unserer Herzen.

Teil 1 Ein neuer Ansatz für mehr Leichtigkeit

1 Warum brauchen wir ein neues Denken im Management?

1.1 Drängende aktuelle Herausforderungen

Seit Beginn der Industrialisierung und der ersten Managementansätze stehen Unternehmen immer wieder vor neuen, großen Herausforderungen. Die Gesellschaft wandelt sich, die Menschen wandeln sich, Veränderung ist permanent und immer wieder versuchen Wissenschaftler, Manager, Berater und Coaches, Wege zu finden, einzelne Menschen, Unternehmen oder sogar die ganze Gesellschaft sicher durch diesen stetigen Wandel zu lenken.

Zu den Herausforderungen unserer Zeit gehören insbesondere:

die Digitalisierung und Virtualisierung von Wirtschaft und Gesellschaft mit den damit einhergehenden Veränderungen von Prozessen, Strukturen und der Rolle des Menschen in der Zukunft,

der mit der Globalisierung immer noch anhaltende Strukturwandel in der Wirtschaft mit dem einhergehenden Bedarf an mehr und andersartigen Innovationen (Open Innovation, regionale Innovationen) und neuem Unternehmertum zur Stärkung der regionalen und lokalen Wirtschaft,

die Herausforderungen durch den Klimawandel und die Anforderungen an eine echte, öko-soziale Nachhaltigkeit in Wirtschaft und Gesellschaft sowie

das Gesundheitsmanagement angesichts der Zunahme von Depression, Burnout und anderen psychischen sowie psychosomatischen Krankheiten in der Bevölkerung – sowohl aus Sicht des Human Resource Management in Unternehmen als auch aus gesellschaftlicher Sicht.

Die hier aufgeführten exemplarischen Herausforderungen unserer Gesellschaft entstanden erst aus der Entwicklung der Industrialisierung und im Zuge der Anwendung der bisherigen Managementpraktiken. Daher ist es besonders wichtig, beim Umgang mit diesen Herausforderungen über unser bisheriges Denken und Handeln hinauszugehen. Denn Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.

Ganz besonders liegt mir persönlich am Herzen, immer wieder die Rolle des einzelnen Menschen zu betrachten.

Ich bin keine Verfechterin von Zukunftsdramen, in denen die Menschheit von Maschinen beherrscht wird. Aber ob die Digitalisierung der Gesellschaft als möglicherweise größte Veränderung in der Entwicklung der Menschheit sich am Ende als Segen oder als Fluch herausstellt, hängt meiner Meinung nach vor allem davon ab, welchen Stellenwert wir uns selbst in unserer Menschlichkeit im Rahmen dieser Entwicklung geben. Ich sehe daher die größte Herausforderung nicht in der Beherrschung der Technik, der Prozesse oder der Innovationen an sich, sondern in der Integration des Menschen.

Auch hierbei kann dieses Buch ein wertvoller Ratgeber sein. Insbesondere kann es aber helfen, uns für neue Herangehensweisen, Sicht- und Denkweisen zu öffnen und so möglicherweise ganz neue Wege zu finden, mit diesen Herausforderungen umzugehen – sei es auf persönlicher, unternehmerischer oder gesellschaftlicher Ebene.

1.2 Erweiterung bestehender Managementlehren

In der Managementtheorie gibt es verschiedene Ansätze und Systematisierungen, um die unterschiedlichen Strömungen und historischen Entwicklungen zusammenzufassen.

So blickt das „Scientific Management“ vor allem aus ingenieurwissenschaftlicher und administrativer Sicht auf die Unternehmensprozesse. Aus der Human-Relations-Bewegung entwickelten sich vor allem verhaltenswissenschaftliche Managementschulen. Die empirischen Schulen bemühten sich darum, Management aus pragmatisch-erfahrungsorientiertem Blickwinkel zu betrachten. Mit den systemtheoretischen Ansätzen wurde versucht, Unternehmen als soziale Gebilde immer besser zu verstehen. Schon Mitte der 60er Jahre begann ein eher innovationsgestützter, technikorientierter Blickwinkel immer mehr Einzug in die Managementlehre zu halten, der im Zuge der Digitalisierung und Virtualisierung in jüngster Zeit eine neue Entwicklungsstufe erreicht.

All diesen Ansätzen ist gemein, dass sie aus den rein nicht-metaphysischen Real- und Formalwissenschaften entstanden.

Erst in jüngster Zeit gelangen auch Erkenntnisse aus den metaphysischen Wissenschaften in die Managementlehre, aber so wie Theologie und Philosophie in der heutigen Zeit wissenschaftlich nur noch wenig Beachtung finden, werden auch metaphysische Ansätze im Management kaum ernst genommen.

Dabei waren in der Vergangenheit bedeutende Wissenschaftler häufig auch Metaphysiker, wie z. B. Paracelsus. Auch bekannte Physiker wie Max Planck, Albert Einstein oder Erwin Schrödinger, die ja einen entscheidenden Einfluss auf die moderne Physik hatten, bereicherten die Welt gleichzeitig mit wertvollen philosophischen Überlegungen.

Eine weitere Kritik an bestehenden Managementtheorien und ‑praktiken besteht gerade in der stark wissenschaftlichen Anlehnung. Alles, was nicht logisch erklärbar und messbar ist, findet wenig Beachtung. Dadurch wird das Handeln des Einzelnen stark auf das logisch Nachvollziehbare und vor allem wissenschaftlich Anerkannte reduziert, obwohl die bahnbrechenden Entwicklungen in der Geschichte immer diejenigen waren, die es geschafft haben, bestehende Strukturen, Glaubenssätze, Vorstellungen und Begrenzungen zu sprengen und intuitiven Impulsen zu folgen.

Ein Begriff, der den Konflikt zwischen physikalisch-naturwissenschaftlichem Verständnis und Metaphysik vielleicht am besten zeigt, ist das Wort „Energie“. Es setzt sich aus den altgriechischen Begriffen en (innen) und ergon (Wirken) zusammen. In der griechischen Antike war energeia ein philosophischer Begriff, der etwa „lebendige Wirklichkeit“ oder „Wirksamkeit“ bedeutete. In der Physik findet sich der Begriff seit dem 19. Jahrhundert. Dort beschreibt er die einem Objekt oder System innewohnende Fähigkeit, Arbeit zu verrichten, also etwa ein Objekt in Bewegung zu versetzen oder zu verformen. Energie in diesem Sinne ist formal exakt definiert und berechenbar.

Auf anderen Gebieten, wie z. B. in der traditionellen chinesischen Medizin oder in einigen Denkrichtungen der Metaphysik, wird der Begriff hingegen eher qualitativ gebraucht und bezeichnet hier jegliches innere Potenzial, das latent in einem System oder Wesen gespeichert ist und sich zu gegebener Zeit in äußeren Veränderungen manifestieren kann. Eine exakte Berechnung ist hier weder möglich noch sinnvoll – es geht um qualitativ unterscheidbare Erscheinungsformen von Energie und deren Auswirkungen auf unser Leben.

Sie erkennen sicherlich die Unterschiede, aber auch die Gemeinsamkeiten dieser Modelle. Möglicherweise muss der Energiebegriff für ein umfassendes Weltbild genauer differenziert werden. Interessant ist in jedem Fall, dass sowohl Physik als auch Metaphysik heute weitgehend darin übereinstimmen, dass Energie eine sehr grundlegende Ebene der Wirklichkeit darstellt und beispielsweise Materie nichts anderes als eine Erscheinungsform von Energie ist.

Wenn wir den Energiebegriff weiter fassen als die Naturwissenschaft und ihn eher im metaphysischen Sinne verstehen, dann zeigt sich in den Erfahrungen einer zunehmenden Zahl von Menschen, die bereit sind, bestehende Grenzen unseres Denkens zu sprengen, dass Energie etwas ist, das wir auf intuitivem Wege direkt wahrnehmen und sogar beeinflussen können. In diesem Sinne ist der Begriff in diesem Buch zu verstehen.

Vor diesem Hintergrund ist es folgerichtig, bestehende Managementlehren dahingehend zu erweitern, dass universelle Prinzipien der Energie genutzt werden und die Bewusstheit über die Vorgänge im Menschen von der reinen Logikebene auch in intuitive Bereiche weitergeführt wird.

Dieser Ansatz hat sich im Bereich der Persönlichkeitsbildung schon erfolgreich bewährt. Das beweisen die Erfahrungen Tausender Menschen auf diesem Gebiet – seien es die Absolventen und Teilnehmer der Bodo-Deletz-Akademie (kurz BDA), auf deren Know-how und praktische Erfahrungen hier vielfach zurückgegriffen wird, oder auch Praktizierende und Coaches des „Access Consciousness“-Ansatzes von Dr. Dain Heer und Gary Douglas, zahlreiche Leser und Zuschauer des bekannten Coaches und Autors Veit Lindau oder viele andere Menschen, die sich auf ganz unterschiedlichem Weg aus den bestehenden Denk- und Lebensmauern befreit haben und von deren Geschichte wir z. B. in Foren oder Gruppen im Internet lesen können.

So bin ich überzeugt, dass es auch für Unternehmen und deren Mitarbeiter ein Weg sein kann, sich mit „energetischen und intuitionsfördernden Managementtechniken“ zu beschäftigen und so Antworten auf die oben dargestellten dringenden Themen in Wirtschaft und Gesellschaft zu finden und die anstehenden aktuellen Herausforderungen zu meistern.

1.3 Das Symptom „Übergewicht“ in Unternehmen

Neben den konkreten Herausforderungen in Wirtschaft und Gesellschaft allgemein macht sich schon seit Längerem in Unternehmen ein Phänomen bemerkbar, das auch viele Menschen betrifft: Übergewicht. Ja, auch Unternehmen leiden daran. Wie beim Menschen führt Übergewicht in Unternehmen dazu, dass sie ungesund, viel zu schwer und unbeweglich werden – das Gegenteil von schwerelos.

Dieses „Übergewicht“ lässt sich leicht erkennen, wenn wir bereit sind, nicht nur über das Thema nachzudenken, sondern auch zu spüren. Wenn Sie im Folgenden die Liste mit den wichtigsten – wahrscheinlich sehr bekannten – Symptomen für „Übergewicht“ lesen, halten Sie bei den Punkten, die Sie auch aus Ihrem Berufsalltag kennen, einmal inne und spüren Sie, wie sich das anfühlt.

Achten Sie, wenn Sie an das Thema oder auch eine konkrete Situation diesbezüglich denken, vor allem darauf, ob sich Ihr Körper oder Ihre innere Repräsentation des Themas für Sie eher leicht oder eher schwer anfühlt.

Symptome für „Übergewicht“ in Unternehmen sind z. B.:

Projekte, Aufgaben oder Prozesse laufen zäh statt fließend, bleiben stecken oder häufen Probleme an.

Mitarbeiter bekommen das Gefühl, dass sich Aufgaben nicht lohnen, weil sie „gegen Windmühlen“ kämpfen, oft „für den Papierkorb“ arbeiten oder scheinbar unsinnige Aufgaben erledigen müssen.

Mitarbeiter und/oder Chefs sind häufig genervt, gestresst, frustriert, erschöpft oder krank. Das Betriebsklima ist angespannt.

Es herrscht eine hohe Fluktuation unter den Mitarbeitern oder es werden fast nur noch befristete Mitarbeiter eingestellt.

Angst und Stress dominieren den Arbeitsalltag statt Freude und Inspiration.

Das Management spielt permanent „Feuerwehr“ und hat dringliche Aufgaben auf dem Tisch, statt sich um die wirklich wichtigen, übergeordneten Dinge kümmern zu können. Für echte Führung bleibt kaum Raum.

Das Unternehmen muss ständig reagieren, statt zu agieren, wird getrieben, statt Treiber zu sein, Zeitdruck und Leistungsdruck sind extrem hoch.

Die erreichten Ergebnisse (z. B. Termine, Umsatzzahlen, Qualität, Kundenzahl) stimmen nicht mit den gewünschten überein.

Ziele können nur noch auf Kosten von Umwelt, Gesellschaft oder Rechtschaffenheit des Unternehmens erreicht werden – in Extremfällen steuert das Unternehmen auf existenzbedrohende Zustände hin.

Es herrscht extremer Wettbewerbsdruck und das Unternehmen fühlt sich ständig von der Konkurrenz bedroht.

Konnten Sie die Schwere in den einzelnen Punkten spüren? Wenn nicht, dann schauen Sie sich bitte einmal die folgende Abbildung an, die veranschaulicht, wie diese Probleme sich anfühlen könnten.

Abb. 1: Das schwere Unternehmen nach altem Paradigma

Fallbeispiel:

Wie stark die Auswirkungen der hier nur angedeuteten Symptome des „Übergewichts“ werden können, zeigt vielleicht ein sehr prominentes Beispiel: der Abgasskandal im VW-Konzern (2015).

Was treibt einen so bekannten Konzern wie Volkswagen so in die Enge, dass er beginnt, sich in Lügen zu verstricken, bis die unsichtbare Bombe platzt?

Es ist mit Sicherheit kein Zuckerschlecken, einen Automobilkonzern zu führen, und es geht mir hier nicht darum, auf irgendwelche Beteiligten mit dem Finger zu zeigen. Für mich steht die Frage im Raum, was das Management und die Mitarbeiter dazu treibt, solche Schritte zu gehen.

Und es geht dabei nicht einfach nur um Geld. Meiner Meinung nach zeigt sich hier sehr drastisch, in welche Sackgassen sich unsere Wirtschaft bewegt, wenn wir nicht umdenken.

Ein Konzern, der zu solchen Mitteln greift, wird nicht von einer Vision getragen, sondern von Angst und Druck. Angst vor zu hohen Kosten, Angst vor Marktanteilsverlust, Wettbewerbsdruck, gesellschaftlichem Druck oder Nichterfüllung gesetzlicher Normen.

Einem solchen Unternehmen ist die eigene Vision abhandengekommen, es hat die Verbindung zu seinem unternehmerischen Kern, seinem unternehmerischen Herzen verloren. Es ist in der Schwere und seinem Übergewicht stecken geblieben und wurde davon erdrückt.

Einen so riesigen Frachter wie einen Automobilkonzern aus dem Sumpf zu ziehen und in ein schwerelos dahingleitendes Raumschiff zu verwandeln, ist sicherlich eine große Aufgabe.

Aber es gibt viele kleine Schritte, die jeder Mitarbeiter und jeder Manager dieses und jedes anderen Unternehmens gehen kann, um sich der Vision eines schwerelosen Unternehmens immer mehr zu nähern.

Ihnen kommt das eine oder andere oben genannte Symptom bekannt vor? Sicherlich haben Sie oder Ihr Unternehmen schon mindestens einmal eine der folgenden Maßnahmen versucht:

Kostensparprogramme

Umstrukturierungen

Managementwechsel

Anreizsysteme wie Zielprämien, Gehaltserhöhungen

Schaffung neuer Bürostrukturen und Arbeitswelten

Prozessoptimierungsmaßnahmen

Lean Management, TQM, Work-Life-Balance-Programme oder Ähnliches

Diese und ähnliche Maßnahmen sind – sehr grob und allgemein gefasst – die Standardantworten der bisherigen Managementlehre auf derartige Probleme im Unternehmensalltag.

Fallbeispiel:

Am 13. März 2017 berichtete die „WirtschaftsWoche Online“, dass der Windkraftanlagenhersteller Senvion aufgrund des wachsenden Wettbewerbsdrucks 660 Stellen abbauen, drei Standorte schließen und weitreichende Umstrukturierungsmaßnahmen einleitete.[1]

Obwohl es sich um einen Zukunftsmarkt handelt, fallen dem Management keine anderen Maßnahmen ein? Was glauben Sie – wird dieses Unternehmen nach diesen Maßnahmen innerlich gesunden und erstarken und damit langfristig erfolgreich sein?

Wenn solche Maßnahmen in Angriff genommen werden, ohne dass sie auch mit einem inneren, tiefer reichenden Wandlungsprozess einhergehen, können diese kaum von nachhaltigem Erfolg gekrönt sein, wie im Laufe dieses Buches noch eingehender erklärt wird. Entweder ist der Effekt nicht von Dauer oder die Veränderung ist erst gar nicht sichtbar oder ein Symptom wird gegen ein anderes ausgetauscht. Die vorhandenen Mitarbeiter bekommen noch mehr Druck, Angst beherrscht den Alltag statt Freude und Optimismus. Das ist die Realität bei den meisten solcher Schritte.

Obwohl es – zumindest in der Literatur – bereits einige alternative Managementansätze gibt, ist – bis auf wenige Ausnahmen – im Unternehmensalltag vieler Organisationen noch wenig davon zu spüren. Auch die verhaltens- und systemtheoretischen Ansätze im Management konnten hier kaum etwas entgegenhalten.

Warum zeigen die vielen Standardwerkzeuge im Management so wenig Effekt im Außen? Warum leiden so viele Mitarbeiter an Stress, Druck und Frust in der Arbeitswelt?

Um in einen Lösungsmodus zu wechseln, stellen sich mir vor allem folgende Fragen:

Wie können wir in Unternehmen echte, natürliche Effektivität herstellen?

Wie kann ein wirklicher Wandel in Unternehmen vollzogen werden, der nicht Hunderte von Arbeitsplätzen kostet, Angst macht oder zu noch mehr Druck am Arbeitsplatz führt?

Wie lassen sich zufriedene, glückliche Mitarbeiter und unternehmerischer Erfolg unter einen Hut bringen?

Wie können die vielen bereits vorhandenen alternativen Ideen, Werkzeuge und Lösungsansätze mehr verbreitet und mit Leichtigkeit in Unternehmen eingesetzt werden?

Das vorliegende Buch bietet sehr konkrete Antworten und Lösungsvorschläge auf diese und viele andere Fragen. Insbesondere hilft es, alternative Ansätze zu verstehen.

Außerdem werden konkrete Werkzeuge angeboten, um nicht nur zu zeigen, was wir ändern könnten, sondern auch, wie es gehen kann.

Zahlreiche Praxisbeispiele helfen dabei, das neu erworbene Wissen direkt anzuwenden. So kann Ihr Unternehmen sich von der Schwere immer mehr in die Schwerelosigkeit bewegen.

2 Neue Ursachen für alte Symptome

2.1 Innen- statt Außensicht

Wir haben gerade festgestellt, dass unsere bisherigen, allgemein anerkannten und verbreiteten Instrumente der Unternehmenssteuerung nur begrenzt die Symptome der Schwere lindern oder konkrete Hilfe bei den aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen bieten können.

Um hier neue Lösungen zu finden, hilft es sicherlich, auch die Ursachen einmal aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten – nicht von außen im Sinne von: „Die Digitalisierung, die Globalisierung oder der Wettbewerbsdruck sind die Ursache“, sondern eher von innen, aus dem Menschen heraus.

Denn meiner Ansicht nach kann kein Unternehmen besser sein als die Menschen, die darin arbeiten. Der Autor Jörg Starkmuth bringt einen wichtigen Aspekt des vorliegenden Konzeptes in einem Interview für die Website Best in Balance (2011) sehr schön auf den Punkt:

„Management-Konzepte sind oft wirtschaftszentriert, aber letztlich arbeiten in jeder Firma Menschen, deren Gehirn annähernd identisch mit dem eines Steinzeitmenschen ist. Wir können diese Wurzeln nicht ignorieren, sondern sollten sie verstehen und aktiv nutzen. Jede menschliche Handlung ist emotionsgetrieben, auch wenn scheinbar noch so nüchterne Überlegungen und Entscheidungen stattfinden. Ohne Emotion hätten wir keinen Handlungsimpuls. Es geht also primär um das Erkennen, welche Emotion für welches Ziel am förderlichsten ist, und wie wir diese Emotion in uns oder anderen wecken können.“[2]

Wenn es also um Menschen geht, können wir auch bei der Unternehmensentwicklung Ideen aufgreifen, die bei der Persönlichkeitsentwicklung von Menschen eine wichtige Rolle spielen. Es sind Erkenntnisse zu überwiegend unbewusst ablaufenden Prozessen, die bisher erst selten auf die Unternehmenswelt übertragen wurden, und wenn doch, werden sie in der Praxis noch immer zu wenig verstanden und eingesetzt.

Dieses Buch baut daher auf vier grundlegenden Annahmen für die Ursachen des „Übergewichts“ auf, die auf den ersten Blick zwar banal klingen, es aber bei genauerer Betrachtung in sich haben und allesamt eines gemeinsam haben: Sie sind den meisten Menschen nicht bewusst.

Die Aufmerksamkeit in Unternehmen bzw. von deren Managern und Mitarbeitern ist viel zu stark auf das Negative gerichtet – also auf das, was sie eigentlich gerade vermeiden wollen.

Eine Vielzahl von „Wahrnehmungsfiltern“ und Begrenzungen verhindern die Sicht auf alternative Lösungsmöglichkeiten, leichtere Herangehensweisen und Freude im Berufsalltag.

Die mangelnde Nutzung der intuitiven (rechtshemisphärischen) Fähigkeiten von Managern wie Mitarbeitern verhindert die Ausschöpfung zahlreicher Potenziale im Unternehmen sowohl auf bewusster als auch auf unbewusster Ebene.

Der vernachlässigte Glücksfaktor: Obwohl schon seit Langem immer wieder darüber berichtet wird, wie wichtig das persönliche Wohlbefinden und Glücksgefühl der Mitarbeiter für die Produktivität und den Markterfolg eines Unternehmens ist, wird die Vielschichtigkeit dieses Faktors mit all seinen Zusammenhängen bisher kaum verstanden und dadurch noch unzureichend im Management berücksichtigt.

Vielleicht verwundert Sie die häufige Verwendung des Begriffs „unbewusst“. Aber genau hierin liegt ein wichtiger Hebel, mit dem wir tatsächlich an einem neuen Punkt ansetzen können.

Unser Gehirn muss täglich zahlreiche Entscheidungen treffen – die Angaben, die im Internet kursieren, schwanken zwischen 20.000 und 100.000.[3] Einig sind sich die Beiträge aber vor allem darin, dass der Großteil dieser Entscheidungen unbewusst getroffen wird. Dabei unterstützt uns auch die Fähigkeit, dass wir unbewusst Millionen von Eindrücken wahrnehmen, die dann in unserem Unterbewusstsein weiterverarbeitet werden.

Abb. 2: Anteil bewusster und unbewusster Entscheidungen

Dieses Buch soll daher auch helfen, zu verstehen, wie wir mit unserem Bewusstsein dafür sorgen können, dass diese unbewussten Entscheidungen und Informationen auch wirklich für uns arbeiten – für das, was uns tatsächlich wichtig ist. Denn durch ein besseres Verständnis dafür, was den Fokus unserer Wahrnehmung bestimmt, und die Fähigkeit, diesen so auszurichten, wie wir es möchten, können wir tatsächlich auch die Arbeit unseres Unterbewusstseins positiv beeinflussen. Dadurch können wir die Entwicklung unserer Unternehmen auf einer ganz neuen Ebene steuern, bis Unternehmensabläufe in einen Fluss kommen, den ich „natürliche Effektivität“ nenne.

Fallbeispiel:

Viele bekannte Unternehmer vereinen Fähigkeiten, wie sie in diesem Buch gezeigt werden. Berühmte Unternehmer haben oft eine ausgeprägte Intuition und ihre rechte Gehirnhälfte ist gut trainiert.

So ist Larry Page, Gründer von Google, ein ehemaliger Montessori-Schüler und Saxofonspieler. Beides hat geholfen, nicht nur seine kreativen Fähigkeiten allgemein zu trainieren und selbstständig, kritisch zu denken, sondern insbesondere seine rechte Gehirnhälfte und die Verbindung zwischen der linken und rechten Hirnhälfte, die nachweislich durch das Spielen eines Instruments erheblich verstärkt wird.

Vielleicht sind es gerade diese ausgeprägten rechtshemisphärischen Fähigkeiten, die den Google-Chef dazu antreiben, immer wieder neue Visionen mit Leben zu füllen.

Grundsätzlich fiel mir bei der Arbeit an diesem Buch auf, dass sehr viele außergewöhnliche, visionäre Unternehmerpersönlichkeiten der Neuzeit aus den USA stammen. Ein Grund dafür könnte sein, dass in den USA in der Wirtschaft ein viel offeneres Gebaren herrscht. Fehlschläge werden anders bewertet, die Bürokratie ist geringer. Der amerikanische Traum – vom Tellerwäscher zum Millionär – scheint in der gesamten Kultur verankert zu sein, während die Deutschen ihre eigenen Möglichkeiten häufig durch Zwänge, Zweifel und zu viel Bodenständigkeit einschränken und Erfolge eher auf Basis von Fleiß und Tüchtigkeit hart erringen.

2.2 Der Glücksfaktor

Für das bessere Verständnis der anderen drei Faktoren beginnen wir mit der detaillierten Betrachtung der Ursachen der Schwere einmal beim zuletzt genannten Punkt, dem sogenannten „Glücksfaktor“ in Unternehmen.

Wie die Huffington Post berichtete[4], stellte der Harvard-Professor Shawn Achor im Rahmen seiner langjährigen Forschungsarbeiten fest, dass Menschen beruflich viel erfolgreicher sein können, wenn sie glücklich sind. Ein Grund dafür ist seiner Ansicht nach, dass unser Gehirn in einem positiven Zustand um ca. 31 % produktiver ist als in einem negativen Zustand.

„Verkäufer steigern ihre Leistung um 37 Prozent. Ärzte arbeiten 19 Prozent schneller und akkurater, wenn ihr Gehirn in einem positiven Zustand ist“, sagt er.

Was dieser „positive Zustand“ genau ist, werden wir im Laufe des Buches noch näher betrachten, denn es geht hierbei nicht nur um das oberflächliche Gefühl des Glücklichseins, sondern um die gesamte innere Ausrichtung der eigenen Wahrnehmung.

Es gibt zahlreiche mentale, emotionale und weitere „Filter“, die uns daran hindern, wirklich glücklich und damit wirklich produktiv zu sein.

Nach Achor ist einer der wichtigsten mentalen Filter der tief in der zivilisierten Welt verankerte Glaubenssatz, dass wir umso erfolgreicher sind, je härter wir arbeiten, und umso glücklicher werden, je erfolgreicher wir sind. Tatsächlich ist es jedoch genau anders herum: Je glücklicher wir sind, desto erfolgreicher werden wir.

Das alte Paradigma der Wirtschaft, wonach Individuen etwas anderes haben wollen und dafür Dinge tun, in der Hoffnung, am Ende anders zu sein, wird umgekehrt:

Wir ändern zuerst unser Sein und können von hier aus mit Leichtigkeit die richtigen Dinge tun, und das wird sich auch in den Dingen zeigen, die wir dann haben.

Wenn Sie dieses Buch der Reihenfolge nach lesen, werden Sie am Ende ein umfassendes Verständnis dafür haben, was Manager wie Mitarbeiter daran hindert, auf diese ca. 30 % höhere Produktivität wirklich zuzugreifen und – noch viel wichtiger – wie sich das ändern lässt.

Ich persönlich bin übrigens davon überzeugt, dass der tatsächliche Produktivitätsgewinn einer Organisation, die in allen Facetten den Weg des „schwerelosen“ Unternehmens beschreitet, weit über den von Achor genannten 30 % liegt.

2.3 Der Fokus unserer Aufmerksamkeit als Erfolgskriterium

Im Abschnitt Der Glücksfaktor war bereits die Rede davon, dass es bei Glück und Wohlbefinden nicht einfach nur um oberflächliche Gefühle geht, sondern um die komplette Ausrichtung unserer Aufmerksamkeit.

Grundsätzlich ist diese Idee nicht neu. Die Psychologen wissen es (bekannt geworden unter anderem durch das Konzept der „selbsterfüllenden Prophezeiungen“ sowie in der gesamten Strömung der „positiven Psychologie“), die Physiker haben Entdeckungen gemacht, die darauf hinweisen (z. B. bei Experimenten im Rahmen der Quantenphysik) und streiten noch immer darüber, was es bedeutet, und Philosophen wie spirituelle Lehrer verbreiten es seit Jahrtausenden: Der Fokus unserer Aufmerksamkeit und unsere gesamte Wahrnehmung entscheiden darüber, wie wir uns fühlen, was wir ausstrahlen, wie andere Menschen auf uns reagieren und vielleicht sogar darüber, wie sich unsere Realität entfaltet – sie entscheiden darüber, wie glücklich wir sind und wie erfolgreich – aus ganzheitlicher Sicht – ein Unternehmen sein kann.

So legen z. B. Interpretationen der Quantenphysik nahe, dass es um uns herum tatsächlich eine Art Raum gibt, der ein unendlich großes Informationsfeld enthält, in dem alle Möglichkeiten unserer Realität enthalten sind und bei dem der Fokus unserer Aufmerksamkeit darüber entscheidet, was wir letztlich aus all diesen Informationen auswählen und somit in unserem Leben manifestieren.

Solche theoretischen Modelle werden von vielen Menschen bestätigt, die ihre Wahrnehmungsfähigkeiten entsprechend trainiert haben und die diesen „Möglichkeitsraum“ zum Teil sehr detailliert wahrnehmen können.

Auch mir gelingt es – nach längerem Training meiner rechten Gehirnhälfte – inzwischen, grobe Rahmen und Energien dieses Raumes wahrzunehmen und dadurch meinen Fokus immer besser so auszurichten, wie ich es mir wünsche.

Wer sich für die detaillierten physikalisch-philosophischen Zusammenhänge interessiert, dem sei das Buch Die Entstehung der Realität von Jörg Starkmuth[5] besonders ans Herz gelegt.

Es ist jedoch nicht notwendig, in diese metaphysische Ebene hinabzutauchen, die bei vielen Menschen – trotz wissenschaftlicher Forschungsansätze in diese Richtung – noch immer Skepsis auslöst. Egal, ob Sie an irgendeinen physikalisch-philosophischen Zusammenhang glauben oder einfach Pragmatiker sind – die Ausrichtung der Aufmerksamkeit auf das Positive ist auf jeden Fall von Vorteil! Dies bestätigen auch Ergebnisse der etablierten Psychologie und Sozialforschung.

Denn in dem Moment, wo Sie diese positive Ausrichtung haben, ist Ihr logischer Verstand wacher, Ihre Intuition verbessert sich, Sie bekommen vielseitigere Ideen, Sie haben eine bessere Ausstrahlung auf andere Menschen, Sie haben mehr Kraft und Energie. Diese Atmosphäre kann sich durch Ihr ganzes Unternehmen ziehen. So finden Sie letztlich auch mehr und fähigere Fachkräfte, da sich die Menschen in Ihrem Unternehmen wohlfühlen; Sie reduzieren stressbedingte Krankheitsfälle und sind einfach produktiver (erinnern Sie sich an die eingangs zitierten durchschnittlich 30 % Produktivitätssteigerung bei glücklichen Mitarbeitern).

Abb. 3: Der Fokus unserer Aufmerksamkeit entscheidet darüber, was wir wahrnehmen, und von dort aus, wer, was und wie wir sind.

Praxisübung:

Damit Sie nicht nur theoretisch davon lesen, empfehle ich Ihnen folgende Übung:

Denken Sie einmal an eine aktuelle Alltagssituation bzw. Situation in Ihrem Unternehmen oder Ihrem Beruf, die Druck, Stress oder Angst erzeugt, sich also unangenehm für Sie anfühlt. Fühlen Sie sich einmal in diese Situation und die damit einhergehenden Gefühle ein. Und nun beantworten Sie einmal aus dem Bauch heraus die folgenden Fragen:

Wie ist in diesem Zustand, wenn Sie also ihre Aufmerksamkeit auf dieses Ereignis bzw. die damit verbundenen Gefühle legen, Ihre Ausstrahlung und Anziehungskraft gegenüber anderen Menschen? Wie leistungsfähig fühlen Sie sich gerade in diesem Zustand? Wie kreativ sind sie? Wie gesund und fit fühlen Sie sich?

Danach suchen Sie sich bitte ein positives Ereignis – etwas, worauf sie stolz sind, was ihnen Freude bereitet oder bereitet hat. Fühlen Sie sich auch in diese Situation ein und spüren Sie wieder nach. Wie ist ihre Anziehungskraft auf andere Menschen in diesem Zustand? Wie ist ihre Begeisterungsfähigkeit und Überzeugungskraft? Wie leistungsfähig fühlen Sie sich in diesem Zustand? Wie kraftvoll und gesund?

Merken Sie den Unterschied?

Klar auf ein Ziel fokussiert zu sein gehört wohl zu den ältesten und wichtigsten Erfolgsrezepten eines jeden Unternehmers.

Aber: In der Praxis wurde bisher meist missverstanden, was dieser konkrete „Fokus“ tatsächlich alles umfasst. Die meisten Menschen gehen davon aus, dass es reicht, ein klares Ziel zu definieren und in diese Richtung zu laufen. Aber so einfach ist es leider nicht!

Es reicht nicht, „positiv“ zu denken, Ziele positiv zu formulieren, das Wort „Problem“ zu vermeiden oder was sonst noch an Halbwahrheiten gelehrt wird. Denn die Einflüsse unseres gesamten Gedanken- und Glaubenssystems, unseres Fühlens und unserer Identifikationen spielen alle eine komplexe Rolle dabei, wohin wir unsere Aufmerksamkeit lenken – sprich, was wir tatsächlich als Ziel fokussieren.

Das meiste, was unsere Aufmerksamkeit beeinflusst, spielt sich dabei auf einer unbewussten Ebene ab und widerspricht häufig sogar dem, was wir bewusst denken.

Es geht also um unser gesamtes Denken, Fühlen und Sein, nicht nur um die Gedanken, auch wenn diese am offensichtlichsten sind und schon am besten untersucht wurden.

So zeigen wissenschaftliche Studien und Fallbeispiele, welche lebenswichtige Bedeutung allein unsere Glaubenssätze haben. Hier gibt es sehr spannende Studien und Einzelfälle, die sich speziell mit der Wirkung von Placebos und mit sogenannten Nocebo-Effekten beschäftigen. Sogar in einer Studie des Wissenschaftsbeirats der Bundesärztekammer wurde festgestellt, dass Placebo-Medikamente (also Scheinmedikamente ohne Wirkstoff) in ca. 30 % aller Fälle tatsächlich eine neurobiologische Wirkung haben, auch wenn die gesamte Placebo-Forschung aufgrund der großen Komplexität vom Verständnis her noch in den Kinderschuhen steckt.[6]

Wenn wir ein Medikament einnehmen und erwarten, dass es uns hilft, dann schüttet unser Gehirn Botenstoffe aus, die dafür sorgen, dass unser Körper seine Selbstheilungskräfte aktiviert und sich die passenden Wirkstoffe selbst herstellt.

Noch erstaunlicher sind die Erkenntnisse aus der sogenannten Nocebo-Forschung. Denn Menschen können sich auch krank denken – bis hin zum eigenen Tod, wie Fallbeispiele des amerikanischen Forschers Dr. Howard Brody zeigen.[7]

Fallbeispiel:

Im Beispiel von „Mr. Wright“, der an Lymphdrüsenkrebs erkrankt war, nahm dieser an einer Teststudie zur Wirksamkeit eines neuen Medikaments namens Krebiozen teil. Sein Tumor schrumpfte mit diesem Medikament rasend schnell. Allerdings las er wenig später, dass sich das Medikament in der Studie als wirkungslos erwiesen hatte – sein Tumor wuchs danach sehr schnell wieder lebensbedrohlich an.

Daraufhin erzählten ihm die Ärzte (die wussten, dass der vorherige Erfolg ein reiner Placebo-Effekt gewesen sein musste), dass eine neue, wirkungsvollere Variante entwickelt worden sei, und gaben ihm als Placebo steriles Wasser. Der Tumor des Patienten, der glaubte, das neue Medikament zu bekommen, ging wiederum massiv zurück. Aber als er wenige Monate später in der Zeitung las, dass dieses Medikament vollkommen wirkungslos war, begann der Tumor wiederum so schnell und drastisch zu wachsen, dass der Patient wenige Wochen nach diesem Zeitungsbericht verstarb.

Wenn Überzeugungen, Erwartungen und Annahmen eine so große Wirkung auf unseren Körper haben, ist es naheliegend, dass diese auch Einfluss auf unseren beruflichen Erfolg haben. Denn letztlich sind es auch hier Menschen, die einfach nur in unterschiedlich großen Kollektiven zusammenarbeiten.

Praxisübung:

Denken Sie einmal an drei Dinge oder Situationen in Ihrem Leben oder in Ihrer Firma, die richtig gut gelungen sind. Reflektieren Sie, welche Annahmen Sie bezüglich der Situation hatten – wie haben Sie sich gefühlt, welche Einstellung hatten Sie dazu? Und dann nehmen Sie sich einmal drei Beispiele, wo etwas nicht so gelaufen ist, wie Sie wollten. Wie haben Sie sich diesbezüglich vorher gefühlt, welche Gedanken hatten Sie? (Seien Sie ehrlich!) Erkennen Sie Zusammenhänge? Wenn nicht: Können Sie sicher ausschließen, dass es keine Zusammenhänge gibt? Gibt es vielleicht Dinge, die Sie nicht sehen möchten, die aber ganz leise in Ihrem Hinterkopf oder Bauch sitzen?

Selbst wenn alle Ereignisse in Ihrem Leben und Unternehmen reiner Zufall wären: Was wäre der ökonomischere Ansatz, um erfolgreicher zu sein? Alles dafür zu tun, dass jeder Mitarbeiter seine Aufmerksamkeit möglichst positiv ausrichtet, oder einfach weiterzumachen wie bisher und die Mitarbeiter mit noch mehr Druck anzutreiben?

Denn auch wenn man nicht an den direkten Einfluss des menschlichen Bewusstseins auf die Realität glaubt, können viele der hier vorgestellten Maßnahmen helfen, mehr Leichtigkeit, Freude und Effektivität in unsere Unternehmen zu bringen, da, wie anfangs beschrieben, Menschen dann auf jeden Fall wesentlich produktiver sind. Ganz nebenbei werden Sie auch noch eine geringere Fluktuation und geringere Fehlzeiten haben, wenn die Mitarbeiter entspannter bei ihrer Arbeit sind.

Und falls doch ein Funken Wahrheit in der Theorie des Einflusses unseres Bewusstseins auf die Realität steckt, sind Sie Ihren Wettbewerbern, die nicht diesen Weg gehen, auf jeden Fall einige Schritte voraus.

Aber was bedeutet eine „positive Ausrichtung“ unserer Aufmerksamkeit nun konkret? Detailliert wird das natürlich im Laufe dieses Buches noch erklärt. Aber um bereits eine Idee davon zu bekommen, hilft es, wenn wir nicht nur darüber nachdenken, sondern einmal spüren, wie sich eine positive Ausrichtung anfühlt.

Praxisübung:

Bitte legen Sie jetzt einmal alle Gewohnheiten, Gelesenes nur zu durchdenken, beiseite und versuchen Sie, auch Ihr Gefühl mitarbeiten zu lassen.

Denken Sie dazu noch einmal kurz an ein schönes Ereignis in Ihrem Leben, etwas, das Ihnen gut gelungen ist, etwas, worüber Sie sich gefreut haben – egal ob es ein großartiger Deal mit einem neuen Kunden war oder ein schönes Candlelight-Dinner mit einem oder einer Liebsten, ein netter Abend mit Freunden oder der Austausch mit den Kollegen.

Und jetzt spüren Sie einmal in Ihren Körper, wie Sie sich fühlen, wenn Sie daran denken. Wie ist Ihre Anziehungskraft auf andere Menschen in diesem Zustand? Wie ist ihre Begeisterungsfähigkeit und Überzeugungskraft? Wie leistungsfähig fühlen Sie sich in diesem Zustand? Wie kraftvoll und gesund?

Spüren Sie auch einmal nach, ob sich der Gedanke an diese Situation eher leicht oder eher schwer anfühlt. Erscheint ihnen dieses Ereignis eher hell oder dunkel, weit oder eng, kraftspendend oder kraftraubend? Spüren Sie eher einen sanften Zug nach oben, in Richtung Kopf, oder eher nach unten? Sie müssen zur Beantwortung dieser Fragen nicht unbedingt ein Bild vor Ihrem inneren Auge sehen. Es genügt eine intuitive, ungefähre Wahrnehmung.

Danach nehmen Sie zum Vergleich einmal eine Situation, die Sie geärgert hat oder sonst irgendwie von Ihnen als „negativ“ bewertet wird. Spüren Sie auch hier gemäß den oben gestellten Kriterien erst einmal nach, wie Sie sich insgesamt fühlen, wenn Sie an diese negative Situation denken. Wie überzeugend wirken Sie jetzt gerade, wie ist Ihre Ausstrahlung? Wie leistungsfähig schätzen Sie sich ein? Danach schauen Sie bitte, wie sich Ihr Körper bzw. Ihre gefühlsmäßige Wahrnehmung des Ereignisses anfühlt – also eher leicht oder schwer, hell oder dunkel, weit oder eng, kraftspendend oder ‑raubend, nach oben oder unten ziehend.

Wechseln Sie bitte zum Abschluss noch einmal auf das positive Ereignis und nehmen Sie diese schöne Energie mit in die weitere Lektüre!

Wir wollen die Gesamtheit dieser zu einem konkreten Thema wahrgenommenen Qualitäten (hell/dunkel etc.) im Folgenden als „Energie“ bezeichnen. Die im Beispiel genannten Qualitäten sind universelle, archetypische Repräsentationen unseres Unterbewusstseins, die von allen Menschen in sehr ähnlicher Weise wahrgenommen werden. Sie sind daher ein zuverlässiger Indikator dessen, was in Ihnen vorgeht. Vielleicht können Sie nicht alle Eigenschaften gleich gut wahrnehmen, aber die grundsätzliche Zuordnung ist bei allen Menschen gleich.