Das Tao des Reisens - Paul Theroux - E-Book

Das Tao des Reisens E-Book

Paul Theroux

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Beschreibung

Mit Nabokov in der Eisenbahn, mit Graham Greene auf der Flucht vor giftigen Spinnen und mit Chatwin auf Wanderschaft - Das »Tao des Reisens« ist die Quintessenz aus den Erlebnissen und Einsichten reisender Schriftsteller. Theroux untersucht den Inhalt von Reisegepäck, durchleuchtet das Gefühl des Fremdseins und probiert unangenehm exotische Gerichte. Dabei kommen in diesem philosophischen Handbuch auch imaginäre Reisen nicht zu kurz - denn letztlich lässt sich lesend genauso gut die Welt erkunden. Paul Therouxs Grundsätze des Reisens: 1. Verlass dein Zuhause 2. Reise alleine 3. Reise mit leichtem Gepäck 4. Nimm eine Landkarte mit 5. Reise auf dem Landweg 6. Geh zu Fuß über eine Grenze 7. Führe ein Reisetagebuch 8. Lies einen Roman, der nichts mit dem Ort zu tun hat, an dem du dich befindest 9. Wenn du schon ein Handy dabei hast, vermeide wenigstens, es zu benutzen 10. Finde einen Freund

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Seitenzahl: 484

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Paul Theroux

Das Tao des Reisens

Aus dem amerikanischen Englisch von Heike Schlatterer

Atlantik

Vorwort

Die Bedeutung des Anderswo

WENN ICH MICH ALS KIND DANACH sehnte, von zu Hause wegzugehen, möglichst weit weg, stellte ich mir eine Flucht vor. Ich malte mir aus, wie mein kleines Ich allein aus dem Haus rannte. Das Wort »Reisen« gehörte damals noch nicht zu meinem Wortschatz, ebenso wenig wie »Verwandlung«, obwohl das mein unausgesprochener, anhaltender Wunsch war. Ich wollte an einem fernen Ort ein neues Ich finden, und neue Dinge, mit denen ich mich auseinandersetzen musste. Ich vertraute auf die Bedeutung des Anderswo. Anderswo war der Ort, wo ich sein wollte. Da ich zu jung zum Reisen war, las ich über das Anderswo und erträumte mir meine Freiheit. Bücher waren meine Straße. Und dann, als ich alt genug war, wurden die Straßen, die ich bereiste, zur fixen Idee meiner eigenen Bücher. Und ich erkannte, dass die leidenschaftlichsten Reisenden schon immer leidenschaftliche Leser und Autoren waren. Und so kam es zu diesem Buch.

Der Wunsch zu reisen scheint typisch menschlich: das Bedürfnis, sich fortzubewegen, seine Neugier zu befriedigen oder Ängste zu beschwichtigen, die eigenen Lebensumstände zu verändern, ein Fremder zu sein, Freundschaften zu schließen, eine exotische Landschaft zu erleben, das Unbekannte zu riskieren, Zeuge der tragischen oder komischen Konsequenzen zu werden, wenn man geradezu besessen ist von dem Gedanken, dass zwischen Menschen im Grunde nur geringe Unterschiede bestehen. TschechowTschechow, Anton sagte einmal: »Wer die Einsamkeit fürchtet, sollte nicht heiraten.« Ich würde sagen: Wer die Einsamkeit fürchtet, sollte nicht reisen. Reiseliteratur schildert nicht zuletzt, wie Menschen mit der Einsamkeit umgehen. Das ist manchmal verstörend, häufiger bereichernd, gelegentlich ungewöhnlich spirituell.

Seit ich reise, wird mir immer wieder die Frage gestellt: »Was ist Ihr Lieblingsreisebuch?« Eine ärgerliche Frage. Was soll man darauf antworten? Ich bin seit fast fünfzig Jahren auf Reisen und schreibe seit über vierzig Jahren darüber. Eins der ersten Bücher, das mein Vater mir als Kind vor dem Einschlafen vorlas, war DonnFendler, Donn Fendler: Lost on a Mountain in Maine. Es beruht auf einer wahren Begebenheit in den dreißiger Jahren und beschreibt, wie ein Zwölfjähriger acht Tage lang auf dem Mount KatahdinMount Katahdin überlebte. Es war hart für DonnFendler, Donn, doch er fand allein den Weg aus den Wäldern MainesMaine zurück in die Zivilisation. Ich lernte aus dem Buch viel über das Überleben in der Wildnis, darunter auch die einfache Grundregel: »Folge einem Fluss oder Bach immer in Richtung der Strömung.« Seitdem habe ich viele Reisebücher gelesen, bin auf jedem Kontinent mit Ausnahme der AntarktisAntarktis gereist und habe insgesamt acht Bücher und Hunderte Essays über meine Reisen verfasst. Und immer wieder hat mich die Vorstellung inspiriert, wie es der kleine DonnFendler, Donn allein den hohen Berg hinunter schafft.

Reisegeschichten sind die ältesten Geschichten der Welt, sie sind das, was der Wanderer nach seiner Heimkehr am Lagerfeuer erzählt. »Stellt euch vor, was ich gesehen habe!« Nachrichten aus der großen, weiten Welt, das Ungewöhnliche, das Fremde, das Schockierende, Geschichten von wilden Tieren oder anderen Völkern. »Sie sind genau wie wir!«, oder: »Sie sind ganz anders als wir!« Die Erzählung des Reisenden hat immer etwas von einem Forschungsbericht. Reisegeschichten bilden aber zugleich den Ursprung unserer erzählenden Literatur, in dem Maße, wie der Reisende die wahren Erlebnisse mit Übertreibungen oder erfundenen Details ausschmückt. So entstand der erste moderne Roman der englischen Literatur. Daniel DefoeDefoe, Daniel stützte sich bei seinem Robinson Crusoe auf die tatsächlichen Erlebnisse des Schiffbrüchigen Alexander SelkirkSelkirk, Alexander, allerdings erweiterte er die Geschichte und machte aus SelkirksSelkirk, Alexander viereinhalb Jahren auf einer abgelegenen Pazifikinsel achtundzwanzig Jahre auf einer Insel in der Karibik. Außerdem erfand er Freitag und die Kannibalen und auch sonst allerlei Tropisch-Exotisches.

Der Erzähler will seine Zuhörer mit einer fesselnden Geschichte in seinen Bann schlagen und ihre Augen zum Leuchten bringen. Ich stelle mir einen Reiseautor manchmal vor wie den Geist von Hamlets Vater im ersten Akt des Dramas:

So höb’ ich eine Kunde an, von der

Das kleinste Wort die Seele dir zermalmte,

Dein junges Blut erstarrte, deine Augen

Wie Stern’ aus ihren Kreisen schießen machte,

Dir die verworrnen krausen Locken trennte,

Und sträubte jedes einzle Haar empor.

Nun, für gewöhnlich sind Reisegeschichten aber wohl eher anekdotisch, amüsant, lehrreich, absurd, prahlerisch, komisch-heldenhaft. Nur gelegentlich auch haarsträubend. Manchmal warnen sie die Neugierigen. Und nicht selten wirken sie seltsam vertraut. Im besten Fall sind sie Beispiele für das Menschlich-Allzumenschliche in unserem Leben.

Das Reisen hat sich in den letzten Jahren stark verändert, nicht nur weil man heutzutage fast jeden Punkt der Erde in relativ kurzer Zeit erreichen kann, sondern auch aufgrund der neuen Medien. Wir sind global vernetzt. Das Internet vermittelt uns den Eindruck, dass wir alles bereits wissen. Es verleitet auch zu der irrigen Annahme, dass man ohne körperliche Anstrengung reisen könne. Doch immer noch sind viele Teile der Welt wenig bekannt, und es lohnt die Mühe, sich fernab der ausgetretenen Pfade zu bewegen. Ich selbst habe noch eine Zeit erlebt, in der viele Orte dem Reisenden das aufregende Gefühl gaben, ein KolumbusKolumbus, Christoph oder ein Robinson Crusoe zu sein.

Unterwegs an abgelegenen oder von der Welt abgeschnittenen Orten habe ich viel über die Welt und mich selbst gelernt: das Gefühl des Fremdseins, die Freude und Befreiung beim Reisen, die Wahrheit des Reisens und die Erkenntnis, dass Einsamkeit – die zu Hause eine Zumutung gewesen wäre – zum Reisen dazugehört. Denn beim Reisen »ergibt das Fremdsein einen Sinn«, wie Philip LarkinLarkin, Philip in seinem Gedicht »The Importance of Elsewhere« sagt.

Reisen im Traum war für Sigmund FreudFreud, Sigmund ein Symbol des Todes. Dass eine Reise – der Aufbruch ins Ungewisse – riskant, ja sogar fatal sein kann, war für FreudFreud, Sigmund eine naheliegende Schlussfolgerung, denn er selbst litt unter einer schweren Reisephobie. Er hatte so große Angst, einen Zug zu verpassen, dass er immer zwei Stunden zu früh am Bahnhof war, und wenn der Zug endlich einfuhr, reagierte er geradezu panisch. In seinen Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse heißt es daher: »Das Sterben wird im Traum durch Abreisen, Mit-der-Eisenbahn-Fahren ersetzt.«

Das empfinde ich anders. Ich verbinde mit Zugreisen meine glücklichsten Reisetage. Manche Reisen sind mühsam und auch anstrengend, aber in gewisser Weise ist jede Reise eine mentale Herausforderung, und selbst unter schwierigsten Bedingungen halten Reisen ihre Momente der Erleuchtung bereit.

Die Freuden des Reisens sind das Thema dieser Anthologie. Die Freuden und auch die Leiden, die in der Erinnerung ja immer nostalgisch verklärt erscheinen. Diese Ambivalenz betrifft auch die Reiseliteratur selbst. Als ich die hier zitierten Bücher noch einmal las, stellte ich fest, wie antiquiert vieles wirkt. Die Dramatik und Romantik einer vergangenen Zeit! Und doch ist vieles, was uns heute so altmodisch erscheint, noch gar nicht so lange her.

Dieses Buch ist eine Blütenlese von Beobachtungen und Erkenntnissen, die ich in vielen Jahren des Reisens, des Lesens und des Schreibens sammeln konnte. Es ist gedacht als Leitfaden, Ratgeber, Sammelsurium, Vademekum und Lektüreliste. Und weil die Reise immer auch eine Metapher für das Leben als solches ist, sind viele Bemerkungen der Autorinnen und Autoren, die die Eindrücke ihrer Reise festhielten, nicht selten auch philosophischer Natur. Eine Zen-Weisheit besagt: »Du kannst den Weg nicht gehen, bevor du nicht zum Weg geworden bist.« In diesem Sinne hoffe ich, dass eine Anthologie zum Thema Reisen auch etwas darüber aussagt, wie wir leben und wie wir denken.

Die Buchtitel des Autors werden wie folgt abgekürzt:

AE

Abenteuer Eisenbahn

APE

Der alte Patagonien-Express

KBS

The Kingdom by the Sea

SWS

Sunrise with Seamonsters

DCA

Das chinesische Abenteuer

TEE

To the Ends of the Earth

GIO

Die glücklichen Inseln Ozeaniens

AGM

An den Gestaden des Mittelmeeres

FAF

Fresh Air Fiend

DSS

Dark Star Safari

GTES

Ghost Train to the Eastern Star

WE

World’s End

Wo deutschsprachige Titel angeführt werden, wurde aus bestehenden deutschen Übersetzungen zitiert. Alle übrigen Zitate wurden von Heike Schlatterer übertragen. Jahresangaben (in Klammern) beziehen sich auf die Original-Erstausgaben.

1Reisen in Kürze

Man muss reisen

Es überkommt einen – man muss reisen. Mehr noch, man muss in eine bestimmte Richtung reisen. Man unterliegt also einem doppelten Zwang: sich aufzumachen, und zu wissen wohin.

– D.H. LawrenceLawrence, D.H. (David Herbert), Das Meer und SardinienSardinien (1921)

Heimweh ist ein Gefühl, das viele kennen und unter dem viele leiden; ich dagegen spüre einen weniger bekannten Schmerz namens »Fernweh«. Wenn der Schnee schmilzt und die Störche eintreffen und die ersten Dampfschiffe ablegen, dann fühle ich eine schmerzliche Unruhe und den Wunsch zu reisen.

– Hans Christian AndersenAndersen, Hans Christian, in einem Brief (1856)

Die Straße ist das Leben

Unsere abgenutzten Koffer waren wieder auf dem Gehsteig aufgestapelt; wir hatten noch einen längeren Weg vor uns. Aber was machte es, die Straße ist das Leben.

– Jack KerouacKerouac, Jack, Unterwegs (1957)

Aber es ist etwas völlig anderes, ob man von einem Felsplateau aus auf den Weg zurückblickt, der einen dorthin geführt hat, oder ob man sich noch auf diesem Weg befindet; der Blickwinkel wechselt mit den Stationen der Reise; erst wenn die Straße plötzlich und tückisch abfällt oder ansteigt oder eine unausweichliche Biegung macht, ist man auf einmal fähig, Dinge wahrzunehmen, die man von einer anderen Stelle aus nicht hätte sehen können.

– James BaldwinBaldwin, James, Gehe hin und verkünde es vom Berge (1953)

Man geht für lange Zeit fort und kehrt als anderer Mensch zurück. Man kommt nie ganz zurück. DSS

Das Schlimmste am Reisen, das für mich in vielerlei Hinsicht Ergreifendste ist der Anblick von Menschen, die ihr ganz normales Leben leben: Menschen, die arbeiten oder mit ihren Familien zusammen sind, Menschen, die Uniform tragen, mit Ausrüstung beladen sind, einkaufen gehen oder gerade ihre Rechnung bezahlen. AGM

Reisen ist eine Geisteshaltung. Es geht nicht um unsere Existenz oder um Exotik. Es geht fast komplett um eine innere Erfahrung. FAF

Der exotische Traum, nicht immer fremdartig, ist ein Traum von dem, was uns fehlt und wonach wir uns sehnen. Und in der Welt des Exotischen, die immer eine alte Welt ist, bevölkert von Jungen oder Alterslosen, steht die Zeit still. SWS

Manchmal verkehrt sich das Reisen ins Gegenteil: Man fährt und fährt und kommt dann stockend zum Stehen, mitten im Nirgendwo. Anstatt eine bewusste Entscheidung zu treffen, hört man einfach auf zu fahren. GTES

Was auch immer Reisen sonst noch ist, es ist immer eine Gelegenheit, um zu träumen und sich zu erinnern. Man sitzt in einer fremden Landschaft und wird von all den Menschen heimgesucht, die einen schlecht behandelt haben. Man hat Albträume in fremden Betten. Man erinnert sich an Vorkommnisse, an die man seit Jahren nicht mehr gedacht hat und die man vielleicht vergessen hätte, wenn da nicht der Lärm von der Straße oder der starke Duft von Jasmin gewesen wäre. FAF

Reisen sind ohnehin oft ein trauriges und teilweise masochistisches Vergnügen, und so kann es durchaus eine Beglückung sein, in obskuren Orten von pittoresker Scheußlichkeit anzukommen. AGM

Wie für vieles andere im Leben auch gilt für das Reisen ganz besonders, dass einmal schon genug sein kann. AGM

Auf Reisen wird man von Leuten in Beschlag genommen, die glauben, uns herumkommandieren und kritisieren zu können wie Eltern. Doch das Schöne am Reisen ist, dass man ihnen einfach den Rücken kehren und aufbrechen kann, ohne etwas erklären zu müssen. KBS

Reisen ist gleichermaßen Flucht und Verfolgung. AE

Man reist immer im Kreis … Schließlich ist eine grand tour für einen hochherzigen Reisenden nichts anderes als eine lange Heimreise. AE

Es ist schon fast sprichwörtlich: Sobald ein Ort in dem Ruf steht, ein Paradies zu sein, geht er vor die Hunde. GIO

Noch niemand hat den Ort beschrieben, an dem ich gerade angekommen bin – das ist das Gefühl, das mich zum Reisen treibt. Einer der wichtigsten Gründe, überhaupt zu verreisen. AGM

Man könnte sagen, dass einer der wichtigsten unausgesprochenen Gründe für eine Reise darin besteht, Orte zu finden, die exemplarisch dafür stehen, wo man einst am glücklichsten war. Reisen ist die Suche nach einer idealisierten Version von Heimat – tatsächlich die Suche nach der perfekten Erinnerung. FAF

Wenn Fremde mich fragten, wohin ich wollte, antwortete ich oft: »Nirgendwohin.« Unbestimmtheit kann zur Gewohnheit werden, das Reisen zur Trägheit führen. APE

Reisen bietet die magische Möglichkeit, sich selbst neu zu erfinden: Man könnte auf einen Ort stoßen, an den man sein Herz verliert, wo man ein neues Leben beginnt, von dem man nie wieder zurückkehrt. GTES

Eine der glücklicheren und hilfreicheren Täuschungen des Reisens ist die, dass man auf der Suche ist. GTES

Ich hatte UnterägyptenÄgypten erreicht und machte mich in meiner üblichen Reiselaune Richtung Süden auf – ich hoffte auf das Malerische, rechnete mit Elend, wappnete mich gegen das Entsetzliche. Glück war undenkbar, denn Glück ist zwar wünschenswert, aber für das Reisen banal; daher schien Afrika perfekt geeignet für eine lange Reise. DSS

Der Aspekt des Schöpferischen beim Reisen wird sehr schön von Jorge Luis BorgesBorges, Jorge Luis in seinem Gedicht »Das Glück« (La Dicha) ausgedrückt: Bei unseren Begegnungen mit der Welt »geschieht alles zum ersten Mal«. »Wer eine Frau umarmt, ist Adam«, und »wer im Dunkeln ein Streichholz zündet, erfindet das Feuer«, und so ist auch der Anblick der Sphinx für jeden neu: »In der Wüste sah ich die junge Sphinx, eben behauen … Alles geschieht zum ersten Mal, aber auf ewige Weise.« DSS

Reisen ist eine der traurigsten Vergnügungen im Leben.

– Madame de StaëlStaël, Madame de (Anne Louise Germaine), Corinne ou l’Italie (1807)

Zwei Beispiele für die Paradoxie des Reisens

Ein merkwürdiges Gefühl, diese Art Heimweh. Den Amerikanern liegt es praktisch im Blut, es ist so typisch amerikanisch wie Achterbahn und Jukebox. Es ist nicht einfach die Sehnsucht nach der Heimatstadt oder der heimatlichen Landschaft. Das Gefühl ist janusköpfig: Wir sind hin- und hergerissen zwischen einer Nostalgie für das Vertraute und der Sehnsucht nach dem Fremden und Ungewöhnlichen. Häufig haben wir Heimweh nach Orten, die wir nie gekannt haben.

– Carson McCullersMcCullers, Carson, »Look Homeward, Americans« (in: Vogue, 1940)

In jedem Menschen streiten zwei Kräfte miteinander, bei dem einen mehr, dem anderen weniger: das Verlangen, für sich allein zu sein, und der Drang, sich in die Welt hinauszubegeben; Introversion, das heißt der Blick ins eigene Innenleben mit seinen Gedanken und Phantasien; und Extraversion, die Offenheit nach außen, das Interesse an der Außenwelt, ihren Menschen und greifbaren Werten.

– Vladimir NabokovNabokov, Vladimir, Vorlesungen über russische Literatur (1981)

Allein Reisen

Alleinreisende: Weder schläfrige noch taube Männer sollten allein reisen. Es ist bemerkenswert, wie oft Eigenschaften wie Schlaflosigkeit und Wachsamkeit dem Reisenden gute Dienste leisten.

– Sir Francis GaltonGalton, Francis, The Art of Travel (1855)

Reisen ist im besten Fall eine einsame Unternehmung. Um schauen, sehen und urteilen zu können, muss man allein und unbelastet sein. Andere Menschen können einen in die Irre führen; sie besetzen deine mäandernden Eindrücke mit ihren eigenen; wenn sie gute Gesellschaft sind, verstellen sie deinen Blick, wenn sie langweilig sind, verderben sie die Stille mit nicht zu beantwortenden Gemeinplätzen und zerstören deine Konzentration mit: »Oh, guck mal, es regnet!«, oder: »Hier gibt es aber eine Menge Bäume.«

Es ist nicht leicht, in Gesellschaft klar zu sehen oder zu denken. Ich werde abgelenkt, aber ich suche keine Ablenkungen, sondern Entdeckungen. Um das Gesehene einzufangen, das, so banal es auch sein mag, meiner privaten Stimmung nach etwas Besonderes, Bemerkenswertes ist, bedarf es der Luzidität der Einsamkeit. APE

Beim Reisen kommt es im Idealfall darauf an, dass man sich wirklich löst. Konzentriere dich darauf, wo du bist; erledige keine Geschäfte, die daheim liegengeblieben sind; übernimm keine Aufgaben; sei für daheim nicht erreichbar; mach dich rar. Es ist gut, wenn andere nicht wissen, wo du bist oder wie sie dich finden können. Konzentriere dich auf das Land, wo du dich befindest. So die Theorie. GTES

Reisen ist ein Prozess des Verschwindens, ein einsamer Weg auf einer dünnen geographischen Linie, die ins Vergessen führt. APE

Der Sinn des Reisens besteht darin, allein anzukommen, wie ein Geist, in einem fremden Land in der Dämmerung, nicht in der hell erleuchteten Hauptstadt, sondern durch die Hintertür, im waldigen Hinterland, Hunderte Meilen von der Metropole entfernt, in einer Gegend, wo die Menschen im besten Falle nicht allzu oft Fremde zu Gesicht bekommen, gastfreundlich sind und den Reisenden nicht sofort als Geldbörse auf zwei Beinen betrachten. Die Ankunft im Hinterland mit allenfalls schemenhaften Plänen hat etwas Befreiendes. Sie kann ein guter Anlass für Entdeckungen sein oder eher ein verantwortungsloses willkürliches Herumspuken auf einem anderen Planeten. GTES

Das Wort »allein« schwingt auf jeder aufregenden Seite der besten Werke der Reiseliteratur mit, subtil und unauslöschlich wie ein Wasserzeichen. Der Begriff davon, der Gedanke, dass ich darüber würde berichten können – denn schließlich war ich ja losgefahren, um ein Buch zu schreiben –, wog alle Unannehmlichkeiten auf. Allein, allein: es war wie der Beweis für meinen Erfolg. Für diesen Zustand der Einsamkeit hatte ich sehr weit reisen müssen. APE

Die Pazifik-Insulaner kannten keine Vorstellung von Vereinzelung, die nicht mit Elend oder geistigem Verfall einhergegangen wäre. Bücher las kaum jemand, und zwar aus genau diesem Grund: Man tat es allein. Mit Analphabetismus hatte das nichts zu tun, denn Schulen gab es genug. Die Insulaner wussten aus Erfahrung, dass ein Mensch, der sich absonderte und den man oft allein sah, einer, der Bücher las, sich von der Hütte entfernte, am Strand spazieren ging, immer für sich blieb – im tiefsten musu versunken war und über Mord, Selbstmord oder wahrscheinlich beides zugleich nachgrübelte. GIO

Alle Reisenden ähneln nicht mehr ganz jungen, verblühten Damen; das fremde Land flirtet eine Weile mit ihnen, nicht sehr ernsthaft, und gibt ihnen dann einen Korb. Es gibt nichts Schlimmeres als einen Sonntag in der Fremde. WE

Anonymität beim Reisen

An Tagen, an denen ich mit niemandem redete, hatte ich das Gefühl, ich hätte dreißig Pfund abgenommen, und wenn ich zwei Tage hintereinander mit niemandem sprach, glaubte ich, ich würde mich bald in Luft auflösen, was sehr beunruhigend war. Das Schweigen machte mich unsichtbar. Dennoch ist es berauschend, anonym einen interessanten Ort zu bereisen. KBS

Unsichtbar sein – ein typischer Zustand für den älteren Reisenden; viel praktischer, als wenn man überall sofort auffällt. GTES

Die zeitliche Begrenzung einer Reise kann Freundschaften intensivieren und in Intimität verwandeln – was für jemanden, der einen Zug erwischen muss, möglicherweise fatal ist. Mit Fremden konnte ich gut fertigwerden, aber die Freunde brauchten Aufmerksamkeit und gaben mir das Gefühl, allzu wahrnehmbar zu sein. Es war leichter, mich in einsamer Anonymität voranzubewegen, meinen Schnurrbart zu zwirbeln, meine Pfeife zu schmauchen und im Morgengrauen die Zelte abzubrechen. APE

Dünkel des Reisenden

Der Reisende hält sich wer weiß was darauf zugute, dass er ins Unbekannte aufbricht. Die beste Reise ist ein Sprung ins Ungewisse. Wenn das Reiseziel vertraut und freundlich wäre, was hätte es dann für einen Sinn, dorthin zu reisen? DSS

Eine weitere selbstgefällige Vorstellung des Reisenden ist die, dass barbarische Sitten etwas typisch Fremdes sind, denen man nur in einem verarmten Landstrich begegnet, nachdem man um die halbe Welt gereist ist. Der Reisende erreicht diesen abgelegenen Ort, und seine Vorstellung scheint sich tatsächlich zu bestätigen: Er kann einen Blick werfen auf schlimme Zustände und die grausamen Gräueltaten einer fremden sadistische Regierung. Doch dann muss er erkennen, dass sie identisch sind mit denen, die seine eigene Regierung einst vertrat und eifrig betrieb. Und all den Scheinheiligen, die lieber die Augen vor der Tatsache verschließen, dass es auch heutzutage immer wieder zu Massenmorden kommt, sei gesagt, dass sie nur nach KambodschaKambodscha, RuandaRuanda, DarfurDarfur, TibetTibet, MyanmarMyanmar und vielen anderen Ländern schauen müssen. Aufrichtiger wäre es daher, nicht »nie wieder« zu rufen, sondern festzustellen: »wieder und wieder«. GTES

Und dann gibt es noch die selbstgefällige Annahme, dass niemand je wieder sehen wird, was der Reisende gesehen hat; seine Reise verdrängt die Landschaft; seine Version der Ereignisse ist die einzig richtige. Natürlich macht er sich damit etwas vor, aber wenn er das nicht täte, würde er nie irgendwohin reisen. KBS

Fremde auf Reisen

Reisen bedeutet, unter Fremden zu leben, mit ihrem typischen Geruch und säuerlichem Parfüm, ihr Essen zu essen, sich ihre Dramen anzuhören und ihre Meinungen zu ertragen, obwohl man oft keine gemeinsame Sprache hat. Man ist immer unterwegs mit ungewissem Ziel, erstellt Reiserouten, die sich ständig ändern, schläft allein, improvisiert. GTES

Bei den meisten Reisen und ganz gewiss bei den lohnenden ist man auf die Freundlichkeit von Fremden angewiesen, man legt sein Schicksal in die Hände von Menschen, die man nicht kennt, und vertraut ihnen sein Leben an. GTES

Städte und Reisen

Auf langen Reisen neigt der Reisende dazu, große Städte zu verkleinern – nicht aus Bosheit oder Oberflächlichkeit, sondern um seines Seelenfriedens willen. DCA

Meine Idealvorstellung einer Reise ist die, dass ich einfach auftauche und mich schnurstracks in die Wildnis begebe, denn die meisten Großstädte sind Schlangengruben. In der Wildnis gibt es immer ein Plätzchen, wo man sein Zelt aufschlagen kann. FAF

Große Städte kommen mir immer vor wie endgültige Ziele, ummauerte Aufenthaltsorte, hinter deren monumentaler Endgültigkeit nichts mehr liegt; sie raunen dem Reisenden ein Du bist angekommen zu. AGM

»AthenAthen ist eine Vier-Stunden-Stadt«, sagte jemand. Länger, meinte er, bräuchte man nicht, um sie sich vollständig anzusehen. Diese Stundenangabe schien mir ein recht nützliches Kriterium für die Bewertung von Städten. AGM

Abenteuer

Eine Abenteuerreise klingt nach fernen Ländern, aber ein Ziel in der Nähe kann viel aufregender sein, denn kein Ort ist so furchterregend wie der vor der eigenen Haustür, vor dem einen Leute, denen man vertraut, immer gewarnt haben. FAF

Zur idealen Reisen gehört für mich immer auch das Überschreiten von Grenzen. Das Risiko ist Herausforderung und Einladung zugleich. Der Verkauf von Abenteuern wird für die Reisebranche anscheinend immer wichtiger, Reisen sind zu Trophäen geworden. FAF

Reisen und Optimismus

Die Arme-Leute-Version der Urlaubsreise: am Ufer stehen und aufs Meer starren. Alle Reisenden sind Optimisten, dachte ich. Das Reisen an sich ist Optimismus in Aktion. KBS

Reisen vermittelt allein schon durch die bloße Bewegung eine gewisse Hoffnung. Verzweiflung ist der Sessel, aus dem man nicht herauskommt, ist die Gleichgültigkeit, ist der starre Blick ohne Neugier. Ich glaube, Reisende sind im Grunde Optimisten, sonst würden sie nie zu anderen Orten aufbrechen. FAF

Reisen ist besonders befriedigend, wenn es nicht mehr darum geht, dass man sein Ziel erreicht; wenn das Reisen nicht mehr vom eigenen Leben zu unterscheiden ist. GTES

Reisen und Tradition

Dörfer überstehen Notzeiten besser als Städte – auf dem Land wirkt Armut widersinnigerweise sogar pittoresk. AGM

Alle Orte, egal wo oder wie, sind einen Besuch wert. Weniger überlaufene Gegenden, in denen die Menschen immer noch ihr normales, herkömmliches Leben leben, scheinen mir allerdings am ehesten lohnend, weil sie verständlich und lesbar sind – sie verleihen mir deshalb immer Auftrieb. AGM

Es ist wichtig, auf Reisen lokale Rituale zu beobachten; nicht wegen irgendeiner vermeintlich tieferen Weisheit, die in ihnen verborgen wäre, sondern weil die Gesten und subtilen Abläufe viel über die innere Verfassung der Beteiligten verraten. GTES

Reisen und Politik

Jedes Land, das mehr als eine Statue desselben lebenden Politikers zur Schau stellt, steuert auf gewaltige Probleme zu. AGM

In Ländern, wo alle korrupten Politiker Nadelstreifenanzüge tragen, sind die besten Menschen nackt. DSS

Sightseeing ist für eine Diktatur ideal – und das ist ChinaChina, politisch gesehen. Der Tourist kommt ins Land, schaut sich die Sehenswürdigkeiten an, und wenn er alle gesehen hat, ist es an der Zeit, abzureisen. Der Nichtbesichtiger trödelt herum, ignoriert die Museen, stellt unangenehme Fragen, macht die Leute kopfscheu und unzufrieden und gehört abgeschoben. DCA

Reisen und Pornographie

Es scheint mir unbestreitbar zu sein, dass die Pornographie einer Nation Einblicke in ihr Unbewusstes, ihr Innenleben, ihre Phantasien, ihre Schuldgefühle, ihre Leidenschaften, ja sogar ihr Verhältnis zur Kindererziehung gewährt, von ihren Ehe- und Balzritualen einmal ganz abgesehen. Das ist nicht die ganze Wahrheit, aber dieser Ausschnitt enthält viele Hinweise und noch mehr Warnsignale, vor allem gegenüber den Männern. AGM

Landschaft und Reisen

Eine Landschaft sieht anders aus, wenn man weiß, wie die Dinge heißen. Umgekehrt kann eine namenlose Gegend übermäßig unwirtlich und fremd wirken. FAF

In einer natürlichen Umgebung findet man selten absolute Stille. Zumindest der Wind ist zu hören. Das Rascheln der Bäume und Gräser, das Summen der Insekten, Tschilpen der Vögel, Pfeifen der Flughunde. Am Meer ist Stille – echte Stille – fast unbekannt. Doch an meinem letzten Tag hier auf den Rock Islands von PalauPalau war nicht einmal das Plätschern des Wassers zu hören. Die Luft stand still. Ich hörte weder Insekten noch Vögel. Die Flughunde flogen sehr hoch und schlugen völlig lautlos mit den Flügeln. Es wirkte so einfach und wunderbar: die Welt als enormer Raum. FAF

Gerade in Afrika, das so unvollständig und leer wirkt, können Reisende ihre eigenen Mythen spinnen und ihren Phantasien von Sühne und Erlösung nachhängen, Melodramen von Leid und Stärke – Wunden verbinden, die Hungrigen speisen, Flüchtlinge versorgen, lange Fahrten im teuren Land Rover; all diese Stereotype werden neu erschaffen, man lebt eine ganze Kosmologie der Schöpfung und Zerstörung aus. Deshalb sind viele Reisende entschlossen, Afrika nicht als dreiundfünfzig Länder zu betrachten, sondern als eine einzige, problemgeplagte Landschaft. DSS

Das Reisen in einer fremden Landschaft kommt dem Schreiben eines Romans am nächsten. SWS

Reisen als Zeitverschwendung

Reisen ist das Paradies der Narren. Unsere ersten Ausflüge lehren uns, wie gleichgültig die Orte sind. Zu Hause träume ich, dass in RomRom oder NeapelNeapel mich die Schönheit berauschen und meine Verstimmung enden wird. Ich packe meine Koffer, nehme von meinen Freunden Abschied und schiffe mich ein – und erwache in NeapelNeapel, und an meinem Bette sitzt ernsthaft und wirklich dasselbe traurige, unnachsichtige Selbst, vor dem ich geflohen. Ich besuche den Vatikan und die Paläste, ich tue, als wäre ich von Ansichten und Ideen berauscht, aber ich bin nicht berauscht. Mein Riese geht mit mir, wohin ich auch gehe.

– Ralph Waldo EmersonEmerson, Ralph Waldo, »Selbstvertrauen« (1841)

Jetzt steht meine Überzeugung fest. Diese Reise ist ein Fehler. Das Reisen bringt keine Erweiterung, man wird eher mondän, »informiert«, schluckt den interessanten, preisgekrönten Aspekt und sieht dumm drein wie das Jurymitglied eines Schönheitswettbewerbs.

Und dazu diese pfiffige Miene. Ist auch nicht besser. Man findet seine Wahrheit genauso gut, indem man achtundvierzig Stunden irgendeine Tapete anstarrt.

– Henri MichauxMichaux, Henri, EcuadorEcuador (1929)

Reisen schien ihm zudem überflüssig, da ihm die Einbildung leicht die gewohnte Wirklichkeit des vulgären Lebens zu ersetzen vermochte … Kein Zweifel zum Beispiel, dass man im Notfall dem störrisch langsamen Geiste nachhelfen, beim Lesen einer fesselnd geschriebenen Reisebeschreibung ruhig am Kamin verweilen und sich erfolgreich angenehmen Forschungen hingeben kann.

– Joris-Karl HuysmansHuysmans, Joris-Karl, Gegen den Strich (1884)

Man stellt sich Reisende gern als wagemutig vor, doch wir haben ein schmutziges kleines Geheimnis: Reisen ist eine der faulsten Methoden der Welt, die Zeit totzuschlagen. Beim Reisen geht es nicht nur darum, richtig faul zu sein, sondern auch um das kunstvolle Herumlungern und Vermeiden, durch unsere auffällige Abwesenheit können wir die Aufmerksamkeit auf uns lenken und gleichzeitig in die Privatsphäre anderer Leute vordringen – aktiv offensive Schmarotzer auf der Durchreise. GTES

Der Reisende als Voyeur

Der Reisende ist ein gieriger romantischer Voyeur. Gut versteckt in seinem Inneren findet sich ein unlösbarer Knoten aus Eitelkeit, Dreistigkeit und Mythomanie, den man schon fast pathologisch nennen könnte. Deshalb denkt der Reisende bei seinem schlimmsten Albtraum nicht an die Geheimpolizei, Medizinmänner oder Malaria, sondern an die Möglichkeit, einen anderen Reisenden zu treffen.

Aber da ist noch die Neugier. Selbst die furchtsamsten Phantasten brauchen die Befriedigung, ihre Phantasien hin und wieder auszuleben. Und manchmal muss man einfach nur eine Zeit lang verschwinden. Manchen von uns macht es Spaß, Grenzen zu überschreiten. Und was den Müßiggang betrifft: »Ein zielloses Vergnügen ist das reine Vergnügen.« GTES

Der Reisende als Eindringling

Es ist allgemein bekannt, dass neugierige Männer gern losziehen und an allen möglichen Orten herumschnüffeln (wo sie eigentlich nichts verloren haben) und mit einer beträchtlichen Ausbeute zurückkehren. Diese Geschichte [Herz der Finsternis] und noch eine andere … sind die Ausbeute, die ich aus dem tiefsten Afrika mitgebracht habe, wo ich wirklich nichts zu suchen hatte.

– Joseph ConradConrad, Joseph, Vorwort zu Youth; Heart of Darkness; The End of Tether (1902)

Reisen als Verwandlung

Das Reisen ist fatal für Vorurteile, Bigotterie und Engstirnigkeit, und gerade deshalb hätten viele Leute dringend eine Reise nötig. Umfassende, gesunde und wohlwollende Ansichten über andere Menschen und Dinge erhält man nicht, wenn man sein gesamtes Dasein in einem kleinen Winkel der Erde fristet.

– Mark TwainTwain, Mark, Die Arglosen im Ausland (1869)

Auf Reisen vollzieht sich bei Männern und Frauen eine Veränderung. Das sieht man in besonders übertriebener Form auf einem Schiff, wo sich die Persönlichkeit komplett verändern kann.

– John SteinbeckSteinbeck, John, in einem Brief (1960)

Die Person, die diese Notizen schrieb, starb, als sie ihren Fuß wieder auf argentinischen Boden setzte, und der sie ordnet und an ihnen feilt, »ich« bin nicht ich; zumindest bin ich nicht mehr dasselbe innere Ich. Dieses ziellose Streifen durch unser riesiges Amerika hat mich stärker verändert, als ich glaubte.

– Ernesto »Che« GuevaraGuevara, Ernesto »Che«, Latinoamericana: Tagebuch einer Motorradreise 1951/52

Der Reisende muss würdig sein

Der Reisende muss er selbst sein, in den Augen der anderen ein Mann, der es verdient hat, unter Gottes Himmel zu leben, und sei es auch ohne Religion: Er hat ein reines Herz und hat unter seinem bloßen Hemd schon viel erduldet; es genügt, und mag sein Weg voll Unheil sein, er würde bis ans Ende der Welt reisen.

– Charles Montagu DoughtyDoughty, Charles Montagu, Offenbarung Arabiens (1888)

Der Reisende wird bescheiden

Ich komme auf Kuchouk-Hanem [eine Kurtisane und Tänzerin in Esna] zurück. Wir denken an sie, sie jedoch denkt wohl kaum an uns. Wir machen Ästhetik auf ihre Kosten, während jener großartige, so interessante Reisende, der die Ehre hatte, ihr Lager zu teilen, vollständig aus ihrer Erinnerung verschwunden ist, wie etliche andere auch. Ah! Das lässt den Reisenden bescheiden werden; man merkt, welch kleinen Platz man in der Welt einnimmt.

– Gustave FlaubertFlaubert, Gustave, Brief an Louise Colet (1853)

Reiseliteratur

Literatur entsteht aus dem Unglück anderer. Viele Reisebücher scheitern schlicht am monotonen Glück ihrer Autoren.

– V.S. PritchettPritchett, V.S. (Victor Sawdon), Complete Essays (1991)

Das Schreiben von Reisebüchern, das zu Anfang nichts anderes ist als eine Posse, verwandelt sich vom Journalismus in Belletristik und endet genauso unweigerlich, wie der Kodama [Zug] in OsakaOsaka, bei der Autobiographie … Das namenlose Hotelzimmer in einer fremden Stadt versetzt einen in Beichtstimmung. AE

Zwischen dem Schreiben eines Reisebuches und dem eines Romans besteht kein anderer Unterschied als zwischen dem Festhalten dessen, was das Auge sieht, und der Entdeckung dessen, was die Phantasie weiß. AE

Wenn etwas Menschliches erzählt wird, entsteht gute Reiseliteratur. TEE

Reiseliteratur unterscheidet sich von der Entstehung eines Romans: Belletristik erfordert Konzentration und eine ausgeprägte Vorstellungskraft, Zuversicht, ja fast Magie. Aber ein Reisebuch schrieb sich, wie ich feststellte, beinahe wie von selbst, und das Schreiben war eine bewusste Handlung – wie das Reisen selbst. Man musste einfach nur gesund und kräftig sein und das nötige Selbstvertrauen haben. TEE

Zum Glück hatte ich mich geirrt, denn ohne Irrtümer keine Reiseliteratur. DCA

Einer der Gründe, warum wir immer noch nicht wissen, wie es ist, im All zu reisen oder den Mond zu erkunden: Bisher war kein Astronaut in der Lage, seine Erfahrungen literarisch zu vermitteln. Noch war kein MelvilleMelville, Herman auf dem Mond, nicht einmal ein UpdikeUpdike, John. FAF

Die Reisen von LawrenceLawrence, D.H. (David Herbert) im Postbus, im kalten Spätzug oder zu Fuß stehen in der großen mühseligen Tradition, die wahre Reiseliteratur hervorgebracht hat – das Auge, das langsam alles aufnimmt, die schmerzenden Füße, die zu einer Rast zwingen, bei der dann ganz normale Menschen in der verräucherten Küche des Gasthofes beobachtet werden.

– Anthony BurgessBurgess, Anthony, Einführung: D.H. LawrenceLawrence, D.H. (David Herbert) and Italy (1972)

[Henry MillersMiller, HenryDer Koloß von Maroussi] hat all die normalen Stigmata der Reiseliteratur; die falsche Intensität, die Neigung, die »Seele« einer Stadt nach zweistündigem Aufenthalt zu entdecken, die langweilige Wiedergabe der Gespräche mit Taxifahrern.

– George OrwellOrwell, George (in der Tribune, 1968)

Geschwindigkeit beim Reisen

Mit der Zeit erkannte ich, dass ich am besten reiste, wenn ich nicht schneller vorankam, als ein Hund trottet.

– Gardner McKayMcKay, Gardner, Journey without a Map (2009)

Zeitreisen

Die beste Form des Reisens wäre wohl die außerhalb der Zeit, wenn also die Jahre des Reisens nicht von der Lebenszeit abgehen würden. GTES

Reisen ist oft ein Experimentieren mit Zeit. In Drittweltländern hatte ich das Gefühl, in der Zeit zurückzureisen, die Vorstellung der Zeitlosigkeit habe ich jedoch nie akzeptiert. Die meisten Länder hatten bestimmte Jahre. In der TürkeiTürkei war es immer 1952, in MalaysiaMalaysia1937, in AfghanistanAfghanistan1910 und in BolivienBolivien1949. In der SowjetunionSowjetunion fühlte man sich zwanzig Jahre zurückversetzt, in NorwegenNorwegen zehn Jahre und in FrankreichFrankreich fünf. In AustralienAustralien ist es immer wie letztes Jahr und in JapanJapan wie nächste Woche. EnglandEnglandund die USAUSA waren die Gegenwart – aber die Gegenwart birgt die Zukunft. KBS

Reisen, das meist als Flucht vor dem eigenen Ich angesehen wird, ist meiner Meinung nach genau das Gegenteil. Es gibt nichts, was so sehr die Konzentration fördert oder das Gedächtnis anregt, wie eine unbekannte Landschaft oder eine fremde Kultur, und es ist schlicht unmöglich, sich (wie romantische Seelen immer meinen) an einem exotischen Ort selbst zu verlieren. Viel wahrscheinlicher ist eine Erfahrung von tiefer Vergangenheitssehnsucht, die geistige Rückkehr in ein früheres Lebensstadium oder die Einsicht in einen schwerwiegenden Fehler. Allerdings geschieht das nie bis zu dem Grad, dass man die exotische Gegenwart nicht mehr wahrnimmt. Was das Ganze lebendig und manchmal auch aufregend macht, ist die Verschränkung von Gegenwart und Vergangenheit. GIO

Eine echte Reise ist viel mehr als eine lebendige Unterbrechung oder eine längere Abwesenheit. Die beste Reise war keine einfache Zugfahrt, ja auch keine Ansammlung von Zugreisen, sondern etwas Längeres und Komplexeres: die Erfahrung einer vierten Dimension mit Zwischenhalten und Aufbrüchen und Längen; Krankheiten und Genesung, mal ist man gehetzt, mal hat man längere Wartezeiten, doch es gibt auch das Phänomen eines urplötzlichen Glücksgefühls, das einen zeitweise belohnt. GTES

Reisen in schweren Zeiten

Eine nationale Krise, ein politischer Aufruhr ist für den Reisenden eine Gelegenheit, ja ein Geschenk; denn nichts verrät einem Fremden mehr über einen Ort als Probleme. Selbst wenn die Krise wie so oft undurchschaubar ist, sorgt sie für Dramatik und macht den Reisenden zum Augenzeugen. GTES

Reisen und Liebe

Wenn man geliebt wird und sich frei fühlt und die Welt schon ein bisschen kennengelernt hat, reist man leichter und glücklicher. GTES

Ein Land sollte man riechen, um es zu verstehen

[KiplingKipling, Rudyard] hat die Gabe, die Menschen zum Hinschauen zu bewegen (denn die beste Voraussetzung für richtiges Denken ist die richtige Wahrnehmung; um ein Land zu verstehen, muss man es riechen).

– T.S. EliotEliot, T.S. (Thomas Stearns), A Choice of Kipling’s Verse (1943)

Reisen als Liebesaffäre

Denn wenn sich jede wahre Liebesaffäre wie eine Reise in ein fremdes Land anfühlen kann, in dem man die Sprache nicht richtig zu sprechen vermag und nicht weiß, in welche Richtung man geht, und immer tiefer in das einladende Dunkel hineingezogen wird, dann kann jede Reise in ein fremdes Land eine Liebesaffäre sein, in der man schließlich darüber grübelt, wer man ist und in wen man sich verliebt hat … Alle guten Reisen handeln, wie die Liebe, davon, dass man aus seinem Ich hinausbefördert und inmitten von Schrecken und Staunen wieder abgesetzt wird.

– Pico IyerIyer, Pico, »Warum wir reisen« (in Lettre International, 2009)

Tourismus und Sightseeing

Der Tourist ist Teil unserer Kulturlandschaft, ähnlich wie der Pilger im Mittelalter.

– V.S. PritchettPritchett, V.S. (Victor Sawdon), The Spanish Temper

Er hielt sich nämlich nicht für einen Touristen, sondern für einen Reisenden. Der Unterschied liege in der Zeit, pflegte er zu sagen. Während der Tourist gewöhnlich nach einigen Wochen oder Monaten nach Hause dränge, bewege sich der Reisende, der keinem Ort zugehöre, langsam, jahrelang, von einem Erdteil zum anderen.

– Paul BowlesBowles, Paul, Himmel über der Wüste (1949)

Touristen wissen nicht, wo sie gewesen sind, dachte ich. Reisende wissen nicht, wohin sie fahren. GIO

In MumbaiMumbai: Ein Tourist wäre in einen Tempel oder ein Museum gegangen. Ich war in einem Slum. GTES

Die Besichtigung von Sehenswürdigkeiten ist etwas, was eigentlich jedem Müßiggänger Freude bereitet, weil es so viel von Bildungserlebnis enthält, wenn man staunend Altes begafft. AE

Besichtigungen waren eine Art Zeitvertreib, doch brauchte es dazu viel Phantasie und Einfallsreichtum – wie wenn man sein eigenes Stück auf einer Bühne probt, von der die Schauspieler weggelaufen sind. AE

Sightseeing zählt zu den eher dubiosen Aspekten des Reisens … Es bietet die Langeweile und die Rituale einer Pilgerfahrt ohne deren spirituellen Nutzen. SWS

Nur ein Dummkopf gibt dem Regen die Schuld an einem schlechten Urlaub. TEE

Reisen sind keine Ferien, sondern oft genug das Gegenteil von Erholung. APE

Nichts verwundert einen Fremden mehr als die Vergnügungen einer Nation. KBS

Luxus ist der Feind der genauen Beobachtung, weil man vor lauter Wohlgefühl nichts mehr wahrnimmt. Luxus verdirbt und bevormundet uns und verhindert, dass wir die Welt kennenlernen. Das ist der Zweck von Luxus und der Grund, warum Kreuzfahrtschiffe und Grandhotels voller Dummköpfe sind, die, wenn sie eine Meinung äußern, wirken, als kämen sie von einem anderen Stern. Zu meinen schlimmsten Erfahrungen auf Reisen in Gesellschaft von Reichen gehörte neben der Tatsache, dass sie nie zuhören, ihre ständige Klage über die hohen Lebenshaltungskosten – tatsächlich klagten die Reichen oft, wie arm sie seien. GTES

Es ist eine beinah unabdingbare Tatsache, dass der Flugtourismus die Ausländer nur in die mottenzerfressensten Länder der Erde verfrachtet: Der Tourismus, den man gerade in den rückständigen Gesellschaften ankurbeln will, ist nichts anderes als ein blinder, plumper Überfall der mobilen Reichen auf die passiven Armen. APE

Touristen glauben fast alles, solange sie es bequem haben. GIO

Wenn ein Mann viel Geld gemacht hat, ist er ein schlechter Zuhörer und ungeduldiger Tourist. AGM

Sie betrachtete ihre Reisen wie eine Reklame, sie sah einen langen, puderweißen Strand mit einer tropischen Brise vor sich, die durch die Palmen und ihre Haare fächelte; er sah darin verbotene Früchte, vergeudete Zeit und entsetzliche Unkosten.

– Vladimir NabokovNabokov, Vladimir, The Original of Laura (2009)

Abreise

Von zu Hause wegzugehen kommt nicht als Schock, sondern eher als ein langsam wachsendes Trauergefühl; es verstärkt sich mit jedem vertrauten Ort, der am Fenster vorbeizieht, der verschwindet und zur Vergangenheit wird. Die Zeit wird sichtbar und bewegt sich mit der Landschaft. Jede verstreichende Sekunde wurde mir vorgeführt, während der Zug dahinschoss und die Gebäude mit einem Tempo abhakte, das mich melancholisch stimmte. APE

Nichts passt besser zu einer bedeutungsschweren Abreise als schlechtes Wetter. GTES

Grenzen

An den Grenzen vieler ungleicher Nachbarstaaten findet sich das typische Verhältnis von Pilzen zu einem Misthaufen. APE

Je kleiner das Land, desto mehr Umstände; in Sachen Visa und Grenzverkehr machen die kleinsten Länder immer das größte Theater – wie ein zu klein geratener Polizist auf einer Verkehrsinsel. AGM

Wie sehr sich ein Fluss als Grenze eignet: Wasser ist neutral und lässt mit seinen unparteiischen Windungen die nationale Grenzlinie als göttlich gewollt erscheinen. APE

Ich blickte nach Süden über den Fluss hinweg und begriff, dass ich einen anderen Kontinent vor mir hatte, ein anderes Land, eine andere Welt. Da drüben gab es Geräusche – Musik, aber nicht nur Musik, sondern auch Quäken und Hupen von Stimmen und Autos. Die Grenze war Wirklichkeit; da drüben taten die Menschen die Dinge anders. Mit einiger Anstrengung sah ich Bäume, die sich vor Neonschildern mit Bierwerbung abzeichneten, einen Verkehrsstau, die Quelle der Musik. Keine Menschen, aber die Autos und Lastwagen bezeugten ihre Anwesenheit. Weit dahinter, hinter der mexikanischen Stadt Nuevo LaredoNuevo Laredo, ein schwarzer Hang: die konturlosen, nachtdunklen Republiken Lateinamerikas. APE

Wer noch nie eine afrikanische Grenze zu Fuß passiert hat, war nicht wirklich in dem jeweiligen Land, denn der Flughafen der Hauptstadt ist nur ein Trick; die ferne Grenze, die scheinbar am Rand liegt, ist die zentrale Realität des Landes. DSS

Flugreisen

Über die meisten Flugreisen gibt es nicht viel zu erzählen. Nur das Katastrophale ist der Rede wert, also definiert man einen angenehmen Flug durch Negationen: Das Flugzeug wurde nicht entführt, man ist nicht abgestürzt, man hat sich nicht übergeben, man war nicht verspätet, man hat sich nicht vor dem Essen geekelt. Also ist man dankbar. Diese Dankbarkeit bringt eine so große Erleichterung, dass das Gehirn leer wird – zu Recht, denn der Flugreisende ist ein Zeitreisender. Er kriecht in eine teppichbelegte, nach Desinfektionsmittel stinkende Röhre und wird festgeschnallt, um nach Hause zu gelangen oder von zu Hause wegzukommen. Die Zeit wird verstümmelt, zumindest verdreht, denn er reist in einer Zeitzone ab und kommt in einer anderen wieder heraus. Von dem Augenblick an, in dem er in eine Röhre gestiegen ist und in unbequem aufrechter Haltung sein Knie gegen den Sitz vor sich gepresst hat, vom Augenblick seines Abflugs an konzentriert sich sein Denken auf die Ankunft. Jedenfalls wenn er überhaupt denkt. Wenn er aus dem Fenster sehen würde, böte sich ihm nichts als die Tundra der Wolkendecke und der leere Raum darüber. Die Zeit wird glänzend geblendet: Es gibt nichts zu sehen. Deswegen scheinen so viele Menschen sich beinah zu entschuldigen, wenn sie per Flugzeug reisen. Sie sagen: »Am liebsten würde ich diese Plastikjumbos vergessen, einen Dreimaster besteigen und mir oben an Deck den Wind um die Nase wehen lassen.« APE

Flugzeuge haben uns unser Gefühl für den Raum genommen; wir sind behindert wie Liebende, die in einer Ritterrüstung stecken. APE

Flugzeuge verzerren Zeit und Raum. Und man wird durchsucht. GTES

Flugreisen sind sehr einfach und ärgerlich und machen Angst. Es ist wie beim Zahnarzt, sogar die Sitzgelegenheiten ähneln sich. FAF

Eine Zugfahrt ist eine Reise; alles andere – vor allem das Fliegen – ist ein Transfer; die Reise beginnt erst, wenn das Flugzeug landet. AE

Die Rückreise

Auf jeder Reise spricht einiges dafür, an einen Ort zurückzukehren, um seine Eindrücke zu überprüfen. Vielleicht hat man sein Urteil übereilt gefällt? Vielleicht sah man den Ort in einem guten Monat? Könnte einen das Wetter positiv gestimmt haben? Jedenfalls kommt es beim Reisen oft genug darauf an, Gelegenheiten zu nutzen. Es ist eine persönliche Angelegenheit. Selbst wenn ich mit Ihnen reisen würde, wäre Ihre Reise nicht die meine. DCA

Reisen ist ein Übergang und beginnt im besten Fall mit dem Aufbruch von zu Hause. Ich hasste es, wie mit dem Fallschirm über einem Ort abzuspringen. Ich musste eine Verbindung zwischen den jeweiligen Orten herstellen können. Ein Problem, das ich mit Reisen allgemein hatte, war die Leichtigkeit, mit der man aus einer vertrauten Umgebung in die Fremde befördert werden konnte. Es erinnert an einen Flug zum Mond, wenn beispielsweise ein New Yorker Büromensch mit raketenhafter Geschwindigkeit über Nacht ins innere Afrika transportiert wird, um dort Gorillas anzustarren. Da muss man sich einfach fremd fühlen. Die andere Methode, das langsame Anreisen, die Überquerung der Landesgrenzen, wenn ich mit meiner Tasche und meinem Pass an Stacheldraht vorbeitrottete, rief mir immer wieder in Erinnerung, dass es eine Beziehung zwischen dem Hier und Dort gibt und dass Reiseliteratur die Geschichte vom Dort und vom Zurück ist. DSS

Ist nicht das Nachhausekommen der größte Lohn einer Reise? Die Beruhigung durch Familie und alte Freunde, die vertraute Umgebung und die häusliche Bequemlichkeit? GIO

2Der Nabel der Welt

AUF DER OSTERINSELOSTERINSEL (RAPA NUI) ODER RAPA NUI, wo ich für mein Buch Die glücklichen Inseln Ozeaniens mit meinem Kajak unterwegs war, sagte ein Inselbewohner zu mir: »Das ist pito.« Ich antwortete: »Wirklich?« Der Begriff ist mit dem hawaiianischen Wort piko verwandt und bedeutet Nabel. Der Insulaner fuhr fort: »Te Pito te Henua«, und erklärte: »Nabel der Welt.« Eine Vorstellung, der man auf einem kleinen, sturmgepeitschten Eiland mitten in einem kalten Ozean, 3500 Kilometer vom Festland entfernt, durchaus erliegen kann. Aber anscheinend stammt der Name von einem Kind, geboren von einer Frau, die gerade mit dem ersten Kanu eingetroffen war, geführt von ihrem König Hotu-Matua, dem Ahnherrn der Bewohner und Entdecker von Rapa NuiOsterinsel (Rapa Nui). Das rituelle Durchschneiden der Nabelschnur war vielleicht das erste Ritual, das je Menschen auf der Insel vollzogen. Das Datum ist umstritten, vermutlich irgendwann um das Jahr 500 – erstaunlich, wenn man bedenkt, welche Fähigkeiten für eine solche Seereise erforderlich waren, angefangen beim Bau der Kanus bis zur Navigation. W.J. ThomsonThomson, William J. erklärt in seinem Buch Te Pito te Henua, einer großangelegten ethnographischen Untersuchung über die OsterinselOsterinsel (Rapa Nui), Hotu-Matua habe der Insel den Namen gegeben, als er sie zum ersten Mal sah. Aus der Ferne sieht die vulkanische Formation mit dem erloschenen Kegel des Rana Raraku – ein Klumpen nackter Felsen in einem leeren Ozean – tatsächlich wie ein versteinerter Nabel aus.

Als ich für mein Buch An den Gestaden des Mittelmeers in DelphiDelphi unterwegs war, zeigte mir unsere Führerin einen Felsen und erklärte mit feierlicher Stimme, dies sei Omphalos, der Nabel der Welt. Daraufhin überlegte ich, wie oft wir doch denken, die eigene Stadt oder das Heimatdorf sei der Mittelpunkt der Welt. Ich bin aus BostonBoston und höre seit Kindestagen, wie man BostonBoston als »the Hub« bezeichnet – normalerweise in den Schlagzeilen des Boston Globe. »The Hub« ist die Kurzform für »the Hub of the Universe«, also die »Drehscheibe« der Welt. Diese Übertreibung geht zurück auf Oliver Wendell Holmes’Holmes, Oliver Wendell Essaysammlung The Autocrat of the Breakfast-Table, in der ein Bostoner verkündet: »Das Parlamentsgebäude in Boston ist die Drehscheibe des Sonnensystems.«

Eine selbstgefällige Vorstellung, aber meiner Meinung nach harmlos. Hier ist eine Liste anderer irdischer Punkte, die als Nabel der Welt betrachtet werden:

ChinaChina: Die Chinesen nannten (und nennen) ihr Land Zhōngguó, das Reich der Mitte und damit Zentrum der Welt.

ArizonaArizona: Der Stamm der Tohono O’Odham betrachtet den Baboquivari Peak in der Nähe von Sasabe in Pima County als Nabel der Welt, wo nach dem Abebben der großen Flut die ersten Menschen auftauchten, um die Erde zu besiedeln.

CuzcoCuzco, PeruPeru: Im Schöpfungsmythos bedeutet »Qosqo« auf Quechua »Nabel der Welt«. Für die Inka war das CuzcoCuzco.

JerusalemJerusalem: Die Al-Aqsa-Moschee (»die ferne Kultstätte«) signalisiert mit ihrer Kuppel, dass sie den Nabel der Welt markiert.

MekkaMekka, Saudi-ArabienSaudi-Arabien: Auch von der Kaaba, der heiligsten Stätte des Islam, sagt man, sie sei der Nabel der Welt. In einem islamischen Text heißt es: »Vierzig Jahre bevor Allah den Himmel und die Erde schuf, war die Kaaba eine trockene Stelle, die auf dem Wasser trieb und von der sich die Erde ausbreitete.«

MexikoMexiko: Auch die Insel PacandaPacanda im Pátzucuaro-See beansprucht den Titel »Nabel der Welt«.

KolumbienKolumbien: Für die Arhuaco und Kogi, die sich selbst »die älteren Brüder« der Menschheit nennen, ist die Sierra Nevada de Santa MartaSierra Nevada de Santa Marta, Kolumbien der Mittelpunkt der Erde.

Färöer-InselnFäröer-Inseln: Die Hauptstadt TórshavnTórshavn wurde vom bekanntesten Schriftsteller der Inseln, William HeinesenHeinesen, William (1900–1991), häufig als Nabel der Welt bezeichnet. Vielleicht verleitete ihn sein ausgeprägter Lokalpatriotismus dazu. Übrigens sprach er zwar Färöisch, schrieb aber auf Dänisch.

AyutthayaAyutthaya, ThailandThailand: Der Tempel Wat Phra Si San Phet, erbaut 1448 von König Boromtrilokanath in der ehemaligen Hauptstadt (1350–1767) Siams, wurde Mittelpunkt der Erde genannt.

Bodh GayaBodh Gaya, IndienIndien: Es heißt, dass BuddhaBuddha (Siddhartha Gautama) an dieser heiligen Stätte saß, als er erleuchtet wurde. Sie wird vom Diamantthron (Vajrasana) markiert, einer Plattform aus Stein. Wenn das Universum endgültig zerstört wird, so glaubt man, wird dieser Ort zuletzt verschwinden und zuerst wieder auftauchen, wenn das Universum erneut beginnt.

PermPerm, RusslandRussland: Bei einer Internet-Abstimmung sprachen sich neuntausend Einwohner dafür aus, an einer Stelle, die Nabel der Welt genannt wird, ein Denkmal zu errichten.

3Die Freuden der Eisenbahn

KEIN TRANSPORTMITTEL INSPIRIERT so zum genauen Hinschauen wie die Eisenbahn. Über Flugreisen gibt es keine Literatur, und auch über Busreisen ist nicht viel zu lesen. Kreuzfahrten inspirieren zu gesellschaftlichen Analysen, zu viel mehr aber auch nicht. Der Zug ist prädestiniert für die Entstehung von Literatur, weil jeder, der will, beim Bahnfahren schreiben (und auch schlafen und essen) kann. Die vorüberziehende Landschaft hinterlässt beim beruhigenden Dahinrattern ebenso tiefe Eindrücke wie der Zug an sich. Flugreisen sind immer gleich, eine Zugfahrt ist immer anders. Der Zugreisende ist häufig gesellig und redselig, oft wirkt er regelrecht befreit. Vielleicht, weil man sich im Zug frei bewegen kann. Die Reisenden sind »gelöst«, »locker« – wie die Stimmung. Völlig Fremde sind die besten Erzähler und die besten Zuhörer.

Zugreisen – Hauptstrecken

In einem Zug ist alles möglich: ein üppiges, geradezu fürstliches Mahl, ein Besäufnis, Besuch von Leuten, die Karten klopfen, eine heimliche Liebschaft, erholsamer nächtlicher Schlaf und die Geschichten von Reisebekanntschaften, bei denen man das Gefühl hat, was sie berichten, sei so vollkommen wie klassische russische Erzählungen. Alles ist möglich, selbst der dringende Wunsch, wieder auszusteigen. AE

Es konnte für mich auf Reisen kaum etwas Vollkommeneres geben, als beim Anbruch der Nacht einen Zug zu besteigen, einer eisigen, hemmungslosen Stadt die Abteiltür vor der Nase zuzuschlagen und zu wissen, dass der Morgen mir einen neuen Breitengrad bringen würde. Für ein Schlafwagenabteil in einem Schnellzug nach Süden hätte ich wohl immer alles gegeben. APE

Der halbe Jazz ist Eisenbahnmusik, Bewegung und Geräusch des Zuges selbst sind der Rhythmus des Jazz. Überraschend ist das nicht: Die Ära der Jazzmusik war zugleich das Zeitalter der Eisenbahn. Die Musiker reisten entweder mit der Bahn oder gar nicht, das stampfende Tempo, das Rattern und der einsame Pfeifton fanden ebenso ihren Weg in die Songs wie die Eisenbahnstädte an der Strecke – wie sonst wären JoplinJoplin oder Kansas CityKansas City in Liedtexten zu Ehren gekommen? APE

Geister, also in den Augen der Jungen schlicht alte Menschen, haben alle Zeit der Welt, ein weiteres Vergnügen des ziellosen Reisens auf langen Strecken – eine Reise mit halbierter Geschwindigkeit in langsamen Zügen, bei der man alles andere auf später verschiebt. GTES

Gute Züge fahren nie weit genug, schlechte sind nie früh genug am Ziel. APE

Inzwischen war ich lange genug in Lateinamerika, um zu wissen, dass den Zügen ein Klassenstigma anhaftete. Nur halbwegs Mittellose, Lahme, Barfüßige, Indios und geistig minderbemittelte Hinterwäldler fuhren mit der Bahn oder wussten überhaupt von ihrer Existenz. Gerade aus diesem Grund bot sie eine gute Einführung in das soziale Elend und die landschaftliche Pracht dieses Kontinents. APE

Die große Herausforderung beim Reisen besteht nicht darin, in einer glamourösen fremden Stadt anzukommen, sondern zu erfahren, wie man abreist, also einen Weg aus der Stadt findet, ohne das Flugzeug zu nehmen. Busse sind meist unangenehm, und Busbahnhöfe sind weltweit Brutstätten für Taschendiebe, Schläger, fliegende Händler und Straßenräuber. Mietwagen sind praktisch, aber fast immer wird man dabei übers Ohr gehauen – und außerdem: Wer will das Geschwätz des Fahrers hören? Der Zug ist nach wie vor ideal – man geht einfach zum Bahnhof und steigt ein. GTES

Es gab kaum ein Vergnügen in EnglandEngland, das es mit einer Bahnfahrt in einem kleinen, nur drei Waggons umfassenden Zug auf einer Nebenlinie aufnehmen konnte, etwa auf der Strecke von St. ErthSt. Erth nach St. IvesSt. Ives. Und es stand nie außer Frage, dass ich mich auf einer Nebenlinie befand, denn nur bei diesen Zügen wurden die Fenster von den Ästen der Bäume gebürstet, die dicht an den Gleisen wuchsen. Die Nebenlinien führten meist durch Wälder. Man konnte anhand des Geräuschs an den Fenstern – die Äste drückten wie Feudel und Schrubber gegen das Glas – erkennen, um welche Art Zug es sich handelte. Man erkannte die Nebenlinie mit geschlossenen Augen. KBS

Die Nostalgie von Eisenbahnfans ist gefährlich, sie sehnen sich nach der Vergangenheit und sind am glücklichsten, wenn sie einen alten Zug in ein Spielzeug verwandeln können. KBS

Bei der besten Geschichte über den Bahnhof von KairoKairo geht es um einen Mann, der lange am Schalter für die dritte Klasse anstehen musste. Die Geschichte hat mir jemand erzählt, der sie selbst miterlebte. Als der genervte und zornige Fahrgast schließlich an der Reihe war, machte er seiner Wut Luft und sagte zum Schalterbeamten: »Wissen Sie überhaupt, wer ich bin?« Der Beamte musterte ihn und sagte, ohne zu zögern: »In einem so schäbigen Anzug, mit einer Wassermelone unterm Arm und einem Ticket dritter Klasse nach El MinyaEl Minya, wer können Sie schon sein?« DSS

Ein Zug ist kein Fahrzeug. Ein Zug ist ein Teil des Landes, ein Ort. DCA

Ein Zug bietet ein Maximum an Gelegenheiten und ein Minimum an Risiken. AE

Seit meiner Kindheit, die ich in Hörnähe der Boston and Maine-Eisenbahnlinie verbrachte, habe ich selten einen Zug vorüberfahren hören, ohne den heißen Wunsch zu verspüren, mitzufahren. Das Pfeifen der Lokomotive hat mich stets verzaubert: Eisenbahnzüge sind wie unwiderstehliche rollende Basare. Mühelos eilen sie dahin, egal wie die Landschaft beschaffen ist, durch die sie führen; sie heben die Stimmung, weil alles so schnell geht, und bereiten einem nie Übelkeit, selbst wenn man etwas getrunken hat. So ein Zug hat selbst an den unheimlichsten Orten noch etwas Beruhigendes – er hat nichts zu tun mit dem Angstschweiß, der einem im Flugzeug ausbricht, mit dem Rumoren im Bauch von der schlechten Luft in Überlandbussen und der Lähmung, die einen im Auto befällt. Ist der Zug auch noch groß und bequem, braucht man nicht einmal ein Ziel; ein Eckplatz genügt, und du bist einer von jenen Reisenden, die ständig unterwegs sind, immer auf den Schienen, niemals ankommen oder das Gefühl haben, sie müssten irgendein Ziel erreichen. AE

Züge fahren nicht ab: sie machen sich auf den Weg und bewegen sich mit einer Geschwindigkeit, die der Landschaft zugutekommt und dem Land, das sie durchqueren, Bedeutung verleiht.

– William GaddisGaddis, William, Die Fälschung der Welt (1955)

Gespräche in Zügen

Wie so viele Unterhaltungen, die ich mit Mitreisenden im Zug führte, war auch diese völlig ungezwungen und freimütig; das kommt von der Gemeinsamkeit des Reisens, der Bequemlichkeit eines Speisewagens und der Gewissheit, dass keiner den anderen je wiedersehen wird. AE

Die Romantik des Schlafwagens

Das romantische Gefühl, das man mit einem Schlafwagen verbindet, kommt wohl von seiner Abgeschiedenheit und Ungestörtheit, in der sich die besten Charakteristika eines Schranks mit den Vorzügen der Vorwärtsbewegung verbinden. Was auch an Aufregendem sich in diesem rollenden Schlafzimmer abspielt, es wird noch verstärkt durch die Landschaft, die am Fenster vorüberzieht: sich aufwölbende Hügel, unversehens auftauchende Berge, eine laut klappernde Eisenbahnbrücke oder der schwermütig stimmende Anblick von Leuten, die unter gelben Lampen stehen. Und das Gefühl des Reisens als eine ununterbrochene Abfolge von Visionen, eine Kette von Bildern, eine grand tour quer über die gewölbte Oberfläche der Erde – ohne die verzerrende Leere der Luft oder der See –, diese Vorstellung lässt sich nur mit der Eisenbahn verwirklichen. Ein Zug ist ein Gefährt, in dem man es wohnlich hat und wirklich zu Hause sein kann: Dinner in the diner, nothing could be finer. – Nichts schöner, als auf Reisen in einem Speisewagen zu speisen. AE

Meiner Meinung nach ist die Koje [im Schlafwagen] einfach perfekt, perfekt konzipiert und umgesetzt, dieses kleine grüne Loch in der dunklen, dahinrasenden Nacht, dieser weiche Kaninchenbau in einer harten Welt.

– E.B. WhiteWhite, Elwyn Brooks, »Progress and Change« (in: One Man’s Meat, 1944)

Züge als Sammelsurium einer Kultur

Die thailändische Staatsbahn ist bequem und vorzüglich geführt. Mittlerweile wusste ich genug vom Eisenbahnfahren in Südostasien und vermied es, Plätze in Schlafwagen mit Klimaanlagen zu belegen, in denen man sich halb zu Tode friert und die keinen einzigen der Vorteile bieten, die für die hölzernen Liegewagen eine Selbstverständlichkeit sind: breite Liegen und Duschen nebenan. Es gibt keinen anderen Zug in der Welt, wo im Badeabteil ein Steinkrug steht und wo man sich vor dem Essen nackt hinstellen und mit einer Kelle kaltes Wasser über sich schöpfen kann. Jeder Zug in jedem Land zeigt die wichtigsten Charakteristika der betreffenden Kultur: so zum Beispiel in den Thai-Zügen diesen Wasserkrug im Duschabteil mit dem lasierten Drachen an der Seite; ceylonesische Züge führen Extrawaggons für buddhistische Mönche mit, indische eine vegetarische Küche und sechs Klassen, die iranischen Gebetsteppiche, die malaysischen Garküchen, in denen man Nudelgerichte bekommt, die vietnamesischen kugelsicheres Glas in der Lokomotive und jeder Waggon eines russischen Zuges einen Samowar. Der rollende Eisenbahn-Basar mit seinem Zubehör und seinen Reisenden gab ein so vollständiges Bild von der jeweiligen Gesellschaft, dass man sich jedes Mal, wenn man einstieg, so etwas wie dem jeweiligen Nationalcharakter gegenübersah. AE

Schon Jahre zuvor war mir aufgefallen, wie genau sich die Kultur eines Landes in seinen Eisenbahnen widerspiegelt: Ein armseliges, notleidendes Land hat armselige, notleidende Eisenbahnzüge, eine stolze, tüchtige Nation wie JapanJapan ist auch an ihrem fahrenden Inventar zu erkennen. IndienIndien lässt hoffen, da den Zügen wesentlich größere Bedeutung beigemessen wird als den motorisierten Affenkäfigen, die manche Inder über die Straßen steuern. Besonders die Speisewagen sprechen Bände (wenn es überhaupt keinen Speisewagen gibt, ist das betreffende Land ohnehin indiskutabel). Der Nudelstand im malaysischen Zug, Borschtsch und schlechte Manieren in der »Transsibirischen Eisenbahn«, Kippers und geröstete Brotscheiben im »Flying Scotsman«. Und hier, im »Lake Shore Limited« der Firma Amtrak, zeigte mir ein Blick auf die Frühstückskarte, dass ich eine Bloody Mary oder einen Screwdriver bestellen konnte, einen »Morgenmuntermacher«, wie sich diese Injektion von Wodka in meine Adern hier nannte. Auf der ganzen Welt gibt es keinen anderen Zug, in dem man sich zu dieser morgendlichen Stunde Hochprozentiges bringen lassen kann. APE

Bestimmte Zugreisen

Somerset MaughamMaugham, William Somerset in ThailandThailand: Warum aus dem Zug aussteigen?

Der Zug erreichte AyudhyaAyudhya