Das Spanische Jahrhundert - Mariano Delgado - E-Book

Das Spanische Jahrhundert E-Book

Mariano Delgado

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Beschreibung

Dem ›Siglo de Oro‹, dem Goldenen Zeitalter Spaniens, widmet sich Mariano Delgados Buch, das einen umfassenden Überblick über Politik, Wirtschaft und Religion gibt. Gleichzeitig betrachtet es die kulturelle Hochblüte der Zeit mit großen Namen wie Velázquez, El Greco, Calderón oder Cervantes. Doch was zeichnet diese Epoche aus? Von etwa 1550 - 1680 erlebt die europäische Hegemonialmacht Spanien den Höhepunkt ihrer Zeit als Kolonialmacht. Diese Phase ist nicht nur durch eine offensive katholische Reaktionspolitik gekennzeichnet, sondern auch durch die Unterdrückung politischer Freiheiten. Hochgespannte politische Ambitionen werden mit Hilfe der Inquisition brutal durchgesetzt. Wirtschaftlich droht aufgrund der ständig überspannten Mittel - trotz der reichen Goldeinkünfte - fortwährend der Staatsbankrott. Neben innenpolitischen Entwicklungen betrachtet der Titel fundiert das spanische Weltreich in Übersee mit seinen kolonialen Auswirkungen und Problemen.

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Geschichte kompakt

Herausgegeben von

Kai Brodersen, Martin Kintzinger,

Uwe Puschner, Volker Reinhardt

 

Herausgeber für den Bereich Frühe Neuzeit:Volker Reinhardt

 

Beratung für den Bereich Mittelalter:Sigrid Jahns

Mariano Delgado

Das Spanische Jahrhundert(1492–1659)

Politik – Religion – Wirtschaft – Kultur

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikationin der Deutschen Nationalbibliografie;detaillierte bibliografische Daten sind im Internet überhttp://dnb.de abrufbar.

 

Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt.Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig.Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen,Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung inund Verarbeitung durch elektronische Systeme.

© 2016 by WBG (Wissenschaftliche Buchgesellschaft), DarmstadtDie Herausgabe des Werkes wurde durchdie Vereinsmitglieder der WBG ermöglicht. Lektorat: Kristine Althöhn, MainzRedaktion: Mirjam Kromer, FribourgSatz: Lichtsatz Michael Glaese GmbH, HemsbachUmschlaggestaltung: schreiberVIS, Bickenbach

Besuchen Sie uns im Internet: www.wbg-wissenverbindet.de

ISBN 978-3-534-23953-5

Elektronisch sind folgende Ausgaben erhältlich:eBook (PDF): 978-3-534-71389-9eBook (epub): 978-3-534-71391-2

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Innentitel

Inhaltsverzeichnis

Informationen zum Buch

Informationen zum Autor

Impressum

Inhaltsverzeichnis

Einführung

I. Sendungsbewusstsein

    Translatio imperii unter den Katholischen Königen

    Die Universalmonarchie Karls V.

    Die Monarchia Hispanica Philipps II. und seiner Nachfolger

    Bekräftigung des spanischen Anspruchs im 17. Jahrhundert

    Die Stunde Frankreichs

II. Staat und Kirche

    Staatsreform

    Religionspolitik

    Kirchenreform

III. Das Ende der Convivencia von Christen, Juden und Muslimen

    Zwei Modelle von Religionspolitik

    Die Vertreibung von Juden und Morisken

    Zwischen Entorientalisierung und Europäisierung – ein Historikerstreit

IV. Geistige Wende in „schweren Zeiten“

    Aufdeckung der Kryptoprotestanten

    Geistige Haupttendenzen im 16. Jahrhundert

    Belagerte Festung

V. Die Kontroverse De Indis

    Entscheidende Fragen und erste Antworten

    Francisco de Vitoria: ein subtiler Theologe

    Juan Ginés de Sepúlveda: ein aristotelischer Humanist

    Bartolomé de Las Casas: ein christlicher Humanist

    Die spanische Politik nach der Kontroverse

    Die Folgen der geistigen Wende für die Kontroverse

VI. Die Kontroverse um die Limpieza de sangre

    Vom Statut des Gemeinderats von Toledo (1449) zum Statut der Kathedrale von Toledo (1547)

    Vom Statut der Kathedrale von Toledo (1547) bis zum Erlass Philipps IV. 1623

    Vom Erlass Philipps IV. 1623 bis zur Aufhebung der Statuten 1833

    Die theologische und soziale Brisanz der Kontroverse

    Rassismus in der Vormoderne?

VII. Die Spanische Inquisition

    Spanische Inquisition und Buchzensur

    Zum Buchprozess und zur Hermeneutik der Qualifikatoren und der Index-Regeln

    Zum „Historikerstreit“ über die Folgen der Buchzensur

VIII. Als Bibelübersetzungen subversiv waren

    Der Anfang in Antwerpen (1543)

    Die Sefarden und die Bibel von Ferrara (1553)

    Das Neue Testament aus Genf (1556)

    Die Basler Bibel (1569)

IX. Eine erneuerte Scholastik

    Die „Schule von Salamanca“

    Die neue theologische Methode Melchor Canos

X. Spiritualität und Mystik

    Askese und Mystik

    Teresa von Ávila und Johannes vom Kreuz

    Volksreligiosität

XI. Ein missionierendes Weltreich

    Evangelisierung in den einheimischen Sprachen

    Die Einstellung zu den indianischen Religionen

    Folgen für den Umgang mit dem „Götzendienst“

    Die Missionsutopie: Missionsdörfer

    Die afrikanischen Sklaven

XII. Die Neue Welt – ethnographisch

    Anklagende und apologetische Ethnographie

    Regierungsethnographie

    Missionsethnographie

    Indigene und kreolische Ethnographie

    „Wissenschaftliche“ Ethnographie

    Das Schicksal der ethnographischen Werke

XIII. Ein Weltreich geht bankrott

    Karl V. und das providentielle Gold aus der Neuen Welt

    Finanzsituation und Finanzpolitik unter Philipp II.

    Eine Theologie des Goldes

    Einige Reaktionen auf die Finanzkrisen

XIV. Eine globale Kultur oder ein Siglo de Oro im „Spanischen Jahrhundert“

    Architektur

    Musik

    Malerei

    Höfische Malerei

    Religiöse Malerei und Bildhauerei

    Der Künstler als „Autor“

    Literatur

    Theater

    Lyrik

    Erzählende Literatur

    Autorschaft zwischen Selbstbestimmung und Abhängigkeit

XV. Von der Exzellenz zur Mittelmäßigkeit

Karte

Chronologischer Überblick

Literatur

Personenregister

Ortsregister

Geschichte kompakt

In der Geschichte, wie auch sonst,dürfen Ursachen nicht postuliert werden,man muss sie suchen. (Marc Bloch)

 

Das Interesse an Geschichte wächst in der Gesellschaft unserer Zeit. Historische Themen in Literatur, Ausstellungen und Filmen finden breiten Zuspruch. Immer mehr junge Menschen entschließen sich zu einem Studium der Geschichte, und auch für Erfahrene bietet die Begegnung mit der Geschichte stets vielfältige, neue Anreize. Die Fülle dessen, was wir über die Vergangenheit wissen, wächst allerdings ebenfalls: Neue Entdeckungen kommen hinzu, veränderte Fragestellungen führen zu neuen Interpretationen bereits bekannter Sachverhalte. Geschichte wird heute nicht mehr nur als Ereignisfolge verstanden, Herrschaft und Politik stehen nicht mehr allein im Mittelpunkt, und die Konzentration auf eine Nationalgeschichte ist zugunsten offenerer, vergleichender Perspektiven überwunden.

Interessierte, Lehrende und Lernende fragen deshalb nach verlässlicher Information, die komplexe und komplizierte Inhalte konzentriert, übersichtlich konzipiert und gut lesbar darstellt. Die Bände der Reihe „Geschichte kompakt“ bieten solche Information. Sie stellen Ereignisse und Zusammenhänge der historischen Epochen der Antike, des Mittelalters, der Neuzeit und der Globalgeschichte verständlich und auf dem Kenntnisstand der heutigen Forschung vor. Hauptthemen des universitären Studiums wie der schulischen Oberstufen und zentrale Themenfelder der Wissenschaft zur deutschen, europäischen und globalen Geschichte werden in Einzelbänden erschlossen. Beigefügte Erläuterungen, Register sowie Literatur- und Quellenangaben zum Weiterlesen ergänzen den Text. Die Lektüre eines Bandes erlaubt, sich mit dem behandelten Gegenstand umfassend vertraut zu machen. „Geschichte kompakt“ ist daher ebenso für eine erste Begegnung mit dem Thema wie für eine Prüfungsvorbereitung geeignet, als Arbeitsgrundlage für Lehrende und Studierende ebenso wie als anregende Lektüre für historisch Interessierte.

Die Autorinnen und Autoren sind in Forschung und Lehre erfahrene Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Jeder Band ist, trotz der allen gemeinsamen Absicht, ein abgeschlossenes, eigenständiges Werk. Die Reihe „Geschichte kompakt“ soll durch ihre Einzelbände insgesamt den heutigen Wissensstand zur deutschen und europäischen Geschichte repräsentieren. Sie ist in der thematischen Akzentuierung wie in der Anzahl der Bände nicht festgelegt und wird künftig um weitere Themen der aktuellen historischen Arbeit erweitert werden.

Kai Brodersen

Martin Kintzinger

Uwe Puschner

Volker Reinhardt

Einführung

Spanische Hegemonie

„Spanisches Jahrhundert“, „Siglo de Oro“, „Spanisches Zeitalter“ sind heuristische Forschungsbegriffe zum besseren Verständnis der spanischen Hegemonie in der Frühen Neuzeit. Sie suggerieren, dass diese nicht nur politisch-militärisch war, sondern auch wesentliche Spuren in der Kultur und der Lebensart hinterlassen hat. Zugleich sind sie umstrittene, weil unpräzise Begriffe, wenn es darum geht, Anfang und Ende dieser Epoche zu markieren. Viele neigen dazu, den Anfang mit der Herrschaft Karls V. († 1558) zu setzen, sei es 1516 (Beginn seiner dynastischen Nachfolge in Spanien), 1519 (Kaiserwahl) oder 1525 (glanzvoller Sieg über Franz I. von Frankreich (1515–1547) bei Pavia und endgültige Brechung des Widerstandes in Kastilien und Aragón gegen die neue Monarchie). Das Ende wird zumeist mit 1648 (Westfälischer Frieden) angegeben, weil damit Spanien die Niederlande verliert und die Grenzen seiner Bedeutung in der europäischen Politik zu spüren bekommt. So befürwortet Bartolomé Bennassar (Un siècle d’or espagnol, 1982) den Zeitrahmen um 1525 bis um 1648. Antonio Domínguez Ortiz (The Golden Age of Spain, 1971) spricht hingegen von der Zeit zwischen 1516 und 1659. Und andere Forscher wiederum setzen den Anfang im Jahr 1479 (Beginn der eigentlichen Regierungszeit der Katholischen Könige mit der Thronbesteigung Ferdinands in Aragón († 1516), nachdem Isabella 1474 zur Königin von Kastilien ausgerufen worden war († 1504)) oder mit dem Jahr 1469 (Heirat von Isabella und Ferdinand) und das Ende mit dem Tod von Philipp IV. (1621–1665), dem letzten großen König aus dem Hause Habsburg, oder gar mit dem Tod seines Nachfolgers Karl II. (1665–1700).

Translatio imperii

Wenn wir hier als langes „Spanisches Jahrhundert“ die Eckdaten 1492–1659 vorschlagen, so geschieht dies einerseits im Bewusstsein dessen, dass Anfang und Ende solcher Epochen eher prozesshaft vor sich gehen und konkrete Jahresangaben nur von symbolischem Wert sind; andererseits ist diese Wahl von der Überzeugung geprägt, dass die Translatio imperii, d.h. der Führungs- bzw. Hegemonieanspruch, bei solchen Epochengrenzen das eigentlich Entscheidende ist. Der spanische Führungsanspruch entsteht nicht erst mit dem Hause Habsburg, sondern wird bereits von den Ereignissen des Jahres 1492 geprägt, die bald darauf als providenziell betrachtet wurden: Eroberung des maurischen Königreiches Granada, Vertreibung der Juden als Fanal für die intendierte religiöse Uniformierung auf dem Boden des katholischen Glaubens, Entdeckung der Neuen Welt und Beginn der transatlantischen Expansion, Drucklegung der ersten spanischen Grammatik. Dass Ferdinand und Isabella – auch für ihre Nachfolger – im Jahr 1496 von Papst Alexander VI. (1492–1503) den Titel „Reyes Católicos“ verliehen bekamen, unterstreicht ihren Aufstieg im damaligen Europa, denn „Katholische Könige“ kommt von katholikós, allumfassend, und dieser Titel steht der kaiserlichen Würde kaum nach. Der damit entstandene und mit Karls Konzept der Universalmonarchie potenzierte Führungsanspruch hatte im „Spanischen Jahrhundert“ – abgesehen vom türkischen Sultan – nur im französischen König einen wirklichen Kontrahenten. Von daher markiert der Pyrenäenfrieden von 1659 zwischen Spanien und Frankreich, eher als der Westfälische Frieden von 1648, die faktische Beerbung des spanischen Führungsanspruchs in Europa durch die Franzosen, die mit Ludwig XIV. (1643–1715) ihr eigenes „Siècle d’or“ einleiteten. Dass Baltasar Gracián, der scharfe Diagnostiker der Dekadenzerscheinungen, 1658 starb, spricht auch für eine Zäsur Ende der 1650er-Jahre – wenngleich Diego Velázquez erst 1660, Francisco de Zurbarán 1664, Pedro Calderón de la Barca 1681 und Juana Inés de la Cruz erst 1695 sterben werden.

„Spanisches Jahrhundert“ scheint uns ein besserer Begriff für den hier intendierten Zugang als „Siglo de Oro“ zu sein. Denn Letzterer wird oft eher in kultureller Hinsicht verstanden, etwa als Übergang von der Renaissance zum Barock (1550–1680). Im „Spanischen Jahrhundert“ erlebt die hispanische Kultur auch ihr „Siglo de Oro“ als global wirkende Kultur. Aber die Zeitgenossen hatten kaum das Bewusstsein in einem „Goldenen Zeitalter“ zu leben, wohl aber in einem des spanischen Führungsanspruchs – mit all seinen Errungenschaften und Krisenerscheinungen. Ein „Goldenes Zeitalter“ wurde damals nur in der für die Renaissance typischen Nostalgie der von Vergil besungenen aetas aurea beschworen. Diese wurde von Missionaren und Entdeckern oft auf die Naturvölker der Neuen Welt projiziert, was den Spott von Geistesgrößen wie Juan Luis Vives und Miguel de Cervantes auf sich zog.

Gegenüber den erwähnten Werken – und vielen anderen, die in den letzten Jahrzehnten erschienen sind – zeichnet sich dieses Buch durch die besondere Aufmerksamkeit aus, die aufgrund der Forschungen des Verfassers in den letzten Jahren darin wichtigen Kontroversen gewidmet wird (u.a. in der Kolonialfrage, der Buchzensur, der Frage der Blutsreinheit oder Limpieza de sangre, den Bibelübersetzungen, der Missionierung der Neuen Welt). Das Thema ist so umfangreich, dass verschiedene Annäherungen nicht nur erlaubt, sondern auch geboten sind.

Mariano Delgado

I. Sendungsbewusstsein

Man hat Italiener, Franzosen und Deutsche die drei Hauptvölker des mittelalterlichen Abendlands genannt. Denn sie teilten sich das Papsttum, die Wissenschaft und das Kaisertum (sacerdotium, studium, imperium). Im Sinne der Ost-West-Wanderungstheorie des Otto von Freising, wonach die Religion, die Wissenschaft und die politische Führung von Osten nach Westen gewandert seien, bis sie in Europa den Höhepunkt erreichten und das Ende der Geschichte damit eingeleitet war, lag es nahe, dass gerade in diesen Völkern das Sendungsbewusstsein groß war. Zu Beginn der Neuzeit aber fand das Land, das an der südwestlichen Peripherie des christlichen Europas dieses gegen die Muslime verteidigte, seine historische Stunde.

Das spanische „Sendungsbewusstsein“ speiste sich aus verschiedenen Quellen:

Bibel und Nationalgeschichte

(1) Die Bibel hat in allen christlichen Ländern ein Verständnis der Nationalgeschichte anhand der Kategorien „Erwählung-Bund-Gericht“ hervorgerufen. Alle Völker der Christenheit fühlen sich analog zum jüdischen Volk „erwählt“, verstehen ihren Eintritt in die Kirche als eine Art „Bund“ mit ihrem neuen Gott und deuten ihre historischen Niederlagen und Katastrophen als Gericht Gottes ob ihrer Untreue gegenüber ihrer Erwählung und Bundesverpflichtung. In Spanien markiert die Bekehrung des Westgotenkönigs Rekared vom Arianismus zum katholischen Glauben beim III. Konzil von Toledo 589 die entscheidende Wende. In der Geschichte der Goten des Isidor von Sevilla († 636) finden wir ein überschwängliches Lob Spaniens als „die heilige und immer glückliche Mutter von Fürsten und Völkern, das schönste aller Länder, die sich vom Westen bis Indien ausdehnen“, als die „Ehre und die Zierde des Erdkreises und der erhabenste Teil der Welt“. Diese Sicht ist in die Nationalchronik eingegangen, die im 13. Jahrhundert am Hof des kastilischen Königs Alfons X., genannt der Weise, (1252–1284) redigiert wurde. Darin wird Spanien als „Paradies Gottes“ bezeichnet, als „das scharfsinnigste, kühnste und tapferste aller Länder, wo alles im Überfluss zu finden sei“, es überrage „alle anderen Länder“ und werde „mehr als sie wegen seiner Treue“ geschätzt.

Als das Reich der Westgoten nach der muslimischen Invasion 711 abrupt zugrunde ging, war dies erklärungsbedürftig. Die erwähnte Nationalchronik weiß es als Ausgießung des göttlichen Zornes ob der Sünden in den letzten Jahren der Westgotenherrschaft (Spaltungen, Verrat, wieder aufkeimender Arianismus) biblisch zu interpretieren. Daher entzog Gott den Westgoten seinen Schutz „und entfernte von ihnen seine Gnade“. Dazu wird der bereits im Alten Testament geschichtstheologisch konnotierte Begriff „Zerstörung“ verwendet, eine Zerstörung, die schlimmer sei als die Zerstörung Babels durch die Perser, die Roms durch Goten und Vandalen oder die Jerusalems und Karthagos durch die Römer: „Die Säuglinge wurden gegen die Mauer geschleudert, die Knaben von Wunden zerfetzt, die Erwachsenen durch das Schwert getötet, die Alten starben auf dem Schlachtfeld, und alle verendeten im Krieg […]. In den Kirchen und Türmen, wo man früher Gott zu loben pflegte, bekannte man sich und rief man nun nach Muhammad.“

Endzeitkaiser/König

(2) Die joachimitische Tradition eines messianischen Endzeitkaisers ist spätestens seit den Schriften des Arnaldo de Vilanova um 1300 auch in Spanien präsent. Dieser prophezeite die Ankunft eines eschatologischen Königs, der den Antichrist besiegen, die Muslime aus Spanien vertreiben, Nordafrika und Jerusalem zurückerobern und die Universalmonarchie führen werde. Vilanovas Voraussagen wurden 1316 in Tarragona verurteilt, aber die Erwartung des genannten Königs war nicht aus der Welt zu schaffen, zumal die vielen zwangsbekehrten Juden im 15. Jahrhundert die Sehnsüchte ihres Messianismus auf die Könige von Kastilien und Aragón übertrugen.

Translationslehre

(3) Dazu kommt die Rezeption politischer Leitbegriffe der mittelalterlichen Christenheit wie „Translations-/Weltreichelehre“ und „Universalmonarchie“. Beide haben antike Wurzeln, sind aber auch biblisch geprägt. Gemäß der Translationslehre ist Gott derjenige, der „den Wechsel der Zeiten und Fristen“ bestimmt: „er setzt Könige ab und setzt Könige ein“ (Dan 2,21) und er lässt die Herrschaft von einem Volk zum anderen „wegen Gewalttat und Übermut“ (Sir 10,8) wandern. Diese Translationslehre wurde verbunden mit der Weltreichelehre aus dem Danielbuch (u.a. Dan 2,1–49), die eine Ost-West-Wanderung der Universalherrschaft nahelegt sowie die Ankunft eines fünften Weltreiches ankündigt, das nicht mehr untergehen werde. Der Stein, der im Traum Nebukadnezzars „ohne Zutun von Menschenhand“ (Dan 2,34) sich von einem Berg löste und das Standbild aus Gold, Silber, Bronze, Eisen und Ton (die vier Weltreiche) zermalmte und das fünfte Reich einleitete, wird mit der Hand Gottes identifziert. Das Römische Reich und seine christlichen Rechtsnachfolger im östlichen und westlichen Kaisertum galten als das vierte Reich, während das fünfte Reich, das Reich Gottes oder des Messias, das mit Jesus Christus angefangen habe, eigentlich ein jenseitiges sei, wenn auch bereits hier in der Kirche versinnbildlicht werde. Die Vollendung werde aber erst nach Erscheinen des Antichrists und dessen Depotenzierung eintreffen.

Universalmonarchie

Ähnlich verhält es sich mit der „Universalmonarchie“. Dieser Begriff, der biblisch auf die Zwei-Schwerter-Theorie zurückgeht, ist vor allem im Schatten der Auseinandersetzungen zwischen Papsttum und Kaisertum als Universalmächte entstanden. Kuriale Theologen und Juristen haben im 13., 14. und 15. Jahrhundert den päpstlichen Führungsanspruch begründet, während die auf der kaiserlichen Seite anders dachten; am Hof mächtiger, selbstbewusster Könige außerhalb des Reiches (Frankreich, Kastilien und England) entstand der Gedanke, dass der König ein Kaiser in seinem Reich sei, zumindest im Zeitlichen also keiner Universalmacht unterstellt sei.

Das „Spanische Jahrhundert“ konvergiert mit dem Höhepunkt und der Krise der genannten Leitbegriffe und der politischen Rezeption des Danielbuches. Es ist eine Zeit der Bestreitung von universalen Führungsansprüchen und der Suche nach einem Gleichgewicht zwischen den verschiedenen Nationen und Königreichen der Christenheit. Letzteres wird sich beim Westfälischen Frieden (1648) durchsetzen.

Spanien, das spätestens seit den Katholischen Königen angefangen hatte, seine Ziele mit denen der Christenheit zu identifizieren, wird dies unter Karl V. und seinen Nachfolgern aus dem Hause Habsburg noch selbstbewusster tun. Im Deckenfresko, das Luca Giordano 1692 für das große Treppenhaus in El Escorial fertigstellte und das eine Apotheose (Gloria) der Habsburger darstellt, ist dieses Selbstverständnis plastisch ausgedrückt: Im offenen Himmel auf einer Wolke vor der Dreifaltigkeit kniend bietet Karl V. dieser in der linken Hand die Kaiserkrone und in der rechten die spanische Königskrone als Zeichen seiner Universalmonarchie dar, während sein Sohn Philipp II. (1527–1598), der keine Kaiserkrone mehr hatte, der Trinität einen katholisch gewordenen „Globus“ als Zeichen seiner weltweit missionierenden Monarchia Hispanica darbietet.

Translatio imperii unter den Katholischen Königen

Wie Bernard Vincent betont hat, haben die Katholischen Könige das Thema des Kreuzzugs, das seit der Eroberung Konstantinopels 1453 überall im Okzident präsent war, aber niemand ernsthaft aufgriff, „zu ihrem eigenen Ruhm genützt“, d.h. ihrem Staatskonzept unterstellt. Sie verstanden die Vorteile, die sie innen- wie außenpolitisch aus ihrer Rolle als „Vorreiter der Christenheit“ ziehen konnten. Ihr Unternehmen visierte nicht nur die Eroberung Granadas, sondern auch die Einnahme Jerusalems an – jedenfalls in der Reichspropaganda. Die Massenbekehrung von Juden trug dazu bei, dass um 1500 der Gedanke eines messianischen Charakters der spanischen Könige sowie die Ausdehnung der Geistesfreiheit eines Christenmenschen auf den politischen und sozialen Bereich „das zentrale Motiv des spanischen Lebens“ war, vor allem in Kastilien. Das spanische Lebensgefühl dieser Zeit kennzeichnet Américo Castro folglich als eine „messianische Spannung“ oder ein „latentes Warten auf irgendeinen Messias“. Erst dies erklärt für ihn „das wunderbare Ereignis eines Weltreiches wie des spanischen“.

Das Jahr 1492

Die schicksalhafte Entdeckung der Neuen Welt im Jahre 1492, das mit der Eroberung Granadas angefangen hatte, verstärkte das spanische Gefühl, das auserwählte Volk der Renaissance zu sein. Es ist kein Zufall, dass Christoph Kolumbus seine Entdeckung mit der Bestimmung der spanischen Könige zur messianischen Aufgabe der Rückeroberung Jerusalems in Verbindung brachte. Der Bezug zur Weltreichelehre aus dem Danielbuch ist auch vorhanden: Im Jahre 1499 schrieb z.B. Antonio de Lebrija, auch Nebrija genannt, Autor der ersten Grammatik einer modernen Sprache (1492), Humanist und Reichschronist Ferdinands, dass gemäß der Himmelsbewegung alle Reiche und Monarchien im Osten begannen und über Indien und die Assyrer, Griechenland und Italien nach Westen wanderten, „wo sie zum Stillstand kamen“. Nebrija zitierte das nicht von ungefähr, sondern um die Führungsrolle in der Christenheit für die Katholischen Könige Spaniens zu reklamieren, deren wunderbares Reich etwas Neues, noch nie Dagewesenes sei. Im Windschatten der Kreuzzugsexpedition von 1509 zur Eroberung Orans betonte er: Obwohl der Kaisertitel in deutschen Händen liege, sei die imperiale Macht de facto in den Händen der spanischen Könige, die nun, nachdem sie bereits Herren weiter Teile Italiens und der Mittelmeerinseln geworden seien, sich anschickten, den Krieg nach Afrika zu tragen und, indem sie ihre Flotten gegen Westen gemäß der Himmelsbewegung segeln ließen, bereits die an Indien angrenzenden Inseln, also die sogenannte Neue Welt, erreicht hätten. Die Translatio imperii von Osten nach Westen hatte also nun Spanien erreicht, und die Führung sollte für immer in Spanien bleiben.

Die Universalmonarchie Karls V.

Dieses Sendungsbewusstsein wurde mit der Verbindung der spanischen und der kaiserlichen Krone in der Person Karls V. potenziert und mit der Tradition des Carolus redivivus, also des Endzeitkaisers, vereint. Eine besondere Rolle spielte dabei Karls Großkanzler Mercurino Gattinara. Für diesen hatte Karl V. nicht nur das Reich Karls des Großen (800–814) zu restaurieren, das ja lediglich die weströmische Reichshälfte betraf, sondern auch die Türken aus der oströmischen Reichshälfte zu vertreiben und so als Universalmonarch die ganze Christenheit unter der Führung eines Hirten (Joh 10,16) zu sammeln. Ähnlich äußerte sich der Erasmianer Alfonso de Valdés nach dem Sieg bei Pavia 1525 über den Erzrivalen Franz I. von Frankreich. Wie Franz Bosbach gezeigt hat, werden in dieser Zeit die Begriffe Monarcha und Monarchia eingesetzt, um die Herrschaftsstellung Karls V. zu bezeichnen.

Nach dem Sieg von Goleta und Tunis 1535, Schlachten also, die Karl V. gegen die Türken bzw. ihre Vasallen geführt hatte, war in Spanien und Italien ein Sonett von Hernando de Acuña in aller Munde, das im Sieg Karls den Auftakt zu der ersehnten Universalmonarchie sieht (dritte Strophe), in der es nur eine Herde und einen Hirten (erste Strophe), einen Monarchen, ein Weltreich und ein Schwert (zweite Strophe) unter spanischer Führung geben werde; denn nach dem Seesieg fehlte nur noch der vernichtende Landsieg (vierte Strophe).

Eiferer ermahnten Karl V. dazu, die Bekehrung der Neuen Welt notfalls mit Zwangsmaßnahmen voranzutreiben. So etwa Toribio de Benavente, auch Motolinía genannt, in einem Brief an den Kaiser vom 1. Januar 1555 aus Mexiko. Nachdem die Translatio imperii nach Spanien gekommen sei, solle man sich beeilen, das vom Propheten Daniel angekündigte fünfte Reich, das Reich Jesu Christi, zu vollenden. Dieses müsse sich ausdehnen, um die ganze Erde zu umspannen, und Karl V. sei davon der Anführer und der Hauptmann: „Möge Eure Majestät befehlen, dass alle mögliche Sorgfalt darauf verwandt werde, damit dieses Reich Wirklichkeit werde und sich ausbreite, und dass den Ungläubigen gepredigt werde.“

Wir könnten noch unzählige Zeugnisse heranziehen, die das potenzierte spanische Sendungsbewusstsein unter Karl V. dokumentieren. Aber für die meisten spanischen Autoren entsprang es mehr dem „wunderbaren“ Charakter der spanischen Expansion nach Übersee als dem nach Spanien konjunkturell gekommenen Kaisertum.

Die Monarchia Hispanica Philipps II. und seiner Nachfolger

Das spanische Sendungsbewusstsein blieb daher unter Philipp II., der ja nicht Kaiser war, ungebrochen. Nach dem Sieg von Lepanto (7.10.1571) schrieb Fernando de Herrera ein ähnliches Gedicht wie einst Hernando de Acuña nach der Eroberung Tunis’. Spanien ist darin das auserwählte Volk, die Türken sind der Pharao. Und der Sieg wurde vom Gott der Heerscharen selbst für die Spanier errungen. Ein Deutungsmuster im Zeichen des „Gott mit uns“, das auch für weitere Siege des imperialen Spaniens unter Philipp III. (1598–1621) und Philipp IV. gelten wird.

Nach der Personalunion der Kronen von Portugal und Spanien im Jahre 1580 wurde es üblich, das spanische Weltreich als das Reich zu bezeichnen, in dem die Sonne nicht unterging, in dem rund um die Uhr bei Tageslicht dem wahren Gott das Messopfer dargebracht und für Seine „katholische“ Majestät, den König von Spanien und Portugal, gebetet wurde. Damit konnte das spanische Weltreich nach Dan 12,11 die Ankunft des Antichrist und das katastrophale Ende der Welt aufhalten, eine Aufgabe, die nach 2 Thess 2,6 üblicherweise dem Kaiserreich zugesprochen wurde.

Hispania victrix versus Hispania peccatrix

Die Entdeckung der Neuen Welt wurde von den Spaniern als providenziell, als von der Vorsehung bestimmtes Ereignis zur Verbreitung der spanischen Kultur und des katholischen Glaubens betrachtet. Es genüge hier, zwei Beispiele dieser triumphierenden Sicht zu nennen:

1552 publizierte Francisco López de Gómara eine allgemeine Geschichte der Eroberung der Neuen Welt unter dem Titel Hispania victrix (Siegreiches Spanien). In seinem Widmungsbrief an Karl V. heißt es: „Sire, das größte Ereignis seit der Erschaffung der Welt ist, wenn man die Menschwerdung und den Tod ihres Erlösers ausnimmt, die Entdeckung Westindiens; und daher spricht man von einer Neuen Welt […]. Niemals hat eine Nation ihre Sitten, ihre Sprache und ihre Waffen so weit getragen, wie dies die spanische getan hat, noch hat niemand so weite Strecken zu Wasser und zu Lande mit den Waffen auf dem Rücken zurückgelegt.“

Der Rückblick des Jesuiten José de Acosta am Ende des 16. Jahrhunderts bedient sich noch deutlicher einer geschichtstheologischen Sprache mit Bezug auf das Buch Daniel, indem er die Ankunft des Christentums in der Neuen Welt, als die Reiche der Azteken und der Inka den Höhepunkt ihrer Ausbreitung erreicht hatten, als providenzielle Fügung deutet: „Zu dieser Zeit befand der Allerhöchste, dass der Stein Daniels, der die Reiche und Königtümer zerbrochen hatte, auch diese Neue Welt zerbräche. Und wie das Gesetz Christi zur Zeit des Höhepunktes des Römischen Reiches kam, so war dies auch in Westindien der Fall. Wahrhaftig, dies war höchste Vorsehung des Herrn.“

Aufgrund der eingangs erwähnten biblischen Matrix rief der Gang der Ereignisse auch eine andere Sicht hervor, nämlich die einer Hispania peccatrix (Sündhaftes Spanien): Bartolomé de Las Casas, der das gewaltsame Vorgehen seiner Landsleute in der Neuen Welt als Frevel oder Sünde gegen Gott und die Indianer interpretiert, betont, dass Spanien damit den Auftrag der Konzessionsbulle Papst Alexanders VI. vom 4. Mai 1493 (s. Kap. V und XI) zur Evangelisierung und Hispanisierung der Neuen Welt verraten habe, weshalb ein göttliches Gericht über Spanien bevorstehe. Kaum hatte Las Casas den Widmungsbrief des López de Gómara gelesen, da schrieb er eine neue Begründung für seinen Ganz kurzen Bericht über die Zerstörung Westindiens, den er zwar 1542 verfasst hatte, aber ebenso 1552 in den Druck gab. Die ersten Sätze dieser Begründung sind eine unverkennbar ironische Antwort auf die Vertreter einer Hispania victrix: „Alle Dinge, die sich in Westindien ereignet haben […] sind für jemanden, der sie nicht miterlebt hat, so erstaunlich und in jeder Hinsicht so unglaublich gewesen, dass es scheint, als hätten sie all jene Geschehnisse, die man während der vergangenen Jahrhunderte in der Welt gesehen und vernommen, so rühmlich sie auch waren, überschattet und zum Schweigen gebracht und als wären sie ausreichend gewesen, jene anderen in Vergessenheit geraten zu lassen. Hierzu gehören die Blutbäder und Metzeleien, die man unter unschuldigen Menschen anrichtete, und die Entvölkerung von Orten, Provinzen und Königreichen, die man dort verschuldete, und alles Übrige, was nicht weniger schrecklich ist.“

Es ist kein Zufall, dass Las Casas das Wirken der Spanier als „Zerstörung“ Westindiens bezeichnet, denn die Nationalchronik des 13. Jahrhunderts beweinte bekanntlich die Invasion der Muslime als „Zerstörung“ Spaniens. Und Las Casas will seinen Landsleuten nicht nur klarmachen, dass sie den päpstlichen Auftrag zur Evangelisierung und Eingliederung der indianischen Völker in ein christliches Weltreich verraten haben, sondern auch, dass sie sich nun gegenüber den Indianern wie die verhassten Muslime in Spanien gegenüber den Westgoten benehmen.

Las Casas fürchtet, dass Gott (durch die Hand der Türken) „über Spanien seine Wut und seinen Zorn ausgießen“ werde, wenn die Spanier sich nicht bekehren und den indianischen Völkern Gerechtigkeit widerfahren lassen: „weil ganz Spanien in mehr oder weniger großem Ausmaß beteiligt war und von den blutigen geraubten Reichtümern profitiert, die so verbrecherisch und übel und mit soviel Zerstörung und unter Auslöschung dieser Völker gewonnen worden sind“; und er fürchtet auch, das Bereuen werde zu spät oder gar nicht geschehen, „wegen der Blindheit, die Gott um unserer Sünden willen bei den großen und kleinen Menschen zulässt, und besonders bei denen, die sich für so geistreich und weise halten und Anspruch darauf erheben, die ganze Welt zu beherrschen“. So sah Las Casas das spanische Projekt der Universalmonarchie am Ende seines Lebens.

Zerstörung Spaniens

Seine Ankündigung der von Gott zugelassenen Zerstörung Spaniens erfolgte 1564 „vor“ der Seeschlacht von Lepanto (1571), in einer Zeit apokalyptischer Ängste angesichts der Türkengefahr. Einige seiner Anhänger waren der Meinung, dass nach der Zerstörung der Kirche in Europa Lima das neue Rom sein werde. Nach dem Sieg von Lepanto ist die Geduld Philipps II. mit den Untergangspropheten am Ende: Viele werden in den Kerker geworfen, und Philipp II. gelingt es, seine Herrschaft in Amerika und auf den Philippinen zu festigen. Eine erneute Konjunktur haben die Untergangsprophezeiungen erst 1588 nach dem Verlust der „unbesiegbaren Armada“. Aber auch hier vermögen sie das Erwählungsbewusstein Spaniens nicht wirklich zu erschüttern. Denn dieses Ereignis, das von den Engländern als Fanal für eine Translatio imperii zugunsten ihrer Monarchie interpretiert wurde, war aus spanischer Sicht eher eine Episode, die die globale Macht Philipps II. nicht besonders gefährdete.

Bekräftigung des spanischen Anspruchs im 17. Jahrhundert

Tommaso Campanella