Das Symposion bei Herodot - Manuela Wunderl - E-Book

Das Symposion bei Herodot E-Book

Manuela Wunderl

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Beschreibung

Das Symposion wirkte als soziales Ereignis im antiken Griechenland auf viele unterschiedliche Lebensbereiche und beeinflusste Politik, Kunst, Philosophie und Religion. Zugleich wurde es von äußeren Einflüssen geformt. Als Raum für starke Emotionen, für Genuss und Inspiration schuf es eine eigene ,Welt', die auf unterschiedliche Weise auf literarische Darstellungen einwirkte und wiederum selbst von diesen funktionalisiert wurde. Herodot berichtet in seinem Geschichtswerk aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. immer wieder von solchen Symposia, die in der wissenschaftlichen Forschung bisher nur vereinzelt Beachtung gefunden haben. Wie sie dargestellt sind, welche Funktion und Wirkung diese Szenen auf den Erzählverlauf der Historien haben, wird in diesem Band untersucht.

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[1]Das Symposion bei Herodot

[2]

Manuela Wunderl

[3]Das Symposion bei Herodot

[4]Umschlagabbildung: Marmorsphinx als Basis. Neapel, Museo Nazionale, Inv. 6882. Guida Ruesch 1789. H: 91 cm INR 67. 23. 57. Su concessione del Ministero dei Beni e delle Attività Culturali e del Turismo – Museo Archeologico Nazionale di Napoli.

Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

Diss. Ludwig-Maximilians-Universität München 2022

DOI: https://doi.org/10.24053/9783381101122

© 2023 · Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG Dischingerweg 5 · D-72070 Tübingen

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Alle Informationen in diesem Buch wurden mit großer Sorgfalt erstellt. Fehler können dennoch nicht völlig ausgeschlossen werden. Weder Verlag noch Autor:innen oder Herausgeber:innen übernehmen deshalb eine Gewährleistung für die Korrektheit des Inhaltes und haften nicht für fehlerhafte Angaben und deren Folgen. Diese Publikation enthält gegebenenfalls Links zu externen Inhalten Dritter, auf die weder Verlag noch Autor:innen oder Herausgeber:innen Einfluss haben. Für die Inhalte der verlinkten Seiten sind stets die jeweiligen Anbieter oder Betreibenden der Seiten verantwortlich.

Internet: www.narr.deeMail: [email protected]

Satz: typoscript GmbH, WalddorfhäslachCPI books GmbH, Leck

ISSN 0941-4274ISBN 978-3-381-10111-5 (Print)ISBN 978-3-381-10112-2 (ePDF)ISBN 978-3-381-10113-9 (ePub)

[5]Inhalt

Vorwort

1

Einführung

1.1

Stand der Forschung

1.2

Methodisches Vorgehen

2

Gastfreundschaft und Symposion – grundlegende Analysen

2.1

Die Gastfreundschaft

2.1.1

Xenos, Xenia, Philos, Philia in der griechischen Sprache und sozialen Praxis

2.1.1.1

Terminologie

2.1.1.2

Xenia und Philia in der sozialen Praxis

2.1.1.3

Systematisierung der Xenia- und Xenos-Textstellen bei Herodot

2.1.2

Merkmale griechischer Gastfreundschaft

2.1.2.1

Der Fremde und Gast unter göttlichem Schutz

2.1.2.2

Die Gegenseitigkeit der griechischen Gastfreundschaft

2.1.3

Zwischenfazit: Die Gastfreundschaft

2.2

Das Symposion

2.2.1

Der Begriff ‚Symposion‘

2.2.2

Grundzüge der Entwicklung des Symposions

2.2.3

Struktur eines Symposions

2.2.3.1

Der Ablauf eines Gastmahls

2.2.3.2

Unterhaltungsformen beim Symposion

2.2.3.3

Die Teilnehmer am Symposion

2.2.3.4

Das richtige Maß beim Trinken

2.2.3.5

Der Raum des Symposions

2.2.3.6

Die besondere Atmosphäre – Fluch und Segen

2.2.4

Das Symposion als Ort der Hetairie

2.2.4.1

Die Hetairie im Wandel der Zeit

2.2.4.2

Der Begriff ‚Hetairos‘ in Herodots Historien

2.2.5

Bezeichnungen für Symposion, Gastmahl, Essen und Trinken bei Herodot

2.2.5.1

Συμπόσιον – συμπίνειν

2.2.5.2

Πόσις – πίνειν

2.2.5.3

Weitere Komposita von πίνειν – διαπίνειν / καταπίνειν / ἐκπίνειν / ἐμπίνειν / ἀποπίνειν

2.2.5.4

Συνουσίη – συνεστώ

2.2.5.5

Δαίς – δαινύναι

2.2.5.6

Δεῖπνον – δειπνίζειν

2.2.5.7

Der Vorgang des Essens (σιτέεσθαι / ἐσθίειν / βιβρώσκειν / πατέεσθαι / ἔδειν / τρώγειν / βόσκεσθαι / τρέφεσθαι)

2.2.5.8

Weitere Ausdrücke für Speise bzw. Essen (ἡ βορή / ἡ φορβή / ἡ τροφή)

2.2.5.9

(Τὰ) ξείνια – ξεινίζειν – ξεινοδοκέειν

2.2.5.10

Varianten der gastlichen Aufnahme und Bewirtung (ἱστιᾶν / θοίνη – θοινᾶν / εὐωχέειν / δέχεσθαι / πανδοκεύειν)

2.2.6

Zwischenfazit: Das Symposion

3

Symposion und Mahl als Orte für Kommunikation und intensiviertes Erleben

3.1

Gelegenheit für ein persönliches Gespräch

3.1.1

Todgeweihte Spartaner bei Hydarnes

3.1.2

Abschiedsmahl beim Thebaner Attaginos

3.1.2.1

Der äußere Rahmen des Gastmahls

3.1.2.2

Das Gespräch zwischen einem namenlosen Perser und dem Griechen Thersandros

3.1.3

Artabazos auf der Flucht

3.1.4

Fazit: Gelegenheit für ein persönliches Gespräch

3.2

Raum für Beratung und Beschlussfindung

3.2.1

Trunkenheit als guter Ratgeber

3.2.2

Symposia in persischen Beratungsszenen?

3.2.3

Fazit: Raum für Beratung und Beschlussfindung

3.3

Ort für die Lehre der Unsterblichkeit und das Bewusstsein der Endlichkeit

3.3.1

Die Symposia des Salmoxis und die Unsterblichkeit der Menschen

3.3.2

Das ägyptische Symposion und die Endlichkeit des Menschen

3.3.3

Fazit: Ort für die Lehre der Unsterblichkeit und das Bewusstsein der Endlichkeit

4

Symposion und Mahl als Illustrationsmittel und Einflussfaktoren auf den Erzählverlauf

4.1

Symposions- und Mahldarstellung als Mittel zur Illustration

4.1.1

Verbildlichung durch Speise-, Trank- und Mahlbeschreibungen

4.1.1.1

Veranschaulichung eines Geschehens mithilfe einer Darstellung aus den Bereichen ‚Essen‘ und ‚Trinken‘

4.1.1.2

Speise- und Trinkgewohnheiten als Spiegelung der Lebenssituation

4.1.1.3

Fazit: Verbildlichung durch Speise-, Trank- und Mahlbeschreibungen

4.1.2

Mahl und Symposion als Ausdruck von Wertschätzung und Demütigung

4.1.2.1

Mittel für Sanktion und Wertschätzung

4.1.2.2

Ort für Demütigung

4.1.2.3

Fazit: Mahl und Symposion als Ausdruck von Wertschätzung und Demütigung

4.1.3

Die Folgen von ungewöhnlichem Trinkverhalten und falschem Benehmen beim Symposion

4.1.3.1

Die Beeinflussung des Verhaltens durch das Trinken von Wein (Kambyses, Kleomenes, Amasis)

4.1.3.2

Normbruch beim Symposion – der tanzende Hippokleides

4.2

Trinken, Feiern, Essen – Möglichkeiten, etwas in Bewegung zu setzen

4.2.1

Auswirkungen von Wein als Mittel zum Zweck

4.2.1.1

Wein als Kriegsinstrument

4.2.1.2

Wein als Betäubungsmittel für Wächter

4.2.1.3

Fazit: Auswirkungen von Wein als Mittel zum Zweck

Exkurs: Ernährung beim Feldzug – ein notwendiges Risiko

a)

Proviantpause als Verhängnis

b)

Nahrungsmittelknappheit als Ursache des Scheiterns

c)

Fazit: Ernährung beim Feldzug – ein notwendiges Risiko

4.2.2

Das Fest als Gefahr

4.2.2.1

Das öffentliche Fest als Besonderheit im Alltag

4.2.2.2

Das Feiern von Festen als Schwachpunkt in der Verteidigung

4.2.2.3

Fazit: Das Fest als Gefahr

4.2.3

Das Gastmahl als Ort trügerischen Sicherheitsgefühls

4.2.3.1

Das ausgenutzte Vertrauen unter Freunden

4.2.3.2

Das Gastmahl als Instrument der Rache

4.2.3.3

Der Raum des Gastmahls als Mittel der Gewalt

4.2.3.4

Das Symposion als Auslöser einer Katastrophe

4.2.3.5

Fazit: Das Gastmahl als Ort trügerischen Sicherheitsgefühls

5

Ergebnisse

Literaturverzeichnis

Abkürzungen

Kritische Texteditionen

Kommentare und Übersetzungen

Weitere Forschungsliteratur

Index Locorum

Index Nominum et Rerum

[9]Meinen Eltern

[11]Vorwort

An erster Stelle möchte ich mich bei meinem Doktorvater, Prof. Dr. Martin Hose, für all seine Förderung und Unterstützung während des gesamten Promotionsprozesses und für das Vertrauen in mich bedanken. Prof. Dr. Hose ermöglichte es mir zudem, zunächst als studentische Hilfskraft und später als wissenschaftliche Mitarbeiterin durch die Arbeit in der Redaktion des Gnomon einen kontinuierlichen und intensiven Einblick in die wissenschaftlichen Neuerscheinungen aus den unterschiedlichen Bereichen der klassischen Altertumswissenschaften zu erlangen. Auch hierfür möchte ich ihm an dieser Stelle herzlich danken.

Ebenso gilt ein sehr großer Dank meinem Zweitgutachter, Prof. Dr. Oliver Schelske, für seinen steten Beistand, seine immer hilfreichen Hinweise und Anregungen sowie die stärkende Motivation in den unterschiedlichen Phasen meines Promotionsprozesses.

Herzlich bedanken möchte ich mich zudem bei Prof. Dr. Therese Fuhrer für die maßgebliche Unterstützung meiner Doktorarbeit als Drittprüferin und das Interesse an meiner Forschung.

Prof. Dr. Andreas Schwab sowie zahlreichen Kolleginnen und Kollegen während meiner Zeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung für Griechische und Lateinische Philologie der LMU München, insbesondere Dr. Albrecht Ziebuhr, Angelika Zaunmüller, Christoph Mayr, Carolin Herb und Dr. Cagla Umsu-Seifert, danke ich für wertvolle Gespräche, die meine Arbeit auf unterschiedliche Weise vorangebracht haben.

Durch meine Anstellung als wissenschaftliche Mitarbeiterin wurde die Umsetzung meines Promotionsprojekts auch in finanzieller Hinsicht von der Ludwig-Maximilians-Universität München unterstützt. Für diese Förderung bedanke ich mich herzlich, die mir u.a. auch die Teilnahme an Tagungen und Kongressen ermöglichte.

Ein letzter, aber nicht minderer Dank gilt meiner Familie, meinem Partner und meinen Freundinnen und Freunden, die auf vielfältige Weise wesentlich zum Gelingen dieser Arbeit beigetragen haben. Meinen Eltern, die mich während meines gesamtes Vorhabens stets unterstützten, sei dieses Buch gewidmet.

[12]Die vorliegende Arbeit ist eine nur geringfügig veränderte Fassung meiner Dissertation, die im Sommersemester 2022 an der Ludwig-Maximilians-Universität eingereicht wurde. Später erschienene Forschungsliteratur wurde daher nicht berücksichtigt.

München, im Oktober 2023Manuela Wunderl

[13]1Einführung

Welche Situation eignet sich besser für die Darstellung von Gesprächen, Gedanken, Emotionen und Handlungen als ein Ort, dessen Atmosphäre eine eigene kleine ‚Welt‘ erschafft, vom Alltag ablenkt und das Bewusstsein der Anwesenden ganz für sich in Anspruch nimmt? Das Symposion im antiken Griechenland ist sicherlich ein solcher Ort. Es bietet nicht nur einen Raum, der Unterhaltungen, Gefühle und Gedanken sinnvoll verortet, sondern in dem diese auch intensiviert erlebt werden können. Auf diese Weise können inhaltliche Aussagen durch die besondere sympotische Atmosphäre bekräftigt werden.1 Dass das Symposion ein Ort für starke Emotionen, Genuss und Inspiration war, beweist nicht zuletzt seine Präsenz in literarischen Werken.

Noch bevor das Symposion im vierten Jahrhundert mit der Symposion-Literatur eine eigene literarische Form fand und das Gesamtsetting eines Werks für sich beanspruchte,2 bildete es bereits den Rahmen für zahlreiche Handlungsabschnitte in anderen Literaturgattungen wie Epos, Drama und auch der Geschichtsschreibung. Dies ist auch in Herodots Historien der Fall, die als ‚historiographisches‘3 Werk erwarten lassen, dass auch eine Symposionsszene nicht ohne Grund in die Gesamterzählung eingefügt ist. Ziel dieser Arbeit soll es daher sein, die Symposionsszenen in Herodots Historien vor dem Gesamtkontext des Erzählverlaufs zu analysieren und zu untersuchen, auf welch unterschiedliche Weise diese mit der Gesamthandlung verflochten sind, welche Funktion innerhalb der Historien sie haben und welche Wirkung sie erzielen.

Zu Beginn möchte ich den Stand der Forschung zu diesem Thema zusammenfassen, wobei der Schwerpunkt auf der Frage liegen soll, wie bisher in der Forschung die Symposionsszenen in Herodots Historien und generell das Symposion in literarischen Werken unterschiedlicher Gattungen Beachtung gefunden haben. Im Anschluss werde ich vorstellen, auf welche Weise ich bei der Untersuchung der Symposionsszenen in Herodots Historien vorgehe.

[14]1.1Stand der Forschung

Das Symposion der antiken griechischen Kultur war weit mehr als ein einfaches Trinkgelage.4 Als soziales Ereignis wirkte das Symposion auf viele unterschiedliche Lebensbereiche und beeinflusste Politik, Kunst, Philosophie und Religion. Zugleich wurde es selbst von äußeren Einflüssen geformt. So ist es nicht überraschend, dass man sich dem Phänomen aus zahlreichen Forschungsrichtungen genähert hat. Vor allem in Geschichts- und Religionswissenschaft sowie Archäologie und Philologie entwickelt sich im 20. Jahrhundert ein wachsendes Interesse für das Symposion der griechischen Kultur.

Von den 1970/80er Jahren an vervielfacht sich die wissenschaftlichen Betrachtung des Symposions.5 Im Bereich der Klassischen Philologie findet das Symposion zunächst vor allem als Ort der frühgriechischen Lyrik größere Beachtung, sodass die Verknüpfung von Symposion, Literatur und Polis immer mehr in den Vordergrund tritt. Hervorzuheben ist hier Wolfgang Röslers Werk ‚Dichter und Gruppe. Eine Untersuchung zu den Bedingungen und zur historischen Funktion früher griechischer Lyrik am Beispiel Alkaios‘ (1980), in dem sich Rösler vor allem mit Alkaios’ Dichtung und dem Symposion als Ort der Hetairie und damit als sozialem Kontext seiner Lyrik befasst. Ebenfalls zu nennen sind Daniel Levines Beitrag ‚Symposium and the polis‘ (1985), in dem Levine den Schwerpunkt auf die Frage setzt, wie Symposion und Polis in der Poesie verbunden sind, sowie Ewen Bowies Aufsatz ‚Early Greek elegy, symposium and public festival‘ (1986), in dem sich Bowie vor allem mit der unterschiedlichen Aufführungspraxis der frühgriechischen Elegie befasst.6 Mit der Bedeutung des frühgriechischen Symposions für die Literaturentwicklung sowie dessen Auswirkung auf die Literatur beschäftigt sich zudem Joachim Latacz besonders ausführlich in ‚Die Funktion des Symposions für die entstehende griechische Literatur‘.7

[15]Dass das Symposion ein interdisziplinäres Thema ist, wird besonders an den Symposion-Konferenzen in den 80er Jahren in Oxford und Hamilton deutlich, deren in Aufsatzform gesammelte Vorträge von Murray (1990)8 und Slater (1991)9 herausgegeben worden sind und nach wie vor für die Symposionsforschung bedeutend bleiben. Beide Sammelbände enthalten die Beiträge namhafter Altphilologen, Historiker und Archäologen, die das Symposion aus ihrer jeweiligen Fachrichtung beleuchten.10 Wesentlich ist dabei die Rekonstruktion des historischen Symposions aus literarischen und archäologischen Zeugnissen.

Auch Publikationen, deren vordergründiges Thema nicht das Symposion ist, nehmen in der Symposionsforschung aufgrund des großen Wirkungsbereichs des Symposions eine zentrale Stellung ein. Verwiesen sei etwa auf Elke Stein-Hölkeskamps Publikation ‚Adelskultur und Polisgesellschaft‘ (1989), welche für das Verständnis des aristokratischen Symposions hilfreich ist. Stein-Hölkeskamp befasst sich hier mit der Frage nach Strukturmerkmalen des griechischen Adels und dessen Erscheinung als Gruppe, die durch die bereits ab der archaischen Zeit stärker werdenden Bürgerschaften immer schwächer als Kollektiv bewertbar wird. Eines der von Stein-Hölkeskamp intensiv beleuchteten Strukturmerkmale ist dabei die „Wettbewerbsethik“. Von Herodots Gastmahldarstellungen befasst sich Stein-Hölkeskamp mit dem Symposion im Rahmen von Agaristes Verlobungsfeier (VI, 126–130) intensiver. Das Symposion wird von Stein-Hölkeskamp dahingehend untersucht, inwiefern es für die für Aristokraten entscheidende Selbstdarstellung einen geeigneten und vorerst noch exklusiven Ort bot, wobei beachtet werden muss, dass die aristokratische Wettbewerbsethik in Wechselwirkung mit den Entwicklungen in der Polis tritt.11 Bezug nimmt Stein-Hölkeskamp hier auf die frühgriechische Lyrik und dabei besonders auf Theognis’ Elegien, um den Wandel der Symposia auch literarisch festzumachen. An ihren Ergebnissen wird ersichtlich, dass das Symposion ein zentraler Ort ist, an dem Politik und ihr Einfluss auf die Teilnehmer an den Geschehnissen während des Symposions sichtbar werden kann.

[16]Wenige Jahre später entstand ein weiteres zentrales Werk im Bereich der Symposionsforschung: Pauline Schmitt Pantels ‚La cité au banquet. Histoire des repas publics dans les cités grecques‘ (1992). Hier liegt der Schwerpunkt nicht auf den nicht-öffentlichen Symposia, sondern auf den öffentlichen Banketten. Schmitt Pantel hat ihr Buch in vier Teile gegliedert: Zunächst befasst sie sich mit den öffentlichen Festmählern im archaischen Griechenland, wobei sie auch mithilfe der Ikonographie von Bankettszenen sowie der archaischen Poesie herausarbeitet, dass in der archaischen Periode vielerorts gilt: „la participation au banquet est synonyme de participation à la citoyenneté.“12 Bei ihrer anschließenden Untersuchung der öffentlichen Mahlzeiten im klassischen Athen analysiert sie deren Bedeutung für die Polisorganisation, für deren Institutionen und für die soziale Bindung in der Gesellschaft. Im dritten Abschnitt untersucht Schmitt Pantel anhand von Inschriften die öffentlichen Bankette in hellenistischen und römischen Städten, bevor sie sich viertens den sogenannten ‚Banketten der anderen‘ (= „Les banquets des autres“) zuwendet, also all jenen, bei denen aus Sicht der Griechen fremde Bräuche vorherrschen. Für die Untersuchung der Symposionsdarstellungen bei Herodot ist dieser vierte Abschnitt besonders hilfreich. Denn vor allem dort nimmt Schmitt Pantel immer wieder Bezug auf Mähler und auch Symposia aus Herodots Historien wie z.B. auf das Harpagos-Mahl (I, 119), die Begräbnismähler,13 Pausanias’ Mahlvergleich (IX, 82) und auch das Symposion zwischen Makedonen und Persern (V, 18–20). Sie konzentriert sich bei diesen in erster Linie auf die daran sichtbar werdenden kulturellen Besonderheiten und Unterschiede. Im Anhang ihrer Monographie gibt sie eine nach Büchern geordnete Aufzählung und knappe Umschreibung aller Textstellen in Herodots Historien, die mit einem Mahl in Verbindung stehen. Dabei sind Gastmähler, Symposia und Szenen, die sich mit Speisesitten befassen, nicht voneinander getrennt angeführt.

Mehr als zwanzig Jahre später erfuhren die literarischen Symposionsszenen durch Fiona Hobden in ihrem Buch ‚The symposion in ancient Greek society and thought‘ (2013) stärkere Beachtung. Denn Hobden beschäftigt sich in ihrer Untersuchung unter anderem gattungsübergreifend mit literarischen Darstellungen von Symposia. Anhand von diesen wenn auch abstrakten Darstellungen zeigt sie, wie Rückschlüsse auf die Funktionen von Symposia im griechischen Denken gezogen werden können und arbeitet heraus, welche Auswirkungen und Funktionen Symposia im antiken Griechenland übernahmen. Hobden macht zudem deutlich, dass Symposia, die in der griechischen Vorstellungswelt existierten, Raum gewährten, in dem z.B. Gespräche geschildert, politische [17]Meinungen dargestellt und Charakterisierungen vorgenommen werden konnten. Hobden betont, dass das Symposion den epischen Dichtern, Historikern, Tragödien- und Komödienschreibern sowie Rednern und Philosophen ein Mittel zur Konstruktion von Persönlichkeiten, zur Verfolgung von Argumenten und zur Überzeugung des Publikums bot, sodass die Darstellung eines Symposions ein „act of rhetoric“ war.14 Die Entwicklung der Funktionen von Symposionsdarstellungen in der Literatur ist ebenfalls ein Faktor, den Hobden bei ihrer Analyse stets berücksichtigt. Sie greift bei ihrer Untersuchung immer wieder auf Symposionsszenen aus Herodots Historien zurück. In ihrem zweiten Kapitel „Ethnopoieia and ēthopoieia“ zeigt sie, inwiefern unter anderem bei Herodot die Darstellung gemeinschaftlicher Trinkpraktiken der Völker genutzt werden, um deren Bräuche und Gewohnheiten festzustellen und zu bewerten. Im Rahmen der Untersuchung von zwei weiteren Schwerpunkten ihrer Arbeit nimmt Hobden zudem mehrmals Bezug auf Symposionsdarstellungen in Herodots Historien: Erstens zeigt sie, dass auch in Herodots Historien durch die Schilderung von Symposia auf den Charakter des jeweiligen Volkes geschlossen werden kann und zugleich eine Reflexion über diesbezügliche griechische Verhaltensweisen ermöglicht wird. Hierbei liegt der Schwerpunkt ihrer Analyse auf den persischen und skythischen Symposia bei Herodot. Die zweite Thematik, für die sich die Symposionsdarstellungen in Herodots Historien als passend erweisen, ist in Kapitel vier („Politics in action“) zu finden. Dort behandelt sie Darstellungen in der griechischen und zum Teil auch nahöstlichen Literatur, in denen das Symposion zum kontroversen Ort wird, das zum Zwecke von meist politisch motivierten Überfällen oder Racheaktionen ausgenutzt wird. Hobden hat durch ihr Buch nachweisen können, dass das Symposion einen wesentlichen – meist problematischen – Einfluss auf die Politik hatte wie umgekehrt die Politik auf das Symposion. Insgesamt verdeutlicht Hobden, dass sämtliche von ihr analysierten „sympotic performances“ Ausdrücke von Identität seien.15

Im Jahr 2014 erschien Marek Węcowskis Buch ‚The rise of the Greek aristocratic banquet‘, in dem das Symposion wie bereits bei Stein-Hölkeskamp (1989) – zumindest für die Zeit vor dem 5. Jh. v. Chr. – als aristokratisches Phänomen im Vordergrund steht. Węcowski liefert eine umfassende Darstellung und Entstehung des Symposions des archaischen und frühklassischen Griechenlands. Er stützt sich dabei zunächst auf einen retrospektiven Ansatz. So entwickelt er eine Definition des Idealtypus eines Symposions aus der besser dokumentierten archaischen und klassischen Zeit, um dieses dann auf frühere [18]Perioden zurückzuprojizieren.16 Erst in einer späteren Phase seiner Untersuchung wendet er vergleichende soziologische und anthropologische Erklärungsmodelle an, die in der Symposionsforschung bisher vorherrschend sind. Vor allem archäologisches Material wird von ihm neu bewertet, aber auch auf literarische Zeugnisse wird zurückgegriffen. Symposionsdarstellungen in Herodots Historien spielen zwar nur in seltenen Fällen eine Rolle, aber Węcowski führt z.B. das problematische Symposion im Rahmen von Agaristes Verlobungsfeier (VI, 126–130) als Beispiel für ein „anti-symposion“17 an, bei dem das sympotische Ideal der Gleichheit durch die übergeordnete Stellung des Gastgebers Kleisthenes erkenntlich nicht gegeben ist. Er sieht hier zugleich einen Hinweis dafür, dass dieses Ideal lange vor Athenaios, Plutarch und Platon selbstverständlich gewesen sein muss, damit die Leser von Herodots Historien diese Episode verstehen konnten.18

Dass das Symposion ein nach wie vor zentrales Forschungsproblem darstellt, zeigt der 2018 von Floris van den Eijnde, Josine Blok und Rolf Strootman herausgegebene Sammelband ‚Feasting and polis institutions‘, dessen Aufsätze das Symposion und Festmahl im antiken Griechenland besonders aus archäologischer und auch historischer Sicht betrachten.

Einen ausführlichen Überblick über die Entstehung und Entwicklung der wissenschaftlichen Befassung mit dem Symposion hatte bereits Oswyn Murray gegeben.19 Überhaupt ist Oswyn Murrays Bedeutung im Bereich der Symposionsforschung hervorzuheben, der diese durch seine Arbeiten seit 40 Jahren intensiv belebt. Eine Sammlung von einigen seiner zahlreichen Aufsätze, die das Symposion von unterschiedlichen Seiten beleuchten, ist in dem 2018 von Vanessa Cazzato herausgegebenen Werk ‚The Symposion. Drinking Greek style. Essays on Greek pleasure 1983–2017‘ enthalten.20

Bei den bisher genannten Werken steht stets die Erforschung des historischen Symposions im Vordergrund, dem die literarischen Symposionsszenen [19]untergeordnet werden. Weniger verbreitet war und ist die Betrachtung abgeschlossener Symposionsszenen innerhalb einer bestimmten literarischen Gattung oder bei einem bestimmten Autor mit Blick auf dessen literarischen Gehalt. Ansätze für die Beschäftigung mit möglichen Symposia bzw. thematischen und äußerlich ähnlichen Szenen im Epos finden sich z.B. bei William J. Slater in seinem Beitrag ‚Sympotic ethics in the Odyssey‘ (1990) oder bei Giulio Colesanti in seinem Aufsatz ‚Il simposio in Omero‘ (1999). Eine besonders intensive Untersuchung in diesem Bereich hat zudem Anja Bettenworth im Rahmen ihres Dissertationsprojektes vorgenommen (‚Gastmahlszenen in der antiken Epik von Homer bis Claudian. Diachrone Untersuchungen zur Szenentypik‘, 2004).

Innerhalb der Gattungen des antiken griechischen Dramas hat das Symposion in der Komödie bisher am meisten Beachtung in der Forschung gefunden.21 Besonders hervorzuheben ist hier das Dissertationsprojekt von Babette Pütz, das 2003 unter dem Titel ‚The symposium and komos in Aristophanes‘22 veröffentlicht worden ist und sich nicht nur mit einer bestimmten Szene einer Komödie, sondern mit sämtlichen Symposionsszenen im Gesamtkorpus des Aristophanes befasst. Pütz betrachtet darin das Symposion sowie den Komos bei Aristophanes vor allem mit Blick auf deren handlungsgestaltende oder auch charakterdarstellende Verwendung und befasst sich so auch mit der Frage, welchen Beitrag die Symposions- und Komosszenen für das Verständnis der Komödien des Aristophanes leisten. Pütz untersucht dabei auch Übereinstimmungen und Unterschiede zwischen der Symposions- und Komosdarstellung bei Aristophanes. Zudem geht sie der Frage nach, was anhand dieser Szenen über das Wissen des Publikums, eben auch des nicht-aristokratischen Publikums, über Symposion und Komos geschlossen werden kann. Dabei analysiert sie die Gastmahlszenen im ersten Kapitel ihres Buches nach thematischen Hauptgruppen, die danach gewählt sind, unter welchen Umständen das Gastmahl ermöglicht wird („i.e. peace, other outer circums[20]tances, or a character’s maturation and its effects“),23 bevor sie sich im zweiten Kapitel dem Komos widmet.

In geringerem Umfang sind auch Publikationen zum Symposion in der griechischen Geschichtsschreibung erschienen, wobei hier vor allem einzelne Symposionsszenen aus Herodots Historien Beachtung gefunden haben.24 Obwohl sich die meisten Aufsätze auf ausgewählte Gastmahlszenen in Herodots Historien konzentrieren und der Schwerpunkt dieser Untersuchungen stärker auf den Vorgängen während des Symposions als auf dem Symposion selbst liegt,25 seien zwei Beiträge hervorgehoben, die sich mit der generellen Funktion des Symposions für die Historien befassen.26 Dies ist einmal Corinne Coulets Aufsatz ‚Boire et manger dans l’Enquête d’Hérodote‘ (1994). Coulet untersucht das Essen und Trinken in den Historien in drei Zusammenhängen: a) den ethnographischen Beschreibungen der ersten fünf Bücher; b) dem Marsch des Heeres von Xerxes gegen Griechenland in Buch VII; c) bei einzelnen Mahlzeiten und Banketten, die in den Historien verteilt auftreten. Coulet beschäftigt sich dabei mit den Fragen, weshalb bei Herodot von diesen Festmählern überhaupt berichtet wird, welche Funktionen sie also erfüllen, und unter anderem auch, welche Rolle Wein in den Historien spielt. So erkennt sie Bankette, die gezielt tödlich enden, Bankette, die erwähnt werden, da sie sich von den Symposia in Griechenland unterscheiden, und Bankette, die organisiert sind, um etwas Bestimmtes darzustellen oder seinen Gastgeber zu testen. Letztlich schließt Coulet, dass kein Festmahl um seiner selbst willen in den Historien beschrieben werde, sondern um des dramatischen Effekts willen oder um etwas zu enthüllen.

Auch Angus M. Bowie befasst sich in seinem Aufsatz ‚Fate may harm me, I have dined today. Near-eastern royal banquets and Greek symposia in Herodotus‘ (2003) mit Symposionsszenen in Herodots Historien. Neben dem griechischen Symposion zieht er vor allem das „royal banquet“ in Betracht und untersucht, [21]wie dieses Motiv in Herodots Historien umgesetzt wird und wie es mit der Verwendung des Symposions in Verbindung steht.27 Trotz ihrer Unterschiede seien beide in Kunst, Literatur und bei Ritualen „as the site for the enacting or marking of events of especial importance, the making of crucial dispositions, the examination of moral qualities and so on“ verwendet.28 So kann Bowie wichtige Erkenntnisse bezüglich thematischer Übereinstimmungen von griechischen und persischen Bankettszenen innerhalb derselben Kultur und Unterschiede zu den Darstellungen der Bankettszenen der jeweils anderen Kultur erarbeiten: die östlichen Bankettszenen seien durch die Assoziation mit Ende und Tod tendenziell eher negativ charakterisiert, während die griechischen Symposionsszenen eher in friedlichem Kontext stünden.29 Damit ist ein wichtiger Schritt mit Blick auf mögliche Interpretationsmuster von Bankettszenen in literarischen Darstellungen getan.

Eine Analyse sämtlicher Gastmahl- und Symposionsszenen in Herodots Historien wurde bisher nicht unternommen. Die vorliegende Arbeit soll daher einen ganzheitlichen Überblick über die Gastmahl- und Symposionsdarstellungen in Herodots Historien bieten, wobei bei deren Analysen die literarischen Funktionen dieser Szenen im Vordergrund stehen. Anders als bei den bisherigen Ansätzen liegt ein Schwerpunkt auf der Untersuchung der textuellen Darstellung der jeweiligen Einzelszenen.

1.2Methodisches Vorgehen

Das Ziel der vorliegenden Arbeit besteht darin, die Symposionsszenen in Herodots Historien vor dem großen Gesamtkontext des Erzählverlaufs mit Blick auf deren Darstellung und Verflechtung in die Gesamthandlung zu analysieren. Aufbauend insbesondere auf Coulets (1994) und Bowies (2003) Ansätzen werden die literarischen Funktionen der Symposia in Herodots Historien herausgearbeitet, wobei der Schwerpunkt auf der Analyse der literarischen Darstellung der einzelnen Szenen liegen soll. Dabei sollen nicht nur eindeutige Symposionsszenen, sondern auch Darstellungen von Gastmählern oder von sogenannten Deipna, Mählern, berücksichtigt werden, da Symposia auch Bestandteile von Gastmählern sein können, ohne explizit genannt zu werden.30 Zudem ist es für die Untersuchung der Wirkungsweise von Symposia [22]hilfreich herauszuarbeiten, in welcher Situation explizit von einem Symposion die Rede ist, wann es nur aufgrund des Kontexts zu erwarten ist und weshalb es teilweise sogar möglich ist, bei einer Szene auszuschließen, dass es zum gemeinsamen Trinken kommt. So können Mahlszenen durch erkennbare Anwendungsmechanismen im Text direkt oder auch indirekt dabei helfen, Aufschluss über die besonderen Konventionen des Symposions zu geben.

Neben den Funktionen innerhalb der Erzählung soll auch herausgearbeitet werden, inwiefern die Symposia in ihrem dargestellten Verlauf den zuvor definierten sympotischen ‚Regeln‘ entsprechen oder widersprechen und welchen Einfluss dies auf den Erzählverlauf der Historien hat. Der Begriff ‚Regel‘ wird in der vorliegenden Arbeit in Anlehnung an Hanns Wienold verwendet: „Sozial geteilte R.n definieren die soziale Bedeutung von bestimmten Verhalten bzw. des Unterlassens von bestimmten Verhaltensformen in bestimmten Situationen […]. Zum Begriff der R. gehört nicht unbedingt, dass Handelnde, die den R.n einer Situation folgen, diese auch explizieren können.“31 Die Regeln im Symposion gehören zudem gemäß der Zweiteilung von John R. Searle in regulative und konstitutive Regeln zu den regulativen Regeln.32 Mit Verweis auf Searle definiert Michael Meuser die regulative Regel wie folgt: „Eine r.R. regelt Verhalten, das unabhängig von der R. existiert. Anstands-R.n regeln die Form der Nahrungsaufnahme, essen kann man jedoch auch unabhängig von diesen Regeln.“33 Für das Symposion gilt ebenso: Gemeinsam Weintrinken kann man auch ohne Regeln, aber ein gelingendes Symposion, bei dem die sympotische Atmosphäre ohne Störung ermöglicht wird, benötigt (regulative) Regeln. Die Regeln bilden somit einen Maßstab, um ein Verhalten bewerten zu können.34 Darüber hinaus soll der Begriff ‚Norm‘ in der Bedeutung „Verhaltensstandard“ verwendet werden und damit entsprechend der ersten der drei von Hubert Treiber aus den zahlreichen in der Literatur existierenden Definitionsversuchen zusammengefassten Definitionen des Normbegriffs: Demnach ist eine Norm „eine beobachtbare Gleichförmigkeit des Verhaltens.“35 Wenn in dieser [23]Arbeit also der Begriff ‚Norm‘ verwendet wird, soll damit das aufgrund einer weithin verbreiteten Bekanntheit zu erwartende und in der jeweiligen Situation üblicherweise als gültig angesehene Verhalten gemeint sein, anhand dessen ungewöhnliches und unerwartetes Handeln ebenfalls bemessen werden kann.

Die bereits mehrfach erwähnte besondere sympotische Atmosphäre ist für die Analyse der Symposionsszenen in Herodots Historien zentral, da erst sie es ist, die das Symposion zu einem ‚Sonderraum‘ im Leben macht.36 Wolfgang Rösler hat diesbezüglich betont, dass die dortige Situation, in der Wein bewirkt, dass Sorgen vergessen werden, zu einem erhöhten Bewusstseinszustand führe, der sich durch ‚vollstes‘ Verständnis und uneingeschränkte Kommunikation auszeichne.37 Ein Symposion ermöglicht also ein uneingeschränktes und damit intensiviertes Erleben der momentanen Situation. Bei der Untersuchung jeder Symposionsszene soll daher darauf geachtet werden, wie bzw. ob dieses verdichtete Erleben innerhalb der sympotischen Gruppe dargestellt wird und wenn ja, inwiefern es jeweils von Nutzen ist und für den Erzählverlauf funktionionalisiert wird.

Ebenso ist zu überprüfen, ob in der Darstellung der Historien bei verschiedenen Völkern auch verschiedene Schwerpunkte in den Symposionsszenen erkennbar werden. Dabei steht die Historizität der einzelnen Szenen im Hintergrund und wird nur in wenigen Fällen thematisiert, wenn es für die Interpretation hilfreich ist. Auch der Rückgriff auf ähnliche Symposions- und Gastmahlszenen anderer literarischer Werke ist stark begrenzt. Denn im Vordergrund sollen die literarischen Funktionen der Symposions- und Gastmahldarstellungen im Text von Herodots Historien stehen.

Um die Symposions- und Mahldarstellungen in Herodots Historien nach den genannten Kriterien systematisch analysieren zu können, werden sie nach Themenblöcken – d.h. gegliedert nach ihren Funktionen im Text – untersucht.38 Einige Gastmahl- und Symposionsszenen vereinen mehrere Funktionen, sodass Überschneidungen in ihren Darstellungen vorliegen. Die Nebenfunktionen beeinflussen nicht die Einteilung, sollen aber bei den Inter[24]pretationen berücksichtigt werden; einige Szenen müssen daher zum Teil mehrmals aufgegriffen werden.

Um erkennen zu können, wie sich die dargestellten Gastmähler und Symposia zu den gewöhnlichen Normen und Regeln verhalten, steht zu Beginn der gesamten Untersuchung ein Kapitel mit grundlegenden Analysen zu Gastfreundschaft und Symposion (Kapitel 2). Dort werden die Maßstäbe festgelegt, anhand derer Übereinstimmungen und Abweichungen von den zu erwartenden Konventionen in den Gastmahl- und Symposionsszenen in Herodots Historien identifiziert werden können. Eine grundlegende Untersuchung darüber, welche gastfreundschaftlichen Rechte und Pflichten in der Darstellung der Historien bestehen (Kapitel 2.1), ist für die hier vorliegende Arbeit entscheidend, da Gastfreundschaft in direktem Zusammenhang mit antiken Gastmählern steht und damit eine der Grundvoraussetzungen für die dortige erholsame und entspannte Atmosphäre bildet. Der Text in Herodots Historien arbeitet im Bereich der Gastfreundschaft nicht mit Fremdwörtern, sondern verwendet stets Begriffe der griechischen Sprache, auch wenn er von gastfreundschaftlichen Beziehungen fremder Völker spricht. Zudem werden in den Historien keine Divergenzen zwischen Gastfreundschaften innerhalb und außerhalb Griechenlands explizit beschrieben, sodass für die Historien das griechische Verständnis von Gastfreundschaft anzunehmen ist. Eine Beschränkung auf deren grundlegende Analyse erscheint daher für die hier unternommene Untersuchung der Gastmahl- und Symposionsszenen gerechtfertigt. Indem dabei herausgearbeitet wird, ob bzw. inwiefern bei Herodot die gängigen gastfreundschaftlichen Konventionen des antiken Griechenlands ersichtlich werden, soll geprüft werden, ob sich Herodots Historien als Dokument für den Entwickungsprozess der Gastfreundschaft eignen.39

Bei der anschließenden Analyse des Symposions (Kapitel 2.2) geht es zunächst um die Untersuchung von Normen und Regeln eines ‚typisch‘ griechischen Symposions des 5. Jh. v. Chr. mit Blick auf Ablauf, Unterhaltungsformen, Teilnehmer, Weinkonsum, die äußere Umgebung und innere Atmosphäre.40 Denn das idealtypische griechische Symposion des beginnenden [25]5. Jh. v. Chr. soll als Maßstab angenommen werden, anhand dessen die dargestellten Vorgänge in den Symposionsszenen in Herodots Historien beurteilt werden. Da das Symposion auch als Versammlungsort von Hetairien eine wichtige Rolle spielt, soll an dieser Stelle zudem die Verwendung des Hetairos-Begriffs in Herodots Historien untersucht werden. Der Schwerpunkt dieser grundlegenden Analyse liegt also nicht auf dem gesamten Gastmahl, sondern bewusst auf dem Abschnitt des Symposions. Zwar findet auch der erste Teil eines Gastmahls, das Deipnon, dabei Beachtung, dieses steht aber, da es in den literarischen Darstellungen – wie auch in Herodots Historien – meist nur kurz erwähnt wird, im Hintergrund der Untersuchung.41 Auch der Terminologie von Essen und Trinken in Herodots Historien ist ein Abschnitt in dieser Voranalyse gewidmet. Hier werden Begriffe, die in den Historien für Nahrungsaufnahme, Trinken, Mahl, Trinkgelage und Bewirtung verwendet werden, im Hinblick auf ihre Bedeutungsnuancen analysiert. Auf diese Ausführungen kann in den einzelnen Szenen bei Bedarf verwiesen werden.

In Kapitel 3 und 4 folgen die Untersuchungen der Symposions- und Mahlszenen nach thematischer Gliederung. Dabei werden sie in zwei große Kategorien eingeteilt analysiert. In die erste Kategorie (Kapitel 3) gehören zum einen diejenigen Gastmahl- und Symposionsszenen, die als Rahmenhandlung eine Unterhaltung kontextualisieren (Kapitel 3.1), zum anderen gehört die einzige Szene, bei der der Text der Historien ein Symposion als Ort für eine Beratung darstellt, hinzu (Kapitel 3.2); als Drittes schließlich zählen zu dieser Katergorie all die Symposionsszenen, bei denen das intensivierte Erleben durch die sympotische Atmosphäre für die Beschäftigung mit dem Umgang der menschlichen Endlichkeit entscheidend ist (Kapitel 3.3). In dem zweiten, umfangreicheren Kapitel der Szenenanalysen (Kapitel 4) werden all diejenigen Bankettszenen untersucht, die auf illustrative oder aktive Art und Weise auf die Handlung der Historien einwirken. Hier ist zunächst zu zeigen, inwiefern Symposion und Mahl in den Historien als Illustrationsmittel fungieren (Kapitel 4.1). Anschließend werden in diesem Kapitel die in den Historien dargestellten Mähler und Symposia untersucht, die aktiv auf den Erzählverlauf wirken und so verwendet werden, dass eine Handlung in Bewegung gesetzt oder einen Plan verwirklicht werden kann (Kapitel 4.2).

[26]Innerhalb dieser Gliederung werden die einzelnen Mahl- und Symposionsdarstellungen jeweils für sich untersucht. Dabei sollen vor allem folgende Fragen Beachtung finden:42

Mit Blick auf die Funktionsmechanismen:

In welchem Kontext findet die Szene statt? Wie verläuft das Bankett? Wie endet es? Welche Personen nehmen daran teil? Findet ein Gespräch statt? Wenn ja, wer spricht mit wem über welches Thema? Warum sind manche Details oder ganze Abläufe nicht beschrieben? Welche Vorgänge hebt der Text auf welche Weise hervor? Welche Erkenntnisse über den Ablauf lassen sich anhand der Terminologie ermitteln? Wird an anderer Stelle der Historien auf dieses (Gast-)mahl Bezug genommen? Welche Momente sind auf welche Weise hervorgehoben? Wieso ist als Setting ein Symposion gewählt? Welche Rolle spielt dabei das dortige intensivierte Erleben?

Mit Blick auf kulturelle Gewohnheiten und Konventionen:

Wie ist der Ablauf des Mahls oder Symposions geschildert? Geht dem Symposion ein Mahl voraus? Werden Regeln und Gewohnheiten erwähnt? Werden sie als bekannt vorausgesetzt? Ist die äußere Szenerie beschrieben? Wie viele Personen und welchen Geschlechts nehmen teil? Haben die teilnehmenden Personen denselben kulturellen Hintergrund? Wie werden die Verhaltensweisen im Text bewertet? Kommt es zu Missverständnissen? Wie ist der Umgang zwischen den Personen geschildert? Welche Stimmung ist vorherrschend? Gibt es inhaltliche oder terminologische Verbindungen zu anderen Banketten in Herodots Historien?

Diese Leitfragen sollen jeweils angepasst an die Darstellung der Mahl- und Symposionsszenen bei deren Analysen angewendet werden. Damit die Ergebnisse daraus nach jedem Unterkapitel gesichert werden, folgt jeweils ein Zwischenfazit. Am Ende der Untersuchung werden die Ergebnisse in einem Gesamtfazit zusammengefasst.

In der vorliegenden Arbeit wird bei der Umschrift der griechischen Wörter in lateinischen Buchstaben stets die attische Variante verwendet. So werden z.B. die Gastfreundschaft als Xenia und der Gastfreund bzw. Fremder als Xenos ausgedrückt, wohingegen in griechischer Schrift die ionischen Formen ξεινίη bzw. ξεῖνος wie im Text von Herodots Historien verwendet werden.

1

Zur sympotischen Atmosphäre siehe später die Ausarbeitungen in Kap. 2.2.3.6.

2

Vgl. z.B. Stahl (2003), S. 66.

3

Zur Gattungsproblematik der Historien siehe Hose (2004).

4

Vgl. Stahl (1987), S. 25 f.; Latacz (1994), S. 357.

5

Vgl. z.B. Murray (1990a), S. 7.

6

Weitere wichtige Forschungsergebnisse, die sich mit sympotischer Lyrik befassen, sind ebenso besonders in den 80er/90ern Jahren erschienen; für weitere Literaturhinweise diesbezüglich siehe z.B. Hobden (2013), S. 1/Anm. 1.

7

Bei diesem Beitrag aus dem Jahr 1990 handelt es sich um die Veröffentlichung seines ursprünglich 1988 in Hamilton gehaltenen englischen Vortrags. Er wurde 1990 in dem von Kullmann und Reichel herausgegebenen Sammelband ‚Der Übergang von der Mündlichkeit zur Literatur bei den Griechen‘ publiziert und 1994 in überarbeiteter Form nochmals in Lataczs’ Publikation ‚Erschließung der Antike‘ (herausgegeben von Graf, von Ungern-Sternberg, Schmitt) veröffentlicht. Für die vorliegende Arbeit wurde der Beitrag von 1994 verwendet.

8

Murray, O. (Hg.): Sympotica. A symposium on the symposion, Oxford 1990.

9

Slater, W.J. (Hg.): Dining in a classical context, Ann Arbor 1991.

10

Daneben wurden auch weitere Konferenzen zum Symposion bzw. verwandten Themen abgehalten, die zahlreiche Publikationen lieferten. Vgl. dazu die Auflistung von Murray (2003), S. 16.

11

Auch in ihrem 1992 erschienenen Aufsatz ‚Lebensstil als Selbstdarstellung. Aristokraten beim Symposion‘ untersucht Stein-Hölkeskamp diese Thematik, wobei sie hier den Schwerpunkt gezielt auf das Symposion legt.

12

Schmitt Pantel (1992), S. 485.

13

Zu den Begräbnismählern in Herodots Historien siehe Anm. 755.

14

Hobden (2013), S. 252.

15

Vgl. Hobden (2013), S. 250 f.

16

Vgl. Węcowski (2014), S. 6.

17

Węcowski (2014), S. 70.

18

Ebd., S. 69 f.

19

Siehe Murray (1990a), S. 7–11 sowie darauf aufbauend Murray (2003). Hier sei auch auf Węcowskis wertvollen Überblick über die Entwicklung und unterschiedlichen Ausrichtungen der Symposionsforschung verwiesen (Węcowski [2014], Introduction – bes. S. 1–4).

20

Für eine Bibliographie weiterer bedeutender Forschungsliteratur zum Symposion bis zum Jahr 1990 siehe Murray (1990a), S. 11–13 sowie Latacz (1994), S. 392–395. Eine ausführliche Auflistung der Forschungsliteratur ab dem Jahre 1991 findet sich in der Neuveröffentlichung von Schmitt Pantels ‚La cité au banquet. Histoire des repas publics dans les cités grecques‘ (Paris 2011), S. XVIII–XXVI.

21

Vgl. z.B. Bowie (1997); Lada-Richard (1999); Fisher (2000); Konstantakos (2005); Rosen (2016). Auch in Monographien über das Symposion finden sich gesonderte Abschnitte, die sich gezielt mit dem Bankett in der Komödie beschäftigen, wie z.B. Schmitt Pantel (1992), S. 222–231. Zudem fand im Mai 2018 ein Studientag mit dem Titel ‚Il simposio nella commedia greca‘ statt, dessen Beiträge in Taufer (2018) veröffentlicht wurden. Mit dem Symposion in der Tragödie und Satyrspiel befassen sich z.B. Rossi (1971); Hamilton (1979); Angiò (1993); Napolitano (2000); Steiner (2016).

22

Das Buch wurde unter diesem Titel 2003 zunächst im Verlag J.B. Metzler (Stuttgart/Weimar) publiziert. In zweiter überarbeiteter Fassung ist es 2007 unter selbem Titel bei Aris & Phillips (Oxford) erschienen. Die Fassung von 2007 wurde auch für die vorliegende Arbeit verwendet.

23

Pütz (2007), S. ix.

24

Eine Ausnahme bietet Paul (1991). Paul (1991, S. 166) hebt hervor, dass für die Geschichtsschreibung besonders die Vorfälle bei Symposia und Deipna interessant seien, bei denen gegen den für diese Einrichtungen geltenden „social code“ versoßen wird.

25

Vgl. z.B. Wöhrle (1990); Papakonstantinou (2010); Pavlidis (2012); Lavelle (2014); Bierbas-Richter (2016); Harrison (2019).

26

Auch wenn sich die Autorin darin nicht explizit mit den Symposia bei Herodot auseinandersetzt, möchte ich zusätzlich auch Müllers Aufsatz ‚Völlerei, wundersame Brotvergrößerung und Kannibalismus. Politische und soziale Konnotationen des Essens bei Herodot‘ (2009) hervorheben. Denn Müller untersucht dort intensiv die Frage, welche Bedeutung und Funktion das Essen und auch Mahlszenen in Herodots Historien haben, was für die Analyse der thematisch ähnlichen Symposionsszenen hilfreich ist.

27

Bowie (2003), S. 99.

28

Ebd.

29

Vgl. ebd., S. 107.

30

Der Begriff des Symposions wird in der vorliegenden Untersuchung also nicht als Ausdruck für ein ganzes Gastmahl – bestehend aus Deipnon und Symposion – festgelegt, sondern für den zweiten Abschnitt eines Gastmahls, den des gemeinsamen Trinkens (– dafür, dass das Symposion den zweiten Abschnitt eines Gastmahls bildet, vgl. die Ausführungen und Verweise in Kap. 2.2.3.1). Auch Treffen, bei denen mehrere Personen außerhalb eines als Gastmahl definierten Kontextes miteinander trinken, werden als Symposia bezeichnet. Vgl. dazu ausführlicher Kap. 2.2.1.

31

Wienold (2020), S. 646.

32

Zu dieser Unterteilung vgl. Searle (1974), S. 86–89.

33

Meuser (2020), S. 646.

34

Vgl. dazu Lundgreen (2011), S. 32 f.

35

Treiber (2020), S. 538. Als weitere davon verschiedene Definitionsmöglichkeiten für Norm führt Treiber (ebd.) „eine soziale Bewertung von Verhalten“ oder „eine verbindliche Forderung eines bestimmten Verhaltens“ an.

36

Vgl. dazu Rösler (1995, S. 108): „A symposion was separated from everyday life.“

37

Ebd.: „[…] this illusion of a better reality leads to a higher state of consciousness which is characterized by just the opposite of forgetting, that is full understanding and unrestrained communication.“ Vgl. auch Murray (2009, S. 516): „the true aim of the symposion was rather a measured release from inhibitions in a communal setting, leading to a form of heightened consciousness […].“ Siehe dazu insgesamt die Ausführungen in Kap. 2.2 (bes. Kap. 2.2.3.4, Kap. 2.2.3.6 sowie die Zusammenfassung in Kap. 2.2.6).

38

Auch Pütz (2007) untersucht die Symposia bei Aristophanes nach thematischer Gliederung, wobei diese im Gegensatz zu der hier gewählten, nach Funktionen eingeteilten Thematik durch die Umstände, die das Bankett jeweils ermöglichen, beeinflusst wird (vgl. Pütz [2007], S. ix).

39

Dazu, dass die Entwicklung der Polisstrukturen zu einer Veränderung der gastfreundschaftlichen Verbindlichkeiten führte, vgl. Herman (1987), bes. S. 1–6; siehe dazu in der vorliegenden Arbeit S. 59–61 mit Verweisen.

40

Abzugrenzen von den hier als ‚typisch‘ griechisch bezeichneten Symposia sind die öffentlichen Gemeinschaftsmähler, wie es sie auf Kreta und in Sparta (vgl. dazu Schmitt Pantel [1992], S. 59–76; Runding [1996], S. 205–211; zu den spartanischen Syssitia siehe auch die Ausführungen in Kap. 2.2.2), aber auch in Athen gab (vgl. dazu Schmitt Pantel [1992], bes. S. 117–252; Steiner [2002]).

41

Vgl. dazu die Ausführungen und Verweise in Kap. 2.2.3.1.

42

Pütz (2007, S. x–xi) nimmt ihre Analyse ebenso anhand solcher Fragen vor, die ebenfalls das Symposion betreffen, sodass die grundlegenden Orientierungsfragen der vorliegenden Arbeit mit einigen von Pütz’ Fragen übereinstimmen. Allerdings werden die Fragen aufgrund der unterschiedlichen Themen- und Analyseschwerpunkte unterschiedlich erweitert.