Das Verschwinden der Landschaft - Jean-Philippe Toussaint - E-Book

Das Verschwinden der Landschaft E-Book

Jean-Philippe Toussaint

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Beschreibung

Nach einer längeren Zeit im Koma kommt ein Mann zur Rekonvaleszenz in eine Wohnung nach Ostende. An einen Rollstuhl gefesselt sitzt er dort im sechsten Stock in zweiter Reihe vor dem Meer und beobachtet durch das Fenster den Strand und das Treiben umherirrender Möwen, ganz dem Lauf seiner Gedanken, Erinnerungen und Beobachtungen ausgeliefert. Er versucht, sich zu erinnern: War es ein Unfall – oder sogar ein Attentat? Gab es da nicht eine Explosion auf dem Weg zu einer Verabre- dung in einem Brüsseler Café? Vor seinem Fenster wird eine Baustelle eingerichtet: Nach und nach wächst eine dunkle Be- tonmauer, die erst seine Aussicht auf das Meer von Ostende verdeckt, dann sein Zimmer verdunkelt. Er ist gezwungen, Das Verschwinden der Landschaft zu erleben. Jean-Philippe Toussaint ist ein ebenso ernster wie humorvoller, ein ironischer und tiefgründiger Schriftsteller, weltweit aner- kannt und übersetzt. Mit seinem neuesten sehr ergreifenden Text zeigt er das anhaltende Erstaunen seines Protagonisten über das, was ihm widerfahren ist, was ihm unversehens angetan wurde in einem schier unglaublichen Übergriff auf sein Leben.

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Nach einer längeren Zeit im Koma kommt ein Mann zur Rekonvaleszenz in eine Wohnung nach Ostende. An einen Rollstuhl gefesselt sitzt er dort im sechsten Stock in zweiter Reihe vor dem Meer und beobachtet durch das Fenster den Strand und das Treiben umherirrender Möwen, ganz dem Lauf seiner Gedanken, Erinnerungen und Beobachtungen ausgeliefert. Er versucht, sich zu erinnern: War es ein Unfall – oder sogar ein Attentat? Gab es da nicht eine Explosion auf dem Weg zu einer Verabredung in einem Brüsseler Café? Vor seinem Fenster wird eine Baustelle eingerichtet: Nach und nach wächst eine dunkle Betonmauer, die erst seine Aussicht auf das Meer von Ostende verdeckt, dann sein Zimmer verdunkelt. Er ist gezwungen, Das Verschwinden der Landschaft zu erleben.

Jean-Philippe Toussaint ist ein ebenso ernster wie humorvoller, ein ironischer und tiefgründiger Schriftsteller, weltweit anerkannt und übersetzt. Mit seinem neuesten sehr ergreifenden Text zeigt er das anhaltende Erstaunen seines Protagonisten über das, was ihm widerfahren ist, was ihm unversehens angetan wurde in einem schier unglaublichen Übergriff auf sein Leben.

 

 

Inhalt

Das Verschwinden der Landschaft

Nachwort von Denis Podalydès

 

LA DISPARITION DU PAYSAGEwurde am 18. November 2021im Théâtre des Bouffes du Nord, Paris, uraufgeführt, mit Denis Podalydès, Mitglied der Comédie-Française.Bühnenbild und Regie: Aurélien Bory

 

Ich verbringe meine Genesungszeit in Ostende. Jeden Tag kommt eine Pflegerin, die kein Französisch spricht (möglicherweise spricht sie nur Niederländisch), sie bringt mich abends ins Bett und hilft mir beim Aufstehen. Ich habe das Gefühl, dass es keine Unregelmäßigkeit in meinem Leben gibt, seit ich nun schon seit Monaten hier im Rollstuhl festsitze, und dass sich die Tage vor dem Fenster dieser Wohnung unterschiedslos aneinanderreihen. Wie lange meine Rekonvaleszenz dauern wird, weiß ich nicht. Mir ist nicht kalt, mir fehlt es an nichts. Ich habe keinerlei Erinnerung an den Unfall. Wurde ich von einem Auto überfahren? Oder bin ich gestürzt? Die Treppe hinuntergefallen? Oder war es ein Attentat? Kann es sein, dass ich Opfer eines Attentats war? Ich weiß es nicht. Ich habe keine Schmerzen, kein physisches Leid, aber ein Erstaunen erfüllt mich – ein Erstaunen, das nicht nachlässt. Ich erinnere mich nicht mehr besonders gut an mich, wer ich bin, oder eher, wer ich war. Jedoch ist mein Bewusstsein der Gegenwart nicht beeinträchtigt, es ist sogar außergewöhnlich ausgeprägt, als ob die erzwungene Stilllegung meiner gesamten anderen Fähigkeiten mich plötzlich mit einer um das Zehnfache gesteigerten, geschärften und zugespitzten Aufmerksamkeit den sichtbaren Augenblick wahrnehmen lässt.