Das sozialökologische Sinus-Milieu. Entstehung, Entwicklung und Eigenschaften - Anna Zuber - E-Book

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Anna Zuber

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Beschreibung

Studienarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Soziologie - Soziales System und Sozialstruktur, Note: 1,0, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg (Soziologie), Veranstaltung: Schichten, Milieus, Lebensstile: Moderne Sozialstrukturen im Vergleich, Sprache: Deutsch, Abstract: Sie kaufen überdurchschnittlich oft Biolebensmittel, beziehen Ökostrom und leben naturverbunden. Durch einen nachhaltigen Lebensstil wollen sie die Umwelt, das Klima und ihre Gesundheit schützen. Für die dem „sozialökologischen Milieu“ zugeordneten Menschen spielt der Umweltgedanke im Alltag eine große Rolle. Seit der Aktualisierung seines Modells im Jahr 2010 unterteilt Sinus Sociovision (das Sinus-Institut in Heidelberg) die deutsche Bevölkerung in zehn Milieus , darunter das Sozialökologische, welches 7,2% der deutschen Bevölkerung ausmacht. Während einige Milieunamen wie „Hedonisten“ oder „Bürgerliche Mitte“ bereits im Vorgängermodell vorkamen, war die Bezeichnung „Sozialökologische“ noch nie Teil der Sinus-Typologie. Betrachtet man das Modell von 2009, so fällt auf, dass kein ökologisches Leitmilieu existierte, dessen Name auf eine umweltfreundliche Ausrichtung des Lebensinhalts schließen ließe. Dies lädt den Betrachter ein anzunehmen, ein gänzlich umweltbewusster Lebensstil sei ein neues Phänomen. Gab es vor 2010 nicht genug konsumkritische, naturnahe Bürger, deren Alltag vom Umweltbewusstsein geprägt war, um sie in einem Milieu zu gruppieren? Welche demographischen und soziokulturellen Eigenschaften sind typisch für das sozialökologische Milieu? Die vorliegende Arbeit soll Antwort auf diese Fragen geben, indem sie die Entstehung und Entwicklung der Lebenswelten beschreibt, in denen Umweltbewusstsein und –verhalten eine zentrale Rolle spielten und spielen. Schon Anfang des 20. Jahrhunderts kritisierte die jugendliche Bürgerbewegung die Verstädterung, die Naturvernichtung und die Konsummentalität, wodurch zahlreiche Heimat- und Naturschutzorganisationen gegründet wurden. Der Fokus dieser Arbeit liegt allerdings auf der Entwicklung ab 1970. Zum einen entstand die Umweltbewegung zu Anfang jenes Jahrzehnts, und zum anderen veröffentlichte das Sinus-Institut Ende der 70er Jahre das erste Milieumodell für Westdeutschland. Die Geschichte der Umweltbewegung und die Verbreitung des Ökologiegedankens werden also mit der Veränderung der Sinus-Milieumodelle in Verbindung gebracht.

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Veröffentlichungsjahr: 2016

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Inhaltsverzeichnis

 

1 Einleitung

2 Das Konzept der Sinus-Milieus

3 Die Entwicklung der ökologisch affinen Milieus vor dem Hintergrund der Umweltbewegung

3.1 1970 bis 1983

3.2 1983 bis 1995

3.3 1997 in Ostdeutschland

3.4 1995 bis 2009

4 Das Sozialökologische Milieu im Sinus-Modell von 2010

5 Mögliche Gründe für die Entstehung des Sozialökologischen Milieus zwischen 2001 und 2010

6 Schluss

7 Literaturverzeichnis

 

1Einleitung

 

Sie kaufen überdurchschnittlich oft Biolebensmittel, beziehen Ökostrom und leben naturverbunden. Durch einen nachhaltigen Lebensstil wollen sie die Umwelt, das Klima und ihre Gesundheit schützen. Für die dem „sozialökologischen Milieu“ zugeordneten Menschen spielt der Umweltgedanke im Alltag eine große Rolle.

 

Seit der Aktualisierung seines Modells im Jahr 2010 unterteilt Sinus Sociovision (das Sinus-Institut in Heidelberg) die deutsche Bevölkerung in zehn Milieus[1], darunter das Sozialökologische, welches 7,2%[2] der deutschen Bevölkerung ausmacht. Während einige Milieunamen wie „Hedonisten“ oder „Bürgerliche Mitte“ bereits im Vorgängermodell vorkamen, war die Bezeichnung „Sozialökologische“ noch nie Teil der Sinus-Typologie. Betrachtet man das Modell von 2009 (welches auf dem ersten gesamtdeutschen Modell von 2001 beruht, s. Abb. 3, S.13), so fällt auf, dass kein ökologisches Leitmilieu existierte, dessen Name auf eine umweltfreundliche Ausrichtung des Lebensinhalts schließen ließe. Dies lädt den Betrachter ein anzunehmen, ein gänzlich umweltbewusster Lebensstil sei ein neues Phänomen. Gab es vor 2010 nicht genug konsumkritische, naturnahe Bürger, deren Alltag vom Umweltbewusstsein geprägt war, um sie in einem Milieu zu gruppieren? Welche demographischen und soziokulturellen Eigenschaften sind typisch für das sozialökologische Milieu?

 

Die vorliegende Arbeit soll Antwort auf diese Fragen geben, indem sie die Entstehung und Entwicklung der Lebenswelten beschreibt, in denen Umweltbewusstsein und –verhalten eine zentrale Rolle spielten und spielen. Die Geschichte der Umweltbewegung und die Verbreitung des Ökologiegedankens sollen mit der Veränderung der Sinus-Milieumodelle in Verbindung gebracht werden. Hierbei werden Sekundärliteraturquellen herangezogen. Erste Hinweise gibt der Artikel „Die soziokulturelle Karriere des Themas Ökologie“ von Carsten Wippermann[3]. Die Arbeiten von Karl-Dieter Opp und Dieter Rucht beschreiben die Ökologiebewegung. Das Umweltbundesamt integrierte 2010 das Sinus-Milieumodell in seine Repräsentativerhebung zum Umweltbewusstsein, sodass einige Informationen über die Eigenschaften der Milieus zugänglich wurden, die sonst nur durch den Kauf des Infopakets von Sinus zu erhalten wären.

 

Schon Anfang des 20. Jahrhunderts kritisierte die jugendliche Bürgerbewegung die Verstädterung, die Naturvernichtung und die Konsummentalität, wodurch zahlreiche Heimat- und Naturschutzorganisationen gegründet wurden (Morris-Keitel: 123). Der Fokus dieser Arbeit wird allerdings auf der Entwicklung ab 1970 liegen. Zum einen entstand die Umweltbewegung zu Anfang jenes Jahrzehnts, und zum anderen veröffentlichte das Sinus-Institut Ende der 70er Jahre das erste Milieumodell für Westdeutschland.

 

Die Wahl des Themas lässt sich mit dem persönlichen Interesse am Konzept der sozialen Milieus begründen, welches neben anderen Modellen zur Darstellung der Sozialstruktur einer Bevölkerung im soziologischen Seminar „Schichten, Milieus, Lebensstile: Moderne Sozialstrukturen im Vergleich“ vorgestellt wurde. Wie das Schichtkonzept ergänzt wird, wenn neben soziodemographischen Merkmalen auch Werte und Lebensstile erfasst werden, um die Vielfalt einer Gesellschaft zu ordnen, wird zunächst in Abschnitt 2 erläutert. Das sozialökologische Milieu ist hierbei von besonderem persönlichem Interesse, da ich mich auf Anhieb selbst in den Bereich zwischen diesem und dem Liberal-Intellektuellen Milieu einordnen würde. Welche Merkmale typisch für dieses Milieu sind, wird in Abschnitt 4 erläutert. Schließlich trägt auch das eigene Engagement in einer Umweltschutzgruppe dazu bei, dass die Ökologiebewegung in Abschnitt 3 in Zusammenhang mit der Veränderung der Milieustruktur gebracht wird. Zuletzt wird in Abschnitt 5 gefragt, was dazu beigetragen haben könnten, dass es seit 2010 wieder ein ökologisches Leitmilieu gibt.

 

2 Das Konzept der Sinus-Milieus

 

Das Milieukonzept des Heidelberger Sinus-Instituts dient primär der Politik- und Marktforschung. Das Unternehmen Sinus Sociovision hilft seinen Kunden aus dem Bereich der strategischen Markt- und Kommunikationsplanung[4], indem es Zielgruppen identifiziert. Unter der Annahme, dass Menschen mit identischen soziodemographischen Merkmalen (wie Alter, Bildung, Geschlecht und Einkommen) nicht zwangsläufig derselben Zielgruppe angehören (wegen unterschiedlicher ästhetischer und stilistischer Präferenzen), werden die „Lebenswelten“ der Gesellschaft analysiert.

 

Ende der 70er Jahre wurden in qualitativen Interviews 1400 Westdeutsche zu ihren Werthaltungen[5] und ihren Alltagseinstellungen[6] zu Arbeit, Familie, Freizeit, Geld und Konsum (also ihrer Lebensauffassung) sowie zu ihrer Lebensweise befragt. 1982 wurden die Ergebnisse quantitativ überprüft. Das Sinus-Institut entwarf einen Milieu-Indikator mit 40 Statements, mit dessen Hilfe sich die „Werteprofile“ der Befragten ermitteln lassen. Seitdem kommt der Indikator in der jährlichen Repräsentativerhebung (ca. 100 000 Fälle pro Jahr, befragt wird die Wohnbevölkerung ab 14 Jahren) zusätzlich zu narrativen Interviews zum Einsatz. (Sinus 2009: 2, 3, 10, 12).